„Agudat Jisra’el“ – Versionsunterschied

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Der Vorstellung der Agudat Jisra’el nach kann eine nationale Erlösung nicht durch die politische Bewegung des [[Zionismus]], sondern ausschließlich durch die Befolgung aller in der Tora verankerten religiösen Gebote ([[Mitzwot]]) erreicht werden. Dennoch versucht die Partei, größtmöglichen Einfluss auf die weltanschauliche Ausrichtung des Staates Israel auszuüben. Aus dem Kampf ''gegen'' den zionistischen Staat wurde im Rahmen der politischen Möglichkeiten mehr und mehr ein Kampf ''um'' den Staat Israel. Eines der Resultate dieses Versuchs war der mit [[David Ben-Gurion]] ausgehandelte ''Status quo'', der den jüdischen Charakter des zionistischen Staates sichern sollte. Inhalt dieses ''Status-quo''-Vertragswerks waren u.a. die Zusicherung, den [[Sabbat]] als nationalen Ruhetag zu verankern, und dass die [[Ketubba|Ehe-]] und [[Scheidebrief|Scheidungsjurisdiktion]] den [[Beth Din|rabbinischen Gerichten]] auf Basis der Halacha vorbehalten sei.
Der Vorstellung der Agudat Jisra’el nach kann eine nationale Erlösung nicht durch die politische Bewegung des [[Zionismus]], sondern ausschließlich durch die Befolgung aller in der Tora verankerten religiösen Gebote ([[Mitzwot]]) erreicht werden. Dennoch versucht die Partei, größtmöglichen Einfluss auf die weltanschauliche Ausrichtung des Staates Israel auszuüben. Aus dem Kampf ''gegen'' den zionistischen Staat wurde im Rahmen der politischen Möglichkeiten mehr und mehr ein Kampf ''um'' den Staat Israel. Eines der Resultate dieses Versuchs war der mit [[David Ben-Gurion]] ausgehandelte ''Status quo'', der den jüdischen Charakter des zionistischen Staates sichern sollte. Inhalt dieses ''Status-quo''-Vertragswerks waren u.a. die Zusicherung, den [[Sabbat]] als nationalen Ruhetag zu verankern, und dass die [[Ketubba|Ehe-]] und [[Scheidebrief|Scheidungsjurisdiktion]] den [[Beth Din|rabbinischen Gerichten]] auf Basis der Halacha vorbehalten sei.
Um ihre politische Rolle zu stärken, schloss sich die Agudat Jisra’el mit anderen religiösen Parteien (Po’alei Agudat Jisra’el, [[Mizrachi]] und haPo’el haMizrachi) bei den Wahlen zur 1. Knesset zu einer gemeinsamen Wahlliste, der „Vereinigten Religiösen Front“, zusammen. Durch die spätere Auflösung dieser Vereinigung und die Bildung anderer religiöser Parteien blieb das politische Gewicht der Agudat Jisra’el bis 1981 relativ gering, sie konnte in Wahlen nie mehr als vier Parlamentssitze erringen. Trotzdem erlaubten es die politischen Bedingungen in Israel, dass die Partei teilweise für die Koalitionsbildungen entscheidend war. 1977 wurde die Partei erstmals an der Regierung beteiligt.
Um ihre politische Rolle zu stärken, schloss sich die Agudat Jisra’el mit anderen religiösen Parteien (Po’alei Agudat Jisra’el, [[Mizrachi]] und [[HaPo'el haMizrachi]]) bei den Wahlen zur 1. Knesset zu einer gemeinsamen Wahlliste, der „Vereinigten Religiösen Front“, zusammen. Durch die spätere Auflösung dieser Vereinigung und die Bildung anderer religiöser Parteien blieb das politische Gewicht der Agudat Jisra’el bis 1981 relativ gering, sie konnte in Wahlen nie mehr als vier Parlamentssitze erringen. Trotzdem erlaubten es die politischen Bedingungen in Israel, dass die Partei teilweise für die Koalitionsbildungen entscheidend war. 1977 wurde die Partei erstmals an der Regierung beteiligt.


Im Jahre 1983 trennten sich die [[Sephardim|sephardischen]] Anhänger der Agudat Jisra’el und gründeten die „[[Schas]]“-Partei, wodurch die Mutterpartei auf nur zwei Parlamentssitze reduziert wurde.
Im Jahre 1983 trennten sich die [[Sephardim|sephardischen]] Anhänger der Agudat Jisra’el und gründeten die „[[Schas]]“-Partei, wodurch die Mutterpartei auf nur zwei Parlamentssitze reduziert wurde.

Version vom 19. April 2013, 23:10 Uhr

Agudat Jisra’el (hebr. אגודת ישראל etwa: Vereinigung Israel), im aschkenasischen Umfeld Agudas Jisroel oder kurz Aguda(h), 1912 in Kattowitz gegründet, ist eine aschkenasische orthodox jüdische Partei in Israel und eine weltweit tätige Organisation, die sich für den Einfluss der Tora und der jüdischen Gesetzgebung (Halacha) in der jüdischen Gesellschaft in Israel und in der Diaspora einsetzt. Die Aguda lehnt den säkularen Zionismus seit jeher ab, eine Haltung, die sich mit ihrem Eintritt in das politische System des Staates Israel nicht geändert hat.

Vor der Gründung des Staates Israel

Agudat Jisra’el wurde am 28. Mai 1912 im damals noch deutschen Kattowitz gegründet.[1] Als Sammlungsbewegung des traditionellen, streng religiösen, nicht zionistischen Judentums führte sie Vertreter verschiedener Richtungen, Chassidim, Mitnagdim, aber auch neo-orthodoxe Juden im Kampf gegen den Zionismus zusammen. Die Aguda lehnte zwar den säkularen politischen Zionismus ab, hatte jedoch gegen eine jüdische Besiedlung Palästinas nichts einzuwenden und förderte die Auswanderung junger orthodoxer Juden. Daneben kann das Bestreben, sich in einem Block zu sammeln, auch als Reaktion auf den Einfluss von Aufklärung und Moderne betrachtet werden.[2]

Die Vereinigung wurde von einem Geschäftsführenden Ausschuss mit Sitz in Wien geleitet. Ein Rabbinischer Rat (Mo'etzet chachme haTora, hebräisch מועצת חכמי התורה) prüfte und ratifizierte alle wichtigen Beschlüsse; die Delegierten der Landesorganisation trafen sich alle fünf Jahre zur Kenessijo gedaulo (כנסיה גדולה, dt. „Große Versammlung“).

Für die Erziehungsarbeit wurde der Hilfsfonds Keren hatora (קרן התורה) mit Sitz in Wien gebildet. Der Aguda nahe standen das in Warschau erscheinende Jidisches Togblatt (in jiddischer Sprache) und Der Israelit, (Frankfurt am Main) sowie die Jüdische Presse (Bratislava und Wien).

Die radikal antizionistische Organisation Neturei Karta spaltete sich 1945 in Palästina ab, weil ihr die Opposition der Aguda gegenüber der zionistischen Bewegung nicht weit genug ging.

Im Staat Israel

Der Vorstellung der Agudat Jisra’el nach kann eine nationale Erlösung nicht durch die politische Bewegung des Zionismus, sondern ausschließlich durch die Befolgung aller in der Tora verankerten religiösen Gebote (Mitzwot) erreicht werden. Dennoch versucht die Partei, größtmöglichen Einfluss auf die weltanschauliche Ausrichtung des Staates Israel auszuüben. Aus dem Kampf gegen den zionistischen Staat wurde im Rahmen der politischen Möglichkeiten mehr und mehr ein Kampf um den Staat Israel. Eines der Resultate dieses Versuchs war der mit David Ben-Gurion ausgehandelte Status quo, der den jüdischen Charakter des zionistischen Staates sichern sollte. Inhalt dieses Status-quo-Vertragswerks waren u.a. die Zusicherung, den Sabbat als nationalen Ruhetag zu verankern, und dass die Ehe- und Scheidungsjurisdiktion den rabbinischen Gerichten auf Basis der Halacha vorbehalten sei.

Um ihre politische Rolle zu stärken, schloss sich die Agudat Jisra’el mit anderen religiösen Parteien (Po’alei Agudat Jisra’el, Mizrachi und HaPo'el haMizrachi) bei den Wahlen zur 1. Knesset zu einer gemeinsamen Wahlliste, der „Vereinigten Religiösen Front“, zusammen. Durch die spätere Auflösung dieser Vereinigung und die Bildung anderer religiöser Parteien blieb das politische Gewicht der Agudat Jisra’el bis 1981 relativ gering, sie konnte in Wahlen nie mehr als vier Parlamentssitze erringen. Trotzdem erlaubten es die politischen Bedingungen in Israel, dass die Partei teilweise für die Koalitionsbildungen entscheidend war. 1977 wurde die Partei erstmals an der Regierung beteiligt.

Im Jahre 1983 trennten sich die sephardischen Anhänger der Agudat Jisra’el und gründeten die „Schas“-Partei, wodurch die Mutterpartei auf nur zwei Parlamentssitze reduziert wurde.

1987 spaltete sich der Flügel der Mitnagdim ab und gründete die Partei „Degel ha-Tora“. Grund der Trennung war eine ins 18. Jahrhundert reichende erbitterte Gegnerschaft zwischen Mitnagdim und Chassidim.

Bei den Wahlen zur 14. Knesset erhielt das Wahlbündnis zwischen Agudat Jisra’el und Degel ha-Tora erneut vier Knesset-Sitze und war an der Regierung Benjamin Netanjahus beteiligt. In der vom Likud-Block angeführten Koalition nahm das Wahlbündnis in Bezug auf die Außen- und Sicherheitspolitik eine gemäßigte Position ein. Auch an der Regierung von Ehud Barak war sie bis 1999 beteiligt, entsandte allerdings keinen Minister in die Regierung.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mordecai Naor: Eretz Israel, Könemann, Köln, 1998, ISBN 3-89508-594-4, Seite 58
  2. Gershon Bacon: „Agudas Yisroel“. In: The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe Online (englisch)