„Sainte-Chapelle (Vincennes)“ – Versionsunterschied

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=== Bildprogramm ===
Die Bleiglasfenster im Chor wurden in den 1550er Jahren von dem Glasmaler [[Nicolas Beaurain]] geschaffen. Die ungewöhnlich großen Darstellungen beziehen sich auf die [[Offenbarung des Johannes]]. Von den 22 Kapiteln des letzten Buches des [[Neues Testament|Neuen Testamentes]] werden zwölf [[Eschatologie|eschatologische]] [[Vision (Religion)|Visionen]] aus sieben Kapiteln geschildert wie das Öffnen des fünften, sechsten und siebten Siegels des [[Buch mit den sieben Siegeln|Buchs mit den sieben Siegeln]] und sechs Visionen beim Blasen der sieben Posaunen, in denen Plagen angekündigt werden, um die Menschen zur Umkehr vom [[Götze#Götzendienst|Götzendienst]] zu mahnen.<ref>[https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/neues-testament/offenbarung/ bibelwissenschaft.de: ''Die Offenbarung des Johannes (Johannesapokalypse) (Apk)''] Deutsche Bibelgesellschaft</ref> Das endzeitliche [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]] und die Heilsverheißung des [[Neues Jerusalem|himmlischen Jerusalems]], Thema der Kapitel 20–22 der Johannesapokalypse {{Bibel|Offb|20-22}}, sind nicht dargestellt, ebenfalls nicht die Visionen beim Öffnen der ersten vier Siegel {{Bibel|Offb|6|1-8}}, beim Blasen der siebten Posaune {{Bibel|Offb|11,15-19}} und weitere Visionen.


Laurent Vissière erklärt die ausführliche Darstellung der Plagen und der über die Menschheit hereinbrechenden Katastrophen im Zusammenhang mit der [[Reformation]]. Im Zentrum des Bildprogramms stehen deshalb nicht das Jüngste Gericht und das Himmlische Jerusalem, wie zu erwarten wäre, sondern die Schreckensbilder der Visionen und die Gefahren, die durch [[Häresie]] und ''falsche Propheten'' hervorgerufen werden und die den Anhängern der Reformation angelastet werden. Die französischen Könige [[Franz I. (Frankreich)|Franz I.]] (1494–1547) und Heinrich II., die ''rois très chrétiens'' (allerchristlichsten Könige), sollten dabei als Retter und Beschützer angesehen werden, die Bekämpfung des [[Protestantismus|portestantischen]] Glaubens sollte mit diesen Darstellungen gerechtfertigt werden.<ref>Laurent Vissière: [http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/bulmo_0007-473x_1998_num_156_2_1756000 ''Les verrières de la Sainte-Chapelle de Vincennes : une apocalypse politique''.] In: Le Bulletin monumental (Société française d’Archéologie), Bd. 156/II (1998), S.&nbsp;169–170</ref>
Die Bleiglasfenster im Chor wurden in den 1550er Jahren von dem Glasmaler [[Nicolas Beaurain]] geschaffen. Die ungewöhnlich großen Darstellungen beziehen sich auf die [[Offenbarung des Johannes]]. Von den 22 Kapiteln dieses biblischen Buches werden zwölf [[Eschatologie|eschatologische]] [[Vision (Religion)|Visionen]] aus sieben Kapiteln geschildert, und zwar einige der Visionen beim Öffnen des [[Buch mit den sieben Siegeln|Buchs mit den sieben Siegeln]] und die „Sieben-Posaunen-Vision“, in denen Plagen und Bedrängnisse angekündigt werden, um die Menschen zur Umkehr vom [[Götze#Götzendienst|Götzendienst]] zu mahnen.<ref>[https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/neues-testament/offenbarung/ bibelwissenschaft.de: ''Die Offenbarung des Johannes (Johannesapokalypse) (Apk)'']</ref> Das endzeitliche [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]] wird durch den im Glanz der Sonne wiedergekommenen Jesus Christus als [[Menschensohn]] nur angekündigt {{Bibel|Offb|14|14f}}, das Gericht selber und die Heilsverheißung des [[Neues Jerusalem|himmlischen Jerusalems]], Thema der Kapitel 20–22 der Johannesapokalypse {{Bibel|Offb|20-22}}, sind nicht dargestellt, ebenfalls nicht die Visionen beim Öffnen der ersten vier Siegel {{Bibel|Offb|6|1-8}}, beim Blasen der siebten Posaune {{Bibel|Offb|11,15-19}} und weitere visionäre Geschehnisse.

Die Fenster liegen an der Stirnseite der [[Ostung|geosteten]] Sainte-Chapelle hinter dem Altar, die [[Gottesdienstgemeinde|Gottesdienst feiernde Gemeinde]] ist dorthin ausgerichtet. Die Orientierung christlicher Kirchen nach Osten ist eine Ausrichtung zum Licht der aufgehenden Sonne; von dort, also von vorn, erwarteten die Christen die [[Parusie|Wiederkunft]] des auferstandenen Christus als [[Menschensohn]] und das verheißene [[Neues Jerusalem|himmlische Jerusalem]].<ref>Josef Andreas Jungmann SJ: ''Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe.'' Wien – Freiburg – Basel, 5.&nbsp;Auflage 1962, Bd.&nbsp;I S.&nbsp;313f.</ref> Die Architektur hat dadurch eine eschatologische Bedeutung; das ganze Kirchengebäude wurde im Christentum verstanden als „Vorwegnahme der Himmelsvison der Apokalypse“, so der Liturgiewissenschaftler [[Josef Andreas Jungmann]].<ref>Josef Andreas Jungmann SJ: ''Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe.'' Wien – Freiburg – Basel, Auflage 1962, Bd.&nbsp;I, S.&nbsp;331; er bezieht sich auf: [[Alfred Stange]]: ''Das frühchristliche Kirchengebäude als Bild des Himmels.'' Köln 1950..</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Helen Dietz |url=http://www.sacredarchitecture.org/images/uploads/volumesPDFs/Issue_10_2005.pdf |titel=The Eschatological Dimension of Church Architecture: The Biblical Roots of Church Orientation |werk=Sacred Architecture, 2005/10 |datum=2005-08 |seiten=12–14 |sprache=en |format=pdf, 4,8&nbsp;MB |zugriff=2021-02-20}}</ref> Die feiernde Gemeinde ist unterwegs auf Gott hin; der Zug endet im Licht.<ref>Rudolf Schwarz: ''Kirchenbau. Welt vor der Schwelle.'' Heidelberg 1960. (Nachdruck: Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-1961-5, S. 78f.)</ref> Das Bildprogramm der Fenster in der Sainte-Chapelle spart die endgültige Herrlichkeit im Himmel aus. Es illustriert jedoch eindrucksvoll und mahnend die Schrecken des jüngsten Gerichts und die es ankündigenden Plagen und zeichenhaften Ereignisse, die die Gemeinde durchleben muss, bevor sie im positiven Fall der Rechtfertigung in die Anschauung Gottes eingeht.


Diese Plagen haben in der Palastkapelle auch eine ausgesprochen politische Dimension. Laurent Vissière erklärt die ausführliche Darstellung der Plagen und der über die Menschheit hereinbrechenden Katastrophen im Zusammenhang mit der [[Reformation]]. Im Zentrum des Bildprogramms stehen deshalb nicht das Jüngste Gericht und das Himmlische Jerusalem, wie zu erwarten wäre, sondern die Schreckensbilder der Visionen und die Gefahren, die durch [[Häresie]] und ''falsche Propheten'' hervorgerufen werden und die den Anhängern der Reformation angelastet werden. Die französischen Könige [[Franz I. (Frankreich)|Franz I.]] (1494–1547) und Heinrich II., die ''rois très chrétiens'' (allerchristlichsten Könige), sollten dabei als Retter und Beschützer angesehen werden, die Bekämpfung des [[Protestantismus|portestantischen]] Glaubens sollte mit diesen Darstellungen gerechtfertigt werden.<ref>Laurent Vissière: [http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/bulmo_0007-473x_1998_num_156_2_1756000 ''Les verrières de la Sainte-Chapelle de Vincennes : une apocalypse politique''.] In: Le Bulletin monumental (Société française d’Archéologie), Bd. 156/II (1998), S.&nbsp;169–170</ref>
Diese Plagen haben in der Palastkapelle auch eine ausgesprochen politische Dimension. Laurent Vissière erklärt die ausführliche Darstellung der Plagen und der über die Menschheit hereinbrechenden Katastrophen im Zusammenhang mit der [[Reformation]]. Im Zentrum des Bildprogramms stehen deshalb nicht das Jüngste Gericht und das Himmlische Jerusalem, wie zu erwarten wäre, sondern die Schreckensbilder der Visionen und die Gefahren, die durch [[Häresie]] und ''falsche Propheten'' hervorgerufen werden und die den Anhängern der Reformation angelastet werden. Die französischen Könige [[Franz I. (Frankreich)|Franz I.]] (1494–1547) und Heinrich II., die ''rois très chrétiens'' (allerchristlichsten Könige), sollten dabei als Retter und Beschützer angesehen werden, die Bekämpfung des [[Protestantismus|portestantischen]] Glaubens sollte mit diesen Darstellungen gerechtfertigt werden.<ref>Laurent Vissière: [http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/bulmo_0007-473x_1998_num_156_2_1756000 ''Les verrières de la Sainte-Chapelle de Vincennes : une apocalypse politique''.] In: Le Bulletin monumental (Société française d’Archéologie), Bd. 156/II (1998), S.&nbsp;169–170</ref>
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=== Fenster 0: Fünfte und sechste Posaune ===
=== Fenster 0: Fünfte und sechste Posaune ===
Das zentrale Chorfenster ist den beiden Visionen aus dem neunten Kapitel gewidmet, in denen die Katastrophen geschildert werden, die von der fünften und sechsten Posaune angekündigt werden. Auf den oberen Scheiben sieht man, wie Heuschrecken, die wie Ungeheuer aussehen, die Erde befallen. Auf den unteren Scheiben sieht man Engel mit Schwertern kämpfen. Die Vision der siebten Posaune wird nicht dargestellt. Auf der unteren Scheibe sieht man König Heinrich II. an einem Betstuhl kniend.
Das zentrale Chorfenster ist den beiden Visionen aus dem neunten Kapitel gewidmet, in denen die Katastrophen geschildert werden, die von der fünften und sechsten Posaune angekündigt werden. Auf den oberen Scheiben sieht man, wie Heuschrecken, die wie Ungeheuer aussehen, die Erde befallen. Auf den unteren Scheiben sieht man Engel mit Schwertern gegen Ungeheuer kämpfen. Die Vision der siebten Posaune wird nicht dargestellt. Auf der unteren Scheibe sieht man König Heinrich II. an einem Betstuhl kniend.
* oben: Heuschreckenplage (Fünfte Posaune, Offb 9,1–12)
* oben: Heuschreckenplage (Fünfte Posaune, Offb 9,1–12)
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Die auf dem vierbahnigen Fenster auf der rechten Chorseite dargestellte Vision ist Teil des 14. Kapitels, in dem die Ankündigung des [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] geschildert wird. Das Gericht wird als Ernte verstanden. Gezeigt wird der [[Menschensohn]] mit einer Sichel in der Hand, auf einer Wolke thronend. Darunter schneidet ein Engel Korn, andere keltern Trauben. Mit diesem Fenster an der Südseite des Chors endet der Zyklus, die weiteren Kapitel der Offenbarung sind nicht dargestellt.
Die auf dem vierbahnigen Fenster auf der rechten Chorseite dargestellte Vision ist Teil des 14. Kapitels, in dem die Ankündigung des [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] geschildert wird. Das Gericht wird als Ernte verstanden. Gezeigt wird der [[Menschensohn]] mit einer Sichel in der Hand, auf einer Wolke thronend. Darunter schneidet ein Engel Korn, andere keltern Trauben. Mit diesem Fenster an der Südseite des Chors endet der Zyklus, die weiteren Kapitel der Offenbarung sind nicht dargestellt.


* Die Stunde der Ernte (Offb 14,14–20)
* Die Stunde der Ernte: Der Menschensohn mit einer Sichel (Offb 14,14–20)
[[Datei:Saint-Chapelle de Vincennes - Baie 6 - Vendanges et moissons faites par les anges, détail de Dieu tenant une faucille (bgw17 0684).jpg|mini|hochkant|Fenster 6: Der Menschensohn mit einer Sichel]]
[[Datei:Saint-Chapelle de Vincennes - Baie 6 - Vendanges et moissons faites par les anges, détail de Dieu tenant une faucille (bgw17 0684).jpg|mini|hochkant|Fenster 6: Der Menschensohn mit einer Sichel]]



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Sainte-Chapelle
Westfassade
Innenraum

Die Sainte-Chapelle (Heilige Kapelle) ist die Palastkapelle des Schlosses von Vincennes, einer im Osten von Paris gelegenen Stadt im Département Val-de-Marne in der französischen Region Île-de-France. Die Kirche wurde im späten 14. Jahrhundert im Stil der Flamboyant-Gotik begonnen und in der Mitte des 16. Jahrhunderts fertiggestellt. Im Chor sind außergewöhnliche Bleiglasfenster aus der Renaissance erhalten. 1862 wurde die Maria und der Dreifaltigkeit geweihte Kapelle als Monument historique in die Liste der Baudenkmäler (Base Mérimée) in Frankreich aufgenommen.[1]

Geschichte

In den letzten Jahren seines Lebens ließ der französische König Karl V. (1338–1380) auf dem umfriedeten Gelände seiner Burganlage in Vincennes, gegenüber dem Donjon, eine Kapelle errichten. Ähnlich wie die Sainte-Chapelle in Paris sollten hier Reliquien der Passion aufbewahrt werden. Unter seinem Nachfolger Karl VI. (1368–1422) wurden die Arbeiten weitergeführt, doch danach folgte, durch den Hundertjährigen Krieg bedingt, eine längere Unterbrechung. König Heinrich II. (1519–1559) beauftragte im Jahr 1548 den Architekten Philibert de l’Orme mit der Einwölbung des Kirchenschiffs durch ein Kreuzrippengewölbe. Charles Carmoy wurde mit der Bemalung der Gewölberippen und der Schlusssteine betraut. Scibec de Carpi erhielt den Auftrag für die Gestaltung des Portals und des Chorgestühls. Unter Heinrich II. wurde die Kapelle im Jahr 1552 vollendet. Er verlegte 1555 den Sitz des Ordens des heiligen Michael, der ursprünglich in der Abtei des Mont-Saint-Michel vorgesehen war, in die Sainte-Chapelle des Schlosses von Vincennes.

Wie Dokumente belegen, wurden die großen Bleiglasfenster im Chor in den Jahren 1551 bis 1556 von dem Glasmaler Nicolas Beaurain ausgeführt. In den Jahren von 1556 und 1563 schuf er die wohl als vorläufig geplante Verglasung der Fenster im Kirchenschiff mit farblosem Glas.[2]

Nach der Revolution wurde im Zuge der Umnutzung der ehemaligen königlichen Schlösser im Jahr 1796 das Arsenal in das Schloss von Vincennes verlegt und die Sainte-Chapelle als Munitionsdepot genutzt. Noch im gleichen Jahr gelang es Alexandre Lenoir neben anderen Kunstgegenständen die aus der Kapelle ausgebauten Bleiglasfenster für das von ihm gegründete Musée des Monuments français, einem Vorläufer des heutigen Museums Cité de l’architecture et du patrimoine in Paris, zu retten. Die noch verbliebenen Fenster wurden bei der Explosion des Munitionsdepots im Jahr 1819 zerstört. Um 1820 setzte der Glasmaler Jean Weis im Chor der Sainte-Chapelle wieder die im Museum von Alexandre Lenoir aufbewahrten Bleiglasfenster ein, wobei er diese auch durch Scheiben anderer Herkunft vervollständigte. Da Alexandre Lenoir keine Aufzeichnungen über die ursprüngliche Anordnung der Fenster angefertigt hatte, ist diese nicht gesichert. Eine weitere Restaurierung und Ergänzung der Fenster erfolgte in den Jahren 1872 bis 1877 durch den Glasmaler Eugène-Stanislas Oudinot.

Die Fenster des Langhauses wurden bereits großenteils gegen Ende des Ancien Régime zerstört und im 19. Jahrhundert durch weitgehend farblose Fenster ersetzt. Fünf dieser hohen Fenster wurden beim Sturm im Jahr 1999 zerstört, ein sechstes stark beschädigt.

Architektur

Außenbau

Der Außenbau wird von kräftigen, mit Fialen verzierten Strebepfeilern gegliedert. Die Wände des Langhauses und des Chors werden von hohen Maßwerkfenstern durchbrochen. Auf den spitzbogigen Archivolten der Fenster sind mit Krabben besetzte und von Kreuzblumen bekrönte Ziergiebel angebracht, in deren Mitte Vierpass-Ornamente skulptiert sind. Im Norden und Süden sind an den Chor zwei Oratorien angebaut, die von außen zugänglich sind.

In die Westfassade, die von zwei zierlichen Ecktürmen mit steinernen Spitzen flankiert wird, sind eine große Rosette und ein mehrfach gestuftes Portal im Stil der Flamboyant-Gotik eingeschnitten. Rosette und Portal werden von filigran durchbrochenen Wimpergen bekrönt.

Innenraum

Konsole
Schlussstein

Im Unterschied zu den meisten Palastkapellen besteht die Sainte-Chapelle in Vincennes aus einem nicht in zwei Stockwerke unterteilten Raum. Auch die von außen zugänglichen Oratorien sind ungewöhnlich.

Das Kirchenschiff ist 33 Meter lang. Mit zehn Metern Breite und einer Höhe von 20 Metern ist es doppelt so hoch wie breit. Das einschiffige Langhaus ist in vier Joche gegliedert und mündet im Osten in einen fünfseitig geschlossenen Chor. An das nördliche Oratorium schließt sich die Sakristei an, in deren Obergeschoss sich die Schatzkammer befand. Die beiden Oratorien waren dem König (im Norden) und der Königin (im Süden) vorbehalten. Über den Türen, die vom Chor in die Oratorien führen, sind mit Engeln und Wappen skulptierte Tympana angebracht. Im Westen führen zwei schmale Wendeltreppen zu einer Empore. Das Langhaus wurde ursprünglich von acht großen Fenstern beleuchtet, die beiden Fenster am Eingang wurden beim Einbau der Empore teilweise zugemauert.

Die aufwändig mit figürlichen Szenen gestalteten Konsolen und der umlaufende Fries stammen noch aus dem 15. Jahrhundert. Die Schlusssteine des Gewölbes sind mit königlichen Emblemen und Monogrammen verziert. Der Halbmond bzw. die drei ineinander verschlungenen Halbmonde erinnern an die Devise von Heinrich II. donec totum impleat orbem (bis dass der Erdkreis erfüllt sei von meinem Ruhm). Neben dem Buchstaben H für Heinrich II. sieht man die Kombination der Buchstaben H und C (für Heinrich und seine Gemahlin Katharina von Medici (Catherine de Médicis)) sowie die Buchstaben IX für den späteren König Karl IX., den Sohn der beiden.

Bleiglasfenster zur Offenbarung des Johannes

Chorfenster
Heinrich II.
Lilienwappen und Kette des Michaelsordens

Bildprogramm

Die Bleiglasfenster im Chor wurden in den 1550er Jahren von dem Glasmaler Nicolas Beaurain geschaffen. Die ungewöhnlich großen Darstellungen beziehen sich auf die Offenbarung des Johannes. Von den 22 Kapiteln des letzten Buches des Neuen Testamentes werden zwölf eschatologische Visionen aus sieben Kapiteln geschildert wie das Öffnen des fünften, sechsten und siebten Siegels des Buchs mit den sieben Siegeln und sechs Visionen beim Blasen der sieben Posaunen, in denen Plagen angekündigt werden, um die Menschen zur Umkehr vom Götzendienst zu mahnen.[3] Das endzeitliche Jüngste Gericht und die Heilsverheißung des himmlischen Jerusalems, Thema der Kapitel 20–22 der Johannesapokalypse (Offb 20-22 EU), sind nicht dargestellt, ebenfalls nicht die Visionen beim Öffnen der ersten vier Siegel (Offb 6,1-8 EU), beim Blasen der siebten Posaune (Offb 11,15-19 EU) und weitere Visionen.

Laurent Vissière erklärt die ausführliche Darstellung der Plagen und der über die Menschheit hereinbrechenden Katastrophen im Zusammenhang mit der Reformation. Im Zentrum des Bildprogramms stehen deshalb nicht das Jüngste Gericht und das Himmlische Jerusalem, wie zu erwarten wäre, sondern die Schreckensbilder der Visionen und die Gefahren, die durch Häresie und falsche Propheten hervorgerufen werden und die den Anhängern der Reformation angelastet werden. Die französischen Könige Franz I. (1494–1547) und Heinrich II., die rois très chrétiens (allerchristlichsten Könige), sollten dabei als Retter und Beschützer angesehen werden, die Bekämpfung des portestantischen Glaubens sollte mit diesen Darstellungen gerechtfertigt werden.[4]

Diese Plagen haben in der Palastkapelle auch eine ausgesprochen politische Dimension. Laurent Vissière erklärt die ausführliche Darstellung der Plagen und der über die Menschheit hereinbrechenden Katastrophen im Zusammenhang mit der Reformation. Im Zentrum des Bildprogramms stehen deshalb nicht das Jüngste Gericht und das Himmlische Jerusalem, wie zu erwarten wäre, sondern die Schreckensbilder der Visionen und die Gefahren, die durch Häresie und falsche Propheten hervorgerufen werden und die den Anhängern der Reformation angelastet werden. Die französischen Könige Franz I. (1494–1547) und Heinrich II., die rois très chrétiens (allerchristlichsten Könige), sollten dabei als Retter und Beschützer angesehen werden, die Bekämpfung des portestantischen Glaubens sollte mit diesen Darstellungen gerechtfertigt werden.[5]

Die fünf Apsisfenster bestehen aus je zwei Lanzetten. Auf zwei Ebenen werden Szenen der Apokalypse geschildert, die von Architekturelementen in Grisaille-Technik umrahmt werden. Sie sind mit Halbmonden und den Monogrammen von Heinrich II. und Katharina von Medici verziert. In den unteren Feldern sind Wappen und Trophäen dargestellt. Von den ursprünglich fünf Porträts der unteren Felder ist nur noch das Porträt von Heinrich II. vor Ort erhalten. Das Porträt des Königs Franz I. befindet sich im Musée national de la Renaissance in Écouen, die anderen Porträts, auf denen Anne de Montmorency, der Gouverneur von Vincennes, der Herzog von Guise und sein Bruder Karl, Kardinal von Lothringen, dargestellt waren, sind nicht mehr erhalten. Die Personen sind in ähnlicher Weise dargestellt, vor einem Gebetbuch kniend und als Mitglieder des Michaelsordens, in die Ordenstracht gekleidet, um den Hals eine mit Muscheln besetzte Kette, an der ein Medaillon mit dem Relief des Erzengels Michael hängt.

Die beiden seitlichen Chorfenster bestehen aus vier Lanzetten, auf beiden Fenstern ist jeweils eine Szene der Apokalypse dargestellt.

Die Nummerierung der Fenster folgt dem System des Corpus Vitrearum Medii Aevi (Internationale Forschungsinstitution zu mittelalterlichen Bleiglasfenstern), beginnend mit dem zentralen Chorfenster (Fenster 0), links davon Fenster 1, rechts davon Fenster 2 usw. Unter allen Szenen sind Inschriften in französischer Sprache, Zitate des Textes der Offenbarung, zu lesen.

Fenster 5: Fünftes Siegel

Die erste Darstellung beginnt mit dem linken seitlichen Chorfenster und einer Vision aus dem sechsten Kapitel der Offenbarung, in dem das Öffnen des fünften Siegels des Buchs mit den sieben Siegeln durch das Lamm, das symbolhaft für Jesus Christus steht, beschrieben wird. Das Öffnen der ersten vier Siegel wird nicht dargestellt. Auf den vier Lanzetten sieht man Engel, die weiße Gewänder an nackte Personen verteilen, die Seelen der Märtyrer, die Vergeltung für ihren Tod verlangen.

  • Verteilung der weißen Gewänder (Offb 6,9–11)
Fenster 5: Verteilung der weißen Gewänder
Fenster 4: Knechte Gottes erhalten ein Zeichen auf der Stirn

„Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten. Sie riefen mit lauter Stimme: Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen? Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben; und ihnen wurde gesagt, sie sollten noch kurze Zeit warten, bis die volle Zahl erreicht sei durch den Tod ihrer Mitknechte und Brüder, die noch sterben müssten wie sie.“ (6,9-11 EU)

Fenster 4: Sechstes und siebtes Siegel

Auf diesem Fenster, das fünfte und letzte der zweibahnigen Apsisfenster auf der rechten Seite, ist dem Öffnen der beiden letzten Siegel gewidmet.

  • oben: Knechte Gottes erhalten ein Zeichen auf der Stirn (Offb 7,1–17)

In dieser Vision im siebten Kapitel erhalten die Auserwählten, die Knechte Gottes, von einem Engel ein Zeichen, ein Siegel, auf ihre Stirn gezeichnet. Die Engelsköpfe oben sollen die vier Winde symbolisieren.

„Danach sah ich: Vier Engel standen an den vier Ecken der Erde. Sie hielten die vier Winde der Erde fest, damit der Wind weder über das Land noch über das Meer wehte, noch gegen irgendeinen Baum. Dann sah ich vom Osten her einen anderen Engel emporsteigen; er hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu: Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben. Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen.“ (7,1-17 EU)

  • unten: Die sieben Engel mit sieben Posaunen (Siebtes Siegel, Offb 8,1–5)
Fenster 4: Sieben Engel und sieben Posaunen
Fenster 2: Bäume und Pflanzen verbrennen

In dieser Vision im achten Kapitel wird das siebte Siegel gelöst. Sieben Engel erhalten eine Posaune, jede Posaune wird weiteres Unheil ankündigen. Am unteren Bildrand sind eine Madonna mit Kind, die Schutzpatronin von Heinrich II., und der heilige Franziskus, Schutzpatron von Franz I., dargestellt.

„Als das Lamm das siebte Siegel öffnete, trat im Himmel Stille ein, etwa eine halbe Stunde lang. Und ich sah: Sieben Engel standen vor Gott; ihnen wurden sieben Posaunen gegeben.“ (8,1-5 EU)

Fenster 2: Erste und zweite Posaune

Auf diesem Fenster, rechts vom zentralen Chorfenster, werden die im achten Kapitel beschriebenen Katastrophen dargestellt, die die erste und die zweite Posaune ankündigen. Es gibt ein großes Feuer auf dem Land, im Meer ertrinken die Menschen und Schiffe gehen unter. Am unteren Bildrand sieht man auf der rechten Lanzette zwei Engel, als weibliche Figuren dargestellt, die das von der Kette des Michaelsordens gerahmte Lilienwappen in Händen halten. Auf der linken Lanzette sieht man eine Trophäe mit Fahnen und darunter den Feuersalamander, das Emblem von Franz I., mit seiner Devise „NVTRISQVO ET EXTINGVO“ (ich nähre und ich lösche aus).

  • oben: Bäume und Pflanzen verbrennen (Erste Posaune, Offb 8,7)

„Dann machten sich die sieben Engel bereit, die sieben Posaunen zu blasen. Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Es verbrannte ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras.“ (8,7 EU)

  • unten: Ein brennender Berg fällt ins Meer (Zweite Posaune, Offb 8,8–9)
Fenster 2: Ein brennender Berg fällt ins Meer

„Der zweite Engel blies seine Posaune. Da wurde etwas, das einem großen brennenden Berg glich, ins Meer geworfen. Ein Drittel des Meeres wurde zu Blut. Und ein Drittel der Geschöpfe, die im Meer leben, kam um und ein Drittel der Schiffe wurde vernichtet.“ (8,8-9 EU)

Fenster 1: Dritte und vierte Posaune

Dieses Fenster, links vom zentralen Chorfenster, gibt zwei weitere Visionen des achten Kapitels wieder, die das Unheil schildern, das die dritte und vierte Posaune ankündigen. Die Menschen sterben an verdorbenem Wasser und sie blicken entsetzt zum Himmel, an dem sich die Gestirne verfinstern. Unter dem Engel mit der Posaune ist ein Adler zu erkennen, der „VE VE VE“ (Weh, weh, weh) ruft. Wie auf Fenster 2 sieht man am unteren Bildrand das Lilienwappen (auf der linken Lanzette) und eine Trophäe und den Feuersalamander (auf der rechten Lanzette).

  • oben: Das Wasser wird bitter (Dritte Posaune, Offb 8,10–11)
Fenster 1: Das Wasser wird bitter

„Der dritte Engel blies seine Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel; er loderte wie eine Fackel und fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die Quellen. Der Name des Sterns ist Wermut. Ein Drittel des Wassers wurde bitter und viele Menschen starben durch das Wasser, weil es bitter geworden war.“ (8,10-11 EU)

  • unten: Verfinsterung der Gestirne (Vierte Posaune, Offb 8,12–13)
Fenster 1: Verfinsterung der Gestirne

„Und der vierte Engel blies seine Posaune; und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, sodass ihr dritter Teil verfinstert wurde und den dritten Teil des Tages das Licht nicht schien und in der Nacht desgleichen. Und ich sah, und ich hörte, wie ein Adler mitten durch den Himmel flog und sagte mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen wegen der anderen Posaunen der drei Engel, die noch blasen sollen!“ (8,12-13 EU)

Fenster 0: Fünfte und sechste Posaune

Das zentrale Chorfenster ist den beiden Visionen aus dem neunten Kapitel gewidmet, in denen die Katastrophen geschildert werden, die von der fünften und sechsten Posaune angekündigt werden. Auf den oberen Scheiben sieht man, wie Heuschrecken, die wie Ungeheuer aussehen, die Erde befallen. Auf den unteren Scheiben sieht man Engel mit Schwertern gegen Ungeheuer kämpfen. Die Vision der siebten Posaune wird nicht dargestellt. Auf der unteren Scheibe sieht man König Heinrich II. an einem Betstuhl kniend.

  • oben: Heuschreckenplage (Fünfte Posaune, Offb 9,1–12)
Fenster 0: Heuschreckenplage

„Der fünfte Engel blies seine Posaune. Da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war; ihm wurde der Schlüssel zu dem Schacht gegeben, der in den Abgrund führt. Und er öffnete den Schacht des Abgrunds. Da stieg Rauch aus dem Schacht auf, wie aus einem großen Ofen, und Sonne und Luft wurden verfinstert durch den Rauch aus dem Schacht. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken über die Erde und ihnen wurde Kraft gegeben, wie sie Skorpione auf der Erde haben. Es wurde ihnen gesagt, sie sollten dem Gras auf der Erde, den grünen Pflanzen und den Bäumen keinen Schaden zufügen, sondern nur den Menschen, die das Siegel Gottes nicht auf der Stirn haben. Es wurde ihnen befohlen, die Menschen nicht zu töten, sondern nur zu quälen, fünf Monate lang. Und der Schmerz, den sie zufügen, ist so stark, wie wenn ein Skorpion einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, aber nicht finden; sie werden sterben wollen, aber der Tod wird vor ihnen fliehen. Und die Heuschrecken sehen aus wie Rosse, die zur Schlacht gerüstet sind; auf ihren Köpfen tragen sie etwas, das gold schimmernden Kränzen gleicht, und ihre Gesichter sind wie Gesichter von Menschen, ihr Haar ist wie Frauenhaar, ihr Gebiss wie ein Löwengebiss, ihre Brust wie ein eiserner Panzer; und das Rauschen ihrer Flügel ist wie das Dröhnen von Wagen, von vielen Pferden, die sich in die Schlacht stürzen. Sie haben Schwänze und Stacheln wie Skorpione und in ihren Schwänzen ist die Kraft, mit der sie den Menschen schaden, fünf Monate lang. Sie haben als König über sich den Engel des Abgrunds; er heißt auf hebräisch Abaddon, auf griechisch Apollyon. Das erste Wehe ist vorüber. Noch zweimal wird das Wehe kommen.“ (9,1-12 EU)

  • unten: Racheengel (Sechste Posaune, Offb 9,13–21)
Fenster 0: Racheengel

„Der sechste Engel blies seine Posaune: Da hörte ich eine Stimme, die von den vier Hörnern des goldenen Altars her kam, der vor Gott steht. Die Stimme sagte zu dem sechsten Engel, der die Posaune hält: Binde die vier Engel los, die am großen Strom, am Eufrat, gefesselt sind. Da wurden die vier Engel losgebunden, die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten. Und die Zahl der Reiter dieses Heeres war vieltausendmal tausend; diese Zahl hörte ich. Und so sahen die Pferde und die Reiter in der Vision aus: Sie trugen feuerrote, rauchblaue und schwefelgelbe Panzer. Die Köpfe der Pferde glichen Löwenköpfen und aus ihren Mäulern schlug Feuer, Rauch und Schwefel. Ein Drittel der Menschen wurde durch diese drei Plagen getötet, durch Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihren Mäulern hervorkamen. Denn die tödliche Macht der Pferde war in ihren Mäulern und in ihren Schwänzen. Ihre Schwänze glichen Schlangen, die Köpfe haben, mit denen sie Schaden zufügen können. Aber die übrigen Menschen, die nicht durch diese Plagen umgekommen waren, wandten sich nicht ab von den Machwerken ihrer Hände: Sie hörten nicht auf, sich niederzuwerfen vor ihren Dämonen, vor ihren Götzen aus Gold, Silber, Erz, Stein und Holz, den Götzen, die weder sehen, noch hören, noch gehen können. Sie ließen nicht ab von Mord und Zauberei, von Unzucht und Diebstahl.“ (9,13-21 EU)

Fenster 3: Die drei „Wehe“

Auf dem Fenster werden zwei Szenen aus dem zehnten und elften Kapitel dargestellt. In der oberen Szene überreicht ein Engel Johannes, dem Verfasser der Offenbarung, ein aufgeschlagenes Buch mit der Anweisung, es zu verschlingen. In der unteren Szene treten zwei Propheten als Zeugen auf, sie werden von einem drachenartigen Ungeheuer getötet. Die beiden Figuren am unteren Bildrand stellen die heilige Katharina, die Schutzpatronin von Katharina von Medici, und einen bekrönten Herrscher mit Lanze und Zepter dar.

  • oben: Der Engel überreicht Johannes das kleine Buch (Offb 10,1–11)
Fenster 3: Engel überreicht Johannes das kleine Buch

„Und ich sah: Ein anderer gewaltiger Engel kam aus dem Himmel herab; er war von einer Wolke umhüllt und der Regenbogen stand über seinem Haupt. Sein Gesicht war wie die Sonne und seine Beine waren wie Feuersäulen. In der Hand hielt er ein kleines, aufgeschlagenes Buch. Er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken auf das Land und rief laut, so wie ein Löwe brüllt. Nachdem er gerufen hatte, erhoben die sieben Donner ihre Stimme. Als die sieben Donner gesprochen hatten, wollte ich es aufschreiben. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel her rufen: Halte geheim, was die sieben Donner gesprochen haben; schreib es nicht auf! Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf dem Land stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel. Er schwor bei dem, der in alle Ewigkeit lebt, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist, die Erde und was darauf ist und das Meer und was darin ist: Es wird keine Zeit mehr bleiben, denn in den Tagen, wenn der siebte Engel seine Stimme erhebt und seine Posaune bläst, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein; so hatte er es seinen Knechten, den Propheten, verkündet. Und die Stimme aus dem Himmel, die ich gehört hatte, sprach noch einmal zu mir: Geh, nimm das Buch, das der Engel, der auf dem Meer und auf dem Land steht, aufgeschlagen in der Hand hält. Und ich ging zu dem Engel und bat ihn, mir das kleine Buch zu geben. Er sagte zu mir: Nimm und iss es! In deinem Magen wird es bitter sein, in deinem Mund aber süß wie Honig. Da nahm ich das kleine Buch aus der Hand des Engels und aß es. In meinem Mund war es süß wie Honig. Als ich es aber gegessen hatte, wurde mein Magen bitter. Und mir wurde gesagt: Du musst noch einmal weissagen über viele Völker und Nationen mit ihren Sprachen und Königen.“ (10,1-11 EU)

  • unten: Das Zeugnis der beiden Propheten (Offb 11,3–14)
Fenster 3: Zeugnis der beiden Propheten

„Und ich will meinen zwei Zeugen auftragen, im Bußgewand aufzutreten und prophetisch zu reden, zwölfhundertsechzig Tage lang. Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Wenn ihnen jemand Schaden zufügen will, schlägt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; so muss jeder sterben, der ihnen schaden will. Sie haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen fällt in den Tagen ihres Wirkens als Propheten. Sie haben auch Macht, das Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit allen möglichen Plagen, sooft sie wollen. Wenn sie ihren Auftrag als Zeugen erfüllt haben, wird sie das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, bekämpfen, besiegen und töten. Und ihre Leichen bleiben auf der Straße der großen Stadt liegen. Diese Stadt heißt, geistlich verstanden: Sodom und Ägypten; dort wurde auch ihr Herr gekreuzigt. Menschen aus allen Völkern und Stämmen, Sprachen und Nationen werden ihre Leichen dort sehen, dreieinhalb Tage lang; sie werden nicht zulassen, dass die Leichen begraben werden. Und die Bewohner der Erde freuen sich darüber, beglückwünschen sich und schicken sich gegenseitig Geschenke; denn die beiden Propheten hatten die Bewohner der Erde gequält. Aber nach den dreieinhalb Tagen kam von Gott her wieder Lebensgeist in sie und sie standen auf. Da überfiel alle, die sie sahen, große Angst. Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her rufen: Kommt herauf! Vor den Augen ihrer Feinde stiegen sie in der Wolke zum Himmel hinauf. In diesem Augenblick entstand ein gewaltiges Erdbeben. Ein Zehntel der Stadt stürzte ein und siebentausend Menschen kamen durch das Erdbeben um. Die Überlebenden wurden vom Entsetzen gepackt und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. Das zweite Wehe ist vorüber, das dritte Wehe kommt bald.“ (11,3-14 EU)

Fenster 6: Ankündigung des Jüngsten Gerichts

Die auf dem vierbahnigen Fenster auf der rechten Chorseite dargestellte Vision ist Teil des 14. Kapitels, in dem die Ankündigung des Jüngsten Gerichts geschildert wird. Das Gericht wird als Ernte verstanden. Gezeigt wird der Menschensohn mit einer Sichel in der Hand, auf einer Wolke thronend. Darunter schneidet ein Engel Korn, andere keltern Trauben. Mit diesem Fenster an der Südseite des Chors endet der Zyklus, die weiteren Kapitel der Offenbarung sind nicht dargestellt.

  • Die Stunde der Ernte: Der Menschensohn mit einer Sichel (Offb 14,14–20)
Fenster 6: Der Menschensohn mit einer Sichel

„Dann sah ich eine weiße Wolke. Auf der Wolke thronte einer, der wie ein Menschensohn aussah. Er trug einen goldenen Kranz auf dem Haupt und eine scharfe Sichel in der Hand. Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schick deine Sichel aus und ernte! Denn die Zeit zu ernten ist gekommen: Die Frucht der Erde ist reif geworden. Und der, der auf der Wolke saß, schleuderte seine Sichel über die Erde und die Erde wurde abgeerntet. Und ein anderer Engel trat aus dem himmlischen Tempel. Auch er hatte eine scharfe Sichel. Vom Altar her kam noch ein anderer Engel, der die Macht über das Feuer hatte. Dem, der die scharfe Sichel trug, rief er mit lauter Stimme zu: Schick deine scharfe Sichel aus und ernte die Trauben vom Weinstock der Erde! Seine Beeren sind reif geworden. Da schleuderte der Engel seine Sichel auf die Erde, erntete den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes. Die Kelter wurde draußen vor der Stadt getreten und Blut strömte aus der Kelter; es stieg an, bis an die Zügel der Pferde, eintausendsechshundert Stadien weit.“ (14,14-20 EU)

Grabmal des Herzogs von Enghien

Grabmal des Herzogs von Enghien

Im Oratorium des Königs ist heute das Grabmal des Herzogs von Enghien untergebracht, den Napoleon im Jahr 1804 im Schlossgraben von Vincennes hatte hinrichten lassen. Das Grabmal besteht aus Marmor und Bronze und wurde im Jahr 1816 von dem Bildhauer Louis Pierre Deseine (1749–1822) ausgeführt.[6]

Literatur

  • Louis Grodecki, Françoise Perrot, Jean Taralon (Hrsg.): Les vitraux de Paris, de la région parisienne, de la Picardie et du Nord-Pas-de-Calais. (= Corpus Vitrearum Medii Aevi). Recensement des vitraux anciens de la France. Band 1, Éditions du Centre National de la Recherche Scientifique, Paris 1978, ISBN 2-222-02263-0, S. 112–113.
  • Jean-Marie Pérouse de Montclos (Hrsg.): Le Guide du Patrimoine. Île-de-France. Hachette, 2. Auflage, Paris 1994, ISBN 2-01-016811-9, S. 731–734.
  • Georges Poisson (Hrsg.): Dictionnaire des Monuments d’Île-de-France. Éditions Hervas, Paris 2001, ISBN 2-84334-002-0, S. 882.
Commons: Sainte-Chapelle (Vincennes) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Château de Vincennes in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  2. Laurent Vissière: Les verrières de la Sainte-Chapelle de Vincennes : une apocalypse politique. In: Le Bulletin monumental (Société française d’Archéologie), Bd. 156/II (1998), S. 152–153
  3. bibelwissenschaft.de: Die Offenbarung des Johannes (Johannesapokalypse) (Apk) Deutsche Bibelgesellschaft
  4. Laurent Vissière: Les verrières de la Sainte-Chapelle de Vincennes : une apocalypse politique. In: Le Bulletin monumental (Société française d’Archéologie), Bd. 156/II (1998), S. 169–170
  5. Laurent Vissière: Les verrières de la Sainte-Chapelle de Vincennes : une apocalypse politique. In: Le Bulletin monumental (Société française d’Archéologie), Bd. 156/II (1998), S. 169–170
  6. Tombeau (mausolée) du prince de Condé, duc d'Enghien in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)

Koordinaten: 48° 50′ 32,5″ N, 2° 26′ 10,9″ O