„New Safe Confinement“ – Versionsunterschied
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Als '''New Safe Confinement''' (sinngemäß |
Als '''New Safe Confinement''' (sinngemäß „Neuer sicherer Einschluss“; '''NSC''') wird die neue Schutzhülle über dem [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl|1986 havarierten Block 4]] des [[Kernkraftwerk Tschernobyl|Kernkraftwerkes Tschernobyl]] und über dessen erster Schutzhülle („Sarkophag“) von 1986 bezeichnet. |
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Die Schutzhülle ist eines von mehreren Bauprojekten auf dem Gelände um das ehemalige Kernkraftwerk, welche alle zum Ziel haben, unter sicheren Bedingungen radioaktive Brennstoffe zu entfernen, radioaktiven Abfall zu verarbeiten und die gesamte Anlage in ein für die Ökologie ungefährliches technisches System zu transformieren.<ref name="ChNPPdesign">{{Internetquelle |url= |
Die Schutzhülle ist eines von mehreren Bauprojekten auf dem Gelände um das ehemalige Kernkraftwerk, welche alle zum Ziel haben, unter sicheren Bedingungen radioaktive Brennstoffe zu entfernen, radioaktiven Abfall zu verarbeiten und die gesamte Anlage in ein für die Ökologie ungefährliches technisches System zu transformieren.<ref name="ChNPPdesign">{{Internetquelle |url=https://chnpp.gov.ua/en/?option=com_content&view=article&id=177&Itemid=89&lang=en |titel=Designing and Construction of a New Safe Confinement |sprache=en |abruf=2015-10-25}}</ref> |
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== Alte Schutzhülle == |
== Alte Schutzhülle == |
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Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 baute man eilig über mehrere Monate eine provisorische Konstruktion um das Gebäude des havarierten Reaktorblocks, die als „[[Sarkophag]]“ bekannt wurde |
Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 baute man eilig über mehrere Monate eine provisorische Konstruktion um das Gebäude des havarierten Reaktorblocks, die als „[[Sarkophag]]“ bekannt wurde; sie sollte verhindern, dass weiterhin radioaktive Partikel unkontrolliert in die Atmosphäre gelangen.<ref name="greenpeace">{{Internetquelle |url=https://www.greenpeace.org/international/en/campaigns/nuclear/nomorechernobyls/what-happened-in-chernobyl/ |titel=What happened in Chernobyl? |sprache=en |abruf=2015-10-25}}</ref> |
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Aufgrund der hohen Radioaktivität und |
Aufgrund der hohen Radioaktivität und des extremen Zeitdrucks, unter dem die Arbeit ausgeführt werden musste, war es nicht möglich, eine für lange Zeit haltbare Konstruktion zu errichten. Einerseits musste der zerstörte Reaktor möglichst schnell eingeschlossen werden, andererseits kam es darauf an, den Aufenthalt der Arbeiter im radioaktiv verseuchten Bereich zu begrenzen. Daher errichtete man eine Konstruktion, die so weit wie möglich aus vorgefertigten Stahlteilen bestand, die in größerer Entfernung vorbereitet und dann über dem Reaktor montiert wurden; anschließend goss man die vorbereiteten Stahlwände teilweise mit Beton aus, auch war es notwendig, möglichst schnell beschaffbare Materialien zu benutzen, etwa Pipeline-Röhren für die Dachkonstruktion. Notgedrungen mussten in die Konstruktion des Sarkophags jedoch auch stehengebliebene Teile des Reaktorgebäudes einbezogen werden, deren Stabilität nicht überprüft werden konnte. Ebenso wurden Betonfundamente für den Sarkophag auf den Trümmerschutt des zerstörten Reaktors gegossen, ohne dass man die Tragfähigkeit dieses Untergrunds ermitteln konnte. Erschwerend kam noch hinzu, dass der unmittelbar benachbarte, unbeschädigte Kraftwerksblock weiterbetrieben werden sollte, daher mussten die vorher verbundenen Räume und Anlagenteile beim Bau des Sarkophags getrennt werden.<ref>Gesellschaft für Reaktorsicherheit (Hrsg.): ''Tschernobyl zehn Jahre danach. Der Unfall und die Sicherheit der RBMK-Anlagen''. Köln 1996, S. 71–82. [https://www.grs.de/sites/default/files/pdf/GRS-121_Deut.pdf grs.de] (PDF). Filmaufnahmen vom Bau des Sarkophags: https://www.youtube.com/watch?v=dDDNJIdOM_s </ref> |
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[[Datei:4th block of the Chernobyl Nuclear Power Plant.jpg|mini|Der alte Sarkophag 2005]] |
[[Datei:4th block of the Chernobyl Nuclear Power Plant.jpg|mini|Der alte Sarkophag 2005]] |
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Im November 1986 stellte man den Sarkophag fertig, der aus 7000 Tonnen Stahl und 410.000 |
Im November 1986 stellte man den Sarkophag fertig, der aus 7000 Tonnen Stahl und 410.000 Kubikmetern Beton bestand. Im Laufe der Zeit wurde der Sarkophag undicht und Stahlträger rosteten. Ein Nachgeben könnte zum Einsturz der gesamten Konstruktion führen. Darüber hinaus existieren Löcher im Dach, durch die Wasser in das darunterliegende Gebäude eindrang. Dieses Wasser versickerte kontaminiert unter dem Reaktorblock im Boden.<ref name="greenpeace" /> |
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Im Dezember 1988 gaben sowjetische Wissenschaftler bekannt, dass der Sarkophag eine vorgesehene Lebenszeit von lediglich 20 bis 30 Jahren habe.<ref name="greenpeace" /> Daher begann man 1992 neue Lösungen zu entwickeln, um eine weitere Katastrophe zu verhindern. Die damaligen Untersuchungen führten zum Schluss, dass man einen neuen Sarkophag über dem alten errichten müsse. Dieses Vorhaben wurde in einem ukrainischen Gesetz geregelt und im Juni 1997 bei einem [[G7]]-Treffen als Teil des ''Shelter Implementation Plan (SIP)'' verabschiedet.<ref name="ChNPPdesign" /> |
Im Dezember 1988 gaben sowjetische Wissenschaftler bekannt, dass der Sarkophag eine vorgesehene Lebenszeit von lediglich 20 bis 30 Jahren habe.<ref name="greenpeace" /> Daher begann man 1992 neue Lösungen zu entwickeln, um eine weitere Katastrophe zu verhindern. Die damaligen Untersuchungen führten zum Schluss, dass man einen neuen Sarkophag über dem alten errichten müsse. Dieses Vorhaben wurde in einem ukrainischen Gesetz geregelt und im Juni 1997 bei einem [[G7]]-Treffen als Teil des ''Shelter Implementation Plan (SIP)'' verabschiedet.<ref name="ChNPPdesign" /> |
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== New Safe Confinement == |
== New Safe Confinement == |
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=== Zielsetzung === |
=== Zielsetzung === |
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Die neue Schutzhülle ist für eine Lebenszeit von 100 Jahren ausgelegt worden.<ref name="ChNPPdesign" /><ref name="deutschlandfunk.de Forschung aktuell Dagmar Röhrlich 20-3-015"> |
Die neue Schutzhülle ist für eine Lebenszeit von 100 Jahren ausgelegt worden.<ref name="ChNPPdesign" /><ref name="deutschlandfunk.de Forschung aktuell Dagmar Röhrlich 20-3-015">[[Dagmar Röhrlich]]: [https://www.deutschlandfunk.de/sicherer-einschluss-tschernobyl-und-die-neue-huelle-fuer.676.de.html?dram:article_id=314851 ''Tschernobyl und die neue Hülle für den Sarkophag''.] [[deutschlandfunk.de]], ''Forschung aktuell'', 20. März 2015; abgerufen am 11. November 2016.</ref> Die fünf Hauptziele sind: |
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* Unter Normalbetrieb und bei Notfällen etwaige Strahlungsauswirkungen auf die Öffentlichkeit, das Personal und die Umwelt einzugrenzen, |
* Unter Normalbetrieb und bei Notfällen etwaige Strahlungsauswirkungen auf die Öffentlichkeit, das Personal und die Umwelt einzugrenzen, |
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* die Verbreitung von [[Ionisierende Strahlung|ionisierender Strahlung]] und radioaktiven Substanzen einzuschränken, |
* die Verbreitung von [[Ionisierende Strahlung|ionisierender Strahlung]] und radioaktiven Substanzen einzuschränken, |
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=== Konzept === |
=== Konzept === |
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Die Schutzhülle sollte nach Fertigstellung eine Spannweite von 257 m, eine Länge von 162 m und eine Höhe von 108 m haben. Sie soll Temperaturen von −30 |
Die Schutzhülle sollte nach Fertigstellung eine Spannweite von 257 m, eine Länge von 162 m und eine Höhe von 108 m haben. Sie soll Temperaturen von −30 °C bis +50 °C, einem [[Erdbeben#Erdbebenstärke|Erdbeben der Stärke 6]] sowie einem [[Tornado#Klassifizierung|Tornado der Stufe 3]] standhalten können. 81.000 m³ Beton dienen als Fundament, während die Konstruktion mit 24.860 Tonnen geplant war.<ref name="ebrd" /> Kunststoffmembranen sollen für eine dichte Verbindung zwischen der neuen Schutzhülle und den bestehenden Baustrukturen sorgen.<ref name="dlf" /> Zur Verminderung der [[Korrosion]] der Stahlkonstruktion soll die [[Luftfeuchtigkeit]] im Inneren der Doppelhülle kontrolliert und auf maximal 40 Prozent gehalten werden.<ref name="deutschlandfunk.de Forschung aktuell Dagmar Röhrlich 20-3-015" /> |
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=== Planung und Kosten === |
=== Planung und Kosten === |
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⚫ | Das Gesamtkonzept für die neue Schutzhülle und zugehörige Projekte wurde im März 2004 in [[Slawutytsch]] zwischen ukrainischen Wissenschaftlern diskutiert. Am 5. Juli 2004 verabschiedete das [[Ministerkabinett der Ukraine]] den Entwurf als Anordnung ''№443-r''.<ref name="ChNPPdesign" /> Die Gesamtkosten der Umsetzung des Shelter Implementation Plan (mit dem New Safe Confinement als prominentestem und sichtbarsten Teil dieses Plans) sollten laut Einschätzung der [[Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung|europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung]] (EBWE) mehr als 2 Milliarden Euro betragen, die von mehr als 40 Ländern aufgewendet werden.<ref name="EBRDsip">{{Internetquelle |url=https://www.ebrd.com/what-we-do/sectors/nuclear-safety/chernobyl-shelter-implementation.html |titel=The Chernobyl Shelter Implementation Plan |sprache=en |abruf=2015-10-25}}</ref> |
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{{Überarbeiten|grund=Die Angaben zu den Kosten sind in sich nicht so richtig stimmig.|2=Dieser Abschnitt}} |
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⚫ | Am 10. August 2007 wurde nach einer zweiphasigen internationalen Ausschreibung das Konsortium [[Novarka]] unter Federführung der französischen Bauunternehmen ''[[Vinci (Unternehmen)|VINCI Construction Grands Projets]]'' und ''[[Bouygues]] Travaux Publics'' beauftragt.<ref name="ChNPPdesign" /><ref name="ChNPPnscFigures">{{Internetquelle |url=http://chnpp.gov.ua/en/component/content/article?id=229 |titel=Project „New Safe Confinement Construction“ |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150614060427/http://chnpp.gov.ua/en/component/content/article?id=229 |archiv-datum=2015-06-14 |archiv-bot=2019-05-03 19:40:29 InternetArchiveBot |abruf=2015-10-25}}</ref> |
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⚫ | Das Gesamtkonzept für die neue Schutzhülle und zugehörige Projekte wurde im März 2004 in [[Slawutytsch]] zwischen ukrainischen Wissenschaftlern diskutiert. Am 5. Juli 2004 verabschiedete das [[Ministerkabinett der Ukraine]] den Entwurf als Anordnung ''№443-r''.<ref name="ChNPPdesign" /> Die Gesamtkosten der Umsetzung des Shelter Implementation Plan |
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⚫ | Die EBWE richtete ebenfalls 1997 den ''Chernobyl Shelter Fund'' ein, um die Ukraine bei der Umsetzung des SIP zu unterstützen. Beitragszahler sind neben der Europäischen Union 45 weitere Länder.<ref name=":2">https://www.sueddeutsche.de/wissen/tschernobyl-schutzhuelle-sarkophag-new-safe-confinement-reaktor-1.4513493</ref> |
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⚫ | Am 10. August 2007 wurde nach einer zweiphasigen internationalen Ausschreibung das Konsortium [[Novarka]] unter Federführung der französischen Bauunternehmen ''[[Vinci (Unternehmen)|VINCI Construction Grands Projets]]'' und ''[[Bouygues]] Travaux Publics'' beauftragt.<ref name="ChNPPdesign" /><ref name="ChNPPnscFigures">{{Internetquelle |url=http://chnpp.gov.ua/en/component/content/article?id=229 |titel=Project „New Safe Confinement Construction“ |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150614060427/http://chnpp.gov.ua/en/component/content/article?id=229 |archiv-datum=2015-06-14 |
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Die Betriebskosten der Schutzhülle sollen jährlich etwa 8 Mio. Euro betragen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www1.wdr.de/fernsehen/quarks/tschernobyl-new-safe-confinement-100.html |titel=Der neue Sarkophag - Problem gelöst? |abruf=2018-04-11}}</ref> |
Die Betriebskosten der Schutzhülle sollen jährlich etwa 8 Mio. Euro betragen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www1.wdr.de/fernsehen/quarks/tschernobyl-new-safe-confinement-100.html |titel=Der neue Sarkophag - Problem gelöst? |abruf=2018-04-11}}</ref> |
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Die |
Die aktuellen (Stand März 2024) Kosten für den Bau der Schutzhülle betrugen ca. 1,4 Milliarden Euro,<ref name=":2" /> wobei die gesamten Projektaufwendungen mit ca. 2,15 Milliarden Euro beziffert werden.<ref>https://www.bundestag.de/resource/blob/554594/1ac57b2a02de76cd8d4d2272ae82b916/Bericht-BMU_Tschernobyl-data.pdf</ref> 325 Millionen Euro davon wurden von der [[Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung|EBWE]] finanziert.<ref name="ebrd">{{Internetquelle |url=https://www.ebrd.com/what-we-do/sectors/nuclear-safety/chernobyl-overview.html |titel=Chernobyl: a site transformed |sprache=en |abruf=2015-10-25}}</ref> |
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=== Bauphase === |
=== Bauphase === |
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[[Datei:Tschernobyl 2013 2.jpg|mini|Die Schutzhülle im Bau, 2013]] |
[[Datei:Tschernobyl 2013 2.jpg|mini|Die Schutzhülle im Bau, 2013]] |
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Der Bau der neuen Schutzhülle begann Ende 2010.<ref name="EBRDnsc">{{Internetquelle |url= |
Der Bau der neuen Schutzhülle begann Ende 2010.<ref name="EBRDnsc">{{Internetquelle |url=https://www.ebrd.com/what-we-do/sectors/nuclear-safety/chernobyl-new-safe-confinement.html |titel=Chernobyl’s New Safe Confinement |sprache=en |abruf=2015-10-25}}</ref> Vorher waren verschiedene Vorarbeiten notwendig: Der alte Sarkophag wurde mit einer Lüftungsanlage ausgestattet und 2008 wurde eine Stahlkonstruktion an der Westseite des alten Sarkophags errichtet, die 80 Prozent des Dachgewichts trägt.<ref name="EBRDsip" /> |
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Im Oktober 2014 wurden alle Hubarbeiten abgeschlossen.<ref name="EBRDsip" /> Die Stahlstrukturen wurden in Italien von [[Cimolai (Unternehmen)|Cimolai]] mit Stahl von [[Salzgitter AG|Salzgitter]] und Rohren von [[Salzgitter Mannesmann Line Pipe|Mannesmann Fuchs Rohr]] gefertigt. Anfang Oktober 2015 gab Novarka bekannt, dass über 20 Millionen [[Personenstunde]]n für das Projekt aufgewendet worden seien. Arbeiter aus 27 Nationen seien bislang am Bau beteiligt gewesen.<ref>{{Internetquelle |url= |
Im Oktober 2014 wurden alle Hubarbeiten abgeschlossen.<ref name="EBRDsip" /> Die Stahlstrukturen wurden in Italien von [[Cimolai (Unternehmen)|Cimolai]] mit Stahl von [[Salzgitter AG|Salzgitter]] und Rohren von [[Salzgitter Mannesmann Line Pipe|Mannesmann Fuchs Rohr]] gefertigt. Anfang Oktober 2015 gab Novarka bekannt, dass über 20 Millionen [[Personenstunde]]n für das Projekt aufgewendet worden seien. Arbeiter aus 27 Nationen seien bislang am Bau beteiligt gewesen.<ref>{{Internetquelle |url=https://chnpp.gov.ua/en/news/2633-znakova-podiya-proektu-nbk-en |titel=A Landmark Event of the NSC Project |sprache=en |abruf=2015-10-25}}</ref> |
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Ab dem 14. November 2016 wurde die neue Schutzhülle mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 Metern pro Stunde in Richtung des alten Sarkophags bewegt. Damit galt die neue Schutzhülle als größtes mobiles Bauwerk der Welt.<ref>{{Internetquelle |url= |
Ab dem 14. November 2016 wurde die neue Schutzhülle mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 Metern pro Stunde in Richtung des alten Sarkophags bewegt. Damit galt die neue Schutzhülle als größtes mobiles Bauwerk der Welt.<ref>{{Internetquelle |url=https://orf.at/stories/2366661/2366662/ |titel=Zehn Meter pro Stunde |abruf=2016-11-15}}</ref> Nach dem planmäßigen Erreichen der finalen Position wurde die neue Schutzhülle am 29. November 2016 eingeweiht.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.deutschlandfunk.de/tschernobyl-neue-schutzhuelle-fuer-atomruine-eingeweiht.447.de.html?drn:news_id=683136 |titel=Neue Schutzhülle für Atomruine eingeweiht |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161129213708/http://www.deutschlandfunk.de/tschernobyl-neue-schutzhuelle-fuer-atomruine-eingeweiht.447.de.html?drn:news_id=683136 |archiv-datum=2016-11-29 |archiv-bot=2019-05-03 19:40:29 InternetArchiveBot |abruf=2016-11-29}}</ref> |
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Die Kunststoffmembranen wurden installiert. Zudem wurden die Kräne sowie alle im Inneren der Schutzhülle befindlichen Geräte in Betrieb genommen und getestet. Parallel liefen Genehmigungsverfahren.<ref name="dlf">{{Internetquelle |url= |
Die Kunststoffmembranen wurden installiert. Zudem wurden die Kräne sowie alle im Inneren der Schutzhülle befindlichen Geräte in Betrieb genommen und getestet. Parallel liefen Genehmigungsverfahren.<ref name="dlf">{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/tschernobyl-die-eigentliche-herausforderung-kommt-erst-noch.676.de.html?dram:article_id=372666 |titel=Tschernobyl – "Die eigentliche Herausforderung kommt erst noch" |abruf=2016-12-01}}</ref> |
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Am 25. April 2019 vermeldete die [[Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung]] (EBWE) den Abschluss eines 72-Stunden-Testbetriebs der Schutzhülle.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ebrd.com/news/2019/chernobyls-new-safe-confinement-project-completes-final-commissioning-test.html |titel=Chernobyl’s New Safe Confinement project completes final commissioning test |datum=2019-04-25 |abruf=2019-06-02 |
Am 25. April 2019 vermeldete die [[Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung]] (EBWE) den Abschluss eines 72-Stunden-Testbetriebs der Schutzhülle.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ebrd.com/news/2019/chernobyls-new-safe-confinement-project-completes-final-commissioning-test.html |titel=Chernobyl’s New Safe Confinement project completes final commissioning test |datum=2019-04-25 |sprache=en |abruf=2019-06-02}}</ref> Die offizielle [[Inbetriebnahme]] im Beisein des ukrainischen Präsidenten [[Wolodymyr Selenskyj]] erfolgte am 10. Juli 2019.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/osteuropa/politik/tschernobyl-schutzhuelle-100.html |titel=Schutzhülle in Tschernobyl offiziell in Betrieb |werk=mdr.de |sprache=de |abruf=2019-08-12}}</ref> |
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=== Kritik === |
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[[Sebastian Pflugbeil]] von der [[Gesellschaft für Strahlenschutz]] stellt die |
[[Sebastian Pflugbeil]] von der [[Gesellschaft für Strahlenschutz]] stellt die Erforderlichkeit der neuen Schutzhülle in Frage.<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/gesellschaft-fuer-strahlenschutz-kritisiert-desinformation-100.html |titel=Gesellschaft für Strahlenschutz kritisiert Desinformation über Tschernobyl |werk=[[deutschlandfunk]]kultur.de |sprache=de |abruf=2022-11-08}}</ref> Es seien bei der Katastrophe nicht wie offiziell behauptet rund 10 % des Kernbrennstoffes freigesetzt worden und rund 90 % in der Reaktorruine verblieben, sondern vielmehr etwa 90 % des Kernbrennstoffes freigesetzt worden.<ref>{{Internetquelle |autor=Gerhard Lechner |url=https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/themen_channel/wissen/forschung/26198_Tschernobyl-Gau-noch-schlimmer-als-offiziell-zugegeben.html |titel=Tschernobyl-Gau noch schlimmer als offiziell zugegeben? |sprache=de |abruf=2022-11-08}}</ref> In der Ruine befänden sich somit höchstens 20 Tonnen statt der offiziell angegebenen 150–200 Tonnen,<ref>{{Literatur |Autor=Gabriele Goettle |Titel=Besuch beim Physiker Sebastian Pflugbeil: Die Geldmaschine |Sammelwerk=[[die tageszeitung|taz]] |Datum=2011-11-28 |Online=https://taz.de/Besuch-beim-Physiker-Sebastian-Pflugbeil/!5106594/ |Abruf=2022-11-16}}</ref> die Strahlung sei daher moderat.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lessentiel.lu/de/story/neuer-super-sarkophag-soll-100-jahre-halten-290079951013 |titel=Tschernobyl und die Folgen – Neuer Super-Sarkophag soll 100 Jahre halten |datum=2011-04-20 |sprache=de |abruf=2022-11-16}}</ref> Pflugbeil bezieht sich hierbei auf seine eigene Begutachtung<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=XbbXFwGd5yM |titel=Tschernobyl Der Millionensarg Doku |sprache=de-DE |abruf=2023-09-13}}</ref> sowie jene des russischen Physikers Konstantin Tschetscherow, der das Innere des zerstörten Reaktors in 20 Jahren rund 1000 Mal inspiziert hat.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/25-jahre-atomunfall-in-tschernobyl-100.html |titel=25 Jahre Atomunfall in Tschernobyl |werk=[[deutschlandfunk]].de |sprache=de |abruf=2022-11-08}}</ref> Man hat keine heißen Zonen im Reaktor gefunden, so Tschetscherow, die Durchschnittstemperatur liegt bei rund 24 Grad Celsius.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Gerhard Lechner |url=https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/themen_channel/wissen/forschung/26198_Tschernobyl-Gau-noch-schlimmer-als-offiziell-zugegeben.html |titel=Tschernobyl-Gau noch schlimmer als offiziell zugegeben? |sprache=de |abruf=2022-11-16}}</ref> „Hätte sich die Explosion im Reaktor ereignet, dann würden wir darin nicht komplett erhaltene Installationen und sogar Farbreste finden.“<ref name=":0" /> Pflugbeil hält den neuen Sarkophag für eine „reine Geldmaschine“, das Geld sei besser investiert in medizinische und soziale Fälle vor Ort.<ref>{{Literatur |Autor=Gabriele Goettle |Titel=Besuch beim Physiker Sebastian Pflugbeil: Die Geldmaschine |Sammelwerk=[[die tageszeitung|taz]] |Datum=2011-11-28 |Online=https://taz.de/Besuch-beim-Physiker-Sebastian-Pflugbeil/!5106594/ |Abruf=2022-11-16}}</ref><ref name=":1" /> |
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== Weitere Bauprojekte == |
== Weitere Bauprojekte == |
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Neben der Schutzhülle wurden bzw. werden weitere Gebäude und Einrichtungen gebaut, die nach der Fertigstellung des NSC-Projekts die Demontage des Kernkraftwerkes ermöglichen sollen. |
Neben der Schutzhülle wurden bzw. werden [[Kernkraftwerk Tschernobyl#Strukturen für den Rückbau des Kernkraftwerkes|weitere Gebäude und Einrichtungen]] gebaut, die nach der Fertigstellung des NSC-Projekts die Demontage des Kernkraftwerkes ermöglichen sollen. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Chernobyl Nuclear Power Plant New Safe Confinement|ChNPP NSC}} |
{{Commonscat|Chernobyl Nuclear Power Plant New Safe Confinement|ChNPP NSC|audio=0|video=0}} |
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* [ |
* [https://chnpp.gov.ua/en/?lang=en SSE „Chernobyl NPP“.] Webseite des Kernkraftwerks (englisch) |
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* [ |
* [https://chnpp.gov.ua/en/component/content/article?id=228 SSE „Chernobyl NPP“] – Ausführliche Berichte über den Baufortschritt (englisch) |
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* Oda Becker: [http://sb651effb2e49f9df.jimcontent.com/download/version/1424893873/module/5609521811/name/Greenpeace%2026%20Jahre%20nach%20Tschenobyl.pdf 26 Jahre nach Tschernobyl] |
* Oda Becker: [http://sb651effb2e49f9df.jimcontent.com/download/version/1424893873/module/5609521811/name/Greenpeace%2026%20Jahre%20nach%20Tschenobyl.pdf 26 Jahre nach Tschernobyl] (PDF; 0,4 MB) |
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* {{YouTube|id=dH1bv9fAxiY|titel=Zeitrafferaufnahme: NSC Verschiebung über den Reaktor}} |
* {{YouTube |id=dH1bv9fAxiY |titel=Zeitrafferaufnahme: NSC Verschiebung über den Reaktor}} |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Nuklearkatastrophe von Tschernobyl]] |
[[Kategorie:Nuklearkatastrophe von Tschernobyl]] |
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[[Kategorie:Bauwerk in der Oblast Kiew]] |
[[Kategorie:Bauwerk in der Oblast Kiew]] |
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[[Kategorie:Rajon |
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Aktuelle Version vom 17. August 2024, 15:30 Uhr
Als New Safe Confinement (sinngemäß „Neuer sicherer Einschluss“; NSC) wird die neue Schutzhülle über dem 1986 havarierten Block 4 des Kernkraftwerkes Tschernobyl und über dessen erster Schutzhülle („Sarkophag“) von 1986 bezeichnet.
Die Schutzhülle ist eines von mehreren Bauprojekten auf dem Gelände um das ehemalige Kernkraftwerk, welche alle zum Ziel haben, unter sicheren Bedingungen radioaktive Brennstoffe zu entfernen, radioaktiven Abfall zu verarbeiten und die gesamte Anlage in ein für die Ökologie ungefährliches technisches System zu transformieren.[1]
Alte Schutzhülle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 baute man eilig über mehrere Monate eine provisorische Konstruktion um das Gebäude des havarierten Reaktorblocks, die als „Sarkophag“ bekannt wurde; sie sollte verhindern, dass weiterhin radioaktive Partikel unkontrolliert in die Atmosphäre gelangen.[2]
Aufgrund der hohen Radioaktivität und des extremen Zeitdrucks, unter dem die Arbeit ausgeführt werden musste, war es nicht möglich, eine für lange Zeit haltbare Konstruktion zu errichten. Einerseits musste der zerstörte Reaktor möglichst schnell eingeschlossen werden, andererseits kam es darauf an, den Aufenthalt der Arbeiter im radioaktiv verseuchten Bereich zu begrenzen. Daher errichtete man eine Konstruktion, die so weit wie möglich aus vorgefertigten Stahlteilen bestand, die in größerer Entfernung vorbereitet und dann über dem Reaktor montiert wurden; anschließend goss man die vorbereiteten Stahlwände teilweise mit Beton aus, auch war es notwendig, möglichst schnell beschaffbare Materialien zu benutzen, etwa Pipeline-Röhren für die Dachkonstruktion. Notgedrungen mussten in die Konstruktion des Sarkophags jedoch auch stehengebliebene Teile des Reaktorgebäudes einbezogen werden, deren Stabilität nicht überprüft werden konnte. Ebenso wurden Betonfundamente für den Sarkophag auf den Trümmerschutt des zerstörten Reaktors gegossen, ohne dass man die Tragfähigkeit dieses Untergrunds ermitteln konnte. Erschwerend kam noch hinzu, dass der unmittelbar benachbarte, unbeschädigte Kraftwerksblock weiterbetrieben werden sollte, daher mussten die vorher verbundenen Räume und Anlagenteile beim Bau des Sarkophags getrennt werden.[3]
Im November 1986 stellte man den Sarkophag fertig, der aus 7000 Tonnen Stahl und 410.000 Kubikmetern Beton bestand. Im Laufe der Zeit wurde der Sarkophag undicht und Stahlträger rosteten. Ein Nachgeben könnte zum Einsturz der gesamten Konstruktion führen. Darüber hinaus existieren Löcher im Dach, durch die Wasser in das darunterliegende Gebäude eindrang. Dieses Wasser versickerte kontaminiert unter dem Reaktorblock im Boden.[2]
Im Dezember 1988 gaben sowjetische Wissenschaftler bekannt, dass der Sarkophag eine vorgesehene Lebenszeit von lediglich 20 bis 30 Jahren habe.[2] Daher begann man 1992 neue Lösungen zu entwickeln, um eine weitere Katastrophe zu verhindern. Die damaligen Untersuchungen führten zum Schluss, dass man einen neuen Sarkophag über dem alten errichten müsse. Dieses Vorhaben wurde in einem ukrainischen Gesetz geregelt und im Juni 1997 bei einem G7-Treffen als Teil des Shelter Implementation Plan (SIP) verabschiedet.[1]
New Safe Confinement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zielsetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die neue Schutzhülle ist für eine Lebenszeit von 100 Jahren ausgelegt worden.[1][4] Die fünf Hauptziele sind:
- Unter Normalbetrieb und bei Notfällen etwaige Strahlungsauswirkungen auf die Öffentlichkeit, das Personal und die Umwelt einzugrenzen,
- die Verbreitung von ionisierender Strahlung und radioaktiven Substanzen einzuschränken,
- einen kontrollierten Rückbau sämtlicher Strukturen innerhalb der Schutzhülle zu ermöglichen. Unter anderem sollen etwa 150 Tonnen teilweise geschmolzenen Kernbrennstoffs aus dem Inneren des alten Sarkophags geborgen werden.
- die Überwachung aller Zustandsparameter sowie
- einen physischen Schutz zu bieten, zum Beispiel unberechtigten Zutritt zu verhindern.
Konzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schutzhülle sollte nach Fertigstellung eine Spannweite von 257 m, eine Länge von 162 m und eine Höhe von 108 m haben. Sie soll Temperaturen von −30 °C bis +50 °C, einem Erdbeben der Stärke 6 sowie einem Tornado der Stufe 3 standhalten können. 81.000 m³ Beton dienen als Fundament, während die Konstruktion mit 24.860 Tonnen geplant war.[5] Kunststoffmembranen sollen für eine dichte Verbindung zwischen der neuen Schutzhülle und den bestehenden Baustrukturen sorgen.[6] Zur Verminderung der Korrosion der Stahlkonstruktion soll die Luftfeuchtigkeit im Inneren der Doppelhülle kontrolliert und auf maximal 40 Prozent gehalten werden.[4]
Planung und Kosten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gesamtkonzept für die neue Schutzhülle und zugehörige Projekte wurde im März 2004 in Slawutytsch zwischen ukrainischen Wissenschaftlern diskutiert. Am 5. Juli 2004 verabschiedete das Ministerkabinett der Ukraine den Entwurf als Anordnung №443-r.[1] Die Gesamtkosten der Umsetzung des Shelter Implementation Plan (mit dem New Safe Confinement als prominentestem und sichtbarsten Teil dieses Plans) sollten laut Einschätzung der europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) mehr als 2 Milliarden Euro betragen, die von mehr als 40 Ländern aufgewendet werden.[7]
Am 10. August 2007 wurde nach einer zweiphasigen internationalen Ausschreibung das Konsortium Novarka unter Federführung der französischen Bauunternehmen VINCI Construction Grands Projets und Bouygues Travaux Publics beauftragt.[1][8]
Die EBWE richtete ebenfalls 1997 den Chernobyl Shelter Fund ein, um die Ukraine bei der Umsetzung des SIP zu unterstützen. Beitragszahler sind neben der Europäischen Union 45 weitere Länder.[9]
Die Betriebskosten der Schutzhülle sollen jährlich etwa 8 Mio. Euro betragen.[10]
Die aktuellen (Stand März 2024) Kosten für den Bau der Schutzhülle betrugen ca. 1,4 Milliarden Euro,[9] wobei die gesamten Projektaufwendungen mit ca. 2,15 Milliarden Euro beziffert werden.[11] 325 Millionen Euro davon wurden von der EBWE finanziert.[5]
Bauphase
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bau der neuen Schutzhülle begann Ende 2010.[12] Vorher waren verschiedene Vorarbeiten notwendig: Der alte Sarkophag wurde mit einer Lüftungsanlage ausgestattet und 2008 wurde eine Stahlkonstruktion an der Westseite des alten Sarkophags errichtet, die 80 Prozent des Dachgewichts trägt.[7]
Im Oktober 2014 wurden alle Hubarbeiten abgeschlossen.[7] Die Stahlstrukturen wurden in Italien von Cimolai mit Stahl von Salzgitter und Rohren von Mannesmann Fuchs Rohr gefertigt. Anfang Oktober 2015 gab Novarka bekannt, dass über 20 Millionen Personenstunden für das Projekt aufgewendet worden seien. Arbeiter aus 27 Nationen seien bislang am Bau beteiligt gewesen.[13]
Ab dem 14. November 2016 wurde die neue Schutzhülle mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 Metern pro Stunde in Richtung des alten Sarkophags bewegt. Damit galt die neue Schutzhülle als größtes mobiles Bauwerk der Welt.[14] Nach dem planmäßigen Erreichen der finalen Position wurde die neue Schutzhülle am 29. November 2016 eingeweiht.[15]
Die Kunststoffmembranen wurden installiert. Zudem wurden die Kräne sowie alle im Inneren der Schutzhülle befindlichen Geräte in Betrieb genommen und getestet. Parallel liefen Genehmigungsverfahren.[6]
Am 25. April 2019 vermeldete die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) den Abschluss eines 72-Stunden-Testbetriebs der Schutzhülle.[16] Die offizielle Inbetriebnahme im Beisein des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erfolgte am 10. Juli 2019.[17]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sebastian Pflugbeil von der Gesellschaft für Strahlenschutz stellt die Erforderlichkeit der neuen Schutzhülle in Frage.[18] Es seien bei der Katastrophe nicht wie offiziell behauptet rund 10 % des Kernbrennstoffes freigesetzt worden und rund 90 % in der Reaktorruine verblieben, sondern vielmehr etwa 90 % des Kernbrennstoffes freigesetzt worden.[19] In der Ruine befänden sich somit höchstens 20 Tonnen statt der offiziell angegebenen 150–200 Tonnen,[20] die Strahlung sei daher moderat.[21] Pflugbeil bezieht sich hierbei auf seine eigene Begutachtung[22] sowie jene des russischen Physikers Konstantin Tschetscherow, der das Innere des zerstörten Reaktors in 20 Jahren rund 1000 Mal inspiziert hat.[23] Man hat keine heißen Zonen im Reaktor gefunden, so Tschetscherow, die Durchschnittstemperatur liegt bei rund 24 Grad Celsius.[24] „Hätte sich die Explosion im Reaktor ereignet, dann würden wir darin nicht komplett erhaltene Installationen und sogar Farbreste finden.“[24] Pflugbeil hält den neuen Sarkophag für eine „reine Geldmaschine“, das Geld sei besser investiert in medizinische und soziale Fälle vor Ort.[25][18]
Weitere Bauprojekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Schutzhülle wurden bzw. werden weitere Gebäude und Einrichtungen gebaut, die nach der Fertigstellung des NSC-Projekts die Demontage des Kernkraftwerkes ermöglichen sollen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- SSE „Chernobyl NPP“. Webseite des Kernkraftwerks (englisch)
- SSE „Chernobyl NPP“ – Ausführliche Berichte über den Baufortschritt (englisch)
- Oda Becker: 26 Jahre nach Tschernobyl (PDF; 0,4 MB)
- Zeitrafferaufnahme: NSC Verschiebung über den Reaktor auf YouTube
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Designing and Construction of a New Safe Confinement. Abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ a b c What happened in Chernobyl? Abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Gesellschaft für Reaktorsicherheit (Hrsg.): Tschernobyl zehn Jahre danach. Der Unfall und die Sicherheit der RBMK-Anlagen. Köln 1996, S. 71–82. grs.de (PDF). Filmaufnahmen vom Bau des Sarkophags: https://www.youtube.com/watch?v=dDDNJIdOM_s
- ↑ a b Dagmar Röhrlich: Tschernobyl und die neue Hülle für den Sarkophag. deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, 20. März 2015; abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ a b Chernobyl: a site transformed. Abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ a b Tschernobyl – "Die eigentliche Herausforderung kommt erst noch". Abgerufen am 1. Dezember 2016.
- ↑ a b c The Chernobyl Shelter Implementation Plan. Abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Project „New Safe Confinement Construction“. Archiviert vom am 14. Juni 2015; abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b https://www.sueddeutsche.de/wissen/tschernobyl-schutzhuelle-sarkophag-new-safe-confinement-reaktor-1.4513493
- ↑ Der neue Sarkophag - Problem gelöst? Abgerufen am 11. April 2018.
- ↑ https://www.bundestag.de/resource/blob/554594/1ac57b2a02de76cd8d4d2272ae82b916/Bericht-BMU_Tschernobyl-data.pdf
- ↑ Chernobyl’s New Safe Confinement. Abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ A Landmark Event of the NSC Project. Abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Zehn Meter pro Stunde. Abgerufen am 15. November 2016.
- ↑ Neue Schutzhülle für Atomruine eingeweiht. Archiviert vom am 29. November 2016; abgerufen am 29. November 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Chernobyl’s New Safe Confinement project completes final commissioning test. 25. April 2019, abgerufen am 2. Juni 2019 (englisch).
- ↑ Schutzhülle in Tschernobyl offiziell in Betrieb. In: mdr.de. Abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ a b Gesellschaft für Strahlenschutz kritisiert Desinformation über Tschernobyl. In: deutschlandfunkkultur.de. Abgerufen am 8. November 2022.
- ↑ Gerhard Lechner: Tschernobyl-Gau noch schlimmer als offiziell zugegeben? Abgerufen am 8. November 2022.
- ↑ Gabriele Goettle: Besuch beim Physiker Sebastian Pflugbeil: Die Geldmaschine. In: taz. 28. November 2011 (taz.de [abgerufen am 16. November 2022]).
- ↑ Tschernobyl und die Folgen – Neuer Super-Sarkophag soll 100 Jahre halten. 20. April 2011, abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Tschernobyl Der Millionensarg Doku. Abgerufen am 13. September 2023 (deutsch).
- ↑ 25 Jahre Atomunfall in Tschernobyl. In: deutschlandfunk.de. Abgerufen am 8. November 2022.
- ↑ a b Gerhard Lechner: Tschernobyl-Gau noch schlimmer als offiziell zugegeben? Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Gabriele Goettle: Besuch beim Physiker Sebastian Pflugbeil: Die Geldmaschine. In: taz. 28. November 2011 (taz.de [abgerufen am 16. November 2022]).