„Adolf Ogi“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Adolf Ogi.png|mini|Adolf Ogi]]
'''Adolf Ogi''' (* [[18. Juli]] [[1942]]) aus [[Kandersteg]] im [[Berner Oberland]] ([[Schweiz]]) ist seit 2001 Sonderberater für "Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden" im Auftrag der [[Vereinte Nationen|UNO]]. Zuvor war Ogi für die [[Schweizerische Volkspartei|SVP]] während 13 Jahren Mitglied der Schweizer Landesregierung ([[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrat]]).


'''Adolf «Dölf» Ogi''' (* [[18. Juli]] [[1942]] in [[Kandersteg]], [[Kanton Bern]]) ist ein [[Schweiz]]er [[Politiker]] der [[Schweizerische Volkspartei|Schweizerischen Volkspartei, SVP]]. Er war von 1987 bis 2000 Mitglied des [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrats]] und von 2001 bis 2007 ''Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden'' im Auftrag der [[Vereinte Nationen|UNO]].
Seine Eltern sind Adolf und Anna Ogi, geborene Wenger. Sein Vater Adolf war Förster und Bergführer, sowie Gemeinderat, Präsident der Schulkommission, Gemeindepräsident und Gemeindekassierer in Kandersteg. Am [[12. Mai]] [[1972]] heiratete er seine heutige Frau Katrin, geborene Marti. Zusammen haben sie zwei Kinder, Matthias Adolf und Caroline.


== Berufliche Karriere ==
== Leben ==
Seine Eltern waren Adolf und Anna Ogi, geborene Wenger. Sein Vater war Förster und Bergführer sowie Gemeinderat, Präsident der Schulkommission, Gemeindepräsident und Gemeindekassier in Kandersteg. Am 12. Mai 1972 heiratete Ogi Katrin, geborene Marti. Zusammen haben sie zwei Kinder, Mathias († 2009) und Caroline. Heute lebt Ogi mit seiner Frau in [[Fraubrunnen]].
Nach seiner obligatorischen Schulzeit in der Primarschule und Oberstufe besuchte Adolf Ogi für drei Jahre in [[La Neuveville]] die Handelsschule. Danach fuhr er nach [[London]] und besuchte dort einen sechsmonatigen Kurs an der [[Swiss Mercantile School]]. In [[Formby]], nahe bei [[Liverpool]], arbeitete er für ein Praktikum in der Textilfirma des deutschen Industriellen S. Könnemann.


=== Werdegang ===
Ogi übernahm dann für zwei Jahre die Leitung des Verkehrsbüro [[Meiringen]]. [[1964]] wechselte er zum [[Schweizerischen Ski-Verband]] (SSV). Dort arbeitete er als Assistent von [[Elsa Roth]] und wurde [[1975]] als Direktor des Ski-Verbandes gewählt. Während seiner Arbeit im Verband verhalf er den Ski-Fahrern an den [[Olympische Winterspiele 1972|Olympischen Winterspielen 1972]] zu grossem Erfolg.
[[Datei:Adolf Ogi.jpg|mini|Adolf Ogi (links) mit US-Verteidigungsminister [[William Cohen]] im Juli 2000]]
[[Datei:AdolfOgi1996.jpg|mini|Adolf Ogi bei einem Besuch in [[Tuzla]] im Juni 1996]]
Nach der obligatorischen Schulzeit in der Primarschule besuchte Ogi für drei Jahre in [[La Neuveville]] die Handelsschule. Danach besuchte er in [[London]] einen sechsmonatigen Kurs an der [[Swiss Mercantile School]]. In [[Formby (England)|Formby]] bei [[Liverpool]] absolvierte er ein Praktikum im Textilunternehmen des deutschen Industriellen S. Könnemann. Ogi übernahm dann für zwei Jahre die Leitung des Verkehrsbüros [[Meiringen]]. 1964 wechselte er zum [[Schweizer Skiverband]] (SSV). Dort arbeitete er als Assistent von [[Elsa Roth]] und wurde 1975 zum Direktor des Ski-Verbandes gewählt. Per Juli 1981 trat Ogi von seiner Funktion als Direktor des SSV zurück und übernahm bei der [[Intersport]] Schweiz den Posten als Generaldirektor. Er trat bei der Intersport zurück, als er 1987 in den Bundesrat gewählt wurde. Durch seine Arbeit im Skiverband wurde Ogi schweizweit bekannt. Deshalb versuchten verschiedene Parteien, ihn für eine [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalratskandidatur]] zu gewinnen. Seine Schwiegereltern waren Mitglied der [[Schweizerische Volkspartei|Schweizerischen Volkspartei]], welcher er 1978 beitrat. Für die Nationalratswahlen 1979 kandidierte er für die SVP und wurde mit einem sehr guten Ergebnis gewählt. Er erhielt 56'235 Stimmen. 1984 wurde er zum Präsidenten der SVP gewählt.


=== Bundesrat ===
Per Juli [[1981]] trat Adolf Ogi von seiner Funktion als Präsident des SSV zurück und übernahm bei der [[Intersport]] Schweiz den Posten als Generaldirektor. Er trat bei der Intersport zurück, als er 1987 in den Bundesrat gewählt wurde.
Für die [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesratswahlen]] von 1987 konnte sich Ogi parteiintern im Zentralvorstand gegen den Regierungsrat [[Peter Schmid (Politiker, 1941)|Peter Schmid]], den Bruder des späteren Bundesrats [[Samuel Schmid]], durchsetzen und wurde von der Partei als Kandidat nominiert. Im ersten Wahlgang der Wahlen vom 9. Dezember 1987 erreichte er 114 der für das absolute Mehr notwendigen 121 Stimmen. Einige bürgerliche Politiker wählten ihn nicht im ersten Wahlgang, um ihn für sein Verhalten bei [[Otto Stich]]s Wahl zu bestrafen. Damals hatte er sich für die Kandidatin [[Lilian Uchtenhagen]] eingesetzt. Einige seiner Kontrahenten waren auch der Meinung, nur acht Jahre Politik seien zu kurz, um gleich Bundesrat zu werden. Im zweiten Wahlgang wurde Ogi dann mit 132 Stimmen zum Nachfolger von [[Leon Schlumpf]] gewählt.


Nach seiner Wahl in den Bundesrat verstummten die meisten Attacken gegen seine Person. Von 1988 bis 1995 stand er dem [[Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation|Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement]] vor. Mit Engagement wandte er sich der grössten in diesem Departement anstehenden Aufgabe zu: der [[Neue Eisenbahn-Alpentransversale|Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat)]]. Nachdem das Referendum gegen den Neat-Bundesbeschluss ergriffen worden war, warb er nicht nur mit seinem Charisma für die Vorlage, sondern auch mit der Behauptung, das Werk könne vollständig aus den Beiträgen seiner Nutzer finanziert werden. Die Abstimmung gewann Ogi klar, das Projekt kam aber wegen der hohen ungedeckten Kosten immer mehr in die Kritik. Vor allem der Vorsteher des Finanzdepartements, [[Otto Stich]], setzte sich für eine Etappierung der Neat und eine Neukonzeption ihrer Finanzierung ein. Schliesslich musste Ogi zugeben, dass die Rentabilität bei der Abstimmung beschönigt worden war.
== Politische Karriere ==


Seine grösste Niederlage war wohl die Annahme der [[Eidgenössische Volksinitiative «zum Schutze des Alpengebietes vor dem Transitverkehr»|Alpeninitiative]] am 20. Februar 1994 durch das Volk. Die Initiative forderte die Verlagerung des Transitgüterverkehrs auf die Schiene und ein Verbot der Schaffung neuer alpenquerender Strassenkapazitäten. Ogi hatte auf drohende Vollzugsprobleme hingewiesen und beharrte – entgegen den Gepflogenheiten – auch nach dem Verdikt des Souveräns auf seiner Sichtweise.
=== Vor der Wahl in den Bundesrat ===
Durch seine Arbeit im Ski-Verband wurde Ogi schweizweit bekannt. Deshalb versuchten verschiedene Parteien, ihn für eine [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalratskandidatur]] zu gewinnen. Seine Schwiegereltern waren Mitglied der [[Schweizerische Volkspartei|Schweizerischen Volkspartei SVP]], welcher er [[1978]] auch beitrat. Für die Nationalratswahlen [[1979]] kandidierte er dann für diese Partei und wurde mit einem sehr guten Ergebnis gewählt. Er gewann 56'235 Stimmen und vertrat fortan den Kanton [[Bern]] in der grossen Kammer.


Nachdem im Sommer 1995 der Konflikt mit Otto Stich eskaliert war, kam es zu einem Arrangement, wonach beide Kontrahenten ihre Departemente abgaben. Ogi übernahm in der Folge – nach eigener Aussage freiwillig – das [[Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport|Militärdepartement (EMD)]], welches 1997 in ''Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport'' (VBS) umbenannt wurde. Auch hier setzte er markante Akzente, und zwar in Richtung einer Anpassung an die nach Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] veränderte Bedrohungslage. So trieb er den Beitritt der Schweiz zum [[NATO]]-Programm [[Partnerschaft für den Frieden]] voran. Auch sorgte er 1999 für die Entsendung von schweizerischen Soldaten ([[Swisscoy]]) nach [[Kosovo]]. In dieser Angelegenheit zog der Bundesrat den Zorn [[Christoph Blocher]]s und von dessen [[Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz]] (AUNS) auf sich. «Wollen Sie, dass Ihr Sohn im Sarg zurückkommt?», hiess es, ergänzt durch Kriegsbilder, auf AUNS-Werbeplakaten. Ogi plante eine drastische Reduzierung des Armeebestandes und liess oft Soldaten für Aktionen wie die Beseitigung von Unwetterschäden oder Sicherung von Kongressen einsetzen. Während Ogis Zeit im VBS ereignete sich die Affäre Nyffenegger um [[Friedrich Nyffenegger]] und die Affäre Bellasi um [[Dino Bellasi]].
Im Jahr [[1984]] wurde Ogi zum Präsident der SVP gewählt.


1998 liess sich Ogi zum Präsidenten der Olympiakandidatur ''Sion 2006'' wählen. In einem stark kritisierten Entscheid gewann [[Turin]] vor dem Favoriten [[Sion]] die [[Olympische Winterspiele 2006|Olympischen Winterspiele 2006]]. Eine Bewerbung um eine Mitgliedschaft im IOC scheiterte Eram 16. Juli 2001 mit 46:59 Stimmen. Er war [[Bundespräsident (Schweiz)|Bundespräsident]] in den Jahren 1993 und 2000 und Vizepräsident in den Jahren 1992 und 1999.
Für die [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesratswahlen]] von [[1987]] konnte sich Adolf Ogi parteiintern im Zentralvostand gegen den Regierungsrat [[Peter Schmid]], den Bruder des späteren Bundesrates [[Samuel Schmid]], durchsetzen und wurde von der Partei als Kandidat nominiert. Im ersten Wahlgang der Wahlen vom [[9. Dezember]] [[1987]] erreichte Ogi 114 der für das absolute Mehr notwendigen 121 Stimmen. Einige bürgerliche Politiker wählten Ogi nicht im ersten Wahlgang, um ihn für sein Verhalten bei [[Otto Stich]]s Wahl zu bestrafen. Damals hatte er sich für die Kandidatin [[Lilian Uchtenhagen]] eingesetzt. Einige seiner Kontrahenten waren auch der Meinung, nur 8 Jahre Politik seien zu kurz, um gleich Bundesrat zu werden. Im zweiten Wahlgang wurde Ogi dann mit 132 Stimmen zum Nachfolger von [[Leon Schlumpf]] gewählt.


=== Als Bundesrat ===
=== Nach der Zeit als Bundesrat ===
Am 18. Oktober 2000 gab Ogi seinen Rücktritt als Bundesrat per Ende Jahr bekannt. Nach seinem Rücktritt übernahm er bei der [[Vereinte Nationen|UNO]] ein Mandat als [[Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden]]. Er war dabei direkter Berater des [[Generalsekretär der Vereinten Nationen|UNO-Generalsekretärs]]. In dieser mit einem symbolischen Dollar pro Jahr entlohnten Tätigkeit engagierte er sich stark für das Internationale Jahr des [[Sport]]s, welches von der UNO für 2005 ausgerufen wurde. Ogi kündigte Anfang 2006 an, nach dem Ausscheiden von [[Kofi Annan]] aus dem Amt des UNO-Generalsekretärs Ende 2007 nicht mehr als Sonderberater für Sport zur Verfügung zu stehen.
Nach seiner Wahl in den Bundesrat waren fast alle Attacken gegen seine Person verstummt.
[[Datei:Adolf-Ogi-Strasse.jpg|mini|Die Adolf Ogi-Strasse in Kandersteg]]
Von [[1988]] bis [[1995]] stand er dem [[Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation|Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement]] vor. Nach eigener Aussage liebte er diese Aufgabe. Seine grösste Aufgabe in diesem Departement war die [[Neue Eisenbahn-Alpentransversale|NEAT]], welche zu dem Zeitpunkt dem Volk zur Abstimmung vorgelegt wurde und für die er mit grossem Elan warb. Die Abstimmung gewann Ogi klar, das Projekt kam aber durch die damit verbundenen Kosten immer mehr in die Kritik. Vor allem der Finanzminister [[Otto Stich]] setzte sich dafür ein, dass die NEAT finanzierbar wurde. Schliesslich musste Ogi zugeben, dass die Kosten bei der Abstimmung beschönigt worden waren.


In einem Brief an Rentner und Rentnerinnen der Schweiz hat Ogi im Februar 2024, zusammen mit anderen bürgerlichen alt Bundesräten, erfolglos<ref>https://www.derbund.ch/ticker-zur-13-ahv-rente-alle-resultate-zur-abstimmung-im-ueberblick-437549671293</ref> versucht, sich gegen die Einführung einer 13. AHV Rente zu stemmen.<ref>https://www.nzz.ch/schweiz/alt-bundesraete-warnen-vor-ja-zu-13-ahv-rente-ld.1777808</ref> Er hat damit einen gewaltigen [[Shitstorm]] eingefangen.<ref>https://www.blick.ch/politik/shame-on-you-ogi-geraet-wegen-brief-gegen-13-ahv-in-shitstorm-id19448160.html</ref> Die Rechtmässigkeit der Beschaffung der entsprechenden alterssortierten Adressen ist nicht abschliessend geklärt.<ref>{{Internetquelle |autor=Christina Pirskanen |url=https://www.20min.ch/story/ahv-abstimmung-so-gelangten-ogi-leuthard-co-an-adressen-von-schweizer-rentnern-103038811 |titel=So gelangten Ogi &amp; Co. an die Adressen der Rentner - 20 Minuten |werk=20min.ch |datum=2024-02-09 |abruf=2024-03-09}}</ref> Nach der Volksabstimmung erklärte er: «Im Nachhinein kann man sagen: Der adressierte Brief war ein Fehler, tut mir leid!»<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bernerzeitung.ch/adolf-ogi-bereut-aktion-gegen-ahv-initiative-461263093409 |titel=Nach Ja zur 13. AHV-Rente – Ogi zum Bundesratsbrief: «Es war ein Fehler, tut mir leid» |werk=bernerzeitung.ch |datum=2024-03-04 |sprache= |abruf=2024-03-14}}</ref>
Seine grösse Niederlage war wohl die Annahme der Alpeninitiative am [[20. Februar]] [[1994]] durch das Volk. Die Initiative forderte den Verlad des Verkehrs auf die Schiene und ein Stopp des Ausbaus von Transitstrassen. Ogi erwies sich nach dieser Abstimmung als schlechter Verlierer. Deshalb forderten immer mehr Leute, vor allem auch das Initiativkomitee, einen Rücktritt Ogis als Verkehrsminister.


== Trivia ==
Am [[1. Oktober]] [[1995]] musste Ogi durch einen Beschluss des Gesamtbundesrates gegen seinen Willen das nach Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] nur noch wenig prestigeträchtige [[Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport|Militärdepartement]] übernehmen, welches [[1997]] zu "Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport" (VBS) umbenannt wurde. Er zeichnete sich in dieser Zeit verantwortlich für den Beitritt der Schweiz zum [[NATO]]-Programm [[Partnerschaft für den Frieden]]. Auch sorgt er [[1999]] für die Entsendung von schweizerischen Soldaten "[[Swisscoy]]" nach [[Kosovo]]. In dieser Angelegenheit zog der Bundesrat den Zorn Christoph Blochers und dessen Aktion für eine unabhängige Schweiz (Auns) auf sich. "Wollen Sie, dass Ihr Sohn im Sarg zurück kommt", hiess es auf Werbeplakaten der Blocher-Anhänger, ergänzt durch grausame Kriegsbilder.
Die [[Energieeinsparung|Einsparung von Energie]] in der Schweiz wird immer wieder durch den legendären Eier kochenden Bundesrat im Jahr 1988 versinnbildlicht.<ref>[https://www.schweizer-illustrierte.ch/stars/schweiz/alt-bundesrat-adolf-ogi-zeigt-wie-man-eier-kocht-energie-sparen Adolf Ogi zeigt, wie man richtig Eier kocht], [[Schweizer Illustrierte]], 2017</ref><ref>[https://www.20min.ch/story/wie-ein-bundesrat-mit-gekochten-eiern-die-schweizer-energiepolitik-veraenderte-562755762678 Wie ein Bundesrat mit gekochten Eiern die Schweizer Energiepolitik veränderte], 20 Minuten, 7. Mai 2021</ref> Adolf Ogi sagte damals wörtlich zum Schweizer Fernsehen: «Jetzt soll das Volk zeigen, dass es nicht nur bereit ist, zu reden, sondern zu handeln.» Die Worte sollten die Bürger animieren, zuerst auf freiwilliger Basis tätig zu werden, bevor die Gesetze eingeführt wurden.<ref>[https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/energiesparkampagne-bravo?urn=urn:srf:video:b0f5aead-f84a-477b-bf31-571cd1081bff&station=69e8ac16-4327-4af4-b873-fd5cd6e895a7&showUrn=urn%3Asrf%3Ashow%3Atv%3Ab0f5aead-f84a-477b-bf31-571cd1081bff Energiesparkampagne "Bravo"], SRF, 24. Oktober 1988, Rohmaterial, Worte Ogis am Schluss</ref>
Ogi plante auch eine drastische Reduzierung des Armeebestandes und setzte seine Soldaten oft für Aktionen wie die Beseitigung von Unwetterschäden oder Sicherung von Kongressen ein. Während Ogis Zeit im VBS ereigneten sich die Affären [[Affäre Nyffenegger|Nyffenegger]] und [[Affäre Bellasi|Bellasi]].


Als der erste Schweizer [[Astronaut]] [[Claude Nicollier]] die Erde umkreiste, begrüsste ihn Ogi am 7. August 1992 mit seinem rasch zum [[Bonmot]] gewordenen «Freude herrscht».<ref>{{YouTube |id=cLC4j0B_boE |titel=«Freude herrscht, Monsieur Nicollier!» (1992) ! Schweizer Raumfahrt ! SRF Archiv |time=123 |abruf=2023-05-06 |uploader=SRF Archiv}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Alois Feusi |Titel=Blick zurück: Freude herrscht! |Sammelwerk=Neue Zürcher Zeitung |Datum=2017-07-24 |ISSN=0376-6829 |Online=https://www.nzz.ch/schweiz/blick-zurueck-freude-herrscht-ld.1307476 |Abruf=2017-08-02}}</ref>
[[1998]] liess sich Adolf Ogi zum Präsidenten der Olympiakandidatur [[Sion]] [[2006]] wählen. Er investierte viel Zeit und Elan für die Kandidatur. In einem sehr stark kritisierten Entscheid gewann dann jedoch [[Turin]] vor dem Favoriten Sion die [[Olympische Winterspiele|Olympischen Winterspiele]] 2006.


Wie einst über Bundesrat [[Rudolf Minger]] kursieren auch über Ogi zahlreiche Witze: «Ogi sitzt vor einem Kreuzworträtsel. Verzweifelt sucht er nach einem Bundesrat mit drei Buchstaben. Da kommt ihm die Erleuchtung, und er schreibt in die Spalte: Ich.»<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Furrer |url=https://www.tagesanzeiger.ch/ogi-sitzt-vor-einem-kreuzwortraetsel-933306686551 |titel=«Ogi sitzt vor einem Kreuzworträtsel...» |werk=tagesanzeiger.ch |datum=2011-10-03 |abruf=2024-03-09}}</ref><ref>https://www.nzz.ch/meinung/was-der-bundesrat-von-adolf-ogi-lernen-kann-ld.1693758</ref>
Adolf Ogi war [[Bundespräsident (Schweiz)|Bundespräsident]] in den Jahren [[1993]] und [[2000]] und Vizepräsident in den Jahren [[1992]] und [[1999]].


== Auszeichnungen und Ehrungen ==
=== Nach der Zeit als Bundesrat ===
Ogi erhielt neben dem Ehrendoktortitel der Universität Bern, der International University in Geneva, der Geneva School of Diplomacy and International Relations, des American College of Greece in Athen, den Menschenrechtspreis der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte Schweiz, den Europäischen Solarpreis, den [[Karl Schmid (Philologe, 1907)#Karl-Schmid-Stiftung|Karl-Schmid-Preis]] der ETH Zürich, den Orde olympique vom Internationalen Olympischen Komitee und den [[Max Petitpierre|Max-Petitpierre]]-Preis. 2012 wurde er am [[SwissAward]] für sein Lebenswerk ausgezeichnet<ref>[https://www.srf.ch/sendungen/unterhaltungssendungen/swissaward-adolf-ogi-erhaelt-den-lifetimeaward-2012 ''Adolf Ogi erhält den «LifeTimeAward» 2012.''] In: SRF, 12. Januar 2012</ref>. 2022 erhielt er den ersten «Prix de Joie» (deutsch: Preis der Freude), vergeben vom Schweizer Tourneetheater [[Das Zelt (Theater)|«Das Zelt»]].<ref>[[Schweizer Radio und Fernsehen]]: [https://www.srf.ch/news/panorama/freude-herrscht-adolf-ogi-erhaelt-den-prix-de-joie ''Freude herrscht! Adolf Ogi erhält den «Prix de Joie».''] In: ''SRF News,'' 12. April 2022, abgerufen am 22. Februar 2023.</ref>
Am [[18. Oktober]] [[2000]] gab Adolf Ogi seinen Rücktritt als Bundesrat per Ende Jahr bekannt. Nach seinem Rücktritt übernahm er bei der [[Vereinte Nationen|UNO]] ein Mandat als UNO-Sonderbotschafter für "Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden". Er ist dabei direkter Berater des UNO-Generalsekretärs [[Kofi Annan]]. In dieser mit einem symbolischen Dollar pro Jahr entlöhnten Tätigkeit engagiert er sich stark für das Internationales Jahr des [[Sport]]s, welches von der UNO für [[2005]] ausgerufen wurde. Ihm wurde im Jahr [[2005]] von der [[Universität Bern]] den [[Ehrendoktor]] der Philosophisch-humanistischen Fakultät verliehen. Ogi kündigte Anfangs 2006 an, nach dem Ausscheiden von Kofi Annan aus dem Amt des UNO-Generalsekretärs Ende September 2006 nicht mehr als Sonderbotschafter für Sport zur Verfügung zu stehen.


== Mitgliedschaften ==
* Ehrenpräsident der Swiss Olympic Association
* Ehrenmitglied der Organisation Green Cross International
* Patronatspräsident der Stiftung Swisscor
* Patronat Unesco-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch
* Direktionsmitglied der [[Nichtregierungsorganisation|NGO]] Right to Play International
* Ehrenpräsident der eigenen Stiftung ''Freude herrscht''
* In privatwirtschaftlichen Gesellschaften hält er diverse Verwaltungsratsmandate.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.monetas.ch/de/1556/Aktuelle-Mandate-Adolf-Ogi-Kandersteg-Fraubrunnen.htm?ident=mLc27nlCpjv2MDccZTgrmy5Z1h3xkXnrHEvQV5/bTPA%3D |titel=Aktuelles und ehemaliges Firmennetzwerk von Adolf Ogi |werk=monetas.ch |abruf=2016-02-02}}</ref>
* Präsident der [[Schweizer Berghilfe]] (2002 bis 2005)


== Literatur ==
== Literatur ==
* Josef Aufdemstroh (d.&nbsp;i. Walter Schwarz): ''Freude herrscht. Adolf-Ogi-Witze und Anekdoten.'' Verlag Moosegg, Lauperswil 1999, ISBN 3-9521927-1-6.
* Urs Zurlinden: ''Der Ogi''. Werd Verlag Zürich 2001 ISBN 3-85932-352-0
* Josef Aufdemstroh: ''Adolf-Ogi-Witze und Anekdoten''. Schwarz Walter ISBN 3-9521927-1-6
* André Häfliger; Georges Wüthrich: ''Dölf Ogi So wa(h)r es!'' Weltbild, Olten 2012, ISBN 978-3-03812-427-6.
* [[Helmut Hubacher]]: "Ogi - Macht und Ohnmacht". Verlag Opinio 2001 ISBN 3-03-999000-4
* [[Helmut Hubacher]]: ''Ogi Macht und Ohnmacht.'' Opinio-Verlag, Basel 2001, ISBN 3-03999-000-4.
* ''Unser Dölf. 75 Wegbegleiter und Zeitzeugen würdigen alt Bundesrat Adolf Ogi.'' Weltbild; Werd-Verlag, Thun 2017, ISBN 978-3-03812-701-7 ([https://web.archive.org/web/20170701132744/https://www.weltbild.de/media/txt/pdf/9783038127017-185877968-unser-doelf-75-wegbegleiter.pdf Leseprobe] (PDF, Archiv); [https://weberverlag.ch/products/adolf-ogi-unser-dolf Rezensionen]).
* {{HLS|4741|Ogi, Adolf|Autor=Christoph Zürcher}}
* Urs Zurlinden: ''Der Ogi.'' Werd-Verlag, Zürich 2001, ISBN 3-85932-352-0.
* {{Munzinger|00000018533|Adolf Ogi}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Adolf Ogi}}
* {{PND|121810968}}
* [http://www.un.org/themes/sport/ogi.htm Website bei der Uno] (Englisch)
* [http://www.hossli.com/interviews/int_05_adolf_ogi.html Interview mit Adolf Ogi] (Deutsch)

==Siehe Auch==
{{Wikiquote|Adolf Ogi}}
{{Wikiquote|Adolf Ogi}}
* {{Helveticat-GND|gnd=121810968}}
* {{DNB-Portal|121810968}}
* [https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:b76c588a-2fc9-4a0a-a67f-eb373293c7dc ''Ogi, 70 – Was aus Adolf Ogis Optimismus geworden ist.''] Video in: [[Schweizer Fernsehen]], Sendung ''[[Reporter (SRF)|Reporter]]'', 15. Juli 2012 (23 Min.)


== Einzelnachweise ==
<references />


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{{SORTIERUNG:Ogi, Adolf}}
[[Kategorie:Funktionär der Vereinten Nationen]]
[[Kategorie:Bundespräsident (Schweiz)]]
[[Kategorie:Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport]]
[[Kategorie:Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation]]
[[Kategorie:Träger des Olympischen Ordens]]
[[Kategorie:Nationalrat (Bern)]]
[[Kategorie:SVP-Mitglied]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Bern]]
[[Kategorie:Schweizer]]
[[Kategorie:Geboren 1942]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten

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{{Navigationsleiste Schweizer Finanzminister}}
|ALTERNATIVNAMEN=Ogi, Dölf (Spitzname)
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|GEBURTSDATUM=18. Juli 1942
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Aktuelle Version vom 24. Juli 2024, 14:54 Uhr

Adolf Ogi

Adolf «Dölf» Ogi (* 18. Juli 1942 in Kandersteg, Kanton Bern) ist ein Schweizer Politiker der Schweizerischen Volkspartei, SVP. Er war von 1987 bis 2000 Mitglied des Bundesrats und von 2001 bis 2007 Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden im Auftrag der UNO.

Seine Eltern waren Adolf und Anna Ogi, geborene Wenger. Sein Vater war Förster und Bergführer sowie Gemeinderat, Präsident der Schulkommission, Gemeindepräsident und Gemeindekassier in Kandersteg. Am 12. Mai 1972 heiratete Ogi Katrin, geborene Marti. Zusammen haben sie zwei Kinder, Mathias († 2009) und Caroline. Heute lebt Ogi mit seiner Frau in Fraubrunnen.

Adolf Ogi (links) mit US-Verteidigungsminister William Cohen im Juli 2000
Adolf Ogi bei einem Besuch in Tuzla im Juni 1996

Nach der obligatorischen Schulzeit in der Primarschule besuchte Ogi für drei Jahre in La Neuveville die Handelsschule. Danach besuchte er in London einen sechsmonatigen Kurs an der Swiss Mercantile School. In Formby bei Liverpool absolvierte er ein Praktikum im Textilunternehmen des deutschen Industriellen S. Könnemann. Ogi übernahm dann für zwei Jahre die Leitung des Verkehrsbüros Meiringen. 1964 wechselte er zum Schweizer Skiverband (SSV). Dort arbeitete er als Assistent von Elsa Roth und wurde 1975 zum Direktor des Ski-Verbandes gewählt. Per Juli 1981 trat Ogi von seiner Funktion als Direktor des SSV zurück und übernahm bei der Intersport Schweiz den Posten als Generaldirektor. Er trat bei der Intersport zurück, als er 1987 in den Bundesrat gewählt wurde. Durch seine Arbeit im Skiverband wurde Ogi schweizweit bekannt. Deshalb versuchten verschiedene Parteien, ihn für eine Nationalratskandidatur zu gewinnen. Seine Schwiegereltern waren Mitglied der Schweizerischen Volkspartei, welcher er 1978 beitrat. Für die Nationalratswahlen 1979 kandidierte er für die SVP und wurde mit einem sehr guten Ergebnis gewählt. Er erhielt 56'235 Stimmen. 1984 wurde er zum Präsidenten der SVP gewählt.

Für die Bundesratswahlen von 1987 konnte sich Ogi parteiintern im Zentralvorstand gegen den Regierungsrat Peter Schmid, den Bruder des späteren Bundesrats Samuel Schmid, durchsetzen und wurde von der Partei als Kandidat nominiert. Im ersten Wahlgang der Wahlen vom 9. Dezember 1987 erreichte er 114 der für das absolute Mehr notwendigen 121 Stimmen. Einige bürgerliche Politiker wählten ihn nicht im ersten Wahlgang, um ihn für sein Verhalten bei Otto Stichs Wahl zu bestrafen. Damals hatte er sich für die Kandidatin Lilian Uchtenhagen eingesetzt. Einige seiner Kontrahenten waren auch der Meinung, nur acht Jahre Politik seien zu kurz, um gleich Bundesrat zu werden. Im zweiten Wahlgang wurde Ogi dann mit 132 Stimmen zum Nachfolger von Leon Schlumpf gewählt.

Nach seiner Wahl in den Bundesrat verstummten die meisten Attacken gegen seine Person. Von 1988 bis 1995 stand er dem Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement vor. Mit Engagement wandte er sich der grössten in diesem Departement anstehenden Aufgabe zu: der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat). Nachdem das Referendum gegen den Neat-Bundesbeschluss ergriffen worden war, warb er nicht nur mit seinem Charisma für die Vorlage, sondern auch mit der Behauptung, das Werk könne vollständig aus den Beiträgen seiner Nutzer finanziert werden. Die Abstimmung gewann Ogi klar, das Projekt kam aber wegen der hohen ungedeckten Kosten immer mehr in die Kritik. Vor allem der Vorsteher des Finanzdepartements, Otto Stich, setzte sich für eine Etappierung der Neat und eine Neukonzeption ihrer Finanzierung ein. Schliesslich musste Ogi zugeben, dass die Rentabilität bei der Abstimmung beschönigt worden war.

Seine grösste Niederlage war wohl die Annahme der Alpeninitiative am 20. Februar 1994 durch das Volk. Die Initiative forderte die Verlagerung des Transitgüterverkehrs auf die Schiene und ein Verbot der Schaffung neuer alpenquerender Strassenkapazitäten. Ogi hatte auf drohende Vollzugsprobleme hingewiesen und beharrte – entgegen den Gepflogenheiten – auch nach dem Verdikt des Souveräns auf seiner Sichtweise.

Nachdem im Sommer 1995 der Konflikt mit Otto Stich eskaliert war, kam es zu einem Arrangement, wonach beide Kontrahenten ihre Departemente abgaben. Ogi übernahm in der Folge – nach eigener Aussage freiwillig – das Militärdepartement (EMD), welches 1997 in Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) umbenannt wurde. Auch hier setzte er markante Akzente, und zwar in Richtung einer Anpassung an die nach Ende des Kalten Krieges veränderte Bedrohungslage. So trieb er den Beitritt der Schweiz zum NATO-Programm Partnerschaft für den Frieden voran. Auch sorgte er 1999 für die Entsendung von schweizerischen Soldaten (Swisscoy) nach Kosovo. In dieser Angelegenheit zog der Bundesrat den Zorn Christoph Blochers und von dessen Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS) auf sich. «Wollen Sie, dass Ihr Sohn im Sarg zurückkommt?», hiess es, ergänzt durch Kriegsbilder, auf AUNS-Werbeplakaten. Ogi plante eine drastische Reduzierung des Armeebestandes und liess oft Soldaten für Aktionen wie die Beseitigung von Unwetterschäden oder Sicherung von Kongressen einsetzen. Während Ogis Zeit im VBS ereignete sich die Affäre Nyffenegger um Friedrich Nyffenegger und die Affäre Bellasi um Dino Bellasi.

1998 liess sich Ogi zum Präsidenten der Olympiakandidatur Sion 2006 wählen. In einem stark kritisierten Entscheid gewann Turin vor dem Favoriten Sion die Olympischen Winterspiele 2006. Eine Bewerbung um eine Mitgliedschaft im IOC scheiterte Eram 16. Juli 2001 mit 46:59 Stimmen. Er war Bundespräsident in den Jahren 1993 und 2000 und Vizepräsident in den Jahren 1992 und 1999.

Nach der Zeit als Bundesrat

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Am 18. Oktober 2000 gab Ogi seinen Rücktritt als Bundesrat per Ende Jahr bekannt. Nach seinem Rücktritt übernahm er bei der UNO ein Mandat als Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden. Er war dabei direkter Berater des UNO-Generalsekretärs. In dieser mit einem symbolischen Dollar pro Jahr entlohnten Tätigkeit engagierte er sich stark für das Internationale Jahr des Sports, welches von der UNO für 2005 ausgerufen wurde. Ogi kündigte Anfang 2006 an, nach dem Ausscheiden von Kofi Annan aus dem Amt des UNO-Generalsekretärs Ende 2007 nicht mehr als Sonderberater für Sport zur Verfügung zu stehen.

Die Adolf Ogi-Strasse in Kandersteg

In einem Brief an Rentner und Rentnerinnen der Schweiz hat Ogi im Februar 2024, zusammen mit anderen bürgerlichen alt Bundesräten, erfolglos[1] versucht, sich gegen die Einführung einer 13. AHV Rente zu stemmen.[2] Er hat damit einen gewaltigen Shitstorm eingefangen.[3] Die Rechtmässigkeit der Beschaffung der entsprechenden alterssortierten Adressen ist nicht abschliessend geklärt.[4] Nach der Volksabstimmung erklärte er: «Im Nachhinein kann man sagen: Der adressierte Brief war ein Fehler, tut mir leid!»[5]

Die Einsparung von Energie in der Schweiz wird immer wieder durch den legendären Eier kochenden Bundesrat im Jahr 1988 versinnbildlicht.[6][7] Adolf Ogi sagte damals wörtlich zum Schweizer Fernsehen: «Jetzt soll das Volk zeigen, dass es nicht nur bereit ist, zu reden, sondern zu handeln.» Die Worte sollten die Bürger animieren, zuerst auf freiwilliger Basis tätig zu werden, bevor die Gesetze eingeführt wurden.[8]

Als der erste Schweizer Astronaut Claude Nicollier die Erde umkreiste, begrüsste ihn Ogi am 7. August 1992 mit seinem rasch zum Bonmot gewordenen «Freude herrscht».[9][10]

Wie einst über Bundesrat Rudolf Minger kursieren auch über Ogi zahlreiche Witze: «Ogi sitzt vor einem Kreuzworträtsel. Verzweifelt sucht er nach einem Bundesrat mit drei Buchstaben. Da kommt ihm die Erleuchtung, und er schreibt in die Spalte: Ich.»[11][12]

Auszeichnungen und Ehrungen

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Ogi erhielt neben dem Ehrendoktortitel der Universität Bern, der International University in Geneva, der Geneva School of Diplomacy and International Relations, des American College of Greece in Athen, den Menschenrechtspreis der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte Schweiz, den Europäischen Solarpreis, den Karl-Schmid-Preis der ETH Zürich, den Orde olympique vom Internationalen Olympischen Komitee und den Max-Petitpierre-Preis. 2012 wurde er am SwissAward für sein Lebenswerk ausgezeichnet[13]. 2022 erhielt er den ersten «Prix de Joie» (deutsch: Preis der Freude), vergeben vom Schweizer Tourneetheater «Das Zelt».[14]

Mitgliedschaften

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  • Ehrenpräsident der Swiss Olympic Association
  • Ehrenmitglied der Organisation Green Cross International
  • Patronatspräsident der Stiftung Swisscor
  • Patronat Unesco-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch
  • Direktionsmitglied der NGO Right to Play International
  • Ehrenpräsident der eigenen Stiftung Freude herrscht
  • In privatwirtschaftlichen Gesellschaften hält er diverse Verwaltungsratsmandate.[15]
  • Präsident der Schweizer Berghilfe (2002 bis 2005)
Commons: Adolf Ogi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. https://www.derbund.ch/ticker-zur-13-ahv-rente-alle-resultate-zur-abstimmung-im-ueberblick-437549671293
  2. https://www.nzz.ch/schweiz/alt-bundesraete-warnen-vor-ja-zu-13-ahv-rente-ld.1777808
  3. https://www.blick.ch/politik/shame-on-you-ogi-geraet-wegen-brief-gegen-13-ahv-in-shitstorm-id19448160.html
  4. Christina Pirskanen: So gelangten Ogi & Co. an die Adressen der Rentner - 20 Minuten. In: 20min.ch. 9. Februar 2024, abgerufen am 9. März 2024.
  5. Nach Ja zur 13. AHV-Rente – Ogi zum Bundesratsbrief: «Es war ein Fehler, tut mir leid». In: bernerzeitung.ch. 4. März 2024, abgerufen am 14. März 2024.
  6. Adolf Ogi zeigt, wie man richtig Eier kocht, Schweizer Illustrierte, 2017
  7. Wie ein Bundesrat mit gekochten Eiern die Schweizer Energiepolitik veränderte, 20 Minuten, 7. Mai 2021
  8. Energiesparkampagne "Bravo", SRF, 24. Oktober 1988, Rohmaterial, Worte Ogis am Schluss
  9. SRF Archiv: «Freude herrscht, Monsieur Nicollier!» (1992) ! Schweizer Raumfahrt ! SRF Archiv (ab 0:02:03) auf YouTube, abgerufen am 6. Mai 2023.
  10. Alois Feusi: Blick zurück: Freude herrscht! In: Neue Zürcher Zeitung. 24. Juli 2017, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 2. August 2017]).
  11. Martin Furrer: «Ogi sitzt vor einem Kreuzworträtsel...» In: tagesanzeiger.ch. 3. Oktober 2011, abgerufen am 9. März 2024.
  12. https://www.nzz.ch/meinung/was-der-bundesrat-von-adolf-ogi-lernen-kann-ld.1693758
  13. Adolf Ogi erhält den «LifeTimeAward» 2012. In: SRF, 12. Januar 2012
  14. Schweizer Radio und Fernsehen: Freude herrscht! Adolf Ogi erhält den «Prix de Joie». In: SRF News, 12. April 2022, abgerufen am 22. Februar 2023.
  15. Aktuelles und ehemaliges Firmennetzwerk von Adolf Ogi. In: monetas.ch. Abgerufen am 2. Februar 2016.
VorgängerAmtNachfolger
Leon SchlumpfMitglied im Schweizer Bundesrat
1988–2000
Samuel Schmid