„Kieserit (Mineral)“ – Versionsunterschied

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| Bild = Kieseriet (Kieserite).jpg
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| IMA-Nummer = 1967 s.p.<ref name="IMA-Liste" />
| IMA-Symbol = Ksr<ref name="Warr">{{Literatur | Autor= Laurence N. Warr | Titel= IMA–CNMNC approved mineral symbols | Sammelwerk= [[Mineralogical Magazine]] | Band= 85 | Datum= 2021 | Sprache= en | Seiten= 291–320 | DOI= 10.1180/mgm.2021.43 | Online= [https://www.cambridge.org/core/services/aop-cambridge-core/content/view/62311F45ED37831D78603C6E6B25EE0A/S0026461X21000438a.pdf/imacnmnc-approved-mineral-symbols.pdf cambridge.org] | Format= PDF | KBytes= 320 | Abruf= 2023-01-05}}</ref>
| Andere_Namen = Martinsit
| Andere_Namen = Martinsit
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| Mineralklasse = Sulfate (und Verwandte)
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<!-- Kristallographie -->
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<!-- Physikalische Eigenschaften -->
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| Farbe = farblos, weiß, hellgrau, hellgelb
| Farbe = farblos, weiß, hellgrau, hellgelb
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<!-- Kristalloptik -->
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'''Kieserit''' ist ein selten vorkommendes [[Mineral]] aus der [[Systematik der Minerale|Mineralklasse]] der „[[Sulfate]] (und Verwandte, siehe [[#Klassifikation|Klassifikation]])“. Er kristallisiert im [[Monoklines Kristallsystem|monoklinen Kristallsystem]] mit der [[Chemische Struktur|Zusammensetzung]] Mg[SO<sub>4</sub>]·H<sub>2</sub>O<ref name="StrunzNickel" />, ist also chemisch gesehen ein [[Kristallwasser|wasserhaltiges]] [[Magnesiumsulfat]].
'''Kieserit''' ist ein selten vorkommendes [[Mineral]] aus der [[Systematik der Minerale|Mineralklasse]] der „[[Sulfate]] (und Verwandte, siehe [[#Klassifikation|Klassifikation]])“. Er kristallisiert im [[Monoklines Kristallsystem|monoklinen Kristallsystem]] mit der [[Chemische Struktur|Zusammensetzung]] Mg[SO<sub>4</sub>]·H<sub>2</sub>O<ref name="StrunzNickel" />, ist also chemisch gesehen ein [[Kristallwasser|wasserhaltiges]] [[Magnesiumsulfat]].


Kieserit entwickelt nur selten größere dipyramidale [[Kristall]]e. Meist findet er sich in Form grob- bis feinkörniger oder masseriger [[Mineral-Aggregat]]e. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann es aber auch weiß erscheinen und durch [[Fremdatom|Fremdbeimengungen]] eine hellgraue oder hellgelbe Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Kieserit entwickelt nur selten größere dipyramidale [[Kristall]]e. Meist findet er sich in Form von grob- bis feinkörnigen oder massigen bzw. derben [[Mineral-Aggregat]]e. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von [[Gitterfehler|Gitterbaufehlern]] oder [[polykristall]]iner Ausbildung kann es aber auch weiß erscheinen und durch [[Fremdatom|Fremdbeimengungen]] eine hellgraue oder hellgelbe Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.


== Etymologie und Geschichte ==
== Etymologie und Geschichte ==
Erstmals entdeckt wurde Kieserit bei [[Staßfurt]] im Sachsen-Anhalt und beschrieben 1861 durch [[Eduard Reichardt]], der das Mineral nach [[Dietrich Georg von Kieser]] (1779–1862) benannte. Dieser war Professor, Mediziner und Psychiater an der [[Universität Jena]].
Erstmals entdeckt wurde Kieserit bei [[Staßfurt]] im Sachsen-Anhalt und beschrieben 1861 durch [[Eduard Reichardt]], der das Mineral nach [[Dietrich Georg von Kieser]] (1779–1862) benannte. Dieser war Professor, Mediziner und Psychiater an der [[Universität Jena]].

Ein Gemenge aus 9,02 % wasserfreiem Bittersalz (= [[Magnesiumsulfat]], MgSO<sub>4</sub>) und 90,98 % [[Natriumchlorid|Kochsalz]] aus [[Staßfurt]] wurde von [[Carl Karsten (Metallurge)|Carl Karsten]] 1845 als ''Martinsit'' bezeichnet.<ref name="Webarchiv" /><ref name="JournalPraktischeChemie" />

Kieserit war bereits lange vor der Gründung der [[International Mineralogical Association]] (IMA) bekannt und allgemein als eigenständige Mineralart anerkannt. 1967 wurde das von C. Prager 1923 erstbeschriebene Mineral ''Wathlingenit'' in einem zusammenfassenden Report diskreditiert, da es von Kunibert Friedrich, Robert Kühn und Hugo Strunz als identisch mit Kieserit erkannt wurde.<ref name="IMA 1967" /> Da dies automatisch eine nachträgliche Ankerkennung von Kieserit bedeutete, wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1967 s.p.“ (''special procedure'') geführt.<ref name="IMA-Liste" />


== Klassifikation ==
== Klassifikation ==
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen [[Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage)#VI/C. Wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen|8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz]] gehörte der Kieserit Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate, ohne fremde [[Anion]]en“, wo er die nach ihm benannte „Kieserit-Gruppe“ mit der System-Nr. ''VI/C.01'' und den weiteren Mitgliedern [[Cobaltkieserit]], [[Dwornikit]], [[Gunningit]], [[Poitevinit]], [[Sanderit]], [[Szmikit]] und [[Szomolnokit]] bildete.
In der veralteten [[Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage)#VI/C. Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen|8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz]] gehörte der Kieserit Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde [[Anion]]en“, wo er die nach ihm benannte „Kieserit-Reihe“ mit der System-Nr. ''VI/C.01'' und den weiteren Mitgliedern [[Bonattit]], [[Gunningit]], [[Poitevinit]], [[Sanderit]], [[Szmikit]] und [[Szomolnokit]] (auch ''Schmöllnitzit'') bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten ''Lapis-Mineralienverzeichnis'' nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von [[Karl Hugo Strunz]] richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. ''VI/C.01-10''. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo Kieserit zusammen mit [[Cobaltkieserit]], [[Dwornikit]], Gunningit, Poitevinit, Sanderit, Szmikit und Szomolnokit die „Kieserit-Gruppe“ (VI/C.01) bildet.<ref name="Lapis" />


Die seit 2001 gültige und von der [[International Mineralogical Association]] (IMA) verwendete [[Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage)#C Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, mit H2O|9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik]] ordnet den Kieserit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, mit H<sub>2</sub>O“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten [[Kation]]en, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls die nach ihm benannte „Kieserit-Gruppe“ mit der System-Nr. ''7.CB.05'' bildet.
Die seit 2001 gültige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte<ref name="IMA-Liste-2009" /> [[Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage)#C Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O|9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik]] ordnet den Kieserit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H<sub>2</sub>O“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten [[Kation]]en, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls die nach ihm benannte „Kieserit-Gruppe“ mit der System-Nr. ''7.CB.05'' bildet.


Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche [[Systematik der Minerale nach Dana]] ordnet den Kieserit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Kieserit-Gruppe (Monohydrate)“ mit der System-Nr. ''29.06.02'' innerhalb der Unterabteilung „[[Systematik der Minerale nach Dana/Sulfate, Chromate, Molybdate#29.06 Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)|Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)]]“ zu finden.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche [[Systematik der Minerale nach Dana]] ordnet den Kieserit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Kieserit-Gruppe (Monohydrate)“ mit der System-Nr. ''29.06.02'' innerhalb der Unterabteilung „[[Systematik der Minerale nach Dana/Sulfate, Chromate, Molybdate#29.06 Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)|Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)]]“ zu finden.


== Kristallstruktur ==
== Kristallstruktur ==
Kieserit kristallisiert monoklin in der {{Raumgruppe|C2/c|lang}} mit den [[Gitterparameter]]n ''a''&nbsp;=&nbsp;6,89&nbsp;[[Ångström (Einheit)|Å]]; ''b''&nbsp;=&nbsp;7,62&nbsp;Å; ''c''&nbsp;=&nbsp;7,65&nbsp;Å und β&nbsp;=&nbsp;117,7° sowie 4 [[Formeleinheit]]en pro [[Elementarzelle]].<ref name="StrunzNickel" />
Kieserit kristallisiert in der monoklinen {{Raumgruppe|C2/c|lang}} mit den [[Gitterparameter]]n ''a''&nbsp;=&nbsp;6,89&nbsp;[[Ångström (Einheit)|Å]]; ''b''&nbsp;=&nbsp;7,62&nbsp;Å; ''c''&nbsp;=&nbsp;7,65&nbsp;Å und β&nbsp;=&nbsp;117,7° sowie 4 [[Formeleinheit]]en pro [[Elementarzelle]].<ref name="StrunzNickel" />


== Eigenschaften ==
== Eigenschaften ==
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== Bildung und Fundorte ==
== Bildung und Fundorte ==
Kieserit findet sich in marinen [[Salze|Salz]]-[[Lagerstätte]]n und bildet namentlich im Abraumsalz des [[Staßfurt]]er Steinsalzwerkes Bänke bis zu 30cm Stärke. Des Weiteren ist Kieserit Bestandteil von kieseritischem [[Hartsalz]]. In seltenen Fällen bildet sich Kieserit auch durch Abscheidung aus [[Vulkanisches Gas|vulkanischen Gasen]]. Als [[Paragenese|Begleitminerale]] treten unter anderem [[Anhydrit]], [[Boracit]], [[Carnallit]], [[Coelestin (Mineral)|Coelestin]], [[Epsomit]], [[Halit]], [[Leonit]], [[Polyhalit]] und [[Sulfoborit]] auf.<ref name="Datenblatt" />
Kieserit findet sich in marinen [[Salze|Salz]]-[[Lagerstätte]]n und bildet namentlich im Abraumsalz des [[Staßfurt]]er Steinsalzwerkes Bänke bis zu 30&nbsp;cm Stärke. Des Weiteren ist Kieserit Bestandteil von kieseritischem [[Hartsalz]]. In seltenen Fällen bildet sich Kieserit auch durch Abscheidung aus [[Vulkanisches Gas|vulkanischen Gasen]]. Als [[Paragenese|Begleitminerale]] treten unter anderem [[Anhydrit]], [[Boracit]], [[Carnallit]], [[Coelestin (Mineral)|Coelestin]], [[Epsomit]], [[Halit]], [[Leonit]], [[Polyhalit]] und [[Sulfoborit]] auf.<ref name="Handbookofmineralogy" />


Als seltene Mineralbildung konnte Kieserit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2012) rund 60 Fundorte als bekannt gelten.<ref name="MindatAnzahl" /> Neben seiner [[Typlokalität]] Staßfurt trat das Mineral in Deutschland unter anderem noch bei [[Neuhof (bei Fulda)]], [[Wintershall]] und im Kaliwerk Hattorf bei [[Philippsthal (Werra)|Philippsthal]] in Hessen; bei [[Wathlingen]], [[Lehrte]], [[Diekholzen]] und im [[Kaliwerk Siegfried-Giesen]] in Niedersachsen; bei [[Tarthun]] und [[Westeregeln]] in Sachsen-Anhalt sowie bei [[Bleicherode]], [[Ronneburg (Thüringen)|Ronneburg]] und [[Merkers]] in Thüringen auf.
Als seltene Mineralbildung konnte Kieserit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 80 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2012).<ref name="Fundorte" /> Neben seiner [[Typlokalität]] Staßfurt trat das Mineral in Sachsen-Anhalt bisher noch in den Kaliwerken [[Kaliwerk Rastenberg|Rastenberg]] bei Billroda, Wilhelmshall bei [[Huy-Neinstedt]], mehreren Kaliwerken im [[Landkreis Mansfeld-Südharz]] und im [[Salzlandkreis]] auf. Des Weiteren fand sich Kieserit in Deutschland noch in den Kaliwerken bei [[Neuhof (bei Fulda)|Neuhof]], [[Wintershall]] und Hattorf bei [[Philippsthal (Werra)#Geschichte|Philippsthal]] in Hessen; in den Kali- und Steinsalzbergwerken [[Kali- und Steinsalzbergwerk Conow|Conow]] bei Ludwigslust, [[Kali- und Steinsalzbergwerk Jessenitz|Jessenitz]] und [[Kali- und Steinsalzbergwerk Lübtheen|Lübtheen]] in Mecklenburg-Vorpommern; in verschiedenen Kaliwerken in den Landkreisen [[Landkreis Celle|Celle]], [[Landkreis Goslar|Goslar]], [[Landkreis Göttingen|Göttingen]], [[Landkreis Hannover|Hannover]], [[Landkreis Hildesheim|Hildesheim]], [[Landkreis Lüchow-Dannenberg|Lüchow-Dannenberg]], [[Landkreis Northeim|Northeim]], [[Landkreis Peine|Peine]] und [[Salzgitter]] in Niedersachsen sowie bei [[Bleicherode]], [[Ronneburg (Thüringen)|Ronneburg]] und [[Merkers]] in Thüringen.


In Österreich fand sich Kieserit bisher bei [[Dürrnberg]] in Salzburg sowie in den Salzbergwerken bei [[Altaussee]] in der Steiermark und [[Hallstatt]] in Oberösterreich.
In Österreich fand sich Kieserit bisher bei [[Hallstatt]] in Oberösterreich, bei [[Dürrnberg]] in Salzburg sowie in den Salzbergwerken bei [[Altaussee]] in der Steiermark.


Weitere Fundorte liegen unter anderem am [[Mount Isa]] in Australien; in der englischen Grafschaft [[North Yorkshire]]; der griechischen Gemeinde [[Lavrio]]; auf [[Surtsey]] in Island; am [[Monte Sambuco]] in der italienischen [[Provinz Caltanissetta]], im [[Kings County (New Brunswick)]] in Kanada; in den kasachischen Regionen [[Aqtöbe (Gebiet)|Aqtöbe]] (Aksaital) und [[Westkasachstan]]; bei [[Winterswijk]], [[Veendam]] und [[Zuidwending]] in den Niederlanden; in der pakistanische Provinz [[Punjab]]; bei [[Lasisk]] und [[Kłodawa (Großpolen)|Kłodawa]] in Polen; bei [[Kopeisk]] in Russland; bei [[Smolník]] in der Slowakei; bei [[Kladno]] (Böhmen) und [[Zastávka]] (Mähren) in Tschechien; in der [[Ukraine]], bei [[Pécs-Vasas]] (''Fünfkirchen-Eisenau'') im ungarischen [[Komitat Baranya]] sowie in mehreren Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika.<ref name="Mindat" />
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bulgarien, Kanada, Chile, China, Dänemark, Griechenland, Iran, Island, Italien, Kasachstan, im Libanon, in Mexiko, den Niederlanden, Nicaragua, Pakistan, Polen, Rumänien, Russland, der Slowakei, in Tschechien, Uganda, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (England) sowie in mehreren Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika.<ref name="Fundorte" />


Auch auf dem [[Mars (Planet)|Mars]], genauer im Gebiet von „Juventae Chasma“ in [[Terra Margaritifer]] konnte Kieserit nachgewiesen werden.<ref name="Mindat" />
Auch auf dem [[Mars (Planet)|Mars]], genauer im Gebiet von [[Juventae Chasma]] nördlich des [[Valles Marineris]] in der ''Margaritifer Terra'' konnte Kieserit nachgewiesen werden.<ref name="Mindat-JuventaeChasma" />


== Verwendung ==
== Verwendung ==
In der Medizin dient Kieserit wie auch andere wasserlösliche Sulfate (Bsp.: [[Mirabilit]]) als [[Abführmittel|Abführmittel (Laxativum)]].
In der Medizin dient Kieserit wie auch andere wasserlösliche Sulfate (Bsp.: [[Mirabilit]]) als [[Abführmittel|Abführmittel (Laxativum)]].


In der [[Industrielle Landwirtschaft|industriellen Landwirtschaft]] dient das Mineral als Rohstoff zur Herstellung von [[Kieserit (Düngemittel)|Kieserit-Dünger]].
In der Landwirtschaft dient das Mineral als Rohstoff zur Herstellung von [[Kieserit (Düngemittel)|Kieserit-Dünger]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur| Autor= [[Hans Jürgen Rösler]] | Titel= Lehrbuch der Mineralogie | Auflage= 4. durchgesehene und erweiterte | Verlag= Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB) | Ort= Leipzig | Jahr= 1987 | Seiten=667 | ISBN= 3-342-00288-3 }}
* {{Literatur | Autor= [[Hans Jürgen Rösler]] | Titel= Lehrbuch der Mineralogie | Auflage= 4. durchgesehene und erweiterte | Verlag= Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB) | Ort= Leipzig | Datum= 1987 | ISBN= 3-342-00288-3 | Seiten= 667}}
* {{Literatur| Autor= Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner | Titel= Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage | Auflage= | Verlag= de Gruyter | Ort= Berlin; New York | Jahr= 1981 | Seiten=587 | ISBN= 3-11-006823-0 }}
* {{Literatur | Autor= [[Helmut Schröcke]], [[Karl-Ludwig Weiner]] | Titel= Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage | Verlag= de Gruyter | Ort= Berlin; New York | Datum= 1981 | ISBN= 3-11-006823-0 | Seiten= 587}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Kieserite}}
{{Commonscat|Kieserite|audio=0|video=0}}
* [[Mineralienatlas:Kieserit]] (Wiki)
* {{Mineralienatlas | ID= Kieserit | Abruf= 2021-09-19 |Abruf-verborgen=1}}
* tw.strahlen.org - [[Thomas Witzke]] (Stollentroll): [http://tw.strahlen.org/typloc/kieserit.html Die Entdeckung von Kieserit]
* {{Internetquelle | autor= [[Thomas Witzke]] | url= https://www.strahlen.org/tw/typloc/kieserit.html | titel= Die Entdeckung von Kieserit | werk= www.strahlen.org/tw/ | abruf= 2021-09-19 |abruf-verborgen=1}}
* {{Internetquelle | url= https://rruff.geo.arizona.edu/AMS/result.php?mineral=Kieserite | titel= American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Kieserite | werk= rruff.geo.arizona.edu | abruf= 2021-09-19 |abruf-verborgen=1| sprache= en}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="Datenblatt">
<ref name="Handbookofmineralogy">
John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: ''Kieserite'', in: ''Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America'', 2001 ([http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/kieserite.pdf PDF 66,1 kB])
{{Literatur | Hrsg= John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols | Titel= Kieserite | Sammelwerk= Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America | Datum= 2001 | Sprache= en | Online= [https://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/kieserite.pdf handbookofmineralogy.org] | Format= PDF | KBytes= 68 | Abruf= 2021-09-19}}
</ref>
<ref name="Fundorte">
Fundortliste für Kieserit beim [https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralDataShow?mineralid=1943&sections=12 Mineralienatlas] (deutsch) und bei [https://www.mindat.org/min-2204.html#autoanchor21 Mindat] (englisch), abgerufen am 19. September 2021.
</ref>
<ref name="IMA 1967">
{{Literatur | Autor= H. Villarroel, N. Joel | Titel= International Mineralogical Association: Commission on new minerals and mineral names | Sammelwerk= Mineralogical Magazine | Band= 36 | Nummer= 277 | Datum= 1967 | Seiten= 131–136 | Kommentar= Namen der Autoren siehe [https://rruff.info/doclib/MinMag/TOC/TOC36/TOC36_277.htm Übersicht des ''Mineralogical Magazine'', Band 36] | Online= [https://rruff.info/rruff_1.0/uploads/MM36_131.pdf#page=4 rruff.info] | Format= PDF | KBytes= 210 | Sprache= en | Abruf= 2020-12-20}}
</ref>
<ref name="IMA-Liste-2009">
{{Internetquelle | autor= [[Ernest Henry Nickel|Ernest H. Nickel]], Monte C. Nichols | url= http://cnmnc.units.it/IMA2009-01%20UPDATE%20160309.pdf | titel= IMA/CNMNC List of Minerals 2009 | werk= cnmnc.units.it | hrsg= IMA/CNMNC | datum= 2009-01 | sprache= en | abruf= 2024-07-30 | format= PDF; 1,9&nbsp;MB | archiv-url= https://web.archive.org/web/20240729102044/http://cnmnc.units.it/IMA2009-01%20UPDATE%20160309.pdf | archiv-datum= 2024-07-29}}
</ref>
<ref name="IMA-Liste">
{{Internetquelle | autor= Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere | url= https://cnmnc.units.it/files/IMA_Master_List_(2024-07).pdf | titel= The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024 | werk= cnmnc.units.it | hrsg= IMA/CNMNC, Marco Pasero | datum= 2024-07 | sprache= en | abruf= 2024-08-13 | format= PDF; 3,6&nbsp;MB}}
</ref>
<ref name="JournalPraktischeChemie">
{{Literatur | Titel= Der Martinsit, ein im Steinsalzlager zu Stassfurth aufgefundenes Salz |Hrsg= Otto Linné Erdmann, Richard Felix Marchand | Sammelwerk= Journal für praktische Chemie | Band= 36 | Verlag= Verlag von Johann Ambrosius Barth | Ort= Leipzig | Datum= 1845 | Seiten= 127 | Online = {{Google Buch | BuchID= r9MPAAAAQAAJ | Seite= 127}}}}
</ref>
</ref>
<ref name="Klockmann">
<ref name="Klockmann">
{{Literatur| Autor= [[Friedrich Klockmann]]|Herausgeber=[[Paul Ramdohr]], [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]] | Titel= Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie | Auflage= 16. | Verlag= [[MVS Medizinverlage Stuttgart|Enke]] | Ort= Stuttgart | Jahr= 1978 (Erstausgabe: 1891) | Seiten=605 | ISBN= 3-432-82986-8}}
{{Literatur | Autor= [[Friedrich Klockmann]] | Hrsg= [[Paul Ramdohr]], [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]] | Titel= Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie | Auflage= 16. | Verlag= Enke | Ort= Stuttgart | Datum= 1978 | JahrEA= 1891 | ISBN= 3-432-82986-8 | Seiten= 605}}
</ref>
<ref name="Lapis">
{{Literatur | Autor= Stefan Weiß | Titel= Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018 | Auflage= 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte | Verlag= Weise | Ort= München | Datum= 2018 | Sprache= de | ISBN= 978-3-921656-83-9}}
</ref>
</ref>
<ref name="Mindat">
<ref name="Mindat">
[http://www.mindat.org/min-2204.html Mindat - Kieserite]
{{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-2204.html | titel= Kieserite | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | abruf= 2021-09-19 | sprache= en}}
</ref>
</ref>
<ref name="MindatAnzahl">
<ref name="Mindat-JuventaeChasma">
{{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/loc-189895.html | titel= Locality Juventae Chasma, Valles Marineris, Mars | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | abruf= 2021-09-19 | sprache= en}}
[http://www.mindat.org/show.php?id=2204&ld=2#themap Mindat - Anzahl der Fundorte für Kieserit]
</ref>
</ref>
<ref name="StrunzNickel">
<ref name="StrunzNickel">
{{Literatur| Autor= [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]], Ernest H. Nickel | Titel= Strunz Mineralogical Tables | Auflage= 9. | Verlag= E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) | Ort= Stuttgart | Jahr= 2001 | Seiten=380 | ISBN= 3-510-65188-X}}
{{Literatur| Autor= [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]], [[Ernest Henry Nickel|Ernest H. Nickel]] | Titel= Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System | Auflage= 9. | Verlag= E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) | Ort= Stuttgart | Datum= 2001 | Sprache= en | ISBN= 3-510-65188-X | Seiten= 380}}
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<ref name="Webarchiv">
{{Literatur | Autor= Albert H. Chester | Titel= A dictionary of the names of minerals inluding their history and etymology | Auflage= 1. | Verlag= John Wiley & Sons | Ort= New York | Datum= 1896 | Online= [https://archive.org/stream/cu31924004039008#page/n215/mode/2up online verfügbar bei archive.org] | Seiten= 168}}
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[http://webmineral.com/data/Kieserite.shtml#.UHiLhWdH6F8 Webmineral - Kieserite]
{{Internetquelle | autor= David Barthelmy | url= http://webmineral.com/data/Kieserite.shtml | titel= Kieserite Mineral Data | werk= webmineral.com | abruf= 2021-09-19 | sprache= en}}
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[[Kategorie:Mineral]]
[[Kategorie:Anerkanntes Mineral]]
[[Kategorie:Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate]]
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[[Kategorie:Monoklines Kristallsystem]]
[[Kategorie:Monoklines Kristallsystem]]

Aktuelle Version vom 6. September 2024, 16:52 Uhr

Kieserit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1967 s.p.[1]

IMA-Symbol

Ksr[2]

Andere Namen

Martinsit

Chemische Formel Mg[SO4]·H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (und Verwandte)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/C.01
VI/C.01-010

7.CB.05
29.06.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[4]
Gitterparameter a = 6,89 Å; b = 7,62 Å; c = 7,65 Å
β = 117,7°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,571; berechnet: 2,571[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110} und {111}; unvollkommen nach {111}, {101} und {011}[5]
Bruch; Tenazität uneben
Farbe farblos, weiß, hellgrau, hellgelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz bis matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,520[6]
nβ = 1,533[6]
nγ = 1,584[6]
Doppelbrechung δ = 0,064[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 55° (gemessen); 56° (berechnet)[6]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten wasserlöslich, bitterer Geschmack

Kieserit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte, siehe Klassifikation)“. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Mg[SO4]·H2O[4], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Magnesiumsulfat.

Kieserit entwickelt nur selten größere dipyramidale Kristalle. Meist findet er sich in Form von grob- bis feinkörnigen oder massigen bzw. derben Mineral-Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann es aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellgraue oder hellgelbe Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Kieserit bei Staßfurt im Sachsen-Anhalt und beschrieben 1861 durch Eduard Reichardt, der das Mineral nach Dietrich Georg von Kieser (1779–1862) benannte. Dieser war Professor, Mediziner und Psychiater an der Universität Jena.

Ein Gemenge aus 9,02 % wasserfreiem Bittersalz (= Magnesiumsulfat, MgSO4) und 90,98 % Kochsalz aus Staßfurt wurde von Carl Karsten 1845 als Martinsit bezeichnet.[7][8]

Kieserit war bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und allgemein als eigenständige Mineralart anerkannt. 1967 wurde das von C. Prager 1923 erstbeschriebene Mineral Wathlingenit in einem zusammenfassenden Report diskreditiert, da es von Kunibert Friedrich, Robert Kühn und Hugo Strunz als identisch mit Kieserit erkannt wurde.[9] Da dies automatisch eine nachträgliche Ankerkennung von Kieserit bedeutete, wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1967 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kieserit Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er die nach ihm benannte „Kieserit-Reihe“ mit der System-Nr. VI/C.01 und den weiteren Mitgliedern Bonattit, Gunningit, Poitevinit, Sanderit, Szmikit und Szomolnokit (auch Schmöllnitzit) bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/C.01-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo Kieserit zusammen mit Cobaltkieserit, Dwornikit, Gunningit, Poitevinit, Sanderit, Szmikit und Szomolnokit die „Kieserit-Gruppe“ (VI/C.01) bildet.[10]

Die seit 2001 gültige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kieserit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls die nach ihm benannte „Kieserit-Gruppe“ mit der System-Nr. 7.CB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kieserit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Kieserit-Gruppe (Monohydrate)“ mit der System-Nr. 29.06.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur

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Kieserit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 6,89 Å; b = 7,62 Å; c = 7,65 Å und β = 117,7° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

In feuchter Luft nimmt Kieserit Wasser auf und wandelt sich in Epsomit um. Sein eigenes Kristallwasser gibt das Mineral erst beim Erhitzen auf über 200 °C ab.[12]

In Wasser ist Kieserit nur langsam löslich, als Pulver und mit etwas Wasser angerührt härtet er ähnlich aus wie Gips.[12]

Bildung und Fundorte

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Kieserit findet sich in marinen Salz-Lagerstätten und bildet namentlich im Abraumsalz des Staßfurter Steinsalzwerkes Bänke bis zu 30 cm Stärke. Des Weiteren ist Kieserit Bestandteil von kieseritischem Hartsalz. In seltenen Fällen bildet sich Kieserit auch durch Abscheidung aus vulkanischen Gasen. Als Begleitminerale treten unter anderem Anhydrit, Boracit, Carnallit, Coelestin, Epsomit, Halit, Leonit, Polyhalit und Sulfoborit auf.[5]

Als seltene Mineralbildung konnte Kieserit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 80 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2012).[13] Neben seiner Typlokalität Staßfurt trat das Mineral in Sachsen-Anhalt bisher noch in den Kaliwerken Rastenberg bei Billroda, Wilhelmshall bei Huy-Neinstedt, mehreren Kaliwerken im Landkreis Mansfeld-Südharz und im Salzlandkreis auf. Des Weiteren fand sich Kieserit in Deutschland noch in den Kaliwerken bei Neuhof, Wintershall und Hattorf bei Philippsthal in Hessen; in den Kali- und Steinsalzbergwerken Conow bei Ludwigslust, Jessenitz und Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern; in verschiedenen Kaliwerken in den Landkreisen Celle, Goslar, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Lüchow-Dannenberg, Northeim, Peine und Salzgitter in Niedersachsen sowie bei Bleicherode, Ronneburg und Merkers in Thüringen.

In Österreich fand sich Kieserit bisher bei Hallstatt in Oberösterreich, bei Dürrnberg in Salzburg sowie in den Salzbergwerken bei Altaussee in der Steiermark.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bulgarien, Kanada, Chile, China, Dänemark, Griechenland, Iran, Island, Italien, Kasachstan, im Libanon, in Mexiko, den Niederlanden, Nicaragua, Pakistan, Polen, Rumänien, Russland, der Slowakei, in Tschechien, Uganda, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (England) sowie in mehreren Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika.[13]

Auch auf dem Mars, genauer im Gebiet von Juventae Chasma nördlich des Valles Marineris in der Margaritifer Terra konnte Kieserit nachgewiesen werden.[14]

In der Medizin dient Kieserit wie auch andere wasserlösliche Sulfate (Bsp.: Mirabilit) als Abführmittel (Laxativum).

In der Landwirtschaft dient das Mineral als Rohstoff zur Herstellung von Kieserit-Dünger.

Commons: Kieserite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. David Barthelmy: Kieserite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 19. September 2021 (englisch).
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 380 (englisch).
  5. a b c Kieserite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 19. September 2021]).
  6. a b c d e Kieserite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 19. September 2021 (englisch).
  7. Albert H. Chester: A dictionary of the names of minerals inluding their history and etymology. 1. Auflage. John Wiley & Sons, New York 1896, S. 168 (online verfügbar bei archive.org).
  8. Der Martinsit, ein im Steinsalzlager zu Stassfurth aufgefundenes Salz. In: Otto Linné Erdmann, Richard Felix Marchand (Hrsg.): Journal für praktische Chemie. Band 36. Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1845, S. 127 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. H. Villarroel, N. Joel: International Mineralogical Association: Commission on new minerals and mineral names. In: Mineralogical Magazine. Band 36, Nr. 277, 1967, S. 131–136 (englisch, rruff.info [PDF; 210 kB; abgerufen am 20. Dezember 2020] Namen der Autoren siehe Übersicht des Mineralogical Magazine, Band 36).
  10. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  11. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  12. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 605 (Erstausgabe: 1891).
  13. a b Fundortliste für Kieserit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 19. September 2021.
  14. Locality Juventae Chasma, Valles Marineris, Mars. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 19. September 2021 (englisch).