„Neuromanik“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Castle Neuschwanstein.jpg|mini|hochkant=1.4|[[Schloss Neuschwanstein]]]]
[[Datei:Mosel 2007 valwig 4.jpg|miniatur|250px|Kirche in [[Valwig]] an der Mosel, 1824–1827 von [[Johann Claudius von Lassaulx|J. C. von Lassaulx]], einer der ersten neu­roma­nischen Bauten des 19. Jahrhunderts]]
[[Datei:SpeyererDom vonSuedWesten.JPG|miniatur|250px|[[Dom zu Speyer]]; das neue Westwerk (links) von [[Heinrich Hübsch]] hebt sich deutlich vom älteren Gebäudeteil ab.]]

Die '''Neuromanik''' (oder ''Neu-Romanik''), auch '''Neoromanik''' genannt, ist ein europäischer Kunststil des 19. Jahrhunderts. Künstler, vor allem [[Architektur|Architekten]], griffen damals auf Vorbilder der vergangenen zwei Jahrtausende zurück – in diesem Falle auf die [[Romanik]]. Daneben gab es jedoch auch [[Neugotik]], [[Neorenaissance]], [[Neubarock]] und die Vereinigung mehrerer dieser Stilrichtungen in einem Werk (sogenannter [[Eklektizismus]]), die gemeinsam in der Stilgeschichte als [[Historismus]] bezeichnet werden.
Die '''Neuromanik''' (oder ''Neu-Romanik''), auch '''Neoromanik''' genannt, ist ein europäischer Kunststil des 19. Jahrhunderts. Künstler, vor allem [[Architektur|Architekten]], griffen damals auf Vorbilder der vergangenen zwei Jahrtausende zurück – in diesem Falle auf die [[Romanik]]. Daneben gab es jedoch auch [[Neugotik]], [[Neorenaissance]], [[Neubarock]] und die Vereinigung mehrerer dieser Stilrichtungen in einem Werk (sogenannter [[Eklektizismus]]), die gemeinsam in der Stilgeschichte als [[Historismus]] bezeichnet werden.


== Geschichte ==
== Vorläufer ==
[[Datei:Granges-sur-Vologne nef (Th Bresson).jpg|mini|[[Granges-sur-Vologne]], [[Département Vosges|Dép. Vosges]]: „romanische“ Stufenhalle aus dem 15. Jh.]]
=== Vorläufer ===
Rückgriffe auf die Romanik gab es, seit diese von anderen Stilen abgelöst worden war. Rückgriffe auf die romanische Architektur in der Zeit der [[Spätgotik]] und der [[Renaissance]] werden allerdings zumeist als [[Retrospektive Architektur]] bezeichnet, was auch Rückgriffe auf andere Stile beinhalten kann.<ref>Michael Schmidt: ''Reverentia und Magnificentia. Historizität in der Architektur Süddeutschlands, Österreichs und Böhmens vom 14. bis zum 17. Jahrhundert.''Verlag Schnell + Steiner, 1999, ISBN 978-3-7954-1238-8</ref> So wurde die [[St. Martin (Baar)|Pfarrkirche St. Martin]] im [[schweiz]]erischen [[Kanton Zug]] Mitte des 14. Jahrhunderts durch eine wesentlich größere ersetzt. Das Schiff wurde später barockisiert, aber der Turm ist abgesehen vom Dach original erhalten – mit „romanischen“ Koppelfenstern. In der spätgotischen [[St. Maria Magdalena (Münnerstadt)|Maria-Magdalenen-Kirche]] in [[Münnerstadt]], [[Unterfranken]], wurde nach der Durchsetzung der [[Gegenreformation]] das Mittelschiff 1605–1612 ersetzt, zwar mit spätgotischen [[Flamboyantstil]]-Obergaden, aber mit Flachdecke, ungegliederten Hochschiffswänden und Rundbogenarkaden nach Vorbildern aus der [[Frühromanik]], etwa dem 1040 bis 1075 errichteten [[Würzburger Dom]]. Der heute älteste Teil der [[Dorfkirche Hohennauen]] im [[brandenburg]]ischen [[Havelland]] ist der Backsteinturm in romanischen Formen. Er wurde von Grund auf 1596 errichtet, nicht nur (wie lange vermutet) sein Glockengeschoss.
[[Datei:Augsburg Domkreuzgang Hof 03.jpg|mini|hochkant|links|[[Augsburger Dom]], Nordturm mit „roma&shy;nischen“ Back&shy;stein&shy;geschossen von 1564]]
Von den zahlreichen in der frühen Neuzeit in der östlichen Peripherie Frankreichs errichteten Kirchen, die größtenteils dem ''style classique'' zugerechnet werden, greifen einige eher auf die Romanik zurück, als auf antike Vorbilder. Schon im 17. Jahrhundert finden sich dezidiert romanische Details.
[[Datei:Dorfkirche Hohennauen 20211009 2.jpg|mini|[[Hohennauen]], [[Landkreis Havelland]], „romanischer“ [[Dorfkirche Hohennauen|Kirchturm]] von 1596]]
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[[Datei:Münnerstadt, Katholische Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena-009.jpg|mini|[[St. Maria Magdalena (Münnerstadt)|Stadtpfarrkirche]] in [[Münnerstadt]], „frühromanisches“ Mittelschiff 1605–1612, spät&shy;gotischer Chor 1400–1420]]
Baar - panoramio (2).jpg|Romanische Fenster im Turm der [[St. Martin (Baar)|Kirche St. Martin]] (nach 1360) in [[Baar ZG|Baar]], [[Kanton Zug]]
Rückgriffe auf die Romanik gab es, seit diese von anderen Stilen abgelöst worden war. Rückgriffe auf die romanische Architektur in der Zeit der [[Spätgotik]] und der [[Renaissance]] werden allerdings zumeist als [[Retrospektive Architektur]] bezeichnet, was auch Rückgriffe auf andere Stile beinhalten kann.<ref>Michael Schmidt: ''Reverentia und Magnificentia. Historizität in der Architektur Süddeutschlands, Österreichs und Böhmens vom 14. bis zum 17. Jahrhundert.''Verlag Schnell + Steiner, 1999, ISBN 978-3-7954-1238-8</ref> So wurden die Türme des [[Augsburger Dom]]s 1488/1489 bzw. 1564 in romanischen Formen aufgestockt, nachdem sie den 1356–1431 errichteten spätgotischen Ostchor kaum noch überragt hatten. In der spätgotischen [[St. Maria Magdalena (Münnerstadt)|Maria-Magdalenen-Kirche]] in [[Münnerstadt]], [[Unterfranken]], wurde nach der Durchsetzung der [[Gegenreformation]] das Mittelschiff 1605–1612 ersetzt, zwar mit spätgotischen [[Flamboyantstil]]-Obergaden, aber mit Flachdecke, ungegliederten Hochschiffswänden und Rundbogenarkaden nach Vorbildern aus der [[Frühromanik]], etwa dem 1040 bis 1075 errichteten [[Würzburger Dom]].
Hohennauen Kirchturm 20211009 2.jpg|„Romanischer“ Kirchturm von 1596 in [[Hohennauen]], [[Brandenburg]]
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Münnerstadt Pfarrkirche Innenraum 01.JPG|„Frühromanisches“ Schiff von 1608–1612 der Stadt&shy;kirche [[St. Maria Magdalena (Münnerstadt)|St. Maria Magdalena]] in [[Münnerstadt]], [[Unterfranken]]
=== Romantik und Industriezeitalter ===
Granges-sur-Vologne église 02.JPG|[[Granges-sur-Vologne]], [[Département Vosges|Dép. Vosges]]: Kirchturm aus dem 17.&nbsp;Jh. mit „romanischen“ Biforien
[[Datei:Castle Neuschwanstein.jpg|miniatur|250px|[[Schloss Neuschwanstein]]]]
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[[Datei:Hundersingen St Martin Marienaltar.jpg|miniatur|250px|Altar in der Pfarrkirche St. Martin in [[Hundersingen (Herbertingen)|Hundersingen]]]]
[[Datei:St.Jürgen Grundriss 1904.svg|mini|hochkant=1.5|Plan einer Kirche im neoromanischen Stil<br>① = Eingangsbereich unter dem Kirchturm ② = große Eingangshalle ③ = kleine Eingangshalle ④ = Sakristei]]
Wegbereiter der Neuromanik in Deutschland und im europaweiten Rahmen waren [[Heinrich Hübsch]] 1828 mit ''In welchem Style sollen wir bauen?'', einer allgemeind Favorisierung des [[Rundbogenstil]]s, und [[Rudolf Wiegmann]] 1829 mit einer Reaktion auf Hübsch und vor allem 1841 mit ''Gedanken über die Entwicklung eines zeitgemäßen nationalen Baustils'', worin er im Vergleich zu der in [[Frankreich]] entwickelten Gotik die „deutsche Romanik“ als deutscher beurteilte. Zu den ersten Architekten der Neuromanik zählen [[Johann Claudius von Lassaulx]] (1781–1848, Architekt seit etwa 1812) und [[Friedrich Wilhelm von Gärtner|Friedrich von Gärtner]] (1791–1847, Veröffentlichungen seit 1819, Architekt seit etwa 1827), dessen [[Rundbogenstil]] neben der [[Romanik]] auch andere Einflüsse zeigte. Da der kunstgeschichtliche Begriff der „Romanik“ gerade erst 1818 geprägt wurde, wurden anfänglich die Bezeichnungen „byzantinischer Stil“, „Rundbogenstil“ oder auch „altchristlicher Stil“ gleichwertig verwendet. Die Vorliebe für Neoromanik im Deutschen Reich aus Aversion gegen Französisches darf nicht darüber hinweg täuschen, dass es in Frankreich mit seinem immensen Bestand an romanischer Architektur verschiedener regionaler Schulen auch reichlich Motivation gab, neoromanisch zu bauen.


== Neuromanik in Romantik und Industriezeitalter ==
[[Datei:Mosel 2007 valwig 4.jpg|mini|Kirche in [[Valwig]] an der Mosel, 1824–1827 von [[Johann Claudius von Lassaulx|J. C. von Lassaulx]], einer der ersten neu&shy;roma&shy;nischen Bauten des 19. Jahrhunderts]]
=== Motivationen ===
Wegbereiter der Neuromanik in Deutschland und im europaweiten Rahmen waren [[Heinrich Hübsch]] 1828 mit ''In welchem Style sollen wir bauen?'', einer allgemeinen Favorisierung des [[Rundbogenstil]]s; dann [[Rudolf Wiegmann]] 1829 mit einer Reaktion auf Hübsch und vor allem 1841 mit ''Gedanken über die Entwicklung eines zeitgemäßen nationalen Baustils'', worin er im Vergleich zu der in [[Frankreich]] entwickelten Gotik die „deutsche Romanik“ als deutscher beurteilte. Zu den ersten Architekten der Neuromanik zählen [[Johann Claudius von Lassaulx]] (1781–1848, Architekt seit etwa 1812) und [[Friedrich Wilhelm von Gärtner|Friedrich von Gärtner]] (1791–1847, Veröffentlichungen seit 1819, Architekt seit etwa 1827), dessen Rundbogenstil neben der [[Romanik]] auch andere Einflüsse zeigte. Da der kunstgeschichtliche Begriff der „Romanik“ gerade erst 1818 geprägt wurde, wurden anfänglich die Bezeichnungen „byzantinischer Stil“, „Rundbogenstil“ oder auch „altchristlicher Stil“ gleichwertig verwendet. Die Vorliebe für Neoromanik im Deutschen Reich aus Aversion gegen Französisches darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Frankreich mit seinem immensen Bestand an romanischer Architektur verschiedener regionaler Schulen auch einige Motivation gab, neoromanisch zu bauen.

=== Kirchenbau ===
[[Datei:St.Jürgen Grundriss 1904.svg|mini|[[St. Jürgen (Kiel)|St.-Jürgen-Kirche]], [[Kiel]]:<br />① = Eingangsbereich unter dem Kirchturm ② = große Eingangshalle ③ = kleine Eingangshalle ④ = Sakristei]]
[[Datei:Hundersingen St Martin Marienaltar.jpg|mini|Altar in der Pfarrkirche [[St. Martin (Hundersingen)|St. Martin in Hundersingen]]]]
Das 1861 publizierte [[Eisenacher Regulativ]] erlaubte als Stil für den protestantischen Kirchenbau neben der altchristlichen Basilika die mittelalterlichen Stile der Romanik und Gotik. Der Höhepunkt der Neuromanik ist 1891 mit dem [[Wiesbadener Programm]] über den evangelischen Kirchenbau anzusetzen. Der Stil reicht über das Ende des eigentlichen Historismus um die Jahrhundertwende hinaus bis in die 1950er-Jahre. Die Bautätigkeit der Neuromanik hatte ihren Schwerpunkt im Kirchenbau. Durch die [[Industrialisierung]] gab es in den stark wachsenden Städten dazu ein reiches Betätigungsfeld. Im katholischen Süden des deutschsprachigen Raumes ist der Stil dagegen seltener.
Das 1861 publizierte [[Eisenacher Regulativ]] erlaubte als Stil für den protestantischen Kirchenbau neben der altchristlichen Basilika die mittelalterlichen Stile der Romanik und Gotik. Der Höhepunkt der Neuromanik ist 1891 mit dem [[Wiesbadener Programm]] über den evangelischen Kirchenbau anzusetzen. Der Stil reicht über das Ende des eigentlichen Historismus um die Jahrhundertwende hinaus bis in die 1950er-Jahre. Die Bautätigkeit der Neuromanik hatte ihren Schwerpunkt im Kirchenbau. Durch die [[Industrialisierung]] gab es in den stark wachsenden Städten dazu ein reiches Betätigungsfeld. Im katholischen Süden des deutschsprachigen Raumes ist der Stil dagegen seltener.


Manche Abweichungen vom romanischen Formenkanon im engeren Sinne lassen sich von mittelalterlichen Vorbildern ableiten. Wie am Beispiel der [[Kathedrale von Périgueux]] zu erkennen, gab es in der Romanik Südwestfrankreichs einige [[Byzantinische Architektur|byzantinische]] Einflüsse. In Deutschland entstand nach Beginn der [[Gotik]] im [[Krondomäne|französischen Kronland]] eine umfangreiche [[Spätromanik|spätromanische]] Architektur mit gotischen Kreuzrippengewölben in Verbindung mit romanischen Außenmauern, v.&nbsp;a. rundbogigen Fenstern und Portalen. Eine eindeutige Abweichung von mittelalterlicher Romanik liegt in der Verwendung ausgereiften [[Maßwerk]]s, das in Wirklichkeit erst über siebzig Jahre nach Beginn der Gotik aufgekommen war. Die Grundrisse neuromanischer Kirchen konnten originalgetreu sein, gotische Formen wie [[Joch (Architektur)|Joche]] rechteckigen Grundrisses übernehmen, oder auch Neuschöpfungen des 19. und 20. Jahrhunderts sein.
Auch im Profanbau ist die Neuromanik zu finden. Beispiele für Renovierungen im Schlösser- und Burgenbau, die Neubauten gleichkamen, sind der Wiederaufbau der romanischen [[Wartburg]] bei Eisenach und der [[Kaiserpfalz Goslar]]. Als berühmtestes neuromanisches Gebäude überhaupt kann [[Schloss Neuschwanstein]] gelten, das jedoch eine [[Eklektizismus|eklektizistische]] Innenausstattung hat.
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Als die „deutsche Romanik“ als deutscher Nationalstil gefeiert wurde, wurde im [[Wilhelminismus|wilhelminischen]] Deutschland die Neuromanik als „echter“ deutscher Stil zunehmend auch für öffentliche Profanbauten wie Postämter, Regierungsgebäude oder Verkehrsbauten verwendet. Bekannte Vertreter sind z.&nbsp;B. das [[Preußisches Regierungsgebäude (Koblenz)|Preußische Regierungsgebäude in Koblenz]] sowie die Bahnhöfe [[Bahnhof Metz|Metz-Ville]] und [[Worms Hauptbahnhof]].
[[Datei:Niort eglise sthilaire.jpg|mini|links|Saint-Hilaire in [[Niort]], [[Poitou]], zu feines Maßwerk]]
Niort eglise sthilaire.jpg|Saint-Hilaire in [[Niort]], [[Poitou]], zu feines Maßwerk
Galway Cathedral (August 10, 2016).jpg|[[Kathedrale von Galway|Katholische Kathedrale]] von [[Galway]], [[Republik Irland|Irland]], 1958–1965
Manche Abweichungen vom romanischen Formankanon im engeren Sinne lassen sich von mittelalterlichen Vorbildern ableiten. Wie am Beispiel der [[Kathedrale von Périgueux]] zu erkennen, gab es in der Romanik Südwestfrankreichs einige [[Byzantinische Architektur|byzantinische]] Einflüsse. In Deutschland entstand nach Beginn der [[Gotik]] im [[Krondomäne|französischen Kronland]] eine umfangreiche [[Spätromanik|spätromanische]] Architektur mit gotischen Kreuzrippengewölben in Verbindung mit romanischen Außenmauern, v.&nbsp;a. rundbogigen Fenstern und Portalen. Eine eindeutige Abweichung von mittelalterlicher Romanik liegt in der Verwendung ausgereiften [[Maßwerk]]s, das in Wirklichkeit erst über siebzig jahre nach Beginn der Gotik aufgekommen war. Die Grundrisse neuromanischer Kirchen konnten originalgetreu sein, gotische Formen wie [[Joch (Architektur)|Joche]] rechteckigen Grundrisses übernehmen, oder auch Neuschöpfungen des 19. und 20. Jahrhunderts sein.
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[[Datei:Galway Cathedral (August 10, 2016).jpg|mini|[[Kathedrale von Galway|Katholische Kathedrale]] von [[Galway]], [[Republik Irland|Irland]], 1958–1965]]
Da die mittelalterliche Romanik teilweise sparsam mit Verzierungen gewesen war, war Neuromanik gerade auch in der Spätphase des Historismus beliebt.
Da die mittelalterliche Romanik teilweise sparsam mit Verzierungen gewesen war, war Neuromanik gerade auch in der Spätphase des Historismus beliebt.


==== Ausstattung ====
==== Ausstattung ====
Auch im Altarbau spricht man von Neuromanik. Da in der Romanik jedoch keine Altaraufbauten verwendet wurden, sind „neuromanische“ Hochaltäre oft im Grunde neugotische Altäre, die anstelle von [[Bogen (Architektur)|Spitzbögen]] Rundbögen verwenden und auf [[Fiale]]n verzichten. Das Fehlen historischer Vorbilder führte immerhin dazu, dass im historistischen Altarbau unter dem Etikett der „Neuromanik“ kreativ mit Formen und Aufbau umgegangen wurde und entsprechende Altäre oftmals spielerischer erscheinen als jene der Neugotik.
Auch im Altarbau spricht man von Neuromanik. Da in der Romanik jedoch keine Altaraufbauten verwendet wurden, sind „neuromanische“ Hochaltäre oft im Grunde neugotische Altäre, die anstelle von [[Bogen (Architektur)|Spitzbögen]] Rundbögen verwenden und auf [[Fiale]]n verzichten. Das Fehlen historischer Vorbilder führte immerhin dazu, dass im historistischen Altarbau unter dem Etikett der „Neuromanik“ kreativ mit Formen und Aufbau umgegangen wurde und entsprechende Altäre oftmals spielerischer erscheinen als jene der Neugotik.
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=== Neuromanische Rekonstruktionen ===
Bedeutende romanische Profanbauten des Mittelalters hatten in nachfolgenden Stilperioden wechselvolle Geschichten von Modernisierungen und Verfall durchlaufen. Bei ihrer Rekonstruktion wurden verschwundene Bauteile nicht selten fantasievoll ersetzt. Hinzu kamen romantisch inspirierte Neubauten von Schlössern und Villen.
Beispiele für Renovierungen im Schlösser- und Burgenbau, die Neubauten gleichkamen, sind der Wiederaufbau der romanischen [[Wartburg]] bei Eisenach und der [[Kaiserpfalz Goslar]]. Als berühmtestes neuromanisches Gebäude überhaupt kann [[Schloss Neuschwanstein]] gelten, das jedoch eine [[Eklektizismus|eklektizistische]] Innenausstattung hat.
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SpeyererDom vonSuedWesten.JPG|[[Dom zu Speyer]]; links Westwerk von [[Heinrich Hübsch]], rechts alte Teile
Dankwarderode Castle, Germany-LCCN2002713790.tif|[[Burg Dankwarderode]] in [[Braunschweig]] kurz nach Abschluss der Rekonstruktion
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=== Neuromanische Zweckbauten ===
Als die „deutsche Romanik“ als deutscher Nationalstil gefeiert wurde, wurde im [[Wilhelminismus|wilhelminischen]] Deutschland die Neuromanik als „echter“ deutscher Stil zunehmend auch für öffentliche Profanbauten wie Postämter, Regierungsgebäude oder Verkehrsbauten verwendet. Bekannte Vertreter sind z.&nbsp;B. das [[Preußisches Regierungsgebäude (Koblenz)|Preußische Regierungsgebäude in Koblenz]] sowie die Bahnhöfe [[Bahnhof Metz|Metz-Ville]] und [[Worms Hauptbahnhof]].
Darüber hinaus wurde eine Unzahl kleiner Bahnhöfe in neuromanischem Stil errichtet. Da die Baukörper funktionell oder [[Klassizismus|klassizistisch]] geprägt waren, fällt das Dekor oft nur bei genauer Betrachtung als neuromanisch auf.
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Cassel-hauptbahnhof.jpg|[[Kassel Hauptbahnhof]] Ende 19. Jh., (neu-)romanisches Dekor, aber kein mittelalterlicher Gesamteindruck
955 Bahnhof Ebstorf.JPG|Bahnhof [[Ebstorf]], 1872/73, [[Bahnstrecke Uelzen–Langwedel]], Standarddesign kleiner deutscher Bahnhöfe
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== Bilder ==
== Bilder ==


Die Beispiele sind nach Entstehungszeiten geordnet, obwohl die Gestaltungen mindestens ebenso davon abhängen, welche Phase der mittelalterlichen Romanik zum Vorbild genommen wurde.
Die Beispiele sind nach Entstehungszeiten geordnet, obwohl die Gestaltungen mindestens ebenso davon abhängen, welche Phase der mittelalterlichen Romanik zum Vorbild genommen wurde.
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=== Außenansichten ===
=== Außenansichten ===
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Erlöserkirche Mirbach.JPG|[[Mirbach (Wiesbaum)|Mirbach]], [[Landkreis Vulkaneifel|Vulkaneifel]], [[Rheinland-Pfalz]]: [[Erlöserkirche (Mirbach)|Erlöserkirche]], 1902
Erlöserkirche Mirbach.JPG|[[Mirbach (Wiesbaum)|Mirbach]], [[Landkreis Vulkaneifel|Vulkaneifel]], [[Rheinland-Pfalz]]: [[Erlöserkirche (Mirbach)|Erlöserkirche]], 1902
Erloeserkirche-hg011.jpg|[[Bad Homburg vor der Höhe|Homburg vor der Höhe]]: [[Erlöserkirche (Bad Homburg)|Erlöserkirche]], 1903–1908
Erloeserkirche-hg011.jpg|[[Bad Homburg vor der Höhe|Homburg vor der Höhe]]: [[Erlöserkirche (Bad Homburg)|Erlöserkirche]], 1903–1908
Dillingen Saardom (2492384938).jpg|[[Dillingen/Saar|Dillingen/&shy;Saar]], [[Saardom]], 1910–1913
Dillingen Saardom (2492384938).jpg|[[Dillingen/Saar|Dillingen/&shy;Saar]], [[Hl. Sakrament (Dillingen)|Saardom]], 1910–1913
Szeged cathedral 2011, The Dome - panoramio (2).jpg|[[Szeged]], [[Kathedrale von Szeged|Kathedrale]], 1913–1930
Szeged cathedral 2011, The Dome - panoramio (2).jpg|[[Szeged]], [[Kathedrale von Szeged|Kathedrale]], 1913–1930
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* 1488/1489 bzw. 1564 Turmobergeschosse des [[Augsburger Dom]]s
* 1488/1489 bzw. 1564 Turmobergeschosse des [[Augsburger Dom]]s
* 1596 Turm der [[Dorfkirche Hohennauen]], [[Landkreis Havelland]]
* 1596 Turm der [[Dorfkirche Hohennauen]], [[Landkreis Havelland]]
* 1605–1616 Mittelschiff der [[St. Maria Magdalena (Münnerstadt)|Maria-Magdalena-Kirche]] in [[Münnerstadt]]
* 1605–1616 Mittelschiff der [[St. Maria Magdalena (Münnerstadt)|Maria-Magdalena-Kirche]] in [[Münnerstadt]], [[Unterfranken]]
* 1824–1827 St. Martin [[C:Category:St. Martin (Valwig)|<small>'''(CC)'''</small>]] in [[Valwig]] an der Mosel,
* 1824–1827 St. Martin [[C:Category:St. Martin (Valwig)|<small>'''(CC)'''</small>]] in [[Valwig]] an der Mosel,
* 1826–1842 [[St. Menas (Koblenz)|St. Menas]] in [[Koblenz-Stolzenfels]]
* 1826–1842 [[St. Menas (Koblenz)|St. Menas]] in [[Koblenz-Stolzenfels]]
* 1828–1832 [[Unterbarmer Hauptkirche]] in [[Wuppertal]], Architekt [[Heinrich Hübsch]]
* 1828–1832 [[Unterbarmer Hauptkirche]] in [[Wuppertal]], Architekt [[Heinrich Hübsch]]
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* 1869 Baubeginn [[Schloss Neuschwanstein]] bei [[Füssen]] (unvollendet)
* 1869 Baubeginn [[Schloss Neuschwanstein]] bei [[Füssen]] (unvollendet)
* 1876–1881 [[Kirchen in Stuttgart#Evangelische Kirchen der Württembergischen Landeskirche|Matthäuskirche]] in [[Stuttgart]], Architekt [[Konrad Dollinger]]
* 1876–1881 [[Kirchen in Stuttgart#Evangelische Kirchen der Württembergischen Landeskirche|Matthäuskirche]] in [[Stuttgart]], Architekt [[Konrad Dollinger]]
* 1884–1886 [[St. Cäcilia (Harsum)|St. Cäcilia]] in [[Harsum]], Architekt [[Christoph Hehl]]
* 1884–1886 [[St. Cäcilia (Harsum)|St. Cäcilia]] in [[Harsum]], Architekt [[Christoph Hehl]], Bauleiter [[Eduard Endler]]
* 1887–1892 [[St. Anna im Lehel]] in [[München]], Architekt [[Gabriel von Seidl]]
* 1887–1892 [[St. Anna im Lehel]] in [[München]], Architekt [[Gabriel von Seidl]]
* 1887–1906 [[Burg Dankwarderode]] in [[Braunschweig]], Architekt [[Ludwig Winter (Architekt)|Ludwig Winter]]
* 1887–1906 [[Burg Dankwarderode]] in [[Braunschweig]], Architekt [[Ludwig Winter (Architekt)|Ludwig Winter]]
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* 1903–1908 [[Erlöserkirche (Bad Homburg)|Erlöserkirche]] in [[Bad Homburg vor der Höhe]], Architekt [[Max Spitta]]
* 1903–1908 [[Erlöserkirche (Bad Homburg)|Erlöserkirche]] in [[Bad Homburg vor der Höhe]], Architekt [[Max Spitta]]
* 1904 (Einweihung) [[Worms Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] in [[Worms]], Architekt [[Karl Hofmann (Architekt, 1856)|Karl Hofmann]]
* 1904 (Einweihung) [[Worms Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] in [[Worms]], Architekt [[Karl Hofmann (Architekt, 1856)|Karl Hofmann]]
* 1904 bis 1906 [[Maria-Magdalenen-Kirche (Marne)|Maria-Magdalenen-Kirche]] in [[Marne (Holstein)|Marne]], Architekt [[Wilhelm Voigt (Architekt)|Wilhelm Voigt]]
* 1905–1906 Martinskirche in [[Hundersingen (Herbertingen)|Hundersingen]] (mit kompletter historistischer Ausstattung), Architekt [[Joseph Cades]]
* 1905–1906 [[St. Martin (Hundersingen)|Martinskirche]] in [[Hundersingen (Herbertingen)|Hundersingen]] (mit kompletter historistischer Ausstattung), Architekt [[Joseph Cades]]
* 1905–1908 [[Lutherkirche (Chemnitz)|Lutherkirche]] in [[Chemnitz]] ([[Chemnitz-Lutherviertel]]), Architekt [[Otto Kuhlmann]]
* 1905–1908 [[Lutherkirche (Chemnitz)|Lutherkirche]] in [[Chemnitz]] ([[Chemnitz-Lutherviertel]]), Architekt [[Otto Kuhlmann]]
* 1905–1913 [[Residenzschloss Posen]], Architekt [[Franz Schwechten]]
* 1905–1913 [[Residenzschloss Posen]], Architekt [[Franz Schwechten]]
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* 1907–1913 [[Erlöserkirche (Gerolstein)|Erlöserkirche]] in [[Gerolstein]], Architekt [[Franz Heinrich Schwechten]]
* 1907–1913 [[Erlöserkirche (Gerolstein)|Erlöserkirche]] in [[Gerolstein]], Architekt [[Franz Heinrich Schwechten]]
* 1908–1910 [[Herz-Jesu-Kirche (Aachen)|Herz-Jesu-Kirche]] in [[Aachen]]-[[Burtscheid]], Architekt [[Josef Kleesattel]]
* 1908–1910 [[Herz-Jesu-Kirche (Aachen)|Herz-Jesu-Kirche]] in [[Aachen]]-[[Burtscheid]], Architekt [[Josef Kleesattel]]
* 1910–1913 [[Saardom|„Saardom“ (Pfarrkirche Heilig Sakrament)]] in [[Dillingen/Saar]], Architekt [[Peter Marx (Architekt)|Peter Marx]]
* 1910–1913 [[Hl. Sakrament (Dillingen)|„Saardom“ (Pfarrkirche Heilig Sakrament)]] in [[Dillingen/Saar]], Architekt [[Peter Marx (Architekt)|Peter Marx]]
* 1911–1915 [[Mausoleum Bückeburg|Mausoleum]] von [[Schloss Bückeburg]], Architekt [[Paul Otto August Baumgarten]]
* 1911–1915 [[Mausoleum Bückeburg|Mausoleum]] von [[Schloss Bückeburg]], Architekt [[Paul Otto August Baumgarten]]
* 1912–1914 [[Heilig-Kreuz-Kirche (Gladbeck)|Heilig Kreuz-Kirche]] in [[Gladbeck]], Architekt [[Otto Müller-Jena]]
* 1912–1914 [[Heilig-Kreuz-Kirche (Gladbeck)|Heilig Kreuz-Kirche]] in [[Gladbeck]], Architekt [[Otto Müller-Jena]]
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=== Rumänien ===
=== Rumänien ===
* 1896–1901 [[Millenniumskirche]] in [[Timișoara]], Architekt Ludwig von Ybl
* 1896–1901 [[Millenniumskirche]] in [[Timișoara]], Architekt Ludwig von Ybl
[[Datei:Franzoesische reformierte Kirche Biel.jpg|mini|[[Pasquart-Kirche (Biel)|Pasquart-Kirche]] in [[Biel/Bienne|Biel]] ([[Schweiz]])]]


=== Schweiz ===
=== Schweiz ===
* 1863–1866 [[Stadtkirche Glarus|Stadtkirche]] in [[Glarus]], Architekt [[Ferdinand Stadler]]
* 1863–1866 [[Stadtkirche Glarus|Stadtkirche]] in [[Glarus]], Architekt [[Ferdinand Stadler]]
* 1884–1886 [[St. Marien (Basel)|Marienkirche]] in [[Basel]], Architekt [[Paul Reber (Architekt)|Paul Reber]]
* 1884–1886 [[St. Marien (Basel)|Marienkirche]] in [[Basel]], Architekt [[Paul Reber (Architekt)|Paul Reber]]
* 1896–1897 [[St. Marien (Wädenswil)|Pfarrkirche St. Marien]] in [[Wädenswil]], Architekt [[August Hardegger]]
* 1898–1901 [[Pauluskirche (Basel)|Pauluskirche]] in [[Basel]], Architekt [[Karl Moser (Architekt)|Karl Moser]]
* 1898–1901 [[Pauluskirche (Basel)|Pauluskirche]] in [[Basel]], Architekt [[Karl Moser (Architekt)|Karl Moser]]
* 1899–1902 Pfarrkirche St. Philipp Neri in [[Reussbühl]] ([[Luzern]]), Architekt Wilhelm Hanauer
* 1901–1903 [[St. Georg (Küsnacht)|Pfarrkirche St. Georg]] in [[Küsnacht|Küsnacht ZH]], Architekten Erwin Brunner und [[Max Meckel]]
* 1902–1904 [[Pasquart-Kirche (Biel)|Pasquart-Kirche]] in [[Biel/Bienne|Biel]], Architekt Armin Stöcklin
* 1902–1904 [[Evangelische Kirche Weinfelden|Evangelisch-reformierte Kirche]] in [[Weinfelden]], Architekten [[Otto Pfleghard]] und [[Max Haefeli]]
* 1908–1910 [[St. Martin (Olten)|Pfarrkirche St. Martin]] in [[Olten]], Architekt [[August Hardegger]]
* 1908–1910 Pfarrkirche Mariä Geburt in [[Plaffeien]], Architekt Humbert Donzelli
* 1922–1923 Zwinglikirche in [[Grenchen]], Architekt [[Karl Indermühle]]


=== Südamerika ===
=== Südamerika ===
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Rundbogenstil]]
* [[Rundbogenstil]]
* [[Radleuchter]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Kathleen Curran: ''The Romanesque Revival: Religion, Politics, and Transnational Exchange.'' Pennsylvania State University Press, University Park 2003, ISBN 978-0-271-02215-4.
* Kathleen Curran: ''The Romanesque Revival: Religion, Politics, and Transnational Exchange.'' Pennsylvania State University Press, University Park 2003. ISBN 978-0-271-02215-4
* Claudia Grund: ''Deutschsprachige Vorlagenwerke des 19. Jahrhunderts zur Neuromanik und Neugotik'' = ''Kataloge der Universitätsbibliothek Eichstätt'' 2. Harrasowitz, Wiesbaden 1997. ISBN 3-447-03852-7
* [[Heinrich Hübsch]]: ''[https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/huebsch1828 In welchem Style sollen wir bauen?]'' Müller, Karlsruhe 1828. (Nachdruck: Müller, Karlsruhe 1984, ISBN 3-7880-9695-0)
* [[Heinrich Hübsch]]: ''[https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/huebsch1828 In welchem Style sollen wir bauen?]'' Müller, Karlsruhe 1828. (Nachdruck: Müller, Karlsruhe 1984. ISBN 3-7880-9695-0)
* [[Stefanie Lieb]]: ''Der Rezeptionsprozeß in der neuromanischen Architektur. Studien zur Rezeption von Einzelformen in restaurierter romanischer und in neuromanischer Architektur'' = ''Kölner Architekturstudien. 82. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln''. Köln 2005. ISSN 0940-7812
* [[Albrecht Mann (Bauhistoriker)|Albrecht Mann]]: ''Die Neuromanik. Eine rheinische Komponente im Historismus des 19. Jahrhunderts.'' Greven, Köln 1966.
* [[Albrecht Mann (Bauhistoriker)|Albrecht Mann]]: ''Die Neuromanik. Eine rheinische Komponente im Historismus des 19. Jahrhunderts.'' Greven, Köln 1966.
* Rudolf Wiegmann: ''Bemerkungen über die Schrift „In welchem Style sollen wir bauen?“ von Heinrich Hübsch''. In: ''Kunstblatt.'' 10, 1829, S. 173–174, 177–179 und 181–183.
* Rudolf Wiegmann: ''Bemerkungen über die Schrift „In welchem Style sollen wir bauen?“ von Heinrich Hübsch''. In: ''Kunstblatt.'' 10, 1829, S. 173–174, 177–179 und 181–183.
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== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 16. Dezember 2024, 01:28 Uhr

Schloss Neuschwanstein

Die Neuromanik (oder Neu-Romanik), auch Neoromanik genannt, ist ein europäischer Kunststil des 19. Jahrhunderts. Künstler, vor allem Architekten, griffen damals auf Vorbilder der vergangenen zwei Jahrtausende zurück – in diesem Falle auf die Romanik. Daneben gab es jedoch auch Neugotik, Neorenaissance, Neubarock und die Vereinigung mehrerer dieser Stilrichtungen in einem Werk (sogenannter Eklektizismus), die gemeinsam in der Stilgeschichte als Historismus bezeichnet werden.

Granges-sur-Vologne, Dép. Vosges: „romanische“ Stufenhalle aus dem 15. Jh.

Rückgriffe auf die Romanik gab es, seit diese von anderen Stilen abgelöst worden war. Rückgriffe auf die romanische Architektur in der Zeit der Spätgotik und der Renaissance werden allerdings zumeist als Retrospektive Architektur bezeichnet, was auch Rückgriffe auf andere Stile beinhalten kann.[1] So wurde die Pfarrkirche St. Martin im schweizerischen Kanton Zug Mitte des 14. Jahrhunderts durch eine wesentlich größere ersetzt. Das Schiff wurde später barockisiert, aber der Turm ist abgesehen vom Dach original erhalten – mit „romanischen“ Koppelfenstern. In der spätgotischen Maria-Magdalenen-Kirche in Münnerstadt, Unterfranken, wurde nach der Durchsetzung der Gegenreformation das Mittelschiff 1605–1612 ersetzt, zwar mit spätgotischen Flamboyantstil-Obergaden, aber mit Flachdecke, ungegliederten Hochschiffswänden und Rundbogenarkaden nach Vorbildern aus der Frühromanik, etwa dem 1040 bis 1075 errichteten Würzburger Dom. Der heute älteste Teil der Dorfkirche Hohennauen im brandenburgischen Havelland ist der Backsteinturm in romanischen Formen. Er wurde von Grund auf 1596 errichtet, nicht nur (wie lange vermutet) sein Glockengeschoss. Von den zahlreichen in der frühen Neuzeit in der östlichen Peripherie Frankreichs errichteten Kirchen, die größtenteils dem style classique zugerechnet werden, greifen einige eher auf die Romanik zurück, als auf antike Vorbilder. Schon im 17. Jahrhundert finden sich dezidiert romanische Details.

Neuromanik in Romantik und Industriezeitalter

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Kirche in Valwig an der Mosel, 1824–1827 von J. C. von Lassaulx, einer der ersten neu­roma­nischen Bauten des 19. Jahrhunderts

Wegbereiter der Neuromanik in Deutschland und im europaweiten Rahmen waren Heinrich Hübsch 1828 mit In welchem Style sollen wir bauen?, einer allgemeinen Favorisierung des Rundbogenstils; dann Rudolf Wiegmann 1829 mit einer Reaktion auf Hübsch und vor allem 1841 mit Gedanken über die Entwicklung eines zeitgemäßen nationalen Baustils, worin er im Vergleich zu der in Frankreich entwickelten Gotik die „deutsche Romanik“ als deutscher beurteilte. Zu den ersten Architekten der Neuromanik zählen Johann Claudius von Lassaulx (1781–1848, Architekt seit etwa 1812) und Friedrich von Gärtner (1791–1847, Veröffentlichungen seit 1819, Architekt seit etwa 1827), dessen Rundbogenstil neben der Romanik auch andere Einflüsse zeigte. Da der kunstgeschichtliche Begriff der „Romanik“ gerade erst 1818 geprägt wurde, wurden anfänglich die Bezeichnungen „byzantinischer Stil“, „Rundbogenstil“ oder auch „altchristlicher Stil“ gleichwertig verwendet. Die Vorliebe für Neoromanik im Deutschen Reich aus Aversion gegen Französisches darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Frankreich mit seinem immensen Bestand an romanischer Architektur verschiedener regionaler Schulen auch einige Motivation gab, neoromanisch zu bauen.

St.-Jürgen-Kirche, Kiel:
① = Eingangsbereich unter dem Kirchturm ② = große Eingangshalle ③ = kleine Eingangshalle ④ = Sakristei
Altar in der Pfarrkirche St. Martin in Hundersingen

Das 1861 publizierte Eisenacher Regulativ erlaubte als Stil für den protestantischen Kirchenbau neben der altchristlichen Basilika die mittelalterlichen Stile der Romanik und Gotik. Der Höhepunkt der Neuromanik ist 1891 mit dem Wiesbadener Programm über den evangelischen Kirchenbau anzusetzen. Der Stil reicht über das Ende des eigentlichen Historismus um die Jahrhundertwende hinaus bis in die 1950er-Jahre. Die Bautätigkeit der Neuromanik hatte ihren Schwerpunkt im Kirchenbau. Durch die Industrialisierung gab es in den stark wachsenden Städten dazu ein reiches Betätigungsfeld. Im katholischen Süden des deutschsprachigen Raumes ist der Stil dagegen seltener.

Manche Abweichungen vom romanischen Formenkanon im engeren Sinne lassen sich von mittelalterlichen Vorbildern ableiten. Wie am Beispiel der Kathedrale von Périgueux zu erkennen, gab es in der Romanik Südwestfrankreichs einige byzantinische Einflüsse. In Deutschland entstand nach Beginn der Gotik im französischen Kronland eine umfangreiche spätromanische Architektur mit gotischen Kreuzrippengewölben in Verbindung mit romanischen Außenmauern, v. a. rundbogigen Fenstern und Portalen. Eine eindeutige Abweichung von mittelalterlicher Romanik liegt in der Verwendung ausgereiften Maßwerks, das in Wirklichkeit erst über siebzig Jahre nach Beginn der Gotik aufgekommen war. Die Grundrisse neuromanischer Kirchen konnten originalgetreu sein, gotische Formen wie Joche rechteckigen Grundrisses übernehmen, oder auch Neuschöpfungen des 19. und 20. Jahrhunderts sein.

Da die mittelalterliche Romanik teilweise sparsam mit Verzierungen gewesen war, war Neuromanik gerade auch in der Spätphase des Historismus beliebt.

Auch im Altarbau spricht man von Neuromanik. Da in der Romanik jedoch keine Altaraufbauten verwendet wurden, sind „neuromanische“ Hochaltäre oft im Grunde neugotische Altäre, die anstelle von Spitzbögen Rundbögen verwenden und auf Fialen verzichten. Das Fehlen historischer Vorbilder führte immerhin dazu, dass im historistischen Altarbau unter dem Etikett der „Neuromanik“ kreativ mit Formen und Aufbau umgegangen wurde und entsprechende Altäre oftmals spielerischer erscheinen als jene der Neugotik.

Neuromanische Rekonstruktionen

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Bedeutende romanische Profanbauten des Mittelalters hatten in nachfolgenden Stilperioden wechselvolle Geschichten von Modernisierungen und Verfall durchlaufen. Bei ihrer Rekonstruktion wurden verschwundene Bauteile nicht selten fantasievoll ersetzt. Hinzu kamen romantisch inspirierte Neubauten von Schlössern und Villen. Beispiele für Renovierungen im Schlösser- und Burgenbau, die Neubauten gleichkamen, sind der Wiederaufbau der romanischen Wartburg bei Eisenach und der Kaiserpfalz Goslar. Als berühmtestes neuromanisches Gebäude überhaupt kann Schloss Neuschwanstein gelten, das jedoch eine eklektizistische Innenausstattung hat.

Neuromanische Zweckbauten

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Als die „deutsche Romanik“ als deutscher Nationalstil gefeiert wurde, wurde im wilhelminischen Deutschland die Neuromanik als „echter“ deutscher Stil zunehmend auch für öffentliche Profanbauten wie Postämter, Regierungsgebäude oder Verkehrsbauten verwendet. Bekannte Vertreter sind z. B. das Preußische Regierungsgebäude in Koblenz sowie die Bahnhöfe Metz-Ville und Worms Hauptbahnhof. Darüber hinaus wurde eine Unzahl kleiner Bahnhöfe in neuromanischem Stil errichtet. Da die Baukörper funktionell oder klassizistisch geprägt waren, fällt das Dekor oft nur bei genauer Betrachtung als neuromanisch auf.

Die Beispiele sind nach Entstehungszeiten geordnet, obwohl die Gestaltungen mindestens ebenso davon abhängen, welche Phase der mittelalterlichen Romanik zum Vorbild genommen wurde.

Außenansichten

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Bedeutende Bauten im neuromanischen Stil

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Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin (Zustand um 1900)
Haupteingang und Uhrturm des Bahnhofs von Metz
Gebäude der preußischen Bezirksregierung in Koblenz
St. Michael in Bremen-Vegesack-Grohn

davon zur Bauzeit Deutsches Reich:

Großbritannien

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St.-Matthäus-Kirche in Łódź
Pasquart-Kirche in Biel (Schweiz)

Vereinigte Staaten

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  • Kathleen Curran: The Romanesque Revival: Religion, Politics, and Transnational Exchange. Pennsylvania State University Press, University Park 2003. ISBN 978-0-271-02215-4
  • Claudia Grund: Deutschsprachige Vorlagenwerke des 19. Jahrhunderts zur Neuromanik und Neugotik = Kataloge der Universitätsbibliothek Eichstätt 2. Harrasowitz, Wiesbaden 1997. ISBN 3-447-03852-7
  • Heinrich Hübsch: In welchem Style sollen wir bauen? Müller, Karlsruhe 1828. (Nachdruck: Müller, Karlsruhe 1984. ISBN 3-7880-9695-0)
  • Stefanie Lieb: Der Rezeptionsprozeß in der neuromanischen Architektur. Studien zur Rezeption von Einzelformen in restaurierter romanischer und in neuromanischer Architektur = Kölner Architekturstudien. 82. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln. Köln 2005. ISSN 0940-7812
  • Albrecht Mann: Die Neuromanik. Eine rheinische Komponente im Historismus des 19. Jahrhunderts. Greven, Köln 1966.
  • Rudolf Wiegmann: Bemerkungen über die Schrift „In welchem Style sollen wir bauen?“ von Heinrich Hübsch. In: Kunstblatt. 10, 1829, S. 173–174, 177–179 und 181–183.
Commons: Neuromanik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Michael Schmidt: Reverentia und Magnificentia. Historizität in der Architektur Süddeutschlands, Österreichs und Böhmens vom 14. bis zum 17. Jahrhundert.Verlag Schnell + Steiner, 1999, ISBN 978-3-7954-1238-8
  2. https://www.patrimoine-religieux.fr/eglises_edifices/77-Seine-et-Marne/77290-Mery-sur-Marne/170038-EgliseSaint-Remi