„Kartoffelkloß“ – Versionsunterschied

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'''Kartoffelklöße''' oder '''Kartoffelknödel''', in [[Bayern]] auch ''Reibeknödel'' oder ''Reiberknödel'' (von „reiben“), in [[Schwaben]] ''Gleeß'' und ''Gneedl'', in [[Franken (Region)|Franken]] ''Gniedla'' oder ''Klüeß'' und in Österreich '''Erdäpfelknödel''' genannt, sind [[Kloß|Klöße]], die aus gekochten [[Kartoffel]]n oder einer Mischung von rohen und gekochten Kartoffeln ([[Thüringer Klöße]]) oder einer Mischung von rohen Kartoffeln und Grießbrei (sogenannte '''Vogtländische Klöße''') zubereitet werden.<ref>{{Literatur |Autor=Herrmann, F. Jürgen |Titel=Lehrbuch für Köche |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Handwerk und Technik |Ort=Hamburg |Datum=1999 |ISBN=3582400557 |Seiten=61-62}}</ref>
'''Kartoffelklöße''' oder '''Kartoffelknödel''', in [[Bayern]] auch ''Reibeknödel'' oder ''Reiberknödel'' (von „reiben“), in [[Schwaben]] ''Gleeß'' und ''Gneedl'', in [[Franken (Region)|Franken]] unter anderem ''Gniedla'' oder ''Klüeß'' und in Österreich '''Erdäpfelknödel''' genannt, sind [[Kloß|Klöße]], die aus gekochten [[Kartoffel]]n oder einer Mischung von rohen und gekochten Kartoffeln ([[Thüringer Klöße]]) oder einer Mischung von rohen Kartoffeln und Grießbrei (sogenannte '''Vogtländische Klöße''') zubereitet werden.<ref>{{Literatur |Autor=Herrmann, F. Jürgen |Titel=Lehrbuch für Köche |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Handwerk und Technik |Ort=Hamburg |Datum=1999 |ISBN=3582400557 |Seiten=61-62}}</ref>


In manchen Rezepten werden aus rohen und gekochten Kartoffeln hergestellte Knödel, beispielsweise bei ''Knödeln halb und halb'', auch ''[[Halbseidene Klöße|halbseidene]]'' genannt.
In manchen Rezepten werden aus rohen und gekochten Kartoffeln hergestellte Knödel, beispielsweise bei ''Knödeln halb und halb'', auch ''[[Halbseidene Klöße|halbseidene]]'' genannt.
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== Gekochte Kartoffelklöße ==
== Gekochte Kartoffelklöße ==

[[Datei:Knoedeltopf.jpg|mini|Kartoffelklöße im Topf]]
''Gekochte Klöße'' sind etwas breiig in der Konsistenz, richtig zubereitet jedoch leicht und locker. Für ihre Zubereitung ist in einigen Rezepten Ei erforderlich. Der Teig aus meistens gekochten Kartoffeln kann auch zu süßen Desserts wie beispielsweise [[Zwetschgenknödel]] verwendet werden.
''Gekochte Klöße'' sind etwas breiig in der Konsistenz, richtig zubereitet jedoch leicht und locker. Für ihre Zubereitung ist in einigen Rezepten Ei erforderlich. Der Teig aus meistens gekochten Kartoffeln kann auch zu süßen Desserts wie beispielsweise [[Zwetschgenknödel]] verwendet werden.


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== Regionale Varianten ==
== Regionale Varianten ==
=== Vogtland ===
=== Vogtland ===
Im [[Vogtland]] sind ''Griegeniffte'' verbreitet. Das Wort setzt sich zusammen aus grün (vogtländisch: grie) und Geniffte von (vogtländisch und thüringisch-obersächsisch: niffeln bzw. niffen – reiben, schaben).
Im [[Vogtland]] sind ''Griegeniffte'' verbreitet. Das Wort setzt sich zusammen aus grün ([[vogtländisch]]: ''grie'') und Geniffte von (vogtländisch und thüringisch-obersächsisch: ''niffeln'' bzw. ''niffen'' – reiben, schaben). Zur Zubereitung werden mehlig-kochende, rohe Kartoffeln gerieben und ausgepresst. Die so entstehende Kloßmasse überbrüht man mit kochendem Wasser, so dass eine formbare Masse entsteht. Diese Masse formt man mit den Händen oder einer [[Schöpfkelle]] zu Klößen. Diese Klöße müssen etwa 20 [[Minute|min]] in leicht siedendem Salzwasser garen. Zur Variation des Grundrezeptes kann man [[Grießbrei]] oder [[Kartoffelbrei]] unter die Masse mischen oder geröstete [[Croûton|Semmelwürfel]] in die Mitte des Kloßes geben.


=== Thüringen ===
Zur Zubereitung werden mehlig-kochende, rohe Kartoffeln mit einer [[Kartoffelreibe]] gerieben, im [[Presssack|Kloßsack]] oder aber der [[Saftzentrifuge]] ausgepresst. Die so entstehende Kloßmasse überbrüht man mit kochendem Wasser, so dass eine formbare Masse entsteht. Diese Masse formt man mit den Händen oder einer [[Schöpfkelle]], die zur Verhinderung des Anklebens nach jedem Formvorgang in kaltes Wasser getaucht werden, zu Klößen. Diese Klöße müssen etwa 20 [[Minute|min]] in leicht siedendem Salzwasser garen.


[[Thüringer Klöße]], Grüne Klöße, Hütes, Klößchen auch Knölla sind handgeformte, aus ⅔ rohen geriebenen und ⅓ zerkochten Kartoffeln hergestellte Kartoffelklöße.
Zur Variation des Grundrezeptes kann man [[Grießbrei]] oder [[Kartoffelbrei]] unter die Masse mischen oder geröstete [[Croûton|Semmelwürfel]] in die Mitte des Kloßes geben.

=== Coburg ===
Die [[Coburg#Kulinarische Spezialitäten|Coburger Klöße]] in [[Coburg]] ([[Oberfranken]]) zeichnen sich durch eine eher matischige Konsistenz aus.<ref>[[Martin Droschke]]: ''Coburg steht an diesem Wochenende ganz im Zeichen des wahren fränkischen Nationalgerichts.'' In: ''Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr.'' Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt ''30. August.''</ref>


=== Österreich ===
=== Österreich ===
Bei den österreichischen ''Waldviertlerknödeln'' ist der Anteil der rohen Erdäpfel höher (bis zu drei Vierteln). Eine Spezialität der österreichischen, tschechischen und slowenischen Küche sind Knödel, bei der die Knödelmasse mit weiteren Zutaten vermischt oder gefüllt wird: [[Fleischknödel]], [[Grammelknödel]]. Ebenfalls in der österreichischen Küche werden auch süße ''Obstknödel'' oft mit Kartoffelteig aus gekochten Kartoffeln zubereitet, so etwa [[Marillenknödel]] oder [[Zwetschkenknödel]]. Der Erdäpfelknödel etablierte sich in Österreich mit der allgemeinen Verbreitung der Kartoffel um ca. 1800 und gilt als einer der jüngsten Vertreter der Knödel in Österreich.<ref>{{TradLebensmittel|speisen/knoedel_allgemein|Knödel allgemein|184}}</ref>
Bei den österreichischen ''Waldviertlerknödel'' ist der Anteil der rohen Erdäpfel höher (bis zu drei Vierteln). Zum Binden kann etwas Mehl unter die Knödelmasse gemischt werden. Die Knödel werden mit nassen Händen geformt.

Teig für Erdäpfelknödel wird auch fertig zubereitet und abgepackt oder als Trockenpulver zum Anrühren in Supermärkten angeboten. Sie werden vor allem als Beilage zu gebratenen oder geschmorten Gerichten gereicht.
Eine Spezialität der österreichischen, tschechischen und slowenischen Küche sind Knödel, bei der die Knödelmasse mit weiteren Zutaten vermischt oder gefüllt wird: [[Fleischknödel]], [[Grammelknödel]]. Ebenfalls in der österreichischen Küche werden auch süße ''Obstknödel'' oft mit Kartoffelteig aus gekochten Kartoffeln zubereitet, so etwa [[Marillenknödel]] oder [[Zwetschkenknödel]].

Der Erdäpfelknödel etablierte sich in Österreich mit der allgemeinen Verbreitung der Kartoffel um ca. 1800 und gilt als einer der jüngsten Vertreter der Knödel in Österreich.<ref>{{TradLebensmittel|speisen/knoedel_allgemein|Knödel allgemein|184}}</ref>


=== Schlesische Kartoffelklöße ===
=== Schlesien ===
[[Datei:Surowe kluski śląskie.jpg|mini|Oberschlesische Gummiklöße im Rohzustand]]
[[Datei:Surowe kluski śląskie.jpg|mini|Oberschlesische Gummiklöße im Rohzustand]]
'''Schlesische Kartoffelklöße''' oder '''Gummiklöße''' ([[Schlesisch (deutscher Dialekt)|schlesisch]]: ''Schläsche Kließla oder Gummikließla'', [[Polnische Sprache|polnisch]] ''Kluski śląskie'', [[Schlesisch (polnischer Dialekt)|schlonsakisch]]: ''Ślůnske kluski oder gůmiklyjzy'') stammen aus [[Schlesien]]. Ihr Teig wird aus Mehl und gekochten Kartoffeln bereitet und vor dem Kochen zu abgeflachten Kugeln geformt, in die auf einer Seite mittig eine Vertiefung gedrückt wird. Wird dem Kloßteig mindestens ein Drittel roher geriebener Kartoffeln beigemengt, spricht man von '''Schwarze Klöße''', '''Graue Klöße''' oder '''Polnische Klöße''' ([[Schlesisch (deutscher Dialekt)|schlesisch]]: ''Schwoarze Kließla'', '' Grooe Kließla'' oder ''Pulsche Kließla'', [[Polnische Sprache|polnisch]]: ''Kluski czarne'', ''Szare kluski'' oder ''Kluski polskie''). Normalerweise enthält der Teig weder Ei noch Milch, was den Klößen Elastizität verleiht und sie [[Italienische Küche|italienischen]] [[Gnocchi di patate|Gnocchi]] ähnlich macht.
'''Schlesische Kartoffelklöße''' oder '''Gummiklöße''' ([[Schlesisch (deutscher Dialekt)|schlesisch]]: ''Schläsche Kließla oder Gummikließla'', [[Polnische Sprache|polnisch]] ''Kluski śląskie'', [[Schlesisch (polnischer Dialekt)|schlonsakisch]]: ''Ślůnske kluski oder gůmiklyjzy'') stammen aus [[Schlesien]]. Ihr Teig wird aus Kartoffelmehl (Kartoffelstärke) und gekochten Kartoffeln bereitet und vor dem Kochen zu abgeflachten Kugeln geformt, in die auf einer Seite mittig eine Vertiefung gedrückt wird. Wird dem Kloßteig mindestens ein Drittel roher geriebener Kartoffeln beigemengt, spricht man von '''Schwarze Klöße''', '''Graue Klöße''' oder '''Polnische Klöße''' ([[Schlesisch (deutscher Dialekt)|schlesisch]]: ''Schwoarze Kließla'', '' Grooe Kließla'' oder ''Pulsche Kließla'', [[Polnische Sprache|polnisch]]: ''Kluski czarne'', ''Szare kluski'' oder ''Kluski polskie''). Normalerweise enthält der Teig weder Ei noch Milch, was den Klößen Elastizität verleiht.


In der schlesischen Küche sind die schlesischen Kartoffelklöße häufig Begleiter der regionalen Traditionsgerichte [[Schlesisches Himmelreich]] und [[Roulade]] mit [[Rotkohl]]. Darüber hinaus sind sie in der gesamten [[Polnische Küche|polnischen Küche]] verbreitet und als Beilage zu Fleisch- und Pilzgerichten beliebt. International sind sie häufig unter ihrem polnischen Namen ''Kluski śląskie'' bekannt.
In der schlesischen Küche sind die schlesischen Kartoffelklöße häufig Begleiter der regionalen Traditionsgerichte [[Schlesisches Himmelreich]] und [[Roulade]] mit [[Rotkohl]]. Darüber hinaus sind sie in der gesamten [[Polnische Küche|polnischen Küche]] verbreitet und als Beilage zu Fleisch- und Pilzgerichten beliebt. International sind sie häufig unter ihrem polnischen Namen ''Kluski śląskie'' bekannt.


Die Schlesier haben ihren Klößen ein eigenes Lied gewidmet. Der niederschlesische Heimatdichter [[Ernst Schenke]] ersann dazu das 6-strophige Kließla-Lied: ''Kließla, Kließla, Leibgerichte...''. Vertont wurde es von Gerhard Wilhelm.
Die Schlesier haben ihren Klößen ein eigenes Lied gewidmet. Der niederschlesische Heimatdichter [[Ernst Schenke]] ersann dazu das 6-strophige Kließla-Lied: ''Kließla, Kließla, Leibgerichte&nbsp;…'' Vertont wurde es von Gerhard Wilhelm.

=== Oberlausitzer Kartoffelklöße ===
[[Datei:Oberlausitzer Stubberle.jpg|mini|Oberlausitzer Stubberle]]
Stubberle (auch Stupperle) nennt man die Variante der Oberlausitzer Kartoffelklöße.


=== Schweden ===
=== Schweden ===
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=== Oberpfalz ===
=== Oberpfalz ===
In der Oberpfalz findet eine Variante mit Semmelbeimischung (hier auch Spotzen genannt) weite Verbreitung. Es handelt sich um eine Mischung aus Semmelknödel und Rohem Knödel. Pro gewünschtem Knödel wird ca. 3/4 geschnittene Semmel (geschnittene Semmeln sind "altbackene" Semmeln vom Vortag und werden in der Oberpfalz beim Bäcker in einer speziellen Schneidemaschine geschnitten, sofern diese nicht zur Verfügung steht mit scharfer Klinge sehr dünne Scheiben schneiden) der Knödelmasse (die bereits aus rohen und gekochten Kartoffeln besteht) zugefügt. Zur Bindung kann auch noch Sahne oder Vollmilch zugegeben werden. Der Knödel wird dann wie der rohe Kloß gekocht. Insbesondere zu Schweinebraten und anderen stark soßenhaltigen Gerichten wird dieser Knödel gereicht, da er sehr viel Soße aufnehmen kann und so einen ganz besonders delikaten Geschmack erhält.<ref>Beispielrezept auf {{Internetquelle |url=https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/zwischen-spessart-und-karwendel/schpouzn-halb-knoedel-rezept-oberpfalz-100.html |titel=Original Schpouzn - Ein Klassiker in der oberpfälzer Küche |werk=Zwischen Spessart und Karwendel |hrsg=Bayerischer Rundfunk |datum=2017-03-10 |zugriff=2018-10-23}}</ref>
In der Oberpfalz findet eine Variante mit Semmelbeimischung (hier auch Spotzen genannt) weite Verbreitung. Es handelt sich um eine Mischung aus Semmelknödel und Rohem Knödel. Pro gewünschtem Knödel wird ca. 3/4 geschnittene Semmel (geschnittene Semmeln sind „altbackene“ Semmeln vom Vortag und werden in der Oberpfalz beim Bäcker in einer speziellen Schneidemaschine geschnitten) und der Knödelmasse (die bereits aus rohen und gekochten Kartoffeln besteht) zugefügt. Zur Bindung kann auch noch Sahne oder Vollmilch zugegeben werden. Der Knödel wird dann wie der rohe Kloß gekocht.<ref>Beispielrezept auf {{Internetquelle |url=https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/zwischen-spessart-und-karwendel/schpouzn-halb-knoedel-rezept-oberpfalz-100.html |titel=Original Schpouzn - Ein Klassiker in der oberpfälzer Küche |werk=Zwischen Spessart und Karwendel |hrsg=Bayerischer Rundfunk |datum=2017-03-10 |zugriff=2018-10-23}}</ref>

== Größter (Thüringer) Kloß ==

[[Datei:Kloss Jena-1.jpg|mini|hochkant|Kloß mit 365 kg auf dem Marktplatz in Jena, 1. Mai 2010 – Weltrekord]]
Am 1. Mai 2010 wurde in [[Jena]] der bisher größte Kloß mit einem Gewicht von 365 kg zubereitet. Das Kochgefäß war ein Glaszylinder aus [[Schott AG|Schottglas]], der Teig wurde von der ALBIG Feinkost GmbH aus [[Heichelheim]] bereitgestellt. Der Kloßteig bestand aus zwei Dritteln rohen, geschleuderten Kartoffeln und einem Drittel gekochter Kartoffeln. Die Garzeit betrug ca. 8 Stunden.<ref> Weltrekord mit 365 Kilo schwerem Kloß aufgestellt: [https://www.welt.de/vermischtes/article7426756/Weltrekord-mit-365-Kilo-schwerem-Kloss-aufgestellt.html welt.de] vom 1. Mai 2010, abgerufen am 21. Oktober 2022 </ref><ref>Jena gart den dicksten Kloß: [https://www.stern.de/panorama/guinnessbuch-der-rekorde-jena-gart-den-dicksten-kloss-3096306.html stern.de] vom 2. Mai 2010, abgerufen am 21. Oktober 2022</ref>


== Einzelnachweise ==
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== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 30. August 2024, 16:28 Uhr

Bayerische Schweinshaxe mit Kartoffelknödel

Kartoffelklöße oder Kartoffelknödel, in Bayern auch Reibeknödel oder Reiberknödel (von „reiben“), in Schwaben Gleeß und Gneedl, in Franken unter anderem Gniedla oder Klüeß und in Österreich Erdäpfelknödel genannt, sind Klöße, die aus gekochten Kartoffeln oder einer Mischung von rohen und gekochten Kartoffeln (Thüringer Klöße) oder einer Mischung von rohen Kartoffeln und Grießbrei (sogenannte Vogtländische Klöße) zubereitet werden.[1]

In manchen Rezepten werden aus rohen und gekochten Kartoffeln hergestellte Knödel, beispielsweise bei Knödeln halb und halb, auch halbseidene genannt.

Es gibt sehr viele verschiedene Rezepte. Bei einem Rezept werden die am Vortag gekochten Kartoffeln durch eine Kartoffelpresse oder ein grobes Sieb gedrückt beziehungsweise die rohen gerieben, mit etwas Mehl und Salz, manchmal auch Ei, zu einem festen Teig vermengt und in heißem Salzwasser gegart, bis sie an die Oberfläche steigen. Die Klöße können vor dem Garen mit in Butter gerösteten Weißbrotwürfeln gefüllt werden.

Gekochte Kartoffelklöße

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Kartoffelklöße im Topf

Gekochte Klöße sind etwas breiig in der Konsistenz, richtig zubereitet jedoch leicht und locker. Für ihre Zubereitung ist in einigen Rezepten Ei erforderlich. Der Teig aus meistens gekochten Kartoffeln kann auch zu süßen Desserts wie beispielsweise Zwetschgenknödel verwendet werden.

Als Zampe bezeichnet man im südlichen Thüringer Wald Klöße aus einem Zamet genannten Kartoffelpüree aus gestampften Kartoffeln und Kartoffelstärke.

Rohe Kartoffelklöße

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Rohe Klöße sind etwas körnig im Biss mit einer leicht glasigen Oberfläche.

Grüne Klöße, Rohe Klöße, Rohe Kartoffelklöße, im Vogtland auch Griegeniffte, Griene Glees, Grügeniffte oder Grüngenüffte (so zweimal bei Karl May erwähnt), in der Pfalz auch hoorische Knepp (haarige Knöpfe). Teilweise wird die bairische Bezeichnung Reibe(r)knödel auch spezifisch für rohe Klöße verwendet.

Durch Oxidation kann sich rohe Kartoffelmasse verfärben. Dies kann durch Schwefelung mit einem Schwefelstreifen oder einem Produkt namens Knödelhilfe verhindert werden. Diese Zutat wird unter der Lebensmittelnummer E224 geführt.

Regionale Varianten

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Im Vogtland sind Griegeniffte verbreitet. Das Wort setzt sich zusammen aus grün (vogtländisch: grie) und Geniffte von (vogtländisch und thüringisch-obersächsisch: niffeln bzw. niffen – reiben, schaben). Zur Zubereitung werden mehlig-kochende, rohe Kartoffeln gerieben und ausgepresst. Die so entstehende Kloßmasse überbrüht man mit kochendem Wasser, so dass eine formbare Masse entsteht. Diese Masse formt man mit den Händen oder einer Schöpfkelle zu Klößen. Diese Klöße müssen etwa 20 min in leicht siedendem Salzwasser garen. Zur Variation des Grundrezeptes kann man Grießbrei oder Kartoffelbrei unter die Masse mischen oder geröstete Semmelwürfel in die Mitte des Kloßes geben.

Thüringer Klöße, Grüne Klöße, Hütes, Klößchen auch Knölla sind handgeformte, aus ⅔ rohen geriebenen und ⅓ zerkochten Kartoffeln hergestellte Kartoffelklöße.

Die Coburger Klöße in Coburg (Oberfranken) zeichnen sich durch eine eher matischige Konsistenz aus.[2]

Bei den österreichischen Waldviertlerknödeln ist der Anteil der rohen Erdäpfel höher (bis zu drei Vierteln). Eine Spezialität der österreichischen, tschechischen und slowenischen Küche sind Knödel, bei der die Knödelmasse mit weiteren Zutaten vermischt oder gefüllt wird: Fleischknödel, Grammelknödel. Ebenfalls in der österreichischen Küche werden auch süße Obstknödel oft mit Kartoffelteig aus gekochten Kartoffeln zubereitet, so etwa Marillenknödel oder Zwetschkenknödel. Der Erdäpfelknödel etablierte sich in Österreich mit der allgemeinen Verbreitung der Kartoffel um ca. 1800 und gilt als einer der jüngsten Vertreter der Knödel in Österreich.[3]

Oberschlesische Gummiklöße im Rohzustand

Schlesische Kartoffelklöße oder Gummiklöße (schlesisch: Schläsche Kließla oder Gummikließla, polnisch Kluski śląskie, schlonsakisch: Ślůnske kluski oder gůmiklyjzy) stammen aus Schlesien. Ihr Teig wird aus Kartoffelmehl (Kartoffelstärke) und gekochten Kartoffeln bereitet und vor dem Kochen zu abgeflachten Kugeln geformt, in die auf einer Seite mittig eine Vertiefung gedrückt wird. Wird dem Kloßteig mindestens ein Drittel roher geriebener Kartoffeln beigemengt, spricht man von Schwarze Klöße, Graue Klöße oder Polnische Klöße (schlesisch: Schwoarze Kließla, Grooe Kließla oder Pulsche Kließla, polnisch: Kluski czarne, Szare kluski oder Kluski polskie). Normalerweise enthält der Teig weder Ei noch Milch, was den Klößen Elastizität verleiht.

In der schlesischen Küche sind die schlesischen Kartoffelklöße häufig Begleiter der regionalen Traditionsgerichte Schlesisches Himmelreich und Roulade mit Rotkohl. Darüber hinaus sind sie in der gesamten polnischen Küche verbreitet und als Beilage zu Fleisch- und Pilzgerichten beliebt. International sind sie häufig unter ihrem polnischen Namen Kluski śląskie bekannt.

Die Schlesier haben ihren Klößen ein eigenes Lied gewidmet. Der niederschlesische Heimatdichter Ernst Schenke ersann dazu das 6-strophige Kließla-Lied: Kließla, Kließla, Leibgerichte … Vertont wurde es von Gerhard Wilhelm.

In Schweden heißt eine Variante gefüllter Kartoffelklöße Kroppkakor.

In der Oberpfalz findet eine Variante mit Semmelbeimischung (hier auch Spotzen genannt) weite Verbreitung. Es handelt sich um eine Mischung aus Semmelknödel und Rohem Knödel. Pro gewünschtem Knödel wird ca. 3/4 geschnittene Semmel (geschnittene Semmeln sind „altbackene“ Semmeln vom Vortag und werden in der Oberpfalz beim Bäcker in einer speziellen Schneidemaschine geschnitten) und der Knödelmasse (die bereits aus rohen und gekochten Kartoffeln besteht) zugefügt. Zur Bindung kann auch noch Sahne oder Vollmilch zugegeben werden. Der Knödel wird dann wie der rohe Kloß gekocht.[4]

Größter (Thüringer) Kloß

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Kloß mit 365 kg auf dem Marktplatz in Jena, 1. Mai 2010 – Weltrekord

Am 1. Mai 2010 wurde in Jena der bisher größte Kloß mit einem Gewicht von 365 kg zubereitet. Das Kochgefäß war ein Glaszylinder aus Schottglas, der Teig wurde von der ALBIG Feinkost GmbH aus Heichelheim bereitgestellt. Der Kloßteig bestand aus zwei Dritteln rohen, geschleuderten Kartoffeln und einem Drittel gekochter Kartoffeln. Die Garzeit betrug ca. 8 Stunden.[5][6]

Einzelnachweise

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  1. Herrmann, F. Jürgen: Lehrbuch für Köche. Handwerk und Technik, Hamburg 1999, ISBN 3-582-40055-7, S. 61–62.
  2. Martin Droschke: Coburg steht an diesem Wochenende ganz im Zeichen des wahren fränkischen Nationalgerichts. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 30. August.
  3. Knödel allgemein. Eintrag Nr. 184 im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
  4. Beispielrezept auf Original Schpouzn - Ein Klassiker in der oberpfälzer Küche. In: Zwischen Spessart und Karwendel. Bayerischer Rundfunk, 10. März 2017, abgerufen am 23. Oktober 2018.
  5. Weltrekord mit 365 Kilo schwerem Kloß aufgestellt: welt.de vom 1. Mai 2010, abgerufen am 21. Oktober 2022
  6. Jena gart den dicksten Kloß: stern.de vom 2. Mai 2010, abgerufen am 21. Oktober 2022
Commons: Raspeball – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Potato-dough dumplings – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kartoffelkloß – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen