„Heinz Renner“ – Versionsunterschied
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'''Heinrich „Heinz“ Renner''' (* [[6. Januar]] [[1892]] in [[Lückenburg]], [[Kreis Bernkastel]]; † [[11. Januar]] [[1964]] in [[Ost-Berlin]]) war ein deutscher [[Politiker]] ([[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]]). Er war 1946 erster [[Oberbürgermeister]] der Stadt [[Essen]] nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und [[Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen|Sozialminister]] in [[Nordrhein-Westfalen]], von 1946 bis 1949 Mitglied im [[Landtag von Nordrhein-Westfalen]], von 1947 bis 1948 [[Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen|Verkehrsminister]] in Nordrhein-Westfalen und von 1949 bis 1953 [[Mitglied des Bundestages]]. |
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Nach dem Abitur und der Teilnahme am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] arbeitete Renner als Journalist. Zunächst ab 1910 Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]], schloss er sich nach der Spaltung der Partei der [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] an und wurde anschließend Mitglied der KPD. Er war Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender der KPD in [[Essen]], ehe er nach der [[Machtergreifung]] der Nationalsozialisten 1933 ins Saargebiet emigrierte, wo er politisch für die KPD tätig war. 1939 bis 1943 war er in verschiedenen französischen Festhaltelagern interniert. 1943 wurde er an die deutschen Behörden ausgeliefert und anschließend bis 1945 im Zuchthaus [[Ludwigsburg]] festgehalten. |
Nach dem Abitur und der Teilnahme am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] arbeitete Renner als Journalist. Zunächst ab 1910 Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]], schloss er sich nach der Spaltung der Partei der [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] an und wurde anschließend Mitglied der KPD. Er war Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender der KPD in [[Essen]], ehe er nach der [[Machtergreifung]] der Nationalsozialisten 1933 ins Saargebiet emigrierte, wo er politisch für die KPD tätig war. 1939 bis 1943 war er in verschiedenen französischen Festhaltelagern interniert. 1943 wurde er an die deutschen Behörden ausgeliefert und anschließend bis 1945 im Zuchthaus [[Ludwigsburg]] festgehalten. |
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Renner war Mitglied des am 29. Juni 1945 gegründeten |
Renner war Mitglied des am 29. Juni 1945 gegründeten 13-köpfigen Bürgerausschusses. Er wurde am 6. Februar 1946 als zweiter Oberbürgermeister der Stadt Essen – nach [[Hugo Rosendahl]], der praktisch direkt nach dem Krieg durch die amerikanischen Truppen eingesetzt wurde – nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] von der britischen Besatzungsbehörde in sein Amt eingeführt, bis er nach der Kommunalwahl im Oktober 1946 von [[Gustav Heinemann]] abgelöst wurde. |
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In seiner Zeit als Oberbürgermeister rief Renner zur Gründung des [[Verein für die Erhaltung und Ausstattung des Essener Münsters (Münsterbauverein)|Essener Münsterbauvereins]] auf, um das kriegszerstörte [[Essener Münster]], das er als „eines der ältesten und schönsten Baudenkmäler unser rheinischen Heimat“ bezeichnete, wiederaufzubauen.<ref> http://www.muensterbauverein-essen.de/geschichte-des-vereins/ Webseite des Essener Münsterbauvereins, abgerufen am 17. Oktober 2017 </ref> Renner wohnte zu dieser Zeit in der Onckenstraße in [[Essen-Frohnhausen]]. Er war vom 29. August bis zum 5. Dezember 1946 [[Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen|Sozialminister]] in [[Nordrhein-Westfalen]], später vom 17. Juni 1947 bis zum 5. April 1948 [[Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen|Verkehrsminister]]. Er wurde gemeinsam mit [[Hugo Paul (Politiker, 1905)|Hugo Paul]] entlassen, weil er sich weigerte, sich von der Politik der KPD-Landtagsfraktion unter [[Josef Ledwohn]] zu distanzieren. |
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Renner war 1948/1949 Mitglied des [[Parlamentarischer Rat|Parlamentarischen Rates]]. Dort galt er im Gegensatz zum eher demagogischen Parteivorsitzenden [[Max Reimann]] als sachkundiger Fachmann, dessen inhaltliche Anträge (z. B. zum Verbot der [[Körperstrafe|Prügelstrafe]], für die Verankerung der [[40-Stunden-Woche]] im Grundgesetz oder die Gleichstellung unehelicher Kinder) aber stets abgelehnt wurden. Am Schluss der Beratungen weigerte sich Renner mit den Worten „Ich unterschreibe nicht die Spaltung Deutschlands“, das Grundgesetz zu unterzeichnen. |
Renner war 1948/1949 Mitglied des [[Parlamentarischer Rat|Parlamentarischen Rates]]. Dort galt er im Gegensatz zum eher demagogischen Parteivorsitzenden [[Max Reimann]] als sachkundiger Fachmann, dessen inhaltliche Anträge (z. B. zum Verbot der [[Körperstrafe|Prügelstrafe]], für die Verankerung der [[40-Stunden-Woche]] im Grundgesetz oder die Gleichstellung unehelicher Kinder) aber stets abgelehnt wurden. Am Schluss der Beratungen weigerte sich Renner mit den Worten „Ich unterschreibe nicht die Spaltung Deutschlands“, das Grundgesetz zu unterzeichnen. |
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Dem [[Landtag von Nordrhein-Westfalen]] gehörte Renner vom 2. Oktober 1946 bis zum 29. September 1949 an. Dort war er von Dezember 1946 bis April 1947 [[Liste der Fraktionsvorsitzenden der nordrhein-westfälischen Landtage|Vorsitzender der KPD-Fraktion]] und leitete von Juni 1948 bis September 1949 den Arbeitsausschuss. |
Dem [[Landtag von Nordrhein-Westfalen]] gehörte Renner vom 2. Oktober 1946 bis zum 29. September 1949 an. Dort war er von Dezember 1946 bis April 1947 [[Liste der Fraktionsvorsitzenden der nordrhein-westfälischen Landtage|Vorsitzender der KPD-Fraktion]] und leitete von Juni 1948 bis September 1949 den Arbeitsausschuss. |
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Dem [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] gehörte er in dessen erster [[Legislaturperiode]] ( |
Dem [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] gehörte er in dessen erster [[Legislaturperiode]] (1949–1953) an. Er war stellvertretender Fraktionsvorsitzender der KPD-Fraktion. Bereits am 20. September 1949 erhielt Renner den ersten Ordnungsruf in der Geschichte des Bundestages für einen Zwischenruf, mit dem er [[Konrad Adenauer]] während dessen [[Regierungserklärung]] „verlogene Hetze“ vorwarf. Zehn Tage später, am 30. September 1949, war er zudem der erste Abgeordnete, dem das Wort entzogen wurde. Am 15. Juni 1950 wurde Renner von [[Bundestagspräsident]] [[Erich Köhler]] gemeinsam mit seinen Fraktionskollegen [[Oskar Müller (Politiker)|Oskar Müller]], [[Walter Vesper]] und [[Friedrich Rische]] wegen unparlamentarischen Verhaltens für zwanzig Sitzungstage von der Teilnahme an Plenarsitzungen ausgeschlossen. Ein weiterer Ausschluss für ebenfalls zwanzig Tage aus demselben Grunde wurde gegen ihn am 14. Mai 1952 von Bundestagspräsident [[Hermann Ehlers]] ausgesprochen. |
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Renner versuchte als Unabhängiger bei der [[Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1958|Landtagswahl 1958 in Nordrhein-Westfalen]] zu kandidieren. Infolgedessen wurden ihm seine [[Deutsche Wiedergutmachungspolitik|Entschädigungsbezüge]] als NS-Verfolgter nach dem [[Bundesentschädigungsgesetz]] durch Bescheid 1959 in Höhe von 230 DM aberkannt und 27.383,60 DM zurückgefordert, mit der Begründung, dass er mit dem Kandidaturversuch als [[KPD-Verbot| |
Renner versuchte als Unabhängiger bei der [[Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1958|Landtagswahl 1958 in Nordrhein-Westfalen]] zu kandidieren. Infolgedessen wurden ihm seine [[Deutsche Wiedergutmachungspolitik|Entschädigungsbezüge]] als NS-Verfolgter nach dem [[Bundesentschädigungsgesetz]] durch Bescheid 1959 in Höhe von 230 DM aberkannt und 27.383,60 DM zurückgefordert, mit der Begründung, dass er mit dem Kandidaturversuch als [[KPD-Verbot|verbotene KPD-Betätigung]] die freiheitlich-demokratische Grundordnung bekämpfe. Renner wurde 1960 vorübergehend durch die Bundesanwaltschaft inhaftiert. Aufgrund seiner Erkrankung erhielt er [[Haftverschonung]] mit der Auflage, die Bundesrepublik nicht zu verlassen. Den genehmigten Kuraufenthalt in [[Karlovy Vary|Bad Karlsbad]] nutzte er zur Flucht in die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]. |
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Nach seinem Tode 1964 ist Heinz Renner auf dem [[Südwestfriedhof Essen]] in einem Urnengrab beigesetzt worden. Später ist die Ruhestätte zum Ehrengrab der Stadt Essen ernannt worden. Im Essener [[Essen |
Nach seinem Tode 1964 ist Heinz Renner auf dem [[Südwestfriedhof Essen]] in einem Urnengrab beigesetzt worden. Später ist die Ruhestätte zum Ehrengrab der Stadt Essen ernannt worden. Im Essener [[Westviertel (Essen)|Westviertel]] erinnert der Heinz-Renner-Platz an den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt. Die Geschäftsstelle des Essener Kreisverbandes der Partei [[Die Linke]] trägt seit 2012 den Namen ''Heinz Renner Haus''. |
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Renners [[Nachlass]] wird vom [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]] in Berlin verwahrt.<ref>[https://www.bundesarchiv.de/nachlassdatenbank/viewsingle.php?category=R&person_id=11234&asset_id=12210&sid=2aa050d962c690a530db0 Bundesarchiv: Nachlass Heinz Renner]</ref> |
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* ''Informationsdienst zum [[Josef Angenfort|Angenfort]] / [[Wolfgang Seiffert|Seiffert]] Prozess'' |
* ''Informationsdienst zum [[Josef Angenfort|Angenfort]] / [[Wolfgang Seiffert|Seiffert]] Prozess''. Verantwortlich Heinz Renner, Bonn 1955. |
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* ''Informationsdienstes über Soziales, Wirtschaft und Politik''. Hrsg. von Heinz Renner. 1957 ff. |
* ''Informationsdienstes über Soziales, Wirtschaft und Politik''. Hrsg. von Heinz Renner. 1957 ff. |
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== Literatur == |
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* Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Kreisorganisation Essen (Hrsg.): ''Heinz Renner. Das Leben eines unvergessenen Menschen''. Essen 1965 |
* Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Kreisorganisation Essen (Hrsg.): ''Heinz Renner. Das Leben eines unvergessenen Menschen''. Essen 1965. |
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* ''Rede des KPD-Abgeordneten Heinz Renner in der 6. Sitzung des Parlamentarischen Rates am 20. Oktober 1948 bei der Aussprache über die Präambel''. In: ''Neue Gesellschaft'' 26(1979), Heft 5, S. |
* ''Rede des KPD-Abgeordneten Heinz Renner in der 6. Sitzung des Parlamentarischen Rates am 20. Oktober 1948 bei der Aussprache über die Präambel''. In: ''Neue Gesellschaft'' 26 (1979), Heft 5, S. 385–388. |
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* Fritz Krause, K. Richter: ''Renner, Heinz''. In: [[Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon|Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon]]. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. |
* Fritz Krause, K. Richter: ''Renner, Heinz''. In: [[Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon|Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon]]. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 378–380. |
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* Günter Gleising: ''Heinz Renner: eine politische Biografie'', Bochum: Ruhr-Echo-Verlag 2000 ISBN 3-931999-02-5 |
* Günter Gleising: ''Heinz Renner: eine politische Biografie'', Bochum: Ruhr-Echo-Verlag 2000, ISBN 3-931999-02-5. |
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* ''[https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/kataloge-datenbanken/biographische-datenbanken/heinz-renner Renner, Heinz]''. In: [[Hermann Weber (Historiker, 1928)|Hermann Weber]], [[Andreas Herbst]]: ''Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945.'' 2., überarb. und stark erw. Auflage. Karl Dietz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6. |
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|GEBURTSDATUM=6. Januar 1892 |
Aktuelle Version vom 27. Mai 2024, 17:54 Uhr
Heinrich „Heinz“ Renner (* 6. Januar 1892 in Lückenburg, Kreis Bernkastel; † 11. Januar 1964 in Ost-Berlin) war ein deutscher Politiker (KPD). Er war 1946 erster Oberbürgermeister der Stadt Essen nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und Sozialminister in Nordrhein-Westfalen, von 1946 bis 1949 Mitglied im Landtag von Nordrhein-Westfalen, von 1947 bis 1948 Verkehrsminister in Nordrhein-Westfalen und von 1949 bis 1953 Mitglied des Bundestages.
Biografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Abitur und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg arbeitete Renner als Journalist. Zunächst ab 1910 Mitglied der SPD, schloss er sich nach der Spaltung der Partei der USPD an und wurde anschließend Mitglied der KPD. Er war Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender der KPD in Essen, ehe er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ins Saargebiet emigrierte, wo er politisch für die KPD tätig war. 1939 bis 1943 war er in verschiedenen französischen Festhaltelagern interniert. 1943 wurde er an die deutschen Behörden ausgeliefert und anschließend bis 1945 im Zuchthaus Ludwigsburg festgehalten.
Renner war Mitglied des am 29. Juni 1945 gegründeten 13-köpfigen Bürgerausschusses. Er wurde am 6. Februar 1946 als zweiter Oberbürgermeister der Stadt Essen – nach Hugo Rosendahl, der praktisch direkt nach dem Krieg durch die amerikanischen Truppen eingesetzt wurde – nach dem Zweiten Weltkrieg von der britischen Besatzungsbehörde in sein Amt eingeführt, bis er nach der Kommunalwahl im Oktober 1946 von Gustav Heinemann abgelöst wurde. In seiner Zeit als Oberbürgermeister rief Renner zur Gründung des Essener Münsterbauvereins auf, um das kriegszerstörte Essener Münster, das er als „eines der ältesten und schönsten Baudenkmäler unser rheinischen Heimat“ bezeichnete, wiederaufzubauen.[1] Renner wohnte zu dieser Zeit in der Onckenstraße in Essen-Frohnhausen. Er war vom 29. August bis zum 5. Dezember 1946 Sozialminister in Nordrhein-Westfalen, später vom 17. Juni 1947 bis zum 5. April 1948 Verkehrsminister. Er wurde gemeinsam mit Hugo Paul entlassen, weil er sich weigerte, sich von der Politik der KPD-Landtagsfraktion unter Josef Ledwohn zu distanzieren.
Renner war 1948/1949 Mitglied des Parlamentarischen Rates. Dort galt er im Gegensatz zum eher demagogischen Parteivorsitzenden Max Reimann als sachkundiger Fachmann, dessen inhaltliche Anträge (z. B. zum Verbot der Prügelstrafe, für die Verankerung der 40-Stunden-Woche im Grundgesetz oder die Gleichstellung unehelicher Kinder) aber stets abgelehnt wurden. Am Schluss der Beratungen weigerte sich Renner mit den Worten „Ich unterschreibe nicht die Spaltung Deutschlands“, das Grundgesetz zu unterzeichnen.
Dem Landtag von Nordrhein-Westfalen gehörte Renner vom 2. Oktober 1946 bis zum 29. September 1949 an. Dort war er von Dezember 1946 bis April 1947 Vorsitzender der KPD-Fraktion und leitete von Juni 1948 bis September 1949 den Arbeitsausschuss.
Dem Deutschen Bundestag gehörte er in dessen erster Legislaturperiode (1949–1953) an. Er war stellvertretender Fraktionsvorsitzender der KPD-Fraktion. Bereits am 20. September 1949 erhielt Renner den ersten Ordnungsruf in der Geschichte des Bundestages für einen Zwischenruf, mit dem er Konrad Adenauer während dessen Regierungserklärung „verlogene Hetze“ vorwarf. Zehn Tage später, am 30. September 1949, war er zudem der erste Abgeordnete, dem das Wort entzogen wurde. Am 15. Juni 1950 wurde Renner von Bundestagspräsident Erich Köhler gemeinsam mit seinen Fraktionskollegen Oskar Müller, Walter Vesper und Friedrich Rische wegen unparlamentarischen Verhaltens für zwanzig Sitzungstage von der Teilnahme an Plenarsitzungen ausgeschlossen. Ein weiterer Ausschluss für ebenfalls zwanzig Tage aus demselben Grunde wurde gegen ihn am 14. Mai 1952 von Bundestagspräsident Hermann Ehlers ausgesprochen.
Renner versuchte als Unabhängiger bei der Landtagswahl 1958 in Nordrhein-Westfalen zu kandidieren. Infolgedessen wurden ihm seine Entschädigungsbezüge als NS-Verfolgter nach dem Bundesentschädigungsgesetz durch Bescheid 1959 in Höhe von 230 DM aberkannt und 27.383,60 DM zurückgefordert, mit der Begründung, dass er mit dem Kandidaturversuch als verbotene KPD-Betätigung die freiheitlich-demokratische Grundordnung bekämpfe. Renner wurde 1960 vorübergehend durch die Bundesanwaltschaft inhaftiert. Aufgrund seiner Erkrankung erhielt er Haftverschonung mit der Auflage, die Bundesrepublik nicht zu verlassen. Den genehmigten Kuraufenthalt in Bad Karlsbad nutzte er zur Flucht in die DDR.
Nach seinem Tode 1964 ist Heinz Renner auf dem Südwestfriedhof Essen in einem Urnengrab beigesetzt worden. Später ist die Ruhestätte zum Ehrengrab der Stadt Essen ernannt worden. Im Essener Westviertel erinnert der Heinz-Renner-Platz an den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt. Die Geschäftsstelle des Essener Kreisverbandes der Partei Die Linke trägt seit 2012 den Namen Heinz Renner Haus.
Renners Nachlass wird vom Bundesarchiv in Berlin verwahrt.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationsdienst zum Angenfort / Seiffert Prozess. Verantwortlich Heinz Renner, Bonn 1955.
- Informationsdienstes über Soziales, Wirtschaft und Politik. Hrsg. von Heinz Renner. 1957 ff.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Kreisorganisation Essen (Hrsg.): Heinz Renner. Das Leben eines unvergessenen Menschen. Essen 1965.
- Rede des KPD-Abgeordneten Heinz Renner in der 6. Sitzung des Parlamentarischen Rates am 20. Oktober 1948 bei der Aussprache über die Präambel. In: Neue Gesellschaft 26 (1979), Heft 5, S. 385–388.
- Fritz Krause, K. Richter: Renner, Heinz. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 378–380.
- Günter Gleising: Heinz Renner: eine politische Biografie, Bochum: Ruhr-Echo-Verlag 2000, ISBN 3-931999-02-5.
- Erhard H. M. Lange: Renner, Heinz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 429 f. (Digitalisat).
- Renner, Heinz. In: Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarb. und stark erw. Auflage. Karl Dietz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ http://www.muensterbauverein-essen.de/geschichte-des-vereins/ Webseite des Essener Münsterbauvereins, abgerufen am 17. Oktober 2017
- ↑ Bundesarchiv: Nachlass Heinz Renner
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Heinz Renner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heinz Renner beim Landtag Nordrhein-Westfalen
- Die Linke Essen: Heinrich Renner – Leben und politisches Wirken (PDF; 560 kB); abgerufen am 24. Dezember 2013.
- Heinz Renner in der Bundeszentrale für politische Bildung
- Heinz Renner ( vom 3. März 2014 im Webarchiv archive.today)
- Johannes Gorlas: Der Essener Südwestfriedhof in Fulerum (Grab von Heinz Renner)
- Nachlass Bundesarchiv NY 4164
Personendaten | |
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NAME | Renner, Heinz |
ALTERNATIVNAMEN | Renner, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (KPD), MdL, MdB |
GEBURTSDATUM | 6. Januar 1892 |
GEBURTSORT | Lückenburg |
STERBEDATUM | 11. Januar 1964 |
STERBEORT | Berlin |
- Mitglied des Parlamentarischen Rates
- Bundestagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen)
- Landtagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen)
- Sozialminister (Nordrhein-Westfalen)
- Verkehrsminister (Nordrhein-Westfalen)
- Bürgermeister (Essen)
- Träger des Karl-Marx-Ordens
- SPD-Mitglied
- USPD-Mitglied
- Mitglied des Parteivorstands der KPD
- Deutscher
- Geboren 1892
- Gestorben 1964
- Mann