„Obolus“ – Versionsunterschied

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Ein '''Obolus''' ([[altgriechisch]] {{lang|grc|ὀβολός}} ''obolós'' „Obol, [allgemein für] kleine Münze“; [[Plural]] {{lang|grc|ὀβολοί}} ''oboloi'')<ref name="PAPE">{{Literatur | Autor=[[Wilhelm Pape]] | Titel=Griechisch-Deutsches Handwörterbuch | Verlag=Vieweg & Sohn | Ort=Braunschweig | Jahr=1914 | Auflage=3. |Kommentar=6. Abdruck der 3. Auflage von 1880}}</ref> war im [[Antikes Griechenland|antiken Griechenland]] eine Silber[[münze]] mit dem Wert einer sechstel [[Drachmon|Drachme]]. Sechstausend Drachmen waren ein [[Talent (Einheit)|Talent]] Silber.
Ein '''Obolus''' ([[latein]]isch; von {{grcS|ὀβολός|obolós}}, deutsch veraltet „Obol“, sonst Obolus, allgemein für kleine Münze; [[Plural]] {{lang|grc|ὀβολοί|oboloi}}, „die Obolus“ oder „Obolusse“, fachsprachlich „Obole(n)“)<ref name="PAPE">{{Literatur | Autor=[[Wilhelm Pape]] | Titel=Griechisch-Deutsches Handwörterbuch | Verlag=Vieweg & Sohn | Ort=Braunschweig | Jahr=1914 | Auflage=3. |Kommentar=6. Abdruck der 3. Auflage von 1880}}</ref> war im [[Antikes Griechenland|antiken Griechenland]] eine Silber[[münze]] mit dem Wert einer sechstel [[Griechische Drachme#Die antike Drachme|Drachme]]. Sechstausend Drachmen waren ein [[Talent (Einheit)|Talent]] Silber.

Zudem war der Obolus eine [[Gewichtsstück|Gewichts-]] bzw. [[Masse (Physik)|Masseneinheit]] (als griechisches bzw. [[Attika (griechische Region)|attisches]] Massemaß 0,72 [[Gramm]]) und entsprach als römisches Maß einem halben [[Skrupel (Maßeinheit)|Skrupel]] und als Apothekergewicht etwa 0,564 Gramm.<ref>{{BibISBN|3411021489|Seiten=200}}</ref>


== Wortbedeutungen ==
== Wortbedeutungen ==
[[Datei:Dreros Oboloi 01.jpg|mini|{{center|Eisen-Oboloi aus [[Dreros]] (9.–8.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.)}}]]
Das Wort leitet sich ab von {{lang|grc|ὀβελός}} ''obelós'' „(Brat-) Spieß“.<ref name="PAPE"/>
Das Wort leitet sich ab von {{lang|grc|ὀβελός|obelós}} „(Brat-) Spieß“.<ref name="PAPE"/>
Da Münzen anfänglich noch nicht rund und mit dem Bild geprägt wurden, sondern einfach kleine spitze Metallstückchen waren ([[Hacksilber]]), wurden sie ebenfalls als „Spieße“ bezeichnet. Aus dem griechischen Wort ''obolós'' wurde im [[Latein]]ischen der ''obolus'', der als [[Entlehnung]] ins Deutsche gelangte. Der sprachlich verwandte Ausdruck ''[[Obelisk]]'' bezeichnet übrigens ebenfalls eine spießähnliche Form.
Da Münzen anfänglich noch nicht rund und mit dem Bild geprägt wurden, sondern einfach kleine spitze Metallstückchen ([[Hacksilber]]) waren, wurden sie als „Spieße“ bezeichnet (vgl. den sprachlich verwandten Ausdruck ''[[Obelisk]]''). Aus dem griechischen Wort ''obolós'' wurde im [[Latein]]ischen der ''obolus'', der als [[Entlehnung]] ins Deutsche gelangte.


Verbreitet findet man im Deutschen auch die [[Rechtschreibfehler|Fehlschreibung]] „Obulus“.
Verbreitet findet man im Deutschen auch die [[Rechtschreibfehler|Fehlschreibung]] „Obulus“.
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Neben der griechischen Münze wird als Obolus im übertragenen Sinn ein ''kleiner Geldbetrag'', eine ''[[Gebühr]]'', [[Spende]], ein [[Trinkgeld]] oder [[Bestechung]]sgeld bezeichnet. Der Ausdruck findet sich zum Beispiel in der [[Redewendung]] ''seinen Obolus leisten'' wieder, was so viel bedeutet wie „einen Beitrag leisten“.
Neben der griechischen Münze wird als Obolus im übertragenen Sinn ein ''kleiner Geldbetrag'', eine ''[[Gebühr]]'', [[Spende]], ein [[Trinkgeld]] oder [[Bestechung]]sgeld bezeichnet. Der Ausdruck findet sich zum Beispiel in der [[Redewendung]] ''seinen Obolus leisten'' wieder, was so viel bedeutet wie „einen Beitrag leisten“.


Auch im Mittelalter gab es in verschiedenen Ländern Europas Kleinmünzen, die als Obolus (auch ''obol'') bezeichnet wurden. Sie hatten den Wert eines halben Denar (=&nbsp;Pfennig). (Siehe dazu auch [[Sachsenpfennig#Münzfuß|Sachsenpfennig – Münzfuß]])
Auch im [[Mittelalter]] gab es in verschiedenen Ländern Europas Kleinmünzen, die als Obolus (auch ''obol'') bezeichnet wurden. Sie hatten den Wert eines halben Denar ([[Pfennig]], siehe auch [[Sachsenpfennig#Münzfuß|Sachsenpfennig – Münzfuß]]).


Die 1819 geprägten Münzen der [[Republik der Ionischen Inseln|Ionischen Inseln]] hießen ebenfalls Oboloi. Auch die seit 1869 geprägten 5- und 10-Leptamünzen trugen als zusätzliche Nominalbezeichnung die Begriffe „Obolos“ und „Zweiobolon“.<ref>Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Griechenland Nr. 38 und 39</ref>
Die 1819 geprägten Münzen der [[Republik der Ionischen Inseln|Ionischen Inseln]] hießen ebenfalls Oboloi. Auch die seit 1869 geprägten 5- und 10-Leptamünzen trugen als zusätzliche Nominalbezeichnung die Aufschrift „Obolos“ bzw. „Diobolon“.<ref>Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Griechenland Nr. 38 und 39</ref>


== Begräbnissitte ==
== Begräbnissitte ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Tyll Kroha]]: ''Münzen sammeln.'' Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1961, 1968, München 1985 (6.&nbsp;Aufl.). ISBN 3-7814-0249-5
* [[Tyll Kroha]]: ''Münzen sammeln.'' Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1961, 1968, München 1985 (6.&nbsp;Aufl.). ISBN 3-7814-0249-5.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Aktuelle Version vom 6. Mai 2024, 11:44 Uhr

Obolus mit Porträt des Demetrius I. (Griechisch-Baktrisches Königreich)

Ein Obolus (lateinisch; von altgriechisch ὀβολός obolós, deutsch veraltet „Obol“, sonst Obolus, allgemein für kleine Münze; Plural ὀβολοί oboloi, „die Obolus“ oder „Obolusse“, fachsprachlich „Obole(n)“)[1] war im antiken Griechenland eine Silbermünze mit dem Wert einer sechstel Drachme. Sechstausend Drachmen waren ein Talent Silber.

Zudem war der Obolus eine Gewichts- bzw. Masseneinheit (als griechisches bzw. attisches Massemaß 0,72 Gramm) und entsprach als römisches Maß einem halben Skrupel und als Apothekergewicht etwa 0,564 Gramm.[2]

Wortbedeutungen

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Eisen-Oboloi aus Dreros (9.–8. Jahrhundert v. Chr.)

Das Wort leitet sich ab von ὀβελός obelós „(Brat-) Spieß“.[1] Da Münzen anfänglich noch nicht rund und mit dem Bild geprägt wurden, sondern einfach kleine spitze Metallstückchen (Hacksilber) waren, wurden sie als „Spieße“ bezeichnet (vgl. den sprachlich verwandten Ausdruck Obelisk). Aus dem griechischen Wort obolós wurde im Lateinischen der obolus, der als Entlehnung ins Deutsche gelangte.

Verbreitet findet man im Deutschen auch die Fehlschreibung „Obulus“.

Neben der griechischen Münze wird als Obolus im übertragenen Sinn ein kleiner Geldbetrag, eine Gebühr, Spende, ein Trinkgeld oder Bestechungsgeld bezeichnet. Der Ausdruck findet sich zum Beispiel in der Redewendung seinen Obolus leisten wieder, was so viel bedeutet wie „einen Beitrag leisten“.

Auch im Mittelalter gab es in verschiedenen Ländern Europas Kleinmünzen, die als Obolus (auch obol) bezeichnet wurden. Sie hatten den Wert eines halben Denar (Pfennig, siehe auch Sachsenpfennig – Münzfuß).

Die 1819 geprägten Münzen der Ionischen Inseln hießen ebenfalls Oboloi. Auch die seit 1869 geprägten 5- und 10-Leptamünzen trugen als zusätzliche Nominalbezeichnung die Aufschrift „Obolos“ bzw. „Diobolon“.[3]

Begräbnissitte

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Der Begriff hat sich unter anderem deshalb bis heute erhalten, weil er in der griechischen Mythologie eine Rolle spielt. Die kleine Münze, Charonspfennig genannt, wurde in der griechischen Antike den Toten als Grabbeigabe unter die Zunge gelegt, bevor sie bestattet wurden. Sie diente als Fährgeld für den Fährmann Charon für die Überfahrt der Toten über den Fluss Styx in das Totenreich des Hades.

  • Tyll Kroha: Münzen sammeln. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1961, 1968, München 1985 (6. Aufl.). ISBN 3-7814-0249-5.
Commons: Obolus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Obolus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Wilhelm Pape: Griechisch-Deutsches Handwörterbuch. 3. Auflage. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (6. Abdruck der 3. Auflage von 1880).
  2. Helmut Kahnt, Bernd Knorr: Alte Maße, Münzen und Gewichte: ein Lexikon. Lizenzausgabe des Bibliographischen Instituts, Leipzig. Bibliographisches Institut, Mannheim / Wien / Zürich 1986, ISBN 3-411-02148-9, S. 200.
  3. Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Griechenland Nr. 38 und 39