„Obolus“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 2A02:810D:5A40:33C:C818:5BC2:2048:AB06 (Diskussion) auf die letzte Version von Socius sociologicus zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
 
(47 dazwischenliegende Versionen von 34 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:DemetriusObol.JPG|miniatur|hochkant=2.0|Obolus mit Abbildung [[Demetrios I. (Baktrien)|Demetrius I.]] ([[Griechisch-Baktrisches Königreich]])]]
[[Datei:DemetriusObol.JPG|miniatur|hochkant=2.0|Obolus mit Porträt des [[Demetrios I. (Baktrien)|Demetrius I.]] ([[Griechisch-Baktrisches Königreich]])]]

Ein '''Obolus''' ([[altgriechisch]] ὀβολός, Plural ὀβολοί – obolós, Pl. oboloí, deutsch „Spieß, Bratspieß“) war im [[Antikes Griechenland|antiken Griechenland]] eine Silber[[münze]] mit dem Wert einer sechstel [[Drachmon|Drachme]]. Sechstausend Drachmen waren ein [[Talent (Einheit)|Talent]] Silber.
Ein '''Obolus''' ([[latein]]isch; von {{grcS|ὀβολός|obolós}}, deutsch veraltet „Obol“, sonst Obolus, allgemein für kleine Münze; [[Plural]] {{lang|grc|ὀβολοί|oboloi}}, „die Obolus“ oder „Obolusse“, fachsprachlich „Obole(n)“)<ref name="PAPE">{{Literatur | Autor=[[Wilhelm Pape]] | Titel=Griechisch-Deutsches Handwörterbuch | Verlag=Vieweg & Sohn | Ort=Braunschweig | Jahr=1914 | Auflage=3. |Kommentar=6. Abdruck der 3. Auflage von 1880}}</ref> war im [[Antikes Griechenland|antiken Griechenland]] eine Silber[[münze]] mit dem Wert einer sechstel [[Griechische Drachme#Die antike Drachme|Drachme]]. Sechstausend Drachmen waren ein [[Talent (Einheit)|Talent]] Silber.

Zudem war der Obolus eine [[Gewichtsstück|Gewichts-]] bzw. [[Masse (Physik)|Masseneinheit]] (als griechisches bzw. [[Attika (griechische Region)|attisches]] Massemaß 0,72 [[Gramm]]) und entsprach als römisches Maß einem halben [[Skrupel (Maßeinheit)|Skrupel]] und als Apothekergewicht etwa 0,564 Gramm.<ref>{{BibISBN|3411021489|Seiten=200}}</ref>


== Wortbedeutungen ==
== Wortbedeutungen ==
[[Datei:Dreros Oboloi 01.jpg|mini|{{center|Eisen-Oboloi aus [[Dreros]] (9.–8.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.)}}]]
Ursprünglich bezeichnete der Ausdruck einen kleinen Spieß. Da Münzen anfänglich noch nicht rund und mit dem Bild geprägt wurden, sondern einfach kleine spitze Metallstückchen waren ([[Hacksilber]]), wurden sie ebenfalls als „Spieße“ bezeichnet. Aus dem griechischen Wort ''obolós'' wurde im [[Latein]]ischen der ''obolus'', der als [[Entlehnung]] ins Deutsche gelangte. Der sprachlich verwandte Ausdruck ''[[Obelisk]]'' bezeichnet übrigens ebenfalls eine spießähnliche Form.
Das Wort leitet sich ab von {{lang|grc|ὀβελός|obelós}} „(Brat-) Spieß“.<ref name="PAPE"/>
Da Münzen anfänglich noch nicht rund und mit dem Bild geprägt wurden, sondern einfach kleine spitze Metallstückchen ([[Hacksilber]]) waren, wurden sie als „Spieße“ bezeichnet (vgl. den sprachlich verwandten Ausdruck ''[[Obelisk]]''). Aus dem griechischen Wort ''obolós'' wurde im [[Latein]]ischen der ''obolus'', der als [[Entlehnung]] ins Deutsche gelangte.


Verbreitet findet man im Deutschen auch die [[Rechtschreibfehler|Fehlschreibung]] „Obulus“.
Verbreitet findet man im Deutschen auch die [[Rechtschreibfehler|Fehlschreibung]] „Obulus“.
Zeile 9: Zeile 14:
Neben der griechischen Münze wird als Obolus im übertragenen Sinn ein ''kleiner Geldbetrag'', eine ''[[Gebühr]]'', [[Spende]], ein [[Trinkgeld]] oder [[Bestechung]]sgeld bezeichnet. Der Ausdruck findet sich zum Beispiel in der [[Redewendung]] ''seinen Obolus leisten'' wieder, was so viel bedeutet wie „einen Beitrag leisten“.
Neben der griechischen Münze wird als Obolus im übertragenen Sinn ein ''kleiner Geldbetrag'', eine ''[[Gebühr]]'', [[Spende]], ein [[Trinkgeld]] oder [[Bestechung]]sgeld bezeichnet. Der Ausdruck findet sich zum Beispiel in der [[Redewendung]] ''seinen Obolus leisten'' wieder, was so viel bedeutet wie „einen Beitrag leisten“.


Auch im [[Mittelalter]] gab es in verschiedenen Ländern Europas Kleinmünzen, die als Obolus (auch ''obol'') bezeichnet wurden. Sie hatten den Wert eines halben Denar ([[Pfennig]], siehe auch [[Sachsenpfennig#Münzfuß|Sachsenpfennig – Münzfuß]]).
Der Begriff hat sich unter anderem deshalb bis heute erhalten, weil er in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] eine Rolle spielt. Die kleine Münze („Charonspfennig“ genannt) wurde den toten Griechen in der Antike als [[Grabbeigabe]] unter die Zunge gelegt, bevor sie bestattet wurden. Sie diente als Fährgeld für den Fährmann [[Charon]] für die Überfahrt der Toten über den Fluss [[Styx]] in das Totenreich des [[Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]].


Die 1819 geprägten Münzen der [[Republik der Ionischen Inseln|Ionischen Inseln]] hießen ebenfalls Oboloi. Auch die seit 1869 geprägten 5- und 10-Leptamünzen trugen als zusätzliche Nominalbezeichnung die Aufschrift „Obolos“ bzw. „Diobolon“.<ref>Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Griechenland Nr. 38 und 39</ref>
Auch im Mittelalter gab es in verschiedenen Ländern Europas Kleinmünzen, die als Obolus (auch ''obol'') bezeichnet wurden. Sie hatten den Wert eines halben Denar (=&nbsp;Pfennig).


== Begräbnissitte ==
Die 1819 geprägten Münzen der [[Republik der Ionischen Inseln|Ionischen Inseln]] hießen ebenfalls Oboloi.
{{Hauptartikel|Charonspfennig }}
Der Begriff hat sich unter anderem deshalb bis heute erhalten, weil er in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] eine Rolle spielt. Die kleine Münze, Charonspfennig genannt, wurde in der griechischen Antike den Toten als [[Grabbeigabe]] unter die Zunge gelegt, bevor sie bestattet wurden. Sie diente als Fährgeld für den Fährmann [[Charon (Mythologie)|Charon]] für die Überfahrt der Toten über den Fluss [[Styx]] in das Totenreich des [[Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]].


== Literatur ==
== Literatur ==
* Tyll Kroha: ''Münzen sammeln.'' Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1961, 1968, München 1985 (6.Aufl.). ISBN 3-7814-0249-5
* [[Tyll Kroha]]: ''Münzen sammeln.'' Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1961, 1968, München 1985 (6.&nbsp;Aufl.). ISBN 3-7814-0249-5.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Obol|Obolus}}
{{Wiktionary|Obolus}}
{{Wiktionary|Obolus}}

* [http://www.maren-winter.de/geld.htm ''Geld im frühen Mittelalter'']
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Altgriechische Münze]]
[[Kategorie:Altgriechische Münze]]

Aktuelle Version vom 6. Mai 2024, 11:44 Uhr

Obolus mit Porträt des Demetrius I. (Griechisch-Baktrisches Königreich)

Ein Obolus (lateinisch; von altgriechisch ὀβολός obolós, deutsch veraltet „Obol“, sonst Obolus, allgemein für kleine Münze; Plural ὀβολοί oboloi, „die Obolus“ oder „Obolusse“, fachsprachlich „Obole(n)“)[1] war im antiken Griechenland eine Silbermünze mit dem Wert einer sechstel Drachme. Sechstausend Drachmen waren ein Talent Silber.

Zudem war der Obolus eine Gewichts- bzw. Masseneinheit (als griechisches bzw. attisches Massemaß 0,72 Gramm) und entsprach als römisches Maß einem halben Skrupel und als Apothekergewicht etwa 0,564 Gramm.[2]

Wortbedeutungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eisen-Oboloi aus Dreros (9.–8. Jahrhundert v. Chr.)

Das Wort leitet sich ab von ὀβελός obelós „(Brat-) Spieß“.[1] Da Münzen anfänglich noch nicht rund und mit dem Bild geprägt wurden, sondern einfach kleine spitze Metallstückchen (Hacksilber) waren, wurden sie als „Spieße“ bezeichnet (vgl. den sprachlich verwandten Ausdruck Obelisk). Aus dem griechischen Wort obolós wurde im Lateinischen der obolus, der als Entlehnung ins Deutsche gelangte.

Verbreitet findet man im Deutschen auch die Fehlschreibung „Obulus“.

Neben der griechischen Münze wird als Obolus im übertragenen Sinn ein kleiner Geldbetrag, eine Gebühr, Spende, ein Trinkgeld oder Bestechungsgeld bezeichnet. Der Ausdruck findet sich zum Beispiel in der Redewendung seinen Obolus leisten wieder, was so viel bedeutet wie „einen Beitrag leisten“.

Auch im Mittelalter gab es in verschiedenen Ländern Europas Kleinmünzen, die als Obolus (auch obol) bezeichnet wurden. Sie hatten den Wert eines halben Denar (Pfennig, siehe auch Sachsenpfennig – Münzfuß).

Die 1819 geprägten Münzen der Ionischen Inseln hießen ebenfalls Oboloi. Auch die seit 1869 geprägten 5- und 10-Leptamünzen trugen als zusätzliche Nominalbezeichnung die Aufschrift „Obolos“ bzw. „Diobolon“.[3]

Begräbnissitte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff hat sich unter anderem deshalb bis heute erhalten, weil er in der griechischen Mythologie eine Rolle spielt. Die kleine Münze, Charonspfennig genannt, wurde in der griechischen Antike den Toten als Grabbeigabe unter die Zunge gelegt, bevor sie bestattet wurden. Sie diente als Fährgeld für den Fährmann Charon für die Überfahrt der Toten über den Fluss Styx in das Totenreich des Hades.

  • Tyll Kroha: Münzen sammeln. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1961, 1968, München 1985 (6. Aufl.). ISBN 3-7814-0249-5.
Commons: Obolus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Obolus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Wilhelm Pape: Griechisch-Deutsches Handwörterbuch. 3. Auflage. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (6. Abdruck der 3. Auflage von 1880).
  2. Helmut Kahnt, Bernd Knorr: Alte Maße, Münzen und Gewichte: ein Lexikon. Lizenzausgabe des Bibliographischen Instituts, Leipzig. Bibliographisches Institut, Mannheim / Wien / Zürich 1986, ISBN 3-411-02148-9, S. 200.
  3. Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Griechenland Nr. 38 und 39