„Fritz Schäffer“ – Versionsunterschied

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'''Friedrich „Fritz“ Hermann<ref>{{Literatur |Titel=Fritz Schäffer, Geschichte der CDU, Konrad-Adenauer-Stiftung |Sammelwerk=Konrad-Adenauer-Stiftung |Online=http://www.kas.de/wf/de/37.8305/ |Abruf=2017-11-01}}</ref> Schäffer''' (* [[12. Mai]] [[1888]] in [[München]]; † [[29. März]] [[1967]] in [[Berchtesgaden]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] ([[Bayerische Volkspartei|BVP]] und [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]).
'''Friedrich „Fritz“ Hermann<ref>{{Literatur |Titel=Fritz Schäffer, Geschichte der CDU, Konrad-Adenauer-Stiftung |Sammelwerk=Konrad-Adenauer-Stiftung |Online=http://www.kas.de/wf/de/37.8305/ |Abruf=2017-11-01}}</ref> Schäffer''' (* [[12. Mai]] [[1888]] in [[München]]; † [[29. März]] [[1967]] in [[Berchtesgaden]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] ([[Bayerische Volkspartei|BVP]] und [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]).


Er war 1945 der erste [[Bayerischer Ministerpräsident|Bayerische Ministerpräsident]] nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1949 bis 1957 war er [[Bundesministerium der Finanzen|Bundesminister der Finanzen]] und von 1957 bis 1961 [[Bundesministerium der Justiz|Bundesminister der Justiz]].
Er war 1945 der erste [[Bayerischer Ministerpräsident|Bayerische Ministerpräsident]] nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1949 bis 1957 war er [[Bundesministerium der Finanzen|Bundesminister der Finanzen]] und von 1957 bis 1961 [[Bundesministerium der Justiz|Bundesminister der Justiz]].


== Ausbildung und Beruf ==
== Leben ==
=== Ausbildung und Beruf ===
Schäffer wurde am 12. Mai 1888 als Sohn des späteren Postamtsdirektors Gottfried Schäffer und dessen Frau Amalie, geb. Mayr, in München geboren. Er besuchte die katholische Volksschule in [[Ingolstadt]] und das humanistische Gymnasium in [[Neuburg an der Donau]] und München. Nach dem [[Abitur]] 1907 in München absolvierte Schäffer ein Studium der [[Rechtswissenschaft|Rechts- und Staatswissenschaften]] in München, welches er 1911 mit dem ersten und 1916 mit dem zweiten juristischen [[Staatsexamen]] beendete. Er wurde 1908<ref>Helge Dvorak: ''Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft.'' Band I: ''Politiker.'' Teilband 5: ''R–S.'' Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 184–186.</ref> Mitglied der [[Studentenverbindung]] ''Apollo'' (heute [[Münchener Burschenschaft Franco-Bavaria]]).
Fritz Schäffer wurde am 12. Mai 1888 als Sohn des späteren Postamtsdirektors Gottfried Schäffer und dessen Frau Amalie, geb. Mayr, in München geboren. Er besuchte die katholische Volksschule in [[Ingolstadt]] und das humanistische Gymnasium in [[Neuburg an der Donau]] und München. Nach dem [[Abitur]] 1907 in München absolvierte Schäffer ein Studium der [[Rechtswissenschaft|Rechts- und Staatswissenschaften]] in München, welches er 1911 mit dem ersten und 1916 mit dem zweiten juristischen [[Staatsexamen]] beendete. Er wurde 1908<ref>Helge Dvorak: ''Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft.'' Band I: ''Politiker.'' Teilband 5: ''R–S.'' Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 184–186.</ref> Mitglied der [[Studentenverbindung]] ''Apollo'' (heute [[Münchener Burschenschaft Franco-Bavaria]]).


Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] meldete er sich 1914 als [[Kriegsfreiwilliger]] und diente als Soldat im [[Königlich Bayerisches Infanterie-Leib-Regiment|Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment]] und im [[Königlich Bayerisches 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“|Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“]] an der Front. 1917 wurde er wegen eines Schockzustands aus dem Militärdienst entlassen.
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] meldete er sich 1914 als [[Kriegsfreiwilliger]] und diente als Soldat im [[Königlich Bayerisches Infanterie-Leib-Regiment|Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment]] und im [[Königlich Bayerisches 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“|Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“]] an der Front. 1917 wurde er wegen eines Schockzustands aus dem Militärdienst entlassen.
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Infolge der [[Machtergreifung|Machtübernahme der Nationalsozialisten]] wurde Schäffer aus dem Staatsdienst entlassen und am 26. Juni 1933 verhaftet. Nach seiner Freilassung 1934 wurde er als [[Rechtsanwalt]] zugelassen. Nach dem [[Attentat vom 20. Juli 1944]] wurde er im Rahmen der [[Aktion Gitter]] erneut verhaftet und in das [[KZ Dachau|Konzentrationslager Dachau]] eingeliefert.
Infolge der [[Machtergreifung|Machtübernahme der Nationalsozialisten]] wurde Schäffer aus dem Staatsdienst entlassen und am 26. Juni 1933 verhaftet. Nach seiner Freilassung 1934 wurde er als [[Rechtsanwalt]] zugelassen. Nach dem [[Attentat vom 20. Juli 1944]] wurde er im Rahmen der [[Aktion Gitter]] erneut verhaftet und in das [[KZ Dachau|Konzentrationslager Dachau]] eingeliefert.


== Partei ==
=== Partei ===
Von 1918 bis zu ihrer Auflösung 1933 war Schäffer Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP). 1918 gründete er den BVP-Ortsverband Kelheim. Ab 1929 war er Vorsitzender der BVP.
Von 1918 bis zu ihrer Auflösung 1933 war Schäffer Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP). 1918 gründete er den BVP-Ortsverband Kelheim. Ab 1929 war er Vorsitzender der BVP.


1945 gehörte Schäffer zu den Mitbegründern der CSU und wurde deren Vorsitzender in München. Von 1946 bis Anfang 1948 untersagte ihm die Militärregierung jede politische Tätigkeit. Im Januar 1948 wurde er CSU-Bezirksvorsitzender von [[Oberbayern]], trat jedoch wegen eines innerparteilichen Führungsstreits am 14. September 1948 aus der CSU wieder aus. Zuvor hatte er mit der [[Bayernpartei]] über einen Übertritt des gesamten CSU-Bezirksverbandes Oberbayern zur BP verhandelt. Die Verhandlungen scheiterten jedoch am radikal-bayerischen Flügel der BP um [[Ludwig Lallinger]] und [[Jakob Fischbacher]]. So wurde Schäffer 1949 erneut Mitglied der CSU, in der er den „bayerisch-etatistisch-katholischen“ Flügel repräsentierte, während der „liberal-konservativ-interkonfessionelle“ Flügel von [[Josef Müller (Politiker, 1898)|Josef Müller]] angeführt wurde.
1945 gehörte Schäffer zu den Mitbegründern der CSU und wurde deren Vorsitzender in München. Von 1946 bis Anfang 1948 untersagte ihm die Militärregierung jede politische Tätigkeit. Im Januar 1948 wurde er CSU-Bezirksvorsitzender von [[Oberbayern]], trat jedoch wegen eines innerparteilichen Führungsstreits am 14. September 1948 aus der CSU wieder aus. Zuvor hatte er mit der [[Bayernpartei]] über einen Übertritt des gesamten CSU-Bezirksverbandes Oberbayern zur BP verhandelt. Die Verhandlungen scheiterten jedoch am radikal-bayerischen Flügel der BP um [[Ludwig Lallinger]] und [[Jakob Fischbacher]]. So wurde Schäffer 1949 erneut Mitglied der CSU, in der er den „bayerisch-etatistisch-katholischen“ Flügel repräsentierte, während der „liberal-konservativ-interkonfessionelle“ Flügel von [[Josef Müller (Politiker, 1898)|Josef Müller]] angeführt wurde.


== Abgeordneter ==
=== Abgeordneter ===
Von 1920 bis 1933 war Schäffer für den Wahlkreis [[Kelheim]]-[[Mainburg]]-[[Rottenburg an der Laaber|Rottenburg]] Mitglied des [[Bayerischer Landtag (Weimarer Republik)|Bayerischen Landtages]].
Von 1920 bis 1933 war Schäffer für den Wahlkreis [[Kelheim]]-[[Mainburg]]-[[Rottenburg an der Laaber|Rottenburg]] Mitglied des [[Bayerischer Landtag (Weimarer Republik)|Bayerischen Landtages]].


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Fritz Schäffer zog stets als direkt gewählter Abgeordneter des [[Bundestagswahlkreis Passau|Wahlkreises Passau]] in den [[Deutscher Bundestag|Bundestag]] ein. Aus Altersgründen kandidierte er bei der [[Bundestagswahl 1961]] nicht mehr.
Fritz Schäffer zog stets als direkt gewählter Abgeordneter des [[Bundestagswahlkreis Passau|Wahlkreises Passau]] in den [[Deutscher Bundestag|Bundestag]] ein. Aus Altersgründen kandidierte er bei der [[Bundestagswahl 1961]] nicht mehr.


== Öffentliche Ämter ==
=== Öffentliche Ämter ===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F006428-0025A, Bonn, Empfang Landesvertretung von Bayern.jpg|mini|Fritz Schäffer (m.) als Justizminister bei einem Treffen mit [[Alois Hundhammer]] und [[Eugen Gerstenmaier]] (1959)]]
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F006428-0025A, Bonn, Empfang Landesvertretung von Bayern.jpg|mini|Fritz Schäffer (m.) als Justizminister bei einem Treffen mit [[Alois Hundhammer]] und [[Eugen Gerstenmaier]] (1959)]]

Vom 16. September 1931 bis 16. März 1933 war Schäffer als [[Staatsrat (Amt)|Staatsrat]] mit der Führung der Geschäfte des bayerischen Finanzministeriums beauftragt.
Vom 16. September 1931 bis 16. März 1933 war Schäffer als [[Staatsrat (Amt)|Staatsrat]] mit der Führung der Geschäfte des bayerischen Finanzministeriums beauftragt.


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Am 20. September 1949 wurde Fritz Schäffer als erster [[Bundesministerium der Finanzen|Bundesminister der Finanzen]] in das Kabinett von [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Konrad Adenauer]] berufen. Er ist der einzige Finanzminister, der ein Guthaben ansparte, das man scherzhaft [[Juliusturm]] nannte. Nach der [[Bundestagswahl 1957]] wechselte er am 29. Oktober 1957 ins [[Bundesministerium der Justiz]]. Da er mit der Bundestagswahl 1961 die Politik verlassen wollte, schied er am 14. November 1961 aus der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] aus.
Am 20. September 1949 wurde Fritz Schäffer als erster [[Bundesministerium der Finanzen|Bundesminister der Finanzen]] in das Kabinett von [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Konrad Adenauer]] berufen. Er ist der einzige Finanzminister, der ein Guthaben ansparte, das man scherzhaft [[Juliusturm]] nannte. Nach der [[Bundestagswahl 1957]] wechselte er am 29. Oktober 1957 ins [[Bundesministerium der Justiz]]. Da er mit der Bundestagswahl 1961 die Politik verlassen wollte, schied er am 14. November 1961 aus der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] aus.


=== Auseinandersetzungen mit Adolf Arndt ===
== Kritik ==
Während Schäffers Tätigkeit als Finanzminister kam es im Zuge der [[Deutsche Wiedergutmachungspolitik|Deutschen Wiedergutmachungspolitik]] zu Auseinandersetzungen mit dem SPD-Abgeordneten [[Adolf Arndt]], die in die Geschichtswissenschaft auch als „Affäre Schäffer“<ref name="KRG">Kurt R. Grossmann: ''Die Ehrenschuld. Kurzgeschichte der Wiedergutmachung.'' Frankfurt a.&nbsp;M. 1967. S. 235 ff.</ref> eingingen. Arndt kritisierte in verschiedenen Bundestagsdebatten des Jahres 1954<ref>28. Mai 1954; 15. Oktober 1954; 21. Oktober 1954.</ref> die Wiedergutmachungspolitik der Regierung. Schäffer warf er unter anderem nicht nur persönlich verschuldete Verzögerung der Bearbeitung vor, sondern vor allem die ungerechte Verteilung. Statt Verfolgte des NS-Staates zu versorgen, habe man Angehörige der [[Legion Condor]] oder den NS-Ideologen [[Otto Koellreutter]] aus „''Steuergeldern einer schafsgeduldigen Demokratie''“<ref name="KRG" /> mit den höheren Zahlungen versehen.<ref>In diesem Zusammenhang sprach Arndt auch von dem „''Leidensweg der Wiedergutmachung und dem faulen Klima unserer Innenpolitik''“.</ref>
Während Schäffers Tätigkeit als Finanzminister kam es im Zuge der [[Deutsche Wiedergutmachungspolitik|Deutschen Wiedergutmachungspolitik]] zu Auseinandersetzungen mit dem SPD-Abgeordneten [[Adolf Arndt]], die in die Geschichtswissenschaft auch als „Affäre Schäffer“<ref name="KRG">Kurt R. Grossmann: ''Die Ehrenschuld. Kurzgeschichte der Wiedergutmachung.'' Frankfurt a.&nbsp;M. 1967. S. 235 ff.</ref> eingingen. Arndt kritisierte in verschiedenen Bundestagsdebatten des Jahres 1954<ref>28. Mai 1954; 15. Oktober 1954; 21. Oktober 1954.</ref> die Wiedergutmachungspolitik der Regierung. Schäffer warf er unter anderem nicht nur persönlich verschuldete Verzögerung der Bearbeitung vor, sondern vor allem die ungerechte Verteilung. Statt Verfolgte des NS-Staates zu versorgen, habe man Angehörige der [[Legion Condor]] oder den NS-Ideologen [[Otto Koellreutter]] aus „Steuergeldern einer schafsgeduldigen Demokratie“<ref name="KRG" /> mit den höheren Zahlungen versehen. In diesem Zusammenhang sprach Arndt auch von dem „Leidensweg der Wiedergutmachung und dem faulen Klima unserer Innenpolitik“.


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
* 1945: [[Tuntenhausen|Ehrenbürger der Gemeinde Tuntenhausen]]
* 1945: Ehrenbürger der Gemeinde [[Tuntenhausen]]
* 1953: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großkreuz]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1953: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großkreuz]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1958: [[Bayerischer Verdienstorden]]
* 1958: [[Bayerischer Verdienstorden]]
* 1958: [[Liste der Ehrenbürger von Passau|Ehrenbürger der Stadt Passau]]
* 1958: [[Liste der Ehrenbürger von Passau|Ehrenbürger der Stadt Passau]]
* Im [[Regensburg|Regensburger]] Stadtteil Königswiesen ist ein Weg nach ihm benannt.<ref>{{Literatur |Autor=Matthias Freitag |Titel=Regensburger Straßennamen |Verlag= Mittelbayerische Verlagsgesellschaft mbH |Ort=Regensburg |Datum=1997 |ISBN=3-931904-05-9 |Seiten=56}}</ref>
* Im [[Regensburg]]er Stadtteil [[Großprüfening-Dechbetten-Königswiesen|Königswiesen]] ist ein Weg nach ihm benannt.<ref>{{Literatur |Autor=Matthias Freitag |Titel=Regensburger Straßennamen |Verlag= Mittelbayerische Verlagsgesellschaft mbH |Ort=Regensburg |Datum=1997 |ISBN=3-931904-05-9 |Seiten=56}}</ref>
* Auch im [[München|Münchner]] Stadtteil [[Neuperlach]] trägt eine Straße seinen Namen.
* Sein Name steht auf dem [[Ehrenmal der Stadt Passau]] auf dem [[Innstadtfriedhof]].
* Sein Name steht auf dem [[Ehrenmal der Stadt Passau]] auf dem [[Innstadtfriedhof]].


== Literatur ==
== Literatur ==
* Otto Altendorfer: ''Fritz Schäffer als Politiker der Bayerischen Volkspartei 1888–1945''. Hanns-Seidel-Stiftung, München 1993, ISBN 3-88795-750-4 (Dissertation an der Universität Passau 1990).
* Otto Altendorfer: ''Fritz Schäffer als Politiker der Bayerischen Volkspartei 1888–1945''. Hanns-Seidel-Stiftung, München 1993, ISBN 3-88795-750-4 (Dissertation an der Universität Passau 1990).
* Otto Altendorfer: ''Fritz Schäffer (1888–1967). Bayerischer Ministerpräsident, Bundesfinanzminister''. In: [[Günter Buchstab]], Brigitte Kaff, [[Hans-Otto Kleinmann]] (Hrsg.): ''Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union''. Herausgegeben im Auftrag der [[Konrad-Adenauer-Stiftung]]. Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-451-20805-9, S. 422–429.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629105438/http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schaeffer_fr.shtml |band=8|autor=Karl-Ulrich Gelberg|spalten=1548-1559}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629105438/http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schaeffer_fr.shtml |band=8|autor=Karl-Ulrich Gelberg|spalten=1548-1559}}
* Christoph Henzler: ''Fritz Schäffer 1945–1967: Eine biographische Studie zum ersten bayerischen Nachkriegs-Ministerpräsidenten und ersten Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland''. Hanns-Seidel-Stiftung, München 1994, ISBN 3-88795-751-2 (Dissertation an der Universität München 1991).
* Christoph Henzler: ''Fritz Schäffer 1945–1967: Eine biographische Studie zum ersten bayerischen Nachkriegs-Ministerpräsidenten und ersten Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland''. Hanns-Seidel-Stiftung, München 1994, ISBN 3-88795-751-2 (Dissertation an der Universität München 1991).
* {{NDB|22|516|518|Schäffer, Fritz|Franz Menges|118748297}}
* {{NDB|22|516|518|Schäffer, Fritz|[[Franz Menges]]|118748297}}
* Franz Menges: ''Fritz Schäffer (1888-1967).'' In: [[Jürgen Aretz]], [[Rudolf Morsey]], [[Anton Rauscher]] (Hrsg.): ''Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts'', Band 6, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster 1984, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 139–152 [https://www.aschendorff-buchverlag.de/digibib/?digidownload&tid=17581 (Digitalisat]).


== Weblinks ==
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* Webseite der Bayerischen Staatsregierung: Die Bayerischen Ministerpräsidenten seit 1945 – [https://www.bayern.de/staatsregierung/ministerpraesident/die-bayerischen-ministerpraesidenten-seit-1945/fritz-schaeffer/ Fritz Schäffer]
* Webseite der Bayerischen Staatsregierung: Die Bayerischen Ministerpräsidenten seit 1945 – [https://www.bayern.de/staatsregierung/ministerpraesident/die-bayerischen-ministerpraesidenten-seit-1945/fritz-schaeffer/ Fritz Schäffer]
* ''„[http://www.zeit.de/1953/14/die-politik-der-geschlossenen-hand/komplettansicht Bundesfinanzminister Fritz Schäffer: Die Politik der geschlossenen Hand]“'', [[Die Zeit]] vom 2. April 1953.
* [http://www.zeit.de/1953/14/die-politik-der-geschlossenen-hand/komplettansicht „Bundesfinanzminister Fritz Schäffer: Die Politik der geschlossenen Hand“], [[Die Zeit]] vom 2. April 1953.
* ''„[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21694963.html Schäffer: Dilemma seines Lebens]“'', [[Der Spiegel]] vom 26. März 1952, S. 9.
* [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21694963.html „Schäffer: Dilemma seines Lebens“], [[Der Spiegel]] vom 26. März 1952, S. 9.
* [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/05273f26-9321-4d90-9d43-65852e9ab213/ Nachlass Bundesarchiv N 1168]
* [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/05273f26-9321-4d90-9d43-65852e9ab213/ Nachlass im Bundesarchiv, Bestand N 1168]


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[[Kategorie:Burschenschafter (20. Jahrhundert)]]
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Version vom 3. Mai 2024, 22:43 Uhr

Fritz Schäffer auf einem Wahlplakat zur Bundestagswahl 1957

Friedrich „Fritz“ Hermann[1] Schäffer (* 12. Mai 1888 in München; † 29. März 1967 in Berchtesgaden) war ein deutscher Politiker (BVP und CSU).

Er war 1945 der erste Bayerische Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1949 bis 1957 war er Bundesminister der Finanzen und von 1957 bis 1961 Bundesminister der Justiz.

Leben

Ausbildung und Beruf

Fritz Schäffer wurde am 12. Mai 1888 als Sohn des späteren Postamtsdirektors Gottfried Schäffer und dessen Frau Amalie, geb. Mayr, in München geboren. Er besuchte die katholische Volksschule in Ingolstadt und das humanistische Gymnasium in Neuburg an der Donau und München. Nach dem Abitur 1907 in München absolvierte Schäffer ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München, welches er 1911 mit dem ersten und 1916 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. Er wurde 1908[2] Mitglied der Studentenverbindung Apollo (heute Münchener Burschenschaft Franco-Bavaria).

Im Ersten Weltkrieg meldete er sich 1914 als Kriegsfreiwilliger und diente als Soldat im Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment und im Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“ an der Front. 1917 wurde er wegen eines Schockzustands aus dem Militärdienst entlassen.

Schäffer wurde Assessor im bayerischen Innenministerium, 1918 Bezirksamtsassessor in Kelheim und 1920 Oberregierungsrat im Ministerium für Unterricht und Kultus.

Infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Schäffer aus dem Staatsdienst entlassen und am 26. Juni 1933 verhaftet. Nach seiner Freilassung 1934 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er im Rahmen der Aktion Gitter erneut verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert.

Partei

Von 1918 bis zu ihrer Auflösung 1933 war Schäffer Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP). 1918 gründete er den BVP-Ortsverband Kelheim. Ab 1929 war er Vorsitzender der BVP.

1945 gehörte Schäffer zu den Mitbegründern der CSU und wurde deren Vorsitzender in München. Von 1946 bis Anfang 1948 untersagte ihm die Militärregierung jede politische Tätigkeit. Im Januar 1948 wurde er CSU-Bezirksvorsitzender von Oberbayern, trat jedoch wegen eines innerparteilichen Führungsstreits am 14. September 1948 aus der CSU wieder aus. Zuvor hatte er mit der Bayernpartei über einen Übertritt des gesamten CSU-Bezirksverbandes Oberbayern zur BP verhandelt. Die Verhandlungen scheiterten jedoch am radikal-bayerischen Flügel der BP um Ludwig Lallinger und Jakob Fischbacher. So wurde Schäffer 1949 erneut Mitglied der CSU, in der er den „bayerisch-etatistisch-katholischen“ Flügel repräsentierte, während der „liberal-konservativ-interkonfessionelle“ Flügel von Josef Müller angeführt wurde.

Abgeordneter

Von 1920 bis 1933 war Schäffer für den Wahlkreis Kelheim-Mainburg-Rottenburg Mitglied des Bayerischen Landtages.

Von 1949 bis 1961 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1. September bis zum 20. September 1949 stellvertretender Vorsitzender CDU/CSU-Bundestagsfraktion und daneben vom 7. bis zum 20. September 1949 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe.

Fritz Schäffer zog stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Passau in den Bundestag ein. Aus Altersgründen kandidierte er bei der Bundestagswahl 1961 nicht mehr.

Öffentliche Ämter

Fritz Schäffer (m.) als Justizminister bei einem Treffen mit Alois Hundhammer und Eugen Gerstenmaier (1959)

Vom 16. September 1931 bis 16. März 1933 war Schäffer als Staatsrat mit der Führung der Geschäfte des bayerischen Finanzministeriums beauftragt.

Vom 28. Mai bis zum 28. September 1945 war er der erste, von der amerikanischen Militärregierung eingesetzte, Bayerische Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit leitete er auch das Bayerische Finanzministerium. Kurz nach der Ablösung des Militärgouverneurs George S. Patton wurde auch Schäffer als bayerischer Ministerpräsident abgesetzt. Die amerikanische Militärregierung begründete dies damit, dass Schäffer den öffentlichen Dienst nicht ausreichend von ehemaligen NSDAP-Parteimitgliedern gesäubert habe.[3]

Am 20. September 1949 wurde Fritz Schäffer als erster Bundesminister der Finanzen in das Kabinett von Bundeskanzler Konrad Adenauer berufen. Er ist der einzige Finanzminister, der ein Guthaben ansparte, das man scherzhaft Juliusturm nannte. Nach der Bundestagswahl 1957 wechselte er am 29. Oktober 1957 ins Bundesministerium der Justiz. Da er mit der Bundestagswahl 1961 die Politik verlassen wollte, schied er am 14. November 1961 aus der Bundesregierung aus.

Auseinandersetzungen mit Adolf Arndt

Während Schäffers Tätigkeit als Finanzminister kam es im Zuge der Deutschen Wiedergutmachungspolitik zu Auseinandersetzungen mit dem SPD-Abgeordneten Adolf Arndt, die in die Geschichtswissenschaft auch als „Affäre Schäffer“[4] eingingen. Arndt kritisierte in verschiedenen Bundestagsdebatten des Jahres 1954[5] die Wiedergutmachungspolitik der Regierung. Schäffer warf er unter anderem nicht nur persönlich verschuldete Verzögerung der Bearbeitung vor, sondern vor allem die ungerechte Verteilung. Statt Verfolgte des NS-Staates zu versorgen, habe man Angehörige der Legion Condor oder den NS-Ideologen Otto Koellreutter aus „Steuergeldern einer schafsgeduldigen Demokratie“[4] mit den höheren Zahlungen versehen. In diesem Zusammenhang sprach Arndt auch von dem „Leidensweg der Wiedergutmachung und dem faulen Klima unserer Innenpolitik“.

Auszeichnungen

Literatur

Commons: Fritz Schäffer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Fritz Schäffer, Geschichte der CDU, Konrad-Adenauer-Stiftung. In: Konrad-Adenauer-Stiftung. (kas.de [abgerufen am 1. November 2017]).
  2. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 184–186.
  3. Haus der bayerischen Geschichte: Bayern nach dem II. Weltkrieg
  4. a b Kurt R. Grossmann: Die Ehrenschuld. Kurzgeschichte der Wiedergutmachung. Frankfurt a. M. 1967. S. 235 ff.
  5. 28. Mai 1954; 15. Oktober 1954; 21. Oktober 1954.
  6. Matthias Freitag: Regensburger Straßennamen. Mittelbayerische Verlagsgesellschaft mbH, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-05-9, S. 56.