„Wasserwerk“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Link auf Ebene (Geographie)
 
(32 dazwischenliegende Versionen von 8 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|erläutert das Wasserwerk zur Wasserförderung und -aufbereitung. Zu anderen Bedeutungen siehe „[[Das Wasserwerk]]“ (Roman), [[Burg Wasserwerk]], [[Altes Wasserwerk (Bonn)]] (Bundestag)}}
{{Dieser Artikel|erläutert das Wasserwerk zur Wasserförderung und -aufbereitung. Zu anderen Bedeutungen siehe „[[Das Wasserwerk]]“ (Roman), [[Burg Wasserwerk]], [[Altes Wasserwerk (Bonn)]] (Bundestag).}}
{{Lückenhaft|Technisches und Umweltaspekte, wie z. B. Pumpendimensionen, Energieverbrauch und Menge an bereitgestelltem Wasser pro Einwohner, mögliche vorhandene Grundwasserabsenkungen usw.}}
{{Lückenhaft|Technisches und Umweltaspekte, wie z. B. Pumpendimensionen, mögliche vorhandene Grundwasserabsenkungen usw.}}
[[Datei:Wasserwerk Hosterwitz (08).jpg|mini|Blick in das Maschinenhaus eines modernen Wasserwerks]]
[[Datei:SCREENHOUSE, ROTATING SCREEN FOR FILTERING WATER - Yosemite Hydroelectric Power Plant, Highways 120 and 140, Yosemite Village, Mariposa County, CA HAER CAL,22-YOSEM,4-16.tif|mini|Historisch: Rotierendes Wasser-Grobfilter-Sieb im Yosemite Hydroelectric Power Plant, Yosemite Village, [[Mariposa County]], [[Kalifornien]], [[USA]]]]
[[Datei:Norsborgs vattenverk långsamfilter nov 2010.jpg|mini|Außenanlagen eines Wasserwerks]]
[[Datei:Mühlrad Oberes Wasserwerk.JPG|miniatur|Mühlrad am oberen Wasserwerk des Schwetzinger Schlosses]]


Ein '''Wasserwerk''' ist eine Anlage zur [[Wasseraufbereitung|Aufbereitung]] und Bereitstellung von [[Trinkwasser]].
Ein '''Wasserwerk''' ist eine technische Anlage zur [[Wasseraufbereitung|Aufbereitung]] und Bereitstellung von [[Trinkwasser]], sekundär auch von [[Betriebswasser|Brauchwasser]].


== Funktionsprinzip ==
Wesentliche Bestandteile sind unter anderem [[Filter (Fluidtechnik)|Filter]], [[Pumpe]]n und oft auch ein (Frisch-)[[Wasserspeicher]] bzw. [[Wasserbehälter (Wasserwirtschaft)|Wasserbehälter]]. Dazu kommen [[Hochbehälter]], [[Armatur]]en und Schalträume, wo die Verteilung des Trinkwassers in das Leitungsnetz gesteuert und überwacht wird. In größeren Wasserwerken werden auch Laboratorien betrieben, die die chemische und biologische Zusammensetzung des Wassers kontrollieren.
Wesentliche technische Bestandteile des Wasserwerks sind unter anderem [[Filter (Fluidtechnik)|Filter]], [[Pumpe]]n und oft auch ein (Frisch-)[[Wasserspeicher]] bzw. [[Wasserbehälter (Wasserwirtschaft)|Wasserbehälter]]. Dazu kommen [[Hochbehälter]], [[Armatur]]en und Schalträume, wo die Verteilung des Trinkwassers in das Leitungsnetz gesteuert und überwacht wird. In größeren Wasserwerken werden auch Laboratorien betrieben, die die chemische und biologische Zusammensetzung des Wassers kontrollieren.


Erfolgt die Wasserversorgung aus dem [[Grundwasser]], befindet sich das Wasserwerk meist direkt bei den [[Brunnen]]. Das Gelände ist meist als Zone I eines [[Schutzgebiete in Wasserwirtschaft und Gewässerschutz|Trinkwasserschutzgebietes]] ausgewiesen. Auch Grundwasseranreicherungsanlagen, welche zusätzliches Fließwasser aus Flüssen oder Bächen in das Grundwasser einbringen ([[Uferfiltrat]]ion), sind häufig Bestandteil eines solchen Wasserwerks.
Erfolgt die Wasserversorgung aus dem [[Grundwasser]], befindet sich das Wasserwerk oder die Fassungsanlage meist direkt bei den [[Grundwasserkörper]]n. Das Gelände ist meist als Zone I eines [[Schutzgebiete in Wasserwirtschaft und Gewässerschutz|Trinkwasserschutzgebietes]] ausgewiesen.<ref>[[Bernward Hölting]]: ''Hydrogeologie. Einführung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie''. 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 349.</ref> Auch Grundwasseranreicherungsanlagen, welche zusätzliches Fließwasser aus Flüssen oder Bächen als [[Uferfiltrat]] gewinnen, können Bestandteil eines solchen Wasserwerks sein.<ref>Bernward Hölting: ''Hydrogeologie. Einführung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie''. 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 72.</ref> Je nach Art des Untergrundes sowie der hydrogeologischen Gegebenheiten werden darauf abgestimmte Entnahmebauwerke errichtet. Von diesen Lokalitäten wird das Rohwasser zum Wasserwerk befördert.<ref>Nicola Fohrer (Hrsg.): ''Hydrologie''. Haupt Verlag, Bern 2016, S. 105.</ref>


Wenn die Versorgung aus [[Quelle]]n oder aus [[Oberflächenwasser]] ([[See]]n (''siehe auch: [[Seewasserwerk]]''), [[Fließwasser]]) erfolgt, wird das Wasser über Leitungen von den Quellfassungen zum Wasserwerk transportiert. Im letzten Fall sind auch [[Aufbereitungsanlage]]n zur [[Wasseraufbereitung]] im Wasserwerk notwendig, wo die chemische und biologische Qualität des Trinkwassers hergestellt wird.
Wenn die Versorgung aus [[Quelle]]n oder aus [[Oberflächenwasser]] ([[See]]n (''siehe auch: [[Seewasserwerk]]''), [[Fließwasser]]) erfolgt, wird das Wasser über Leitungen von den Quellfassungen zum Wasserwerk transportiert. Im letzten Fall sind auch [[Aufbereitungsanlage]]n zur [[Wasseraufbereitung]] im Wasserwerk notwendig, wo die chemische und biologische Qualität des Trinkwassers hergestellt wird.<ref>Bernward Hölting: ''Hydrogeologie. Einführung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie''. 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 279–282.</ref>


Das auffälligste Merkmal eines Wasserwerkes war früher der im [[Flachland]] häufig vorhandene [[Wasserturm]]. Heutzutage wird dieser meist durch Tiefbehälter mit entsprechenden Pumpengruppen ersetzt.
Das auffälligste Merkmal eines Wasserwerkes war früher der im [[Ebene (Geographie)|Flachland]] häufig vorhandene [[Wasserturm]]. Heutzutage wird dieser meist durch Tiefbehälter mit entsprechenden Pumpengruppen ersetzt.


Im Unterschied zum gewöhnlichen Trinkwasserwerk gibt es auch Wasserwerke, die für die Gewinnung von [[Betriebswasser]] ausgelegt sind.
Im Unterschied zum gewöhnlichen Trinkwasserwerk gibt es auch Wasserwerke, die für die Gewinnung von [[Betriebswasser]] ausgelegt sind.


Moderne Wasserwerke, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurden, waren im Sinne des [[Munizipalsozialismus]] in der Regel als kommunale Betriebe organisiert worden.
Moderne Wasserwerke, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurden, waren im Sinne des [[Munizipalsozialismus]] in der Regel als kommunale Betriebe organisiert worden.

<gallery mode="packed">
Nun's Well, Europa Point, Gibraltar.jpg|''Nun’s wel''l in Gibraltar
Mühlrad Oberes Wasserwerk.JPG|Mühlrad am oberen Wasserwerk des Schwetzinger Schlosses
SCREENHOUSE, ROTATING SCREEN FOR FILTERING WATER - Yosemite Hydroelectric Power Plant, Highways 120 and 140, Yosemite Village, Mariposa County, CA HAER CAL,22-YOSEM,4-16.tif|Historisch: Rotierendes Wasser-Grobfilter-Sieb im ''Yosemite Hydroelectric Power Plant'', Yosemite Village, [[Mariposa County]], [[Kalifornien]], [[USA]]
Budapest, Kőbányai víztározó, 20.jpg|Zisterne eines Wasserwerks in Budapest
Molteno Dam-001.jpg|Das Molteno-Reservoir in Kapstadt
</gallery>


== Geschichte des Wasserwerks ==
== Geschichte des Wasserwerks ==
[[Datei:Deutsche Wasserwerke AG 1898.jpg|mini|[[Anleihe]] der Deutschen Wasserwerke AG vom 25. Mai 1898: Die Gesellschaft baute und betrieb Wasserwerke u.&nbsp;a. in [[Lüdenscheid]], [[Gnesen]], [[Sowetsk (Kaliningrad)|Tilsit]], [[Bad Oeynhausen|Oeynhausen]], [[Zehdenick]], [[Pyrzyce|Pyritz]], [[Ludwigslust]], [[Templin]], [[Wałcz|Deutsch-Krone (Westpr.)]], [[Uelzen]] und [[Rheda-Wiedenbrück]]]]
[[Datei:Deutsche Wasserwerke AG 1898.jpg|mini|[[Anleihe]] der Deutschen Wasserwerke AG vom 25. Mai 1898: Die Gesellschaft baute und betrieb Wasserwerke u.&nbsp;a. in [[Lüdenscheid]], [[Gnesen]], [[Sowetsk (Kaliningrad)|Tilsit]], [[Bad Oeynhausen|Oeynhausen]], [[Zehdenick]], [[Pyrzyce|Pyritz]], [[Ludwigslust]], [[Templin]], [[Wałcz|Deutsch-Krone (Westpr.)]], [[Uelzen]] und [[Rheda-Wiedenbrück]]]]
In der griechischen Stadt [[Pergamon]] (Bergama), etwa 100 Kilometer nördlich des heutigen [[Izmir]] in der Türkei, entstand schon rund 200 Jahre v. Chr. ein Wasserwerk, das die Bewohner mit [[Quelle|Quell-]] und [[Gewässer|Oberflächenwasser]] aus bis zu 40 Kilometern entfernten Zuflüssen versorgte. Glanzstück war eine drei Kilometer lange Hochdruckleitung, die ein Tal nach dem Prinzip [[kommunizierende Röhren|kommunizierender Röhren]] querte. Bisher hatte man in ähnlichen Fällen teure [[Aquädukt]]e gebaut, so etwa schon um 800 v. Chr. im Süden des späteren [[Armenien]], wo eine 56 Kilometer lange Leitung jährlich etwa 40 Millionen Kubikmeter Bergquellwasser in die Stadt [[Tuschpa]] der [[Urartäer]] brachte. Die assyrische Stadt [[Ninive]] wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. über ein insgesamt 80 Kilometer Leitungen umfassendes System aus 18 Quellflüssen versorgt. Über ein [[Pumpwerk]] wurden die [[Hängende Gärten der Semiramis]] in [[Babylon]] – um 600 v. Chr. – bewässert: Ein göpelbetriebenes [[Schöpfwerk]] hob eine endlose Kette mit Wasser gefüllter Eimer an den oberen Rand der abschüssigen Gärten. Bekannt sind die [[Aquädukte in Rom]] um die Zeitenwende. [[Vitruv]] beschreibt im 1. Jahrhundert v. Chr. römische Treträder, die durch trampelnde Männer im oberen Teil in Betrieb gehalten wurden, die damit die Kraft des fließenden Wassers ersetzten und das Nass aus tiefer liegenden Becken in höher gelegene Rinnen „pumpten“. Zu den Wasserwerken [[Córdoba (Spanien)|Córdobas]] gehörten um 900, als dieses [[Mauren]]zentrum die größte Stadt Europas war, haushohe Schöpfräder (Norias), die das Flusswasser in höhere gelegene Primärkanäle beförderten, von wo es über Sekundärkanäle flächendeckend verteilt wurde.

In [[Bautzen]] hob ab dem Jahr 1496 ein wasserradgetriebenes System von [[Kolbenpumpe]]n das [[Spree]]wasser in einen Hochbehälter, von wo es auf den höchsten Punkt der Stadt am Fleischmarkt und von dort schließlich in 86 Brunnen strömte. Im 16. Jahrhundert trieben in Deutschland an mehreren Orten große Mühlräder in fließenden Gewässern [[Wasserpumpe]]n, die später Höhenunterschiede bis zu 250 Metern überwanden. Vor allem in Norddeutschland waren es vor allem die Brauer, die sich zu Gemeinschaften zum Bau solcher „Wasserkünste“ zusammentaten. 1681 staunte die Welt über eine Wasserhebemaschine mit 14 gewaltigen Wasserrädern bei [[Le Port-Marly]] an der [[Seine]], die das Flusswasser in die sechs Kilometer entfernten Gärten von [[Schloss Versailles|Versailles]] schickten. Frühe [[Archimedische Schraube|Wasserhebeanlagen]] sind auch aus [[Marburg]] an der Lahn, [[Bad Wildungen]] und [[Rothenburg ob der Tauber]] bekannt (1573–1599). 1696 staute der Philosoph und Techniker [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] die [[Leine (Aller)|Leine]] auf und nutzte das herabstürzende Wasser als Energiequelle für ein Wasserhebewerk, das die Herrenhäuser Gärten in [[Hannover]] versorgte.

Für kleinere Wassermengen in hügeligen Gegenden wurden ab Ende des 18. Jahrhunderts [[Hydraulischer Widder|hydraulische Widder]] eingesetzt. Der französische Physiker [[Denis Papin]] pumpte mit Hilfe einer von ihm weiter entwickelten [[Dampfmaschine]] 1706 Wasser in einen Hochbehälter, das dann Brunnen und Fontänen des [[Schloss Wilhelmshöhe|Kasseler Schlosses]] sprudeln ließ. Der preußische König [[Friedrich Wilhelm IV.]] ließ 1842 für die Wasserspiele am [[Schloss Sanssouci]] ein Pumpwerk im Stil einer maurischen [[Moschee]] bauen. Das [[Minarett]] verbirgt den 36 Meter hohen Schornstein der Dampfmaschine.

Um 1600 existierten in 33 deutschen Städten und über 100 kleineren Orten [[Wasserkunst|Wasserkünste]], meist technisch interessante Druckanlagen, die Wasser in Brunnen und in eine mehr oder weniger große Anzahl von Häusern und Gärten beförderten. Die erste zentrale öffentliche Wasserversorgung im heutigen Sinn errichtete [[Hamburg]] 1848 mit der „Zentralen Stadtwasserkunst“ in [[Rothenburgsort]]. Zwei aus England importierte Dampfpumpmaschinen von je 70 PS schickten das gereinigte Elbwasser in einen 76 Meter hohen Wasserturm, der neben Behältern, Steig- und Fallleitungen auch den Schornstein für die Abgase der mit Kohle gefeuerten Dampfkessel umhüllte. Über 62 Kilometer Leitungen floss das Wasser dann auf die Dachböden von 4000 Stadthäusern (einem Drittel der vorhandenen). [[Berlin]], das von leicht zu förderndem Grundwasser profitierte, folgte 1856, [[Frankfurt am Main]] 1873.


<gallery mode="packed">
<gallery mode="packed">
Bundesarchiv B 145 Bild-F083488-0030, Bonn, Staatsakt für BM Dr. Gerhard Schröder.jpg|Historisch: [[Deutscher Bundestag]] im [[Altes Wasserwerk (Bonn)|Alten Wasserwerk]] [[Bonn]],<br />Januar 1990
Wasserwerk in Cond gebaut 1911.jpg|Wasserwerk [[Cond]], 1911 (Juni 2014)
Wasserwerk in Cond gebaut 1911.jpg|Wasserwerk [[Cond]], 1911 (Juni 2014)
Wasserwerk Essen 1870.jpg|Wasserwerk [[Essen]] (1870)
Wasserwerk Essen 1870.jpg|Wasserwerk [[Essen]] (1870)
Water works on seafront, Funchal, Madeira.jpg|Wasserwerk [[Funchal]], [[Madeira]] (Februar 2009)
Water works on seafront, Funchal, Madeira.jpg|Wasserwerk [[Funchal]], [[Madeira]] (Februar 2009)
1895 Castle of the Water.jpg|"Wasserreservoir" [[Kanton St. Gallen]], 1895, Schweiz (März 2009)
1895 Castle of the Water.jpg|„Wasserreservoir“ [[Kanton St. Gallen]], 1895, Schweiz (März 2009)
Waterworks in Maryino.jpg|[[Wasserturm]] Maryino (Rajon Tosno, [[Oblast Leningrad]]), [[Russland]] (August 2015)
Waterworks in Maryino.jpg|[[Wasserturm]] Maryino (Rajon Tosno, [[Oblast Leningrad]]), [[Russland]] (August 2015)
</gallery>
</gallery>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Hamburger Wasserwerke]]
* {{Wiktionary}}
** [[Hamburger Wasserwerke]]
* [[Brunnhaus]]
** [[Brunnhaus]]
* [[Klärwerk]]
** [[Klärwerk]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Harald Bruckert: ''Vom Laufbrunnen zum Wasserwerk : der Ausbau der Trinkwasserversorgung in der Pfalz im 19. und 20. Jahrhundert''. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2022, ISBN 978-3-948913-05-2.
* Hanno Trurnit: ''Geschichte(n) hinterm Hahn. Von Wasserkunst und Wasserwerk.'' Frank Trurnit & Partner Verlag GmbH, Ottobrunn 2006, ISBN 3-9806986-6-1.
* A. Gericke: ''100 Jahre Berliner Wasserwerke (1856–1956)''. Verlag Technik, Berlin 1956
* Eberhard Jüngel et al.: ''Die Talsperre Eibenstock, das Wasserwerk Burkersdorf : die Trinkwasserversorgung aus Talsperren in Südsachsen''. (= ''Am Auersberg''; 11) Eibenstock 2019, ISBN 978-3-00-064498-6.
* [[Otto Lueger]] et al.: ''Der städtische Tiefbau, Bd. 2, Die Wasserversorgung der Städte''. 1. Auflage, Leipzig 1914 (2. Teil erschien 1916).
* Shahrooz Mohajeri: ''100 Jahre Berliner Wasserversorgung und Abwasserentsorgung 1840–1940''. (= ''Blickwechsel''; 2) Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-515-08541-0.
* Wilhelm Thürnagel, Heinz Beckmann: ''Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung in der DDR : die VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung ; Abriss der Entwicklung, der Organisation, des Leistungsstandes und der Schwächen und Hemmnisse''. Hochschule Neubrandenburg, Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung, Friedland 2014, ISBN 978-3-941681-74-3.
* [[Hanno Trurnit]]: ''Geschichte(n) hinterm Hahn. Von Wasserkunst und Wasserwerk.'' Frank Trurnit & Partner Verlag GmbH, Ottobrunn 2006, ISBN 978-3-9806986-9-6.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Water works|Wasserwerke}}
{{Commonscat|Water works|Wasserwerke}}
{{Wiktionary}}
* {{DNB-Portal|4135100-9}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=LvL_nFRx1A0 Funktionsweise eines Wasserwerkes mit Ultrafiltration - Lehrfilm]
* [https://www.youtube.com/watch?v=LvL_nFRx1A0 Funktionsweise eines Wasserwerkes mit Ultrafiltration - Lehrfilm]


== Einzelnachweise ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4135100-9}}
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4135100-9|LCCN=sh85145757|NDL=01041571}}


[[Kategorie:Bauform (Wasserbau)]]
[[Kategorie:Bauform (Wasserbau)]]

Aktuelle Version vom 16. April 2024, 20:20 Uhr

Blick in das Maschinenhaus eines modernen Wasserwerks
Außenanlagen eines Wasserwerks

Ein Wasserwerk ist eine technische Anlage zur Aufbereitung und Bereitstellung von Trinkwasser, sekundär auch von Brauchwasser.

Funktionsprinzip

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wesentliche technische Bestandteile des Wasserwerks sind unter anderem Filter, Pumpen und oft auch ein (Frisch-)Wasserspeicher bzw. Wasserbehälter. Dazu kommen Hochbehälter, Armaturen und Schalträume, wo die Verteilung des Trinkwassers in das Leitungsnetz gesteuert und überwacht wird. In größeren Wasserwerken werden auch Laboratorien betrieben, die die chemische und biologische Zusammensetzung des Wassers kontrollieren.

Erfolgt die Wasserversorgung aus dem Grundwasser, befindet sich das Wasserwerk oder die Fassungsanlage meist direkt bei den Grundwasserkörpern. Das Gelände ist meist als Zone I eines Trinkwasserschutzgebietes ausgewiesen.[1] Auch Grundwasseranreicherungsanlagen, welche zusätzliches Fließwasser aus Flüssen oder Bächen als Uferfiltrat gewinnen, können Bestandteil eines solchen Wasserwerks sein.[2] Je nach Art des Untergrundes sowie der hydrogeologischen Gegebenheiten werden darauf abgestimmte Entnahmebauwerke errichtet. Von diesen Lokalitäten wird das Rohwasser zum Wasserwerk befördert.[3]

Wenn die Versorgung aus Quellen oder aus Oberflächenwasser (Seen (siehe auch: Seewasserwerk), Fließwasser) erfolgt, wird das Wasser über Leitungen von den Quellfassungen zum Wasserwerk transportiert. Im letzten Fall sind auch Aufbereitungsanlagen zur Wasseraufbereitung im Wasserwerk notwendig, wo die chemische und biologische Qualität des Trinkwassers hergestellt wird.[4]

Das auffälligste Merkmal eines Wasserwerkes war früher der im Flachland häufig vorhandene Wasserturm. Heutzutage wird dieser meist durch Tiefbehälter mit entsprechenden Pumpengruppen ersetzt.

Im Unterschied zum gewöhnlichen Trinkwasserwerk gibt es auch Wasserwerke, die für die Gewinnung von Betriebswasser ausgelegt sind.

Moderne Wasserwerke, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurden, waren im Sinne des Munizipalsozialismus in der Regel als kommunale Betriebe organisiert worden.

Geschichte des Wasserwerks

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anleihe der Deutschen Wasserwerke AG vom 25. Mai 1898: Die Gesellschaft baute und betrieb Wasserwerke u. a. in Lüdenscheid, Gnesen, Tilsit, Oeynhausen, Zehdenick, Pyritz, Ludwigslust, Templin, Deutsch-Krone (Westpr.), Uelzen und Rheda-Wiedenbrück

In der griechischen Stadt Pergamon (Bergama), etwa 100 Kilometer nördlich des heutigen Izmir in der Türkei, entstand schon rund 200 Jahre v. Chr. ein Wasserwerk, das die Bewohner mit Quell- und Oberflächenwasser aus bis zu 40 Kilometern entfernten Zuflüssen versorgte. Glanzstück war eine drei Kilometer lange Hochdruckleitung, die ein Tal nach dem Prinzip kommunizierender Röhren querte. Bisher hatte man in ähnlichen Fällen teure Aquädukte gebaut, so etwa schon um 800 v. Chr. im Süden des späteren Armenien, wo eine 56 Kilometer lange Leitung jährlich etwa 40 Millionen Kubikmeter Bergquellwasser in die Stadt Tuschpa der Urartäer brachte. Die assyrische Stadt Ninive wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. über ein insgesamt 80 Kilometer Leitungen umfassendes System aus 18 Quellflüssen versorgt. Über ein Pumpwerk wurden die Hängende Gärten der Semiramis in Babylon – um 600 v. Chr. – bewässert: Ein göpelbetriebenes Schöpfwerk hob eine endlose Kette mit Wasser gefüllter Eimer an den oberen Rand der abschüssigen Gärten. Bekannt sind die Aquädukte in Rom um die Zeitenwende. Vitruv beschreibt im 1. Jahrhundert v. Chr. römische Treträder, die durch trampelnde Männer im oberen Teil in Betrieb gehalten wurden, die damit die Kraft des fließenden Wassers ersetzten und das Nass aus tiefer liegenden Becken in höher gelegene Rinnen „pumpten“. Zu den Wasserwerken Córdobas gehörten um 900, als dieses Maurenzentrum die größte Stadt Europas war, haushohe Schöpfräder (Norias), die das Flusswasser in höhere gelegene Primärkanäle beförderten, von wo es über Sekundärkanäle flächendeckend verteilt wurde.

In Bautzen hob ab dem Jahr 1496 ein wasserradgetriebenes System von Kolbenpumpen das Spreewasser in einen Hochbehälter, von wo es auf den höchsten Punkt der Stadt am Fleischmarkt und von dort schließlich in 86 Brunnen strömte. Im 16. Jahrhundert trieben in Deutschland an mehreren Orten große Mühlräder in fließenden Gewässern Wasserpumpen, die später Höhenunterschiede bis zu 250 Metern überwanden. Vor allem in Norddeutschland waren es vor allem die Brauer, die sich zu Gemeinschaften zum Bau solcher „Wasserkünste“ zusammentaten. 1681 staunte die Welt über eine Wasserhebemaschine mit 14 gewaltigen Wasserrädern bei Le Port-Marly an der Seine, die das Flusswasser in die sechs Kilometer entfernten Gärten von Versailles schickten. Frühe Wasserhebeanlagen sind auch aus Marburg an der Lahn, Bad Wildungen und Rothenburg ob der Tauber bekannt (1573–1599). 1696 staute der Philosoph und Techniker Gottfried Wilhelm Leibniz die Leine auf und nutzte das herabstürzende Wasser als Energiequelle für ein Wasserhebewerk, das die Herrenhäuser Gärten in Hannover versorgte.

Für kleinere Wassermengen in hügeligen Gegenden wurden ab Ende des 18. Jahrhunderts hydraulische Widder eingesetzt. Der französische Physiker Denis Papin pumpte mit Hilfe einer von ihm weiter entwickelten Dampfmaschine 1706 Wasser in einen Hochbehälter, das dann Brunnen und Fontänen des Kasseler Schlosses sprudeln ließ. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. ließ 1842 für die Wasserspiele am Schloss Sanssouci ein Pumpwerk im Stil einer maurischen Moschee bauen. Das Minarett verbirgt den 36 Meter hohen Schornstein der Dampfmaschine.

Um 1600 existierten in 33 deutschen Städten und über 100 kleineren Orten Wasserkünste, meist technisch interessante Druckanlagen, die Wasser in Brunnen und in eine mehr oder weniger große Anzahl von Häusern und Gärten beförderten. Die erste zentrale öffentliche Wasserversorgung im heutigen Sinn errichtete Hamburg 1848 mit der „Zentralen Stadtwasserkunst“ in Rothenburgsort. Zwei aus England importierte Dampfpumpmaschinen von je 70 PS schickten das gereinigte Elbwasser in einen 76 Meter hohen Wasserturm, der neben Behältern, Steig- und Fallleitungen auch den Schornstein für die Abgase der mit Kohle gefeuerten Dampfkessel umhüllte. Über 62 Kilometer Leitungen floss das Wasser dann auf die Dachböden von 4000 Stadthäusern (einem Drittel der vorhandenen). Berlin, das von leicht zu förderndem Grundwasser profitierte, folgte 1856, Frankfurt am Main 1873.

  • Harald Bruckert: Vom Laufbrunnen zum Wasserwerk : der Ausbau der Trinkwasserversorgung in der Pfalz im 19. und 20. Jahrhundert. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2022, ISBN 978-3-948913-05-2.
  • A. Gericke: 100 Jahre Berliner Wasserwerke (1856–1956). Verlag Technik, Berlin 1956
  • Eberhard Jüngel et al.: Die Talsperre Eibenstock, das Wasserwerk Burkersdorf : die Trinkwasserversorgung aus Talsperren in Südsachsen. (= Am Auersberg; 11) Eibenstock 2019, ISBN 978-3-00-064498-6.
  • Otto Lueger et al.: Der städtische Tiefbau, Bd. 2, Die Wasserversorgung der Städte. 1. Auflage, Leipzig 1914 (2. Teil erschien 1916).
  • Shahrooz Mohajeri: 100 Jahre Berliner Wasserversorgung und Abwasserentsorgung 1840–1940. (= Blickwechsel; 2) Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-515-08541-0.
  • Wilhelm Thürnagel, Heinz Beckmann: Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung in der DDR : die VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung ; Abriss der Entwicklung, der Organisation, des Leistungsstandes und der Schwächen und Hemmnisse. Hochschule Neubrandenburg, Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung, Friedland 2014, ISBN 978-3-941681-74-3.
  • Hanno Trurnit: Geschichte(n) hinterm Hahn. Von Wasserkunst und Wasserwerk. Frank Trurnit & Partner Verlag GmbH, Ottobrunn 2006, ISBN 978-3-9806986-9-6.
Commons: Wasserwerke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wasserwerk – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bernward Hölting: Hydrogeologie. Einführung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie. 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 349.
  2. Bernward Hölting: Hydrogeologie. Einführung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie. 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 72.
  3. Nicola Fohrer (Hrsg.): Hydrologie. Haupt Verlag, Bern 2016, S. 105.
  4. Bernward Hölting: Hydrogeologie. Einführung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie. 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 279–282.