„Schüttgut“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Xicht (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
→Literatur: DNB |
||
(30 dazwischenliegende Versionen von 18 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Begriffsklärungshinweis}} |
{{Begriffsklärungshinweis}} |
||
{{Weiterleitungshinweis|Schütten|Zum deutschen Fußballspieler siehe [[Willi Schütten]].}} |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | '''Schüttgut''' ist ein pulvriges, körniges oder auch stückiges [[Gemenge]], das in einer schüttfähigen Form vorliegt. Bestimmt werden die Eigenschaften von Schüttgut durch die [[Korngröße]] (Körnung) und die Kornverteilung sowie die [[Schüttdichte]], die [[Rauheit]], die [[Feuchtigkeit]] und die [[Temperatur]]. Unterschieden werden [[Kohäsion (Chemie)|kohäsionslose]] (freifließende) und kohäsive (zusammenhaltende) Schüttgüter. |
||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | '''Schütten'''<!--Weiterleitung hierher fett gemäß [[WP:WL]]--> ist ein aus den [[DIN-Norm]]en des [[Transportwesen]]s und der [[Verfahrenstechnik]] definierter Begriff für den Umgang mit Schüttgütern. Eine '''Schüttung'''<!--Weiterleitung hierher fett gemäß [[WP:WL]]-->, insbesondere die lose Schüttung, bezeichnet Güter, die sich in einem [[Behältnis]] frei bewegen können oder nicht anderweitig in ihrer Lage gesichert sind. |
||
⚫ | |||
⚫ | Die '''Schüttgutmechanik'''<!--Weiterleitung hierher fett gemäß [[WP:WL]]--> beschäftigt sich mit [[Lagern|Lager]]- und Transportbedingungen von Schüttgütern wie Schüttwinkel (Reibungswinkel), Ausflussverhalten von [[Silo]]s, [[Fluid]]­isierung und Schüttdichte. Nach Überschreiten einer Aktivierungsenergie können sich Schüttgüter wie ein Fluid verhalten, also fließen. Die Partikel bleiben dabei im Wesentlichen erhalten oder verändern ihre Form auf dem Transportweg nicht. Die wichtigste Kenngröße hierfür ist die [[Rieselfähigkeit]]. Physikalisch behandelt werden die Eigenschaften von Schüttgut in der Theorie der [[Granulare Materie|granularen Materie]]. |
||
Schüttgüter werden in zwei Gruppen unterschieden: |
|||
* kohäsionslose (freifließende) Schüttgüter |
|||
* [[Kohäsion (Chemie)|kohäsive]] (zusammenhaltende) Schüttgüter |
|||
== Beispiele == |
|||
⚫ | |||
⚫ | Zu den Schüttgütern zählen Baustoffe wie beispielsweise [[Mutterboden|Oberboden]], Sand, Kies und [[Zement]] sowie Rohstoffe wie etwa [[Erz]], [[Kohle]], [[Ton (Bodenart)|Ton]] oder [[Streusalz]]. Weiterhin gehören [[Lebensmittel]] wie [[Getreide]]sorten, [[Zucker]], [[Speisesalz|Salz]], [[Kaffee]] und [[Mehl]] zur Gruppe der Schüttgüter. Pulverförmige Güter wie [[Pigment]]e sowie [[Füllstoff]]e, [[Granulare Materie|Granulate]] und [[Pellet]]s lassen sich ebenfalls zuordnen. |
||
⚫ | |||
⚫ | Die Schüttgutmechanik beschäftigt sich mit Lager- und Transportbedingungen von Schüttgütern wie Schüttwinkel (Reibungswinkel), Ausflussverhalten von |
||
Schüttgüter werden aufgrund ihrer Stoffeigenschaften oftmals in [[Silo]]s oder Bunkern gelagert. Witterungsunempfindliche Ware kann auch im Freien gelagert werden. |
|||
Freifließende Schüttgüter sind problemlos mit beispielsweise einer [[Zellenradschleuse]] oder mithilfe eines Schiebers auszutragen. Bei kohäsiven, hygroskopischen, entmischenden, schießenden, nicht fließfähigen oder pastösen Schüttgütern ist besonders die genaue Dosierung mehr als anspruchsvoll. Solche schwierigen (komplexen) Schüttgüter können mit einem [[Kippbalkenboden]] ausgetragen werden. |
|||
⚫ | |||
=== Arten === |
|||
[[Datei:SaltMounds.jpeg|thumb|Salz als Berg ([[Halde]]) aufgeschüttet]] |
|||
== Transport == |
|||
⚫ | Zu den Schüttgütern zählen Baustoffe wie beispielsweise [[Oberboden]], Sand, Kies und [[Zement]] sowie Rohstoffe wie etwa [[Erz]], [[Kohle]] oder [[Streusalz]]. Weiterhin gehören [[Lebensmittel]] wie [[Getreide]]sorten, [[Zucker]], [[Speisesalz|Salz]], |
||
Bei der Beförderung unterscheidet man kontinuierlichen, also ununterbrochen fließenden, und diskontinuierlichen Transport. |
|||
⚫ | |||
Schüttgüter werden aufgrund ihrer Stoffeigenschaften oftmals in [[Silo]]s oder Bunkern gelagert. Je nach Stoffeigenschaft unterscheidet man freifließende und zusammenhaltende Schüttgüter. Erstere sind problemlos mit beispielsweise einer [[Zellenradschleuse]] oder mithilfe eines Schiebers auszutragen. Bei schwierigen (komplexen) Schüttgütern beispielsweise bei kohäsiven, hygroskopischen, entmischenden, schießenden, nicht fließfähigen oder pastösen Schüttgütern ist die Austragung (speziell die genau dosierte) mehr als anspruchsvoll. Stoffe mit den beschriebenen Eigenschaften können problemlos mit einem [[Kippbalkenboden]] ausgetragen werden. Ware die witterungsunempfindlich ist kann auch im Freien gelagert werden. Bei der Beförderung unterscheidet man kontinuierlichen, also ununterbrochen fließenden, und diskontinuierlichen Transport. |
|||
Zu den kontinuierlichen Transportverfahren zählen einfache Einrichtungen wie [[Schlauch|Schläuche]] und [[Rohr (Technik)|Rohre]] (so genannte [[pneumatische Förderung]]), aber auch komplexe Systeme wie Bandstetigförderer (Muldengurtförderer, Fördergurt), Kettenstetigförderer, [[Schwingförderer]] und [[Becherwerk]]e sowie [[Zellenradschleuse]]n zum Austragen und Eindosieren. Des Weiteren dient die [[Doppelpendelklappe]] zur Beförderung von grobem Schüttgut. |
Zu den kontinuierlichen Transportverfahren zählen einfache Einrichtungen wie [[Schlauch|Schläuche]] und [[Rohr (Technik)|Rohre]] (so genannte [[pneumatische Förderung]]), aber auch komplexe Systeme wie Bandstetigförderer (Muldengurtförderer, Fördergurt), Kettenstetigförderer, [[Schwingförderer]] und [[Becherwerk]]e sowie [[Zellenradschleuse]]n zum Austragen und Eindosieren. Des Weiteren dient die [[Doppelpendelklappe]] zur Beförderung von grobem Schüttgut. |
||
Diskontinuierlicher Transport erfolgt bei Schüttgut-Silos oder -[[Bunkerung|Bunker]]n (etwa bei [[Schüttgutfrachter|Schiffen]], dort auch als Stürzgut bezeichnet) in Mulden- und Hochbordfahrzeugen (Straße und Schiene) sowie in [[Güterwagen|Silowagen]], [[Silofahrzeug]]en, [[Sattelauflieger]]n mit [[Schiebeboden]] und als [[Sack |
Diskontinuierlicher Transport erfolgt bei Schüttgut-Silos oder -[[Bunkerung|Bunker]]n (etwa bei [[Schüttgutfrachter|Schiffen]], dort auch als Stürzgut bezeichnet) in Mulden- und Hochbordfahrzeugen (Straße und Schiene) sowie in [[Güterwagen|Silowagen]], [[Silofahrzeug]]en, [[Sattelauflieger]]n mit [[Schiebeboden]] und als [[Sack]]ware oder in [[Bigbag]]s. |
||
Im Rahmen des Transports zählt Schüttgut zu den Transportgütern. Andere Arten von [[Transportgut]] sind beispielsweise [[Stückgut]] und [[Sauggut]]. |
|||
== Schüttguttechnik == |
== Schüttguttechnik == |
||
In der Schüttguttechnik beschäftigt man sich mit der funktionsgerechten Auslegung von Apparaten der mechanischen Verfahrenstechnik, insbesondere [[Silo]]s. Durch Kenntnis experimentell ermittelter Schüttguteigenschaften ist eine Siloauslegung mit dem Ziel der Vermeidung von Ausflussstörungen, wie Schachtbildung, |
In der Schüttguttechnik beschäftigt man sich mit der funktionsgerechten Auslegung von Apparaten der mechanischen Verfahrenstechnik, insbesondere [[Silo]]s. Durch Kenntnis experimentell ermittelter Schüttguteigenschaften ist eine Siloauslegung mit dem Ziel der Vermeidung von Ausflussstörungen, wie Schachtbildung, Brückenbildung oder [[Gemischtrennung|Entmischung]] möglich. |
||
Experimentell ermittelte Eigenschaften sind: |
Experimentell ermittelte Eigenschaften sind: |
||
Zeile 40: | Zeile 40: | ||
== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
||
* [[ |
* [[Janssen-Gleichung]] |
||
* [[Sauggut]] |
|||
* [[Massengut]] |
* [[Massengut]] |
||
* [[Baltic Dry Index]], Preisindex für das weltweite Verschiffen von Schüttgut (hauptsächlich Kohle, Eisenerz und Getreide) auf Standardrouten. |
|||
* [[Stückgut]] |
|||
* [[Füllgut]] |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
* Dietmar Schulze: ''Pulver und Schüttgüter, Fließeigenschaften und Handhabung'' |
* Dietmar Schulze: ''Pulver und Schüttgüter, Fließeigenschaften und Handhabung.'' Dritte Auflage, Springer Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-540-34082-9 |
||
* DIN EN 1991-4: ''Einwirkungen auf Tragwerke |
* DIN EN 1991-4: ''Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 4: Einwirkungen auf Schüttgut-Silos'' Deutsche Fassung EN 1991-4:2006, 119 S., Beuth Verlag GmbH |
||
* Schulze: ''Pulver und Schüttgüter: Fließeigenschaften und Handhabung.'' Springer 2006 |
|||
⚫ | |||
* Dietmar Schulze: ''Pulver und Schüttgüter, Fließeigenschaften und Handhabung'', 377 S., Springer Verlag Berlin, ISBN 3-540-34082-3 |
|||
* {{DNB-Portal|4053404-2}} |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4053404-2}} |
{{Normdaten|TYP=s|GND=4053404-2}} |
||
Zeile 58: | Zeile 57: | ||
[[Kategorie:Packgut]] |
[[Kategorie:Packgut]] |
||
[[Kategorie:Klassieren (Verfahrenstechnik)]] |
[[Kategorie:Klassieren (Verfahrenstechnik)]] |
||
[[en:Dry bulk cargo]]<!-- Weiterleitung auf [[:en:Bulk cargo]] --> |
Aktuelle Version vom 18. Januar 2024, 21:56 Uhr
Schüttgut ist ein pulvriges, körniges oder auch stückiges Gemenge, das in einer schüttfähigen Form vorliegt. Bestimmt werden die Eigenschaften von Schüttgut durch die Korngröße (Körnung) und die Kornverteilung sowie die Schüttdichte, die Rauheit, die Feuchtigkeit und die Temperatur. Unterschieden werden kohäsionslose (freifließende) und kohäsive (zusammenhaltende) Schüttgüter.
Schütten ist ein aus den DIN-Normen des Transportwesens und der Verfahrenstechnik definierter Begriff für den Umgang mit Schüttgütern. Eine Schüttung, insbesondere die lose Schüttung, bezeichnet Güter, die sich in einem Behältnis frei bewegen können oder nicht anderweitig in ihrer Lage gesichert sind.
Die Schüttgutmechanik beschäftigt sich mit Lager- und Transportbedingungen von Schüttgütern wie Schüttwinkel (Reibungswinkel), Ausflussverhalten von Silos, Fluidisierung und Schüttdichte. Nach Überschreiten einer Aktivierungsenergie können sich Schüttgüter wie ein Fluid verhalten, also fließen. Die Partikel bleiben dabei im Wesentlichen erhalten oder verändern ihre Form auf dem Transportweg nicht. Die wichtigste Kenngröße hierfür ist die Rieselfähigkeit. Physikalisch behandelt werden die Eigenschaften von Schüttgut in der Theorie der granularen Materie.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Schüttgütern zählen Baustoffe wie beispielsweise Oberboden, Sand, Kies und Zement sowie Rohstoffe wie etwa Erz, Kohle, Ton oder Streusalz. Weiterhin gehören Lebensmittel wie Getreidesorten, Zucker, Salz, Kaffee und Mehl zur Gruppe der Schüttgüter. Pulverförmige Güter wie Pigmente sowie Füllstoffe, Granulate und Pellets lassen sich ebenfalls zuordnen.
Lagerung und Austragung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schüttgüter werden aufgrund ihrer Stoffeigenschaften oftmals in Silos oder Bunkern gelagert. Witterungsunempfindliche Ware kann auch im Freien gelagert werden.
Freifließende Schüttgüter sind problemlos mit beispielsweise einer Zellenradschleuse oder mithilfe eines Schiebers auszutragen. Bei kohäsiven, hygroskopischen, entmischenden, schießenden, nicht fließfähigen oder pastösen Schüttgütern ist besonders die genaue Dosierung mehr als anspruchsvoll. Solche schwierigen (komplexen) Schüttgüter können mit einem Kippbalkenboden ausgetragen werden.
Transport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Beförderung unterscheidet man kontinuierlichen, also ununterbrochen fließenden, und diskontinuierlichen Transport.
Zu den kontinuierlichen Transportverfahren zählen einfache Einrichtungen wie Schläuche und Rohre (so genannte pneumatische Förderung), aber auch komplexe Systeme wie Bandstetigförderer (Muldengurtförderer, Fördergurt), Kettenstetigförderer, Schwingförderer und Becherwerke sowie Zellenradschleusen zum Austragen und Eindosieren. Des Weiteren dient die Doppelpendelklappe zur Beförderung von grobem Schüttgut.
Diskontinuierlicher Transport erfolgt bei Schüttgut-Silos oder -Bunkern (etwa bei Schiffen, dort auch als Stürzgut bezeichnet) in Mulden- und Hochbordfahrzeugen (Straße und Schiene) sowie in Silowagen, Silofahrzeugen, Sattelaufliegern mit Schiebeboden und als Sackware oder in Bigbags.
Im Rahmen des Transports zählt Schüttgut zu den Transportgütern. Andere Arten von Transportgut sind beispielsweise Stückgut und Sauggut.
Schüttguttechnik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Schüttguttechnik beschäftigt man sich mit der funktionsgerechten Auslegung von Apparaten der mechanischen Verfahrenstechnik, insbesondere Silos. Durch Kenntnis experimentell ermittelter Schüttguteigenschaften ist eine Siloauslegung mit dem Ziel der Vermeidung von Ausflussstörungen, wie Schachtbildung, Brückenbildung oder Entmischung möglich.
Experimentell ermittelte Eigenschaften sind:
- die Schüttgutfestigkeit,
- die Schüttdichte,
- der effektive Reibungswinkel,
- der Wandreibungswinkel
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Janssen-Gleichung
- Massengut
- Baltic Dry Index, Preisindex für das weltweite Verschiffen von Schüttgut (hauptsächlich Kohle, Eisenerz und Getreide) auf Standardrouten.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dietmar Schulze: Pulver und Schüttgüter, Fließeigenschaften und Handhabung. Dritte Auflage, Springer Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-540-34082-9
- DIN EN 1991-4: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 4: Einwirkungen auf Schüttgut-Silos Deutsche Fassung EN 1991-4:2006, 119 S., Beuth Verlag GmbH
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Schüttgut im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek