„Damia (Sängerin)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
'' ->
 
(42 dazwischenliegende Versionen von 20 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Damia 1920.jpg|mini|Damia im Jahre 1920]]
[[Datei:Damia 1920.jpg|mini|Damia im Jahre 1920]]
'''Damia''' (geboren am [[5. Dezember]] [[1889]] in [[Paris]] als ''Marie-Louise Damien''; gestorben am [[30. Januar]] [[1978]] in [[La Celle-Saint-Cloud]]) war eine französische Sängerin und [[Expressionismus (Literatur)|expressionistische]] Schauspielerin. Ihre größten Erfolge hatte sie in den [[1930er]] Jahren. In ihren [[Chanson]]s realistischer Prägung brachte sie vorwiegend tragische Inhalte zum Ausdruck.

'''Louise-Marie Damien''', geboren am [[5. Dezember]] [[1889]] in [[Paris]], gestorben am [[30. Januar]] [[1978]] in [[La Celle-Saint-Cloud]], war unter ihrem Künstlernamen ''Damia'' eine bekannte französische Sängerin und Schauspielerin. Ihre größten Erfolge hatte sie in den 1930er Jahren. In ihren [[Chanson]]s realistischer Prägung brachte sie vorwiegend tragische Inhalte zum Ausdruck.


== Leben ==
== Leben ==
Ihre Eltern stammten aus den [[Vogesen]]. Sie arbeiteten in einer der regionalen Webereien und betrieben außerdem eine bescheidene Landwirtschaft. Anfang der 1880er Jahre ließen sie sich in Paris nieder, wo ihr Vater zunächst als Tagelöhner und die Mutter als Wäscherin arbeitete. Später bekam der Vater eine Stelle in der Verwaltung des [[Arrondissement]]s. Louise-Marie verbrachte ihre Ferien oft auf dem Bauernhof ihrer Großeltern, doch mit 15 Jahren riss sie von zuhause aus und fand eine Rolle als [[Statistin]] im Pariser [[Théâtre du Châtelet]] für sieben [[Franc]]s die Woche. Später fand sie Arbeit in einer Fabrik und bot sich den Kunstmalern auf dem [[Montmartre]] als Modell an, doch sie weigerte sich, als [[Aktmodell]] zu posieren. Bald gelang es ihr, im Kabarett-Theater ''Bal Tabarin'' für 20 [[Sou]]s pro Abend zu arbeiten. Doch der Lohn reichte nicht zum Leben. Etwas mehr verdiente sie im Theater ''La Cigale'', wo sie mit anderen Mädchen zwischen den einzelnen Nummern zur Überbrückung sang. Doch auch dieser Job endete und sie wurde zeitweise [[Obdachlosigkeit|obdachlos]]. Nach dem Verdacht auf [[Prostitution]] kam sie 1907 für einen Monat in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche der [[Heilsarmee]], wurde aber von der Familie eines Bühnentechnikers des ''Châtelet-Theaters'', die sie von früher kannte, wieder aufgenommen.<ref>Francesco Rapazzini: ''Damia, une diva française'', Paris 2010, S. 32 ff.</ref>
Ihre Eltern stammten aus den Vogesen. Louise-Marie verbrachte ihre Ferien oft auf dem Bauernhof ihrer Großeltern, bevor sich ihre Eltern in Paris niederließen wo ihr Vater eine Stelle als Polizist bekam. Mit 15 Jahren riss sie von Zuhause aus und fand eine Rolle als Statistin im [[Théâtre du Châtelet]].


In jener Zeit gelang es ihr, den damaligen Ehemann der berühmten Sängerin [[Marguerite Boulc’h]], Robert Hollard, genannt ''Roberty'', auf sich aufmerksam zu machen, der ihr Gesangsunterricht gab, und mit dem sie später auch eine ''[[Liebesbeziehung|Liaison]]'' einging. Nach 1908 trat sie in den ''Café-Konzerten'' verschiedener Pariser Musiketablissements auf. Darunter waren bekannte Orte wie das ''Pépinière-Théâtre'', oder die Pariser ''Alhambra''. In einer Bühnenschau von [[Félix Mayol]] spielte sie die Hauptrolle.
In jener Zeit gelang es ihr, den damaligen Ehemann der berühmten Sängerin [[Marguerite Boulc’h]], Robert Hollard, genannt ''Roberty'', auf sich aufmerksam zu machen, der ihr Gesangsunterricht gab, und mit dem sie später auch eine [[Liebesbeziehung|Liaison]] einging. Nach 1908 trat sie in den Café-Konzerten verschiedener Pariser Musiketablissements auf. Darunter waren bekannte Orte wie das ''Pépinière-Théâtre'', oder die Pariser ''Alhambra''. In einer Bühnenschau von [[Félix Mayol]] spielte sie die Hauptrolle.


Der Dramatiker [[Sacha Guitry]] behauptete, ihr bei ihren Auftritten zu einem hautengen schwarzen Kleid geraten zu haben, das ihre Körpersilhouette nachzeichnete und so zu einem Erscheinungsbild der damaligen Sängerinnen wurde, das von [[Édith Piaf]] und [[Juliette Gréco]] übernommen wurde. Damia selbst widersprach dieser Darstellung in einem Radiointerview und sagte, dass der Schauspieler Max Dearly sie auf die Idee mit dem Kleid brachte. Neben ihren Konzerten spielte sie auch markante Rollen in Kinofilmen und im Theater.
Der Dramatiker [[Sacha Guitry]] behauptete, ihr bei ihren Auftritten zu einem hautengen, schwarzen Kleid geraten zu haben, das ihre [[Umriss|Körpersilhouette]] nachzeichnete und so zu einem Erscheinungsbild der damaligen Sängerinnen wurde, was auch von [[Édith Piaf]] und [[Juliette Gréco]] übernommen wurde. Damia selbst widersprach dieser Darstellung in einem Radiointerview und sagte, dass der Schauspieler Max Dearly sie auf die Idee mit dem Kleid gebracht habe.<ref>Wochenzeitschrift [[Voilà (Zeitschrift)|Voilà]]: ''La Grande Damia'', Paris, 2. Juli 1937</ref> Neben ihren Konzerten spielte sie auch markante Rollen in Kinofilmen und im Theater.


Damia galt als "exzentrisch" und hatte mehrere Liebesbeziehungen zu Frauen, welche sie nicht verheimlichte. In den frühen 20er Jahren war sie mit der Designerin [[Eileen Gray|Eillen Gray]] liiert. Gelegentlich wurden beide Frauen im offenen Sportwagen mit Damias Haustier, einem Panther, auf dem Rücksitz über die Pariser Boulevards fahrend gesehen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/eileen-gray/ |titel=Eileen Gray |sprache=de |abruf=2023-01-16}}</ref>
In der Zeit zwischen den [[Zwischenkriegszeit|Weltkriegen]] wurde Damia vom Publikum regelrecht vergöttert, nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen allerdings durch jüngere ''Idole'' in den Hintergrund gedrängt. Doch gelang es ihr 1949 in einem Konzert in der [[Salle Pleyel]] und einer Tournee durch Japan, 1953, noch einmal mit großem Erfolg auf die Pariser Bühnen zurückzukehren. 1954 sang sie im [[Olympia (Paris)|Olympia]] zusammen mit dem damals noch unbekannten [[Jacques Brel]].


In der Zeit zwischen den [[Zwischenkriegszeit|Weltkriegen]] wurde Damia vom Publikum regelrecht vergöttert, nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen allerdings durch jüngere Idole in den Hintergrund gedrängt. Doch gelang es ihr 1949 in einem Konzert in der [[Salle Pleyel]] und einer Tournee durch [[Japan]] (1953) noch einmal mit großem Erfolg auf die Pariser Bühnen zurückzukehren. 1954 sang sie im [[Olympia (Paris)|Olympia]] zusammen mit dem damals noch unbekannten [[Jacques Brel]].
Damia starb am 30 Januar 1978 an den Folgen eines Sturzes in der Pariser [[Métro Paris|Métro]]. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof ''Cimetière parisiennes de Pantin'' im [[Département Seine-Saint-Denis]].


Damia starb am 30. Januar 1978 an den Folgen eines Sturzes in der Pariser [[Métro Paris|Métro]]. Ihr Grab befindet sich auf dem [[Cimetière parisien de Pantin]] im [[Département Seine-Saint-Denis]].
==Nachwirkung==

Damia wurde oft als ''la tragédienne de la chanson'' (die ''Tragödiendarstellerin des Chansons'') bezeichnet und von Schriftstellern verschiedener Richtungen wie [[Jean Cocteau]], [[Robert Desnos]] und anderen bewundert. Später waren in Filmen von [[Jean Eustache]], [[Aki Kaurismäki]] und [[Claude Chabrol]] ihre Chansons wieder zu hören.
== Nachwirkung ==
Damia wurde oft als „la tragédienne de la chanson“ (die „Tragödin des Chansons“) bezeichnet und von Schriftstellern verschiedener Richtungen wie [[Jean Cocteau]], [[Robert Desnos]] und anderen bewundert. Später waren ihre Chansons in Filmen von [[Jean Eustache]], [[Aki Kaurismäki]] und [[Claude Chabrol]] wieder zu hören.


== Répertoire (Auswahl) ==
== Répertoire (Auswahl) ==
* ''Du gris''
* ''Un souvenir'' (wieder zu hören in den Filmen ''La Maman et la Putain'' von [[Jean Eustache]] und ''[[Die Blume des Bösen]]'' (''La Fleur du mal'') von [[Claude Chabrol]])
* ''Les Deux Ménétriers'' (Text von [[Jean Richepin]])
* ''L’Esclavage''
* ''La Venenosa''
* ''Calvaire d’amour''

1926
1926
* ''Hantise''
* ''Hantise''

1927
1927
* ''La Rue de la joie''
* ''La Rue de la joie''
Zeile 35: Zeile 28:
* ''Dis-moi''
* ''Dis-moi''
* ''Ploum ploum ploum''
* ''Ploum ploum ploum''
* ''La Vénénosa''
* ''L’Esclavage''


1929
1929
Zeile 42: Zeile 37:
1930
1930
* ''J’ai l’cafard''
* ''J’ai l’cafard''
* ''[[Bublitschki|Boublitchki]]''
* ''C’est mon gigolo''
* ''C’est mon gigolo''
* ''Le Grand frisé''
* ''Le Grand frisé''
Zeile 53: Zeile 49:
* ''La plus belle chanson''
* ''La plus belle chanson''
* ''Amours de minuit''
* ''Amours de minuit''
* ''On ne lutte pas contre l’amour'' (französiche Version des deutschen Liedes ''Leben ohne Liebe kannst du nicht'', gesungen von [[Marlene Dietrich]])
* ''On ne lutte pas contre l’amour'' (französische Version des deutschen Liedes ''Leben ohne Liebe kannst du nicht'', gesungen von [[Marlene Dietrich]])
* ''Il ne reste rien''
* ''Il ne reste rien''
* ''La Chanson du passé''
* ''La Chanson du passé''
Zeile 119: Zeile 115:


== Filmrollen ==
== Filmrollen ==
* 1927: ''[[Napoleon (1927)|Napoléon]]'' (von [[Abel Gance]])
* 1927: [[Napoleon (1927)|Napoléon]]
* 1930: ''Tu m’oublieras'' ([[Henri Diamant-Berger]])
* 1930: Tu m’oublieras
* 1931: ''Sola'' (Henri Diamant-Berger)
* 1931: Sola
* 1932: ''La Tête d’un homme'' ([[Julien Duvivier]])
* 1932: La Tête d’un homme
* 1937: ''Les Perles de la couronne'' ([[Sacha Guitry]] und [[Christian-Jaque]])
* 1937: Les Perles de la couronne
* 1956: ''[[Der Glöckner von Notre Dame (1956)|Der Glöckner von Notre Dame]]'' (''Notre-Dame de Paris'', [[Jean Delannoy]])
* 1956: [[Der Glöckner von Notre Dame (1956)|Der Glöckner von Notre Dame]] ''(Notre-Dame de Paris)''


== Literatur und Quelle für diesen Artikel ==
== Literatur und Quelle für diesen Artikel ==
* Francesco Rapazzini: ''Damia, une diva française'' Editions Perrin, Paris 2010, ISBN 978-2-262-03403-0.
* Francesco Rapazzini: ''Damia, une diva française''. Éditions Perrin, Paris 2010, ISBN 978-2-262-03403-0.


== Hörprobe ==
== Hörprobe ==
*Damia singt 1944 ihr Chanson ''[http://www.youtube.com/watch?v=G5kqdC2ms3M ''On danse à La Villette'']'' (auf YouTube)
*Damia singt 1944 ihr Chanson [https://www.youtube.com/watch?v=G5kqdC2ms3M ''On danse à La Villette''] (auf YouTube)
Der Text dieses Chansons, das im April 1944 aufgenommen wurde, spielt auf das durch die deutsche Besatzungsmacht verhängte Ausgeh- und [[Tanzverbot]] an, was unter anderem im Pariser Stadtviertel ''La Villette'' tagsüber öffentlich umgangen wurde.
Der Text dieses Chansons, das im April 1944 aufgenommen wurde, spielt auf das durch die deutsche Besatzungsmacht verhängte Ausgeh- und [[Tanzverbot]] an, was unter anderem im Pariser Stadtviertel ''[[La Villette (Paris)|La Villette]]'' umgangen wurde: ''Sous l'œil de l'agent de police / Deux ombres dans l'ombre se glissent / La porte s'entrouvre d'un bond / S'échappe un air d'accordéon ...'' (''Unter den Augen eines Polizisten / gleiten zwei Schatten durch den Schatten / die Tür öffnet sich kurz einen Spalt / und der Hauch eines Akkordeons entweicht ...'').<ref>[http://fr.lyrics.wikia.com/wiki/Damia/On_danse_%C3%A0_La_Villette Text]</ref>

== Weblinks ==
{{Commonscat|Damia (Louise Marie Damien)|Damia}}
* [http://terresdefemmes.blogs.com/mon_weblog/2006/02/28_fvrier_1936e.html Internetseite ''Terre de femmes'' mit Informationen über Damias Version ''Sombre dimanche'' (''Gloomy Sunday'') vom 28. Februar 1936]
* {{IMDb|nm0198741}}
* Caroline Hanotte: [http://www.cineartistes.com/fiche-Damia.html ''Damia''] auf cineartistes.com (Biografie, französisch)
* ''Damia – Chansonette in Schwarz.'' Dokumentarfilm von Carole Wrona. Frankreich 2015. ([https://www.youtube.com/watch?v=yTzwHrJ-9QY Online bei YouTube])


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=1012626040|LCCN=no97018317|VIAF=42024913}}
== Weblink ==
* [http://terresdefemmes.blogs.com/mon_weblog/2006/02/28_fvrier_1936e.html Internetseite ''Terre de femmes'' mit Informationen über Damias Version ''Sombre dimanche'' (''Gloomy Sunday'') vom 28. Februar 1936)]
* {{IMDb Name|0198741|Damia}}
* Caroline Hanotte: [http://www.cineartistes.com/fiche-Damia.html ''Damia''] auf cineartistes.com (Biografie, französisch)



{{Normdaten|TYP=p|GND=1012626040|LCCN=no/97/018317|VIAF=42024913}}
<!--
{{SORTIERUNG:Damia}}
{{SORTIERUNG:Damia}}
[[Kategorie:Chansonnier]]
[[Kategorie:Chansonnier]]
[[Kategorie:Filmschauspieler]]
[[Kategorie:Pseudonym]]
[[Kategorie:Pseudonym]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Geboren 1889]]
[[Kategorie:Geboren 1889]]
[[Kategorie:Gestorben 1978]]
[[Kategorie:Gestorben 1978]]
[[Kategorie:Frau]] -->
[[Kategorie:Frau]]


{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME=Damien, Marie-Louise
|NAME=Damia
|ALTERNATIVNAMEN=Damien, Maryse; Damien, Marise; Damia (Künstlername)
|ALTERNATIVNAMEN=Damien, Maryse; Damien, Marise; Damien, Marie-Louise (wirklicher Name)
|KURZBESCHREIBUNG=
|KURZBESCHREIBUNG=französische Sängerin und expressionistische Schauspielerin
|GEBURTSDATUM=5. Dezember 1889
|GEBURTSDATUM=5. Dezember 1889
|GEBURTSORT=[[Paris]]
|GEBURTSORT=[[Paris]]

Aktuelle Version vom 11. November 2023, 16:30 Uhr

Damia im Jahre 1920

Damia (geboren am 5. Dezember 1889 in Paris als Marie-Louise Damien; gestorben am 30. Januar 1978 in La Celle-Saint-Cloud) war eine französische Sängerin und expressionistische Schauspielerin. Ihre größten Erfolge hatte sie in den 1930er Jahren. In ihren Chansons realistischer Prägung brachte sie vorwiegend tragische Inhalte zum Ausdruck.

Ihre Eltern stammten aus den Vogesen. Sie arbeiteten in einer der regionalen Webereien und betrieben außerdem eine bescheidene Landwirtschaft. Anfang der 1880er Jahre ließen sie sich in Paris nieder, wo ihr Vater zunächst als Tagelöhner und die Mutter als Wäscherin arbeitete. Später bekam der Vater eine Stelle in der Verwaltung des Arrondissements. Louise-Marie verbrachte ihre Ferien oft auf dem Bauernhof ihrer Großeltern, doch mit 15 Jahren riss sie von zuhause aus und fand eine Rolle als Statistin im Pariser Théâtre du Châtelet für sieben Francs die Woche. Später fand sie Arbeit in einer Fabrik und bot sich den Kunstmalern auf dem Montmartre als Modell an, doch sie weigerte sich, als Aktmodell zu posieren. Bald gelang es ihr, im Kabarett-Theater Bal Tabarin für 20 Sous pro Abend zu arbeiten. Doch der Lohn reichte nicht zum Leben. Etwas mehr verdiente sie im Theater La Cigale, wo sie mit anderen Mädchen zwischen den einzelnen Nummern zur Überbrückung sang. Doch auch dieser Job endete und sie wurde zeitweise obdachlos. Nach dem Verdacht auf Prostitution kam sie 1907 für einen Monat in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche der Heilsarmee, wurde aber von der Familie eines Bühnentechnikers des Châtelet-Theaters, die sie von früher kannte, wieder aufgenommen.[1]

In jener Zeit gelang es ihr, den damaligen Ehemann der berühmten Sängerin Marguerite Boulc’h, Robert Hollard, genannt Roberty, auf sich aufmerksam zu machen, der ihr Gesangsunterricht gab, und mit dem sie später auch eine Liaison einging. Nach 1908 trat sie in den Café-Konzerten verschiedener Pariser Musiketablissements auf. Darunter waren bekannte Orte wie das Pépinière-Théâtre, oder die Pariser Alhambra. In einer Bühnenschau von Félix Mayol spielte sie die Hauptrolle.

Der Dramatiker Sacha Guitry behauptete, ihr bei ihren Auftritten zu einem hautengen, schwarzen Kleid geraten zu haben, das ihre Körpersilhouette nachzeichnete und so zu einem Erscheinungsbild der damaligen Sängerinnen wurde, was auch von Édith Piaf und Juliette Gréco übernommen wurde. Damia selbst widersprach dieser Darstellung in einem Radiointerview und sagte, dass der Schauspieler Max Dearly sie auf die Idee mit dem Kleid gebracht habe.[2] Neben ihren Konzerten spielte sie auch markante Rollen in Kinofilmen und im Theater.

Damia galt als "exzentrisch" und hatte mehrere Liebesbeziehungen zu Frauen, welche sie nicht verheimlichte. In den frühen 20er Jahren war sie mit der Designerin Eillen Gray liiert. Gelegentlich wurden beide Frauen im offenen Sportwagen mit Damias Haustier, einem Panther, auf dem Rücksitz über die Pariser Boulevards fahrend gesehen.[3]

In der Zeit zwischen den Weltkriegen wurde Damia vom Publikum regelrecht vergöttert, nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen allerdings durch jüngere Idole in den Hintergrund gedrängt. Doch gelang es ihr 1949 in einem Konzert in der Salle Pleyel und einer Tournee durch Japan (1953) noch einmal mit großem Erfolg auf die Pariser Bühnen zurückzukehren. 1954 sang sie im Olympia zusammen mit dem damals noch unbekannten Jacques Brel.

Damia starb am 30. Januar 1978 an den Folgen eines Sturzes in der Pariser Métro. Ihr Grab befindet sich auf dem Cimetière parisien de Pantin im Département Seine-Saint-Denis.

Damia wurde oft als „la tragédienne de la chanson“ (die „Tragödin des Chansons“) bezeichnet und von Schriftstellern verschiedener Richtungen wie Jean Cocteau, Robert Desnos und anderen bewundert. Später waren ihre Chansons in Filmen von Jean Eustache, Aki Kaurismäki und Claude Chabrol wieder zu hören.

Répertoire (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1926

  • Hantise

1927

  • La Rue de la joie

1928

  • La chaîne
  • Dis-moi
  • Ploum ploum ploum
  • La Vénénosa
  • L’Esclavage

1929

1930

  • J’ai l’cafard
  • Boublitchki
  • C’est mon gigolo
  • Le Grand frisé

1931

1932

  • Mon matelot
  • Les Inquiets
  • De profundis

1933

  • La Veuve
  • Pour en arriver là
  • Complainte (aus dem Film La Tête d’un homme)
  • J’ai bu
  • La Garde de nuit à l’Yser
  • La Suppliante
  • Chansons gitanes – Chanson de route
  • Chansons gitanes – Chanson à boire
  • La Chanson des flots
  • Roule ta bosse
  • Chantez pour moi, violons (französische Version von Play Fiddle, Play)
  • Pluie
  • Tout le jour, toute la nuit (französische Version von Night and day de Cole Porter)

1934

  • La Guinguette a fermé ses volets
  • En maison
  • Toboggan
  • Moi… j'm'ennuie (Musik von Wal-Berg)

1935

  • La Mauvaise prière
  • Mon phono chante

1936

1937

1938

1939

1941

  • Tourbillons d’automne

1942

  • Mon amour vient de finir (Text von Édith Piaf und Musik von Marguerite Monnot)

1943

  • Dans ma solitude

1944

  • Ma rue

Literatur und Quelle für diesen Artikel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Text dieses Chansons, das im April 1944 aufgenommen wurde, spielt auf das durch die deutsche Besatzungsmacht verhängte Ausgeh- und Tanzverbot an, was unter anderem im Pariser Stadtviertel La Villette umgangen wurde: Sous l'œil de l'agent de police / Deux ombres dans l'ombre se glissent / La porte s'entrouvre d'un bond / S'échappe un air d'accordéon ... (Unter den Augen eines Polizisten / gleiten zwei Schatten durch den Schatten / die Tür öffnet sich kurz einen Spalt / und der Hauch eines Akkordeons entweicht ...).[4]

Commons: Damia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Francesco Rapazzini: Damia, une diva française, Paris 2010, S. 32 ff.
  2. Wochenzeitschrift Voilà: La Grande Damia, Paris, 2. Juli 1937
  3. Eileen Gray. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  4. Text