„Hermolaus Barbarus“ – Versionsunterschied

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'''Hermolaus Barbarus der Jüngere''' ({{itS|Ermolao Barbaro il giovane}}; * [[21. Mai]] [[1453]] oder [[1454]] in [[Venedig]]; † [[14. Juni]] [[1493]] in [[Rom]]) war ein venezianischer Patrizier und italienischer [[Renaissance-Humanismus|Humanist]].
'''Hermolaus Barbarus der Jüngere''', {{itS|'''Ermolao Barbaro''' (il giovane)}} (* [[21. Mai]] [[1453]] oder [[1454]] in [[Venedig]]; † [[14. Juni]] [[1493]] in [[Rom]]) war ein venezianischer Patrizier und italienischer [[Renaissance-Humanismus|Humanist]] sowie Verfasser konjekturalkritischer Übersetzungen antiker Autoren.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Ab etwa 1462 lernte Ermolao Barbaro in Rom bei [[Julius Pomponius Laetus]] und [[Theodoros Gazes]]. Kaiser [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] ernannte ihn 1468 zum ''[[poeta laureatus]]''. In [[Padua]] begann er 1471 zu studieren, wurde 1474 in den [[Artes liberales|Künsten]], 1477 in [[Doctor iuris utriusque|beiden Rechten]] promoviert. Im Jahr 1479 kehrte er kurzzeitig in seine Heimatstadt Venedig zurück, verließ diese aber wegen des Ausbruchs der [[Pest]]. Im folgenden Jahrzehnt diente er seiner Heimatstadt in verschiedenen politischen Ämtern, unter anderem als Gesandter. [[Giorgio Valla]], dem Verfasser von Übersetzungen antiker Autoren wie Plinius und Galen, verhalf der mit [[Marcantonio Sabellico]] befreundet Barbaro zur Berufung als Professor nach Venedig.<ref>[[Gerhard Baader]]: ''Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance.'' In: [[Rudolf Schmitz (Pharmaziehistoriker)|Rudolf Schmitz]], Gundolf Keil (Hrsg.): ''Humanismus und Medizin.'' Acta humaniora, Weinheim 1984 (= ''Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung.'' Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66, hier: S. 57.</ref>
Ab etwa 1462 lernte Ermolao Barbaro in Rom bei [[Julius Pomponius Laetus]] und [[Theodoros Gazes]]. Kaiser [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] ernannte ihn 1468 zum ''[[poeta laureatus]]''. In [[Padua]] begann er 1471 zu studieren, wurde 1474 in den [[Artes liberales|Künsten]], 1477 in [[Doctor iuris utriusque|beiden Rechten]] promoviert. Im Jahr 1479 kehrte er kurzzeitig in seine Heimatstadt Venedig zurück, verließ diese aber wegen des Ausbruchs der [[Pest]]. Im folgenden Jahrzehnt diente er seiner Heimatstadt in verschiedenen politischen Ämtern, unter anderem als Gesandter. [[Giorgio Valla]], dem Verfasser von Übersetzungen antiker Autoren wie Plinius und Galen, verhalf der mit [[Marcantonio Sabellico]] befreundete Barbaro zur Berufung als Professor nach Venedig.<ref>[[Gerhard Baader]]: ''Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance.'' In: [[Rudolf Schmitz (Pharmaziehistoriker)|Rudolf Schmitz]], Gundolf Keil (Hrsg.): ''Humanismus und Medizin.'' Acta humaniora, Weinheim 1984 (= ''Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung.'' Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66, hier: S. 57.</ref>


Von Papst [[Innozenz VIII.]] bekam er 1491 das Amt des Patriarchen von [[Aquileia]] angeboten. Der venezianische Senat verweigerte ihm den Antritt dieser Stellung, da Barbarus entgegen dem Gesetz bereits zugesagt hatte, ohne auf die offizielle Einwilligung zu warten. Er wurde daher verbannt und gezwungen, das Patriarchenamt aufzugeben, für den Fall der Weigerung drohte die Beschlagnahmung des väterlichen Besitzes. Barbarus blieb in Rom und lebte bis zu seinem Tod von einer kleinen Rente, die die päpstliche Verwaltung zahlte.
Von Papst [[Innozenz VIII.]] bekam er 1491 das Amt des Patriarchen von [[Aquileia]] angeboten. Der venezianische Senat verweigerte ihm den Antritt dieser Stellung, da Barbarus entgegen dem Gesetz bereits zugesagt hatte, ohne auf die offizielle Einwilligung zu warten. Er wurde daher verbannt und gezwungen, das Patriarchenamt aufzugeben, für den Fall der Weigerung drohte die Beschlagnahmung des väterlichen Besitzes. Barbarus blieb in Rom und lebte bis zu seinem Tod von einer kleinen Rente, die die päpstliche Verwaltung zahlte.


Barbarus übersetzte die Aristoteles-Paraphrasen des [[Themistios]], sowie mehrere Werke des [[Aristoteles]]. 1492/1493 veröffentlichte er bei [[Eucharius Silber]] seine ''Castigationes Plinianae'', die erste [[Konjektur|textkritische]]<ref>[[Gerhard Baader]]: ''Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance.'' In: [[Rudolf Schmitz (Pharmaziehistoriker)|Rudolf Schmitz]], [[Gundolf Keil]] (Hrsg.): ''Humanismus und Medizin.'' Acta humaniora, Weinheim 1984 (= ''Kommission für Humanismusforschung.'' Mitteilung 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66, hier: S. 57.</ref> Ausgabe von [[Plinius der Ältere|Plinius]]' ''[[Naturalis historia|Naturgeschichte]]'', in der er über 5000 Fehler in der lateinischen Version dieses Werkes nachwies. Neben Reden und Briefen schrieb Barbarus ein Buch über den [[Zölibat]] und eines über die Pflichten des Gesandten.
Barbarus übersetzte die Aristoteles-Paraphrasen des [[Themistios]], sowie mehrere Werke des [[Aristoteles]]. 1492/1493 veröffentlichte er bei [[Eucharius Silber]] seine ''Castigationes Plinianae'',<ref>[[Giovanni Pozzi]] (Hrsg.): Ermolao Barbaro: ''Castigationes Plinianae et in Pomponium Melam.'' Kritische Ausgabe. Padua 1973–1979 (= ''Thesaurus mundi. Bibliotheca scriptorum Latinorum mediae et recentioris aetatis curantibus Josepho Billanovich, Guidone Martellotti, Johanne Pozzi II'').</ref> die erste [[Konjektur|textkritische]]<ref>[[Gerhard Baader]]: ''Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance.'' In: [[Rudolf Schmitz (Pharmaziehistoriker)|Rudolf Schmitz]], [[Gundolf Keil]] (Hrsg.): ''Humanismus und Medizin.'' Acta humaniora, Weinheim 1984 (= ''Kommission für Humanismusforschung.'' Mitteilung 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66, hier: S. 57.</ref> Ausgabe von [[Plinius der Ältere|Plinius]] ''[[Naturalis historia|Naturgeschichte]]'', in der er über 5000 Fehler in der lateinischen Version dieses Werkes nachwies. Im Jahr 1484 hatte er auch einen erstmals posthum 1516 bei den Brüdern Di Gregori in Venedig gedruckten [[Pedanios Dioskurides|Dioskurides]]-Kommentar (''In Dioscoridem corollariorum libri''<ref>Vgl. auch Hermolaus Barbarus: ''In Dioscoridem corollariorum libri quinque.'' Johann(es) Soter, Köln 1530.</ref>) begonnen.<ref>Gerhard Baader: ''Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance.'' 1984. S. 57.</ref> Neben Reden und Briefen schrieb Barbarus ein Buch über den [[Zölibat]] und eines über die Pflichten des Gesandten.


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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2023, 16:22 Uhr

Hermolaus Barbarus der Jüngere

Hermolaus Barbarus der Jüngere, italienisch Ermolao Barbaro (il giovane) (* 21. Mai 1453 oder 1454 in Venedig; † 14. Juni 1493 in Rom) war ein venezianischer Patrizier und italienischer Humanist sowie Verfasser konjekturalkritischer Übersetzungen antiker Autoren.

Leben und Wirken

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Ab etwa 1462 lernte Ermolao Barbaro in Rom bei Julius Pomponius Laetus und Theodoros Gazes. Kaiser Friedrich III. ernannte ihn 1468 zum poeta laureatus. In Padua begann er 1471 zu studieren, wurde 1474 in den Künsten, 1477 in beiden Rechten promoviert. Im Jahr 1479 kehrte er kurzzeitig in seine Heimatstadt Venedig zurück, verließ diese aber wegen des Ausbruchs der Pest. Im folgenden Jahrzehnt diente er seiner Heimatstadt in verschiedenen politischen Ämtern, unter anderem als Gesandter. Giorgio Valla, dem Verfasser von Übersetzungen antiker Autoren wie Plinius und Galen, verhalf der mit Marcantonio Sabellico befreundete Barbaro zur Berufung als Professor nach Venedig.[1]

Von Papst Innozenz VIII. bekam er 1491 das Amt des Patriarchen von Aquileia angeboten. Der venezianische Senat verweigerte ihm den Antritt dieser Stellung, da Barbarus entgegen dem Gesetz bereits zugesagt hatte, ohne auf die offizielle Einwilligung zu warten. Er wurde daher verbannt und gezwungen, das Patriarchenamt aufzugeben, für den Fall der Weigerung drohte die Beschlagnahmung des väterlichen Besitzes. Barbarus blieb in Rom und lebte bis zu seinem Tod von einer kleinen Rente, die die päpstliche Verwaltung zahlte.

Barbarus übersetzte die Aristoteles-Paraphrasen des Themistios, sowie mehrere Werke des Aristoteles. 1492/1493 veröffentlichte er bei Eucharius Silber seine Castigationes Plinianae,[2] die erste textkritische[3] Ausgabe von PliniusNaturgeschichte, in der er über 5000 Fehler in der lateinischen Version dieses Werkes nachwies. Im Jahr 1484 hatte er auch einen erstmals posthum 1516 bei den Brüdern Di Gregori in Venedig gedruckten Dioskurides-Kommentar (In Dioscoridem corollariorum libri[4]) begonnen.[5] Neben Reden und Briefen schrieb Barbarus ein Buch über den Zölibat und eines über die Pflichten des Gesandten.

Commons: Hermolaus Barbarus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Gerhard Baader: Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66, hier: S. 57.
  2. Giovanni Pozzi (Hrsg.): Ermolao Barbaro: Castigationes Plinianae et in Pomponium Melam. Kritische Ausgabe. Padua 1973–1979 (= Thesaurus mundi. Bibliotheca scriptorum Latinorum mediae et recentioris aetatis curantibus Josepho Billanovich, Guidone Martellotti, Johanne Pozzi II).
  3. Gerhard Baader: Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Kommission für Humanismusforschung. Mitteilung 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66, hier: S. 57.
  4. Vgl. auch Hermolaus Barbarus: In Dioscoridem corollariorum libri quinque. Johann(es) Soter, Köln 1530.
  5. Gerhard Baader: Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance. 1984. S. 57.
VorgängerAmtNachfolger
Marco BarboPatriarch von Aquileia
1491–1493
Niccolo II. Donati