„Wolfgang Schollwer“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Wolfgang Schollwer im Archiv des Liberalismus.jpg|mini|Wolfgang Schollwer im [[Archiv des Liberalismus]] der [[Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit]] in [[Gummersbach]], 2015]]
'''Wolfgang Schollwer''' (* [[1922]] in [[Potsdam]]) ist ein in Bonn lebender ehemaliger Ministerialreferent, Parteipolitiker, Funktionär und Autor, der als „Vordenker liberaler Entspannungspolitik“ in der Ost-West-Auseinandersetzung des „[[Kalter Krieg|Kalten Krieges]]“ bekannt wurde. Von ihm stammen die Deutschlandpläne („[[Schollwer-Pläne]]“) der [[Freie Demokratische Partei|Freien Demokratischen Partei (FDP)]] von 1962 und 1967, in denen eine Politik der Annäherung der damals bestehenden beiden deutschen Staaten konzipiert wurde.
'''Wolfgang Schollwer''' (* [[13. Februar]] [[1922]] in [[Potsdam]]; † [[22. Januar]] [[2021]] in [[Bonn]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://trauer.ga.de/traueranzeige/wolfgang-schollwer |titel=Traueranzeige |werk=[[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]] |datum=2021-01-30 |abruf=2021-02-01 |abruf-verborgen=1}}</ref>) war ein liberaler [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] ([[Liberal-Demokratische Partei Deutschlands|LDP]], [[Freie Demokratische Partei|FDP]]), [[Funktionär]], [[Referat (Organisation)|Ministerialreferent]] und [[Autor]].


== Leben ==
Schollwer, dem 1945 in der Sowjetzone als ehemaligem [[Leutnant]] der Reserve in der [[Wehrmacht]] ein Medizinstudium verwehrt worden war, flüchtete als Landessekretär der [[Liberal-Demokratische Partei Deutschlands|Liberaldemokratischen Partei (LDP)]] Brandenburgs 1950 in den Westen, wo er der FDP beitrat. Von 1951 bis 1957 war er stellvertretender, zuletzt kommissarischer Leiter des [[Ostbüro]]s der FDP in Bonn. Als Referent für die Außen- und Deutschlandpolitik der FDP und Chefredakteur der „freien demokratischen korrespondenz“ nahm er maßgeblich Einfluss auf die Öffnung der Partei in der Ostpolitik. 1972 trat er als Referent in den Planungstab des Auswärtigen Amtes ein, dem er bis zur Pensionierung 1987 angehörte.
Schollwer wurde vor allem als „Vordenker liberaler [[Entspannungspolitik]]“ in der Ost-West-Auseinandersetzung des „[[Kalter Krieg|Kalten Krieges]]“ bekannt. Von ihm stammen die Deutschlandpläne („Schollwer-Papiere“) der FDP von 1962 und 1967, in denen eine Politik der Annäherung der damals bestehenden [[Deutsche Teilung|beiden deutschen Staaten]] konzipiert wurde.


Schollwer, der 1940 Abitur am Viktoria-Gymnasium, dem heutigen [[Helmholtz-Gymnasium Potsdam|Helmholtz-Gymnasium]], machte und dem 1945 in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] als ehemaligem [[Leutnant]] der Reserve in der [[Wehrmacht]] ein Medizinstudium verwehrt worden war, engagierte sich zunächst als Jugendpolitiker und [[Parteisekretär|Landessekretär]] der LDP in [[Land Brandenburg (1947–1952)|Brandenburg]] am politischen Wiederaufbau, ehe er 1950 in die Bundesrepublik Deutschland floh und dort der FDP beitrat.<ref>{{Internetquelle |autor=Holger Catenhusen |url=https://www.pnn.de/potsdam/flugblaetter-am-ballon/21732302.html |titel=Flugblätter am Ballon. Wie ein Liberaler die Nachkriegszeit erlebte |werk=[[Potsdamer Neueste Nachrichten]] |datum=2013-03-13 |abruf=2021-01-30}}</ref> Vor der Flucht war er Stadtverordneter in [[Potsdam]].<ref name="LP">''Liberaler aus gesundem Menschenverstand – Zum 85. Geburtstag von Wolfgang Schollwer.'' In: ''Liberale Perspektiven'', Heft 1/2007, S. 2.</ref> Von 1951 bis 1957 war er stellvertretender, zuletzt kommissarischer Leiter des [[Ostbüro der FDP|FDP-Ostbüros]] in Bonn.<ref>{{Literatur |Autor=[[Friedrich-Wilhelm Schlomann]] |Titel=Die Stasi und das FDP-Ostbüro. An die Anfänge liberaler Ostpolitik erinnert Wolfgang Schollwer |Sammelwerk=[[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]] |Datum=2005-12-27 |Seiten=42}}</ref> Als Referent für die Außen- und Deutschlandpolitik der FDP sowie Chefredakteur der „[[Freie Demokratische Korrespondenz|freien demokratischen korrespondenz]]“ (fdk) (1959–1970) nahm Schollwer maßgeblich Einfluss auf die Öffnung seiner Partei in der [[Ostpolitik]]. Von 1967 bis 1969 war er Präses des [[Verband Liberaler Akademiker|Verbandes Liberaler Akademiker]].<ref name="LP" /> 1972 trat er als Referent in den Planungsstab des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]] ein, dem er bis zur Pensionierung 1987 angehörte. Von 1986 bis 1990 gehörte Schollwer dem Beirat der [[Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit|Friedrich-Naumann-Stiftung]] an. Wolfgang Schollwer verstarb wenige Wochen vor seinem 99. Geburtstag an den Folgen einer [[COVID-19]]-Erkrankung.
==Buchveröffentlichungen==


Unterlagen über seine Tätigkeiten für die FDP liegen im [[Archiv des Liberalismus]] der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in [[Gummersbach]]. Das Archiv hat mehrere Bände mit seinen Aufzeichnungen aus den Jahren 1948 bis 1970 veröffentlicht.
* ''Gesamtdeutschland ist uns Verpflichtung'', [[Edition Temmen]] Bremen 2004, ISBN 3-86108-043-5

* ''FDP im Wandel'', 1994, ISBN 3-486-56003-4
== Veröffentlichungen ==
* ''Da gibt es in der FDP noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten ...'', [[Edition Temmen]] Bremen 2007, ISBN 978-3861088875
* ''Potsdamer Tagebuch 1948–1950. Liberale Politik unter sowjetischer Besatzung.'' Hrsg. v. [[Monika Faßbender]], Oldenbourg, München 1988, ISBN 3-486-54581-7.
* ''Liberale Führungspersonen – die Parteivorsitzenden''. In: [[Wolfgang Mischnick]] (Hrsg.): '' Verantwortung für die Freiheit. 40 Jahre F.D.P.'' DVA, Stuttgart 1989, ISBN 3-421-06500-4, S. 440–463.
* ''Liberale Opposition gegen Adenauer. Aufzeichnungen 1957–1961.'' Hrsg. v. Monika Faßbender, Oldenbourg, München 1990, ISBN 3-486-55831-5.
* ''FDP im Wandel. Aufzeichnungen 1961–1966.'' Hrsg. v. Monika Faßbender, Oldenbourg, München 1994, ISBN 3-486-56003-4.
* ''„Gesamtdeutschland ist uns Verpflichtung“. Aufzeichnungen aus dem FDP-Ostbüro 1951–1957.'' Hrsg. v. [[Jürgen Frölich (Historiker)|Jürgen Frölich]], Edition Temmen, Bremen 2004, ISBN 3-86108-043-5.
* ''„Da gibt es in der FDP noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten …“. Aufzeichnungen aus der FDP-Bundesgeschäftsstelle 1966–1970.'' Hrsg. v. Jürgen Frölich, Edition Temmen, Bremen 2007, ISBN 3-86108-887-8.

== Literatur ==
* Christof Brauers: ''Liberale Deutschlandpolitik 1949–1969. Positionen der FDP zwischen nationaler und europäischer Orientierung.'' Lit Verlag, Münster 1992, ISBN 3-89473-487-6.
* Michael Schmidt: ''Die FDP und die deutsche Frage 1949–1990.'' Lit Verlag, Münster 1995, ISBN 3-8258-2631-7.
* Volker Erhard: ''Die Schollwer-Papiere von 1962 und 1967 – Meilensteine auf dem Weg der FDP zur Neuen Deutschland- und Ostpolitik.'' In: Reinhard Hübsch, Jürgen Frölich (Hrsg.): ''Deutsch-deutscher Liberalismus im Kalten Krieg. Zur Deutschlandpolitik der Liberalen 1945–1970.'' Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 1997, ISBN 3-930850-59-1, S. 237–251.
* Mathias Siekmeier: ''Restauration oder Reform? Die FDP in den sechziger Jahren – Deutschland- und Ostpolitik zwischen Wiedervereinigung und Entspannung.'' Janus Verlagsgesellschaft, Köln 1998, ISBN 3-922977-51-0.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [https://www.freiheit.org/sites/default/files/uploads/2017/03/03/1962schollwer-papier.pdf Schollwer-Papier von 1962: Denkschrift zur deutschen Frage „Verklammerung und Wiedervereinigung“] beim [[Archiv des Liberalismus]] der [[Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit]]
* [https://www.freiheit.org/sites/default/files/uploads/2017/03/03/1967schollwer-papier.pdf Schollwer-Papier von 1967 zur Deutschland- und Außenpolitik] beim Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
* [[Jürgen Frölich (Historiker)|Jürgen Frölich]]: [https://www.deutsche-biographie.de/ppn118838784.html Wolfgang Schollwer], in: [[NDB-online]].

== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 13. Oktober 2023, 11:49 Uhr

Wolfgang Schollwer im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach, 2015

Wolfgang Schollwer (* 13. Februar 1922 in Potsdam; † 22. Januar 2021 in Bonn[1]) war ein liberaler deutscher Politiker (LDP, FDP), Funktionär, Ministerialreferent und Autor.

Schollwer wurde vor allem als „Vordenker liberaler Entspannungspolitik“ in der Ost-West-Auseinandersetzung des „Kalten Krieges“ bekannt. Von ihm stammen die Deutschlandpläne („Schollwer-Papiere“) der FDP von 1962 und 1967, in denen eine Politik der Annäherung der damals bestehenden beiden deutschen Staaten konzipiert wurde.

Schollwer, der 1940 Abitur am Viktoria-Gymnasium, dem heutigen Helmholtz-Gymnasium, machte und dem 1945 in der sowjetischen Besatzungszone als ehemaligem Leutnant der Reserve in der Wehrmacht ein Medizinstudium verwehrt worden war, engagierte sich zunächst als Jugendpolitiker und Landessekretär der LDP in Brandenburg am politischen Wiederaufbau, ehe er 1950 in die Bundesrepublik Deutschland floh und dort der FDP beitrat.[2] Vor der Flucht war er Stadtverordneter in Potsdam.[3] Von 1951 bis 1957 war er stellvertretender, zuletzt kommissarischer Leiter des FDP-Ostbüros in Bonn.[4] Als Referent für die Außen- und Deutschlandpolitik der FDP sowie Chefredakteur der „freien demokratischen korrespondenz“ (fdk) (1959–1970) nahm Schollwer maßgeblich Einfluss auf die Öffnung seiner Partei in der Ostpolitik. Von 1967 bis 1969 war er Präses des Verbandes Liberaler Akademiker.[3] 1972 trat er als Referent in den Planungsstab des Auswärtigen Amtes ein, dem er bis zur Pensionierung 1987 angehörte. Von 1986 bis 1990 gehörte Schollwer dem Beirat der Friedrich-Naumann-Stiftung an. Wolfgang Schollwer verstarb wenige Wochen vor seinem 99. Geburtstag an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung.

Unterlagen über seine Tätigkeiten für die FDP liegen im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach. Das Archiv hat mehrere Bände mit seinen Aufzeichnungen aus den Jahren 1948 bis 1970 veröffentlicht.

Veröffentlichungen

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  • Potsdamer Tagebuch 1948–1950. Liberale Politik unter sowjetischer Besatzung. Hrsg. v. Monika Faßbender, Oldenbourg, München 1988, ISBN 3-486-54581-7.
  • Liberale Führungspersonen – die Parteivorsitzenden. In: Wolfgang Mischnick (Hrsg.): Verantwortung für die Freiheit. 40 Jahre F.D.P. DVA, Stuttgart 1989, ISBN 3-421-06500-4, S. 440–463.
  • Liberale Opposition gegen Adenauer. Aufzeichnungen 1957–1961. Hrsg. v. Monika Faßbender, Oldenbourg, München 1990, ISBN 3-486-55831-5.
  • FDP im Wandel. Aufzeichnungen 1961–1966. Hrsg. v. Monika Faßbender, Oldenbourg, München 1994, ISBN 3-486-56003-4.
  • „Gesamtdeutschland ist uns Verpflichtung“. Aufzeichnungen aus dem FDP-Ostbüro 1951–1957. Hrsg. v. Jürgen Frölich, Edition Temmen, Bremen 2004, ISBN 3-86108-043-5.
  • „Da gibt es in der FDP noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten …“. Aufzeichnungen aus der FDP-Bundesgeschäftsstelle 1966–1970. Hrsg. v. Jürgen Frölich, Edition Temmen, Bremen 2007, ISBN 3-86108-887-8.
  • Christof Brauers: Liberale Deutschlandpolitik 1949–1969. Positionen der FDP zwischen nationaler und europäischer Orientierung. Lit Verlag, Münster 1992, ISBN 3-89473-487-6.
  • Michael Schmidt: Die FDP und die deutsche Frage 1949–1990. Lit Verlag, Münster 1995, ISBN 3-8258-2631-7.
  • Volker Erhard: Die Schollwer-Papiere von 1962 und 1967 – Meilensteine auf dem Weg der FDP zur Neuen Deutschland- und Ostpolitik. In: Reinhard Hübsch, Jürgen Frölich (Hrsg.): Deutsch-deutscher Liberalismus im Kalten Krieg. Zur Deutschlandpolitik der Liberalen 1945–1970. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 1997, ISBN 3-930850-59-1, S. 237–251.
  • Mathias Siekmeier: Restauration oder Reform? Die FDP in den sechziger Jahren – Deutschland- und Ostpolitik zwischen Wiedervereinigung und Entspannung. Janus Verlagsgesellschaft, Köln 1998, ISBN 3-922977-51-0.
Commons: Wolfgang Schollwer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Traueranzeige. In: General-Anzeiger. 30. Januar 2021;.
  2. Holger Catenhusen: Flugblätter am Ballon. Wie ein Liberaler die Nachkriegszeit erlebte. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 13. März 2013, abgerufen am 30. Januar 2021.
  3. a b Liberaler aus gesundem Menschenverstand – Zum 85. Geburtstag von Wolfgang Schollwer. In: Liberale Perspektiven, Heft 1/2007, S. 2.
  4. Friedrich-Wilhelm Schlomann: Die Stasi und das FDP-Ostbüro. An die Anfänge liberaler Ostpolitik erinnert Wolfgang Schollwer. In: General-Anzeiger. 27. Dezember 2005, S. 42.