„Seebuch“ – Versionsunterschied
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Unter '''Seebuch''', '''Rutter''' (englisch), '''Routier''' (französisch), '''Leeskaertan''' beziehungsweise später '''Paskaertan''' (flämisch), '''Roteiro''' (portugiesisch) oder ''' |
Unter '''Seebuch''', '''Rutter''' (englisch), '''Routier''' (französisch), '''Leeskaertan''' beziehungsweise später '''Paskaertan''' (flämisch), '''Roteiro''' (portugiesisch) oder '''Derrotero''' (spanisch) versteht man bestimmte Vorläufer späterer [[Seehandbuch|Seehandbücher]]. |
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Seebücher bzw. Segelanweisungen enthalten speziell für [[Kapitän|Schiffer]] und [[Steuermann|Steuerleute]] gedachte Angaben zu Kursen, Wassertiefen, Grundbeschaffenheiten, Gezeitenströmen, Hafenzeiten, Reeden und Häfen, Entfernungen und Gefahren vor der Küste. Im 16. Jahrhundert kamen Abbildungen einfacher Art hinzu, die sog. Vertonungen. Sie grenzen sich insofern von sog. See-[[Itinerar]]en ab, die von Reisenden tagebuchartig verfasst wurden und durchaus auch nautische Informationen enthalten können, aber für einen nicht-nautischen Leser geschrieben sind und nicht unbedingt für nautische Kompetenz stehen können und wollen. |
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In der Hauptsache enthielten Seebücher Beschreibungen und Abbildungen der Küstenlinien, Flussmündungen und Häfen, so wie sie der Seemann von See aus sah. Oft waren diese so in einem Buch zusammengefasst, dass sie kontinuierlich aneinander anschlossen und man aufgrund ihrer Informationen eine Küste "absegeln" konnte. Daneben enthielten die Werke zahlreiche weitere nautische Informationen, beispielsweise über Entfernungen, den Seegrund oder lokale Tidenverhältnisse. Des Weiteren verarbeiteten sie oft persönliche Tagebücher von Seeleuten, in denen bestimmte Informationen, insbesondere über örtliche Besonderheiten, verzeichnet waren. |
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== Geschichte == |
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Das älteste bekannte europäische Werk dieser Art – abgesehen von antiken Vorläufern – ist der italienische ''Compasso de Navegare'' aus dem Jahr 1296, dessen Abfassung anhand textimmanenter Kriterien jedoch auf rund zwei Generationen früher angesetzt werden kann. Das Manuscript liefert gleichsam den Urtyp für eine Reihe ähnlicher ''Portolane'' des Mittelmeerraumes, die in den folgenden Jahrhunderten erschienen. |
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Die Ursprünge aller (immer auf bestimmte Seegebiete fokussierten) Routier/Roteiro/Derroterro/Rutter gehen in Teilen auf ältere [[Portolano]], also auf Wurzeln im Mittelmeer zurück. Auch das deutlich umfassendere Seebuch, das aus zwei zusammengebundenen Teilen besteht, wiederholt einen großen Teil der in Ruttern zu findenden Informationen, seine heterogenere Zusammenstellung sowie die auf nördliche Gewässer bezogenen Beschreibungen lassen zum Teil auf eine im Norden erfolgte Parallelentwicklung schließen. |
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Die Niederschrift der ältesten erhaltenen nordwesteuropäischen Segelanweisung, des sog. niederdeutschen Seebuches, lässt sich auf das Jahr 1470 datieren. Es handelt sich um eine Kompilation von Texten verschiedener Provenienz und Datierung, deren früheste sich aufgrund interner Indizien auf bis zu eineinhalb Jahrhunderte früher datieren lassen, mithin auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. |
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Seebücher entstanden seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts, wobei das älteste erhaltene niederdeutsche Seebuch sich auf das Jahr 1470 datieren lässt. Erste in Amsterdam gedruckte Fassungen datieren aus den Jahren 1532 und 1541. |
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Zwischen 1502/1510 erschien in Rouen das erste nordeuropäische gedruckte derartige Werk, der ''Routier de la mer'', der von erheblichem Einfluss auf den von 1520 bis 1643 in zahlreichen Auflagen verbreiteten ''Grand Routier et Pilotage'' des Piere Garcie war. Der ''Routier de la mer'' erschien 1528 als ''Rutter of the Sea'' auch in englischer Übersetzung durch Robert Copland. 1541 gab Richard Proude im Inselreich den ''New Rutter of the Sea for the North Partes'' heraus. |
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Im Jahr 1483 gab der französische Seemann Piere Garcie seine ''Le Grand Routier et Pilotage'' über die Küste Westfrankreichs heraus, die als eine der ältesten erhaltenen Segelanweisungen dieser Art gilt. Neben der französischen erschien auch eine englische Fassung des Werks (Rutter). In den darauffolgenden zwei Jahrhunderten erschienen zahlreiche weitere Rutter. Die älteste gedruckte Fassung eines Rutter mit Holzschnitten als Abbildungen stammt aus dem Jahr 1521. Einen ''New Rutter of the Sea for the North Partes'' betitelten druckte Richard Proude im Jahr 1541. Er enthielt komplette Segelanweisungen für die britischen Inseln. |
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Im Niederländischen werden die Werke, deren Titel meist mit der Eingangsformel: „Dit is de Kaerte van …“ beginnen, ''Leeskaert'' und später nach der Einführung von Seekarten als ''Paskaert'' bezeichnet. Die erste ''Kaert vander Zee'' erschien 1532 im Druck. |
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Ein anderes bemerkenswertes |
Ein anderes bemerkenswertes Derrotero wurde auf einer 1680/81 durchgeführten Kaperfahrt des [[Bukanier]]s Bartolomew Sharp im Südpazifik vom erbeuteten spanischen Schiff ''Rosario'' genommen. Das heute in der ''Naval Library'' des britischen Verteidigungsministeriums erhaltene Werk zeigt die Küstenlinie sogar in ihrer natürlichen Farbgebung. |
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== Siehe auch == |
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|Titel=Das ›Seebuch‹. Das älteste erhaltene Seehandbuch und die spätmittelalterliche Navigation in Nordwesteuropa |
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|Band=8 |
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== Weblinks == |
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* [https://www.dsm.museum/seebuch/ Digitalisat des ältesten Seebuches Nordwesteuropas] |
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Aktuelle Version vom 12. September 2023, 20:07 Uhr
Unter Seebuch, Rutter (englisch), Routier (französisch), Leeskaertan beziehungsweise später Paskaertan (flämisch), Roteiro (portugiesisch) oder Derrotero (spanisch) versteht man bestimmte Vorläufer späterer Seehandbücher.
Einzelheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seebücher bzw. Segelanweisungen enthalten speziell für Schiffer und Steuerleute gedachte Angaben zu Kursen, Wassertiefen, Grundbeschaffenheiten, Gezeitenströmen, Hafenzeiten, Reeden und Häfen, Entfernungen und Gefahren vor der Küste. Im 16. Jahrhundert kamen Abbildungen einfacher Art hinzu, die sog. Vertonungen. Sie grenzen sich insofern von sog. See-Itineraren ab, die von Reisenden tagebuchartig verfasst wurden und durchaus auch nautische Informationen enthalten können, aber für einen nicht-nautischen Leser geschrieben sind und nicht unbedingt für nautische Kompetenz stehen können und wollen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das älteste bekannte europäische Werk dieser Art – abgesehen von antiken Vorläufern – ist der italienische Compasso de Navegare aus dem Jahr 1296, dessen Abfassung anhand textimmanenter Kriterien jedoch auf rund zwei Generationen früher angesetzt werden kann. Das Manuscript liefert gleichsam den Urtyp für eine Reihe ähnlicher Portolane des Mittelmeerraumes, die in den folgenden Jahrhunderten erschienen.
Die Niederschrift der ältesten erhaltenen nordwesteuropäischen Segelanweisung, des sog. niederdeutschen Seebuches, lässt sich auf das Jahr 1470 datieren. Es handelt sich um eine Kompilation von Texten verschiedener Provenienz und Datierung, deren früheste sich aufgrund interner Indizien auf bis zu eineinhalb Jahrhunderte früher datieren lassen, mithin auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Zwischen 1502/1510 erschien in Rouen das erste nordeuropäische gedruckte derartige Werk, der Routier de la mer, der von erheblichem Einfluss auf den von 1520 bis 1643 in zahlreichen Auflagen verbreiteten Grand Routier et Pilotage des Piere Garcie war. Der Routier de la mer erschien 1528 als Rutter of the Sea auch in englischer Übersetzung durch Robert Copland. 1541 gab Richard Proude im Inselreich den New Rutter of the Sea for the North Partes heraus.
Im Niederländischen werden die Werke, deren Titel meist mit der Eingangsformel: „Dit is de Kaerte van …“ beginnen, Leeskaert und später nach der Einführung von Seekarten als Paskaert bezeichnet. Die erste Kaert vander Zee erschien 1532 im Druck.
Ein anderes bemerkenswertes Derrotero wurde auf einer 1680/81 durchgeführten Kaperfahrt des Bukaniers Bartolomew Sharp im Südpazifik vom erbeuteten spanischen Schiff Rosario genommen. Das heute in der Naval Library des britischen Verteidigungsministeriums erhaltene Werk zeigt die Küstenlinie sogar in ihrer natürlichen Farbgebung.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albrecht Sauer: Das ›Seebuch‹. Das älteste erhaltene Seehandbuch und die spätmittelalterliche Navigation in Nordwesteuropa. Kabel Verlag, Hamburg 1997, ISBN 3-8225-0395-9.
- Leo Bagrow, R. A. Skelton: History of cartography. Hrsg.: R. A. Skelton. 2. Auflage. Transaction Publishers, 2009, ISBN 978-1-4128-1154-5.
- Vito Salierno: Il Mediterraneo nella cartografia ottomana. (coste, porti, isole negli atlanti di Piri Reis). Caprone Auflage. Caprone, Lecce 2010, ISBN 978-88-8349-133-7.
- Kemp, Peter (Hrsg.): The Oxford Companion to Ships and the Sea. 1. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1976, ISBN 0-19-211553-7.
- Peter Assion: ‘Das Seebuch’. In: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 8, 1992, Sp. 1013–1017.