„Dschiroft-Kultur“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Xqbot (Diskussion | Beiträge)
K r2.7.2) (Bot: Ändere: fa:تمدن جیرفت; kosmetische Änderungen
würde geographisch kein Sinn machen
 
(41 dazwischenliegende Versionen von 25 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Coordinate|article=/|map=right|name=Konar Sandal|NS=28.5|EW=57.8|type=landmark|region=IR-08}}
Als '''Jiroft-Kultur''' wurde eine vorderasiatische archäologische Kultur der [[Bronzezeit]] des späten 3. Jahrtausends v. Chr. postuliert. Das Gebiet dieser Kultur liegt in den Provinzen [[Sistan]] und [[Kerman (Provinz)|Kermān]] des heutigen [[Iran]]. Die Hypothese basiert auf einer Sammlung von [[Artefakt (Archäologie)|Artefakten]] die im Iran konfisziert worden sind und aller Wahrscheinlichkeit nach aus der [[Jiroft]]-Region stammen.
Als '''Dschiroft-Kultur''' (auch ''Jiroft-Zivilisation'') wurde eine vorderasiatische archäologische Kultur der [[Bronzezeit]] des späten 3. Jahrtausends v. Chr. postuliert. Das Gebiet dieser Kultur liegt in den [[iran]]ischen Provinzen [[Sistan und Belutschistan|Sistan]] und [[Kerman (Provinz)|Kerman]]. Die Hypothese basiert auf einer Sammlung von [[Artefakt (Archäologie)|Artefakten]], die im Iran konfisziert worden sind und aller Wahrscheinlichkeit nach aus der [[Dschiroft]]-Region stammen.


Der vorgeschlagene Fundplatz ist [[Konar Sandal]] in der Nähe von Jiroft im Gebiet des [[Halil-Fluss]]es. Weitere wichtige Fundstätten, die mit dieser Kultur verbunden werden, sind [[Schahr-e Suchte]] (Burnt City), [[Tepe Bampur]], [[Espiedej]], [[Shahdad]], Iblis und [[Tepe Yahya]].
Der vorgeschlagene Fundplatz ist [[Konar Sandal]] in der Nähe von Dschiroft im Gebiet des [[Halil-Fluss]]es. Weitere wichtige Fundstätten, die mit dieser Kultur verbunden werden, sind [[Schahr-e Suchte]], [[Tepe Bampur]], [[Espiededsch]], [[Schahdad]],<ref>A. Hakemi: ''Shahdad.'' In: ''Iran.'' Band 11, 1973, S. 201–203;<br />A. Hakemi: ''Shahdad. Archaeological Excavationas of the Bronze Age Center in Iran.'' Übersetzt und hrsg. von S. M. S. Sajjadi. IsMEO, Rom 1997.</ref> Iblis und [[Tepe Yahya]].


[[Yousef Majidzadeh]], Leiter des archäologischen Ausgrabungsteams in Jiroft, machte den Vorschlag die erwähnten Fundstellen zu einer "eigenständigen bronzezeitlichen Zivilisation mit eigener Architektur und Sprache" zu gruppieren. Ihr Verbreitungsgebiet sieht er zwischen dem altertümlichen [[Elam (Altertum)|Elam]] im Westen und der [[Indus-Kultur]] im Osten. Weiter spekuliert er, sie seien die Überbleibsel des verlorenen [[Aratta]]-Königreiches. Seine Schlüsse trafen auf die Skepsis einiger Kritiker. Andere Vermutungen (z.B. Daniel T. Potts, Piotr Steinkeller) sehen eine Verbindung von Konar Sandal mit dem obskuren Stadtstaat [[Marhasi]], der im Osten des heutigen [[Ilam (Provinz)|Elam]] liegen soll.
[[Yousef Majidzadeh]], Leiter des archäologischen Ausgrabungsteams in Dschiroft, machte den Vorschlag, die erwähnten Fundstellen zu einer „eigenständigen bronzezeitlichen Zivilisation mit eigener Architektur und Sprache“ zu gruppieren. Ihr Verbreitungsgebiet sieht er zwischen dem altertümlichen [[Elam (Altertum)|Elam]] im Westen und der [[Indus-Kultur]] im Osten. Weiter spekuliert er, sie sei ein Überbleibsel des verlorenen [[Aratta]]-Königreiches. Seine Schlüsse trafen auf die Skepsis einiger Kritiker. Andere Vermutungen (z. B. jene Daniel T. Potts und [[Piotr Steinkeller]]s) sehen eine Verbindung von Konar Sandal mit dem obskuren Stadtstaat [[Marhasi]], der im Osten des [[Elam (Altertum)|Elam]] liegen soll.


== Entdeckung und Ausgrabung ==
== Entdeckung und Ausgrabung ==
[[Datei:Chloritgefäße aus Iran, Dschiroft, 2800-2300 v.C. (2).jpg|mini|Typisches Dschiroft-Gefäß]]
Viele mit Jiroft verbundene Artefakte wurden von "Räubern" wiederentdeckt, die als "notleidende Dorfbewohner" beschrieben wurden und durch das Gebiet zogen, noch bevor Yousef Majidzadeh und sein Team 2001 mit ihren Grabungen begannen. Das Team untersuchte eine Fläche von mehr als 2 km² und legte die Überreste einer Stadt frei, die ins späte 3. Jahrtausend v. Chr. datiert.
[[Datei:Chloritgefäße aus Iran, Dschiroft, 2800-2300 v.C. (1).jpg|mini|Typisches Dschiroft-Gefäß]]
Viele mit Dschiroft verbundene Artefakte wurden von „Räubern“ wiederentdeckt, die als „notleidende Dorfbewohner“ beschrieben wurden und durch das Gebiet zogen, noch bevor Yousef Majidzadeh und sein Team 2001 mit ihren Grabungen begannen. Das Team untersuchte eine Fläche von mehr als 2&nbsp;km² und legte die Überreste einer Stadt frei, die ins späte 3. Jahrtausend v. Chr. datiert.


Die geraubten Artefakte und einige von den Ausgräbern wiederentdeckte Gefäße sind Keramik vom sogenannten "interkulturellen Stil (intercultural style)", der aus Mesopotamien und vom iranischen Plateau sowie seit 1960 aus der Nähe von Tepe Yahya in Baft bekannt ist. Die These der "Jiroft Zivilisation" deutet an, dass dieser "interkulturelle Stil" in Wahrheit der unverwechselbare Stil einer vorher unbekannten, langlebigen Zivilisation ist.
Die geraubten Artefakte und einige von den Ausgräbern wiederentdeckte Gefäße sind Keramiken im sogenannten „interkulturellen Stil (intercultural style), der aus [[Mesopotamien]] und vom [[Iranisches Hochland|iranischen Plateau]] sowie seit 1960 aus der Nähe von Tepe Yahya in Baft bekannt ist. Die These der „Dschiroft-Zivilisation“ deutet an, dass dieser „interkulturelle Stil“ in Wahrheit der unverwechselbare Stil einer vorher unbekannten, langlebigen Zivilisation ist.


Diese Behauptung wird nicht von allen Wissenschaftlern akzeptiert. Der Archäologe [[Oscar White Muscarella|Oscar Muscarella]] vom [[Metropolitan Museum of Art]] kritisiert, dass der Ausgräber sich in sensationelle Meldungen flüchte, weil er mit den wissenschaftlichen Veröffentlichungen mehr und mehr auf sich warten lasse, und sich damit entschuldige, dass die Stratigraphie des Fundplatzes eine Kontinuität bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. zeige, was Muscarella für übertrieben optimistisch hält. Aber die Wichtigkeit der Fundstelle wird auch von Muscarella bestätigt.
Diese Behauptung wird nicht von allen Wissenschaftlern akzeptiert. Der Archäologe [[Oscar White Muscarella|Oscar Muscarella]] vom [[Metropolitan Museum of Art]] kritisiert, dass der Ausgräber sich in sensationelle Meldungen flüchte, weil er mit den wissenschaftlichen Veröffentlichungen mehr und mehr auf sich warten lasse, und sich damit entschuldige, dass die [[Chronostratigraphie|Stratigraphie]] des Fundplatzes eine Kontinuität bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. zeige, was Muscarella für übertrieben optimistisch hält. Aber die Wichtigkeit der Fundstelle wird auch von Muscarella bestätigt.


Frühere Ausgrabungen in Kerman wurden 1930 von [[Sir Aurel Stein]] durchgeführt.
Frühere Ausgrabungen in Kerman wurden 1930 von [[Aurel Stein|Sir Aurel Stein]] durchgeführt.


Eine der bemerkenswertesten Grabungen in der Kerman-Provinz wurden durch eine von Professor Joseph Caldwell geleitete Gruppe des Illinois State Museum 1966 in Tal-i-Iblis durchgeführt und eine weitere erwähnenswerte 1967 durch Lamberg-Karlovsky von der [[Harvard University]] am [[Tepe Yahya]] im [[Sogan-Tal]], [[Dolatabad]].
Eine der bemerkenswertesten Grabungen in der Kerman-Provinz wurden durch eine von Joseph Caldwell geleitete Gruppe des Illinois State Museum 1966 in Tal-i Iblis durchgeführt und eine weitere erwähnenswerte 1967 durch Clifford C. Lamberg-Karlovsky von der [[Harvard University]] am [[Tepe Yahya]] im [[Sogan-Tal]], [[Dolatabad]].


Archäologische Grabungen in Jiroft führten außerdem zur Entdeckung verschiedener Objekte, die ins 4. Jahrtausend v. Chr. gehören.
Archäologische Grabungen in Dschiroft führten außerdem zur Entdeckung verschiedener Objekte, die ins 4. Jahrtausend v. Chr. gehören.


Majidzadeh und den geophysikalischen Untersuchungen französischer Experten zufolge können mindestens zehn historische und archäologische Perioden, die unterschiedlichen Zivilisationen angehören, in der Region nachgewiesen werden. Die Spuren dieser Zivilisationen seien bis zu 11&nbsp;m unter der Oberfläche nachweisbar, so die Franzosen.
Majidzadeh und den geophysikalischen Untersuchungen französischer Experten zufolge können mindestens zehn historische und archäologische Perioden, die unterschiedlichen Zivilisationen angehören, in der Region nachgewiesen werden. Die Spuren dieser Zivilisationen seien bis zu 11&nbsp;m unter der Oberfläche nachweisbar, so die Franzosen.


== Der Fundplatz Jiroft ==
== Der Fundplatz Dschiroft ==
Der Hauptfundplatz befindet sich etwa 25 km von Dschiroft entfernt und besteht aus zwei Hügeln, genannt ''Konar Sandal A'' und ''B'' ({{Coordinate|NS=28/26/57.74/N|EW=57/46/42.32/E|type=landmark|region=IR-08|text=DMS|name=Konar Sandal}}) mit Höhen von 13 bzw. 21 m. In Sandal B wurde eine zweistöckige Zitadelle mit einer Basis von nahezu 13,5 ha gefunden.
{{Hauptartikel|Konar Sandal}}
Der Hauptfundplatz befindet sich etwa 2 km von Jiroft entfernt und besteht aus zwei Hügeln, genannt Konar Sandal A und B mit Höhen von 13 und 21 m ({{Coordinate|article=/|text=Lage|NS=28.5|EW=57.8|type=landmark|region=IR-15}}). In Sandal B wurde eine zweistöckige Zitadelle mit einer Basis von nahezu 13,5 ha gefunden.


== Angebliches "Schrift-System" ==
== Angebliches Schriftsystem ==
Madjidzadeh behauptet, Inschriften in einem bisher unbekannten Manuskript entdeckt zu haben, die angeblich der "Elamnitischen Linear-Schrift" vergleichbar sind und ins 22. Jahrhundert v. Chr. datieren. Die Bekanntmachung dieser Entdeckung wurde mit Skepsis aufgenommen. Andrew Lawler beruft sich auf [[Jacob Dahl (Orientalist)|Jacob Dahl]], Spezialist für antike Texte an der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]], der sagte: "Kein Spezialist in der Welt würde dies in Betracht ziehen, es ist nichts als eine Fälschung."
Madjidzadeh behauptet, Inschriften in einem bisher unbekannten Manuskript entdeckt zu haben, die angeblich der [[Elamische Sprache#Elamische Schriften und ihre Entzifferung|elamitischen]] Linear-Schrift vergleichbar sind und ins 22. Jahrhundert v. Chr. datieren. Die Bekanntmachung dieser Entdeckung wurde mit Skepsis aufgenommen. Andrew Lawler beruft sich auf [[Jacob Dahl (Orientalist)|Jacob Dahl]], einen Spezialisten für antike Texte an der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]], der sagte: „Kein Spezialist in der Welt würde dies in Betracht ziehen, es ist nichts als eine Fälschung.


Piotr Steinkeller, Professor für Assyrologie in der Abteilung für Sprachen und Zivilisationen des Nahen Osten an der Harvard Universität, sagte, dass "die in Jiroft entdeckte Inschrift keinerlei Beziehung zu elamnitischen Manuskripten besitzt und zu den östlichen Zivilisationen gehört."
[[Piotr Steinkeller]], Professor für [[Assyriologie]] in der Abteilung für Sprachen und Zivilisationen des Nahen Osten an der Harvard-Universität, sagte, dass „die in Jiroft entdeckte Inschrift keinerlei Beziehung zu elamitischen Manuskripten besitzt und zu den östlichen Zivilisationen gehört.


== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Jiroft, Fabuleuse Decouverte en Iran'', Dossiers Archeologica 287, October 2003.
* ''Jiroft. Fabuleuse découverte en Iran'' (= ''Dossiers d’Archéologie.'' Nr. 287, {{ISSN|1141-7137}}). Faton, Dijon 2003.
* Andrew Lawler: ''Ancient Writing or Modern Fakery?'' In: ''[[Science]].'' Band 317, Nr. 5838, 3. August 2007, S.&nbsp;588–589, [[doi:10.1126/science.317.5838.588]].
* Yousef Mazidzadeh, ''Jiroft earliest oriental civilization'' (2004).
* Andrew Lawler: ''Iranian Dig Opens Window on New Civilization.'' In: ''Science.'' Band 304, Nr. 5674, 21. Mai 2004, S.&nbsp;1096–1097, [[doi:10.1126/science.304.5674.1096b]].
* O. White Muscarella, ''Jiroft and “Jiroft-Aratta”: A Review Article of Yousef Madjidzadeh, Jiroft: The Earliest Oriental Civilization'', Bulletin of the Asia Institute 15 (2005) 173-198.
* Yousef Majidzadeh: ''Jiroft. The earliest oriental civilization.'' Organization of the Ministry of Culture ans Islamic Guidance, Tehran 2003, ISBN 964-422-478-7.
* Andrew Lawler, ''Ancient Writing or Modern Fakery?'', Science 3 August 2007: Vol. 317. no. 5838, pp.&nbsp;588 – 589.
* Maḥmūd Riḍā Māhirī: تمدّن های نخستین کرمان = ''The Early Civilizations Of Kerman.'' Markaz-i Kirmānšināsī, Kirmān 1379 h.š. (2000/2001), ISBN 964-6487-21-1.
* Andrew Lawler, ''Iranian Dig Opens Window on New Civilization'', Science 21 May 2004: Vol. 304. no. 5674, pp.&nbsp;1096–1097.
* [[Oscar White Muscarella]]: ''Jiroft and „Jiroft-Aratta“: A Review Article of Yousef Madjidzadeh, Jiroft: The Earliest Oriental Civilization.'' In: ''Bulletin of the Asia Institute.'' Band 15, 2005, {{ISSN|0890-4464}}, S. 173–198, ([http://www.bulletinasiainstitute.org/Muscarella_BAI15.pdf bulletinasiainstitute.org] PDF; 480 KB).
* M.R. Maheri ''The Early Civilizations Of Kerman'' (تمدّن های نخستین کرمان), Markaze Kerman Shenasaee (2000), 1st edition, ISBN 964-6487-21-1


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{EIr|jiroft}}
* [http://www.iranica.com/articles/jiroft Jiroft in Encycloapedia Iranica]
* {{Webarchiv |url=http://www.chnpress.com/news/?section=2&id=6096 |text=chnpress.com: Jiroft Inscription, Oldest Evidence of Written Language, 12. Januar 2006 |wayback=20070927192707}}
* [http://www.bulletinasiainstitute.org/Muscarella_BAI15.pdf Jiroft and “Jiroft-Aratta” A Review Article of Yousef Madjidzadeh]
* {{Webarchiv |url=http://www.chnpress.com/news/?section=2&id=6126 |text=chnpress.com: New Discoveries in Jiroft May Change History of Civilization, 26. Januar 2006 |wayback=20070927192635}}
* [http://www.persianwonders.com/page9.html Jiroft civilization]
* {{Webarchiv |url=http://www.chnpress.com/news/?section=2&id=4405 |text=chnpress.com: Jiroft was an international trade center 5000 years ago |wayback=20070930012907}}
* [http://www.saudiaramcoworld.com/issue/200405/what.was.jiroft..htm saudiaramcoworld.com: What Was Jiroft?] ([http://www.jiroftnews.com پایگاه خبری جیرفت /issue/200405/Jiroft.Artifacts/popup_content.html image gallery])
* {{Internetquelle
* [http://www.mehrnews.ir/en/NewsDetail.aspx?NewsID=274798 mehrnews.ir: "New studies show Jiroft was ancient trade link"]
|url=https://www.tehrantimes.com/news/458165/Archaeologists-start-survey-at-Bronze-Age-site-southeast-Iran
* [http://www.chnpress.com/news/?section=2&id=6096 chnpress.com: Jiroft Inscription, Oldest Evidence of Written Language]
|titel=Archaeologists start survey at Bronze Age site southeast Iran
* [http://www.chnpress.com/news/?section=2&id=6126 chnpress.com: New Discoveries in Jiroft May Change History of Civilization]
|werk=Tehran Times
* [http://www.chnpress.com/news/?section=2&id=4405 chnpress.com: Jiroft was an international trade center 5000 years ago]
|datum=2021-02-15
|sprache=en
|abruf=2021-11-24
|abruf-verborgen=1}}

== Anmerkungen ==
<references />


[[Kategorie:Archäologische Kultur (Bronzezeit)]]
[[Kategorie:Archäologische Kultur (Bronzezeit)]]
[[Kategorie:Archäologische Kultur (Asien)]]
[[Kategorie:Archäologische Kultur (Asien)]]
[[Kategorie:Bronzezeit (Vorderasien)]]

[[en:Jiroft culture]]
[[es:Civilización de Jiroft]]
[[fa:تمدن جیرفت]]
[[fi:Jiroftin kulttuuri]]
[[fr:Civilisation de Jiroft]]
[[it:Civiltà di Jiroft]]
[[ru:Джирофтская культура]]
[[simple:Jiroft civilization]]
[[sv:Jiroftkulturen]]
[[tr:Jiroft uygarlığı]]

Aktuelle Version vom 10. August 2023, 22:15 Uhr

Koordinaten: 28° 30′ 0″ N, 57° 48′ 0″ O

Karte: Iran
marker
Konar Sandal

Als Dschiroft-Kultur (auch Jiroft-Zivilisation) wurde eine vorderasiatische archäologische Kultur der Bronzezeit des späten 3. Jahrtausends v. Chr. postuliert. Das Gebiet dieser Kultur liegt in den iranischen Provinzen Sistan und Kerman. Die Hypothese basiert auf einer Sammlung von Artefakten, die im Iran konfisziert worden sind und aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Dschiroft-Region stammen.

Der vorgeschlagene Fundplatz ist Konar Sandal in der Nähe von Dschiroft im Gebiet des Halil-Flusses. Weitere wichtige Fundstätten, die mit dieser Kultur verbunden werden, sind Schahr-e Suchte, Tepe Bampur, Espiededsch, Schahdad,[1] Iblis und Tepe Yahya.

Yousef Majidzadeh, Leiter des archäologischen Ausgrabungsteams in Dschiroft, machte den Vorschlag, die erwähnten Fundstellen zu einer „eigenständigen bronzezeitlichen Zivilisation mit eigener Architektur und Sprache“ zu gruppieren. Ihr Verbreitungsgebiet sieht er zwischen dem altertümlichen Elam im Westen und der Indus-Kultur im Osten. Weiter spekuliert er, sie sei ein Überbleibsel des verlorenen Aratta-Königreiches. Seine Schlüsse trafen auf die Skepsis einiger Kritiker. Andere Vermutungen (z. B. jene Daniel T. Potts und Piotr Steinkellers) sehen eine Verbindung von Konar Sandal mit dem obskuren Stadtstaat Marhasi, der im Osten des Elam liegen soll.

Entdeckung und Ausgrabung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Typisches Dschiroft-Gefäß
Typisches Dschiroft-Gefäß

Viele mit Dschiroft verbundene Artefakte wurden von „Räubern“ wiederentdeckt, die als „notleidende Dorfbewohner“ beschrieben wurden und durch das Gebiet zogen, noch bevor Yousef Majidzadeh und sein Team 2001 mit ihren Grabungen begannen. Das Team untersuchte eine Fläche von mehr als 2 km² und legte die Überreste einer Stadt frei, die ins späte 3. Jahrtausend v. Chr. datiert.

Die geraubten Artefakte und einige von den Ausgräbern wiederentdeckte Gefäße sind Keramiken im sogenannten „interkulturellen Stil (intercultural style)“, der aus Mesopotamien und vom iranischen Plateau sowie seit 1960 aus der Nähe von Tepe Yahya in Baft bekannt ist. Die These der „Dschiroft-Zivilisation“ deutet an, dass dieser „interkulturelle Stil“ in Wahrheit der unverwechselbare Stil einer vorher unbekannten, langlebigen Zivilisation ist.

Diese Behauptung wird nicht von allen Wissenschaftlern akzeptiert. Der Archäologe Oscar Muscarella vom Metropolitan Museum of Art kritisiert, dass der Ausgräber sich in sensationelle Meldungen flüchte, weil er mit den wissenschaftlichen Veröffentlichungen mehr und mehr auf sich warten lasse, und sich damit entschuldige, dass die Stratigraphie des Fundplatzes eine Kontinuität bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. zeige, was Muscarella für übertrieben optimistisch hält. Aber die Wichtigkeit der Fundstelle wird auch von Muscarella bestätigt.

Frühere Ausgrabungen in Kerman wurden 1930 von Sir Aurel Stein durchgeführt.

Eine der bemerkenswertesten Grabungen in der Kerman-Provinz wurden durch eine von Joseph Caldwell geleitete Gruppe des Illinois State Museum 1966 in Tal-i Iblis durchgeführt und eine weitere erwähnenswerte 1967 durch Clifford C. Lamberg-Karlovsky von der Harvard University am Tepe Yahya im Sogan-Tal, Dolatabad.

Archäologische Grabungen in Dschiroft führten außerdem zur Entdeckung verschiedener Objekte, die ins 4. Jahrtausend v. Chr. gehören.

Majidzadeh und den geophysikalischen Untersuchungen französischer Experten zufolge können mindestens zehn historische und archäologische Perioden, die unterschiedlichen Zivilisationen angehören, in der Region nachgewiesen werden. Die Spuren dieser Zivilisationen seien bis zu 11 m unter der Oberfläche nachweisbar, so die Franzosen.

Der Fundplatz Dschiroft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hauptfundplatz befindet sich etwa 25 km von Dschiroft entfernt und besteht aus zwei Hügeln, genannt Konar Sandal A und B (28° 26′ 57,7″ N, 57° 46′ 42,3″ O) mit Höhen von 13 bzw. 21 m. In Sandal B wurde eine zweistöckige Zitadelle mit einer Basis von nahezu 13,5 ha gefunden.

Angebliches Schriftsystem

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Madjidzadeh behauptet, Inschriften in einem bisher unbekannten Manuskript entdeckt zu haben, die angeblich der elamitischen Linear-Schrift vergleichbar sind und ins 22. Jahrhundert v. Chr. datieren. Die Bekanntmachung dieser Entdeckung wurde mit Skepsis aufgenommen. Andrew Lawler beruft sich auf Jacob Dahl, einen Spezialisten für antike Texte an der Freien Universität Berlin, der sagte: „Kein Spezialist in der Welt würde dies in Betracht ziehen, es ist nichts als eine Fälschung.“

Piotr Steinkeller, Professor für Assyriologie in der Abteilung für Sprachen und Zivilisationen des Nahen Osten an der Harvard-Universität, sagte, dass „die in Jiroft entdeckte Inschrift keinerlei Beziehung zu elamitischen Manuskripten besitzt und zu den östlichen Zivilisationen gehört.“

  • Jiroft. Fabuleuse découverte en Iran (= Dossiers d’Archéologie. Nr. 287, ISSN 1141-7137). Faton, Dijon 2003.
  • Andrew Lawler: Ancient Writing or Modern Fakery? In: Science. Band 317, Nr. 5838, 3. August 2007, S. 588–589, doi:10.1126/science.317.5838.588.
  • Andrew Lawler: Iranian Dig Opens Window on New Civilization. In: Science. Band 304, Nr. 5674, 21. Mai 2004, S. 1096–1097, doi:10.1126/science.304.5674.1096b.
  • Yousef Majidzadeh: Jiroft. The earliest oriental civilization. Organization of the Ministry of Culture ans Islamic Guidance, Tehran 2003, ISBN 964-422-478-7.
  • Maḥmūd Riḍā Māhirī: تمدّن های نخستین کرمان = The Early Civilizations Of Kerman. Markaz-i Kirmānšināsī, Kirmān 1379 h.š. (2000/2001), ISBN 964-6487-21-1.
  • Oscar White Muscarella: Jiroft and „Jiroft-Aratta“: A Review Article of Yousef Madjidzadeh, Jiroft: The Earliest Oriental Civilization. In: Bulletin of the Asia Institute. Band 15, 2005, ISSN 0890-4464, S. 173–198, (bulletinasiainstitute.org PDF; 480 KB).
  1. A. Hakemi: Shahdad. In: Iran. Band 11, 1973, S. 201–203;
    A. Hakemi: Shahdad. Archaeological Excavationas of the Bronze Age Center in Iran. Übersetzt und hrsg. von S. M. S. Sajjadi. IsMEO, Rom 1997.