„Melkiten“ – Versionsunterschied

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Mit dem Ausdruck '''Melkiten''' (auch '''Melchiten''') und das davon abgeleitete Adjektiv ''melkitisch'' (''melchitisch'') werden verschiedene aus dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] stammende [[Ekklesiologie|Kirchen]] bzw. ihre Mitglieder bezeichnet. Der Ursprung des Wortes liegt im [[Syrische Sprache|syrisch-aramäischen]] ''[[Malik (Titel)|malka]]'' (ܡܠܟܝܐ), „König“. Im [[Arabische Sprache|Arabischen]] gibt es das Adjektiv {{arF|d=malakī|ملكي}}, „königlich“, im weiteren Sinne auch „staatlich“ oder „kaiserlich“, von dem sich die europäische Bezeichnung Melkit unmittelbar herzuleiten scheint. Der Begriff wurde nach dem [[Konzil von Chalcedon]] im Jahre 451 von den anderen orientalischen Kirchen als [[pejorativ]]e Bezeichnung für jene verwendet, die vom [[Byzantinisches Reich|byzantinischen]] Kaiser unterstützt wurden. Man weiß heute nicht mehr, wann die Melkiten begannen, ihn auf sich selbst anzuwenden.
Der Begriff '''Melkiten''' (Melchitisch) wird benutzt, um verschiedene Christliche Kirchen und ihre Mitglieder, die aus dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] kommen, zu bezeichnen. Der Ursprung des Wortes stammt aus dem [[Aramäische Sprache|Aramäischen]] ([[Syrische Sprache|syrisch]]: ܡܠܟܝܐ), was „kaiserlich“ bzw. „imperial“ bedeutet. Im [[Arabische Sprache|Arabischen]] gibt es das Wort ''Malakī'' (Arabisch: ملَكي) was ebenso kaiserlich bedeutet. Das [[Semitische Sprache|semitische]] Wort ''Malik'' bedeutet „König“.


Der Begriff ''Melkit'' wurde ursprünglich [[pejorativ]] von den anderen orientalischen Kirchen verwendet, nach dem [[Konzil von Chalcedon]] (451). Es wurde von den Nicht-Chalcedonianern verwendet, um jene zu bezeichnen, die von dem Rat und dem byzantinischen Kaiser unterstützt wurden. Man weiß heute nicht mehr, wann die Melkiten die Bezeichnung für sich selbst zuerst verwendet haben. Die Melkiten waren im allgemeinen [[Griechische Sprache|griechischsprachige]] Stadtbürger, die im Westen der [[Levante]] und in [[Ägypten]] lebten, während die nicht-chalcedonischen Syrisch-Orthodoxen und [[Kopten]] mehr auf dem Land wohnten. Die Melkitische Kirche war in drei historische Patriarchate aufgeteilt: [[Alexandria]], [[Antiochien]] und [[Jerusalem]], jeweils unter dem Patriarchen von Konstantinopel. Die Nicht-Chalcedonianer haben ihre Patriarchate in Alexandria ([[Koptische Kirche]]) und Antiochien ([[Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien|Syrisch-Orthodoxe Kirche]]) eingerichtet. Das Nubische Königreich von [[Makuria]] (heute im [[Sudan]] liegend) praktizierte im Gegensatz zu den nicht-chalcedonischen Nachbarn den melkitischen Glauben von 575 bis 1300 n. Chr. (Siehe dazu [[Liste der Bischöfe von Faras]])
Die Melkiten waren im Allgemeinen [[Griechische Sprache|griechischsprachige]] Stadtbürger, die im Westen der [[Levante]] und in [[Ägypten]] lebten, während die nicht-chalcedonischen Syrisch-Orthodoxen und [[Kopten]] eher auf dem Land wohnten. Die melkitische Kirche war in drei historische [[Patriarchat (Kirche)|Patriarchate]] aufgeteilt: [[Patriarch von Alexandrien|Alexandrien]], [[Patriarchat von Antiochien|Antiochien]] und [[Patriarch von Jerusalem|Jerusalem]], jeweils unter dem [[Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel|Patriarchen von Konstantinopel]]. Die Nicht-Chalcedonianer richteten ihre Patriarchate in Alexandria ([[Koptische Kirche]]) und Antiochien ([[Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien|Syrisch-Orthodoxe Kirche]]) ein. Das nubische Königreich von [[Makuria]] (heute im [[Sudan]] liegend) praktizierte im Gegensatz zu den nicht-chalcedonischen Nachbarn den melkitischen Glauben von 575 bis 1300 (siehe dazu [[Liste der Bischöfe von Faras]]).


Ab 1342 kamen [[Römisch-Katholische Kirche|römisch-katholische]] Priester nach [[Damaskus]] und anderen Gebieten des [[Orient]]s. Sie begannen zu missionieren, und einige orthodoxe Priester konvertierten heimlich zum [[Katholizismus]]. Zu der Zeit war die Natur des Ost-West-Schismas undefiniert und die meisten Konvertiten behielten den [[Byzantinischer Ritus|byzantinischen Ritus]] und blieben in ihrer Kirche als pro-römisch-katholische Gruppe. Im Jahr 1724 wurde Kyrillos VI., ein pro-katholischer Bischof, zum Patriarchen von Antiochien gewählt. Der Patriarch von Konstantinopel Jeremais III. betrachtete diese Wahl als katholischen Übernahmeversuch und nominierte den griechischen Mönch Sylvester anstatt Kyrillos zum Patriarchen.
Ab 1342 kamen [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] Priester nach [[Damaskus]] und anderen Gebieten des [[Orient]]s. Sie begannen zu missionieren und einige orthodoxe Priester konvertierten heimlich. Zu der Zeit war die Natur des [[Morgenländisches_Schisma|morgenländischen Schismas]] undefiniert. Die meisten Konvertiten behielten den [[Byzantinischer Ritus|byzantinischen Ritus]] bei und blieben in ihrer Kirche als pro-römisch-katholische Gruppe. Im Jahr 1724 wurde [[Kyrillos VI. Tanas]], ein pro-katholischer Bischof, zum Patriarchen von Antiochien gewählt. Der Patriarch von Konstantinopel, Jeremais III., betrachtete diese Wahl als katholischen „Übernahmeversuch“ und nominierte den griechischen [[Mönch]] Sylvester anstatt Kyrillos zum Patriarchen.

Der neugewählte Papst [[Benedikt XIII. (Papst)|Benedikt XIII.]] anerkannte Kyrillos' Anspruch auf das Patriarchat und begrüßte ihn und die Gläubigen in Kommunion mit Rom. Von dem Zeitpunkt an war die Melkitische Kirche in einem orthodoxen und in einem katholischen Teil gespalten, die jeweils von Konstantinopel und Rom anerkannt wurden. Der katholische Teil behielt die Bezeichnung Melkit. In dem modernen Sprachgebrauch wird der Begriff Melkit fast ausschließlich für die griechisch-katholischen Gläubigen verwendet.
Der neugewählte Papst [[Benedikt XIII. (Papst)|Benedikt XIII.]] erkannte Kyrillos’ Anspruch auf das Patriarchat an und begrüßte ihn und die Gläubigen in der Einheit mit Rom. Von dem Zeitpunkt an spaltete sich die melkitische Kirche in einen orthodoxen und in einen katholischen Teil, der jeweils von Konstantinopel bzw. Rom anerkannt wurde. Der katholische Teil behielt die Bezeichnung ''Melkit''. Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff ''Melkiten'' fast ausschließlich für die griechisch-katholischen Gläubigen verwendet.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* Die melkitisch-orthodoxen Patriarchate:
*[[Melkitische Griechisch-Katholische Kirche]]
**[[Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Alexandria]]
<!-- *Eine besondere Beziehung besteht zum [[Patriarchalischer Orden vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem|Patriarchalischen Orden vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem]]. (noch kein Artikel)-->
**[[Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Antiochien]]

**[[Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Jerusalem]]
==Literatur==
*[[Melkitische Griechisch-katholische Kirche]]

<!-- Eine besondere Beziehung besteht zum [[Patriarchalischer Orden vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem|Patriarchalischen Orden vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem]]. (noch kein Artikel) -->
* Dick, Iganatius. Melkites: Greek Orthodox and Greek Catholics of the Patriarchates of Antioch, Alexandria and Jerusalem. Boston: Sophia Press.(2004)
* Dick, Ignatius: Les Melkites. Brepols, Bruxelles 1994


== Literatur ==
[[Kategorie:Christlicher Orient]]
* Dick, Ignatius. Melkites: ''Greek Orthodox and Greek Catholics of the Patriarchates of Antioch, Alexandria and Jerusalem.'' Boston: Sophia Press(2004).
* Dick, Ignatius: ''Les Melkites''. Brepols, Bruxelles 1994.


[[Kategorie:Orientalisches Christentum]]
[[arz:ملكانية]]
[[Kategorie:Christentum im Nahen Osten]]
[[en:Melkite]]
[[pl:Melchici]]

Aktuelle Version vom 16. Juli 2022, 17:27 Uhr

Mit dem Ausdruck Melkiten (auch Melchiten) und das davon abgeleitete Adjektiv melkitisch (melchitisch) werden verschiedene aus dem Nahen Osten stammende Kirchen bzw. ihre Mitglieder bezeichnet. Der Ursprung des Wortes liegt im syrisch-aramäischen malka (ܡܠܟܝܐ), „König“. Im Arabischen gibt es das Adjektiv ملكي / malakī, „königlich“, im weiteren Sinne auch „staatlich“ oder „kaiserlich“, von dem sich die europäische Bezeichnung Melkit unmittelbar herzuleiten scheint. Der Begriff wurde nach dem Konzil von Chalcedon im Jahre 451 von den anderen orientalischen Kirchen als pejorative Bezeichnung für jene verwendet, die vom byzantinischen Kaiser unterstützt wurden. Man weiß heute nicht mehr, wann die Melkiten begannen, ihn auf sich selbst anzuwenden.

Die Melkiten waren im Allgemeinen griechischsprachige Stadtbürger, die im Westen der Levante und in Ägypten lebten, während die nicht-chalcedonischen Syrisch-Orthodoxen und Kopten eher auf dem Land wohnten. Die melkitische Kirche war in drei historische Patriarchate aufgeteilt: Alexandrien, Antiochien und Jerusalem, jeweils unter dem Patriarchen von Konstantinopel. Die Nicht-Chalcedonianer richteten ihre Patriarchate in Alexandria (Koptische Kirche) und Antiochien (Syrisch-Orthodoxe Kirche) ein. Das nubische Königreich von Makuria (heute im Sudan liegend) praktizierte im Gegensatz zu den nicht-chalcedonischen Nachbarn den melkitischen Glauben von 575 bis 1300 (siehe dazu Liste der Bischöfe von Faras).

Ab 1342 kamen römisch-katholische Priester nach Damaskus und anderen Gebieten des Orients. Sie begannen zu missionieren und einige orthodoxe Priester konvertierten heimlich. Zu der Zeit war die Natur des morgenländischen Schismas undefiniert. Die meisten Konvertiten behielten den byzantinischen Ritus bei und blieben in ihrer Kirche als pro-römisch-katholische Gruppe. Im Jahr 1724 wurde Kyrillos VI. Tanas, ein pro-katholischer Bischof, zum Patriarchen von Antiochien gewählt. Der Patriarch von Konstantinopel, Jeremais III., betrachtete diese Wahl als katholischen „Übernahmeversuch“ und nominierte den griechischen Mönch Sylvester anstatt Kyrillos zum Patriarchen.

Der neugewählte Papst Benedikt XIII. erkannte Kyrillos’ Anspruch auf das Patriarchat an und begrüßte ihn und die Gläubigen in der Einheit mit Rom. Von dem Zeitpunkt an spaltete sich die melkitische Kirche in einen orthodoxen und in einen katholischen Teil, der jeweils von Konstantinopel bzw. Rom anerkannt wurde. Der katholische Teil behielt die Bezeichnung Melkit. Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff Melkiten fast ausschließlich für die griechisch-katholischen Gläubigen verwendet.

  • Dick, Ignatius. Melkites: Greek Orthodox and Greek Catholics of the Patriarchates of Antioch, Alexandria and Jerusalem. Boston: Sophia Press(2004).
  • Dick, Ignatius: Les Melkites. Brepols, Bruxelles 1994.