„Zweiblättrige Schattenblume“ – Versionsunterschied

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| Bildbeschreibung = Zweiblättrige Schattenblume (''Maianthemum bifolium'')
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Die '''Zweiblättrige Schattenblume''' (''Maianthemum bifolium''), auch das '''Zweiblättrige Schattenblümchen''' genannt, ist eine Pflanzenart aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Mäusedorngewächse]] (Ruscaceae).
Die '''Zweiblättrige Schattenblume''' (''Maianthemum bifolium''), auch '''Zweiblättriges Schattenblümchen''' genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung [[Schattenblumen]] (''Maianthemum'') innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Spargelgewächse]] (Asparagaceae).


==Beschreibung==
== Beschreibung ==
[[Datei:392 Majanthemum bifolium.jpg|mini|links|Illustration aus ''Bilder ur Nordens Flora'' von Carl Axel Magnus Lindman, Stockholm]]
Es handelt sich um eine ausdauernde [[krautige Pflanze]] mit einem unterirdischen, kriechenden [[Rhizom (Botanik)|Rhizom]] als Überdauerungsorgan. Aus diesem wachsen unverzweigte, aufrechte Sprosse. Blühende Sprosse erreichen Wuchshöhen zwischen 10 cm und 20 cm, nichtblühende bleiben etwas kleiner. Wegen des unterirdischen „Wurzelstocks“ wachsen die Pflanzen meist „herdenweise“.
[[Datei:Dvilapes_medutes_lapai.jpg|mini|Laubblätter]]
[[Datei:Maianthemum bifolium 1.JPG|mini|links]]
[[Datei:Maianthemum_bifolium_1_beentree.jpg|mini|Gestielte unreife Beeren]]
[[Datei:Maianthemum bifolium 9257.jpg|mini|Reife rote Beere]]
[[Datei:Neuchâtel Herbarium - Maianthemum bifolium - NEU000008508.jpg|miniatur|[[Herbarium|Herbar]]beleg]]


=== Vegetative Merkmale ===
An jedem blühenden [[Stängel]] sitzen ein bis drei, meist jedoch zwei, an nichtblühenden Stängeln nur ein, manchmal zwei kurz gestielte, parallelnervige [[Blatt (Pflanze)|Blätter]]. Die [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind am Grunde tief herzförmig und vorne lang bespitzt.
Bei der Zweiblättrigen Schattenblume handelt es sich um eine ausdauernde [[krautige Pflanze]]. Sie bildet als Überdauerungsorgane unterirdische kriechende [[Rhizom (Botanik)|Rhizome]], mit denen sie meist „herdenweise“ wächst. Aus dem Rhizom wachsen unverzweigte, aufrechte [[Stängel]]. Blühende Stängel erreichen Wuchshöhen von 10 bis 15, selten bis zu 20 Zentimetern, nicht blühende Stängel bleiben etwas kleiner.<ref name="FloraWeb" />


An jedem blühenden Stängel sitzen ein bis drei, meist jedoch zwei, an nicht blühenden Stängeln nur ein, manchmal zwei kurz gestielte [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]]. Die parallelnervigen Laubblätter sind am Grunde tief herzförmig und vorne lang bespitzt.<ref name="FloraWeb" />
Die wohlriechenden [[Blüte]]n sitzen in endständigen [[Traube]]n, wobei meist mehrere Blüten an einen Knoten sitzen. Die [[Tragblatt|Tragblätter]] sind winzig oder fehlen. Die Blüten besitzen vier ausgebreitete, längliche, weiße [[Perigon]]blätter und vier [[Staubblatt|Staubblätter]], was sie von allen anderen mitteleuropäischen [[Lilienähnliche]]n unterscheidet. Im Gegensatz zum [[Maiglöckchen]] oder dem [[Salomonssiegel]] sind die Perigonblätter frei. Die Blüten haben einen Durchmesser von etwa 5&nbsp;mm. Die Blütezeit ist in Mitteleuropa von Mai bis Juli.


=== Generative Merkmale ===
Die Früchte sind rote, leicht giftige [[Beere]]n, die ein bis zwei Samen enthalten.
Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Mai bis Juli. In endständigen [[Traube|traubigen]] Blütenständen stehen meist zwei bis drei Blüten<ref name="FloraWeb" /> an einem Knoten (doldiger Teilblütenstand<ref name="FloraWeb" />) zusammen. Die [[Tragblatt|Tragblätter]] sind winzig oder fehlen. Die wohlriechenden zwittrigen [[Blüte]]n sind bei einem Durchmesser von 4 bis 6 Millimetern<ref name="FloraWeb" /> [[radiärsymmetrisch]] und vierzählig. Die Blüten besitzen vier ausgebreitete, längliche, weiße [[Perigon]]blätter und vier [[Staubblatt|Staubblätter]], was sie von allen anderen mitteleuropäischen [[Lilienähnliche]]n unterscheidet. Im Gegensatz zum [[Maiglöckchen]] oder dem [[Weißwurzen|Salomonssiegel]] sind die Perigonblätter frei.

Die bei Reife roten<ref name="FloraWeb" />, leicht giftigen [[Beere]]n enthalten ein bis zwei Samen.

Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 36.<ref name="Oberdorfer2001" />


== Verwechslungsgefahr ==
== Verwechslungsgefahr ==
Die Früchte werden aufgrund ihres Aussehens und des häufigen Vorkommens der Pflanzenart mit [[Preiselbeere]]n verwechselt. Schattenblumen-Beeren sind jedoch vor der Reife gefleckt und die Fruchtstände sind nicht überhängend, außerdem haben Preiselbeeren eiförmige und bis an der Triebspitze wachsende Blätter.
Die Früchte werden aufgrund ihres Aussehens und des häufigen Vorkommens der Pflanzenart mit [[Preiselbeere]]n verwechselt. Schattenblumen-Beeren sind jedoch vor der Reife gefleckt und die Fruchtstände sind nicht überhängend, außerdem haben Preiselbeeren eiförmige und bis an der Triebspitze wachsende Blätter.


Eine ernste Gefahr besteht jedoch nicht, da ein Digitalis-Anteil bei Schattenblumen-Beeren nur gering sein soll, und sonst nur Saponine bei der Vergiftung in Frage kommen.<ref>Rainer Nowak: ''Notfallhandbuch Giftpflanzen: Ein Bestimmungsbuch für Ärzte und Apotheker.'' Springer, 1998. ISBN 3-540-64205-6. S. 129.</ref>
Eine ernste Gefahr besteht jedoch nicht, da ein Digitalis-Anteil bei Schattenblumen-Beeren nur gering sein soll, und sonst nur [[Saponine]] bei der Vergiftung in Frage kommen.<ref name="Nowak1998">Rainer Nowak: ''Notfallhandbuch Giftpflanzen: Ein Bestimmungsbuch für Ärzte und Apotheker.'' Springer, 1998. ISBN 3-540-64205-6. S. 129.</ref>


== Ökologie ==
==Verbreitung und Standortansprüche==
Die Zweiblättrige Schattenblume ist ein [[Rhizom]]-[[Geophyt]]. [[Vegetative Vermehrung]] erfolgt durch unterirdische [[Stolo|Ausläufer]]; die Pflanze wächst deshalb in Herden. Sie wurzelt bis 15 Zentimeter tief.<ref name="Oberdorfer2001" /> Die trockenen Laubblätter duften schwach nach [[Cumarin]].
Die Zweiblättrige Schattenblume wächst in Laub- und Nadelwäldern sowie in Parks an schattigen, humusreichen und nicht zu trockenen Standorten.


Die [[Blüte]]n sind kleine vorweibliche wohlriechende „[[Nektar (Botanik)|Nektar]] führende Scheibenblumen“. [[Bestäuber]] sind vor allem kleinere [[Fliegen]]. Bei ausbleibendem Insektenbesuch erfolgt spontane [[Selbstbestäubung]].
Sie kommt in den gemäßigten Gebieten [[Eurasien]]s vor ([[Europa]] bis [[Japan]]). In [[Mitteleuropa]] findet man sie vor allen in den Gebirgen und Mittelgebirgen.


[[Fruchtreife]] erfolgt von September bis Oktober. Die Beeren sind [[Wintersteher]]. Es erfolgt Verdauungsverbreitung.
==Sonstiges==
Die Zweiblättrige Schattenblume wird wegen ihres maiglöckchenähnlichen Aussehens, wegen der hübschen herzförmigen Blätter und ihrem kriechenden Wurzelstock manchmal als Bodendecker an schattigen, feuchten Stellen verwendet.


== Giftigkeit ==
Außerdem wurde die Zweiblättrige Schattenblume in der Volksmedizin als harntreibendes Mittel verwendet. Sie enthält [[Steroidsaponine]].
Giftig sind alle Pflanzenteile, besonders aber die [[Beere]]n. Nach älteren Angaben enthalten die Blätter etwas [[Cumarin]] sowie [[Digitalisglykoside]]. Die Beeren enthalten [[Cyanidinglykoside]]. Die eigentlichen Giftstoffe sind möglicherweise herzwirksame [[Glykoside]]; deren Struktur ist aber noch unbekannt.<ref name="GiftpflanzenCom" />

== Vorkommen ==
Die Zweiblättrige Schattenblume gedeiht in den [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Gebieten]] [[Eurasien]]s von [[Europa]] bis [[Japan]]. In [[Mitteleuropa]] findet man sie vor allem in den Gebirgen und Mittelgebirgen. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern an den Kegelköpfen in eine Höhenlage bis zu 1955 Meter auf.<ref name="Dörr-Lippert" />

Die Zweiblättrige Schattenblume wächst in Laub- und Nadelwäldern sowie in Parks an schattigen, humusreichen und nicht zu trockenen Standorten. Sie gedeiht in [[Pflanzengesellschaft|Gesellschaften]] der Ordnung Piceetalia, Fagetalia und besonders des Verbands Quercio roboris.<ref name="Oberdorfer2001" />

== Verwendung ==
Die Zweiblättrige Schattenblume wird wegen ihres maiglöckchenähnlichen Aussehens, wegen der „hübschen“ herzförmigen Laubblätter und ihres kriechenden Rhizoms manchmal als [[Bodendecker]] an schattigen, feuchten Standorten verwendet.<ref name="Botanica2003" />

Die Zweiblättrige Schattenblume wurde in der [[Volksmedizin]] als [[harntreibend]]es Mittel verwendet.<ref name="GiftpflanzenCom" /> Sie enthält [[Steroidsaponine]].


== Quellen ==
== Quellen ==
* [[Werner Rauh]], Karlheinz Senghas: ''Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten.'' Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 84. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1968.
<!-- Die beiden URLs müssen bei den Quellen bleiben, da ich aus ihnen Informationen entnommen habe. Deshalb Quellen und Weblinks besser nicht trennen.
* Chen Xinqi (陈心启 Chen Sing-chi), Shoichi Kawano: ''Maianthemum.'': [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=200027768 ''Maianthemum bifolium'', S. 218 - textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): ''Flora of China.'' Volume 24: ''Flagellariaceae through Marantaceae.'' Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5.
//-->
* {{BibISBN|3800133644}}
* [[Gordon Cheers]] (Hrsg.): ''[[Botanica: Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild|Botanica]]''. Random House Australia 2003. Deutsche Ausgabe: Tandem Verlag GmbH 2003, ISBN 3-8331-1600-5.
* {{BibISBN|3060125392}}
*Henning Haeupler, Thomas Muer: ''Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands.'' Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz Deutschland. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4
* {{BibISBN|9783494014241}}
* [[Werner Rothmaler]]: ''Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD''. Band 2: Gefäßpflanzen, 14. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-060-12539-2
* {{BibISBN|3933203317}}
* Otto Schmeil, Jost Fitschen, Werner Rauh: ''Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten''. 84. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1968.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references>
<ref name="Botanica2003">[[Gordon Cheers]] (Hrsg.): ''[[Botanica: Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild|Botanica]].'' Random House Australia 2003. Deutsche Ausgabe: Tandem Verlag GmbH 2003, ISBN 3-8331-1600-5.</ref>
<ref name="Oberdorfer2001">{{BibISBN|3800131315|Seite=136}}</ref>
<ref name="Dörr-Lippert">Erhard Dörr, [[Wolfgang Lippert (Botaniker)|Wolfgang Lippert]]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung.'' Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 333.</ref>
<ref name="FloraWeb">{{FloraWeb|3577|Maianthemum bifolium (L.) F. W. Schmidt, Zweiblättrige Schattenblume}}</ref>
<ref name="GiftpflanzenCom">[http://www.giftpflanzen.com/maianthemum_bifolium.html Schattenblume im ''Giftpflanzen-Kompendium''.]</ref>
</references>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commons|Maianthemum bifolium|Zweiblättrige Schattenblume (''Maianthemum bifolium'')}}
{{commons|Maianthemum bifolium|Zweiblättrige Schattenblume (''Maianthemum bifolium'')}}
* {{BiolFlor|1934}}
*[http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=119474 Flora of China – Maianthemum]
* {{BIB|3577}}
*[http://www.giftpflanzen.com/maianthemum_bifolium.html Schattenblume im Giftpflanzen-Kompendium]
* {{InfoFlora|ID=3117|WissName=Maianthemum bifolium (L.) F. W. Schmidt}}
*[http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d53/53b.htm Botanik Online: Liliidae]
* [http://linnaeus.nrm.se/flora/mono/convallaria/maian/maiabifv.jpg Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel] nach [[Eric Hultén]].
* [http://kbd.kew.org/kbd/search.do?general=Maianthemum+bifolium Literatur zu ''Maianthemum bifolium'' in den Kew Bibliographic Databases] (englisch)
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Einkeimblaettrige/Liliengewaechse/maianthemum.htm#Zweibl%C3%A4ttriges%20Schattenbl%C3%BCmchen%C2%A0 Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'').]

* [http://www1.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d53/53b.htm ''Botanik Online'': Liliidae]
[[Kategorie:Mäusedorngewächse]]
* [http://kbd.kew.org/kbd/search.do?general=Maianthemum+bifolium Literatur zu ''Maianthemum bifolium'' in den ''Kew Bibliographic Databases''.] (englisch)


{{SORTIERUNG:Zweiblattrige Schattenblume}}
[[co:Maianthemum bifolium]]
[[Kategorie:Nolinoideen]]
[[cs:Pstroček dvoulistý]]
[[cv:Пăчăр çырли]]
[[en:Maianthemum bifolium]]
[[et:Leseleht]]
[[fi:Oravanmarja]]
[[fr:Maïanthème à deux feuilles]]
[[fy:Twiblêd]]
[[hsb:Dwojołopjenaty pstruhačk]]
[[ko:두루미꽃]]
[[lt:Dvilapė medutė]]
[[nl:Dalkruid]]
[[no:Maiblom]]
[[pl:Konwalijka dwulistna]]
[[ru:Майник двулистный]]
[[sv:Ekorrbär]]

Aktuelle Version vom 2. Juni 2022, 23:45 Uhr

Zweiblättrige Schattenblume

Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Unterfamilie: Nolinoideae
Gattung: Schattenblumen (Maianthemum)
Art: Zweiblättrige Schattenblume
Wissenschaftlicher Name
Maianthemum bifolium
(L.) F.W.Schmidt

Die Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium), auch Zweiblättriges Schattenblümchen genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Schattenblumen (Maianthemum) innerhalb der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae).

Illustration aus Bilder ur Nordens Flora von Carl Axel Magnus Lindman, Stockholm
Laubblätter
Gestielte unreife Beeren
Reife rote Beere
Herbarbeleg

Vegetative Merkmale

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Bei der Zweiblättrigen Schattenblume handelt es sich um eine ausdauernde krautige Pflanze. Sie bildet als Überdauerungsorgane unterirdische kriechende Rhizome, mit denen sie meist „herdenweise“ wächst. Aus dem Rhizom wachsen unverzweigte, aufrechte Stängel. Blühende Stängel erreichen Wuchshöhen von 10 bis 15, selten bis zu 20 Zentimetern, nicht blühende Stängel bleiben etwas kleiner.[1]

An jedem blühenden Stängel sitzen ein bis drei, meist jedoch zwei, an nicht blühenden Stängeln nur ein, manchmal zwei kurz gestielte Laubblätter. Die parallelnervigen Laubblätter sind am Grunde tief herzförmig und vorne lang bespitzt.[1]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Mai bis Juli. In endständigen traubigen Blütenständen stehen meist zwei bis drei Blüten[1] an einem Knoten (doldiger Teilblütenstand[1]) zusammen. Die Tragblätter sind winzig oder fehlen. Die wohlriechenden zwittrigen Blüten sind bei einem Durchmesser von 4 bis 6 Millimetern[1] radiärsymmetrisch und vierzählig. Die Blüten besitzen vier ausgebreitete, längliche, weiße Perigonblätter und vier Staubblätter, was sie von allen anderen mitteleuropäischen Lilienähnlichen unterscheidet. Im Gegensatz zum Maiglöckchen oder dem Salomonssiegel sind die Perigonblätter frei.

Die bei Reife roten[1], leicht giftigen Beeren enthalten ein bis zwei Samen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[2]

Verwechslungsgefahr

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Die Früchte werden aufgrund ihres Aussehens und des häufigen Vorkommens der Pflanzenart mit Preiselbeeren verwechselt. Schattenblumen-Beeren sind jedoch vor der Reife gefleckt und die Fruchtstände sind nicht überhängend, außerdem haben Preiselbeeren eiförmige und bis an der Triebspitze wachsende Blätter.

Eine ernste Gefahr besteht jedoch nicht, da ein Digitalis-Anteil bei Schattenblumen-Beeren nur gering sein soll, und sonst nur Saponine bei der Vergiftung in Frage kommen.[3]

Die Zweiblättrige Schattenblume ist ein Rhizom-Geophyt. Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer; die Pflanze wächst deshalb in Herden. Sie wurzelt bis 15 Zentimeter tief.[2] Die trockenen Laubblätter duften schwach nach Cumarin.

Die Blüten sind kleine vorweibliche wohlriechende „Nektar führende Scheibenblumen“. Bestäuber sind vor allem kleinere Fliegen. Bei ausbleibendem Insektenbesuch erfolgt spontane Selbstbestäubung.

Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober. Die Beeren sind Wintersteher. Es erfolgt Verdauungsverbreitung.

Giftig sind alle Pflanzenteile, besonders aber die Beeren. Nach älteren Angaben enthalten die Blätter etwas Cumarin sowie Digitalisglykoside. Die Beeren enthalten Cyanidinglykoside. Die eigentlichen Giftstoffe sind möglicherweise herzwirksame Glykoside; deren Struktur ist aber noch unbekannt.[4]

Die Zweiblättrige Schattenblume gedeiht in den gemäßigten Gebieten Eurasiens von Europa bis Japan. In Mitteleuropa findet man sie vor allem in den Gebirgen und Mittelgebirgen. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern an den Kegelköpfen in eine Höhenlage bis zu 1955 Meter auf.[5]

Die Zweiblättrige Schattenblume wächst in Laub- und Nadelwäldern sowie in Parks an schattigen, humusreichen und nicht zu trockenen Standorten. Sie gedeiht in Gesellschaften der Ordnung Piceetalia, Fagetalia und besonders des Verbands Quercio roboris.[2]

Die Zweiblättrige Schattenblume wird wegen ihres maiglöckchenähnlichen Aussehens, wegen der „hübschen“ herzförmigen Laubblätter und ihres kriechenden Rhizoms manchmal als Bodendecker an schattigen, feuchten Standorten verwendet.[6]

Die Zweiblättrige Schattenblume wurde in der Volksmedizin als harntreibendes Mittel verwendet.[4] Sie enthält Steroidsaponine.

  • Werner Rauh, Karlheinz Senghas: Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 84. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1968.
  • Chen Xinqi (陈心启 Chen Sing-chi), Shoichi Kawano: Maianthemum.: Maianthemum bifolium, S. 218 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13./14. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1987, ISBN 3-06-012539-2.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A–Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7 (Nachdruck von 1994).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Maianthemum bifolium (L.) F. W. Schmidt, Zweiblättrige Schattenblume. auf FloraWeb.de
  2. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 136.
  3. Rainer Nowak: Notfallhandbuch Giftpflanzen: Ein Bestimmungsbuch für Ärzte und Apotheker. Springer, 1998. ISBN 3-540-64205-6. S. 129.
  4. a b Schattenblume im Giftpflanzen-Kompendium.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 333.
  6. Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Random House Australia 2003. Deutsche Ausgabe: Tandem Verlag GmbH 2003, ISBN 3-8331-1600-5.
Commons: Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien