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Anonym: Edda

eingekleidet und bildet so eine Fortsetzung des vorhergehenden Abschnitts, aber eine unpassende, da Cap. 33 von Ögir selbst erzählt wird, der doch der Fragende sein soll. Doch mag Grimm wohl berechtigt erscheinen, auch Skaldskaparmal zur Edda zu rechnen, besonders da Bragarödur sonst gar zu geringen Umfang erhalten würde. Entgegen steht indes, daß Bragarödur jetzt von Skaldskaparmal durch ein Eptirmali (Nachwort) geschieden ist, welchem Grimm selbst schon ein ziemlich hohes Alter zugesteht.

Vielleicht erklärt sich aber diese Anordnung daraus, daß man die reinmythologischen Erzählungen von den folgenden Belehrungen über die Skaldenkunst und ihre hergebrachten Umschreibungen und Benennungen sondern wollte, in welcher Absicht man den Eingang des Skaldskaparmals, welchen die Bragarödur jetzt bildeten, von dessen Haupttheile löste und als eine selbständige Sammlung mythischer Erzählungen den in Gylfaginning enthaltenen gleichartigen Berichten anhing. In den Handschriften ließ man aber auch noch den Haupttheil des alten Skaldskaparmals folgen, welcher nun mit den nach Snorris Hattalykill bearbeiteten Bragarhättir u. s. w. die Skalda bildete.

Wenn nun die Dichtkunst Eddulist und die Gesetze des Dichtens Eddureglur benannt wurden, so scheint es allerdings, daß man das ganze, die Skalda mit umfaßende Werk Edda genannt habe. Fragt man dagegen, von welchem seiner Theile dieser Name auf die andern übertragen ward, so wird man nicht auf die letzten rathen, da es der Großmutter wohl geziemt, ihre Kinder und Enkel von Göttergeschichten zu unterhalten, nicht aber sie in den Kunstausdrücken der Dichtersprache einzuweihen.

Hienach glauben wir Skaldskaparmal als zur Edda nicht gehörig betrachten zu müßen, wenn wir auch zugeben, daß Bragis mythische Erzählungen, die wir Bragarödur nennen, ursprünglich selbständig doch einmal dessen Eingang gebildet haben, ein Zusammenhang, welchen wir nur dann wieder herzustellen hätten, wenn es sich um eine Ausgabe jenes Lehrbuchs der Skaldenkunst handelte. Mit diesem aber den Leser zu behelligen, der in der Edda nur mythische Erzählungen sucht, bestimmen wir uns nicht. Doch haben wir die dem Skaldskaparmal eingefügten Stücke aus der Götter- und Heldensage, welche so gut als die Erzählungen der beiden ersten Abschnitte im Munde der Eltermutter klingen, ausgehoben und zu einem dritten Abschnitte vereinigt, so daß wir nicht weniger, wohl aber mehr liefern als man in einer Übersetzung der Edda zu erwarten berechtigt ist. Auch diese Stücke sind hier gleich den Dämisögur (Capitel, wörtlich Gleichnissreden)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/349&oldid=- (Version vom 31.7.2018)