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Anonym: Edda

26. Brot af Brynhildarkvidhu.
Bruchstück (?) eines Brynhildenliedes.
Högni.
1
Wie bist du, Gunnar,   Giukis Erzeugter,

Zur Rache bereit   und mordlichem Rath?
Was hat so Schweres   Sigurd verbrochen,
Daß du dem Kühnen   willst kürzen das Leben?


Gunnar.
2
Mir hat Sigurd   Eide geschworen,

Eide geschworen   und alle gebrochen.
Treulos täuscht’ er mich,   als er in Treue mir
Seine Schwüre   bewähren sollte.


Högni.
3
Dich hat Brynhild   Böses zu thun

Im Zorn gereizt   zu Rachsucht und Mord.
Gudrunen gönnt sie   so gute Ehe nicht,
Sie selbst zu besitzen,   sie missgönnt es dir. —

4
Sie brieten Wolfsfleisch,   den Wurm zerschnitten sie,

Gaben dem Guthorm   Geierfleisch
Ehe sie mochten,   die Mordgierigen,
An den hehren Helden   die Hände legen.

5
Gesunken war Sigurd   südlich am Rhein:

Von hoher Heister   schrie heiser ein Rabe:
„In Euch wird Atli   das Eisen röthen;
Eure Eide   überwinden euch, Mörder!“

6
Außen stand Gudrun,   Giukis Tochter;

Dieß war das erste   Wort, das sie sprach:
Wo säumt nun Sigurd,   der Sieger der Männer,
Daß meine Freunde   zuvorderst reiten?

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/197&oldid=- (Version vom 31.7.2018)