Wolfgang Pagenstecher

Kunstmaler und Heraldiker

Wolfgang Pagenstecher (* 16. März 1880 in Elberfeld; † 26. Dezember 1953 in Düsseldorf) war ein deutscher Landschafts-, Tier- und Porträtmaler der Düsseldorfer Schule und Heraldiker.

Wolfgang Pagenstecher schuf das Wappen Nordrhein-Westfalens (1946) und das neue Wappen der Rheinprovinz (1926), das 1954 das Wappen des Landschaftsverbands Rheinland wurde.
Wolfgang Pagenstecher schuf das Wappen Nordrhein-Westfalens (1946) und das neue Wappen der Rheinprovinz (1926), das 1954 das Wappen des Landschaftsverbands Rheinland wurde.
Wolfgang Pagenstecher schuf das Wappen Nordrhein-Westfalens (1946) und das neue Wappen der Rheinprovinz (1926), das 1954 das Wappen des Landschaftsverbands Rheinland wurde.

Wolfgang Pagenstecher war der dritte Sohn des Sanitätsrates Friedrich August Pagenstecher (* 1843) und dessen Frau Anna Elisabeth Freiin von Hurter (* 1857). Der Arzt und Abgeordnete Heinrich Carl Alexander Pagenstecher war sein Großvater.[1]

1898 begann er ein Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf bei den Professoren Ernst und Fritz Roeber, Peter Janssen d. Ä. und Wilhelm Spatz. Dort wurde er später Assistent. Der weitere Ausbildungsweg führte ihn 1909 nach Florenz, wo er aufgrund eines Stipendiums des preußischen Kultusministeriums zusammen mit Emil Frische und Hans Deiker ein Jahr in Friedrich Klein-Chevaliers Villa Marmagliano verbrachte. Später besuchte er Dresden, Paris und München. Anlässlich des Firmenjubiläums der Friedrich Krupp AG im Jahr 1912, zu dem auch Kaiser Wilhelm II. erschien, war Pagenstecher unter der Leitung der Düsseldorfer Akademieprofessoren Ludwig Keller und Claus Meyer neben Carl Boppo und Georg Hader an Entwurf und Ausführung einer mittelalterlichen Ritterfestspiel-Dekoration beteiligt. Pagenstecher entwarf hierzu Turnierzeug und Waffen.[2]

 
Heiliger Michael, 1922, Dorfkirche Steinhagen

Ab 1914 nahm er als Leutnant der Reserve des Füsilier-Regiments „Königin“ (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 86 am Ersten Weltkrieg teil. Er wurde schwer verletzt und geriet 1914 in der Marneschlacht als Oberleutnant und Kompanieführer in französische Kriegsgefangenschaft, die er in Bordeaux verbrachte.[3][4] Nach dem Weltkrieg begann er Auftragswappen zu entwerfen. Seinem heraldischen Interesse verlieh er 1926 auch in Malereien für einen „Rittersaal“ auf der GeSoLei Ausdruck. Als Vorsitzender engagierte er sich im Düsseldorfer Verein für Familienkunde (1923).[5] Im Zuge seiner Wappenforschung betrieb er außerdem Familienforschung und stellte Toten- und Gedenktafeln für Angehörige seines Geschlechts her.[6] Als Kriegerdenkmal für Gefallene des Ersten Weltkriegs gestaltete er 1922 den „Steinhagener Michael“, das Mosaik des Heiligen Michael am Turm der evangelischen Dorfkirche von Steinhagen (Westfalen).[7] Pagenstecher betätigte sich auch als Bildnismaler. So ließ sich der Düsseldorfer Oberbürgermeister Adalbert Oehler von ihm für die Galerie Düsseldorfer Bürgermeisterporträts im Rathaus Düsseldorf porträtieren.[8]

Pagenstecher entwarf und zeichnete zahlreiche Wappen, für Wappenbücher, private Personen sowie Städte, Gemeinden und andere Gebietskörperschaften. Besonders bekannt sind das 1926 von ihm umgestaltete Wappen der Rheinprovinz und das 21 Jahre später entworfene Wappen Nordrhein-Westfalens. Für den Staatsthron des abessinischen Kaisers Haile Selassie entwarf er ein stilisiertes Löwenpaar. Außerdem stellte er eine große Kollektion von Siegeln zusammen. Seine Sammlung, die etwa 13.000 Zeichnungen von Wappen und Siegeln umfasst, befindet sich heute im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in Duisburg.[9] Ein weiterer Teil seines Nachlasses befindet sich im Stadtarchiv Neuss (Signatur D.04.P.03).[10]

Der Bergische Geschichtsverein verlieh ihm 1925 die Ehrenmitgliedschaft.[11] Auf eigenen Wunsch wurde er in Warendorf beigesetzt, dem Ursprungsort seiner Familie.

  • mit Edmund Strutz: Bergische Wappen. Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde C. A. Starke, Görlitz 1924.
  • Eine Instandsetzung des Inventars des Domes in Kaiserswerth im Jahre 1789. In: Düsseldorfer Jahrbuch 42. Düsseldorf 1940, S. 273–275.
  • Burggrafen- u. Schöffensiegel von Kaiserswerth. Mit 27 Siegel- und Signettafeln. In: Düsseldorfer Jahrbuch 44. Düsseldorf 1947, S. 117–154.
  • Die Entstehungsgeschichte des Hildener Stadtwappens. In: Heinrich Strangmeier (Hrsg.): Hildener Jahrbuch. 1945/1946, Peters, Hilden 1950.
  • mit Otto Korn: Rheinisches Siegel- und Urkundenbuch. Stadt Brühl (Hrsg.), Brühl 1952.

Literatur

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Commons: Wolfgang Pagenstecher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stammbaum der Familie Pagenstecher. C. Ritter, Wiesbaden 1895 (Digitalisat), S. 55, 62 (Digitalisat).
  2. Axel Schnell: Krupp. Expos und PR-Pioniere. BookRix, München 2020, ISBN 978-3-7487-6082-5 (Google Books)
  3. Tagebuch von Willy Spatz (1914–1919), Eintrag vom 31. Oktober 1914, PDF (Scans), S. 2, 6, Stadtarchiv Düsseldorf, 0-1-23-41.0000
  4. Wolfgang Pagenstecher. In: Marie-Luise Baum (Hrsg.): Wuppertaler Biographien. (= Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals. Herausgegeben vom Bergischen Geschichtsverein, Band 11). Wuppertal 1965, Folge 5, S. 79 ff., hier S. 82
  5. Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt. 1937, S. 379
  6. Die Familie Pagenstecher, Webseite im Portal kreis-warendorf.de, abgerufen am 7. Juni 2023
  7. Annemarie Bluhm-Weinhold: Der kämpferische „Steinhagener Michael“. Westfalen-Blatt, 4. Oktober 2022, abgerufen am 7. Juni 2023
  8. Die Porträts der Oberbürgermeister. Rheinische Post, 6. Juli 2015, abgerufen am 7. Juni 2023
  9. Nachlass Pagenstecher, Wolfgang (Memento des Originals vom 21. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archive.nrw.de, Webseite im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 21. August 2016
  10. Stadtarchiv Neuss: D.04 Nachlässe, abgerufen am 14.
  11. Ehrenmitglieder, Webseite im Portal bergischer-geschichtesverein.de, abgerufen am 7. Juni 2023