Tarvis (furlanisch und deutsch, italienisch: Tarvisio, slowenisch: Trbiž[5]) ist eine Stadt mit 3997 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in Italien im nordöstlichsten Teil der Region Friaul-Julisch Venetien im italienisch-österreichisch-slowenischen Dreiländereck im Kanaltal.
Tarvisio (de. und fur.)Tarvis[1][2], (slo) Trbiž[3] | ||
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Staat | Italien | |
Region | Friaul-Julisch Venetien | |
Koordinaten | 46° 30′ N, 13° 35′ O | |
Höhe | 715 m s.l.m. | |
Fläche | 205 km² | |
Einwohner | 3.997 (31. Dez. 2022)[4] | |
Fraktionen | Tarvisio Centrale (Tarvis), Coccau (Goggau), Fusine in Val Romana (Weißenfels), Cave del Predil ('Raibl, Rabelj), Camporosso (Saifnitz), Rutte (Greuth) | |
Postleitzahl | 33018 | |
Vorwahl | 0428 | |
ISTAT-Nummer | 030117 | |
Bezeichnung der Bewohner | Tarvisiani | |
Schutzpatron | San Pietro | |
Website | Tarvisio |
Geografie
BearbeitenTarvis liegt etwa 750 m über dem Meeresspiegel an der Autobahn A23 und der Pontafelbahn genannten Eisenbahnstrecke Villach–Udine.
Tarvis wurde bis ins 17. Jahrhundert oft Klein-Tarvis in Abgrenzung zu Groß-Tarvis (Treviso im Veneto) genannt. Der Name leitet sich vom Fluss Tervis (heute Rio Bartolo) her. Andere Deutungen gehen von der geografischen Lage aus. Tarvis liegt am Kreuzungspunkt dreier Wege, so könnte der Name auch von tres viis oder tres viae stammen.
Gemeindegliederung
BearbeitenFraktionen sind: Tarvis/Tarvisio, Goggau/Coccau, Weißenfels/Fusine in Valromana, Raibl/Cave del Predil, Saifnitz/Camporosso und Greuth/Rutte.
Ortschaften
BearbeitenAuf dem Gemeindegebiet befinden sich neben dem Hauptort Tarvis folgende weitere größere Ortschaften: Coccau (deutsch: Goggau, slowenisch: Kokova), Fusine in Valromana (deutsch: Weißenfels, slowenisch: Bela peč/Fužine), Cave del Predil (deutsch: Raibl, slowenisch: Rabelj), Camporosso (deutsch: Saifnitz, slowenisch: Žabnice), Rutte (deutsch: Greuth, slowenisch: Trbiške rute), Riofreddo (deutsch: Kaltwasser, slowenisch: Mrzla Voda).
Nachbargemeinden
BearbeitenAngrenzende Orte sind: Chiusaforte (deutsch: Klausen, slowenisch: Kluže) und Malborghetto Valbruna (deutsch: Malborgeth-Wolfsbach, slowenisch: Naborjet-Ovčja vas) in Italien, Arnoldstein (slowenisch: Podklošter) und Hohenthurn (slowenisch: Straja vas) in Österreich sowie Kranjska Gora (deutsch: Kronau) und Bovec (deutsch: Flitsch) in Slowenien.
Geschichte
BearbeitenDie Stadt hat römische Wurzeln; einige römische Grabinschriften wurden in der Zeit der Habsburgermonarchie in die Kirchenmauer eingearbeitet.[6] Von 1007 bis 1759 gehörte der Ort zum Hochstift Bamberg. Schon 1571 erhielt die Siedlung das Recht, am Bartholomäustag einen Jahrmarkt abzuhalten.
Im Jahr 1880 hatte die damalige Marktgemeinde Tarvis 2953 Einwohner. Davon waren 2735 deutsch- (93 %) und 137 slowenischsprachig (5 %).[7]
1909 wurde die Gemeinde zur Stadt erhoben und bekam ein Wappen. Bis 1918 gehörte sie zum Herzogtum Kärnten, somit zu Österreich-Ungarn und war Garnisonsstadt des k.u.k. Mährisch-Schlesischen Feldjäger-Bataillons Nr. 5. Nach 1918 waren in der heute zivilen Zwecken dienenden La-Marmora-Kaserne Alpini untergebracht, zuletzt Teile des Bataillons Gemona. Tarvis liegt an alten Handelsstraßen und hatte auch bergbauliche Bedeutung. Die Stadt profitierte lange vom kleinen Grenzverkehr zwischen Österreich und Jugoslawien bzw. Slowenien. Heute sind vor allem Tourismus und insbesondere der Bergsport (Bergsteigen, Trekking) und der Wintersport wichtig. Die Karawanken, die Karnischen Alpen und die Julier bieten interessante Möglichkeiten.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenJahr | 1921 | 1931 | 1936 | 1951 | 1961 | 1971 | 1981 | 1991 | 2001 | 2011 |
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Einwohnerzahl | 5863 | 6724 | 6253 | 6438 | 6845 | 6468 | 5985 | 5961 | 5071 | 4577 |
Quelle[8]
Sprachengeschichte
BearbeitenDie Bewohner der Stadt waren, wie im gesamten oberen Kanaltal, bis 1918 überwiegend deutschsprachig mit einer, hauptsächlich im Ortsteil Raibl lebenden, slowenischsprachigen Minderheit. Durch den Wegzug der Deutschsprachigen durch die Option 1939 bilden jene aber nur noch eine Minderheit gegenüber den Italienischsprachigen. Die vier Amtssprachen in Tarvis sind: Italienisch, Deutsch, Friulanisch und Slowenisch.
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die spätgotische Pfarrkirche Sankt Peter und Paul geht auf eine unter dem Bamberger Bischof Albert von Wertheim 1399 errichtete Kapelle zurück. Die heutige Kirche wurde, wie eine Inschrift über dem Westportal zeigt, 1445 erbaut, im 17. Jahrhundert durch kleine Seitenschiffe erweitert und 1960 20 m nach Westen verlängert. Die Fresken der Außenwand aus dem 16. Jahrhundert wurden dabei außer dem Christophorusbild ins Innere verlagert. In den 1960er Jahren wurden im Chorraum Fresken des 15. und 16. Jahrhunderts freigelegt. Die neugotischen, farbigen Glasfenster in der Apsis wurden 1887 geschaffen, jene im Langhaus 1962.
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Steinplatte mit dem Gründungsjahr 1445
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Innenansicht der Pfarrkirche
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Fresko: Jesus überträgt das Primat an Petrus
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Blick in den Chor
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Fenster mit den Hll. Hermagoras und Fortunatus im Langhaus
Der Hochaltar von 1722 ist ein sechssäuliger Ädikula-Altar mit Opfergängen. Die Statuen stellen die Kirchenpatrone Petrus links und Paulus rechts dar. Die Mittelfigur des Guten Hirten stammt aus dem 19. Jahrhundert. Im Schrein des linken Seitenaltars steht eine geschnitzte und farbig gefasste Marienkrönung aus der Villacher Schule (16. Jahrhundert). Im Schrein des rechten Seitenaltars stehen Figuren der Heiligen Anna mit Maria als Kind. Die Gruppe wurde im 19. Jahrhundert in Gröden gefertigt. Die schlichte, barocke Kanzel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Schalldeckel wird durch einen Engel mit Kreuz bekrönt.
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Der Hochaltar
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Marienkrönung, linker Seitenaltar
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Die Kanzel
- Santuario della Beata Virgine sul Monte Lussari, Marienwallfahrtskirche auf dem Luschariberg
Bürgermeister
BearbeitenRenato Carlantoni ist seit dem Jahr 2007 Bürgermeister von Tarvis. In seiner Amtszeit soll der Markt renoviert werden und noch mehr viersprachige Aufschriften auf den Ämtern angebracht werden: „Die Ortsansässigen haben das Recht, sich in ihrer Muttersprache zu äußern.“
Markt
BearbeitenDer Tarviser Markt wurde schon in den 1950er-Jahren, als es in Österreich noch Warenmangel gab, von unzähligen Kärntnern besucht. Der „Fetzenmarkt“ in Untertarvis zog täglich tausende Einkaufstouristen an, vor allem Österreicher und Slowenen. In den 1990er-Jahren kamen Ungarn, Slowaken, Tschechen und Polen hierher zum Einkauf. Mittlerweile wird der Markt an Wochentagen kaum noch aufgesucht, und alteingesessene Geschäftsleute sprechen von enormen Umsatzrückgängen. Lediglich an den Wochenenden zieht das Geschäft spürbar an. Vor allem Villach mit dem neuen Einkaufszentrum und der Innenstadt wurde zur unmittelbaren Konkurrenz.
Wintersport
BearbeitenNeben den Langlaufloipen, die über die Wiesen gezogen werden, gibt es alpine Abfahrten, neu erschlossene Pisten sowie ein Sprungstadion. Tarvis hat eine lange Tradition im Wintertourismus und ist wirtschaftlich davon abhängig.
Der Alpine Skiweltcup hat 2007, 2009 und 2011 in Tarvis Station gemacht. Absolviert wurden jeweils eine Abfahrt, ein Super-G und eine Super-Kombination der Damen.
Bildergalerie
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Tarviser Rathaus
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Tarviser Hauptplatz mit Pfarrkirche
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Treffpunkt am Brunnen auf dem Tarviser Hauptplatz
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Palazzo Forestale in Tarvis
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Isidor Himmelbaur (1858–1919), österreichischer Bibliothekar
- Ildegarda Taffra (1934–2020), Skilangläuferin
- Augusto Lauro (1923–2023), Bischof von San Marco Argentano-Scalea
- Mario Arpino (* 1937), General
- Sergio Balbinot (* 1958), Versicherungsmanager
- Nives Meroi (* 1961), Höhenbergsteigerin, die alle Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen hat
- Romano Benet (* 1962), Höhenbergsteiger, Ehemann von Nives Meroi
- Lara Della Mea (* 1999), Skirennläuferin
In Tarvis haben gewirkt
Bearbeiten- Kajetan Schnablegger (1843–1894), österreichischer Bergwerks- und Immobilienbesitzer und Politiker, von 1874 bis 1894 Bürgermeister in Tarvis
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Tärvis. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 42 (Volltext [Wikisource]).
- Roberta Costantini, Fulvio Dell’Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian: Friuli-Venezia Giulia. I luoghi dell'arte. Bruno Fachin Editore, Triest, S. 273–274.
- Anna Zanier con Claudio Canton e Roberto Carollo ed il contributo di Mauro Bigot: La strada ferrata della Pontebba. Senaus, Udine 2006, ISBN 88-901571-5-1.
- Guida del Friuli: VII. Val Canale. Societá Alpina Friulana, Udine 1991.
- Attisani, Francesco u. a.: Una strada – tre confini. La storia, l'ambiente, gli itinerari turistici del Tarvisiano e dei suoi dintorni. Giovanni Aviani Editore, Udine 1986.
- G. Pilgram, W. Berger, G. Maurer: Kärnten. Unten durch. Ein Wander-Reise-Lesebuch. Hrsg.: Universitätskulturzentrum UNIKUM, Carinthia Verlag, 2006, ISBN 3-85378-594-8.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ arlef.it S. 174
- ↑ lexview-int.regione.fvg.it Deutsche Minderheiten in der Region F-JV
- ↑ web.archive.org auf interno.it, Ministero dell'Interno.
- ↑ Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑ interno.it, Ministero dell’Interno ( vom 11. November 2011 im Internet Archive)
- ↑ Maurizio Buora: Römische Denkmäler entlang der Bernsteinstraße in der Region Friuli Venezia Giulia. In: János Gömöri (Hrsg.): Landscapes and Monuments along the Amber Road. Results and Perspectives of Cultural Tourism. Kiadja a Scarbantia Társaság, Sopron 1999, ISBN 963-03-7907-4, S. 18–20, hier S. 18.
- ↑ K.K. Statistische Central-Commission: Special-Orts-Repertorien der im Oesterreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. Band V Kärnten. Wien 1883, S. 68 (Digitalisat).
- ↑ Statistiche I.Stat. Istituto Nazionale di Statistica, abgerufen am 28. Dezember 2012.