Steinbühl (Nürnberg)
Steinbühl ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Nürnberg, der Name der Gemarkung 3469 und des Statistischen Bezirks 16 im Weiteren Innenstadtgürtel Süd.
Steinbühl Statistischer Bezirk 16 Kreisfreie Stadt Nürnberg
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Koordinaten: | 49° 26′ N, 11° 4′ O |
Höhe: | 309–314 m ü. NHN |
Fläche: | 56 ha |
Einwohner: | 13.075 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 23.348 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1865 |
Postleitzahlen: | 90443, 90459 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage des statistischen Bezirks 16 Steinbühl in Nürnberg
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Christuskirche in Steinbühl
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Lage
BearbeitenIm Norden wird Steinbühl von der Eisenbahn begrenzt, im Osten von der Tafelfeldstraße und im Westen vom Frankenschnellweg. Der statistische Bezirk 16 wird von Tafelhof im Norden, Galgenhof im Osten, vom Bezirk Gugelstraße und Gibitzenhof im Süden und Sandreuth im Westen eingerahmt.[2]
Distrikte des Bezirks Steinbühl[3]
- 160 – Steinbühl Nordost (Wiesenstr.)
- 161 – Steinbühl Nordwest (An den Rampen)
- 162 – Steinbühl Südwest (Leibnizstr.)
- 163 – Steinbühl Südost (Schwannstr.)
Die Gemarkung Steinbühl umfasst auch Teile der Bezirke Tafelhof, Galgenhof und Gugelstraße.[3]
Statistische Nachbarbezirke | |||||||||
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Geschichte
BearbeitenDer Name Steinbühl leitet sich ab von Bühl für Hügel und einem möglicherweise darauf erbauten Sitz der Herren von Stein (Breitenstein) aus dem 13. Jahrhundert.[4] Möglicherweise besaß die Patrizierfamilie Pfinzing um 1330 den Ort. Ein ummauertes Herrenhaus wurde wohl erst gegen 1517 erbaut, als Sebald Gartner der Stadt das Öffnungsrecht im Kriegsfall einräumte.[5] Seit 1548 gehörte der Sitz häufig wechselnden Nürnberger Familien, Lehnsherren blieben aber noch länger die Herren von Breitenstein, bis sie 1608 wegen Überschuldung ihre sämtlichen Lehen an den Nürnberger Rat veräußerten (und 1666 ausstarben). Von 1689 bis 1804 gehörte das Gut der Kaufmannsfamilie Weller. In den späten 1680er Jahren lebte die aus Österreich emigrierte Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg im Obergeschoss des Herrenhauses, während im Erdgeschoss die Schule untergebracht war. Der in der Wiesenstraße 19 gelegene, zuletzt sehr heruntergekommene Herrensitz wurde 1945 zerstört. Ob daneben noch ein zweiter Herrensitz im Bereich Wiesenstraße/Heynestraße 14 existierte, der im 18. Jahrhundert verschwand, ist fraglich.[6]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Steinbühl 35 Anwesen. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was aber vom brandenburg-ansbachischen Oberamt Schwabach bestritten wurde. Grundherren waren die Deutschordenskommende Nürnberg (6 Häuser); die Reichsstadt Nürnberg: Mendelsche Zwölfbrüderstiftung (5 Häuser), Peter-und-Paul-Stiftung (1 Haus); Nürnberger Eigenherren von Behaim (3 Häuser), von Fürer (1 Schlösslein, 1 Bleistiftfabrik, 2 Schankstätten, 1 Badhaus, 6 Häuser), von Haller (4 Häuser), von Harsdorf (2 Häuser), von Holzschuher (1 Gütlein), von Kreß (1 Haus), von Peller (1 Haus), von Petz (1 Haus).[7]
1796 ging Steinbühl an Preußen, 1806 an Bayern.[4] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Steinbühl gebildet, zu der Tafelhof gehörte. Im selben Jahr entstand die Ruralgemeinde Steinbühl, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Nürnberg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Fürth. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden 11 Anwesen von 1822 bis 1836 dem Patrimonialgericht (PG) Haimendorf, 3 Anwesen von 1823 bis 1835 dem PG Leyh und 1 Anwesen von 1823 bis 1836 dem PG Nemsdorf. 1825 wurde Tafelhof nach Nürnberg eingegliedert. Ab 1862 gehörte Steinbühl zum Bezirksamt Nürnberg. Die Gerichtsbarkeit liegt seit 1880 beim Amtsgericht Nürnberg. Die Finanzverwaltung wurde 1865 vom Rentamt Nürnberg übernommen (1920 in Finanzamt Nürnberg umbenannt).[8][9] Am 1. Januar 1865 wurde Steinbühl nach Nürnberg eingemeindet.[10]
Ab 1889 entstanden die großen Fabrikanlagen an der Landgraben-, Gugel- und Humboldtstraße. Um 1893/94 wurde die Christuskirche erbaut. Durch die starken Zerstörungen Steinbühls im Zweiten Weltkrieg sind nur Teile der alten Gebäude der Gründerzeit erhalten geblieben. Auch das Steinbühler Schlösschen wurde bei den Bombenangriffen Anfang 1945 zerstört.[11]
Baudenkmäler
Bearbeiten- Eisenbahnbrücke über den Ludwig-Donau-Main-Kanal
- Kopfbau des ehemaligen Zählerwerkes der Siemens-Schuckert-Werke
- Evangelisch-lutherische Pfarrkirche (Christuskirche)
- Ehemaliges evangelisch-lutherisches Pfarrhaus Steinbühl, jetzt Mietshaus
Einwohnerentwicklung
BearbeitenGemeinde Steinbühl
Jahr | 1818 | 1824 |
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Einwohner | 1028 | 997 |
Häuser[12] | 103 | 62 |
Quelle | [13] | [8] |
Ort Steinbühl
Jahr | 1818 | 1824 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1871 | 1885 |
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Einwohner | 569 | 535 | 646 | 845 | 928 | 1091 | 2405 | 6641 |
Häuser[12] | 54 | 36 | 66 | 370 | ||||
Quelle | [13] | [8] | [14] | [15] | [15] | [16] | [17] | [18] |
Schulen
Bearbeiten- Melanchthonschulhaus (erbaut 1898–1900)
- Schulhaus in der Wiesenstraße (erbaut 1876)
Religion
BearbeitenDer Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Lorenz (Nürnberg) gepfarrt,[7] seit Ende des 19. Jahrhunderts ist die Pfarrei Christuskirche zuständig. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Ludwig gepfarrt.
Literatur
Bearbeiten- Helmut Beer: Steinbühl. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 1038 (online).
- Johann Kaspar Bundschuh: Steinbühl. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 430 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 175 (Digitalisat). Ebd. S. 244 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Steinbühl. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 535 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Steinbühl in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
- Steinbühl im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Bezirksdatenblatt Nürnberg – Statistischer Bezirk 16 Steinbühl, Stand 2021 (PDF; circa 120 kB)
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ Steinbühl im BayernAtlas
- ↑ a b Stadtplandienst. Stadt Nürnberg, abgerufen am 12. Oktober 2014.
- ↑ a b H. Beer: Steinbühl, S. 1038.
- ↑ Steinbühl II auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- ↑ Steinbühl I auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 175.
- ↑ a b c H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 244.
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 63 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
- ↑ Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- ↑ a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 und 1824 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1885 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 89 (Digitalisat). Für die Gemeinde Steinbühl zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Tafelhof (S. 90).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 209 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 181, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1066, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1144, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1082 (Digitalisat).