„Liste geflügelter Worte/D“ – Versionsunterschied

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→‎Da liegt der Hase im Pfeffer: "Falsche" Erklärung
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:„Der Professor der Poesie und Beredsamkeit nahm eine Prise, klappte die Dose zu, räusperte sich und sprach feierlich: ‚Hochzuverehrende Herren und Damen! merken Sie denn nicht, wo der Hase im Pfeffer liegt? Das Ganze ist eine Allegorie - eine fortgeführte Metapher! - Sie verstehen mich! - [[Sapienti sat]]!‘“
 
Die Redewendung '''"Da liegt der Hase im Pfeffer"''' wird einerseits dazu gebraucht, um darauf hinzuweisen, daß durch eine besondere Schwierigkeit, die leicht zu übersehen ist, die gestellte Aufgabe nicht wie üblich abgearbeitet werden kann oder darf: "...da ist zwar eine Treppe, aber die ist morsch; und genau da liegt der Hase im Pfeffer! Wir müssen anders auf den Dachboden kommen." Andererseits wird der Ausspruch benutzt, wenn man das bisher übersehene, aber wohl entscheidende Detail entdeckt hat: "... also da liegt der Hase im Pfeffer! Der Übersetzer hat Landmeilen mit Seemeilen verwechselt!" (siehe ähnlich E.T.A. Hoffmann-Zitat). Die Redewendung weist nicht auf etwas Einfaches, Allgemeines oder Offensichtliches hin (Widerspruch zu ''Pfeffer'' als allgegenwärtiger Hasenkot). Abwegig ist auch eine Benutzung im Sinne von "da landet der Hase am Ende doch auf dem Tisch".
:Erklärung: Wenn ein Hase in einem Haufen Pfeffer liegt und sich ruhig verhält, kann er von den besten Jagdhunden nicht durch Riechen gefunden werden, auch wenn sie seiner Spur genau folgen. Am Pfeffer ist Schluß. Es bedarf eines besonders aufmerksamen und erfahrenen Jägers, um diesen Hasen möglicherweise sogar an den versagenden Hunden zu erahnen, ihn zu finden und ohne die übliche Hilfe der Hunde auf andere Weise zu erlegen. Wenn "Experten und Spezialisten" durch routinierte Inaugenscheinnahme zu einem schnellen Urteil ("Unmöglich! Geht nicht!") kommen, kann da trotzdem noch "ein Hase im Pfeffer liegen".
:Pfeffer ist in diesem Sinne auch ein Synonym für eine sinnvernebelde Fassade, hinter der sich Unidentifizierbares verbirgt (siehe [[Hasenpfeffer]], der ,ohne Gewürzpfeffer, aus minderwertigen Reststücken besteht). Dies wird zwar in der historischen Erklärung mit der oberdeutschen Pfefferbrühe angedeutet, erklärt aber nicht die Redensart. Zu Zeiten des Johann Christoph Adelungs oder Friedrich Schillers kann mit ''Pfeffer'' mangels allgemeiner Verfügbarkeit kaum Gewürzpfeffer als Speisezutat in der bürgerlichen Küche gemeint sein. Sein extremer Geruch und Geschmack war aber sicher weithin aus Berichten (spätestens seit Marco Polo) ebenso bekannt wie seine Wirkung auf Hundenasen. Daraus tatsächliche oder hypothetische Abwehrstrategien gegen Hundeverfolgung abzuleiten, wäre ebenso leicht wie diese Handlungsweisen einem raffinierten Hasen anzudichten. Warum allerdings ein in (Gewürz-) Pfefferbrühe eingemachter Hase der "wahre Grund des Übels" ist, kann ohne weitere Erklärung nicht nachvollzogen werden.
 
Andere Interpretationen und Erklärungen sind zwar literarisch belegbar aber nicht schlüssig.
 
Die Redensart ist ähnlich zu verwenden wie der "(versteckte/entdeckte) Haken an der Sache" und ist klar von "des Pudels Kern" abzugrenzen. Letzterer, frei übersetzt als "Inhalt/Zweck der Scharade/Tarnung/Hülle", diente [[Johann Wolfgang von Goethe]] als Variante eines "trojanischen Pferdes", mit dessen Hilfe sich [[Mephisto (Faust)|Mephisto]] die Aufmersamkeit des [[Faust. Eine Tragödie.|Faust]] verschafft. Der "springende Punkt" schlägt eine andere Wichtigkeit in der Beurteilung von bekannten Umständen vor. Ein erkannter "Hase im Pfeffer" kann ein "springender Punkt" werden aber nicht umgekehrt.
 
== Da liegt der Hund begraben ==