„Franz Ferdinand von Österreich-Este“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
=== Kindheit und Jugend ===
Franz Ferdinand, in seinen jüngeren Jahren nur als Erzherzog Franz bezeichnet, war Sohn von [[Karl Ludwig von Österreich]], dem zweitältesten der drei Brüder von Kaiser [[Franz Joseph I.]], und Prinzessin [[Maria Annunziata von Neapel-Sizilien]]. Als er acht Jahre alt war, starb seine Mutter. Die Sommer verbrachte er bei [[Reichenau an der Rax]] in der [[Villa Wartholz]] oder in [[Schloss Artstetten]] in Niederösterreich. Mit seinem Cousin [[Rudolf von Österreich-Ungarn|Rudolf]], dem österreichisch-ungarischen [[Kronprinz]]en, war er eng befreundet. Zu seiner Stiefmutter [[Marie Therese von Portugal]] entwickelte er ein enges Verhältnis; sie heiratete seinen Vater, als Franz Ferdinand neuneinhalb Jahre alt war. Später stand sie auch in der Krise um seine nicht standesgemäße Heirat im Unterschied zu seinen Verwandten zu ihm.
 
=== Erbschaft d’Este ===
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{{Siehe auch|Österreich-Este}}
 
Erzherzog [[Franz V. (Modena)|Franz V. von Österreich-Este]], bis 1859 [[Herzog]] von [[Modena]], [[Massa (Toskana)|Massa]], [[Carrara]] und [[Guastalla]] († 20. November 1875), bot dem Vater von Franz Ferdinand an, einen seiner Söhne als Erben einzusetzen – unter der Bedingung, dass dieser den Namen [[Este (Familie)|Este]] annehmen und innerhalb von zwölf Monaten leidlich [[Italienische Sprache|Italienisch]] lernen solle. Karl Ludwig informierte seine beiden älteren Söhne davon (Erzherzog [[Ferdinand Karl von Österreich (1868–1915)|Ferdinand Karl]] war noch zu jung), wobei Erzherzog Otto das Ansinnen, die italienische Sprache zu erlernen, strikt ablehnte. Franz Ferdinand hingegen verpflichtete sich dazu.
 
Nachdem der Kaiser seine Erlaubnis erteilt hatte, wurde „-Este“ seinem habsburgischen Namen angefügt und er erhielt Italienischunterricht. Das Erlernen des Italienischen fiel ihm allerdings sehr schwer. Er übertrug seine Abneigung gegen die Sprache auch auf die Italiener und besichtigte in der Folge niemals seine ausgedehnten Besitzungen in [[Oberitalien]]. Laut Testament durfte er das Erbe nicht veräußern. Nach der Ermordung des Thronfolgers im Jahr 1914 ging der Name Österreich-Este auf Franz Ferdinands Großneffen, [[Robert von Österreich-Este|Erzherzog Robert]], über, den Sohn des späteren Kaisers [[Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]] Ein Großteil des Este-Archivs ist allerdings in [[Schloss Artstetten]] geblieben.
 
=== Ausbildung ===
Unterrichtet wurde er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder [[Otto Franz Joseph von Österreich|Otto Franz Joseph]] privat unter Leitung des Grafen [[Ferdinand Christoph Eberhard von Degenfeld-Schonburg|Ferdinand von Degenfeld-Schonburg]] (1835–1892).
 
Franz Ferdinands Stiefmutter [[Marie Therese von Portugal]] suchte dann neue Lehrer und gewann den Historiker [[Onno Klopp]], der den Erzherzog sechs Jahre lang, von 1876 bis 1882, in Geschichte unterrichtete, und den [[Propst]] [[Godfried Marschall]]. Beide gewannen großen Einfluss auf den jungen Erzherzog und prägten seine Lebenseinstellung entscheidend. Klopp beeinflusste den jungen Mann, indem er ihm ein übersteigertes habsburgisches Sendungsbewusstsein vermittelte, hielt ihm Vorträge hinsichtlich seiner hohen Berufung und des [[Gottesgnadentum]]s. Seinem neuen Religionslehrer Marschall gelang es, die Zuneigung Franz Ferdinands zu erringen. Marschall, der 1880 Propst der [[Votivkirche Wien|Wiener Votivkirche]] und 1901 [[Weihbischof]] in Wien wurde, war viele Jahre engster Freund und Berater Franz Ferdinands und hatte großen Einfluss auf ihn. Das Vertrauensverhältnis zerbrach später aufgrund der [[Morganatische Ehe|morganatischen Ehe]] des Thronfolgers.<&lt;ref>&gt;Friedrich Weissensteiner: ''Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher''. Österr. Bundesverlag, Wien 1983, S. 65–68.<&lt;/ref>&gt;
 
=== Jagd ===
[[Datei:Franz Ferdinand von Österreich-Este auf Elefantenjagd 1893.jpg|miniatur|„Der erste Elefant“ – Franz Ferdinand vor einem erlegten Elefanten, während seiner Weltreise 1893 in Kalawewa, [[Ceylon]], Fotoaufnahme von Eduard Hodek junior]]
Franz Ferdinand erlegte bereits mit neun Jahren sein erstes Wild. Die Jagd wurde später seine große Leidenschaft,<&lt;ref>&gt;[[Friedrich Weissensteiner]]: ''Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher''. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, S.&amp;nbsp;52–59.<&lt;/ref>&gt; wobei er ein extrem guter Schütze gewesen sein soll.<&lt;ref>&gt;Linhart berichtet (unter Verweis auf „Mit Gmunden kann Borneo nicht mithalten“) von einem Wettbewerb mit Kunstschützen Buffalo Bill in Wien, den Franz Ferdinand gewann in LB. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', 16. Juli 2013, S. 30.<&lt;/ref>&gt; Er unterhielt mehrere große Jagdreviere. Wie aus den vollständig erhaltenen Schusslisten hervorgeht, erlegte Franz Ferdinand im Laufe seines Lebens 274.889 Stück Wild.<&lt;ref>&gt;Wladimir Aichelburg: ''Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und Artstetten.'' Lehner, Wien 2000, ISBN 3-901749-18-7, S.&amp;nbsp;32.<&lt;/ref>&gt; Darunter bei Großwildjagden auf seinen langen Weltreisen viele exotische Tiere wie Tiger, Löwen und Elefanten. Allein im Jahr 1911 erlegte er 18.799 Stück Wild,<&lt;ref>&gt;Wladimir Aichelburg: ''Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und Artstetten.'' Lehner, Wien 2000, ISBN 3-901749-18-7, S.&amp;nbsp;33.<&lt;/ref>&gt; „Tagesrekord“ waren an einem Junitag 1908 2763 [[Lachmöwe]]n.<&lt;ref>&gt;[[Gerhard Roth (Autor)|Gerhard Roth]]: ''Eine Reise in das Innere von Wien.'' Essays. S. Fischer, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-10-066045-5, S.&amp;nbsp;182.<&lt;/ref>&gt; Er galt seit den frühen 1890er Jahren als einer der besten Schützen der Welt.<&lt;ref>&gt;Wolfram G. Theilemann: ''Adel im grünen Rock. Adliges Jägertum, Grossprivatwaldbesitz und die preussische Forstbeamtenschaft 1866–1914.'' Akademie Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-003556-0, S.&amp;nbsp;73.<&lt;/ref>&gt; Seine riesige Trophäensammlung befindet sich noch heute auf [[Schloss Konopiště]]. In Schloss Artstetten sind jene Münzen, die er nach einer Wette während seiner Indienreise mit der gleichen Flinte traf, zu sehen.
 
Die „ans Süchtige grenzenden Leidenschaft“<&lt;ref name="&quot;Franzel60"&quot; />&gt; wird übereinstimmend als eine der dunkelsten Seiten im Persönlichkeitsbild Franz Ferdinands wahrgenommen<&lt;ref>&gt;Friedrich Weissensteiner: ''Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher.'' Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, S.&amp;nbsp;224.<&lt;/ref><&gt;&lt;ref name="&quot;Franzel60">&quot;&gt;[[Emil Franzel]]: ''Franz Ferdinand d’Este. Leitbild einer konservativen Revolution.'' München 1964, S. 60.<&lt;/ref>&gt; und von Historikern als „feudale Massenschlächterei“<&lt;ref>&gt;Wolfram G. Theilemann: ''Adel im grünen Rock. Adliges Jägertum, Grossprivatwaldbesitz und die preussische Forstbeamtenschaft 1866–1914.'' Akademie Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-003556-0, S.&amp;nbsp;140.<&lt;/ref>&gt; als „Wildschlächterei, Aasen, Massenmord“<&lt;ref name="&quot;Franzel60"&quot; />&gt; oder als „pathologische Schießwut“ bezeichnet, bei der er mit „rücksichtsloser Energie“ vorging.<&lt;ref>&gt;Gerd Holler: ''Franz Ferdinand von Österreich-Este.'' Ueberreuter, Wien 1982, ISBN 3-8000-3182-5, S.&amp;nbsp;41.<&lt;/ref>&gt; [[Paul Sethe]] analysierte, dass Franz Ferdinand darin „Kind der Verfallserscheinungen seiner Zeit“ war, „daß ihm die Zahl, das Massenhafte wichtiger ist als die Freude am Pirschgang ...“<&lt;ref>&gt;[[Paul Sethe]]: ''Das machte Geschichte. Panoramen aus einem Jahrhundert.'' Scheffler, Frankfurt am Main 1969, S.&amp;nbsp;42.<&lt;/ref>&gt;
 
Anzumerken ist allerdings, dass der Thronfolger zumeist als Ehrengast bei Jagden eingeladen war und die Treiber das Wild zu seinem Schießplatz dirigierten. Gleichzeitig entwickelte er starkes Umweltbewusstsein und förderte zahlreiche ökologische Projekte auf seinen Gütern.<&lt;ref>&gt;Wladimir Aichelburg "&quot;Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich Este 1863-1914"&quot;. Verlag Berger, ISBN 978-3-85028-625-1.<&lt;/ref>&gt;
 
=== Vor der Thronfolge ===
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Ab 1878 erhielt Franz Ferdinand eine militärische Ausbildung, die ihn durch die ganze Monarchie führte: Er war bei der [[Landstreitkräfte Österreich-Ungarns 1867–1914|Infanterie]] in Böhmen, den [[K.u.k. Husaren|Husaren]] in [[Königreich Ungarn|Ungarn]] und den [[K.u.k. Dragoner|Dragonern]] in [[Oberösterreich]]. 1889 schenkte ihm sein Vater [[Schloss Artstetten]] in Niederösterreich, wo sich heute ein Museum für Franz Ferdinand befindet. 1899 wurde er zum [[General der Kavallerie]] befördert; außerdem führte er den [[Admiral]]srang. Während seiner Militärzeit erkrankte er mehrmals an Lungen[[tuberkulose]], an der schon seine Mutter gestorben war, und musste im Herbst 1895 sogar vorübergehend aus dem aktiven Dienst scheiden.
 
1892/1893 unternahm er auf ärztlichen Rat mit großem Gefolge eine Weltreise auf dem Torpedorammkreuzer ''[[SMS Kaiserin Elisabeth]]''. Offiziell wurde die Reise als [[Forschungsreise|wissenschaftliche Expedition]] deklariert, damit sie die Gerüchte über die angegriffene Gesundheit des Erzherzogs zum Verstummen brachte.<&lt;ref>&gt;Friedrich Weissensteiner: ''Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher'', Öst. Bundesverlag, Wien 1983, S. 85–88.<&lt;/ref>&gt; Die Reise führte ihn von [[Triest]] nach [[Britisch-Indien|Indien]], [[Indonesien]], [[Australien]], [[Japanisches Kaiserreich|Japan]], [[Kanada]] und [[Nordamerika]]. Seine so entstandenen Eindrücke und Erfahrungen beschrieb er im Buch ''Tagebuch meiner Reise um die Erde'' ([[Wien]], Alfred Hölder, 1895). Dieses Tagebuch, das in Schloss Artstetten aufbewahrt wird, zeigt deutlich, welchen Einfluss die Weltreise auf seine späteren politischen Ideen nahm. Unter anderem war er überzeugt, dass nur ein föderalistisches System den Vielvölkerstaat am Leben zu erhalten vermöge und Österreich unbedingt eine stärkere Marine brauche, um sich politisch international zu betätigen.<&lt;ref>&gt;Wladimir Aicheburg: ''Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich Este 1863–1914.'' Verlag: Berger &amp; Söhne, Ferdinand (3. Februar 2014), ISBN 978-3-85028-625-1.<&lt;/ref>&gt; 14.000 [[Ethnologie|ethnologische]] Objekte dieser Reise befinden sich heute im [[Weltmuseum Wien]]. In den Wintern 1895 und 1896 unternahm er weitere ausgedehnte [[Kur]]aufenthalte, unter anderem in [[Ägypten]], und erholte sich entgegen vielen Erwartungen von seiner Krankheit.
 
Nach dem [[Suizid]] seines Cousins [[Rudolf von Österreich-Ungarn|Kronprinz Rudolf]] auf [[Schloss Mayerling]] am 30. Jänner 1889 und dem Tod seines Vaters [[Karl Ludwig von Österreich|Karl Ludwig]], 1896, war Franz Ferdinand nach den habsburgischen Hausgesetzen österreichisch-ungarischer Thronfolger seines regierenden Onkels [[Franz Joseph&amp;nbsp;I.]] Mehrere Versuche, ihn standesgemäß zu verheiraten, unter anderem mit der verwitweten [[Stephanie von Belgien|Kronprinzessin Stephanie]] oder der sächsischen [[Mathilde von Sachsen|Prinzessin Mathilde]], schlugen fehl.
 
=== Heirat mit Sophie Chotek ===
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Am 1. Juli 1900 heiratete Franz Ferdinand [[Sophie Chotek von Chotkowa|Sophie Gräfin Chotek]], [[Hofdame]] von [[Friedrich von Österreich-Teschen|Erzherzog Friedrich]] und dessen Gattin [[Isabella von Croy-Dülmen]] und Tochter eines böhmischen Grafen, die anlässlich der Hochzeit vom Kaiser zur Fürstin von Hohenberg und 1909 zur Herzogin von Hohenberg erhoben wurde.
 
Trotz ihrer Herkunft aus dem [[Böhmen|böhmischen]] Uradel (''siehe'' [[Chotek von Chotkow]]) galt sie als den [[Habsburger]]n nicht [[Ebenbürtigkeit|ebenbürtig]]; außerdem wurde sie von ihr nicht wohlgesinnten Höflingen als schlicht, herb, selten lächelnd, dienstwillig, hausfraulich, bescheiden und buchstabengetreu gottesfürchtig wahrgenommen. Da sich Kaiser [[Franz Joseph&amp;nbsp;I.]] nicht dazu überwinden konnte, ihre Familie in die Liste der ebenbürtigen Geschlechter aufzunehmen, erlaubte er nach langem Widerstreben nur eine [[Morganatische Ehe|morganatische Heirat]] unter der Bedingung, dass Sophie nicht „die künftige Kaiserin-Gemahlin“, sondern nur „Gemahlin des künftigen Kaisers“ werde und die späteren Nachkommen des Paares, die den Familiennamen ''von Hohenberg'' trugen, keinen Anspruch auf den Thron hätten.
 
Aus einer von ihm in Auftrag gegebenen Studie geht hervor, dass Franz Ferdinand seine morganatische Ehe durch Historiker insoweit begründen ließ, dass die üblichen interfamiliären Eheschließungen sich gesundheitlich auf die Nachkommen auswirken. Erstaunlich ist auch die Auswahl des Namens Hohenberg, der mit Gertrude von Hohenberg als Frau des Kaisers Rudolf I. ganz am Anfang der Habsburgermonarchie auftaucht und schließlich wieder ganz am Ende der gleichen Monarchie zu Prominenz gelangt. Im Kreis der näheren Familie wird die Namenswahl als ein Akt der Zuwendung von Kaiser Franz Joseph und der Erneuerung interpretiert.<&lt;ref>&gt;Archiv Schloss Artstetten, Privat-Korrespondenz Herzog Max v. Hohenberg<&lt;/ref>&gt;
 
Franz Ferdinand unterzeichnete am 28. Juni 1900 in einem offiziellen Akt die Kenntnisnahme der Nichtebenbürtigkeit seiner Braut und den Thronverzicht für seine Nachkommen aus der geplanten morganatischen Ehe in der Wiener [[Hofburg]] in Gegenwart des Kaisers und zahlreicher höchster Würdenträger.<&lt;ref>&gt;[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&amp;datum=19000629&amp;seite=1&amp;zoom=33 ''Amtlicher Theil''.] In: Tageszeitung ''Wiener Zeitung'', Wien, Nr. 147, 29. Juni 1900, S. 1.<&lt;/ref><&gt;&lt;ref>&gt;[[Christopher Clark]]: ''Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog.'' Deutsche Verlagsanstalt, München 2013, S. 152–152.<&lt;/ref>&gt;
 
Diese strengen erbrechtlichen Vorschriften galten nur für Österreich. In Böhmen und Ungarn hingegen hätten Sophie durchaus Königin und ihre Kinder Thronerben werden können. Franz Ferdinand verzichtete in seiner Erklärung auf diese Ansprüche allerdings in Hinblick auf die Einheit des Reiches.<&lt;ref>&gt;Friedrich Weissensteiner: ''Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher.'' Öst. Bundesverlag, Wien 1983, S. 114–138.<&lt;/ref>&gt;
 
Die Hochzeit mit Sophie brachte Franz Ferdinand in einen großen Konflikt mit seinen Verwandten. Franz Ferdinands jüngere Brüder Otto und Ferdinand Karl erschienen nicht zur Hochzeit, ebenso wenig die Schwester [[Margarete Sophie von Österreich|Margarete Sophie]]. Auf dem Hochzeitsfoto, das auf [[Schloss Artstetten]] zu sehen ist, wird der kleine Kreis der Gäste gezeigt. Die weitgehende Verachtung und Demütigung lässt sich daran messen, dass bei Hochzeiten anderer Thronfolger oder Monarchen eine opulente Zeremonie in Anwesenheit von Vertretern vieler anderer herrschenden Häuser üblich war. Aus seiner weitverzweigten Familie nahmen nur seine Stiefmutter [[Maria Theresa von Portugal| Maria Theresa]] mit ihren beiden Töchtern [[Maria Annunziata von Österreich| Maria Annunziata]] und [[Elisabeth Amalie von Österreich| Elisabeth Amalie]] teil.
 
[[Datei:Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Herzogin Sophie von Hohenberg (Hofatelier Kosel).jpg|miniatur|Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin<&lt;br />&gt;([[Hermann Clemens Kosel|Hofatelier Kosel]], um 1914)]]
Die Eheleute dürften ihren Entschluss zur Heirat nie bereut haben, trotz dieser und vieler weiteren Demütigungen. So war es Sophie laut dem strengen Hofprotokoll nicht erlaubt, bei offiziellen Anlässen an der Seite ihres Mannes zu erscheinen. Während Franz Ferdinand als Thronfolger gleich hinter dem Kaiser kam, musste Sophie sich noch nach den verschiedenen Hofdamen und Würdenträgern der Monarchie einreihen. In seiner Funktion als Generalinspektor der bewaffneten Macht durfte Franz Ferdinand als Offizier mit seiner Frau aber gemäß Protokoll gemeinsam auftreten. Die Eheleute nutzten diese Lücke im sonst strengen Protokoll der Monarchie, tragischerweise auch in Sarajevo 1914.
 
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Franz Ferdinand und Sophie waren damit die Stammeltern der in Österreich bis 1919 hochadeligen Familie [[Hohenberg (österreichisches Adelsgeschlecht)|Hohenberg]].
Die Familie hatte ihren Sitz im [[Schloss Belvedere]] in [[Wien]], ihre Sommerresidenz war [[Schloss Konopiště]] in [[Böhmen]], das Ende 1918 vom [[Tschechoslowakei|tschechoslowakischen Staat]] entschädigungslos enteignet wurde. Die Kinder wurden dann nach Österreich übersiedelt. Der Schwager des Thronfolgers, Graf Thun-Hohenstein, wurde ihr gesetzlicher Vormund und verhandelte in ihrem Namen mit Kaiser Karl I. den rechtlichen Austritt aus dem Familienfonds. Der Hauptsitz der Nachkommen wurde Schloss Artstetten in Niederösterreich. Der älteste Sohn, Max Hohenberg, wurde ein Rechtsvertreter Otto Habsburg-Lothringens in Österreich.<&lt;ref>&gt;Wladimir Aichelburg: ''Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este''. Verlag Berger, Horn und Wien 2014. ISBN 978-3-85028-624-4.<&lt;/ref>&gt;
 
== Politik ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 136-C0681, Süddeutschland, Kaisermanöver, Erzherzog Franz Ferdinand.jpg|miniatur|Franz Ferdinand (rechts) bei einem Kaisermanöver 1909]]
 
Obwohl er offiziell nie an der Führung der Doppelmonarchie [[Österreich-Ungarn]] beteiligt war, wirkte Franz Ferdinand aktiv an der kaiserlichen Politik mit. Dazu residierte er mit einem Beraterstab –&amp;nbsp;der sogenannten „Militärkanzlei“, deren Leiter [[Alexander von Brosch-Aarenau]] und sein Nachfolger [[Carl von Bardolff]] waren&amp;nbsp;– im Schloss [[Schloss Belvedere|Belvedere]]. Nach seiner Thronbesteigung hätte er den Namen ''Franz&amp;nbsp;II.'' gewählt. Er forcierte den militärischen Aufbau der Streitkräfte ([[Gemeinsame Armee|gemeinsames Heer]] und [[Österreichische Marine|Kriegsmarine]]) und plante die Stärkung der Zentralmacht und die Schwächung des [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|Dualismus]].
 
=== Trialismus – Föderalismus – Zentralismus ===
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Der „[[Trialismus]]“ (Österreich-Ungarn-Südslawien) hatte neben kroatischen konservativen Kreisen zeitweise auch Franz Ferdinand als Förderer; es entwickelten sich dessen Reformpläne aber bald in die Richtung einer umfassenden [[Föderalismus|Föderalisierung]]. Seine gegen Ungarn gerichteten Pläne bezogen sich in erster Linie auf die ungarischen Nationalitäten, nicht weil sie sozial und politisch benachteiligt waren, sondern weil er sie für staatstreu hielt. Dieses Ziel konnte der vorerst von Franz Ferdinand favorisierte Kronländerföderalismus, der keinerlei Rücksicht auf ethnische Verhältnisse nahm, jedoch kaum verwirklichen.
 
Schließlich wurde der Thronfolger zum Kristallisationspunkt der [[Vereinigte Staaten von Groß-Österreich|großösterreichischen Bewegung]], die eine Föderalisierung aller Völker des Reiches auf ethnischer Grundlage vorsah, obwohl er deren prononciertester ideologischer Stütze, dem Föderalisierungskonzept [[Aurel Popovici|Popovicis]], letztlich auch nicht völlig zustimmen konnte. Franz Ferdinand legte sich technisch nie auf einen dieser Pläne fest, seine Absichten widersprachen einander manchmal und waren häufig verschwommen. Er verfolgte eine Mischung zwischen einem ethnischen und einem historisch-traditionellen Föderalismus, kam zuweilen wieder auf den Trialismus zurück und vertrat eine Art von verwässertem Zentralismus.<&lt;ref>&gt;[[Robert A. Kann]]: ''Das Nationalitätenproblem der Habsburgermonarchie. Geschichte und Ideengehalt der nationalen Bestrebungen vom Vormärz bis zur Auflösung des Reiches im Jahre 1918.'' Band 2: ''Ideen und Pläne zur Reichsreform.'' Böhlau, Graz/Köln 1964, S.&amp;nbsp;193–197.<&lt;/ref>&gt; Ergänzend zum politischen Archiv der Militärkanzlei im [[Österreichisches Staatsarchiv|Hof- und Staatsarchiv]] findet sich auf Schloss Artstetten eine weit reichende Dokumentation über seine Pläne und jene seiner Berater.
 
=== Stärkung der Wehrkraft ===
Der Thronfolger wurde vom Kaiser am 29. März 1898 als Offizier „zur Disposition Meines Oberbefehls“ gestellt; der Kaiser räumte ihm einen eigenen militärischen Stab ein und kündigte an, Franz Ferdinand werde nun „reichlichen Einblick in alle Verhältnisse der Wehrmacht zu Lande und zur See gewinnen, welcher dem allgemeinen Wohle dereinst zum Besten gereichen soll“.<&lt;ref>&gt;''Allerhöchstes Handschreiben'' vom 29. März 1898. In: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&amp;datum=18980401&amp;seite=1&amp;zoom=33 ''Amtlicher Teil''.] In: Tageszeitung ''Wiener Zeitung'', Nr. 75, 1. April 1898, S. 1.<&lt;/ref>&gt;
 
Von 1906 an baute [[Alexander von Brosch-Aarenau#Politisches Wirken|Alexander Brosch]] als Flügeladjutant für Franz Ferdinand dessen Militärkanzlei zu einem Beobachtungs- und Beeinflussungsinstrument für die gesamte Politik der Doppelmonarchie aus; sie wurde von Kritikern als Nebenregierung bezeichnet.
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Als Conrad 1911 wegen der Verfolgung von [[Präventivkrieg]]splänen gegen Serbien vom Kaiser enthoben wurde, bewirkte der Thronfolger, dass er 1912 in sein Amt zurückkehren konnte. Allerdings war Franz Ferdinand ein Gegner des unüberlegten militärischen Dreinschlagens und wollte einen Krieg mit [[Russisches Kaiserreich|Russland]] vermeiden, damit „der Zar und der Kaiser von Österreich sich nicht gegenseitig vom Thron stürzen und der Revolution den Weg freimachen“. Dabei trat er immer wieder in Gegensatz zu Conrad, der ein Vertreter von Präventivkriegen war.
 
Auch ein Krieg gegen Serbien wurde von Franz Ferdinand schon 1913 in einem Brief an [[Leopold Graf Berchtold]] abgelehnt: „Führen wir einen Spezialkrieg mit Serbien, so werden wir es in kürzester Zeit über den Haufen rennen, aber was dann? Und was haben wir davon? Erstens fällt dann ganz Europa über uns her (…) und Gott behüte uns, wenn wir Serbien annektieren; ein total verschuldetes Land mit Königsmördern, Spitzbuben etc. Und wo wir noch nicht einmal mit Bosnien fertig werden (…) Und jetzt gibt es meiner Meinung nach nur die Politik, zuzuschauen, wie sich die anderen die Schädel einhauen, sie soviel als möglich aufeinanderhetzen und für die Monarchie den Frieden zu erhalten.“<&lt;ref>&gt;zit. nach Friedrich Weissensteiner: ''Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher.'' Österr. Bundesverlag, Wien 1983, S. 214.<&lt;/ref>&gt;
 
Franz Ferdinand hatte auch wesentlichen Anteil am Ausbau der [[k.u.k. Kriegsmarine]]. Er konnte nach 1900 zahlreiche Schiffsneubauten durchsetzen und war auch für die Einführung von U-Booten ab 1908 verantwortlich.
 
Am Vorabend seines 83. Geburtstags ernannte Kaiser [[Franz Joseph&amp;nbsp;I.]] den Thronfolger am 17. August 1913 zum ''[[Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht]]'' und verfügte, dass die Militärkanzlei Franz Ferdinands nunmehr ''Kanzlei des Generalinspektors der gesamten bewaffneten Macht'' zu heißen habe.<&lt;ref>&gt;''Allerhöchstes Handschreiben'' vom 17. August 1913. In: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&amp;datum=19130820&amp;seite=1&amp;zoom=33 ''Amtlicher Teil''.] In: Tageszeitung ''Wiener Zeitung'', Nr. 192, 20. August 1913, S. 1.<&lt;/ref>&gt;
 
=== Ehrungen und Auszeichnungen ===
[[Datei:HGM Wilhelm Vita Porträt Franz Ferdinand.jpg|miniatur|Franz Ferdinand als Kaiser von Österreich, Porträt von Wilhelm Vita (HGM)]]
Der Thronfolger wurde, oft aus protokollarischen Gründen, mit hohen Orden ausgezeichnet. Er war, wie alle großjährigen Erzherzöge, Träger des [[Orden vom Goldenen Vlies|Goldenen Vlieses]] (des Hausordens der Dynastie Habsburg-Lothringen, der in Österreich rangmäßig über allen anderen Auszeichnungen stand), Ritter des britischen [[Hosenbandorden]]s, Träger des Großkreuzes des königlichen Hausordens von [[Hohenzollern]], Besitzer des japanischen Chrysanthemum-Ordens und diverser Orden der Souveräne von Schweden bis Sizilien und von Spanien bis Bulgarien.
Daneben hat er noch zahlreiche weitere in- und ausländische Orden erhalten.<&lt;ref>&gt;Listen seiner Auszeichnungen (Stand Jänner bzw. November 1913):<&lt;br />&gt;
''Hof- und Staats-Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie für das Jahr 1913'', [http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=shb&amp;datum=1913&amp;page=1074&amp;size=45 Abschnitt ''Genealogie des Allerhöchsten Herrscherhauses'', S. 2.] k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1913.<&lt;br />&gt;
[http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/139085 ''Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung.''] Wien 1914, Band 1, Abschnitt ''Österreichisches Kaiserhaus'', digitale S. 36, 1. und 2. Spalte<&lt;/ref>&gt;
 
=== Vorbereitungen für die Thronbesteigung ===
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Von Brosch und seinem Nachfolger Bardolff wurden in der Militärkanzlei des Thronfolgers sehr detaillierte Pläne für die Thronbesteigung Franz Ferdinands vorbereitet. Sie berücksichtigten, dass er einen vom Herrscher dekretierten Umbau der Doppelmonarchie beabsichtigte, bevor er durch Krönungseide und Ähnliches an die überkommene Ordnung gebunden werden konnte. Davon wäre vor allem die [[Magyaren|magyarische]] Oberschicht stark betroffen gewesen (bei der dann auch die Trauer über seinen Tod sehr gering war). Daher mussten in den Überlegungen loyale Kräfte, die Franz Ferdinand unterstützen würden, ebenso bewertet werden wie erwartete Gegner seines Staatsumbaues von oben, der die bisherigen Verfassungen zur Seite zu schieben beabsichtigte. Hier bekommt wieder das Tagebuch seiner Weltreise Bedeutung.
 
Im so genannten „Sarajevo-Saal“ des Wiener [[Heeresgeschichtliches Museum|Heeresgeschichtlichen Museums]] befindet sich ein besonders kurioses Ölgemälde von [[Wilhelm Vita]]. Das [[Porträt]] zeigt den Erzherzog im weißen [[Uniformrock#Waffenrock|Galawaffenrock]] im [[Dienstgrad|Rang]] eines [[Feldmarschall]]s sowie mit den vier [[Großkreuz]]en des [[Maria-Theresia-Orden]]s, des [[K.u. Sankt Stephans-Orden|k.u. Sankt Stephans-Ordens]] und [[Österreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden|Leopold-Ordens]] sowie des [[Orden der Eisernen Krone (Österreich)|Ordens der Eisernen Krone]]. Es sind dies, mit Ausnahme des Stephans-Ordens, durchwegs Attribute, die Franz Ferdinand als Erzherzog und Thronfolger nicht zustanden, die er aber im Fall einer Thronbesteigung angelegt hätte.<&lt;ref name="&quot;RauchensteinerLitscher">&quot;&gt;[[Manfried Rauchensteiner]], Manfred Litscher (Hrsg.): ''Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien''. Graz/Wien 2000, S. 56 f.<&lt;/ref>&gt;
 
Das Bild stellt demnach Franz Ferdinand als Kaiser dar und mag für den Fall der Thronbesteigung als Vorlage für offizielle Kaiserbilder vorgesehen gewesen sein. Nach der Ermordung des Thronfolgers wurde das zur Utopie gewordene Porträt soweit übermalt. In diesem Zustand wurde das Gemälde vom Heeresgeschichtlichen Museum 1959 erworben und nach Entfernung der Übermalungen der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.<&lt;ref name="&quot;Allmayer">&quot;&gt;[[Johann Christoph Allmayer-Beck]]: ''Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume.'' Salzburg 1981, S. 52.<&lt;/ref>&gt;
 
Ein ähnliches Bild ist in Schloss Artstetten zu sehen. Es wurde für die Hofburg beim tschechischen, zwischen Prag und Paris pendelnden Maler [[Václav Brožík]] bestellt und sollte die ganze kaiserliche Familie nach Protokoll darstellen. Nachdem Kaiser Franz Joseph I. erkrankte, erlaubte sich der Künstler, um seinen Auftrag nicht zu verlieren, eine neue Skizze anzufertigen, in welcher der Thronfolger als Kaiser dargestellt wird. Die endgültige Ausführung unterblieb, da der Künstler am 15. April 1901 starb.<&lt;ref>&gt;Erzherzog Franz Ferdinand Museum Schloss Artstetten. Raum der Militärkanzlei.<&lt;/ref>&gt;
 
== Tod ==
Zeile 112:
[[Datei:Heeresgeschichtliches Museum Wien Attentat in Sarajevo Auto 201703.jpg|mini|In diesem Automobil starben Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie]]
[[Datei:Heeresgeschichtliches Museum Wien Attentat in Sarajevo Auto 201704.jpg|mini|Einschussloch jenes Geschosses, das Sophie Herzogin von Hohenberg traf]]
Im Rahmen von [[Militärmanöver|Manöver]]besuchen hielten sich Franz Ferdinand und seine Frau im Juni 1914 in Bosnien-Herzegowina auf. Am 28. Juni 1914 statteten sie dessen Hauptstadt Sarajevo einen offiziellen Besuch ab. Die Untergrundorganisation „[[Mlada Bosna]]“ plante mit Hilfe von Mitgliedern der serbischen Geheimorganisation „[[Schwarze Hand]]“ zu diesem Anlass ein Attentat. Nach einem zunächst fehlschlagenden Attentat mit einer Handgranate tötete der 19-jährige Schüler [[Gavrilo Princip]] bald danach den Erzherzog und seine Frau mit zwei Pistolenschüssen, wobei der Thronfolger an der Halsvene und der Luftröhre getroffen wurde, kurz darauf das Bewusstsein verlor und verblutete.<&lt;ref>&gt;[[Johann Christoph Allmayer-Beck]]: ''Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal VI – Die k.(u.)k. Armee von 1867–1914.'' Wien 1989, S. 53.<&lt;/ref>&gt;
 
Das Automobil, in dem Franz Ferdinand und seine Frau erschossen wurden, kann im [[Heeresgeschichtliches Museum|Heeresgeschichtlichen Museum]] in Wien besichtigt werden, wobei das Durchschussloch jenes Geschoßes, das Sophie tödlich traf, deutlich zu sehen ist. Ebenso kann die blutüberströmte Uniform des Thronfolgers besichtigt werden (Leihgabe des Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museums, Schloss Artstetten).<ref>[[Manfried Rauchensteiner]], Manfred Litscher (Hrsg.): ''Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien''. Graz, Wien 2000 S. 63.</ref> Die von Franz Ferdinand am Tag seiner Ermordung getragenen Orden und Ehrenzeichen befinden sich hingegen auf [[Schloss Konopiště]]. Das blutbefleckte Kleid der Herzogin von Hohenberg ist ebenfalls erhalten.
 
=== Begräbnis ===
Die Trauerfeiern wurden vom Hof wegen der nicht standesgemäßen Heirat bewusst bescheiden gehalten, die Presse sprach von einem „Begräbnis III.&amp;nbsp;Klasse“.
 
Ein vollständiges Staatsbegräbnis kam für den Thronfolger ohnehin nicht in Frage, dies stand nur dem Monarchen selbst zu. Ansonsten begnügte sich Obersthofmeister [[Alfred von Montenuovo|Fürst Montenuovo]], vom Kaiser nicht daran gehindert, mit einem Minimalprogramm. Für die Herzogin von Hohenberg war die Bestattung in der [[Kapuzinergruft]] nicht möglich. Daher hatte Franz Ferdinand für sich und seine Familie in seinem [[Schloss Artstetten]] eine Gruft errichten lassen.<&lt;ref>&gt;Friedrich Weissensteiner: ''Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher.'' Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, S. 39.<&lt;/ref>&gt; Es wurde versucht, den Adel von einem Trauerzug abzuhalten; die Überführung der Särge nach Artstetten erfolgte ohne Beteiligung (hof)staatlicher Stellen durch die Städtische Bestattung Wiens. Die Beisetzung in der Familiengruft unter der im Schloss Artstetten gelegenen Pfarrkirche fand am 4. Juli im Familienkreis statt.<&lt;ref>&gt;''Landeschronik Niederösterreich''. 2. Aufl. 1994, S. 340, siehe auch [http://geschichte.landesmuseum.net/index.asp?contenturl=http://geschichte.landesmuseum.net/personen/personendetail.asp___ID=1010671483__BPID=2139894335 Biografie] im Personenlexikon des Landes Niederösterreich.<&lt;/ref>&gt;
 
Aus dem Nachlass Franz Ferdinands wurde von seinen Nachfahren im Schloss ein Museum errichtet, das ihn nicht nur als Amtsperson und Würdenträger, sondern auch als Privatmenschen zeigt.
 
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Auto franz ferdinand.jpg|Das Auto, in dem Franz Ferdinand und seine Frau Sophie erschossen wurden ([[Heeresgeschichtliches Museum|Heeresgeschichtliches Museum Wien]])
Uniform and deathbed of Archduke Franz Ferdinand of Austria.jpg|Die blutbefleckte Generalsuniform Franz Ferdinands im Heeresgeschichtlichen Museum
Franz Ferdinand &amp; Sophie's Funeral Ceremony1.jpg|Aufbahrung von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie im [[Konak von Sarajevo]]
Grab von Franz Ferdinand.jpg|Gruft in [[Schloss Artstetten]] mit den Marmorsarkophagen von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie
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=== Politische Folgen des Attentats ===
{{Hauptartikel|Julikrise}}
Wie aus Protokollen von Sitzungen des [[Ministerrat für gemeinsame Angelegenheiten|k.u.k. Ministerrates für gemeinsame Angelegenheiten]] hervorgeht, wollte Österreich-Ungarn Serbien daraufhin mit einem Krieg für immer unschädlich machen, und stellte der serbischen Regierung am 23. Juli 1914 ein äußerst hartes, auf 48 Stunden befristetes [[Ultimatum]], in dem es u.&amp;nbsp;a. die Unterdrückung jeglicher Aktionen und Propaganda gegen die territoriale Integrität der österreichisch-ungarischen Monarchie verlangte und eine gerichtliche Untersuchung des Attentats unter Mitwirkung österreichisch-ungarischer Beamter forderte. Das Ultimatum war bewusst so verfasst, dass ein souveräner Staat es nicht akzeptieren konnte. Das Ultimatum drohte allerdings nur mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und (noch) nicht mit Krieg, eine Feinheit, auf deren Betonung der k.u.k. Außenminister [[Leopold Berchtold|Leopold Graf Berchtold]] großen Wert legte.
 
Serbien antwortete auf das Ultimatum innerhalb der vorgegebenen Frist, akzeptierte es jedoch nicht bedingungslos. Schließlich erklärte Österreich-Ungarn mit deutscher Rückendeckung Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Durch die Bündnisverpflichtungen der damaligen Großmächte wurde so der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] ausgelöst.
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Trotz seiner Reformpläne und seiner unkonventionellen Ehe ist Franz Ferdinand nicht zu einer populären Figur geworden. Dies lag wohl ebenso an der Missgunst all jener, die ihm seine nicht standesgemäße Heirat und seine Reformpläne übelnahmen, wie an seinem als schroff und wenig gewinnend beschriebenen Wesen.
 
Der Wiener Publizist [[Karl Kraus]], der mit ihm zeitweise sympathisierte, formulierte es in seinem Nachruf so: ''Er war kein Grüßer (…) Auf jene unerforschte Gegend, die der Wiener sein Herz nennt, hatte er es nicht abgesehen''.<&lt;ref>&gt;''Franz Ferdinand und die Talente''. In: ''[[Die Fackel]]'', Wien, XVI. Jahr, Nr. 400–403, 10. Juli 1914, S. 1 ff., Zitat auf S. 3 unten<&lt;/ref>&gt;
[[Datei:Ferenc Ferdin%C3%A1nd eml%C3%A9km%C5%B1.jpg|mini|Das Denkmal in Sarajewo]]
Sein bis ins Reaktionäre gehendes Unverständnis gegenüber allen neuen kulturellen Entwicklungen (z.&amp;nbsp;B. gegenüber der Architektur [[Otto Wagner]]s; siehe die 1907 von Franz Ferdinand eröffnete [[Kirche am Steinhof]]) trug zusätzlich zu schlechter Nachrede bei. Es gibt etwa die Überlieferung, dass er bei einer Ausstellung die Meinung geäußert habe, man solle [[Oskar Kokoschka]] ''alle Knochen im Leib brechen.''<&lt;ref>&gt;Otto Hans Ressler: ''„Der“ Wert der Kunst'', Böhlau, Wien 2007, S. 64.<&lt;/ref>&gt;
 
[[Datei:Ferdinand Beer.jpg|mini|hochkant=0.6| Bier der ''Brauerei Ferdinand'' aus Benešov]]
Im Jahr 1912 wurde in Wien [[Landstraße (Wien)|Landstraße]] (3. Bezirk) der ''[[Esteplatz-Viertel|Esteplatz]]'' nach dem Thronfolger benannt. Ebenso wurde die von Franz Ferdinand aus [[Schloss Konopiště|Konopischt (Konopiště)]] nach Beneschau ([[Benešov]]) verlegte [[Ferdinand (Brauerei)|Brauerei Ferdinand]] nach ihm benannt, welche bis heute Bier unter seinem Namen produziert.
 
1917 wurde in Sarajevo ein Denkmal für das ermordete Paar enthüllt. Es wurde 1919 vom [[SHS-Königreich|SHS-Staat]] entfernt.<&lt;ref>&gt;[http://www.zeit.de/2014/27/franz-ferdinand-denkmal-habsburger Alma Hannig, Paul Miller: ''Kein Denkmal für den Toten.'' In: ''Die Zeit'', Hamburg, Nr. 27, 26. Juni 2014].<&lt;/ref>&gt;
 
[[Ludwig Winder]] veröffentlichte 1937 in Zürich einen quellennahen Roman mit dem Titel ''Der Thronfolger''. Er wurde 1984 in Ost-Berlin wiederaufgelegt. [[Marcel Reich-Ranicki]] ließ das Werk im März 1987 in der Reihe „Romane von gestern – heute gelesen“ vorstellen. Eine Wiederauflage brachte 2014 der [[Paul Zsolnay Verlag]] heraus.
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Die 2001 gegründete schottische Band [[Franz Ferdinand (Band)|Franz Ferdinand]] ist nach dem Erzherzog benannt.
 
2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal; dies wurde in zahlreichen Büchern, Dokumentarfilmen etc. thematisiert. Der Journalist Frank Gerbert (*&amp;nbsp;1955) veröffentlichte 2014 ein Buch, in dem er die letzte Reise von Franz Ferdinand mit dem Ende in Sarajewo detailliert nachzeichnete.<&lt;ref>&gt;Frank Gerbert: ''Endstation Sarajevo. Die letzten Tage des Thronfolgers Franz Ferdinand. Eine Spurensuche von Böhmen bis Bosnien.'' Kremayr &amp; Scheriau, Wien 2014, ISBN 978-3-218-00908-9.<&lt;/ref>&gt;
Außerdem bot das Jahr 2014 Anlass zu zahlreichen weiteren neuen Publikationen.
 
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== Schriften (Auswahl) ==
* ''„Die Eingeborenen machten keinen besonders günstigen Eindruck.“ Tagebuch meiner Reise um die Erde 1892–1893.'' Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Frank Gerbert, Kremayr &amp; Scheriau, Wien 2013, ISBN 978-3-218-00862-4.
 
== Literatur ==
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* [[Hertha Pauli]]: ''Das Geheimnis von Sarajevo.'' Zsolnay, Wien/Hamburg 1966; als TB: Bastei Lübbe 63026, Bergisch Gladbach 1978, ISBN 3-404-00886-3.
* [[Justin Stagl]] (Hrsg.): ''Ein Erzherzog reist. Beiträge zu Franz Ferdinands Weltreise.'' Gesellschaft für Kultursoziologie, Eigenverlag der Gesellschaft für Kultursoziologie der Universität Salzburg, Salzburg 2001.
* [[Friedrich Weissensteiner]]: ''Franz Ferdinand, der verhinderte Herrscher.'' Kremayr &amp; Scheriau, Wien/München/Zürich 2007, ISBN 978-3-218-00769-6.
 
== Belletristik ==
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* {{Pressemappe|FID=pe/005486}}
* {{Webarchiv|url=http://www.btinternet.com/~j.pasteur/FFINDEX.html | wayback=20110514082439 | text=Leben und Geschichte Franz Ferdinands.}} (englisch)
* Miklós Horthy: [http://historicaltextarchive.com/books.php?op=viewbook&amp;bookid=9&amp;cid=4 Erinnerungen an Franz Ferdinand.] (englisch)
* [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&amp;datum=19140629&amp;zoom=2 Attentat auf Franz Ferdinand in der österreichischen Presse.] Österreichische Nationalbibliothek
* [http://www.bildarchivaustria.at/Searcharchiv.aspx?txtQuickSearch=Franz+Ferdinand+Oesterreich+Este Bilder von Franz Ferdinand] im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
* [http://www.europeanfilmgateway.eu/node/33/franz%20ferdinand%20efg1914/multilingual:1/showOnly:video Filmaufnahmen von Franz Ferdinand und Wochenschauberichte zu dessen Ermordung auf dem European Film Gateway]
* [http://www.schloss-artstetten.at/ Website des Schlosses Artstetten (bei Pöchlarn, Niederösterreich)]
* Marc von Lüpke: [http://www.spiegel.de/einestages/attentat-in-sarajevo-1914-dilettantischer-mord-loeste-weltkrieg-aus-a-976198.html ''Attentat von Sarajevo – „Wir werden heut’ noch ein paar Kugerln bekommen“''.] In: [[einestages]], 27. Juni 2014
* ''[http://zbw.eu/beta/p20/person/5486 Franz Ferdinand <&lt;Österreich, Erzherzog>&gt;; 1863–1914]'', Eintrag in der [[Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften|Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften]]
 
== Einzelnachweise ==
<&lt;references />&gt;
 
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[[Kategorie:Thronfolger]]
[[Kategorie:Militärperson (Österreich-Ungarn)]]
[[Kategorie:Familienmitglied des Hauses Habsburg-Lothringen]]<&lt;!-- Doppelkategorisierung als Angehöriger dieser Linie und Gründer einer morganatischen Nebenlinie -->&gt;
[[Kategorie:Familienmitglied des österreichischen Adelsgeschlechts Hohenberg]]
[[Kategorie:Ritter des Schwarzen Adlerordens]]