Erlen (Gattung)

Gattung der Familie Birkengewächse (Betulaceae)
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Die Erlen (Alnus) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Die etwa 41 Arten[1] sind, bis auf eine Art, auf der Nordhalbkugel weitverbreitet. In Mitteleuropa sind drei Arten heimisch: die Grün-, die Grau- und vor allem die Schwarz-Erle.

Erlen

Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Unterfamilie: Betuloideae
Gattung: Erlen
Wissenschaftlicher Name
Alnus
Mill.
Illustration von Alnus glutinosa
Die in Mitteleuropa heimische Schwarz-Erle, nahe dem Aubach in Reichshof (im Frühjahr)
Zapfen und Früchte von
Alnus sieboldiana
Geflügelte Früchte von
Alnus glutinosa

Beschreibung

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Zweig mit Winterknospen der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)
 
Illustration der Japanischen Erle (Alnus japonica) aus Forest flora of Japan. Notes on the forest flora of Japan, 1894

Zum für ausgewachsene Erlen typischen Erscheinungsbild gehören die grauschwarze, rissige Borke und die etwa 1 Zentimeter großen verholzten Fruchtzapfen. Die Blätter sind, je nach Art, einfach oder doppelt gesägt und rundlich.

Junge Erlen sind in der Lage, jährlich bis zu 1 Meter zu wachsen. Je nach Standort und Sorte können Erlen etwa 25 bis 30 Meter hoch und bis zu 120 Jahre alt werden.[2]

Vegetative Merkmale

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Erlen-Arten sind sommergrüne, also meist laubabwerfende Bäume oder Sträucher. Je nach Erlen-Art wird eine Borke ausgebildet oder sie sind als Periderm­baumarten einzustufen; so bildet die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) beispielsweise eine tiefrissige, grau-schwarze Borke und die Grau-Erle (Alnus incana) eine grau-glänzende Peridermoberfläche aus. Die Knospen sehen je nach Art unterschiedlich aus.

Die wechselständigen und gestielten Laubblätter sind einfach und ungeteilt, sie sind gesägt oder gezähnt, seltener ganzrandig. Die Blätter sind behaart bis kahl und manchmal drüsig. Es sind Nebenblätter vorhanden.

Generative Merkmale

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Wie alle Birkengewächse sind die Erlen-Arten einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Es werden an einem Exemplar die Kätzchen genannten Blütenstände beider Geschlechter ausgebildet. In den Kätzchen sitzen jeweils nur weibliche oder männliche Blüten. Die Kätzchen erscheinen einzeln oder zu mehreren in zusammengesetzten Blütenständen. Die kürzeren weiblichen Blütenstände stehen unter den männlichen. Die Blüten erscheinen vor den Blättern. Die männlichen Blüten sitzen meist zu dritt in einem Tragblatt und vier Vorblättern und die weiblichen zu zweit in den Achseln von einem gelappten Tragblatt (Tragblatt und vier Vorblätter; Schuppe). Die männlichen Blüten besitzen bis zu 6 Staubblätter und einen vierteiligen Kelch (Perigon). Die weiblichen Blüten sind ohne Blütenhülle und der zweikammerige Fruchtknoten ist unterständig mit zwei Griffelästen und langen, länglichen Narben.[3]

Die Erlen-Arten sind die einzigen Laubbäume, bei denen die weiblichen Kätzchen verholzen und damit folgerichtig als Zapfen bezeichnet werden. Es werden einsamige, geflügelte oder ungeflügelte Nussfrüchte mit oft Griffelresten gebildet. Die Zapfen bleiben, im Gegensatz zu den Birken, stehen nachdem die Früchte entlassen wurden.

Ökologie

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Grau-Erle (zwei helle Stämme in der Mitte) und Schwarz-Erle (dunkler Stamm links) vergesellschaftet in einem Erlenbruch

Erlen-Arten bilden an ihren Wurzeln Wurzelknöllchen aus, symbiotisch mit stickstofffixierenden Aktinomyzeten (Frankia alni), ähnlich der Symbiose von Knöllchenbakterien und Leguminosen. Durch diese Symbiose können Erlen an nährstoffarmen Stellen leben. Erlen können es sich deshalb leisten, ihre Blätter grün abzuwerfen; so sind Erlen oft Pionierpflanzen an Standorten, die durch natürlichen wie menschlichen Einfluss ohne Pflanzenbewuchs sind (beispielsweise sind Grün-Erlen nach Lawinen oft Pionierpflanzen). Sie bereiten anderen Pflanzen den Boden auf.

Grau- und Schwarz-Erle (Alnus incana und Alnus glutinosa) wachsen vorwiegend an Gewässerrändern oder in Feuchtgebieten. Sehr feuchte Standorte sind oft nährstoffarm; an diesen Standorten ist die Stickstofffixierung der stickstoffbindenden Wurzelknöllchen der entscheidende Grund, weshalb dort ausschließlich Erlen gedeihen. Es wird berichtet, dass allein durch das abgeworfene Laub der Erle dem Boden bis zu 100 kg N/ha und Jahr zugeführt werden.[4] Die Grau- und Schwarz-Erlen wirken oft als Uferschutz gegen Ausspülung und gelten als ökologisch wertvoll.

Die Laubblätter der Erle bieten zahlreichen Falter- und Schmetterlingsarten Lebensraum und Nahrung.

Krankheiten

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Die in Mitteleuropa heimischen Erlen-Arten sind durch den Scheinpilz Phytophthora alni gefährdet (Wurzelfäule der Erle).

Allergien

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Pollen von Erlen-Arten enthalten mäßig starke bis starke Allergene. Sie neigen stark zur Auslösung von Kreuzallergien mit Birkenpollen.

Systematik und Verbreitung

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Junge Fruchtstände der
Grün-Erle (Alnus alnobetula)
 
Herzblättrige Erle (Alnus cordata)
 
Die Züchtung Spaeths Erle
(Alnus ×spaethii)

Die Gattung Alnus wurde 1754 vom englischen Botaniker Philip Miller in The Gardeners Dictionary...Abridged... 4. Auflage. Volume 1 aufgestellt.[5][6] Als Lectotypustaxon wurde 1958 Betula alnus var. glutinosa L. durch J. J. Swart festgelegt.[6] Ein Homonym ist Alnus Hill.[6] Synonyme für Alnus Mill. sind Betula-alnus Marshall, Semidopsis Zumagl. nom. superfl., Alnobetula (W.D.J.Koch) Schur nom. superfl., Cremastogyne (H.J.P.Winkl.) Czerep., Duschekia Opiz, Alnaster Spach, Clethropsis Spach.[1]

Die etwa 41 Erlenarten[1] kommen, mit Ausnahme der Anden-Erle (Alnus acuminata), die in den Anden Südamerikas heimisch ist, ausschließlich auf der Nordhalbkugel in Eurasien sowie Nordamerika vor. Mehrere Arten sind in Ostasien heimisch.

Drei Arten, die Grün-, Grau- und Schwarz-Erle, sind in Mitteleuropa heimisch. Die Herzblättrige Erle (Alnus cordata) ist in Korsika und Süditalien verbreitet.

In der Gattung der Erlen werden etwa 35 Arten unterschieden, die in drei Untergattungen eingeteilt werden:[7]

  • Untergattung Alnobetula (W.D.J.Koch) Peterm.: Sie enthält Arten aus Nordamerika und Eurasien.
  • Untergattung Alnus: Sie enthält Arten aus Europa, Ostasien und der Neuen Welt.
  • Untergattung Clethropsis (Spach) Regel: Sie enthält Arten aus Ostasien und den USA.

Hier die vollständige Auflistung der akzeptierten Arten und Naturhybriden gemäß der World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens in Kew:[1][8]

Eine gärtnerisch erzeugte Hybride ist:

  • Spaeths Erle oder Purpur-Erle (Alnus ×spaethii Callier) = Alnus japonica × Alnus subcordata[1]

Holz und Nutzung

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Erlenholz zählt zu den mittelschweren Holzarten und ist leicht zu bearbeiten, reißt beim Trocknen kaum, ist jedoch nur mäßig witterungsbeständig. Früher wurde Holzkohle aus Erlen zur Herstellung von Schießpulver gebraucht. Aufgrund seiner Zähigkeit sowie seiner verformungsfreien Trocknung wird Erlenholz oftmals im Möbelbau als Ersatz für Kirschbaum-, Nussbaum- oder Mahagoni-Holz verwendet. Auch Veredelungen durch z. B. Polieren oder Beizen sind bei der Verarbeitung von Erlenholz mit glatten Oberflächen möglich.[10] Zudem wird diese Holzart auch häufig beim Bau von Perkussions-Instrumenten (z. B. Rassel), Streich- oder Zupf-Musikinstrumenten gewählt.

Die Schwarzerle kann für die Gewinnung von Energieholz oder für die Wertholzproduktion angebaut werden. Die Erlenholzproduktion ist eine Möglichkeit, nährstoffreiche wiedervernässte Niedermoorstandorte zu nutzen, und zählt deshalb auch zu den Paludikulturen.[11]

Literatur

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  • Peter Schütt (Hrsg.): Lexikon der Forstbotanik. ecomed, Landsberg/Lech 1992, ISBN 3-609-65800-2, S. 35.
  • Alfons Callier: Alnus-Formen der europäischen Herbarien und Gärten. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Nr. 27, 1918, S. 39–184.
  • Jost Fitschen: Gehölzflora. Bearbeitet von Franz H. Meyer. 10., überarbeitete Auflage. Quelle und Meyer, Heidelberg/Wiesbaden 1994, ISBN 3-494-01221-0, S. 31–1 bis 31-4.
  • H. G. Schlegel: Allgemeine Mikrobiologie. 7. Auflage. Thieme, Stuttgart 1992, ISBN 3-13-444607-3, S. 339?.
  • E. Navarr u. a.: Molecular phylogeny of Alnus (Betulaceae), inferred from nuclear ribosomal DNA ITS sequences. In: Plant and Soil; International Journal of Plant Nutrition, Plant Chemistry, Soil Microbiology and Soil-borne Plant Diseases. Vol. 254, 2003, S. 207–217.
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Commons: Erlen (Alnus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Alnus bei Trees and Shrubs Online.
  • Alnus in der Flora of North America, Vol. 3.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb Alnus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 13. April 2020.
  2. Entdecke den Wald. Die kleine Waldfibel. Die Erle. S. 26 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, aufgerufen am 15. April 2022.
  3. A. W. Eichler: Blüthendiagramme. Zweiter Theil, Engelmann, 1878, S. 12 ff.
  4. (Mishustin & Shil'nikova, 1966) In: J. R. Postgate: The fundamentals of nitrogen fixation. Cambridge Univ. Press, 1982, S. 151.
  5. Philip Miller: The Gardeners Dictionary...Abridged... 4. Auflage. Vol. 1, 1754.
  6. a b c Alnus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 18. September 2018.
  7. Zhiduan Chen, Jianhua Li: Phylogenetics and Biogeography of Alnus (Betulaceae) Inferred from Sequences of Nuclear Ribosomal DNA ITS Region. In: Chicago Journals – International Journal of Plant Sciences. Band 165, Nr. 2. University of Chicago Press, Chicago 2004, S. 325–335.
  8. Alnus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 17. September 2018.
  9. a b Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2: Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  10. Verwendung von Erlenholz. Abgerufen am 24. Mai 2020.
  11. C. Oehmke, S. Abel: Schwarzerle (Alnus glutinosa). In: W. Wichtmann, C. Schröder, H. Joosten (Hrsg.): Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. E. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-510-65282-2, S. 37.