Herrschaft Forst

Standesherrschaft um die Stadt Forst in der Niederlausitz
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. August 2022 um 19:28 Uhr durch Freygangfreunde (Diskussion | Beiträge) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Herrschaft Forst war eine Standesherrschaft um die Stadt Forst in der Niederlausitz vom 14. Jahrhundert bis 1945.

Geschichte

Die Anfänge der Herrschaft sind unklar. Spätestens im 13. Jahrhundert bestand die Siedlung Forst. 1352 wurde Katharina von Ileburg mit der Herrschaft Forst durch den König von Böhmen belehnt. 1380 kaufte Hans von Bieberstein die Herrschaft, 1428 bestätigten die Brüder Ulrich, Wenzel und Friedrich von Bieberstein als Herren von Forst der Stadt ihre Rechte. 1454 wurden sie vom böhmischen König Ladislav I. auch mit Stadt und Herrschaft Pförten belehnt. Seitdem wurden beide Gebiete gemeinsam regiert.

1635 gingen die Herrschaften mit der Niederlausitz unter sächsische Landesherrschaft und wurden in den Gubenischen Kreis eingegliedert. Nach dem erbenlosen Tod von Ferdinand II. von Bieberstein[1] als letzter seines Stammes[2] 1667 fiel die Herrschaft Forst an Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg als erledigtes Lehen zurück und wurde in das Amt Forst umgewandelt. Die Herrschaft Pförten ging an die Familie von Promnitz.

1746 kaufte der einflussreiche Minister Heinrich Graf von Brühl die Herrschaft Forst und vereinigte sie wieder mit der Herrschaft Pförten. Die Herrschaft Forst wird in mehreren Quellen mit Forsta tituliert.[3]

1815 kamen die Gebiete mit der Niederlausitz an das Königreich Preußen und wurden 1816 in die Kreise Sorau und Guben eingegliedert. Bis 1945 blieb jedoch die Herrschaft Forst-Pförten im Besitz des Adelsgeschlechts von Brühl. Im Bestand des Brandenburgisches Landeshauptarchiv besteht noch eine Akte mit der Bezeichnung Standesherrschaft, hier konkret zur Kohlenabbaugerechtigkeit von Forst-Pförten, 1924 bis 1945. Andere vergleichbere Großbesitzungen und ehemalige Fideikommisse in der Provinz Brandenburg wurden dagegen bereits ab 1928/1936 zu Schutzforsten oder Familienstiftungen juristisch umgestaltet. Für Forst-Pförten bleibt diese Fragestellung noch offen.

Gebiet

Zur Herrschaft gehörten die Stadt Forst, 20 Amts- oder Kammerdörfer und 18 weitere Dörfer.[4]

Amtsdörfer

  • Bahren
  • Bockuschela
  • Buchholz
  • Groß Bademäusel
  • Groß Deuplitz
  • Klein Deuplitz
  • Domsdorf
  • Erlenholtz
  • Eylau
  • Alt Forst (Alt Forste)
  • Jähnsdorf (Johnsdorf)
  • Klein Jamno
  • Jocksdorf
  • Leeschen
  • Mulcknitz
  • Namendorf
  • Nussdorf
  • Radden
  • Scheine
  • Sacro

Standesherren bis 1856

Familienfideikommiss Pförten und Forst

Literatur

  • Johann Christoph Schneider: Chronik der Stadt und Standesherrschaft Forst vor und nach der Vereinigung mit der Standesherrschaft Pförten. Guben 1846. (Digitalisation)
  • Rudolf Lehmann: Die Herrschaften in der Niederlausitz. Untersuchungen zur Entstehung und Geschichte. Böhlau, Köln-Graz 1966 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 40)

Einzelnachweise

  1. Auszüge aus: Ferdinand Graf v. Brühl, Regesten aus dem Lehnbuch der Herrschaft Forst und Pförten, Teil 1, in: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie VIII, 1880. 1880 (Akte). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 16 Theuner 2. Eigenverlag, Forst, Pförten, Potsdam 1880, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 15. August 2022]).
  2. F. Graf von Brühl: Regesten aus dem Biebersteinischen Lehrbuch der Herrschaft Forst und Pförten (Fortsetzung). In: Herold Verein zu Berlin. Adolf Matthias Hildebrandt (Hrsg.): Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. IX. Auflage. Ferdinand II. v. Bieberstein, Nr. 1667. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1881, S. 26–37 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. August 2022]).
  3. Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte. Nach amtlichen Quellen. II. Braunschweig bis Württemberg und Anhang mit General-Register, Kursachsen (Kurfürst Friedrich August III.). 1737. 6. 6. (Brühl). C. A. Starke, Görlitz 1881, S. 692 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. August 2022]).
  4. Johann Georg Schreiber: Geographische Beschreibung der Nieder-Lausitz und ihrer angräntzenden Oerter in Schlesien. 1748. S.25
  5. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Sorau. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 176–179, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 15. August 2022]).
  6. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. II. Regierungsbezirk Franfurt a. O. Kreis Sorau, Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe Provinz Brandenburg. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 275–276 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 15. August 2022]).