Georg Schneider (* 16. Oktober 1878 in Engerazhofen; † 11. April 1958 in Leutkirch) war ein deutscher Komponist, Kirchenmusiker und Lehrer.
Leben
(Johann) Georg Schneider wird am 16. Oktober 1878 im kleinen Allgäudorf Engerazhofen OA Leutkirch geboren. Sein Vater ist dort Volksschullehrer, der damaligen Zeit entsprechend auch für die Kirchenmusik in der Dorfkirche verantwortlich. Georg Schneider wird schon als Schüler Hilfsorganist, assistiert seinem Vater bei den Gottesdiensten und lernt rasch Liturgie und Kult der katholischen Kirche kennen. Sein beruflicher Weg ist damit vorgezeichnet: er will Lehrer werden. Nach der damals 7-jährigen Volksschule wechselt er in das Lehrerseminar Saulgau. Die Seminarzeit dauert 6 bzw. 7 Jahre, die ersten Klassen sind vor allem dem üblichen gymnasialen Curriculum gewidmet denen sich danach eine intensive didaktische und methodische Lehrerausbildung anschließt.
Freizeit und studentische Vergnügen sind karg bemessen. Auch am Sonntag sind die Schüler gefordert: in den Gottesdiensten muss im Chor gesungen werden, um entsprechende Literatur kennen zu lernen. Fortgeschrittene Instrumentalisten - Georg Schneider gehört rasch zu ihnen – haben Orgeldienst. Nur in den Ferien haben die Seminaristen die Möglichkeit, nach Hause zu fahren.
Der erfolgreiche Abschluss des Lehrerseminars macht Georg Schneider zum „Schulgehilfen“. Auf mehreren Stellen vor allem im nördlichen Württemberg sammelt er erste Unterrichtserfahrungen. Besonders wertvoll für ihn werden Jahre in der Landeshauptstadt Stuttgart mit ihrem großen musikalischen Angebot. 1908 erhält er eine feste Stelle in Untergröningen im damaligen Oberamt Gaildorf, wo er sich verheiratet. 1919 kehrt er in die Allgäuheimat zurück und wird Lehrer an der Katholischen Volksschule in Leutkirch. Dort im Höhenweg an der Wilhelmshöhe wohnt er bis zu seinem Tod am 11.April 1958.
Die Schule ist sein Brotberuf, die Musica Sacra aber seine Leidenschaft. Zeitlebens ist Georg Schneider vom Instrument Orgel fasziniert. 30 Jahre lang - von 1920 bis 1950 - ist er Organist von St. Martin Leutkirch, spielt in den zahlreichen Gottesdiensten am Sonntag wie in den Werktagsmessen, orgelt Andachten und Requiems, begleitet den Kirchenchor im Hauptgottesdienst.
Schneiders Ausbildung war kurz und auf den späteren Beruf als Volksschullehrer ausgerichtet. Ton- satz und Komposition musste er sich im Selbststudium erwerben. Er sah Parallelen zu Franz Schubert und Anton Bruckner, die gleich ihm als Schulgehilfe an einer Volksschule starteten und im Studium großer Vorbilder sich musikalisch entwickelten. Auch deren tiefe Religiosität sieht er in sich, das Mysterium Gott musikalisch zu erfassen wird ihm zur Lebensaufgabe.
Schneiders Kompositionswerk wurzelt in der Spätromantik von Anton Bruckner, Josef Rheinberger und Max Reger. Epigonenhaftes Nachmachen ist ihm zuwider, er entwickelt einen eigenständigen und ganz persönlichen Stil. Die Anforderungen an die Ausführenden aber werden zum Hemmnis für eine Verbreitung der Messen, Motetten, Psalmen. Sie überfordern die kleinen und auch mittleren Chöre, für die sie gedacht sind. Die einschlägigen Verlage für Kirchenmusik nehmen sie nicht in ihr Programm auf. Gesungen werden sie nur aus handschriftlichen Abschriften und Kopien im Freundeskreis, die Kirchenchöre der Pfarreien im württembergischen Allgäu Leutkirch, Wangen, Kißlegg nehmen sie in ihr Repertoire auf. Befreundete Kollegen studieren sie auch mit ihren Sängern in Ulm und Stuttgart ein. Eine Verbreitung großen Stils aber ist nicht möglich. Auch nicht, als sich Georg Schneider dazu entschließt, einige wenige Kompositionen im Selbstverlag zu veröffentlichen und zu vertreiben.
Das Kompositionswerk des Georg Schneider (Auswahl):
Lateinische Messen für Chor und Orgel:
Missa Regina Pacis in C (handschriftlich vervielfältigt, Kirchenchor St. Martin Leutkirch)
Messe zu Ehren des Hl. Martinus in g (wie oben)
Messe zu Ehren des heiligsten Herzen Jesu in d (Selbstverlag Georg Schneider, um 1930)
Christkönigs-Messe (aufgeführt in Ravensburg)
Missa in B (Erstaufführung 1962 in St. Martin, Leutkirch, handschriftliche Kopien)
Lateinische Messe a cappella
in a-moll für gemischten Chor (aufgeführt in St. Ulrich/Wangen und St. Martin/Leutkirch)
Weitere Chor-Kompositionen:
Deutsche Singmesse für einstimmigen Chor und Orgel (handschriftlich St. Martin/Leutkirch)
„Jauchzet dem Herrn alle Welt“ Psalm 100 für 4-6stimmigen Chor und großes Orchester (handschriftlich St. Martin/Leutkirch)
„Ave Maria“ für Solosopran, 4-stimmigen Chor und Orgel (1931 Universitätsdruckerei Sturtz, Würzburg)
Andere zu Schneiders Lebzeiten in Presseberichten erwähnte Kompositionen - Gradualien, Predigt- und Kommunionlieder, Motetten, Lieder zur Trauung und zu Marienfesten sind nicht mehr aufzufinden, wohl verloren.
Georg Schneider als Komponist von Orgelmusik
Schneider war als genialer Organist weit über seinen Heimatort hinaus bekannt. Von seinen Orgelkompositionen hat sich allerdings nur sein Werk „Introduktion und Fuge über den Namen „B-A-C-H“ erhalten. (2010 im Musikverlag Butz, Bonn, verlegt, initiiert von Berthold Büchele)
Ehrungen
1949 wird Georg Schneider in Würdigung seiner Verdienste um die Kirchenmusik vom Bischof der Diözese Rottenburg (heute Rottenburg-Stuttgart) der Titel Kirchenmusikdirektor verliehen.
1990 macht der Gemeinderat der Großen Kreisstadt Leutkirch das für die Zwecke der Jugendmusikschule, Volkshochschule und der Stadtkapelle eingerichtete ehemalige Bankgebäude in Leutkirchs Bahnhofstraße zum „Georg-Schneider-Haus“.
Literatur
Albrecht Roth: Georg Schneider, 1878 – 1958, Lehrer- Organist –Komponist in Leutkirch. Herausgegeben von der Leutkircher Bank und Bankdirektor Geißler
Albrecht Roth: In Memoriam Georg Schneider zu seinem 50. Todestag (CD mit ausgewählten Werken), Zugriff u.a. im Musikmuseum Eglofs, Museum im Bock, Leutkirch.
Weblinks
www.schwaebische-orgelromantik.de
www.old.eglofs.de
www.leo-bw.de
www.bmlo.lmu.de
Personendaten | |
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NAME | Schneider, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist, Kirchenmusiker und Lehrer |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1878 |
GEBURTSORT | Engerazhofen |
STERBEDATUM | 11. April 1958 |
STERBEORT | Leutkirch |