Gastrochilus ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Die Gattung wurde 1825 durch den britischen Botaniker David Don auf Basis von Aerides calceolaris Sm. aufgestellt und umfasst etwa 60 Arten.[1]
Gastrochilus | ||||||||||||
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Gastrochilus bellinus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gastrochilus | ||||||||||||
D.Don |
Morphologie
Habitus
Alle Arten dieser Gattung sind ausdauernde Epiphyten, die entlang der Waldränder an Stämmen oder auf höher gelegenen Ästen in halbschattiger Position wachsen. Die Größe und Wuchsform sind von wesentlicher taxonomischer Bedeutung für die Abgrenzung der Arten innerhalb der Gattung. So sind zum Beispiel die Arten aus der Sektion Caespitosi relativ klein, zwergartig und von aufrechtem Wuchs, wohingegen Arten aus der Sektion Microphyllae eine kriechende oder hängende Wuchsform aufweisen.
Stamm
Die Unterschiede in der Form der monopodial wachsenden Sprossachse fallen in dieser Gattung besonders auf und können ebenfalls zur Abgrenzung der Arten herangezogen werden.
Blätter
Die Gestalt und die Länge der Blätter sind in taxonomischer Hinsicht oft hilfreiche Eigenschaften um die Arten auf Sektions- oder Artebene eingrenzen zu können. Die Blattspitzen können von völlig zugespitzt bis hin zu einer zweilappigen (engl. bilobate) Form variieren. Die Form der Blätter bleibt innerhalb einer Art jedoch unverändert.
Die Arten Gastrochilus calceolaris, Gastrochilus obliquus, Gastrochilus acaulis, Gastrochilus flabelliformis, Gastrochilus hainanensis, Gastrochilus bellinus und Gastrochilus pechei zeigen zweilappige Blattspitzen, wobei die Lappen von unterschiedlicher Größe sind. Gastrochilus pechei, Gastrochilus linearifolius, Gastrochilus yunnanensis und Gastrochilus formosanus besitzen spitze oder zugespitzte Blattenden. Bei manchen Arten kann auch die Färbung der Blätter ausschlaggebend sein. Dies trifft vor allem für die Sektion Microphyllae zu. So sind die Ober- und Unterseiten von Gastrochilus matsuran, Gastrochilus toramanus und Gastrochilus nanus oft rot-violett gepunktet und rötlich entlang der Blattränder bei jungen Blättern. Diese Charakteristika erscheinen jedoch schwer im Gebrauch für die Abgrenzung von Arten innerhalb der Gattung.
Blüten
Der Blütenstand eines großen Teils der Arten von Gastrochilus ist durch eine gestauchte Blütenstandsachse gekennzeichnet. Gewöhnlich sind die Blüten in Schirmtrauben (Corymbus) oder in einer nach unten hängenden Dolde angeordnet. Jedoch bilden neben Gastrochilus platycalcaratus aus Burma und dem südlichen Yunnan weitere Arten von den Philippinen und aus Indonesien ganz eindeutig Blütentrauben.
Die Blütenblätter sind nicht miteinander verwachsen. Die Lippe ist in ihrem unteren Teil mit der Säule verwachsen. Der Mittelteil ist schüsselförmig – daher auch der Gattungsname: aus griechisch „gaster“, „Bauch“ und „cheilos“, „Lippe“, zusammengesetzt etwa „bauchige Lippe“. Der vordere Teil der Lippe ist häufig gefranst. Das Staubblatt enthält zwei porate Pollinien.[2]
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Gattung Gastrochilus umfasst einen großen Teil der tropischen und subtropischen Klimazonen Asiens. Es reicht von Garhwal im westlichen Himalayagebirge südwärts über Dekkan in Indien nach Sri Lanka, ostwärts nach Südchina, die Philippinen und nordwärts nach Südjapan, mit dem südlichen Honshū als die nördliche Ausbreitungsgrenze. Die Verbreitungsgebiete der einzelnen Sektionen sind auf der Karte dargestellt.
Sektionen
Derzeit werden die Arten der Gattung Gastrochilus aufgrund ihres Stamms in drei Sektionen aufgeteilt.
- Sektion Caespitosi Z.H. Tsi
Der Stamm der Arten dieser Sektion ist immer kurz, dünn und aufrecht. Als Beispiele seien hier Gastrochilus xuanenensis und Gastrochilus rantabunensis genannt.
Die Arten dieser Sektion zeichnen sich durch längliche, dünne, ausgestreckt-wurzelfassende oder hängende, manchmal verzweigte Stämme aus. Beispiele sind: Gastrochilus affinis, Gastrochilus pseudodistichus, Gastrochilus formosanus und Gastrochilus saccatus.
- Sektion Gastrochilus
Alle Arten besitzen einen relativ dicken Stamm unterschiedlicher Länge. Die Stämme von Gastrochilus acutifolius und Gastrochilus yunnanensis sind in der Regel etwa 20–30 cm lang, wohingegen die von Gastrochilus obliquus, Gastrochilus pechei und Gastrochilus hainanensis immer kurz und nur etwa 1 cm lang sind.
Arten
Folgende Arten werden von den Kew Gardens[1] als gültig betrachtet und sind nach den oben genannten Sektionen gegliedert:
- Sektion Gastrochilus
- Gastrochilus acaulis (Lindl.) Kuntze: Indien, Sri Lanka.[1]
- Gastrochilus acinacifolius Z.H.Tsi: Hainan.[1]
- Gastrochilus acutifolius (Lindl.) Kuntze: Himalaja bis südwestliches Yunnan.[1]
- Gastrochilus arunachalensis A.N.Rao: Arunachal Pradesh.[1]
- Gastrochilus bellinus (Rchb.f.) Kuntze: Südliches Yunnan bis Indochina.[1]
- Gastrochilus brevifimbriatus S. R. Yi: Chongqing.[1]
- Gastrochilus calceolaris (Buch.-Ham. ex Sm.) D.Don (Syn.: Aerides calceolaris Buch.-Ham. ex Sm.): Nepal bis Hainan und westliches Malesien.[1]
- Gastrochilus carnosus Z.H. Tsi: Assam.[1]
- Gastrochilus changjiangensis Q. Liu & M.Z. Huang: Hainan.[1]
- Gastrochilus dasypogon (Sm.) Kuntze: Nepal bis Indochina.[1]
- Gastrochilus deminutus J.M.H.Shaw: Thailand.[1]
- Gastrochilus flabelliformis (Blatt. & McCann) C.J. Saldanha: Westliches Indien.[1]
- Gastrochilus garhwalensis Z.H. Tsi: Uttarakhand.[1]
- Gastrochilus guangtungensis Z.H. Tsi: China.[1]
- Gastrochilus hainanensis Z.H. Tsi: Hainan bis Indochina.[1]
- Gastrochilus inconspicuus (Hook.f.) Kuntze: Himalaja bis Bangladesch.[1]
- Gastrochilus intermedius (Griff. ex Lindl.) Kuntze: Assam bis China und Indochina.[1]
- Gastrochilus japonicus (Makino) Schltr.: endemisch auf Okinawa
- Gastrochilus linearifolius Z.H.Tsi & Garay: Östlicher Himalaja bis Tibet.[1]
- Gastrochilus malipoensis X.H.Jin & S.C.Chen: Südöstliches Yunnan.[1]
- Gastrochilus minutiflorus Aver.: Nördliches Vietnam.[1]
- Gastrochilus obliquus (Lindl.) Kuntze: Himalaja bis China und Indochina. Es gibt zwei Varietäten.[1]
- Gastrochilus patinatus (Ridl.) Schltr.: Malaysia, Sumatra Borneo.[1]
- Gastrochilus pechei (Rchb.f.) Kuntze: Myanmar.[1]
- Gastrochilus platycalcaratus (Rolfe) Schltr.: China bis Indochina.[1]
- Gastrochilus puncticulatus Cavestro: Sulawesi.[1]
- Gastrochilus rutilans Seidenf.: Arunachal Pradesh bis Thailand.[1]
- Gastrochilus simplicilabius Aver.: Vietnam.[1]
- Gastrochilus somae (Hayata) Hayata: Taiwan.[1]
- Gastrochilus sororius Schltr.: Philippinen, Sumatra, Borneo, Java, Sulawesi.[1]
- Gastrochilus subpapillosus Z.H. Tsi: Südliches Yunnan.[1]
- Gastrochilus sumatranus J.J. Sm.: Sumatra, Java, Borneo.[1]
- Gastrochilus sutepensis (Rolfe ex Downie) Seidenf. & Smitinand: Thailand.[1]
- Gastrochilus tianbaoensis Q. Liu & Y.H. Tan: Südliches Yunnan.[1]
- Gastrochilus yunnanensis Schltr.: Bangladesch bis China und Indochina.[1]
- Gastrochilus zhenyuanensis Q. Liu & D.P. Ye: Yunnan.[1]
- Sektion Microphyllae Bentham & Hook.f.
- Gastrochilus affinis (King & Pantl.) Schltr.: Himalaja bis China.[1]
- Gastrochilus alatus X.H.Jin & S.C.Chen: Westliches Yunnan.[1]
- Gastrochilus ciliaris Maek: Japan und Taiwan.[1]
- Gastrochilus corymbosus A.P. Das & Chanda: Östlicher Himalaja.[1]
- Gastrochilus deltoglossus T.C. Hsu, S.I Hsieh, J.H. Wu & H.C. Hung: Taiwan.[1]
- Gastrochilus distichus (Lindl.) Kuntze: Himalaja bis China.[1]
- Gastrochilus dulongjiangensis Q. Liu & J. Y. Gao: Yunnan.[1]
- Gastrochilus fargesii (Kraenzl.) Schltr.: China.[1]
- Gastrochilus formosanus (Hayata) Hayata: China und Taiwan.[1]
- Gastrochilus fuscopunctatus (Hayata) Hayata: Yunnan, Vietnam und Taiwan.[1]
- Gastrochilus gongshanensis Z.H.Tsi: Nordwestliches Yunnan.[1]
- Gastrochilus hoi T.P.Lin: Taiwan.[1]
- Gastrochilus ×hsuehshanensis T.P.Lin & S.K.Yu (= Gastrochilus formosanus × Gastrochilus rantabunensis)
- Gastrochilus kadooriei Kumar, S.W.Gale, Kocyan, G.A.Fisch. & Aver.: Hongkong, Laos, Vietnam.[1]
- Gastrochilus linii Ormerod: Taiwan.[1]
- Gastrochilus matsudae Hayata: Südliches Taiwan.[1]
- Gastrochilus matsuran (Makino) Schltr.: Korea und Japan.[1]
- Gastrochilus nanchuanensis Z.H. Tsi: Chongqing.[1]
- Gastrochilus nanus Z.H. Tsi: Guizhou.[1]
- Gastrochilus prionophyllus H.Jiang, D.P.Ye & Q.Liu: Yunnan.[1]
- Gastrochilus pseudodistichus (King & Pantl.) Schltr.: Himalaja bis China und Indochina.[1]
- Gastrochilus raraensis Fukuy.: Taiwan.[1]
- Gastrochilus saccatus Z.H. Tsi: Yunnan.[1]
- Gastrochilus sinensis Z.H. Tsi: Südliches China.[1]
- Gastrochilus sonamii Lucksom: Sikkim bis Darjeeling.[1]
- Gastrochilus toramanus (Makino) Schltr.: Japan und Taiwan.[1]
- Gastrochilus yunlongensis W.H. Rao, L.J. Chen & Z.J. Liu: Yunnan.[1]
- Sektion Caespitosi Z.H. Tsi
- Keiner Sektion zugeordnet
- Gastrochilus retrocallus (Hayata) Hayata (Syn.: Haraella retrocalla (Hayata) Kudô): Taiwan und Nansei-Inseln.[1]
- Gastrochilus setosus Aver. & Vuong: Vietnam.[1]
- Gastrochilus sukhakulii Seidenf.: Thailand.[1]
Intergenerische Hybriden
Folgende intergenerische Hybriden mit Gastrochilus werden bei der Royal Horticultural Society gelistet[3]
- × Gastisia (Gastrochilus × Luisia)
- × Gastisocalpa (Gastrochilus × Luisia × Pomatocalpa)
- × Gastrochiloglottis (Gastrochilus × Trichoglottis)
- × Gastrosarcochilus (Gastrochilus × Sarcochilus)
- × Gastrostoma (Gastrochilus × Cleisostoma)
- × Gastrothera (Gastrochilus × Renanthera)
- × Pelachilus (Gastrochilus × Pelatantheria)
Literatur
Die Informationen dieses Artikels stammen vorwiegend aus:
- Z. H. Tsi: A preliminary revision of Gastrochilus (Orchidaceae). In: Guihaia 1996, 16 (2), S. 123–154
- G. Seidenfaden: Orchid genera in Thailand XIV. (= Opera Botanica No. 95), Kopenhagen 1988
- G. Seidenfaden: The orchids of Indochina. (= Opera Botanica No. 114), Kopenhagen 1992
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq Gastrochilus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 6. April 2020.
- ↑ Jim B. Comber: Orchids of Java. Bentham-Moxon Trust, Kew 1990, ISBN 0-947643-21-4, S. 339.
- ↑ Liste der Gattungen mit Angabe der Komponenten Archivlink ( des vom 7. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.