Fedor Radmann

deutscher Fußballfunktionär
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Fedor Radmann (* 5. September 1944 in Berchtesgaden) ist ein deutscher Sportfunktionär.

Radmanns Vater betrieb ein Restaurant in Bayreuth, wo er, wie es heißt, dereinst streikende Mitarbeiter kurzfristig durch Studenten ersetzte.[1]

Radmanns Karriere als Sportfunktionär begann 1969, als er von Willi Daume als Touristik-Chef in das Organisationskomitee der Olympischen Spiele von München geholt wurde. Nach den Spielen war er sechs Jahre lang Kurdirektor des Fremdenverkehrsverbandes Berchtesgadener Land. Ab 1979 arbeitete er für Adidas in der Konzernabteilung Internationale Beziehungen und später auch für die ISL.[2]

1993 organisierte er die Eishockey-Weltmeisterschaft in München und Dortmund. Im Januar 2001 wurde er Vizepräsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.[3] Nach Kritik wegen eines möglichen Interessenkonflikts löste Radmann 2003 seinen Beratervertrag mit der Kirch-Gruppe auf und ließ den mit Adidas ruhen.[4][2] Im Juni 2003 trat er dann von seinem Posten als Vizepräsident des Organisationskomitees zurück und wurde Berater des Präsidiums für Kunst und Kultur sowie Marketing und Tourismus.[5]

Bis Januar 2007 war er Geschäftsführer der Bewerbung der Stadt Salzburg für die Olympischen Winterspiele 2014[6] und arbeitete anschließend für die Bewerbung Australiens für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022.[7]

Radmann lebt mit Hauptwohnsitz in der Schweiz.[7] Infolge der Korruptionsvorwürfe um die Vergabe der WM 2006 hat die schweizerische Bundesanwaltschaft am 6. November 2015 ein Strafverfahren gegen Radmann wegen des Verdachts auf Betrug, ungetreue Geschäftsbesorgung, Geldwäscherei und Veruntreuung eingeleitet.[8] Ein weiteres Strafverfahren wurde wegen des Verdachts auf Urkundenfälschung und Geldwäscherei gegen ihn eingeleitet, weil die FIFA zwischen 2008 und 2011 5,4 Millionen Schweizer Franken, die als Löhne und Zulagen von Franz Beckenbauer deklariert waren, auf ein Konto von Radmann überwiesen hatte, wovon Radmann die Hälfte auf ein Konto von Beckenbauer weiterleitete. Radmann soll hierbei seiner Bank verschwiegen haben, dass Beckenbauer der wahre Berechtigte des Geldes war.[9]

Im Rahmen der Vergabe der Fußball WM 2018 an Russland wird Radmann vorgeworfen, die Stimme Franz Beckenbauers für die Vergabe für eine Summe von drei Millionen Euro und weiteren 1,5 Millionen Euro im Erfolgsfall zum Kauf angeboten zu haben. [10]

Einzelnachweise

  1. Peter Ahrens: Beckenbauer-Vertrauter Radmann: Der Kulissenschieber des Kaisers, Spiegel Online, 30. Oktober 2019
  2. a b Sebastian Hammelehle: Die Spinne im Netz. In: Die Welt, 16. April 2006.
  3. Organisationskomitee WM 2006 nimmt Arbeit auf. In: Rheinische Post, 1. Januar 2001.
  4. Joachim Mölter: Radmann gerät unter Generalverdacht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. März 2003.
  5. Beckenbauers Intimus wird weggelobt. In: Rhein-Zeitung, 3. Juni 2003.
  6. Thomas Kistner: Plötzlich weg von der Bildfläche. In: Süddeutsche Zeitung, 24. Januar 2007.
  7. a b Jens Weinreich: Gerücht um geheime Millionen. In: Neue Zürcher Zeitung, 1. Juli 2010.
  8. WM-Affäre: Razzien bei Beckenbauer und Radmann. In: Süddeutsche Zeitung, 1. September 2016.
  9. Dieser Mann verschaffte Beckenbauer Fifa-Millionen. In: Tages-Anzeiger, 9. September 2016.
  10. Jürgen Dahlkamp, Christian Esch, Gunther Latsch, Jörg Schmitt: Fußball-WM 2018 in Russland: Berater Radmann soll Beckenbauers Stimme zum Kauf angeboten haben. In: Spiegel Online. 30. Oktober 2019 (spiegel.de [abgerufen am 30. Oktober 2019]).