Al-Qurtubī

andalusischer islamischer ascharitischer Theologe und Gelehrter der malikitischen Rechtsschule
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Juli 2016 um 05:44 Uhr durch Crazy1880 (Diskussion | Beiträge) (ref-TAG-fix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Al-Qurtubī (arabisch أبو عبد الله محمد بن أحمد بن أبي بكر بن فرج الأنصاري الخزرجي الأندلوسي القرطبي, DMG: Abū ʿAbd Allāh Muḥammad b. Aḥmad b. Abī Bakr b. Faraǧ al-Anṣārī al-Ḫazraǧī al-Andalusī Al-Qurṭubī, geb. 1214 in Córdoba, Spanien; gest. 1272 in Munyat Abi'l-Khusayb, Oberägypten) war ein islamischer Gelehrter der malikitschen Rechtsschule aus Andalusien.

Leben

Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Gesichert ist, dass er zu denjenigen muslimischen Gelehrten gehörte, welche zum Studium Andalusien verließen. Al-Qurtubī erwarb dadurch ein großes Spektrum an Wissen. Darüber hinaus war er als frommer und gläubiger Asket bekannt. So soll er stets nur mit einem Kleidungsstück und einer kleinen Kappe in die Öffentlichkeit gegangen sein.[1]

Werke (Auswahl)

Tafsīr al-Qurtubī

Er ist der Verfasser des Werkes al-Ǧāmiʿ li-aḥkām al-Qurʾān wa ’l-mubayyin li-mā taḍammana min al-sunna wa-āyāt al-furqān, welches auch unter dem Namen Tafsīr al-Qurṭubī (تفسير القرطبي) bekannt ist und ihn berühmt machte.

Darin betont al-Qurtubī von Beginn an den Wert des Korans und die besondere Stellung der mudschtahidūn, da sich diese Gelehrten um diejenige Bedeutung bemühen würden, die Gott den Menschen zukommen lassen wollte. Dabei hat der Mudschtahid auch die Aufgabe, bei seiner Arbeit stets daran zu denken, was Gott verbietet. Zudem solle er Gott beständig fürchten und ihn zu jeder Zeit respektieren; der Mudschtahid ist dabei auch Träger der Last jeder Propheten.[2]

In Kapitel 17 schreibt er, dass diejenigen, die Wissen aus dem Koran erreichen wollen, sich von allen heuchlerischen Überlegungen des Selbst befreien (taḥḏīr min al-riyāʾ), sich durch Tauba und Ināba Gott zuwenden und durch die eigene Reinigung Aufrichtigkeit (iḫlās) erlangen. Der Islamwissenschaftler Roger Arnaldez meint dazu, dass man diese Passage aufgrund der Begriffe riyāʾ und iḫlās als vom Sufismus inspirierte Frömmigkeit interpretieren könnte. Tatsächlich folgt dann in Kapitel 20 eine Beschreibung von denjenigen Dingen, die die Seele beobachten müsse und nicht vernachlässigen dürfe. Desweiteren behandelt al-Qurtubī in seinem Werk Themen wie Respekt gegenüber dem Koran, Koraninterpretation durch Hadīthe und wie man Koran und Sunna studieren und verstehen soll.[3]

Kapitel 49 beinhaltet eine detaillierte Entstehungsgeschichte des Korans, die auch die Zusammenstellung unter dem Kalifen ʿUthmān beschreibt. Daneben beschäftigt sich al-Qurtubī noch mit wichtigen Begriffen wie sūra, ayā, kalima oder ḥarf und nicht-arabischen Wörtern im Koran.[4]

Besonders ist in Tafsīr al-Qurtubī die Verwendung vieler Hadīthe, die nicht bei at-Tabarī auftauchen. Allgemein ist al-Qurtubī weniger an den Überlieferungsketten (isnād) als mehr an dem Inhalt der Hadīthe (matn) interessiert. Die verwendeten Hadīthe sind deshalb in der Reihenfolge geordnet, in der sie inhaltlich Aufschluss über einen Vers geben können. In diesem Sinne ähnelt das Tafsīr al-Qurtubī vielmehr einem Werk im Fiqh, eine Erklärung von Arnaldez, die sich in der Einleitung zum zweiten Teil des Werkes findet: "Dieses Werk ist ein solches, dass es der Leser fast schon im Bereich des Fiqh anwenden kann".[5]

Ein Teil des Werkes ist auch ein philologischer und stilistischer Kommentar mit Methoden der Grammatik, Rhetorik und adab (Literaturwissenschaft). Al-Qurtubī behandelt auch Fragen des kalām, die er teilweise selbst kommentiert. Anders als Fachr ad-Dīn ar-Rāzī jedoch ist sein Ziel nicht philosophische Konzepte aus dem Koran abzuleiten. Zum Schluss reduziert er in großem Maße die Isrāʾīlīyāt, wobei er sie nicht gänzlich außen vor lässt.[6]

Band I ist auf Englisch online aufrufbar.

Kitāb al-Taḏkira bi-umūr al-āḫira

In seinem Werk Tadhkira beschäftigt er sich mit Aspekten des Todes und des Jenseits. Online aufrufbar.

Weitere Werke

Sämtliche Werke sind dem Artikel von Arnaldez in der EI² entnommen.[7]

  • Urǧūza, über die Namen Muhammads
  • al-Asnā fī šarḥ asmāʾ allāh al-ḥusnā, über die Interpretation der schönsten Gottesnamen.
  • Šarḥ at-Taḫaṣṣī
  • Kitāb Qamʿ al-ḥirṣ bi ’l-zuhd wa ’l-qanāʿa wa-radd d̲ill al-suʾāl bi ’l-kutūb wa ’l-šafāʿa
  • at-Tad̲kār fī afḍal al-ad̲kār

Sonstiges

In Bogotá, Kolumbien wurde ein Islamzentrum mit dem Namen "El Centro de Estudios Islámicos Al-Qūrtubi" errichtet.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. R. Arnaldez: al- Ḳurṭubī. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. Brill, abgerufen am 17. Juli 2016 (englisch).
  2. Ebd.
  3. Ebd.
  4. Ebd.
  5. Ebd.
  6. Ebd.
  7. Ebd.
  8. El Centro de Estudios Islámicos Al-Qūrtubi. Abgerufen am 17. Juli 2016 (spanisch).