Die Takine (Budorcas) sind eine in Asien lebende Säugetiergattung aus der Gruppe der Ziegenartigen (Caprini). Vor allem in älterer Literatur zu findende Namen wie Rindergemse oder Gnuziege deuten auf die fast rinderartige Gestalt der Tiere hin.
Takine | ||||||||||||
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Sichuan-Takin (Budorcas tibetana) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Budorcas | ||||||||||||
Hodgson, 1850 |
Merkmale
Takine sind stämmige, plump wirkende Tiere. Sie erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 1 bis 2,4 Metern, der Schwanz ist 7 bis 12 Zentimeter lang und die Schulterhöhe beträgt 70 bis 140 Zentimeter. Das Gewicht beträgt 150 bis 400 Kilogramm. Beide Geschlechter tragen relativ massive Hörner, die ferner an die der Gnus erinnern. Diese wachsen nahe am Scheitelpunkt des Kopfes, ragen zunächst nach außen, um sich dann nach hinten und oben zu biegen. Die Fellfarbe ist regional verschieden und reicht von golden (Goldtakin) über rot-gelbliche Brauntöne (Sichuan-Takin) bis zu grau-rotbraun (Bhutan- und Mishmi-Takin). Ein dunkler Aalstrich läuft über den Rücken und ist bei allen Arten bis auf den Goldtakin gut abgesetzt sichtbar. Das Winterfell des Sichuan-Takins ist deutlich dunkler als im Sommer und verfügt über schwarze Tönungen. Variationen treten als Sexualdimorphismus bei den beiden südlichen Unterarten einerseits durch die kontrastreichere Färbung der Männchen und andererseits durch die Hornspitzen adulter Weibchen, welche stark nach hinten geschwungen sind, auf. Unterhalb des Kinns ist das Fell zu einem Bart verlängert. Die Beine sind vergleichsweise kurz und kräftig, die Hufe breit. Diese sind mit insgesamt fünf Klauen ausgestattet, von denen besonders die 2. und 5. gut entwickelt ist.
Verbreitung und Lebensraum
Beheimatet sind die Takine in den gebirgigen Regionen der östlichen Ausläufer des Himalayas, so im nordöstlichen Indien, Bhutan, Nord-Myanmar sowie im südwestlichen China, wo er das östliche Tibet sowie Teile der Provinzen Gansu, Shaanxi, Sichuan und Yunnan. Das Höhenniveau liegt je nach Region zwischen 1500 und 3500 Metern über dem Meeresspiegel. Eine deutliche Migration der Tiere und damit verbundene unterschiedliche Höhentendenzen verdeutlicht den Unterschied zwischen Sommer- (bis zu 4000 m. ü NN) und Winterzeit, in der meist Talregionen mit durchschnittlich 1000 Metern über dem Meeresspiegel aufgesucht werden. Die stetig von Felsen umgebenen Lebensräume stellen neben ausgedorrten Grasländern auch Nadelwälder und subtropische Gebiete dar.
Lebensweise und Ernährung
Takine begeben sich vor allem am frühen Morgen und am späten Nachmittag auf Nahrungssuche, bei kühlerem Wetter auch tagsüber. Es werden oft feste Pfade genutzt, die unter anderem zu wichtigen Salz-und Mineralquellen führen. Im Sommer bilden sie große Herden, die bis zu 300 Tiere umfassen und aus Weibchen, Jungtieren und jungen Männchen bestehen. Alte Böcke sind einzelgängerisch und schließen sich im Spätsommer nur zur Paarung kurz einer Herde an. Zum Winter hin lösen sich die Herden in viele kleinere Verbände auf, die nur drei bis zwanzig Tiere groß sind.
Ihre Nahrung sind im Sommer Blätter von Sträuchern und Bäumen, im Winter notgedrungen Zweige und Nadelblätter.
Fortpflanzung
Im nördlichen Verbreitungsgebiet liegt Paarungszeit zwischen Juni und August, die Geburtensaison zwischen Februar und März. Nach einer sieben- bis achtmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, Zwillinge sind selten. Das Junge kann seiner Mutter schon nach wenigen Tagen folgen und nimmt nach ein bis zwei Monaten erstmals feste Nahrung zu sich. Endgültig entwöhnt wird es mit rund 9 Monaten, die Geschlechtsreife tritt mit 2,5 Jahren ein.
Takine und Mensch
Hauptbedrohungen für die Takine sind die Zerstörung des Lebensraums und die Bejagung. Die IUCN listet die Art als gefährdet (vulnerable).
Vor allem in nicht wissenschaftlichen Quellen stößt man immer wieder auf die Behauptung, das Goldene Vlies aus der griechischen Argonautensage sei das Fell eines Takins gewesen. Dies rührt wohl von der Feststellung, dass eine Takin-Unterart tatsächlich ein annähernd goldfarbenes Fell hat. Allerdings dürfte dieses Tier den antiken Griechen kaum bekannt gewesen sein, so dass dieser Zusammenhang mehr als unwahrscheinlich ist.
In zoologischen Gärten werden heute insgesamt drei Arten der Takine gehalten. Die erste Haltung wurde 1909 im Zoo London verzeichnet. Eine besonders erfolgreiche Zucht beherbergt der Tierpark Berlin, der heute alle in Menschenobhut gehaltenen Formen zeigt und züchtet (Gold-, Mishmi- und Sichuan-Takin).
Systematik
Die Stellung der Takine in der Systematik der Ziegenartigen ist rätselhaft. Aufgrund eines ähnlich massiven Körperbaus und gewisser Übereinstimmungen im Bau des Schädels wird manchmal der Moschusochse als ihr nächster Verwandter betrachtet. Aufgrund dessen wurden beide Taxa ursprünglich in der Tribus der Ovibovini zusammengefasst. Untersuchungen der mitochondrialen DNA sprechen jedoch dafür, dass die Takine näher mit den Schafen verwandt sind und dass ihre Ähnlichkeit mit dem Moschusochsen ein Beispiel konvergenter Evolution darstellt.[1][2]
Es werden vier Arten unterschieden:
- Goldener Takin (Budorcas bedfordi); kommt nur im Qinling-Gebirgszug in der chinesischen Provinz Shaanxi vor. Besonders auffällig ist das golden glänzende Fell, das bei Jungtieren erst mit Erreichen der Geschlechtsreife auftritt. Diese Unterart gilt als selten und war in den 1990er Jahren nur noch mit etwa 5000 Exemplaren vorhanden. Insgesamt sind im Verbreitungsgebiet 13 Nationalparks vorhanden.
- Mishmi-Takin (Budorcas taxicolor); bewohnt das südöstliche Tibet, den Südwesten der chinesischen Provinz Yunnan sowie die angrenzenden Teile des nordöstlichen Indiens und des nördlichen Myanmars. Die Bejagung ist die Hauptbedrohung dieser Unterart, sie ist ebenfalls selten.
- Sichuan-Takin (Budorcas tibetana); besetzt den östlichen Teil des Hochlands von Tibets, wo die Verbreitung von dem Min-Bergen über Sichuan und Gansu südlich bis zu den Qionglai-Bergen westlich Chengdus (Sichuan) bis zur Provinz Yunnan führt. Dort teilt er sich seinen Lebensraum unter anderem mit dem Großen Panda und den Goldstumpfnasen, welche durch ihre Popularität heute in insgesamt 20 Nationalparks dieser Region vertreten sind.
- Bhutan-Takin (Budorcas whitei); kommt in Bhutan und angrenzenden Regionen Indiens und Chinas vor. Sie sind dem Mishmi-Takin sehr ähnlich, die Hörner stehen jedoch näher beieinander.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
- Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 713–714
Weblinks
- Commons: Takin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Informationen und Verbreitungskarte bei ultimateungulate.com
- Budorcas taxicolor in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Caprinae Specialist Group, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006.
Einzelnachweise
- ↑ Pamela Groves und Gerald F. Shields: CytochromeBSequences Suggest Convergent Evolution of the Asian Takin and Arctic Muskox. Molecular Phylogenetics and Evolution 8 (3), 1997, S. 363–374, ISSN 1055-7903, doi:10.1006/mpev.1997.0423.
- ↑ A. Ropiquet und A. Hassanin: Molecular phylogeny of caprines (Bovidae, Antilopinae): the question of their origin and diversification during the Miocene. Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 43 (1), 2005, S. 49–60