Die Propellerinsel

Buch von Jules Verne
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Februar 2012 um 12:37 Uhr durch TammoSeppelt (Diskussion | Beiträge) (Hintergrund). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Propellerinsel (auch Die Insel der Milliardäre oder Die Propeller-Insel) ist ein Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne. Die Originalausgabe wurde 1895 in zwei Bänden vom Verlag Pierre-Jules Hetzel in Paris veröffentlicht. Band I erschien am 16. Mai 1895 und Band II am 14. November 1895. Am 16. Mai erschien Band I und am 14. November 1895 Band II, beide unter dem französischen Titel L'Île à hélice. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1895 unter dem Titel Die Propeller-Insel. Der englische Titel des Romans lautet Propeller Island.

Titelseite der französischen Originalausgabe mit einer Illustration des Zeichners Léon Benett
Die Zerstörung der Propellerinsel

Handlung

Nach einem Unfall mit ihrer Kutsche auf ihrer Reise von San Francisco nach San Diego zu einem Konzertauftritt suchen die vier französischen Musiker Yvernes, Frascolin, Pinchinat und Zorn nach einem Nachtquartier. Dieses wird ihnen in einer nahegelegenen Stadt angeboten. Sie gelangen in eine elegante Stadtanlage, die sie in der umgebenden Einöde nicht erwartet hätten. Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass sich die Musiker auf einer künstlichen Insel aus Stahl befinden, die von amerikanischen Milliardären erbaut wurde. Diese Standard-Island genannte schwimmende Insel wird von riesigen 10.000.000 PS starken Motoren über Propeller angetrieben und ist voll manövrierfähig. Der Bau der Insel nahm 4 Jahre in Anspruch. Sie bestand aus 270.000 Bauteilen von denen jedes 16,70 m hoch und 10 m lang und breit war. Der gesamte Behälter hatte eine Oberfläche von 27 km². Die ovale Insel war 7 km lang, 5 km breit und der Umfang betrug 18 km. Bei voller Beladung hatte die Insel einen Tiefgang von 10 m. 7 m lagen oberhalb der Wasserlinie. Die Höchstgeschwindigkeit der Insel betrug 8 kn. Die Insel wird von etwa 10.000 Menschen bewohnt, die alle amerikanische Staatsbürger sind. Das Gesamtvolumen der Insel betrug 432.000.000 m³, die Wasserverdrängung betrug 259.000.000 m³. Die Hauptstadt Milliard-City besitzt ein eigenes Straßenbahn-System. Die Musiker erfahren, dass sie von Eucalistus Munbar auf die Insel gebracht wurden, um den Reichen die Zeit bei ihren Fahrten über die Weltmeere zu vertreiben. Man bietet ihnen jeweils ein Jahresgehalt von 1.000.000 Francs an und sie unterzeichnen den Vertrag.

Im weiteren Verlauf wird klar, dass die Insel in zwei Teile geteilt ist. Auf der Backbordseite wohnen Yankees aus den Nordstaaten, auf der Steuerbordseite Einwohner der Südstaaten. Die zwei mächtigsten Familien Tankerdon auf der Backbordseite und Coverly auf der Steuerbordseite konkurrieren miteinander. Der Sohn der Familie Tankerdon und die Tochter der Familie Coverly verlieben sich jedoch ineinander. Seit einem Besuch bei den Hawaii-Inseln wird die Insel von einer Ketsch mit Malaien verfolgt. Die Äquatortaufe entfällt, da Coverly und Tankerdon sich nicht einigen können, wer von ihnen den Schuss aus einer Kanone abfeuern darf. Die Besatzung der malaiischen Ketsch wird von der Propellerinsel als Schiffbrüchige aufgenommen, da ihr Schiff angeblich mit einem Dampfschiff zusammengestoßen sei. Ihr Kapitän Sarol plant jedoch in Wirklichkeit eine Verschwörung gegen die Propellerinsel. Über Tahiti und die Neuen Hebriden geht die Fahrt der Propellerinsel weiter nach Samoa. Die Propellerinsel stößt bei der weiteren Fahrt mit einem britischen Frachter zusammen, der sinkt. Britische Kriegsschiffe stoppen die Propellerinsel und verlangen Entschädigung. Die Fahrt geht weiter nach Tonga. Auf der Fahrt zu den Fidschi-Inseln begegnet ihnen ein geheimnisvolles Dampfschiff, das offensichtlich eine große Anzahl Raubtiere auf der Propellerinsel absetzt. Tiger, Löwen, Jaguare, Panther und Krokodile streifen über die Insel und verbreiten Angst und Schrecken. Die Tiere werden alle erlegt. Bei der Jagd auf den letzten Tiger rettet Tankerdon Coverly das Leben. Die beiden Familien versöhnen sich zunächst. Eine Hochzeit ihrer Kinder scheint möglich. Auf den Fidschi-Inseln wird Pinchinat von Kannibalen gefangen genommen, kann aber befreit werden. Ein weiteres Dampfschiff erreicht die Insel und bringt die Kunde von dem Konkurs der Eigentümer-Gesellschaft. Coverly und Tankerdon kaufen daraufhin die Propellerinsel und gründen eine gemeinsame Gesellschaft. Auf den Neuen Hebriden kommt es zu einem Aufstand unter Führung des malaiischen Kapitäns Sarol, der die Inselbewohner mit mehreren Tausend Insulanern angreift. Französische Siedler kommen mit weiteren Insulanern den Einwohnern der Propellerinsel zur Hilfe. Der Aufstand kann niedergeschlagen werden. Der amtierende Gouverneur Bikerstaff der Propellerinsel wird jedoch dabei getötet. Um dessen Nachfolge kommt es zu einem neuen Konflikt zwischen Coverly und Tankerdon. Tankerdon auf der Backbordseite und Coverly auf der Steuerbordseite geben in Laufe dieses Konflikt jeweils sich widersprechende Befehle an Kommodore Simcoe, der diese nicht ausführt. Die Maschinisten beider Inselhälften müssen die Befehle dann dennoch ausführen. Durch die Versuche beider Seiten den Kurs zu bestimmen wird die Propellerinsel in eine Rotationsbewegung versetzt und damit manövrierunfähig. Durch einen starken Wirbelsturm bricht sie schließlich in mehrere Teile. Ein großer Teil der Inselbevölkerung kann sich auf die verbliebenen Bruchstücke retten. Sie erreichen schließlich die Nordinsel Te Ika-a-Māui von Neuseeland. Die Kinder von Coverly und Tankerdon können endlich heiraten. Die Musiker schiffen sich von Auckland nach San Diego ein, wo sie ihr geplantes Konzert geben können.

Hintergrund

In seinem Roman karikiert Jules Verne die gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit. So regte ihn etwa eine unfair geführte Wahl zum Stadtrat von Amiens zur Schilderung der Streitigkeiten der Familien Tankerdon und Coverly an, dieses Romeo und Julia-Motiv zu verwenden. Auch übt Verne in diesem Werke deutliche Kritik an Großbritannien.

Kritik an den Übersetzungen

Besonders an den ersten englischen Übersetzungen wurde Kritik geübt, da in diesen fast alle kritischen Äußerungen über die Vereinigten Staaten oder über Großbritannien zensiert wurden. Passagen, die gekürzt wurden, handelten zum Beispiel über ein Amerika, dass sein Gebiet durch Annexion von Kanada und Mittelamerika verdoppelte oder über Englands damalige Verweigerung gegen das Metrische System.

Die Ausgabe des S. Fischer Verlags von 1968 wird kritisiert, den Roman sehr stark gekürzt zu haben. Ebenfalls wird die teilweise sehr rohe Ausdrucksweise kritisiert.[1]

Verfilmung

  • Der Roman wurde ca. 1974 als Animationsfilm in Deutschland im Auftrag des ZDF von Armin Lang in 2 Teilen produziert. Die beiden Teile mit dem Namen Vertragsbruch und 1 Million Dollar und 10 Millionen PS in falschen Händen dauerten jeweils 25 Minuten. Bearbeitet wurde die Geschichte von Gerhard Reutter, Karl Wägele und H. Ludwig Enderle. Die Zeichnungen wurden von Karl Wägele angefertigt. Die Aufnahmen waren von A. Lang, J. Ritzinger und A. Klemm. Das Script war von Wilfrid Grote. Der Sprecher war Dieter Borsche.[2]

Ausgaben

Literatur

  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund/Bertelsmann, Stuttgart und München 1992.
  • Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005.
  • Volker Dehs: Jules Verne. Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005. ISBN 3-538-07208-6

Einzelnachweise

  1. Andreas Fehrmann: Die Propellerinsel. Abgerufen am 28. April 2010.
  2. Andreas Fehrmann: Die Propellerinsel: Verfilmung BRD ca. 1974 Animation. Abgerufen am 18. August 2011.
Commons: Propeller Island – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: L’Île à hélice – Quellen und Volltexte