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Die Politikwissenschaftler [[Steven Levitsky]] und [[Daniel Ziblatt]] (2018) bezeichneten Trump als „serial norm breaker“. Aber mit den Normbrüchen habe man schon Jahrzehnte früher angefangen. Sie erinnern an den Aufstieg [[Newt Gingrich]]s in der GOP, der ihr eine erheblich aggressivere Rhetorik eingeimpft habe. Gingrich und seine Verbündeten hätten die Polarisierung an der Parteibasis zwar nicht geschaffen, seien aber die Ersten gewesen, die sie ausnutzten und einen Politikstil der Kriegsführung („politics as warfare“) etablierten. Unter Präsident [[George W. Bush]] hätten sich die Auseinandersetzungen zwischen Republikanern und Demokraten nur verschärft. Aber während Bush den Patriotismus der Demokraten nicht in Frage gestellt habe, sei im [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2008|Präsidentschaftswahlkampf 2008]] die parteipolitische Intoleranz der rechten Medien wie Fox News von führenden Republikanern aufgegriffen worden, nicht vom Kandidaten [[John McCain]], aber unter anderem von seiner Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, [[Sarah Palin]], die Barack Obama als „Terroristen“ bezeichnete. In Obamas Amtszeit erlebten Extremismus und parteipolitische Kriegsführung weiteren Aufschwung und manifestierten sich in der Tea-Party-Bewegung.<ref>Steven Levitsky, Daniel Ziblatt: ''How Democracies Die.'' Broadway Books, New York 2019, S. 146–157.</ref>
 
Der Politikwissenschaftler Joseph Lowndes hält Donald Trumps [[Nativismus (Sozialwissenschaften)|Nativismus]] für den Schlüssel zu dessen Wahlerfolg 2016. Zwar habe [[Fremdenfeindlichkeit]] in der Republikanischen Partei spätestens seit dem Aufstieg der Tea-Party-Bewegung 2009 zugenommen, aber nicht deren Politik bestimmt. Trump habe die rassistische Furcht vor einer „Invasion“ durch Einwanderer mit allgemeinem [[Rechtspopulismus]] verschmolzen, der sich auf Abstiegsängste der Mittelschicht und Arbeiterklasse, politischen Ohnmachtsgefühlen. Angst vor Deindustrialisierung und sowie abnehmende Selbstachtung weißer Männer beziehe. Lowndes sieht Trump in der Tradition [[Pat Buchanan]]s und dessen Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner 1992. Seitdem verbreite der amerikanische Rechtspopulismus die Rhetorik, dass reiche Eliten im Bunde mit armen Farbigen und nicht-weißen Einwanderern den hart arbeitenden weißen Amerikanern Arbeitsplätze und Aufstiegschancen wegnähmen. Zu den neuen Elementen gehört dabei auch die Vorstellung, dass die Weißen in den USA bis 2050 zur Minderheit würden.<ref>Joseph Lowndes: ''From Pat Buchanan to Donald Trump. The Nativist Turn in Right-Wing Populism''. In: Kathleen Belew und Ramon A. Gutierrez (Hrsg.): ''A Field Guide to White Supremacy''. University of California Press, Berkeley 2021, S. 265–286, hier S. 265&nbsp;f.</ref> Beeinflusst wurde Trump etwa von der Autorin und TV-Kommentatorin [[Ann Coulter]], die in ihrem Buch ''Adios America. The Left’s Plan to Turn America into a Third World Hellhole'' (2015) die Errichtung einer Grenzmauer, ein Einwanderungsmoratorium und die Deportation von Einwanderern ohne Papiere forderte.<ref>Joseph Lowndes: ''From Pat Buchanan to Donald Trump. The Nativist Turn in Right-Wing Populism''. In: Kathleen Belew und Ramon A. Gutierrez (Hrsg.): ''A Field Guide to White Supremacy''. University of California Press, Berkeley 2021, S. 282.</ref> Im Wahlkampf 2016 wurde Trump von rechtsextremen Ideologen der sogenannten [[Alt-Right]] wie [[Steve Bannon]] unterstützt, einem selbsterklärten Populisten, der Ausländer- und [[Islamfeindlichkeit]] mit der Erzählung verknüpft, „globalistische“ Eliten würden mit Einwanderung die weißen Mittel- und Arbeiterschichten angreifen. Zu Mitarbeitern wurden Nativisten wie [[Kris Kobach]] and [[Stephen Miller (Politikberater)|Stephen Miller]].<ref>Joseph Lowndes: ''From Pat Buchanan to Donald Trump. The Nativist Turn in Right-Wing Populism''. In: Kathleen Belew und Ramon A. Gutierrez (Hrsg.): ''A Field Guide to White Supremacy''. University of California Press, Berkeley 2021, S. 283.</ref> Nachdem er als Präsident bereits rassistische nativistische Politik umgesetzt hatte, habe sich Trump im Wahlkampf 2020 noch einmal radikalisiert und die extremsten Vorstellungen des rechtsextremen Nativismus propagiert. So sieht Lowndes in einer Wahlkampfrede vom Oktober 2019 die Theorie des „[[Großer Austausch|Großen Austausches]]“ vertreten und eine rassistische [[Verschwörungstheorie]] im Stile von [[Jean Raspail]]s Roman ''[[Das Heerlager der Heiligen]]'' verbreitet.<ref>Joseph Lowndes: ''From Pat Buchanan to Donald Trump. The Nativist Turn in Right-Wing Populism''. In: Kathleen Belew und Ramon A. Gutierrez (Hrsg.): ''A Field Guide to White Supremacy''. University of California Press, Berkeley 2021, S. 284.</ref>
 
Der Historiker [[Klaus Larres]] sieht bei einer ganzen Reihe von Trumps politischen Entscheidungen [[Autokratie|autokratische]] Tendenzen. Trump habe eindeutig gegen die [[Emoulument clause]] der [[Verfassung der Vereinigten Staaten|amerikanischen Verfassung]] verstoßen, die Bereicherung und Vorteilsnahme im Amt verbietet, und gegen die Washingtoner [[Nepotismus]]-Regeln verstoßen. Vor allem aber seien Trumps Angriffe auf die Justiz und Versuche der Strafvereitelung beunruhigend gewesen. Die Unabhängigkeit der Justiz, die Integrität der Wahlen, die rechtlichen Vorkehrungen gegen Korruption, die Rechtsstaatlichkeit und die freie und unabhängige Presse seien ernsthaften Angriffen ausgesetzt gewesen und erheblich geschwächt worden. Trump sei offensichtlich davon überzeugt, dass die USA von einem Mann regiert werden sollten, nämlich ihm selbst, und zwar so lange, wie er wolle. Dies erkläre auch seine Bewunderung für ausländische Diktatoren und Autokraten und seine schwierigen Beziehungen zu vielen demokratisch gewählten Politikern des Westens. Trumps Unterstützung [[White Supremacy|weißer Suprematisten]] verdeutliche seine Geringschätzung der Demokratie. Der Kulminationspunkt seiner autokratischen Präsidentschaft sei am 6. Januar 2021 schließlich seine Aufforderung an seine Unterstützer gewesen, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020 umzustürzen. Allein Trumps Unfähigkeit und das organisatorische Chaos seiner Administration hätten während Trumps Präsidentschaft die Entwicklung der USA zu einer vollständigen Autokratie verhindert.<ref>Klaus Larres: ''Donald J Trump. The Authoritarian Style in American Politics (born 1946)''. In: Ders. (Hrsg.): ''Dictators and Autocrats. Securing Power Across Global Politics''. Routledge, London 2022, S. 205–231, hier S. 214–226. [[doi:10.4324/9781003100508-16]]</ref>
 
Unter Historikern gilt Trump auch deswegen als einer der schlechtesten Präsidenten der Vereinigten Staaten: Im ''Presidential Historians Survey'' des Fernsehsenders [[C-SPAN]] belegte er im Jahr 2021 den 41. Rang unter 44 bewerteten Präsidenten, im ''Presidential Greatness Project Expert Survey'' wurde er 2024 von 150 zur US-Politik forschenden Politikwissenschaftlern, Soziologen und Historikern beider politischer Lager als schlechtester Präsident der US-Geschichte bewertet.<ref>{{Literatur |Titel=Umfrage sieht Trump als schlechtesten Präsidenten der US-Geschichte |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-02-20 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/donald-trump-umfrage-sieht-ihn-als-schlechtesten-praesidenten-der-us-geschichte-a-9c19299e-751e-426d-bab6-68484de849e0 |Abruf=2024-03-04}}</ref><ref>[https://www.c-span.org/presidentsurvey2021/?page=overall ''Presidential Historians Survey 2021''] auf c-span.org. Abgerufen am 2. Juli 2021 (englisch).</ref>