[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K →‎Herstellung: Beistrich laut amtlicher Regelung, § 75 (1)
Formulierungen; einige Ergänzungen mit Quelle; Tabelle erweitert; Verweise; Gliederung (der Abschnitt " Herstellung und Abbinden" könnte wohl noch besser sortiert werden)
Zeile 3:
Reiner Kalkmörtel besitzt bei gleichen Mischungsverhältnissen im erhärteten Zustand eine erheblich geringere Festigkeit als Zementmörtel. Jedoch lässt er sich vergleichsweise besser verarbeiten. Kalkputz hat eine gute Wasserdampfdurchlässigkeit und wird daher üblicherweise in Innenräumen verwendet.
 
Beim Umgang mit Baukalken ist zu beachten, dass diese Baustoffe stark [[Base (Chemie)|alkalisch]] wirken und bei Hautkontakt zur Verätzung dervon Haut und Schleimhäuten führen können.<ref name="Baukalk">{{Literatur |Autor=Balder Batran |Titel=Grundwissen Bau |Verlag=Handwerk und Technik Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=2003 |ISBN=3-582-03500-X |Seiten=111 und 112}}</ref> BeimDie sog.Reaktion beim „Löschen“ (Mischen mit Wasser) des Branntkalks ist besondere Vorsicht geboten. Die Reaktion mit Wasser verläuft exotherm und setzt rasch viel Wärme frei. Der KontaktKörper mitist vor den dabei entstehenden Kalkspritzern istzu gefährlichschützen. BesondersSie Augen und Schleimhäute müssen geschützt sein, weil es sonstführen zur Erblindung kommen kann. Es ist zudem wichtig, beiwenn dersie Mischungin mitdie GipsAugen nurtreffen. Luftkalke zu verwenden, da Mischungen mit hydraulischen Kalken und Gips zu schweren Treibschäden führen.
 
Um die Eigenschaften und Verarbeitbarkeit anzupassen, werden Luftkalkmörtel häufig mit [[Gips]] gemischt. Mischungen von hydraulischen Kalken mit Gips können hingegen zum ''Treiben'', also zum Aufbrechen des Mörtels durch Volumenzunahme führen.
== {{Anker|Hydraulefaktoren}} Herstellung ==
 
== {{Anker|Hydraulefaktoren}} Herstellung und Abbinden ==
[[Datei:Sattelbach 5972.jpg|mini|Alter Kalkofen im [[Wienerwald]]]]
[[Datei:Überreste eines Kalkbrennofens in den Gardaseebergen.jpg|mini|hochkant|Überreste eines [[Brennofen|Kalkbrennofens]] bei [[Limone sul Garda]] ([[Italien]])]]
Zeile 28 ⟶ 30:
 
Ca(OH)<sub>2</sub> + CO<sub>2</sub> → CaCO<sub>3</sub> + H<sub>2</sub>O
 
=== Abbindevorgang ===
Ein Kalkmörtel erhärtet durch [[Karbonatisierung]]. Diese exotherme Reaktion benötigt Wasser, welches zunächst in Form von zugefügtem Anmachwasser und später in Form von Wasserdampf in der Luft vorhanden ist. Das Wasser bildet zusammen mit Kohlendioxid aus der Luft Kohlensäure (H<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>), die sich an die Kalkbase bindet und dabei Wasser abspaltet. Die Reaktion kann wie folgt dargestellt werden:
 
Ca(OH)<sub>2</sub> + H<sub>2</sub>CO<sub>3</sub> → CaCO<sub>3</sub> + 2 H<sub>2</sub>O
 
Beim Luftkalkmörtel ist ein langsames Abbinden von besonderer Bedeutung, damit sich eine saubere mikrokristalline Struktur ausbilden kann. Ein auf stark saugendem Grund aufgetragener oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzter Kalkputz kann „[[aufbrennen]]“, d.&nbsp;h., er trocknet aus, bevor er ausreichend abgebunden hat. Auch härtet Kalk nur bei Temperaturen von über 5 °C (Kalkanstriche bei über 10 °C) sauber aus und „erfriert“ bei Frost. In beiden Fällen bilden sich lose Kristalle ohne Verbund, so dass der Putz [[Kreiden|kreidet]] oder bröselt. Des Weiteren kann ein Wasserüberschuss im Mörtel verzögernd auf die Reaktion wirken. Ein weiteres Problem entsteht, wenn ein diffusionsdichter Anstrich zu frühzeitig auf die Mörtelschicht aufgetragen wird. Für die Reaktion fehlt dann die Zufuhr von CO<sub>2</sub> und der Vorgang kann zum Erliegen kommen.
 
Wird die CO<sub>2</sub>-Konzentration in der Luft hingegen erhöht, beispielsweise durch die Aufstellung von Koksöfen, so beschleunigt sich die Erhärtung des Kalks. Dazu kommt, dass eine warme Umgebung ebenfalls eine Beschleunigung der Erhärtungsreaktion mit sich zieht.
 
Die Festigkeit von Luftkalkmörteln steigt in den ersten Jahren noch leicht an, weil die Carbonatisierung in der Regel sehr langsam verläuft.
 
Mit den technischen Bezeichnungen der Materialien zeigt sich der [[Technischer Kalkkreislauf|Kalkkreislauf]] in folgender Form:<br />
[[Datei:Kalkkreislauf.svg|mini|zentriert|600px|Der technische Kalkkreislauf]]
{{Absatz}}
 
== Geschichte ==
 
Die Verwendung von Kalk zur Herstellung von Gebäuden ist seit dem 7 Jh. vor Chr. belegt.
Die Römer erhöhten die Festigkeit und Wasserbeständigkeit der Kalkmörtel durch den Zusatz von natürlichen und künstlichen [[Puzzolane]]n, wie etwa [[Schlacke (Metallurgie)|Schlacke]] aus der [[Eisenverhüttung]].<ref name="AiF">B. Joschko, S. Haas, M. Ivanov, D. Klein, S. Kuhnt, B. Middendorf, S.-O. Schmidt: [https://fg-kalk-moertel.de/files/2_2013_Schlussbericht_FL_final.pdf ''Forschungsbericht Nr. 2/13 - Einfluss der Zusammensetzung Formulierter Kalke (FL) auf die Mörteleigenschaften - Bildung eines Korrelationsmodells zur Mischungsoptimierung''], [[Industrielle Gemeinschaftsforschung|IGF]]-Vorhaben AiF 16855 N der Forschungsgemeinschaft/ Forschungsvereinigung Kalk und Mörtel e.V. und der [[TU Dortmund]], Februar 2013</ref>
 
== Eigenschaften ==
 
Luftkalkmörtel sind deutlich elastischer als hydraulische Kalkmörtel sowie Zementmörtel und neigen darum weniger zur Rißbildung und zum flächigen Ablösen vom Untergrund (Schalenbildung), wenn etwa Wärmespannungen oder [[Setzung (Bauwesen)|Setzungen]] auftreten oder der Untergrund abhängig vom Feuchtegehalt quillt oder schwindet.
 
Kalkmörtel sind besser zu verarbeiten und besitzen ein höheres Wasserrückhaltevermögen als Zementmörtel.<ref name="AiF" />
 
Reiner Luftkalkmörtel wurde in der gewerblichen Anwendung weitgehend von Mörteln mit Zusätzen von hydraulischen Kalken, Zement oder Kunstharzen verdrängt, da Luftkalk lange feucht gehalten werden muss, die Festigkeit sich nur sehr langsam entwickelt und der Mörtel nur erhärtet, wenn der Zutritt von Kohlendioxid gewährleistet ist, so dass Mörtel im Inneren von dicken Mauern oft nach Jahren noch nicht abgebunden hat. Außerdem erreichen hydraulische Kalke auch frühzeitiger eine Wetterbeständigkeit.
 
== Formen und Benennung des Kalks ==
Zeile 34 ⟶ 64:
Mit ''Wasserkalk'' wurden früher schwach hydraulische Kalke bezeichnet, welche unterhalb von 1250&nbsp;°C aus tonhaltigem Kalkstein (Kalk[[mergel]]) gebrannt wurden. Sie erhärten sowohl durch Carbonatisierung als auch durch [[Hydratation]].<ref>Baustoff-[https://web.archive.org/web/20170901064103/http://www.imn.htwk-leipzig.de/~stich/Bilder_BI/II.II.pdf Skript] (PDF; 568&nbsp;kB) der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig</ref>
 
''[[Bindemittel#Baustoffe|Hydraulische Kalke]]'' enthalten zusätzlich zum [[Calciumhydroxid]] sogenannte ''Hydraulefaktoren'', etwa [[Silikat]]e (z.&nbsp;B. SiO<sub>2</sub>), [[Aluminate]] (z.&nbsp;B. Al<sub>2</sub>O<sub>3</sub>) und [[Eisen#Oxide|Eisenoxide]] (z.&nbsp;B. Fe<sub>2</sub>O<sub>3</sub>) aus denen sich [[Calciumsilikat]]e und [[Calciumaluminat]]e bilden. Der hydraulische Anteil der Bindemittel kann auch unter Wasser aushärten, da kein Zutritt von [[Kohlendioxid]] notwendig ist.<ref>{{Literatur |Autor=Hansjörg Frey |Titel=Bautechnik – Fachkunde Bau |Verlag=Europa-Lehrmittel Verlag |Ort=Haan-Gruiten |Datum=2003 |ISBN=3-8085-4460-0 |Seiten=85}}</ref>
 
Um ein hydraulisch härtendes Bindemittel zu erhalten, kann Kalk auch mit [[Zement]] oder mit latent hydraulischen Zusätzen wie [[Metakaolin]], [[Ziegelmehl (Baustoff)|Ziegelmehl)]], [[Hüttensand]] und ''[[Puzzolane]]''n (''[[Trasskalk]]e'', [[Vulkanasche]] oder ''[[Flugasche]]'') vermischt werden. Die Herstellungsweise von hydraulischem Baukalk aus [[Kalkstein]] und Vulkanerde ([[Tuff|Vulkanerde]]) ist schon seit der Antike bekannt.
 
=== Sumpfkalk versus Kalkhydrat ===
{{Hauptartikel|Sumpfkalk|Kalkhydrat}}
Der Unterschied zwischen Sumpfkalk und Kalkhydrat ist das verwendete Löschverfahren und der [[Aggregatzustand]]. Kalkhydrat (gelöschter Kalk) wird durch Trockenlöschung mit Wasserdampf hergestellt. Dabei wird nur so viel Wasser verwendet, wie der ungelöschte Kalk aufnehmen kann, sodass das resultierende Kalkhydrat ein Pulver ist. Sumpfkalk hingegen entsteht durch eine Nasslöschung mit [[Stöchiometrie|stöchiometrisch]] überproportional viel Wasser. Das Resultat, der Sumpfkalk, ist eine flüssige Masse.
 
Die Eigenschaften (z.&nbsp;B. Plastizität) verbessern sich mit der Zeitdauer des „Einsumpfens“ (Sumpfkalk, Fettkalk), was besonders wichtig ist, wenn der Kalk als Kalkfarbe verwendet werden soll. Zu kurz gelagerter Sumpfkalk kann noch ungelöschte Partikel enthalten, die später nachlöschen. Das ist problematisch, weil mit dem Löschen eine Volumenvergrößerung von circa 70 % einhergeht und die Partikel somit eine sprengende Wirkung entfachen können (Kalktreiben).
 
Traditionell wurde Kalk bis zu drei Jahre vor Gebrauch als Sumpfkalk gelagert. Eingesumpft wurde früher in Kalkgruben, die vielerorts vorhanden waren. Auch auf Baustellen war es üblich, als erstes den Kalk einzusumpfen. Der Kalkbrei muss während des Einsumpfens immer unter einer Wasserschicht lagern, um nicht mit dem Kohlenstoffdioxid der Luft zu reagieren. Heute soll gelöschter Kalk wenigstens einige Wochen, besser aber Monate einsumpfen. Die Vorgaben des Herstellers zur Mindesteinsumpfdauer sind einzuhalten.
 
Bei trocken gelöschtem Kalkhydrat in Pulverform hingegen genügt eine eintägige Lagerung unter Wasser. Danach tritt offenbar keine weitere Veränderung mehr ein.<ref>''Kalkmörtel'', von Elert, K.; Cazalla, O.; Rodriguez. C.; Hansen, E.; Sebastian, E.; Quelle: Restauro, 2002. {{ISSN|0933-4017}}</ref>
 
Zur Mörtelherstellung werden heute überwiegend pulverförmige, mit Wasserdampf in Löschtrommeln „trocken“ gelöschte Kalke (Kalkhydrat) verwendet. Nassgelöschter Sumpfkalk wird in Ausnahmen für Putze oder Anstriche eingesetzt.
 
=== {{Anker|Nomenklatur}}Nomenklatur nach DIN ===
In Deutschland wird gemäß der ''Kalknorm'' [[Normenliste DIN 1 bis DIN 499|DIN EN 459-1]] (altezuvor DIN 1060) bei den genormten Baukalken grundsätzlich zwischen Luftkalk und Kalk mit hydraulischen Eigenschaften unterschieden.
 
Luftkalke werden weiterhin unterschieden in [[Weißkalk]] (Kurzzeichen CL) und [[Dolomitkalk]] (Kurzzeichen DL). In der normgerechten Bezeichnung eines Luftkalks folgt auf das Kurzzeichen eine Zahl. Bei Weißkalk gibt diese Zahl den Gesamtgehalt an [[Calciumoxid]] (CaO) und [[Magnesiumoxid]] (MgO) an. In der Norm gibt es die Weißkalke CL 90, CL 80 und CL 70. Darüber hinaus gibt es eine Klassifizierung nach ihrer Lieferform als ungelöschte Kalke (Q), Kalkhydrate (S), Kalkteig (S PL) oder Kalkmilch (S ML). Von Dolomitkalk gibt es die Arten DL 90-30, DL 90-5, DL 85-30, DL 80-5. Wie beim Weißkalk gibt die erste Zahl den Gesamtgehalt an CaO und MgO an. Die zweite Zahl gibt den Mindestgehalt an Magnesiumoxid (MgO) an. Ferner wird Dolomitkalk nach Lieferform in ungelöschten Kalk (Q) oder Kalkhydrat (S) klassifiziert. Halbgelöschtes Dolomitkalkhydrat wird als (S1) klassifiziert.
 
Die Gruppe der Kalke mit hydraulischen Eigenschaften umfasst laut Norm den hydraulischen Kalk (Kurzzeichen HL), den natürlichen[[#NHL|natürlich hydraulischen Kalk]] (Kurzzeichen NHL) und den [[#Formulierter Kalk|formulierten Kalk]] (Kurzzeichen FL). Die Zahl in der Kurzbezeichnung des Kalks gibt die Mindestdruckfestigkeit in N/mm² an. Es wird unterschieden zwischen den Druckfestigkeitsklassen 2 N/mm², 3,5 N/mm² und 5 N/mm².
 
Bei formuliertem Kalk ist zusätzlich der Massenanteil an verfügbarem Kalk als [[Calciumhydroxid|Ca(OH)<sub>2</sub>]] relevant und wird mit den Buchstaben A (40–80 M%), B (25–50 M%) oder C (15–40 M%) gekennzeichnet. Da es sich bei formuliertem Kalk um keine festgelegte Mischung aus verschiedenen Baukalken mit hydraulischen und/oder puzzolanischen Zusätzen handelt, wird die Zusammensetzung entsprechend der Norm DIN EN 459-1 (Anhang D) angegeben.
 
Entsprechend der [[DIN]] wird wie folgt unterschieden:
Zeile 54 ⟶ 96:
!Kurzbezeichnung
!Handelsform
|Beispiele und alternative Bezeichnungen
|-
| rowspan="57" |[[Luftkalk]]
| rowspan="24" |Weißkalk (CL)
| rowspan="24" |CL 90<br />CL 80<br />CL 70
|[[Calciumoxid|Ungelöschter Kalk]] (Q)
CL 80
|Branntkalk
 
CL 70
|Ungelöschter Kalk (Q)
|-
|[[Kalkhydrat]] (S)
|Weißkalkhydrat
[[Sumpfkalk|Kalkteig]] (S PL)
|-
Kalkmilch (S ML)
|Kalkteig (S PL)
|[[Sumpfkalk]]
|-
|Kalkmilch (S ML)
|-
| rowspan="3" |Dolomitkalk (DL)
| rowspan="3" |DL 90-30<br />DL 90-5<br />DL 85-30<br />DL 80-5
|[[Calciumoxid|Ungelöschter Kalk]] (Q)
DL 90-5
 
DL 85-30
 
DL 80-5
|Ungelöschter Kalk (Q)<br />
|-
|Halbgelöscht (S1)
Zeile 80 ⟶ 120:
|Kalkhydrat (S)
|-
| rowspan="3" |Kalk mit hydraulischen<br />Eigenschaften
Eigenschaften
|Hydraulischer Kalk (HL)
|HL 2<br />HL 3,5<br />HL 5
|HL 2
| rowspan="3" |wird nicht<br />nach Handelsform<br />unterschieden
HL 3,5
|z.B. [[Traßkalk]]
 
HL 5
| rowspan="3" |wird nicht nach
Handelsform
 
unterschieden
|-
|Natürlicher[[#NHL|Natürlich hydraulischer Kalk]] (NHL)
|NHL 2<br />NHL 3,5<br />NHL 5
|NHL 2
NHL 3,5
 
NHL 5
|-
|[[#Formulierter Kalk|Formulierter Kalk]] (FL)
|FL A 2<br />FL B 2<br />FL C 2<br />FL A 3,5<br />FL B 3,5<br />FL C 3,5
|FL A 2
FL B 2
 
FL C 2
 
FL A 3,5
 
FL B 3,5
 
FL C 3,5
|}
 
=== Sumpfkalk versus Kalkhydrat ===
Der Unterschied zwischen Sumpfkalk und Kalkhydrat ist das verwendete Löschverfahren und der [[Aggregatzustand]]. Kalkhydrat (gelöschter Kalk) wird durch Trockenlöschung mit Wasserdampf hergestellt. Dabei wird nur so viel Wasser verwendet, wie der ungelöschte Kalk aufnehmen kann, sodass das resultierende Kalkhydrat ein Pulver ist. Sumpfkalk hingegen entsteht durch eine Nasslöschung mit [[Stöchiometrie|stöchiometrisch]] überproportional viel Wasser. Das Resultat, der Sumpfkalk, ist eine flüssige Masse.
 
Die Eigenschaften (z.&nbsp;B. Plastizität) verbessern sich mit der Zeitdauer des „Einsumpfens“ (Sumpfkalk, Fettkalk), was besonders wichtig ist, wenn der Kalk als Kalkfarbe verwendet werden soll. Zu kurz gelagerter Sumpfkalk kann noch ungelöschte Partikel enthalten, die später nachlöschen. Das ist problematisch, weil mit dem Löschen eine Volumenvergrößerung von circa 70 % einhergeht und die Partikel somit eine sprengende Wirkung entfachen können (Kalktreiben).
 
Traditionell wurde Kalk bis zu drei Jahre vor Gebrauch als Sumpfkalk gelagert. Eingesumpft wurde früher in Kalkgruben, die vielerorts vorhanden waren. Auch auf Baustellen war es üblich, als erstes den Kalk einzusumpfen. Der Kalkbrei muss während des Einsumpfens immer unter einer Wasserschicht lagern, um nicht mit dem Kohlenstoffdioxid der Luft zu reagieren. Heute soll gelöschter Kalk wenigstens einige Wochen, besser aber Monate einsumpfen. Die Vorgaben des Herstellers zur Mindesteinsumpfdauer sind einzuhalten.
 
Bei trocken gelöschtem Kalkhydrat in Pulverform hingegen genügt eine eintägige Lagerung unter Wasser. Danach tritt offenbar keine weitere Veränderung mehr ein.<ref>''Kalkmörtel'', von Elert, K.; Cazalla, O.; Rodriguez. C.; Hansen, E.; Sebastian, E.; Quelle: Restauro, 2002. {{ISSN|0933-4017}}</ref>
 
Zur Mörtelherstellung werden heute überwiegend pulverförmige, mit Wasserdampf in Löschtrommeln „trocken“ gelöschte Kalke (Kalkhydrat) verwendet. Nassgelöschter Sumpfkalk wird in Ausnahmen für Putze oder Anstriche eingesetzt.
 
=== {{Anker|NHL}} Natürlich hydraulischer Kalk (NHL) ===
Zeile 135 ⟶ 146:
Der Rohstoff zur Herstellung von natürlich hydraulischem Kalk enthält gewöhnlich einen Anteil von 10 % bis 30 % an Ton oder reaktionsfähigen kieselsauren Bestandteilen. Beim Brennen reagieren jeweils 6 Teile Kalk mit 4 Teilen Ton.<ref>K. Ch. Thienel: [https://www.unibw.de/werkstoffe/lehre/bachelorstudium/skripte-werkstoffe/chemie-und-eigenschaften-anorganischer-baustoffe-und-bindemittel.pdf/download ''Bauchemie und Werkstoffe des Bauwesens - Chemie und Eigenschaften mineralischer Baustoffe und Bindemittel''], Kapitel 4.4.3.1 ''Natürlicher Hydraulischer Kalk'', Seite 23. Institut für Werkstoffe des Bauwesens, [[Universität der Bundeswehr München]]. In: unibw.de</ref>
 
=== VerwendungFormulierter Kalk ===
=== Abbindevorgang ===
Ein Kalkmörtel erhärtet durch [[Karbonatisierung]]. Diese exotherme Reaktion benötigt Wasser, welches zunächst in Form von zugefügtem Anmachwasser und später in Form von Wasserdampf in der Luft vorhanden ist. Das Wasser bildet zusammen mit Kohlendioxid aus der Luft Kohlensäure (H<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>), die sich an die Kalkbase bindet und dabei Wasser abspaltet. Die Reaktion kann wie folgt dargestellt werden:
 
Als "formulierter Kalk" werden in der EN 459-1 Baukalke bezeichnet, denen zusätzliche Bestandteile beigemischt werden.
Ca(OH)<sub>2</sub> + H<sub>2</sub>CO<sub>3</sub> → CaCO<sub>3</sub> + 2 H<sub>2</sub>O
Hauptsächlich sind dies anorganisch-mineralische Komponenten, die überwiegend hydraulisch abbinden, aber auch [[Füllstoff]]e und organische Zusatzmittel werden in der Norm genannt.
Die Norm regelt den Gehalt an verfügbarem Kalk und die Festigkeiten nach 7 bzw. 28 Tagen, gibt ansonsten aber keine Mischungsverhältnisse vor.<ref name="AiF" />
 
Im Gegensatz zur Bindemittelklasse der Hydraulischen Kalke (HL) wird die genaue Angabe der Bestandteile des Formulierten Kalks (FL) durch die Hersteller gefordert.
Beim Luftkalkmörtel ist ein langsames Abbinden von besonderer Bedeutung, damit sich eine saubere mikrokristalline Struktur ausbilden kann. Ein auf stark saugendem Grund aufgetragener oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzter Kalkputz kann „[[aufbrennen]]“, d.&nbsp;h., er trocknet aus, bevor er ausreichend abgebunden hat. Auch härtet Kalk nur bei Temperaturen von über 5 °C (Kalkanstriche bei über 10 °C) sauber aus und „erfriert“ bei Frost. In beiden Fällen bilden sich lose Kristalle ohne Verbund, so dass der Putz [[Kreiden|kreidet]] oder bröselt. Des Weiteren kann ein Wasserüberschuss im Mörtel verzögernd auf die Reaktion wirken. Ein weiteres Problem entsteht, wenn ein diffusionsdichter Anstrich zu frühzeitig auf die Mörtelschicht aufgetragen wird. Für die Reaktion fehlt dann die Zufuhr von CO<sub>2</sub> und der Vorgang kann zum Erliegen kommen.
Der Mindestgehalt an „verfügbarem Kalk (A.L)“ liegt mit 15 % deutlich höher als in Hydraulischen Kalken (4 %).
 
Bindemittelmischungen dieser Art waren bis zur Einführung der EN 459 überwiegend nur in Frankreich und Italien erhältlich und bieten die Möglichkeit Bindemittel mit geringerem CO<sub>2</sub>-Fußabdruck einzusetzen.
Wird die CO<sub>2</sub>-Konzentration in der Luft hingegen erhöht, beispielsweise durch die Aufstellung von Koksöfen in Kombination mit einer guten Luftzirkulation, so beschleunigt sich die Erhärtung des Kalks. Dazu kommt, dass eine warme Umgebung ebenfalls eine Beschleunigung der Erhärtungsreaktion mit sich zieht.
 
== Verwendung ==
Luftkalkmörtel ist elastischer als andere Mörtel und kann leichte Bewegungen im Untergrund, die beispielsweise durch Wärmespannungen, durch das Quellen und Schwinden bei Nässeeinwirkung oder Setzungserscheinungen hervorgerufen werden, bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, ohne zu reißen. Die Festigkeit von Luftkalkmörteln steigt in den ersten Jahren noch leicht an, weil die Carbonatisierung in der Regel sehr langsam verläuft. Reiner Luftkalkmörtel wurde in der gewerblichen Anwendung weitgehend von Mörteln mit Zusätzen von hydraulischen Kalken, Zement oder Kunstharzen verdrängt, da Luftkalk lange feucht gehalten werden muss, die Festigkeit sich nur sehr langsam entwickelt und der Mörtel nur erhärtet, wenn der Zutritt von Kohlendioxid gewährleistet ist, so dass Mörtel im Inneren von dicken Mauern oft nach Jahren noch nicht abgebunden hat. Außerdem erreichen hydraulische Kalke auch frühzeitiger eine Wetterbeständigkeit.
 
Mit den technischen Bezeichnungen der Materialien zeigt sich der [[Technischer Kalkkreislauf|Kalkkreislauf]] in folgender Form:<br />
[[Datei:Kalkkreislauf.svg|mini|zentriert|500px|Der technische Kalkkreislauf]]
{{Absatz}}
 
=== Baukalkprodukte ===
[[Sumpfkalk|Eingesumpfter Kalkbrei]] oder pulverförmiges [[Weißkalkhydrat]] werden durch Zugabe von Wasser zu Kalkschlämme oder weiter zur ''[[Kalkmilch]]'' verdünnt. Diese werden als [[Kalkfarbe]] oder Kalktünche mit desinfizierender Wirkung auf Wände und Decken aufgetragen.
 
Aus einer Mischung von Baukalken, Wasser und [[Gesteinskörnung]]en wie Sand und Kies wirdwerden [[Kalkputz]] und [[Kalkmörtel]] hergestellt. Kalkmörtel ist einer der ältesten bekannten Baustoffe. Der Kalk wirkt hier als [[Bindemittel]] zwischen den Sandkörnern, die als Füllstoff dienen und die Druckfestigkeit erhöhen. Kalkmörtel können sowohl als Mauermörtel sowie als Putzmörtel eingesetzt werden.
 
Über die Jahrhunderte haben sich viele spezielle Anwendungen von Kalkmörteln herausgebildet, die regional teilweise variieren, siehe etwa [[Glättetechnik]] und [[Stucco Lustro]].
In Verbindung mit Natron- und [[Schmierseife]] wird gelöschter [[Muschelkalk]] zu [[Tadelakt]] verarbeitet, einem [[Hydrophobie|hydrophoben]] Kalkputz für [[Nassraum|Nassräume]].
 
Luftkalk und [[Quarzsand]] oder [[Quarzmehl]] sind die Rohstoffe zur Herstellung von [[Kalksandstein]] und [[Porenbeton]]. Kalk wird auch für Bodenverbesserungsmaßnahmen genutzt.<!-- [[Brechsand]] aus Kalkstein ist weniger druckfest als Quarzsand, doch kristallisiert der Kalk direkt an der Zuschlagoberfläche aus und verklebt nicht nur mechanisch mit dem Zuschlag. << Hat dies einen Einfluß auf die Eigenschaften des des typischerweise ohnehin wenig druckfesten Kalkmörtels? Eine Quellenangabe wäre schön. -->
 
== Normen und Standards ==
* DIN VENEN 459-1 – Baukalk
* DIN 1060 -1
 
== Einzelnachweise ==