„Litauische Literatur“ – Versionsunterschied

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== Kampf zwischen Reformation und Gegenreformation (1570–1770) ==
 
Das [[Herzogtum Preußen]], der weltliche Nachfolger des [[Deutschordensstaat]]es, wurde 1525 als erstes europäisches Fürstentum protestantisch. Hier entstand ein Bedarf an religiösen Schriften in der Muttersprache der dort ansässigen [[Preußisch Litauen|preußischen Litauer]]. Basierend auf der polnischen Fassung von [[Martin Luther]]s [[Katechismus]] verfasste der evangelische Pfarrer [[Martynas Mažvydas]] (ca. 1510–1563) mit ''Catechismusa Prasty Szadei'' 1542 das erste Buch in litauischer Sprache, das jedoch im eigentlichen Litauen nicht benutzt werden durfte. Auch die anderen frühen Schriften der litauischen Sprache waren geistlichen Inhalts, darunter das Gesangbuch von Baltramiejus Willentas (ca. 1525–1587) und [[Johannes Bretke]]s (Jonas Bretkūnas, 1536–1602) Bibelübersetzung, die nicht mehr gedruckt werden konnte. Der protestantische Pfarrer [[Stanislaus Rapagelanus|Stanislovas Rapalionis]] war der erste litauische [[Dichter]], der ein Passionslied in litauischer Sprache dichtete.<ref>Gertrud Bense: ''Zum regionalen und personalen Umfeld des früheren preußisch-litauischen Schrifttums'', in: Annaberger Annalen 4 (1996), S. 55–67.</ref>
 
Die [[Gegenreformation]] im eigentlichen Litauen wirkte seit 1570 hemmend auf die Herausbildung einer litauischen Schriftsprache.<ref>Gregor Wirschubski: ''Die Entwicklung der litauischen Literatur'', in: Osteuropa, Vol. 4, No. 9 (Juni 1929), S. 582.</ref> Die protestantischen Bücher, die mit Ausnahme von Bretkūnas’ Bibelübersetzung im [[Schemaitisch|samogitischen]] westlitauischen Dialekt verfasst waren, wurden verbrannt, die Druckereien geschlossen, und viele evangelische Litauer mussten nach Preußen fliehen. Im 17. Jahrhundert wurde das Litauische zunehmend durch das Polnische verdrängt, das die einheimischen Eliten nach der [[Lubliner Union|Union mit Polen]] übernahmen. Vilnius wurde zu einer polnischen Stadt, die Gelehrten der [[Universität Vilnius]] sprachen Latein, die Juden [[Jiddisch]].
[[Datei:Konstanty Szyrwid.PNG|mini|hochkant|Konstantinas Sirvydas]]
Der Jesuit [[Konstantinas Sirvydas]] gab 1619 ein dreisprachiges litauisch-polnisch-lateinisches Wörterbuch heraus, da das Litauische immer weniger verstanden wurde. Es erlebte viele Neuauflagen. 1629 folgten seine Predigten (''Punktai Sakymų'') in litauischer Sprache; diese dienten auch als Lehrbuch zum Erlernen des Litauischen. Litauische Übersetzungen des Neuen Testaments und der gesamten Bibel erschienen zuerst 1701 bzw. 1735 in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]], wie auch litauische Grammatiken und Wörterbücher im 18. Jahrhundert von protestantischen Pastoren in Preußisch Litauen herausgegeben wurden. Dafür erfolgten auch „Kulturimporte“ nach Litauen: 1706 erschienen die Fabeln des [[Äsop]] in litauischer Übersetzung.