[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Stilverbesserung, um die Chronologie der Ereignisse besser zu wahren.
K kk
Zeile 1:
[[Datei:Douaumontfort.jpg|mini|330px|Luftbild des Forts vom Frühjahr 1916, vor dem Beginn der deutschen Offensive. Auf dem Bild ist rechts neben dem Fort die Annex-Batterie Nr. 36<ref>auf deutschen Plänen/Karten als Nr. 637 verzeichnet; direkt neben dieser Batterie befand sich ein externer Panzerturm (auf deutschen Karten: P.T.), der 1914 aber noch nicht fertiggestellt war</ref> zu sehen. Ebenfalls zu erkennen sind die Fenster und Eingänge des Kasernengebäudes zum Innenhof auf der [[Kehle (Festung)|Kehlseite]] des Forts sowie die offenen Geschützstände zwischen Hohltraversen (zwischen dem Kasernengebäude und dem [[Saillant (Festungsbau)|Saillant]]) nach dem ursprünglichen Entwurf von Séré de Rivières. Bei den späteren Umbauten wurden alle Geschütze und Maschinenwaffen in gepanzerte Türme oder betonierte Kasematten verlegt.]]
[[Datei:Karte Fort Douaumont.jpg|mini|Plan des Forts. Grundriss sämtlicher 1914 vorhandenen Einbauten.]]
[[Datei:FortDeaumantDefense.JPG|mini|Der [[Tourelle Galopin de 155 mm R modèle 1907|155-mm-Galopin-Panzerturm]]]]
Zeile 7:
 
== Benennung ==
Für einige Monate war es nach dem [[Maréchal de France]] [[Étienne Maurice Gérard]] aus [[Damvillers]] benannt. Per Präsidialdekret vom 21. Januar 1887 setzte der Kriegsminister [[Georges Boulanger]] um, dass alle Forts, befestigte Artillerieanlagen und Kasernen des [[Système Séré de Rivières]] die Namen von ehemaligen Militärkommandanten zu tragen haben.<ref>Note n° 5285 vom 25. März 1886 des Kriegsministers Boulanger an die Generalkommandanten der Militärregionen; Präsidialdekret vom 21. Januar über die Umbenennung der Forts, befestigte Artillerieanlagen und Kasernen gemäß dem Vorschlag des Kriegsministers M. le général Boulanger.</ref> Am 13. Oktober 1887 wurde das vom Nachfolger Boulangers, Théophile Ferron,<ref>mit der Note n° 14980 vom gleichen Datum</ref> rückgängig gemacht und das Fort erhielt seinen jetzigen Namen zugeteilt.
 
== Das Fort ==
Zeile 20:
'''Zweiter Bauabschnitt:'''
 
Die allgemeine Einführung der „[[Brisanzgranate]]n“<ref>d.&nbsp;h. die Füllung der Granaten mit hochbrisanten Sprengstoffen wie Mélenit oder TNT</ref> nur wenige Jahre nach dem Baubeginn machte umfangreiche Verstärkungen und die Wehrkraft steigernde Umbauten erforderlich. Primär wurden alle Teile der Festung mit Beton verstärkt und der Graben ausgebaut. Fünf der [[Traverse (Festungsbau)#Hohltraversen|Hohltraversen]] des ursprünglichen Entwurfs wurden zu betonierten Munitionsdepots umgestaltet. Des Weiteren wurden die [[Grabenstreiche]]n in die äußere Frontgrabenmauer integriert, die Kehlbastion zur Kehlgrabenstreiche umgebaut und der Eingangsbereich angepasst. Ein [[Tourelle Galopin de 155 mm R modèle 1907|155-mm-Geschützturm]] (auf der rechten Flanke neben dem Hauptgebäude) und ein (Mitte Frontwall) [[Tourelle de 75 mm R modèle 1905|75-mm-Geschütz-Dreh/Versenkturm System Galopin]], jeweils mit Panzerbeobachtungsglocke, sowie zwei [[Tourelle de mitrailleuses modèle 1899]]-Dreh/Versenktürme (links und rechts auf den beiden Schulterpunkten) wurden an der linken Kehlseite und der rechten Frontseite eingebaut. Ferner wurde an der linken Kehlseite eine nach Westen weisende [[Casemate de Bourges]] errichtet, um den Raum zu den Zwischenwerken „''[[Ouvrage de Thiaumont]]''“ und „''[[Ouvrage de Froideterre|Ouvrage de Froide Terre]]''“ bestreichen zu bestreichenkönnen. Auf der linken Frontseite entstanden Fundamente für einen weiteren Ausbau. Nach dem Mobilmachungsplan von 1914 sollte die vollständige Besatzung des umgebauten Forts im Belagerungsfall aus 7 Offizieren und 477 Unteroffizieren und Mannschaften bestehen.<ref>Le Hallé: ''Verdun. Les forts de la Victoire.'' 1998, S. 86.</ref>
 
Im letzten Bauabschnitt der Festung schließlich wurden zwischen 1908 und 1914 in der befestigten Zone zwischen den großen Forts zahlreiche betonierte Unterstände und Magazine sowie gedeckte Batterien angelegt, die während der Schlacht von Verdun 1916 den Verteidigern einen großen Rückhalt gaben.<ref>Le Hallé: ''Verdun. Les forts de la Victoire.'' 1998, S. 120–124.</ref>
Zeile 41:
[[Datei:Douaumont Kasematte Volltreffer.jpg|mini|Durch einen Volltreffer teilweise beschädigte Kehlkaserne]]
[[Datei:Fort Douaumont Okt11 028.jpg|mini|Der „Deutsche Friedhof“ im Fort]]
[[Datei:Fort Douaumont.JPG|mini|80 -cm -Panzerbeobachtungskuppel [[Observatoire cuirassé]]]]
 
Im frühen Morgengrauen des 8. Mai 1916 kamen bei der Explosion eines Granaten- und Flammenwerferdepots mehrere Hundert deutsche Soldaten ums Leben.<ref>Ausführliche Darstellung der Explosion und ihre Folgen: K. Fischer: ''Berichte aus dem Fort Douaumont.'' 2004, S. 32–56.</ref> Aus Zeitgründen wurden 679 von ihnen innerhalb des Forts an Ort und Stelle in die im Innenhof des Forts gelegene Munitionskasematte I gebracht und deren Eingang zugemauert (siehe Foto). Das Kreuz steht heute vor dem zugemauerten Ausgang zum zwischenzeitlich verschütteten Innenhof. Die Kasematte befindet sich etwa 20 Meter dahinter. Dieser Ort ist der so genannte „Deutsche Friedhof“ im Fort, das heute unter staatlicher Verwaltung der französischen Regierung steht.
Zeile 52:
Die angebliche Eroberung des Fort Douaumonts durch die Kompanie des Oberleutnant [[Cordt von Brandis]] am 25.&nbsp;Februar 1916 wurde später von [[Paul von Hindenburg]] als „Fanal deutschen Heldentums“ gefeiert und bildete über viele Jahre hinaus Stoff für weitere Legendenbildung. Oberleutnant von Brandis wurde für seine Tat vom Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] unberechtigterweise mit dem [[Pour le Mérite]] ausgezeichnet. Der Militärhistoriker [[German Werth]] deckte 1979 in seinem Werk ''Verdun. Die Schlacht und der Mythos''<ref>''Verdun. Die Schlacht und der Mythos.'' Lübbe 1979, 1982 (vollst. überarb. u. erw. Fassung), 1987 (Taschenbuch), Weltbild Verlag 1990 (Lizenzausgabe, ISBN 3-89350-016-2).</ref> auf, dass sich die tatsächlichen Ereignisse völlig anders zugetragen hatten und die Festung den Deutschen kampflos in die Hände gefallen war.
 
Bereits andere Historiker wie Georges Blond<ref>''Georges Blond: Verdun.'' Rowohlt, 1965.</ref> und Alistair Home<ref>Alistair Home: ''Des Ruhmes Lohn.'' Verdun 1916, Luebbe Verlagsgruppe, 1983, ISBN 978-3-404-01351-7.</ref> fanden heraus, dass es nicht von Brandis' Kompanie war, die als erste in das Fort eingedrungen war. Werth machte während seiner Recherchen vier Kriegsteilnehmer des Infanterie-Regiments Nr.&nbsp;24/[[III. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|III. Armeekorps]] ausfindig, die ihm einen detailgetreuen Gefechtsbericht<ref name="Werth">{{Webarchiv |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39867416.html/ |wayback=20160402074032 |text=''Verdun: Preußische Groteske''}}. In: Der Spiegel, 26. November 1979.<!-- Auch: https://www.spiegel.de/politik/preussische-groteske-a-b6dc9a1b-0002-0001-0000-000039867416 --></ref> liefern konnten, der mit der vorangegangenen Mythenbildung so gut wie nichts mehr gemein hatte.
 
Am 21. Februar 1916 begann umfangreiches Artillerievorbereitungsfeuer auf Fort Douaumont, um einen nachfolgenden Infanterieangriff zu ermöglichen. Der Sturmangriff sollte in den frühen Morgenstunden des 25.&nbsp;Februar 1916 beginnen. Der Artillerieangriff war sehr schlecht koordiniert und hätte das Vorgehen der eigenen Infanterie akut bedroht. Vier Kompanien des III.&nbsp;Bataillons sollten das Fort Douaumont nehmen, das seinerzeit als „stärkste Sperrfestung der Welt“<ref name="Werth" /> galt. Zu dem Zeitpunkt war auf der deutschen Seite noch nicht bekannt, dass die Wehrhaftigkeit des Forts mit seinen Panzertürmen, schweren Geschützen und MG-Stellungen hauptsächlich eine „optische Täuschung“<ref name="Werth" /> war. Die 500 Mann starke Festungsbesatzung war zu diesem Zeitpunkt bereits evakuiert und der am 24.&nbsp;Februar 1916 erteilte Befehl zur Selbstvernichtung der Befestigungsanlage hatte bereits niemanden mehr erreicht. Verblieben waren dort lediglich 70 französische Soldaten der Territorial-Infanterie (Landwehr). Ab 16&nbsp;Uhr sollten sich die 6.&nbsp;Kompanie (Lt. Radtke) und die 8.&nbsp;Kompanie (Olt. von Brandis) bis auf 400 Meter an Fort Douaumont heranarbeiten und am folgenden Tag das Gelände für „Sturm und Einbruch“ eigener Festungspionier-Einheiten vorzubereiten. Das Armeekorps gab telefonisch an alle Kompanien durch: „Das Bataillon greift um 16.:00 Uhr an, im Verband der 5.und 6.&nbsp;Division. Die Linien werden um etwa 1800&nbsp;m vorgeschoben. Der Befehl ist jedem Unteroffizier bekannt zugeben. Keinesfalls darf wieder durchgegangen werden“.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.douaumont.net/douaumon.htm/ |wayback=20160304101825 |text=''Die Einnahme des Fort Douaumont.''}}</ref> Hauptmann [[Hans-Joachim Haupt|Haupt]]s 7.&nbsp;Kompanie geriet in eigenes Artilleriefeuer und erließ den Befehl: „Alles auf einen Ruck vor! Die nächste Lage unserer Artillerie muß schon hinter uns liegen.“<ref name="Werth" /> Bei der anschließenden Vorwärtsbewegung behinderten sich die Kompanien Haupt und Radtke gegenseitig und gerieten jetzt beide unter die volle Waffenwirkung des eigenen Artilleriefeuers. Um dem sicheren Tod zu entkommen, suchten sie Deckung im Fort Douaumont. Sie wollten sich lieber von den Franzosen gefangen nehmen lassen, als auf freiem Feld zu sterben. Radtke und ein 20 Mann starker Zug stürmten den Berghang des Forts und überwanden den Drahtverhau undsowie ein Eisengitter, welchesdas an einer Stelle durch eine Granatexplosion beschädigt war. Als nächstes sprangen sie in den vier bis fünf Meter tiefen Fortgraben und konnten von dort tiefer in das Fort eindringen und die Besatzung gefangen nehmen. In der Zwischenzeit strömten immer mehr deutsche Infanteristen als „Schlachtenbummler“ nach. Währenddessen lag die 8.&nbsp;Kompanie von Brandis’ eine Zeitlang unter französischem Feuer aus der Ortschaft Douaumont und konnte daher erst relativ spät in das Fort gelangen. Auf dem Marsch dorthin begegnete von Brandis einen Telefontrupp, der gerade eine Verbindung zum Bataillonsstab herstellte. Der Kompaniechef ließ die Meldung, „Fort Douaumont ist fest in unserer Hand. Kompanie von Brandis geht jetzt ins Fort“<ref name="Werth" /> absetzen. Während der Übermittlung vom Bataillon über das Regiment an die Division wurde daraus, „Fort Douaumont ist fest in der Hand des Oberleutnants von Brandis“. Laut Werth wurde daraus eine „Parodie auf die Realität“, indem die [[Frankfurter Zeitung]] die glückliche Einnahme des Forts zum „angeborenen Vorwärtsdrang“<ref name="Werth" /> der deutschen Infanterie erklärte. Die Ordensverleihung an von Brandis erregte den Unmut der 6.&nbsp;Kompanie, die sich an höherer Stelle beschwerte. Der Bataillonskommandeur Major [[Kurt von Klüfer]] sah sich gezwungen, beim zuständigen Armeekorps eine ehrengerichtliche Untersuchung der Vorfälle zu beantragen. Vom Korps wurde dies als „Ungezogenheit, an einer Entscheidung Seiner Majestät Kritik zu üben“<ref name="Werth" /> ausgelegt. Von Klüfer wurde daraufhin strafversetzt. Für den Heldenmythos von Douaumont sei die Figur des Adeligen von Brandis eher geeignet als die des unmilitärisch wirkenden Leutnants der Reserve Eugen Radtke. Radtke erhielt als Erinnerung an die Ereignisse ein Autogramm des Kronprinzen und eine Anstellung bei der Deutschen Reichsbahn.<ref>[https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014/01/erster-weltkrieg-schlacht-von-verdun-stellungskrieg/seite-2/ ''Erster Weltkrieg: Ein mörderisches Gemetzel. Keiner kommt durch.'' Zeit Online, 25. Februar 2014]</ref> Erst im Jahr 1926, als ehemalige Angehörige der 6.&nbsp;Kompanie die Vorträge von von Brandis mit Sprechchören („Du warst ja gar nicht dabei!“<ref name="Werth" />) massiv störten, sah sich das Reichsarchiv zu einer Korrektur gezwungen, indem es einräumte, Radtke sei „der erste deutsche Offizier gewesen, der in das Fort eindrang“. Eine offizielle Richtigstellung der Ereignisse hat es nie gegeben.
 
== Innenaufnahmen 2011 ==