„Reduktionismus“ – Versionsunterschied
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'''Reduktionismus''' ist je nach Geltungsbereich eine [[Philosophie|philosophische]] oder naturwissenschaftliche Lehre, nach der ein [[System]] durch seine Einzelbestandteile (‚Elemente‘) vollständig bestimmt wird. Dazu gehört die vollständige Zurückführbarkeit von [[Theorie]]n auf [[Beobachtungssatz|Beobachtungssätze]], von [[Begriff (Philosophie)|Begriffen]] auf Dinge oder von [[gesetz]]mäßigen Zusammenhängen auf [[Kausalität|kausal]]-[[Determinismus|deterministische]] Ereignisse. So geht die Theorie davon aus, dass auf ''eine'' Ursache genau ''eine'' Wirkung folgt, die wiederum die Ursache für eine weitere Wirkung ist ''(siehe [[Ursache-Wirkungs-Diagramm]])''. Mehrere Wirkungen einer Ursache, verschiedene Ursachen einer Wirkung und Rückwirkungen auf Ursachen werden nicht betrachtet. Die reduktionistische Grundannahme setzt voraus, dass dennoch jedes Phänomen komplett beschrieben werden kann, wenn nur genügend [[Daten]] des Untersuchungsgegenstandes bekannt sind.<ref Name="Wagner">Reinhard Wagner: ''Vermittlung systemwissenschaftlicher Grundkonzepte.'' Diplomarbeit, [[Karl Franzens Universität Graz]], Berlin 2002, [http://www.fraktalwelt.de/systeme/rw_diplomarbeit.pdf pdf-Version], S. 3–4. abgerufen am 21. Juli 2019.</ref>
Der Reduktionismus kann dabei als generelles Wissenschaftsprogramm vertreten werden oder auf einen bestimmten Geltungsbereich eingeschränkt bleiben. Ein Reduktionismus im ersten Sinne ist dem Ideal der [[Einheitswissenschaft]] verpflichtet, demgemäß alle Phänomene der Welt im Prinzip durch die grundlegendste Wissenschaft, die in der Mikrophysik gesehen wird, zu erklären seien. Ein Reduktionismus im zweiten Sinne kann zwischen verschiedenen Wissenschaftsbereichen vertreten werden, etwa zwischen [[Psychologie]] und [[Neurobiologie]], zwischen [[Chemie]] und [[Physik]] oder [[Ethik]] und den [[Systemverhalten|Verhaltens]]­beschreibungen, aber auch z. B. zwischen [[Politik]] und [[Ökonomie]].
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Ein Begriff, der in den Debatten um einen nichtreduktiven Materialismus eine zunehmende Aufmerksamkeit erreicht hat, ist „[[Emergenz]]“. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass dieser Begriff in den heutigen Debatten mit zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. In einem schwachen Sinne ist eine Eigenschaft genau dann emergent, wenn sie aus einer [[Komplexität|komplexen]] Konfiguration entstanden ist. In diesem Sinne ist etwa die Eigenschaft eines [[Roboter]]s emergent, komplizierte visuelle [[Muster]] wiedererkennen zu können. Für die Reduktionismusdebatte ist dieser Emergenzbegriff uninteressant, weil nichts gegen die prinzipielle Reduzierbarkeit der schwach emergenten Eigenschaft spricht.
Von „Emergenz“ in einem starken Sinne spricht man hingegen, wenn ein
Eine umstrittene Frage ist nun, inwieweit es das emergenztheoretische Konzept ermöglicht, einen nichtreduktiven Materialismus zu formulieren. Für einen nichtreduktiven Materialisten scheint sich folgende Aussage anzubieten: A ist zwar eine materielle Eigenschaft, lässt sich aber nicht reduzieren, da A emergent ist. Gegen einen solchen [[Emergenztheoretischer Materialismus|emergenztheoretischen Materialismus]] wird allerdings oft eingewandt, dass es unverständlich sei, wie man A eine materielle Eigenschaft nennen könne, wenn A sich ''prinzipiell'' nicht aus den grundlegenden materiellen Eigenschaften ableiten lässt. Diese Frage wird beispielsweise von M. Bunge und M. Mahner systematisch untersucht und beantwortet.<ref>Mario Bunge, Martin Mahner: Über die Natur der Dinge, Hirzel 2004</ref>
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