[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
in der östlichen erst recht
 
(842 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1:
{{Infobox Militärischer Konflikt
|KONFLIKT = Kosovokrieg
|TEILVON = [[Jugoslawienkriege]]
|BILD = Kosovo War header.jpg
|BILD=
|BILDBREITE = 300px
|BESCHREIBUNG=Das brennende Ušće-Hochhaus während des Bombardements der NATO= (1999)
|DATUM = 28. Februar 1998 bis 10. Juni 1999
|ORT = Bundesrepublik Jugoslawien, [[Kosovo]]
|CASUS = für NATO-Einsatz: Nichtunterzeichnung des [[Vertrag von Rambouillet|Vertrages von Rambouillet]] durch die BRBundesrepublik Jugoslawien
|GEBIETE =
|AUSGANG = Militärtechnisches [[Abkommen von Kumanovo]] zwischen der NATO und der Bundesrepublik Jugoslawien auf Basis der Verabschiedung der [[Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates|Resolution 1244 im UN-Sicherheitsrat]], UN-Verwaltung des Kosovos durch die [[United Nations Interim Administration Mission in Kosovo|UNMIK]]
|KONTRAHENT1 = [[Datei:UckCoat logoof arms of the Kosovo Liberation Army.pngsvg|20px|class=noviewer]] [[UÇK]]<br />{{NATO}}
|KONTRAHENT2 = {{YUG-1992}}
|KONTRAHENT3 =
|BEFEHLSHABER1 = [[Agim Çeku]]<br />[[Hashim Thaçi]]<br />[[Wesley Clark]]<br />[[Javier Solana]]
|BEFEHLSHABER2 = [[Slobodan Milošević]]<br />[[Dragoljub Ojdanić]]<br />[[Nebojša Pavković]]<br />[[Vladimir Lazarević]]
|BEFEHLSHABER3 =
|TRUPPENSTÄRKE1= maximal 60.000= UÇK-Kämpfer und 20017.000–20.000 Soldaten der [[NATO]]<ref>[[International{{Literatur Crisis|Autor=Paul Group]]:Hockenos ''An|Titel=Homeland Armycalling: forexile Kosovo?'',patriotism Europe& Reportthe Nr.Balkan 174,wars 28.|Verlag=Cornell JuliUniversity 2006Press |Ort=Ithaca, S.NY 3.|Datum=2003 |ISBN=978-0-8014-4158-5 }}</ref>
|TRUPPENSTÄRKE2 = 114.000 Soldaten<br />20.000 Polizisten
|TRUPPENSTÄRKE3 =
|VERLUSTE1 = 2.131 Soldaten<br />8.676 Zivilisten<ref>http://www.kosovomemorybook.org/wp-content/uploads/2015/02/Expert_Evaluation_of_Kosovo_Memory_Book_Database_Prishtina_04_02_2015.pdf</ref>
|VERLUSTE1= 10.527 Albanische Todesopfer (1998 - 2000)<ref name="Die Presse">{{Internetquelle
|VERLUSTE2 = 1.200 Soldaten<ref>{{cite book|last1=Coopersmith|first1=Jonathan|last2=Launius|first2=Roger D.|title=Taking Off: A Century of Manned Flight|publisher=American Institute of Aeronautics and Astronautics|year=2003|isbn=978-1-56347-610-5|page=54}}</ref><br/>
|url=http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3821372/KosovoKrieg_Tausende-Opfer-und-keine-Taeter
2.500 Zivilisten<ref>https://www.b92.net/eng/news/politics.php?yyyy=2011&mm=03&dd=24&nav_id=73402</ref>
|hrsg=[[Die Presse]]
|VERLUSTE3 =
|titel=Tausende Opfer und keine Täter
|NOTIZEN =
|zugriff=23. Oktober 2014
|ÜBERBLICK = {{Linkbox Jugoslawienkriege}}
|sprache=Deutsch
}}</ref>
 
Der '''Kosovokrieg''' (auch als '''Kosovo-Konflikt''' bezeichnet, {{sqS|Lufta e Kosovës}}, {{srS|Косовски сукоб|Kosovski sukob}}) war ein bewaffneter Konflikt in den [[Jugoslawienkriege]]n um die Kontrolle des [[Kosovo]] vom 28. Februar 1998 bis zum 10. Juni 1999. Konfliktparteien waren die [[UÇK|Befreiungsarmee des Kosovo]] (UÇK), die [[Armee Jugoslawiens]] und serbische Ordnungskräfte sowie ab 1999 die NATO-Streitkräfte unter Führung der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (USA). Der [[Operation Allied Force|Einsatz der NATO]] dauerte vom 24. März 1999 als Tag des ersten Luftangriffs bis zum 9. Juni 1999, dem Tag der Einigung bei den Militärverhandlungen.
|VERLUSTE2= 2.170 Serbische Todesopfer (1998 - 2000)<ref name="Die Presse" />
 
Anlass für den Angriff der NATO im Rahmen der [[Operation Allied Force]] war die Nichtunterzeichnung des [[Vertrag von Rambouillet|Vertrags von Rambouillet]] durch den [[Serbien und Montenegro#Bundesrepublik Jugoslawien|serbischen]] Präsidenten [[Slobodan Milošević]]. Offizielles Hauptziel der NATO war, die Regierung Slobodan Miloševićs zum Rückzug der Armee aus dem Kosovo zu zwingen und so weitere serbische [[:Kategorie:Kriegsverbrechen in den Jugoslawienkriegen|Menschenrechtsverletzungen]], wie das zuvor verübte [[Massaker von Račak]], zukünftig zu verhindern. Offizielles Ziel Jugoslawiens war der Schutz der serbischen Minderheit im Kosovo und die Abwehr der aus seiner Sicht erfolgten Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates. Das mehrheitlich von ethnisch albanischer Bevölkerung bewohnte Gebiet des Kosovo war eine Provinz [[Serbien]]s innerhalb der [[Bundesrepublik Jugoslawien]], die zu dieser Zeit aus Serbien und [[Montenegro]] bestand.
|VERLUSTE3=
|NOTIZEN=
|ÜBERBLICK={{Linkbox Jugoslawienkriege}}
}}
Der '''Kosovokrieg''' (auch '''Kosovo-Konflikt''' genannt) war ein bewaffneter Konflikt um die Kontrolle des [[Kosovo]] in den Jahren 1998/1999. Das mehrheitlich von [[Albaner|ethnisch albanischer]] Bevölkerung bewohnte Gebiet war zu diesem Zeitpunkt eine Provinz [[Serbien]]s innerhalb der [[Bundesrepublik Jugoslawien]].
 
== Überblick ==
Der Konflikt verlief in zwei Phasen. Vom Januar 1998 bis März 1999 handelte es sich zunächst um eine bewaffnete innerstaatliche Auseinandersetzung zwischen der [[UÇK]] (''„Befreiungsarmee des Kosovo“''), einer albanischen [[Paramilitär|paramilitärischen]] Organisation, welche für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte, und den Ordnungskräften der Bundesrepublik Jugoslawien.<ref name="hrw">{{Internetquelle
;Erste Konfliktphase
|url=http://www.hrw.org/campaigns/kosovo98/timeline.shtml
Der gewaltsame Konflikt um den Kosovo begann schon früher und lässt sich in zwei Phasen einteilen. Es handelte sich um eine bewaffnete innerstaatliche Auseinandersetzung zwischen der [[UÇK]] („Befreiungsarmee des Kosovo“), einer albanischen [[paramilitär]]ischen Organisation, welche für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte, der serbisch-jugoslawischen Armee und den serbischen Ordnungskräften der Bundesrepublik Jugoslawien.<ref name="hrw">{{Internetquelle |url=http://www.hrw.org/campaigns/kosovo98/timeline.shtml |titel=Kosovo War Crimes Chronology |hrsg=[[Human Rights Watch]] |sprache=en |abruf=2011-03-01 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20100828081512/http://www.hrw.org/campaigns/kosovo98/timeline.shtml |archiv-datum=2010-08-28 }}</ref>
|hrsg=[[Human Rights Watch]]
|titel=KOSOVO WAR CRIMES CHRONOLOGY
|zugriff=1. März 2011
|sprache=Englisch
}}</ref>
 
;Zweite Konfliktphase
Die zweite, so genannte zwischenstaatliche Phase des Konflikts begann am 24. März 1999 und endete am 10. Juni 1999. Während dieser Zeit erfolgten in der [[Operation Allied Force]] Luftangriffe der [[NATO]] gegen die Bundesrepublik Jugoslawien,<ref>http://www.nato.int/kosovo/all-frce.htm</ref> mit dem Einsatz von zeitweise über 1.000 Flugzeugen.<ref>Report to Congress – Oparation Allied Force, After action report, S. 32 ({{Google Buch|BuchID=22pQ2jPcRzsC|Seite=32|Hervorhebung=operation allied force 1000 aircraft|Linktext=online}})</ref><ref>[[Rand Corporation]], 2001 [http://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB72/index1.html Operation Allied Force: Lessons for Future Coalition Operations]</ref> Fortgesetzt wurden auch die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den jugoslawischen Streitkräften und den Rebellen der UÇK.
Die zweite, zwischenstaatliche Phase des Konflikts begann am 28. Februar 1998 und endete am 10. Juni 1999. Ab dem 24. März 1999 griff die [[NATO]] in der [[Operation Allied Force]] die Bundesrepublik Jugoslawien aus der Luft an,<ref>[http://www.nato.int/kosovo/all-frce.htm nato.int]</ref> und setzte dazu zeitweise über 1000 Flugzeuge ein.<ref>Report to Congress – Operation Allied Force, After action report, S. 32 ({{Google Buch |BuchID=22pQ2jPcRzsC |Seite=32 |Hervorhebung=operation allied force 1000 aircraft |Linktext=online}})</ref><ref>[[Rand Corporation]], 2001 [http://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB72/index1.html Operation Allied Force: Lessons for Future Coalition Operations]</ref> Fortgesetzt wurden auch die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den jugoslawischen Streitkräften und den Rebellen der UÇK, die durch Albanien logistisch unterstützt wurden.
 
;Kriegszerstörungen
Während des gesamten Konfliktes, vor allem aber 1999, waren Hunderttausende Einwohner des Kosovo auf der [[Flucht]]. Es wurden etwa 650 Ortschaften beschädigt oder zerstört, darunter historisch wertvolle Bausubstanz.<ref name="gdbv4" >{{Internetquelle
Während des gesamten Konfliktes, vor allem aber 1999, waren Hunderttausende Einwohner des Kosovo auf der [[Flucht]]. Es wurden etwa 650 Ortschaften beschädigt oder zerstört, darunter historisch wertvolle Bausubstanz.<ref name="gdbv4">{{Internetquelle |url=http://www.gfbv.it/2c-stampa/1-99/1-6-dt.html |titel=Genozid im Kosovo |hrsg=[[Gesellschaft für bedrohte Völker]] |seiten=3 |datum=1999-07 |abruf=2011-04-03}}</ref> In Serbien wurden durch die massiven Luftangriffe der NATO neben der gezielten [[Bombardierung]] von Regierungsgebäuden, Industrieanlagen, Objekten der Transport-, Telekommunikations- und Energie-Infrastruktur sowie aller militärischen Installationen als Kollateralschäden auch hunderte von anderen Gebäuden zerstört, darunter historisch wertvolle.<ref name="HS" />
|url=http://www.gfbv.ch/pdf/02-99-014.pdf
|hrsg=[[Gesellschaft für bedrohte Völker]]
|titel=Genozid im Kosovo
|seiten=3
|datum=Juli 1999
|zugriff=8. April 2011
}}</ref> In der Bundesrepublik Jugoslawien wurde durch die massiven Luftangriffe der NATO neben der gezielten [[Bombardierung]] von Regierungsgebäuden, Industrieanlagen, Objekten der Transport-, Telekommunikations- und Energie-Infrastruktur sowie aller militärischen Installationen ebenfalls eine Vielzahl von Gebäuden zerstört, darunter historisch wertvolle.<ref name="HS" /> Die Gesamtzahl der Todesopfer durch die Bombardierung der Bundesrepublik Jugoslawien wird auf 3.500 Menschen geschätzt; etwa 10.000 Menschen sollen verletzt worden sein.<ref>Tanjug, 9. Juni 2012 [http://www.tanjug.rs/novosti/46252/pre-13-godina-potpisan-kumanovski-sporazum.htm Pre 13 godina potpisan Kumanovski sporazum]</ref>
 
;Todesopfer
Der Kosovokrieg wird kontrovers diskutiert. Der Angriff der NATO gegen die souveräne Bundesrepublik Jugoslawien erfolgte ohne [[UN-Mandat]]. Er wird als einer der ersten „[[Humanitäre Intervention|humanitären Kriegseinsätze]]“ bezeichnet und als Reaktion auf [[Menschenrechtsverletzung]]en der jugoslawischen [[Sicherheitskräfte]] dargestellt.
Die Gesamtzahl der Todesopfer durch die Bombardierung Serbiens wird auf 3500 geschätzt; etwa 10.000 Menschen sollen verletzt worden sein.<ref>Tanjug, 9. Juni 2012 [https://web.archive.org/web/20130208062035/http://www.tanjug.rs/novosti/46252/pre-13-godina-potpisan-kumanovski-sporazum.htm Pre 13 godina potpisan Kumanovski sporazum]</ref>
 
;Kriegskosten
Jugoslawien beklagte [[sezession]]istische Tendenzen bei großen Teilen der albanischen Bevölkerung des Kosovo und berief sich auf das Recht, auf seinem Staatsgebiet die seit 1997 mit [[Guerilla]]-Methoden operierende UÇK zu bekämpfen.
Die Kosten des Krieges werden von einer Bundeswehr-Studie auf 45 Mrd. Deutsche Mark (DM) geschätzt: militärische Kosten der NATO: ca. 11 Mrd. DM, Kosten der humanitären Hilfe: ca. 2 Mrd. DM, Kriegszerstörungen in Jugoslawien: ca. 26 Mrd. DM; weitere volkswirtschaftliche Kosten: ca. 4 Mrd. DM, militärische Kosten Jugoslawiens: ca. 2 Mrd. DM.<ref>{{cite web |author=Thorsten Gromes/Matthias Dembinski (J. Schnell/G.A. Straub): |url=https://www.hsfk.de/fileadmin/HSFK/hsfk_downloads/report0213.pdf |title=Bestandsaufnahme der humanitären militärischen Interventionen zwischen 1947 und 2005 |work=HSFK}}</ref><ref>{{cite web |url=https://www.unibw.de/miloek/forschung/publikationen/studienuberdiekostendeskriegesimkosovo/1999-06-22_kosten_kosovo_a.pdf |title=Die Hauptkostenarten der Kosten des Kosovo-Krieges im Überblick |date=1999-06-22 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20160327145713/https://www.unibw.de/miloek/forschung/publikationen/studienuberdiekostendeskriegesimkosovo/1999-06-22_kosten_kosovo_a.pdf |archivedate=2016-03-27 |accessdate=2018-04-18}}</ref><ref>{{cite web |url=https://www.unibw.de/miloek/forschung/publikationen/studienuberdiekostendeskriegesimkosovo |title=Studien über die Kosten des Krieges im Kosovo |archiveurl=https://web.archive.org/web/20171226021021/https://www.unibw.de/miloek/forschung/publikationen/studienuberdiekostendeskriegesimkosovo |archivedate=2017-12-26 |accessdate=2018-04-18 |offline=yes}}</ref> Die Folgekosten wurden auf 60 bis 600 Milliarden DM beziffert.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Z. Karádi |url=http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=1354#fntxt12 |titel=Die Kosten und Folgekosten des Kosovo-Krieges (in 1999-2) |werk=www.wissenschaft-und-frieden.de |abruf=2016-03-27}}</ref>
 
;Flüchtlinge
Insgesamt kehrten nach Angaben des [[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|Hochkommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge]] (UNHCR) nach dem Ende des Krieges fast 825.000 Flüchtlinge in den Kosovo zurück.<ref name="fluechtlingsrat.org">[http://www.fluechtlingsrat.org/download/unhcr_koslage032000.pdf fluechtlingsrat.org] (PDF; 168&nbsp;kB)</ref>
 
;Kontroverse Positionen
Der Kosovokrieg wurde kontrovers diskutiert: Die NATO griff die Bundesrepublik Jugoslawien an, ohne dafür ein [[UN-Mandat]] zu haben und ohne dass ein Mitgliedsland angegriffen und so der [[Bündnisfall]] der NATO ausgelöst worden wäre. Nach Art. 2 Ziff. 4 der [[Charta der Vereinten Nationen|UN-Charta]] war der Kosovokrieg der Nato somit ein völkerrechtswidriger Angriff.<ref>https://www.humanistische-union.de/publikationen/mitteilungen/publikation/nicht-angeblich-sondern-tatsaechlich-voelkerrechtswidrig/</ref><ref>https://unric.org/de/charta/</ref>
 
Von den Befürwortern wurde der Kosovokrieg als einer der ersten „[[Humanitäre Intervention|humanitären Kriegseinsätze]]“ bezeichnet und als Maßnahme zum Schutz vor weiteren [[Menschenrechtsverletzung]]en der jugoslawischen [[Sicherheitskräfte]] gerechtfertigt.
 
<!-- Gegner sahen in ihm eine Abkehr von Grundsätzen des [[Völkerrecht]]s und eine Rückkehr zu einer [[Unilateralität|unilateralen]] Machtpolitik; diese sei moralisch bemäntelt worden. -- ? Beleg ? -->
Die serbische Regierung beklagte [[sezession]]istische Tendenzen bei großen Teilen der albanischen Bevölkerung des Kosovo und berief sich auf das Recht, auf dem Staatsgebiet Serbiens die seit 1997 mit [[Guerilla]]-Methoden agierende UÇK zu bekämpfen.<!-- ? Beleg ? -->
 
== Hintergründe ==
Zeile 62:
{{Hauptartikel|Geschichte des Kosovo}}
 
Erst im Jahre 1877 wurde das [[VilayetVilâyet Kosovo]] als Provinz (Verwaltungseinheit) des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] gegründet. Es umfasste aber ein größeres Territorium als das heutige Gebiet, unter anderem große Teile des heutigen Mazedoniens[[Nordmazedonien]]s. 1878 erhieltenwurden Serbien und [[Montenegro]] auf dem [[Berliner Kongress]] die Unabhängigkeitunabhängig, Kosovo und [[Albanien]] dagegen verbliebenblieben im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]]. 1910 brach im Kosovo ein bewaffneter Aufstand von Albanern gegen die osmanische Herrschaft aus, der sich im Laufe der folgenden Jahre in das Gebiet des heutigen Albaniens ausdehnte. Während der beiden [[Balkankriege]] (1912/1913) annektierte Serbien den Kosovo, Albanien wurde unabhängig.<ref>{{Literatur |Titel=dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2 |Auflage=23. |Verlag=Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co KG |Ort=München |Datum=1989 |ISBN=3-423-03002-X |Seiten=120 ff}}</ref>
Nach einer kurzen Unterbrechung unter Hoheit der [[Österreich-Ungarns Armee im Ersten Weltkrieg|österreichisch-ungarischen Armee]] während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] blieb das Gebiet unter serbischer Kontrolle, zuerst als Teil des [[Königreich Serbien|Königreichs Serbien]], danach im [[Königreich Jugoslawien]]. Der deutsche Überfall auf Jugoslawien im April 1941 führte zum Zusammenbruch des jugoslawischen Staates. Kosovo und Teile Mazedoniens wurden mit dem bereits unter der Herrschaft des [[Faschismus|faschistischen]] Italien stehenden Albanien vereinigt.
| Titel=dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2
| Auflage=23
| Verlag=Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co KG
| Ort=München
| Jahr=1989
| ISBN=3-423-03002-X
| Seiten=120 ff
}}</ref>
Nach einer kurzen Unterbrechung unter Hoheit der [[Österreich-Ungarns Armee im Ersten Weltkrieg|österreichisch-ungarischen Armee]] während des Ersten Weltkriegs verblieb das Gebiet unter serbischer Kontrolle, zuerst als Teil des [[Königreich Serbien|Königreichs Serbien]] und dann im [[Königreich Jugoslawien]]. Der deutsche Überfall auf Jugoslawien im April 1941 führte zum Zusammenbruch des jugoslawischen Staates. Kosovo und Teile Mazedoniens wurden mit dem bereits unter der Herrschaft des [[Faschismus|faschistischen]] Italien stehenden Albanien vereinigt.
 
1945 wurde Kosovo in der [[Jugoslawien|Föderativen Volksrepublik Jugoslawien]] (bzw. ab 1963 [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien]]) zur Autonomen Provinz innerhalb der Republik Serbien. Eine vom jugoslawischen Staatschef [[Josip Broz Tito]] anvisierte und insbesondere mit [[Albanien]] verhandelte Idee einer [[Balkanföderation]], für die Tito eine Vereinigung des Kosovo mit Albanien zugesagt hatte, scheiterte an [[Josef Stalin]]. Jugoslawien konnte sich als erstes sozialistisches Land und noch zu Lebzeiten Stalins dem Einfluss der [[UdSSR|sowjetischen]] Führung entziehen und erhielt wirtschaftliche Unterstützung aus dem Westen, die zum wirtschaftlichen Aufschwung des Landes mit beitrug.<ref name="Polonyi2010_S105ff">Carl Polónyi, ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 105ff.</ref>
 
1945 wurde Kosovo in der [[Jugoslawien|Föderativen Volksrepublik Jugoslawien]] (bzw. ab 1963 [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien]]) zur Autonomen Provinz innerhalb der Republik Serbien. Eine vom jugoslawischen Staatschef [[Josip Broz Tito]] anvisierte und insbesondere mit [[Albanien]] verhandelte Idee einer [[Balkanföderation]], für die Tito eine Vereinigung des Kosovo mit Albanien zugesagt hatte, scheiterte an [[Josef Stalin]]. Jugoslawien konnte sich als erstes sozialistisches Land und noch zu Lebzeiten Stalins dem Einfluss der [[UdSSR|sowjetischen]] Führung entziehen und erhielt wirtschaftliche Unterstützung aus dem Westen, die zum wirtschaftlichen Aufschwung des Landes beitrug.<ref name="Polonyi2010_S105ff">Carl Polónyi: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 105&nbsp;ff.</ref>
Tito versuchte schwache Volks- oder Religionsgruppen gegenüber den großen Bevölkerungsgruppen zu stärken. Um im neuen Staat ein serbisches Übergewicht zu verhindern, wurden die „autonomen Provinzen“ Vojvodina und Kosovo von der Teilrepublik Serbien abgespalten. Bis 1948 gab es eine offene Grenze, die albanische Einwanderung in den Kosovo wurde gezielt gefördert, die Albaner wurden zu Ungunsten der Serben subventioniert.
 
Tito versuchte schwache Volks- oder Religionsgruppen gegenüber den großen Bevölkerungsgruppen zu stärken. Um im neuen Staat ein serbisches Übergewicht zu verhindern, wurden die „autonomen Provinzen“ Vojvodina und Kosovo von der Teilrepublik Serbien abgespalten.
Der die Parole „Brüderlichkeit und Einheit“ (''bratstvo i jedinstvo'') propagierende jugoslawische Staat konnte die Konflikte zwischen den Ethnien nie grundsätzlich lösen. Mit dem Ende des Wirtschaftsbooms Mitte der 1960er Jahre begann ein allseitiges Klagen der Republiken, gegenüber den anderen benachteiligt zu sein.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> In den 1960er Jahren galt [[Adem Demaçi]] als führende Persönlichkeit der albanischen Widerstandsbewegung. Bis 1966 war der albanische Bevölkerungsanteil weitgehend von der nationalen Gleichberechtigung ausgenommen.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> Durch eine schrittweise [[ Dezentralisierung (Politik)|Dezentralisierung]] mittels [[Verfassungsänderung]]en von 1967 und 1974 versuchte die jugoslawische Führung unter Tito in der Folgezeit teilweise erfolgreich, die Spannungen zwischen den Volksgruppen im Land mit einem Ausgleich der [[Nationalität]]en zu verringern, doch führte die Machtverschiebung von der Zentrale zu den Republiken und Provinzen auch zu einer Stärkung derer Eigeninteressen und zu einem schwächeren Willen zur Zusammenarbeit.<ref name="Polonyi2010_S110">Carl Polónyi, ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 110.</ref> 1967 wurde der Autonomiestatus der von „Kosovo und Metochien“ in „Kosovo“ umbenannten Provinz dem der sechs jugoslawischen Teilrepubliken nahezu gleichgestellt. Diese außergewöhnlich weitreichende Autonomie des Kosovo (wie auch der [[Vojvodina]]) wurde in der Verfassung von 1974 bestätigt und bedeutete weitgehende Selbstverwaltung.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /><ref name="PetritschEtAl1999_S138f">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 138f.</ref> Die beiden Autonomen Provinzen waren von nun an neben ihrer Zugehörigkeit zu Serbien gleichberechtigte föderale Körperschaften. Dass sie nicht auch ''de jure'' zu Republiken erhoben wurden, sollte eine noch weitergehende Verselbständigung und im Fall Kosovo eine Annäherung an Albanien verhindern. Schon im April 1968 forderte der führende kosovo-albanische Kommunist Mehmet Hoxha mit Verweis auf Montenegro den Republik-Status für den Kosovo.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> Es kam 1968 in mehreren Städten zu Demonstrationen von Kosovo-Albanern, die den Republik-Status für den Kosovo forderten. Bei dem energischen Einsatz der Polizei zu ihrer gewaltsamen Beendigung starb ein Demonstrant.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /><ref name="PetritschEtAl1999_S138f" /> In der Tendenz kam es zu einer Umkehrung der Verhältnisse und zu einer [[Diskriminierung]] im Kosovo gegen die Serben, die allerdings nicht das Ausmaß der früheren Diskriminierung gegen die Albaner erreichte.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> In der [[Slawen|slawischen]] Bevölkerung im Kosovo löste der [[Emanzipation]]sprozess der Albaner jedoch mehrheitlich Skepsis und Verunsicherung aus.<ref name="PetritschEtAl1999_S139">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 139.</ref> Als es 1971 mit dem sogenannten „[[Kroatischer Frühling|Kroatischen Frühling]]“ zur schwersten Krise mit nationalistischem Hintergrund zu Lebzeiten Titos kam, in dem Forderungen bis hin zum [[Kroaten|kroatischen]] „[[Nationalstaat]]“ erhoben wurden, wurde in Serbien Unzufriedenheit darüber laut, dass die Serben in [[Kroatien]] keine Autonomie genossen, obwohl sie dort einen höheren Bevölkerungsanteil als Albaner und [[Magyaren|Ungarn]] in Serbien bildeten.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> Schon 1976 forderte die serbische Führung, wenngleich nicht öffentlich und ohne nationalistische Positionen zu vertreten, eine Verfassungsänderung zur Kompetenzerweiterung der Serbischen Republik gegenüber den Provinzen, wurde dafür jedoch in den anderen Republiken und besonders in den Provinzen scharf kritisiert.<ref name="Polonyi2010_S110" />
 
Der die Parole „Brüderlichkeit und Einheit“ ''(bratstvo i jedinstvo)'' propagierende jugoslawische Staat konnte die Konflikte zwischen den Ethnien nie grundsätzlich lösen. Mit dem Ende des Wirtschaftsbooms Mitte der 1960er Jahre begannen alle Republiken zu klagen, gegenüber den anderen benachteiligt zu sein.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> In den 1960er Jahren galt [[Adem Demaçi]] als führende Persönlichkeit der albanischen Widerstandsbewegung. Bis 1966 war der albanische Bevölkerungsanteil weitgehend von der nationalen Gleichberechtigung ausgenommen.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> Durch eine schrittweise [[Dezentralisierung (Politik)|Dezentralisierung]] mittels [[Verfassungsänderung]]en von 1967 und 1974 versuchte die jugoslawische Führung unter Tito in der Folgezeit teilweise erfolgreich, die Spannungen zwischen den Volksgruppen im Land mit einem Ausgleich der [[Nationalität]]en zu verringern, doch führte die Machtverschiebung von der Zentrale zu den Republiken und Provinzen auch zu einer Stärkung derer Eigeninteressen und zu einem schwächeren Willen zur Zusammenarbeit.<ref name="Polonyi2010_S110">Carl Polónyi: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 110.</ref> 1967 wurde der Autonomiestatus der von „Kosovo und Metochien“ in „Kosovo“ umbenannten Provinz dem der sechs jugoslawischen Teilrepubliken nahezu gleichgestellt. Diese außergewöhnlich weitreichende Autonomie des Kosovo (wie auch der [[Vojvodina]]) wurde in der Verfassung von 1974 bestätigt und bedeutete weitgehende Selbstverwaltung.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /><ref name="PetritschEtAl1999_S138f">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'' 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 138&nbsp;f.</ref> Die beiden Autonomen Provinzen waren von nun an neben ihrer Zugehörigkeit zu Serbien gleichberechtigte föderale Körperschaften. Dass sie nicht auch ''de jure'' zu Republiken erhoben wurden, sollte eine noch weitergehende Verselbständigung und im Fall Kosovo eine Annäherung an Albanien verhindern. Schon im April 1968 forderte der führende kosovo-albanische Kommunist Mehmet Hoxha mit Verweis auf Montenegro den Republik-Status für den Kosovo.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> Es kam 1968 in mehreren Städten zu Demonstrationen von Kosovo-Albanern, die den Republik-Status für den Kosovo forderten. Bei dem energischen Einsatz der Polizei zu ihrer gewaltsamen Beendigung starb ein Demonstrant.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /><ref name="PetritschEtAl1999_S138f" /> In der Tendenz kam es zu einer Umkehrung der Verhältnisse und zu einer [[Diskriminierung]] im Kosovo gegen die Serben, die allerdings nicht das Ausmaß der früheren Diskriminierung gegen die Albaner erreichte.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> In der [[Slawen|slawischen]] Bevölkerung im Kosovo löste der [[Emanzipation]]sprozess der Albaner jedoch mehrheitlich Skepsis und Verunsicherung aus.<ref name="PetritschEtAl1999_S139">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'' 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 139.</ref> Als es 1971 mit dem sogenannten „[[Kroatischer Frühling|Kroatischen Frühling]]“ zur schwersten Krise mit nationalistischem Hintergrund zu Lebzeiten Titos kam, in dem Forderungen bis hin zum [[Kroaten|kroatischen]] „[[Nationalstaat]]“ erhoben wurden, wurde in Serbien Unzufriedenheit darüber laut, dass die Serben in [[Kroatien]] keine Autonomie genossen, obwohl sie dort einen höheren Bevölkerungsanteil als Albaner und [[Magyaren|Ungarn]] in Serbien bildeten.<ref name="Polonyi2010_S105ff" /> Schon 1976 forderte die serbische Führung, wenngleich nicht öffentlich und ohne nationalistische Positionen zu vertreten, eine Verfassungsänderung zur Kompetenzerweiterung der Serbischen Republik gegenüber den Provinzen, wurde dafür jedoch in den anderen Republiken und besonders in den Provinzen scharf kritisiert.<ref name="Polonyi2010_S110" />
=== Zuspitzung des Konfliktes nach dem Tod Titos ===
 
=== Zuspitzung des Konfliktes nach Titos Tod ===
Die gesellschaftliche Entwicklung der 1980er und 1990er Jahre in Jugoslawien ist von einer schweren Wirtschaftskrise, hoher Arbeitslosigkeit und Verschuldung geprägt, die ihren Ursprung teilweise bereits in der letzten Wachstumsphase Jugoslawiens in den 1970er Jahren hatten. Die eigenen Schwierigkeiten in der Wirtschaft wurden durch das Nachlassen der wirtschaftlichen Unterstützung durch den Westen noch verstärkt, nachdem Ende der 1980er Jahre mit der Auflösung des [[Warschauer Pakt]]s das westliche Interesse an Jugoslawien nachließ.<ref name="Polonyi2010_S106, 110f, 113">Carl Polónyi, ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 106, 110f., 113.</ref> Das erhebliche Bevölkerungswachstum der albanischen Volksgruppe im Kosovo führte in Kombination mit dem der [[Realteilung]] vergleichbaren Erbrecht zu einer Zersplitterung der Ländereien und zu einer Hemmung der [[Produktivität]] im Landwirtschaftssektor. Auch in anderen Sektoren hob das hohe Bevölkerungswachstum des Kosovo wirtschaftliche Gewinne durch das Anwachsen des arbeitslosen und „unproduktiven“ Bevölkerungsteils auf. Die wirtschaftliche Kluft zu den übrigen Landesteilen wuchs zunehmend. Das durchschnittliche Einkommen war von 48 Prozent des Niveaus in Jugoslawien im Jahr 1954 auf einen Tiefststand von 33 Prozent im Jahr 1980 gesunken. Um die zwischen 1971 und 1981 von 18,6 auf 27,5 Prozent gestiegene [[Arbeitslosenstatistik|Arbeitslosenquote]] zu verbergen, wurden Jugendliche zu einer akademischen Ausbildung angehalten, die aber nicht an die ökonomischen Verhältnisse angepasst war, so dass ein hoher Anteil der Akademiker geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhielt, was entscheidend zu den Unruhen im Frühjahr 1981 beigetragen hat.<ref name="PetritschEtAl1999_S144-147">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 144-147.</ref> 1990 erreichte die Arbeitslosenquote 40 Prozent.<ref name="PetritschEtPichler2004_S42">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler, ''Kosovo - Kosova - Der lange Weg zum Frieden'', Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 42.</ref>
Die gesellschaftliche Entwicklung der 1980er und 1990er Jahre in Jugoslawien war von einer schweren Wirtschaftskrise, hoher Arbeitslosigkeit und Verschuldung geprägt, die ihren Ursprung teilweise bereits in der letzten Wachstumsphase Jugoslawiens in den 1970er Jahren hatten. Die eigenen Schwierigkeiten in der Wirtschaft wurden durch das Nachlassen der wirtschaftlichen Unterstützung durch den Westen noch verstärkt, nachdem Ende der 1980er Jahre mit der Auflösung des [[Warschauer Pakt]]s das westliche Interesse an Jugoslawien nachließ.<ref name="Polonyi2010_S106, 110f, 113">Carl Polónyi: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 106, 110&nbsp;f., 113.</ref> Das erhebliche Bevölkerungswachstum der albanischen Volksgruppe im Kosovo führte in Kombination mit dem der [[Realteilung]] vergleichbaren Erbrecht zu einer Zersplitterung der Ländereien und zu einer Hemmung der [[Produktivität]] im Landwirtschaftssektor. Auch in anderen Sektoren hob das hohe Bevölkerungswachstum des Kosovo wirtschaftliche Gewinne durch das Anwachsen des arbeitslosen und „unproduktiven“ Bevölkerungsteils auf. Die wirtschaftliche Kluft zu den übrigen Landesteilen wuchs zunehmend. Das durchschnittliche Einkommen war von 48 Prozent des Niveaus in Jugoslawien im Jahr 1954 auf einen Tiefststand von 33 Prozent im Jahr 1980 gesunken. Um die zwischen 1971 und 1981 von 18,6 auf 27,5 Prozent gestiegene [[Arbeitslosenstatistik|Arbeitslosenquote]] zu verbergen, wurden Jugendliche zu einer akademischen Ausbildung angehalten, die aber nicht an die ökonomischen Verhältnisse angepasst war, so dass ein hoher Anteil der Akademiker geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhielt, was entscheidend zu den Unruhen im Frühjahr 1981 beigetragen hat.<ref name="PetritschEtAl1999_S144-147">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'' 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 144–147.</ref> 1990 erreichte die Arbeitslosenquote 40 Prozent.<ref name="PetritschEtPichler2004_S42">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden.'' Wieser, Klagenfurt [u.&nbsp;a.] 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 42.</ref>
 
Die Massendemonstrationen im Kosovo und die harte Reaktion der jugoslawischen Staatsorgane lösten schließlich die Krise Jugoslawiens aus. Bis Ende der 1980er Jahre blieb dieser Konflikt der zentrale Konflikt Jugoslawiens, zu dem noch weitere hinzukamen,<ref name="Polonyi2010_S110" /> und der einen Prozess der [[Desintegration]] einleitete, die in den 1990er Jahren zum Zerfall Jugoslawiens führte.<ref name="PetritschEtPichler2004_S42" /> Die einzelnen Republiken und Provinzen Jugoslawiens wiesen eine Mitverantwortung für die Krise weitgehend von sich und konkurrierten zunehmend um die sich verknappenden Finanzmittel.<ref name="Polonyi2010_S110ff" />
 
Dass gerade dem Kosovo als serbische Provinz eine zentrale Rolle für die Entfachung sozialer und nationaler Konfliktherde zukam, kann als in engem Zusammenhang mit der gesamtjugoslawischen Situation stehend gesehen werden. Tito hatte mit dem Rotationsprinzip der acht Vertreter aus den Republiken und Provinzen ein ausgeklügeltes System der Machtbalance in der multiethnischen Föderation entwickelt. So trat er den serbischen und kroatischen Machtansprüchen in Bosnien-Herzegowina mit der Nationsbildung der bosnischen Muslime entgegen. Um die Serben zu schwächen, hatte er die beiden serbischen Provinzen Kosovo und Vojvodina gestärkt. Bald nach seinem Tod begannen jedoch die auseinandertreibenden Kräfte die zusammenhaltenden zu überwiegen.<ref name="PetritschEtPichler2004_S43">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova - Der lange Weg zum Frieden.'', Wieser, Klagenfurt [u. &nbsp;a.] 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 41f41&nbsp;f.</ref>
 
Ob oder inwieweit eine voreilige europäische -&nbsp;– insbesondere deutsche -&nbsp;– Anerkennungspolitik von 1992 gegenüber Slowenien und Kroatien dann zu einer Verschärfung der ethnonationalistischen Politik und zum Übergreifen des Krieges auf Bosnien und Herzegowina geführt hat, ist Gegenstand heftiger Kontroversen.<ref name="PetritschEtPichler2004_S9">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova - Der lange Weg zum Frieden.'', Wieser, Klagenfurt [u. &nbsp;a.] 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 9.</ref><ref name="FAZ_15-01-2012">''{{Webarchiv | url=http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/anerkennung-sloweniens-und-kroatiens-vor-20-jahren-oder-es-wird-zerfallen-11602228.html | webciteID=6DmDPkbMX | text=Anerkennung Sloweniens und Kroatiens vor 20 Jahren -„Oder es wird zerfallen“ |webciteID=6DmDPkbMX}}''., [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 15. Januar 2012, von Michael Martens, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/anerkennung-sloweniens-und-kroatiens-vor-20-jahren-oder-es-wird-zerfallen-11602228.html Original] am 19. Januar 2013.</ref>
 
==== Nationalistische Polarisierung im Kosovo bis 1992 ====
Nach dem Tod Titos im Mai 1980, der als jugoslawischer Staatschef die Position der Albaner in Jugoslawien gestärkt und die der Serben eingegrenzt hatte, ging die politische Führung Jugoslawiens auf ein im [[Rotationsprinzip]] regierendes [[Präsidium der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien|Präsidium]] über, das aus den acht Vertretern der Republiken und Autonomen Provinzen bestand.<ref name="PetritschEtAl1999_S155-159">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'' 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 155–149.</ref>
 
[[Datei:Kosovo1981Ethnic.gif|mini|1981: Ethnographische Ausgangsposition im Kosovo zum Zeitpunkt zunehmender nationalistischer Polarisierung<ref name="etnograf1981">Grundlage ist die qualifizierte Volkszählung der Autonomen Teilrepublik Serbiens Kosovo in Jugoslawien im Jahr 1981.</ref>]]
Nach dem Tod Titos im Mai 1980, der als jugoslawischer Staatschef die Position der Albaner in Jugoslawien gestärkt und die der Serben eingegrenzt hatte, ging die politische Führung Jugoslawiens auf ein im [[Rotationsprinzip]] regierendes [[Präsidium der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien|Präsidium]] über, das aus den acht Vertretern der Republiken und Autonomen Provinzen bestand.<ref name="PetritschEtAl1999_S155-159">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 155-149.</ref>
1981 forderten ethnische Albaner im Kosovo während verschiedener Proteste den Status einer Republik für die Provinz innerhalb Jugoslawiens.<ref name="PetritschEtAl1999_S155">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'' 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 155.</ref><ref name="Polonyi2010_S111">Carl Polónyi: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 111.</ref><ref name="Neu2005">Alexander Neu: ''{{Webarchiv |url=http://www.bits.de/public/articles/osteuropa9-05.htm |text=Die Zukunft des Kosovo – Ein völker- und verfassungsrechtlicher Blick |webciteID=6GyZhosrI}}'', Osteuropa, Nr. 9, September 2005, archiviert von der [http://www.bits.de/public/articles/osteuropa9-05.htm Internetversion auf bits.de] am 29. Mai 2013.</ref><ref name="AP_23-10-1981">''{{Webarchiv |url=http://www.balkanpeace.org/index.php?index=/content/balkans/kosovo_metohija/beforem/beforem08.incl |text=Minorities Leaving Yugoslav Province Dominated by Albanians |webciteID=6GyZvUl6g}}'', The Associated Press, 23. Oktober 1981, von KENNETH JAUTZ, archiviert von der [http://www.balkanpeace.org/index.php?index=/content/balkans/kosovo_metohija/beforem/beforem08.incl Internetversion auf balkanpeace.org] am 29. Mai 2013. Vgl. auch: ''Minorities quit Yugoslavia province dominated by Albanians.'' The Telegraph, 4. November 1981, abgerufen von [http://news.google.com/ news.google.com] am 29. Mai 2013.</ref> Nach einem ersten Studentenprotest in [[Priština]] gegen die Qualität des Mensaessens, bei dem Unmut gegen die allgemeine wirtschaftliche Lage insbesondere der Studenten geäußert wurde, und der von der Polizei zügig aufgelöst werden konnte, kam es wenige Wochen später, auch in weiteren Städten, zu schweren und zunehmend [[Nationalismus|nationalistischen]] Unruhen von Albanern, die von den jugoslawischen Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen wurden, wobei es zu zahlreichen Toten und Verhaftungen kam.<ref name="Polonyi2010_S110ff">Carl Polónyi: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 110&nbsp;ff.</ref><ref name="PetritschEtAl1999_S155-159" /> Die jugoslawische Regierung verhängte für einige Monate den [[Ausnahmezustand]] über den Kosovo. Die Mehrheit der Demonstranten scheint den Republikstatus des Kosovo gefordert zu haben, wobei kleinen, aber an der Universität Priština einflussreichen und „Enveristen“ genannten Gruppen eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Organisation der Proteste zugesprochen wird. Sie bezeichneten sich als Anhänger von [[Enver Hoxha]], dem [[Kommunistische Partei|KP]]-Chef von Albanien. Um ihr Ziel eines Staates ohne Serben zu erreichen, schien ihnen bis 1989 bewaffneter Kampf noch sinnlos, zumal der Kosovo nicht serbisch regiert wurde. In den 1990er Jahren beteiligten sich dann aber einige von ihnen am Aufbau der [[UÇK]].<ref name="Polonyi2010_S110ff" /> Die jugoslawische Führung ortete die Drahtzieher der Ereignisse in Albanien und sah die Demonstrationen als Folge einer von [[Tirana]] aus gesteuerten „[[konterrevolution]]ären“ [[Agitation]], nahm jedoch öffentlich keine tiefere Analyse der Motivation des Aufbegehrens der Studenten und jungen Akademiker vor, die unter den Verhältnissen an der Universität Priština und schlechten Berufsaussichten litten.<ref name="PetritschEtAl1999_S155-159" /> 1982 waren die Demonstrationen erneut von Ausschreitungen begleitet.<ref name="Polonyi2010_S110ff" />
[[Datei:Kosovo1981Ethnic.gif|miniatur|1981: Ethnographische Ausgangsposition im Kosovo zum Zeitpunkt zunehmender nationalistischer Polarisierung<ref name="etnograf1981">Grundlage ist die qualifizierte Volkszählung der Autonomen Teilrepublik Serbiens Kosovo in Jugoslawien im Jahr 1981</ref>]]
1981 forderten ethnische Albaner im Kosovo während verschiedener Proteste den Status einer Republik für die Provinz innerhalb Jugoslawiens.<ref name="PetritschEtAl1999_S155">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 155.</ref><ref name="Polonyi2010_S111">Carl Polónyi, ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 111.</ref><ref name="Neu2005">Alexander Neu: ''{{Webarchiv | url=http://www.bits.de/public/articles/osteuropa9-05.htm | webciteID=6GyZhosrI | text=Die Zukunft des Kosovo - Ein völker- und verfassungsrechtlicher Blick}}'', Osteuropa, Nr. 9, September 2005, archiviert von der [http://www.bits.de/public/articles/osteuropa9-05.htm Internetversion auf http://www.bits.de/] am 29. Mai 2013.</ref><ref name="AP_23-10-1981">''{{Webarchiv | url=http://www.balkanpeace.org/index.php?index=/content/balkans/kosovo_metohija/beforem/beforem08.incl | webciteID=6GyZvUl6g | text=Minorities Leaving Yugoslav Province Dominated by Albanians}}'', The Associated Press, 23. Oktober 1981, von KENNETH JAUTZ, archiviert von der [http://www.balkanpeace.org/index.php?index=/content/balkans/kosovo_metohija/beforem/beforem08.incl Internetversion auf http://www.balkanpeace.org] am 29. Mai 2013. Vgl. auch: ''Minorities quit Yugoslavia province dominated by Albanians'', The Telegraph, 4. November 1981, abgerufen von http://news.google.com/ am 29. Mai 2013.</ref> Nach einem ersten Studentenprotest in [[Priština]] gegen die Qualität des Mensaessens, bei dem Unmut gegen die allgemeine wirtschaftliche Lage insbesondere der Studenten geäußert wurde, und der von der Polizei zügig aufgelöst werden konnte, kam es wenige Wochen später, auch in weiteren Städten, zu schweren und zunehmend [[Nationalismus|nationalistischen]] Unruhen von Albanern, die von den jugoslawischen Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen wurden, wobei es zu zahlreichen Toten und Verhaftungen kam.<ref name="PetritschEtAl1999_S155-159" /><ref name="Polonyi2010_S110ff">Carl Polónyi, ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 110ff.</ref> Die jugoslawische Regierung verhängte für einige Monate den [[Ausnahmezustand]] über den Kosovo. Die Mehrheit der Demonstranten scheint den Republikstatus des Kosovo gefordert zu haben, wobei kleinen, aber an der Universität Priština einflussreichen und „Enveristen“ genannten Gruppen eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Organisation der Proteste zugesprochen wird. Sie bezeichneten sich als Anhänger von [[Enver Hoxha]], dem [[Kommunistische Partei|KP]]-Chefs von Albanien, welches sie als Staat idealisierten. Um ihr Ziel eines Staates ohne Serben zu erreichen, schien ihnen bis 1989 bewaffneter Kampf noch sinnlos, zumal der Kosovo nicht serbisch regiert wurde. In den 1990er Jahren beteiligten sich dann aber einige von ihnen am Aufbau der [[UÇK]].<ref name="Polonyi2010_S110ff" /> Die jugoslawische Führung ortete die Drahtzieher der Ereignisse in Albanien und sah die Demonstrationen als Folge einer von [[Tirana]] aus gesteuerten „[[Konterrevolution|konterrevolutionären]]“ [[Agitation]], nahm jedoch öffentlich keine tiefere Analyse der Motivation des Aufbegehrens der Studenten und jungen Akademiker vor, die unter den Verhältnissen an der Universität Priština und schlechten Berufsaussichten litten.<ref name="PetritschEtAl1999_S155-159" /> 1982 waren die Demonstrationen erneut von Ausschreitungen begleitet.<ref name="Polonyi2010_S110ff" />
 
Die Unruhen und ihre Unterdrückung trugen wesentlich zu einer Polarisierung der Volksgruppen der Albaner und Serben im Kosovo bei<ref name="PetritschEtAl1999_S155-159PetritschEtPichler2004_S43" /><ref name="PetritschEtPichler2004_S43PetritschEtAl1999_S155-159" /> und führten zu einer landesweiten Verstärkung der Nationalismen in Jugoslawien.<ref name="Polonyi2010_S110ff" /> Das jugoslawische Staatspräsidium kritisierte die aufkommenden nationalistischen Stimmen und verurteilte heftig [[Chauvinismus|chauvinistische]] Anschauungen albanischer und serbischer Schriftsteller, sprach jedoch nur zögerlich die für beide Volksgruppen schlechte wirtschaftliche Situation, die hohe Arbeitslosigkeit und das gespannte gesellschaftliche Klima als Konfliktfelder an. Dagegen sah die politische Führung auch eine verfehlte Bildungspolitik, die Verwendung von Lehrbüchern und die Beschäftigung von Pädagogen aus Albanien als verantwortlich für die Lage an und kritisierte die Ineffizienz des Polizeiapparates, der nicht fähig gewesen sei, die Aufstände schon im frühen Stadium zu beenden.<ref name="PetritschEtAl1999_S155-159" /> Angehörige der serbischen Minderheit zogen in der Folge verstärkt in das serbische Kernland. Der Konflikt schwelte jedoch weiter.<ref>[http://www.sarantakos.com/kosovo/ksm81-1.html ''Minorities Leaving Yugoslav Province Dominated by Albanians.'' The Associated Press, 17. Oktober 1981]</ref><ref>[http://www.bits.de/public/articles/osteuropa9-05.htm Alexander Neu: ''Die Zukunft des Kosovo. Ein völker- und verfassungsrechtlicher Blick.'' Berlin Information-center for Transatlantic Security, September 2005]</ref>
 
1983 kam es anlässlich des Begräbnisses von [[Aleksandar Ranković (Politiker)|Aleksandar Ranković]] zur ersten nationalistischen Massenkundgebung der Serben im Kosovo nach Titos Tod.<ref name="PetritschEtAl1999_S138-140u155-159u179f">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 138-140138–140, 155-159155–159, 179f.</ref> Ranković, ehemaliger Chef des Staatssicherheitsdienstes [[Uprava državne bezbednosti|UDB-a]], hatte von 1946 bis 1953 als jugoslawischer Innenminister serbische Interessen im Kosovo mit Gewalt durchgesetzt<ref name="PetritschEtAl1999_S138-140u155-159u179f" /> und die Umsetzung der albanischen Autonomierechte verhindert,<ref name="Polonyi2010_S106">Carl Polónyi,: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-20041980–2004.'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 106.</ref> war jedoch 1966 von Tito abgesetzt worden. In der Wahrnehmung weiter Teile der slawischen Bevölkerung im Kosovo fiel die Verschlechterung des nachbarschaftlichen und interethnischen Verhältnisses im Kosovo mit seiner Absetzung von 1966 zusammen. 1983 protestierten nun Tausende Serben gegen den in der jugoslawischen Verfassung von 1974 gewährten hohen Grad an Autonomie der Albaner, der sie als Volksgruppe der Bedrohung aussetze, von den Albanern aus dem Kosovo gedrängt zu werden.<ref name="PetritschEtAl1999_S138-140u155-159u179f" />
 
1986 zog nach einer von 2.0002000 Serben unterzeichneten [[Petition]] gegen den „albanischen Nationalismus und [[Sezession|Separatismus]]“ eine Gruppe von rund hundert Serben aus dem Kosovo nach Belgrad und beschwerte sich bei der Führung Serbiens und Jugoslawiens über andauernde Diskriminierung und die schwierige Lebenssituation der Serben im Kosovo. Nach dem Muster dieses „Marsches nach Belgrad“ wurden in der darauffolgenden Zeit viele Märsche organisiert und von den Medien in den Fokus der Berichterstattung gestellt.<ref name="PetritschEtAl1999_S159">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 159.</ref>
 
Aus Unzufriedenheit mit der Situation in Jugoslawien verfassten serbische Wissenschaftler zwischen 1982 und 1986 das [[SANU-Memorandum]], in welchem sie eine stärkere Berücksichtigung serbischer Interessen forderten. Dabei wurde den Kosovo-Albanern ausdrücklich Schuld an der festgestellten Misere Serbiens zugewiesen, indem ein „Völkermord an den Serben im Kosovo“ beklagt wurde.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.haverford.edu/relg/sells/reports/memorandumSANU.htm |titel=Serbian Academy of Arts and Sciences (SANU), Memorandum 1986 |hrsg=Haverford College |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080209182857/http://www.haverford.edu/relg/sells/reports/memorandumSANU.htm |archiv-datum=2008-02-09 |abruf=2011-04-26}}</ref> [[Slobodan Milošević]], seit 1986 Parteivorsitzender des [[Bund der Kommunisten Jugoslawiens|Bundes der Kommunisten Serbiens]] und ab 1989 Präsident der [[Sozialistische Republik Serbien|Teilrepublik Serbien]], nutzte die nationalen Vorbehalte zum eigenen Machtausbau und zur systematischen Stärkung Serbiens innerhalb Jugoslawiens.
|url=http://www.haverford.edu/relg/sells/reports/memorandumSANU.htm
|hrsg=Haverford College
|titel=Serbian Academy of Arts and Sciences (SANU) Memorandum 1986
|archiv-url=https://web.archive.org/web/20080209182857/http://www.haverford.edu/relg/sells/reports/memorandumSANU.htm
|archiv-datum=2008-02-09
|zugriff=26. April 2011
}}</ref> [[Slobodan Milošević]], seit 1986 Parteivorsitzender des [[Bund der Kommunisten Jugoslawiens|Bundes der Kommunisten Serbiens]] und ab 1989 Präsident der [[Sozialistische Republik Serbien|Teilrepublik Serbien]], nutzte die nationalen Vorbehalte zum eigenen Machtausbau und zur systematischen Stärkung Serbiens innerhalb Jugoslawiens.
 
Organisierte Massendemonstrationen („Meetings“) seit Mitte 1988 in der Vojvodina, in SerbenSerbien und in Montenegro, so am 19. November 1988 mit 350.000 bis 1,3 Millionen Teilnehmern in Belgrad, erzeugten einen zunehmend nationalistisch geprägten öffentlichen Druck, der in den Jahren 1988 und 1989 zu einem wesentlichen Merkmal der Politik wurde.<ref name="Polonyi2010_S117">Carl Polónyi,: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-20041980–2004.'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 117.</ref> In diesem Rahmen wurden im Oktober 1988 neben kosovo-serbischen auch die kosovo-albanischen Parteifunktionäre [[Fadil Hoxha]], [[Azem Vllasi]] und [[Kaqusha Jashari]] aus ihren Ämtern entfernt und durch Milošević loyal geltende Politiker ersetzt, um die angestrebte Verfassungsänderung zur Herabstufung der Autonomie durchsetzen zu können.<ref name="Polonyi2010_S117" /><ref name="PetritschEtAl1999_S175-177" /><ref name="PetritschEtPichler2004_S58f" /> Gegen die Absetzungen der Politiker organisierten Kosovo-Albaner Streiks und Demonstrationen, auf denen die Beibehaltung der Verfassung von 1974 gefordert wurde.<ref name="PetritschEtPichler2004_S58f" />
 
Dem stand jedoch mit dem „''Meeting of the meetings''“ am 26. Februar 1989 in Belgrad eine gewaltige und medienpräsente Massendemonstration gegenüber, auf der ein rigoroses Vorgehen im Kosovo gefordert wurde.<ref name="PetritschEtPichler2004_S58f" /> Massenproteste der Bevölkerung führten am 5. Oktober 1988 zum Sturz der politischen Führung in der serbischen Autonomen Provinz Vojvodina sowie am 11. Januar 1989 in der besonders unter Misswirtschaft leidenden jugoslawischen Republik [[Montenegro]]. Milošević nahestehende Politiker übernahmen dort die Führung.<ref name="Polonyi2010_S118">Carl Polónyi,: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-20041980–2004.'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 118.</ref>
 
Im Februar 1989 stimmte das serbische Parlament Zusatzbestimmungen für die serbische Verfassung zu, welche die Autonomie des Kosovo schrittweise einschränkten. Dagegen kam es zu heftigen Protesten, unter anderem zu einem [[Hungerstreik]] von Bergarbeitern in [[Trepča]] gefolgt von einem [[Generalstreik]] und [[Solidarität]]skundgebungen mit den streikenden Bergarbeitern.<ref name="PetritschEtPichler2004_S58f">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova - Der lange Weg zum Frieden.'', Wieser, Klagenfurt [u. &nbsp;a.] 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 58f58&nbsp;f.</ref> Als Folge der Proteste wurde am 1. März 1989 der [[Ausnahmezustand]] über die Provinz Kosovo verhängt und es wurden Truppen entsendet.<ref name="Polonyi2010_S118PetritschEtPichler2004_S58f" /><ref name="PetritschEtPichler2004_S58fPolonyi2010_S118" /> In diesem Umfeld stimmte das Parlament der Provinz Kosovo am 23. März der faktischen Auflösung der Autonomie der Provinz zu,<ref name="Polonyi2010_S118fPetritschEtPichler2004_S58f" /><ref name="PetritschEtPichler2004_S58fPolonyi2010_S118f" /> worauf bürgerkriegsartige Unruhen folgten, die blutig niedergeschlagen wurden,<ref name="Polonyi2010_S118f">Carl Polónyi,: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-20041980–2004.'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 118f118&nbsp;f.</ref> wobei laut [[Amnesty International]] 140 Menschen getötet worden sein sollen.<ref name="PetritschEtAl1999_S175-177">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 173-177173–177.</ref> Nach Schließung der Universität Priština und der Schließung albanischer Vereine emigrierten Tausende von Kosovo-Albanern wegen ihrer gesellschaftlichen Diskriminierung.<ref name="Naimark2004_S220">Norman M. Naimark,: ''Flammender Hass. Ethnische Säuberungen im 20. Jahrhundert.'', C.H. Beck, München 2004, S. 220.</ref>
 
Im Sommer 1989 besserte sich die wirtschaftliche Lage in Bezug auf die Industrieproduktion, die [[Export]]e und die Schuldentilgung deutlich. Doch konnte die die Bevölkerung unmittelbar betreffende [[Inflation]] nicht gedämpft werden, woraufhin es zu Streiks kam. Im September 1989 verankerte das wirtschaftlich bessergestellte Slowenien in seiner neuen Verfassung das Recht, den jugoslawischen Staatsverband zu verlassen. Als Gründe wurde in der Presse diskutiert, dass sich Slowenien einerseits vor wie im Kosovo vorgenommenen Verfassungsänderungen schützen wolle und andererseits kein Interesse daran habe, die serbische Politik im Kosovo mitzufinanzieren, ohne an dieser Mitsprache zu haben.<ref name="Polonyi2010_S118f" /> In der Folge eskalierten die Spannungen zwischen Slowenien und Serbien ab Dezember 1989 zu einem [[Wirtschaftskrieg]].<ref name="Polonyi2010_S120">Carl Polónyi,: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-20041980–2004.'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 120.</ref>
 
Im Juli 1990 ließ [[Slobodan Milošević]] Parlament und Regierung des Kosovo im Rahmen der sogenannten [[Antibürokratische Revolution|antibürokratischen Revolution]] auflösen.<ref>{{Literatur |Titel=Wie Jugoslawien verspielt wurde |Verlag=C.H Beck’sche Verlagsbuchhandlung |Ort=München |Datum=1995 |ISBN=3-406-39241-5 |Seiten=132–180}}</ref>
| Titel=Wie Jugoslawien verspielt wurde
| Verlag=C.H Beck'sche Verlagsbuchhandlung
| Ort=München
| Jahr=1995
| ISBN=3-406-39241-5
| Seiten=132-180
}}</ref>
 
Im März 1991 kam es zu organisierten kosovo-albanischen Massendemonstrationen in Priština, die erneut brutal niedergeschlagen wurden, wobei laut dem Historiker und Vorsitzenden der ''[[Anglo-Albanian Association]]'', [[Noel Malcom]], „Tausende [...] festgenommen, möglicherweise Hunderte getötet“ worden sein sollen.<ref name="Naimark2004_S220" /> Im September 1991 wurde nach einem von albanischer Seite abgehaltenen geheimen Referendum die „[[Republik Kosova]]“ proklamiert, die nur von Albanien anerkannt wurde. 1992 wählten die Kosovo-Albaner den Schriftsteller und [[Pazifismus|Pazifisten]] [[Ibrahim Rugova]], der seine Volksgruppe zum [[Passiver Widerstand|passiven Widerstand]] aufrief, zum Präsidenten ihrer Republik. Das ebenfalls gewählte Parlament konnte nicht zusammentreten; sodass die von Rugova ernannte Regierung ihre Amtsgeschäfte aus dem Exil wahrnehmen musste.<ref name="witb">{{Literatur |Autor=R. Craig Nation |Titel=War in the Balkans 1991–2002 |Verlag=[[Strategic Studies Institute]] |Datum=2003 |ISBN=1-58487-134-2 |Seiten=223 ff. |Online={{Google Buch |BuchID=lIDkGPfxQrMC |Seite=233 |Linktext=online}}}}</ref>
Im September 1991 wurde nach einem von albanischer Seite abgehaltenen geheimen Referendum die „[[Republik Kosova]]” proklamiert, die nur von Albanien anerkannt wurde. 1992 wählten die Kosovo-Albaner den Schriftsteller und [[Pazifismus|Pazifisten]] [[Ibrahim Rugova]], der seine Volksgruppe zum [[Passiver Widerstand|passiven Widerstand]] aufrief, zum Präsidenten ihrer Republik. Das ebenfalls gewählte Parlament konnte nicht zusammentreten; sodass die von Rugova ernannte Regierung ihre Amtsgeschäfte aus dem Exil wahrnehmen musste.<ref name="witb">{{Literatur
|Titel=War in the Balkans 1991–2002
|Autor=R. Craig Nation
|Jahr=2003
|Verlag=Strategic Studies Institute
|Seiten=223 ff.
|ISBN=1-584-87134-2
|Online =
{{Google Buch
| BuchID=lIDkGPfxQrMC
| Seite=233
| Linktext=online
}}
}}</ref>
 
==== Entwicklung und Folgen der Jugoslawienkriege ====
{{Hauptartikel|Jugoslawienkriege}}
Parallel zu der lange noch relativ stabil erscheinenden Lage im Kosovo fanden während des Zerfalls Jugoslawiens der kurze [[Slowenienkrieg]], der [[Kroatienkrieg]] und der mehrjährige [[Bosnienkrieg]] statt, der von umfangreichen [[Ethnische Säuberung|ethnischen Säuberungen]] und Kriegsverbrechen wie dem [[Massaker von Srebrenica]] begleitet wurde.
 
Parallel zu der lange noch relativ stabil erscheinenden Lage im Kosovo fanden während des Zerfalls Jugoslawiens der kurze [[Slowenienkrieg]] sowie die mehrjährigen [[Kroatienkrieg|Kriege in Kroatien]] und [[Bosnienkrieg|in Bosnien-Herzegowina]] statt, die von umfangreichen „[[Ethnische Säuberung|ethnischen Säuberungen]]“ und Kriegsverbrechen wie dem [[Massaker von Srebrenica]] begleitet wurden.
Die [[Europäische Gemeinschaft|EG]], die [[Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa|KSZE]]/[[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa|OSZE]] und die [[Vereinte Nationen|UNO]] hatten den Umgang mit den beteiligten Konfliktparteien und mit den kriegerischen Auseinandersetzungen letztlich nicht gelöst und sich nicht als friedensstiftende Instanzen etabliert.<ref name="PetritschEtPichler2004_S9f">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler, ''Kosovo - Kosova - Der lange Weg zum Frieden'', Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 9f.</ref>
 
Die [[Europäische Gemeinschaft|EG]], die [[Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa|KSZE]]/[[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa|OSZE]] und die [[Vereinte Nationen|UNO]] hatten den Umgang mit den beteiligten Konfliktparteien und mit den kriegerischen Auseinandersetzungen letztlich nicht gelöst und sich nicht als friedensstiftende Instanzen etabliert.<ref name="PetritschEtPichler2004_S9f">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden.'' Wieser, Klagenfurt [u.&nbsp;a.] 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 9&nbsp;f.</ref>
 
Zu einer Wende kam es, als die USA in das Konfliktgeschehen des Bosnienkrieges eingriffen und mit ihr die [[NATO]], die nach dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] in eine Orientierungs- und Legitimationskrise geraten war und sich gerade ein neues sicherheitspolitisches Aufgabenfeld zu geben versuchte. Im Unterschied zu der EG legten sich die USA bei der Schuldzuweisung deutlich auf die serbische Seite fest. Die hohe Stringenz bei ihrer Androhung und Ausführung von militärischer Gewalt gegen die bosnischen Serben verschafften den USA ein verstärktes Ansehen als [[Intervention (Politik)|Interventionsmacht]] mit Durchsetzungsvermögen.<ref name="PetritschEtPichler2004_S9f" />
 
Beispiele für diese Strategie, eine politische Lösung des Konfliktes durch massives militärisches Eingreifen herbeizuführen, sind die nach dem [[Massaker von Srebrenica]] 1995 erfolgten und mit der UN abgestimmten Luftangriffe der NATO ([[Operation Deliberate Force]]) gegen bosnisch-serbische Truppen, die zum [[Vertrag von Dayton]] führten, sowie die zeitlich fast parallel dazu erfolgende [[Operation Oluja|Operation Sturm]] der [[Kroatische Streitkräfte|kroatischen Armee]], die zur Niederlage der [[Republik Serbische Krajina]] führte und den [[Kroatienkrieg]] beendete.
Die Komponenten Gewaltandrohung, rasches und entschlossenes Handeln, unzweideutige Festlegung auf einen Schuldigen des Konfliktes und amerikanische Dominanz wurden zu einem [[Paradigma]] der westlichen Krisenintervention in der Jugoslawienkrise. Mit dem Beginn der Eskalation im Kosovokonflikt im Jahr 1997 griff der Westen schnell auf dieses Interventionsparadigma zur vermeintlichen Lösung der Krise zurück. Die Bedingungen des Konflikts im Kosovo unterschieden sich jedoch in vielen Bereichen gravierend von denen in Bosnien und Herzegowina. Besonders schwer wog, dass die NATO im Kosovo ohne Mandat des [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen|UN-Sicherheitsrates]] als selbsternannte und eigenmächtige Interventionsmacht handelte. Da eine völkerrechtliche Legitimation fehlte, wurde eine neue Doktrin der „[[Humanitäre Intervention|humanitären Intervention]]“ geschaffen. Demnach begründete die NATO ihren Krieg unter Bruch des [[Völkerrecht]]s mit dem Verweis auf eine moralische Verpflichtung, eine drohende „[[humanitäre Katastrophe]]“ abzuwenden.<ref name="PetritschEtPichler2004_S9f" />
 
==== Entwicklung im Kosovo ab 1996 ====
Die Komponenten Gewaltandrohung, rasches und entschlossenes Handeln, unzweideutige Festlegung auf einen Schuldigen des Konfliktes und amerikanische Dominanz wurden zu einem [[Paradigma]] der westlichen Krisenintervention in der Jugoslawienkrise. Mit dem Beginn der Eskalation im Kosovokonflikt im Jahr 1997 griff der Westen schnell auf dieses Interventionsparadigma zur vermeintlichen Lösung der Krise zurück. Die Bedingungen des Konflikts im Kosovo unterschieden sich jedoch in vielen Bereichen gravierend von denen in Bosnien und Herzegowina. Besonders schwer wog, dass die NATO im Kosovo ohne Mandat des [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen|UN-Sicherheitsrates]] als selbsternannte und eigenmächtige Interventionsmacht handelte. Da eine völkerrechtliche Legitimation fehlte, wurde eine neue Doktrin der „[[Humanitäre Intervention|humanitären Intervention]]“ geschaffen. Demnach begründete die NATO ihren Krieg unter Bruch des [[Völkerrecht]]s mit dem Verweis auf eine moralische Verpflichtung, eine angeblich drohende „[[Humanitäre Katastrophe|humanitäre Katastrophe]]“ abzuwenden.<ref name="PetritschEtPichler2004_S9f" />
Die meisten Kosovoalbaner boykottierten die Wahlen zum serbischen Parlament im September und Oktober 1997; es kam zu schweren Zusammenstößen mit der [[Polizei (Serbien)|serbischen Polizei]] im Kosovo. Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen der „Republik Kosova“ 1998 wurde Rugova als Präsident zwar bestätigt. Ihr friedlicher Widerstand im Kosovo erschien für die betroffenen Kosovaren im Gegensatz zum Kampf der Bosnier und der Kroaten gegen das militärisch überlegene Jugoslawien, bzw. gegen von diesem unterstützte regionalserbische Kriegsparteien, in den der Westen nach langem Zögern schließlich doch eingegriffen hatte, hingegen zunehmend erfolglos. Bosniaken und Kroaten waren im [[Dayton-Vertrag]] Gebiete und staatliche Unabhängigkeit auch von Jugoslawien zugesprochen worden, während sich im Kosovo wenig änderte.
 
In den Jahren 1996 und 1997 nahmen bewaffnete Angriffe auf Einrichtungen der Staatsautorität in der serbischen Provinz Kosovo, die militanten Albanern zugerechnet wurden, deutlich zu.<ref name="Loquai2000_S22" /> 1996 übernahm die von der Schweiz aus geleitete [[UÇK]] die Verantwortung für Anschläge, die zu dieser Zeit von der Mehrheit der Albaner für Provokationen der serbischen Verwaltung gehalten wurden. Die Untergrundorganisation UÇK unterhielt dabei schon früh Verbindungen zu „westlichen“ Regierungen und betätigte sich auch im Rahmen sogenannter „[[Menschenrechtsorganisation]]en“. So war der führende UÇK-Vertreter Shaban Shala, der 1996 zusammen mit einem weiteren hohen UÇK-Vertreter, [[Azem Syla]], zu einem Treffen mit britischen, US-amerikanischen und Schweizer Geheimdienstleuten nach Albanien reiste, zudem ein führendes Mitglied des „Council for the Defence of Human Rights and Freedom“. Im Kosovo stützte sich die UÇK offenbar auf eine lose Verbindung lokaler Einheiten, vorwiegend in der [[Drenica]]-Region und in der Region [[Gjakova|Đakovica]].<ref name="Polonyi2010_S271f">Carl Polónyi: ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 271&nbsp;f.</ref>
==== Entwicklung im Kosovo ab 1997 ====
Die meisten Kosovoalbaner boykottierten die Wahlen zum serbischen Parlament im September und Oktober 1997; es kam zu schweren Zusammenstößen mit der [[Polizei (Serbien)|serbischen Polizei]] im Kosovo. Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen der „Republik Kosova” 1998 wurde Rugova als Präsident zwar bestätigt. Ihr friedlicher Widerstand im Kosovo erschien für die betroffenen Kosovaren im Gegensatz zum Kampf der Bosnier und der Kroaten gegen das militärisch überlegene Jugoslawien, bzw. gegen von diesem unterstützte regionalserbische Kriegsparteien, in den der Westen nach langem Zögern schließlich doch eingegriffen hatte, hingegen zunehmend erfolglos. Bosniaken und Kroaten waren im [[Dayton-Vertrag]] Gebiete und staatliche Unabhängigkeit auch von Jugoslawien zugesprochen worden, während sich im Kosovo wenig änderte.
 
Im Frühjahr 1996 begann die UÇK zum bewaffneten Kampf überzugehen und unternahm Operationen im Kosovo gegen staatliche Einrichtungen und die Zivilbevölkerung. Mit Attentaten wie auf ein serbisches Flüchtlingsheim im Februar 1996 und auf serbische Cafes verbreitete sie nach dem Muster terroristischer Organisationen durch Gewalttaten unter der Zivilbevölkerung Schrecken, um politische Ziele zu erreichen. Seit 1997 ging die UÇK zudem gegen mutmaßliche und tatsächliche Kollaborateure in der Bevölkerung vor. Im Februar 1996, als annähernd 16.000 aus Kroatien vertriebene Serben im Kosovo angesiedelt oder – meistens gegen ihren Willen – in Flüchtlingslagern untergebracht waren, verübte auch die LKÇK Bombenattentate auf serbische Flüchtlingslager.<ref name="Polonyi2010_S271f" /> Am 28. November 1997, dem albanischen Nationalfeiertag, trat die UÇK auf dem Begräbnis eines unter ungeklärten Umständen gestorbenen albanischen Lehrers zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf.<ref name="Loquai2000_S22">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg – Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 22.</ref>
In den Jahren 1996 und 1997 nahmen bewaffnete Angriffe auf Einrichtungen der Staatsautorität in der serbischen Provinz Kosovo, die militanten Albanern zugerechnet wurden, deutlich zu.<ref name="Loquai2000_S22" /> 1996 übernahm die von der Schweiz aus geleitete [[UÇK]] die Verantwortung für Anschläge, die zu dieser Zeit von der Mehrheit der Albaner für Provokationen der serbischen Verwaltung gehalten wurden. Die Untergrundorganisation UÇK unterhielt dabei schon früh Verbindungen zu „westlichen“ Regierungen und betätigte sich auch im Rahmen sogenannter „[[Menschenrechtsorganisation]]en“. So war der führende UÇK-Vertreter Shaban Shala, der 1996 zusammen mit einem weiteren hohen UÇK-Vertreter, Azem Syla, zu einem Treffen mit britischen, US-amerikanischen und Schweizer Geheimdienstleuten nach Albanien reiste, zudem ein führendes Mitglied des „Council for the Defence of Human Rights and Freedom“. Im Kosovo stützte sich die UÇK offenbar auf eine lose Verbindung lokaler Einheiten, vorwiegend in der [[Drenica]]-Region und in der Region [[Gjakova|Đakovica]].<ref name="Polonyi2010_S271f">Carl Polónyi, ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 271f.</ref>
 
Im deutschen Verfassungsschutzbericht 1998 wurde die UÇK als in „ihrer Heimat terroristisch operierend“ eingestuft.<ref>{{cite web |url=http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/nichtinListe/1999/Verfassungsschutzbericht_1998_Id_7295_de.pdf?__blob=publicationFile |title=Verfassungsschutzbericht 1998: „Die in ihrer Heimat terroristisch operierende "Befreiungsarmee von Kosovo " (UCK)“ S. 144 |work=Bundesamt für Verfassungsschutz |archiveurl=https://web.archive.org/web/20120904161310/http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/nichtinListe/1999/Verfassungsschutzbericht_1998_Id_7295_de.pdf?__blob=publicationFile |archivedate=2012-09-04 |accessdate=2018-04-18}}</ref> Hans-Peter Kriemann, Offizier und Historiker am [[Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr]], charakterisiert die UÇK als militärische Organisation, die sich mit „illegalen Methoden“ finanzierte und „Geld aus dem Drogenhandel“ bezog. Bei ihr seien die „Grenzen zwischen Widerstandsorganisation und organisierter Kriminalität fließend“ gewesen.<ref>Hans-Peter Kriemann: ''Der Kosovokrieg 1999''. Reclam, Ditzingen 2019, S. 27.</ref>
In Frühjahr 1996 begann die UÇK zum bewaffneten Kampf überzugehen und unternahm Operationen im Kosovo gegen staatliche Einrichtungen und die Zivilbevölkerung. Mit Attentaten wie auf ein serbisches Flüchtlingsheim im Februar 1996 und auf serbische Cafes verbreitete sie nach dem Muster terroristischer Organisationen durch Gewalttaten unter der Zivilbevölkerung Schrecken, um politische Ziele zu erreichen. Seit 1997 ging die UÇK zudem gegen mutmaßliche und tatsächliche Kollaborateure in der Bevölkerung vor. Im Februar 1996, als annähernd 16.000 aus Kroatien vertriebene Serben im Kosovo angesiedelt oder – meisten gegen ihren Willen – in Flüchtlingslagern untergebracht waren, verübte auch die LKÇK Bombenattentate auf serbische Flüchtlingslager.<ref name="Polonyi2010_S271f" /> Am 28. November 1997, dem albanischen Nationalfeiertag, trat die UÇK auf dem Begräbnis eines unter ungeklärten Umständen gestorbenen albanischen Lehrers zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf.<ref name="Loquai2000_S22">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg - Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, 183 S., ISBN 3-7890-6681-8, S. 22</ref>
 
Im deutschen Verfassungsschutzbericht 1998 wurde die UÇK als in „ihrer Heimat terroristisch operierend“ eingestuft.<ref>[http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/nichtinListe/1999/Verfassungsschutzbericht_1998_Id_7295_de.pdf?__blob=publicationFile Die UÇK wurde im deutschen Verfassungsschutzbericht 1998 als in „ihrer Heimat terroristisch operierend“ eingestuft; Verfassungsschutzbericht 1998 des Bundesamtes für Verfassungsschutz], S. 141.</ref>
 
== Innerstaatliche bewaffnete Auseinandersetzung ==
Weder von der jugoslawischen Führung noch von anderen Regierungen wurde die gewaltsame Endphase des Kosovo-Konflikts ab Ende 1997 als ein [[Bürgerkrieg]] aufgefasst oder bezeichnet.<ref name="Loquai 2000_S21">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 21.</ref> Die UÇK wurde zunächst sowohl von der jugoslawischen Regierung als auch von westlicher Seite als [[Terrorismus|terroristische]] Organisation angesehen, später aber insbesondere auf Betreiben der USA als gleichberechtigter Verhandlungspartner behandelt und gefördert.<ref name="PetritschEtAl1999_S224">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: ''Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'' 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 224.</ref><ref name="Loquai2000_S27f_ANM">Heinz Loquai: ''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999.'' Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 27&nbsp;f. Loquai gibt als Datum des Treffens Holbrookes mit bewaffneten UÇK-Kämpfern den 14. Juni 1998 an.</ref><ref name="Fulton2010_S130-141">John R. Fulton, ''{{Webarchiv |url=http://globalsecuritystudies.com/NATO%20and%20the%20KLA%20TWO.pdf |text=NATO and the KLA: How the West Encouraged Terrorism |webciteID=6E9iifC33}}'', Global Security Studies, <u>l</u>, (3), 2010, S. 130–141, archiviert von der [http://globalsecuritystudies.com/NATO%20and%20the%20KLA%20TWO.pdf Internetversion auf globalsecuritystudies.com] (PDF; 169&nbsp;kB) am 3. Februar 2013.</ref>
 
WederDie voninnerstaatliche derbewaffnete jugoslawischenAuseinandersetzung Führungin nochder vonserbischen anderenAutonomen Regierungen wurde die gewaltsame Endphase desProvinz Kosovo-Konflikts abkann Endejedoch 1997auch als ein [[Bürgerkrieg]] aufgefasstbetrachtet oderwerden, bezeichnet.<refdessen name="LoquaiEntwicklung 2000_S21">Heinzetwa Loquai,im ''DerNovember Kosovo-Konflikt1997 -begonnen Wegehat inund einender vermeidbaren Krieg:durch die ZeitIntervention vonanderer EndeStaaten Novembermit 1997den bisersten MärzLuftangriffen 1999'',der NomosNATO Verlagsgesellschaft,am Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S24. 21.</ref>März Die1999 UÇKin wurdeeinen zunächstzwischenstaatlichen sowohlund vonhauptsächlich derauf jugoslawischendem RegierungTerritorium alsJugoslawiens auchausgeführten vonKrieg westlicherübergegangen Seite als [[Terrorismus|terroristische]] Organisation angesehenist, späterwenn aberein insbesonderesolcher aufvon BetreibenSeiten der USANATO alsauch gleichberechtigteroffiziell Verhandlungspartnernicht behandelterklärt und gefördertwurde.<ref name="PetritschEtAl1999_S224">WolfgangNach Petritsch,dieser KarlSichtweise Kaser,hat Robertsich Pichler:die ''KosovoFührung -der Kosova:UÇK Mythen,von Daten,Beginn Fakten.''an 2.konsequent Auflage.in Wieser,ihrer Klagenfurttaktischen 1999,Ausrichtung ISBNan 3-85129-304-5,die S.Prinzipien 224eines Bürgerkrieges gehalten.</ref><ref name="Loquai2000_S27f_ANMLoquai 2000_S11fu21">Heinz Loquai:, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999.'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 27f.11&nbsp; Anmerkung: Loquai gibt als Datum des Treffens Holbrookes mit bewaffneten UÇK-Kämpfern den 14f., Juni 1998 an21.</ref><ref name="Fulton2010_S130-141Polonyi2010_S275">JohnCarl R. Fulton,Polónyi: ''{{WebarchivHeil |und url=httpZerstörung://globalsecuritystudies.com/NATO%20and%20the%20KLA%20TWO.pdf |Nationale webciteID=6E9iifC33Mythen |und text=NATOKrieg andam theBeispiel KLA:Jugoslawiens How the West Encouraged Terrorism}}1980–2004.'', GlobalBerliner Security Studies, <u>l</u>, (3)Wissenschafts-Verlag, 2010, S.ISBN 130978-1413-8305-1724-5, archiviert von der [http://globalsecuritystudiesS.com/NATO%20and%20the%20KLA%20TWO.pdf Internetversion auf globalsecuritystudies.com] (PDF; 169&nbsp;kB) am 3. Februar 2013275.</ref>
 
Die innerstaatliche bewaffnete Auseinandersetzung in der serbischen Autonomen Provinz Kosovo kann jedoch auch als ein [[Bürgerkrieg]] betrachtet werden, dessen Entwicklung etwa im November 1997 begonnen hat und der durch die Intervention anderer Staaten mit den ersten Luftangriffen der NATO am 24. März 1999 in einen zwischenstaatlichen und hauptsächlich auf dem Territorium Jugoslawiens ausgeführten Krieg übergegangen ist, wenn ein solcher von Seiten der NATO auch offiziell nicht erklärt wurde. Nach dieser Sichtweise hat sich die Führung der UÇK von Beginn an konsequent in ihrer taktischen Ausrichtung an die Prinzipien eines Bürgerkrieges gehalten.<ref name="Loquai 2000_S11fu21">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 11f, 21.</ref><ref name="Polonyi2010_S275">Carl Polónyi, ''Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004'', Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 275.</ref>
 
=== Konfliktverlauf zwischen der UÇK und dem jugoslawischen Staat 1998 ===
 
[[Human Rights Watch]] und die [[Gesellschaft für bedrohte Völker]] dokumentieren folgenden Ablauf:
 
Ab Januar 1998 intensivierten sich die Auseinandersetzungen. Vorausgegangen waren Überfälle der UÇK auf serbische Polizeistationen und Einrichtungen des Staates, bei denen vier serbische Sicherheitskräfte ums Leben kamen.
 
Am 28. Februar und 1. März 1998 drangen militärisch ausgerüstete serbische Polizeikräfte in die Dörfer [[Likoshan|Likošane]] und [[Čirez]] im Gebiet um [[Drenica]] vor, das als Hochburg der UÇK galt und vor dem Einsatz praktisch unter Kontrolle der Rebellen stand. Die angreifenden serbischen Kräfte waren mit Armeehubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen bewaffnet und nahmen die Ortschaften unter Dauerbeschuss, bevor sie ihre Kräfte im Häuserkampf einsetzten. Während heftiger Feuergefechte wurden 25 Kosovoalbaner und vier serbische Polizeikräfte getötet.<ref name="hrw" /><ref name="gdbv1" >{{InternetquelleWebarchiv |url=http://www.gfbv.ch/pdf/02-98-004.pdf |text=Kosovo – Eskalation der Gewalt |wayback=20070601000000}}</ref>
 
|url=http://www.gfbv.ch/pdf/02-98-004.pdf
Nachdem die UÇK unter ihrem lokalen Anführer [[Adem Jashari]] wiederholt serbische Polizeistellen angegriffen hatte, gingen vom 5. bis 7. März serbische Polizeikräfte in die Gegenoffensive und griffen Jashari auf seinem Wohnsitz in Donji Prekaz an. Unter Gegenwehr wurden vermutlich 58 Mitglieder der Großfamilie getötet. Adem Jashari kam dabei ebenfalls ums Leben. Zwei serbische Polizeiangehörige wurden am 5. März getötet. Zur selben Zeit wurden weitere Dörfer der Region Polac, Ternavc, Morine, Vojnik und Mikushnice mit schweren Waffen, darunter Kanonen und Granatwerfer, beschossen. Mindestens sechs Kosovoalbaner starben unter ungeklärten Umständen im nahegelegenen Dorf Lausa.<ref name="hrw" /><ref name="gdbv1" />
|hrsg=[[Gesellschaft für bedrohte Völker]]
|titel=Kosovo - Eskalation der Gewalt
|datum=März 1998
|zugriff=1. März 2011
}}</ref>
 
Unterdessen beschlossen die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] am 31. März 1998 in der [[Resolution 1160 des UN-Sicherheitsrates]]<ref>[https://www.un.org/depts/german/sr/sr_98/sr1160.pdf UN-Resolution 1160] (PDF)</ref> ein Embargo gegen Jugoslawien, um die jugoslawische Staatsführung zum Einlenken oder zumindest zu Gesprächen zu zwingen. Darüber hinaus verlangte der Weltsicherheitsrat in genannter Resolution unter anderem von Jugoslawien, dass „die Einheiten der Sonderpolizei abgezogen“ werden müssen und das „Vorgehen gegenüber der Zivilbevölkerung“ einzustellen ist. Die Europäische Union verhängte entsprechend Sanktionen.
Nachdem die UÇK unter ihrem lokalen Anführer [[Adem Jashari]] wiederholt serbische Polizeistellen angegriffen hatte, gingen vom 5. bis 7. März serbische Polizeikräfte in die Gegenoffensive und griffen Jashari auf seinem Wohnsitz in Donji Prekaz an. Unter Gegenwehr wurden vermutlich 58 Mitglieder der Großfamilie getötet. Adem Jashari kam dabei ebenfalls ums Leben. Zwei serbische Polizeiangehörige wurden am 5. März getötet. Zur selben Zeit wurden weitere Dörfer der Region Polac, Ternavc, Morine, Vojnik und Mikushnice mit schweren Waffen, darunter Kanonen und Granatwerfer, beschossen.<!--durch wen?--> Mindestens sechs Kosovoalbaner starben unter ungeklärten Umständen im nahegelegenen Dorf Lausa.<ref name="hrw" /><ref name="gdbv1" />
 
Am 25. Mai sollen durch serbische Polizeikräfte mindestens neun Albaner in Lybeniq, einem Dorf nahe Pejë, hingerichtet worden sein. Am 31. Mai griff eine auf ca. 300 Mann geschätzte Einsatztruppe der Sondereinsatzkräfte der serbischen Polizei das Dorf Novi Poklek in Drenica an. Zehn Männer (ethnische Albaner) wurden verschleppt. Der Tod eines Mannes wurde bestätigt; die anderen werden bis heute vermisst. Berichten zufolge zündete die Polizei über 20 Häuser an und ließ sie niederbrennen.<ref name="hrw" />
Unterdessen beschlossen die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] am 31. März 1998 in der Resolution 1160 des Weltsicherheitsrates ein Embargo gegen Jugoslawien, um die jugoslawische Staatsführung zum Einlenken oder zumindest zu Gesprächen zu zwingen. Darüber hinaus verlangte der Weltsicherheitsrat in genannter Resolution unter anderem von Jugoslawien, dass „die Einheiten der Sonderpolizei abgezogen“ werden müssen und das „Vorgehen gegenüber der Zivilbevölkerung“ einzustellen ist. Die Europäische Union verhängte entsprechend Sanktionen.
 
Am 16. Juni 1998 führte ein Treffen des russischen Präsidenten Jelzins mit dem serbischen Präsidenten Milošević in Moskau nicht zum Abzug der serbischen Sicherheitspolizei im Kosovo, doch Milosevic sagte eine Zurückhaltung der Gewalt gegen die kosovo-albanische Zivilbevölkerung ebenso zu wie die Möglichkeit für die sog. Balkan-Kontaktgruppe, bestehend aus USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien, diplomatische Beobachter in den Kosovo reisen zu lassen. Die Gewalt ging in den nächsten Wochen zurück. Tatsächlich konnten Anfang Juli 200 Beobachter der ''Kosovo Diplomatic Obersever Mission'' (KDOM) in das Krisengebiet reisen. Am 25. Juni 1998 fiel aber bei einem Treffen der Kontaktgruppe, an dem keine russischen Vertreter teilgenommen hatten, gegen den vorher bekannten Willen Russlands die Entscheidung, die UÇK in den politischen Prozess einzubinden, weil der kosovarische Präsident Rugova keinen Einfluss auf deren Handeln hatte. „Die UÇK-Führer“, so der Militärhistoriker Kriemann in seiner Dissertation zum Kosovo-Krieg, wurden nun zum „Center of Gravity“. Dem russischen Wunsch, die Finanzkanäle der UÇK in Deutschland zu schließen, wurde nicht entsprochen.<ref>Hans-Peter Kriemann: ''Hineingerutscht? Deutschland und der Kosovo-Krieg'', Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2021 (Schriftenreihe ''Bundeswehr im Einsatz'' Band 2), S. 220f.</ref>
Am 25. Mai sollen durch serbische Polizeikräfte mindestens neun Albaner in Ljubenic, einem Dorf nahe Peć, hingerichtet worden sein. Am 31. Mai griff eine auf ca. 300 Mann geschätzte Einsatztruppe der Sondereinsatzkräfte der serbischen Polizei das Dorf Novi Poklek in Drenica an. Zehn Männer – ethnische Albaner – wurden verschleppt. Der Tod eines Mannes wurde bestätigt; die anderen werden bis heute vermisst. Berichten zufolge zündete die Polizei über 20 Häuser an und ließ sie niederbrennen.<ref name="hrw" />
 
Ab Mitte Juni kam der Krieg in den Zentralkosovo. Im Juli 1998 begann die erste Großoffensive der UÇK, ein Angriff auf die Stadt [[Rahovec|Orahovac]]. Am 19. Juli wurden mindestens 42 Menschen während der Kämpfe getötet, 40 weitere werden noch vermisst. Aufgetauchte Gerüchte über Exekutionen und Massengräber wurden nicht bestätigt.<ref name="hrw" /> Die UÇK rief zum allgemeinen Kampf gegen die „serbische Herrschaft“ auf. Mitte Juli verschärften sich die Kämpfe um [[Kosovska Mitrovica|Mitrovica]] und [[Prizren]]. Am 14. Juli wurde im Süden in der Region Opoje an der Grenze zu Mazedonien ein serbischer Truppenaufmarsch beobachtet. Ende Juli starteten die serbischen Truppen schließlich eine Großoffensive im Zentralkosovo.<ref name="gdbv3" >{{Internetquelle |url=http://www.gfbv.ch/pdf/01-98-018.pdf |titel=Kosovo: Krieg, Vertreibung, Massaker |hrsg=[[Gesellschaft für bedrohte Völker]] |datum=1998-08 |format=PDF |archiv-url=https://web.archive.org/web/20071023154603/http://www.gfbv.ch/pdf/01-98-018.pdf |archiv-datum=2007-10-23 |abruf=2011-03-01}}</ref>
|url=http://www.gfbv.ch/pdf/01-98-018.pdf
|hrsg=[[Gesellschaft für bedrohte Völker]]
|titel=Kosovo: Krieg, Vertreibung, Massaker
|datum=August 1998
|zugriff=1. März 2011
}}</ref>
 
Am 24. August 1998 erklärte der Weltsicherheitsrat seine Sorge über die „heftigen Kämpfe im Kosovo, die verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben“, und forderte eine sofortige Waffenruhe. Er gab der Besorgnis Ausdruck, dass „sich die Situation im Kosovo in Anbetracht der wachsenden Zahl der Vertriebenen und des herannahenden Winters zu einer noch größeren humanitären Katastrophe entwickeln könnte.“<ref name="UN-sr98">[http://www.un.org/Depts/german/sr/sr_98/sr98.pdf UN-Bericht] (PDF; 1,5&nbsp;MB)</ref>
 
Berichten zufolge wurden am 27. August von Angehörigen der UÇK 22 Zivilisten im Dorf Klecka hingerichtet. Für den 9. September wurde berichtet, dass die Leichen von 34 Menschen, sowohl Serben als auch Albaner, in einem See nahe dem Dorf Glodjane gefunden wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden sie von UÇK-Kräften getötet.<ref name="hrw" />
 
Unterdessen verurteilte der Weltsicherheitsrat in der [[Resolution 1199 des UN-Sicherheitsrates|Resolution 1199]] am 23. September 1998 scharf den „exzessiven Gebrauch von Gewalt“ durch serbisches Militär und Polizeikräfte und bezeichnete ihn als „Bedrohung des Friedens“. Darüber hinaus forderte der UN-Sicherheitsrat „die Führung der Kosovo-Albaner auf, alle terroristischen Handlungen zu verurteilen“, und betonte, „daß alle Teile der kosovo-albanischen Volksgruppe ihre Ziele ausschließlich mit friedlichen Mitteln verfolgen müssen.“ Eine weitere Forderung war, „humanitären Organisationen“ sowie „anderen Abgesandten den Zugang zum Kosovo“ zu gestatten. Er verzichtete aber darauf, Gewalt gegen Jugoslawien zur Unterbindung von Menschenrechtsverletzungen anzuordnen.<ref name="UN-sr98" />
Zeile 207 ⟶ 158:
 
=== Einrichtung der Kosovo Verification Mission ===
 
{{Hauptartikel|Kosovo Verification Mission}}
 
Parallel zu den militärischen Auseinandersetzungen entwickelten sich die diplomatischen Bemühungen zur Lösung des Konfliktes, auch um die Resolutionen des Sicherheitsrates umzusetzen. Die NATO drohte Luftangriffe an und ermächtigte ihren Generalsekretär [[Javier Solana]] zu Militäraktionen gegen Jugoslawien (''Activation Order'' am 112. Oktober 1998).<ref name="witb2">{{Literatur |Autor=R. Craig Nation |Titel=War in the Balkans 1991–2002 |Verlag=Strategic Studies Institute |Datum=2003 |ISBN=1-58487-134-2 |Seiten=237 ff. |Online={{Google Buch |BuchID=lIDkGPfxQrMC |Seite=237 |Linktext=online}}}}</ref><ref>[http://www.bundesheer.at/pdf_pool/publikationen/05_kk_06_feichtinger.pdf bundesheer.at] (PDF; 294&nbsp;kB)</ref> Zugleich forderte die Balkan-Kontaktgruppe, bestehend aus USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien, ultimativ direkte Verhandlungen zwischen der serbischen Staatsführung und Vertretern der Kosovoalbaner.
 
|Titel=War in the Balkans 1991–2002
Unter diesem Druck stimmte am 13. Oktober die serbische Staatsführung einem faktischen Waffenstillstand zu und signalisierte, der UN-Resolution 1199 Folge zu leisten, die einen Rückzug der schweren Waffen und eines großen Teils der paramilitärischen Polizeikräfte vorsah. Weiterhin sollten die Flüchtlinge heimkehren können und der Prozess von einer 2000 Mann starken internationalen Beobachterkommission der [[OSZE]] überwacht werden.<ref name="witb" /> Die Vereinbarung wurde zwischen dem serbischen Präsidenten [[Slobodan Milošević]] und dem US-amerikanischen Sondergesandten [[Richard Holbrooke]] getroffen (Holbrooke-Milošević-Vereinbarung).<ref name="RF" />
|Autor=R. Craig Nation
|Jahr=2003
|Verlag=Strategic Studies Institute
|Seiten=237 ff.
|ISBN=1584871342
|Online =
{{Google Buch
| BuchID=lIDkGPfxQrMC
| Seite=237
| Linktext=online
}}
}}</ref> Zugleich forderte die Balkan-Kontaktgruppe, bestehend aus USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien, ultimativ direkte Verhandlungen zwischen der serbischen Staatsführung und Vertretern der Kosovoalbaner.
 
Die Einrichtung und Entsendung der internationalen Beobachterkommission wird als ''Kosovo Verification Mission (KVM)'' bezeichnet und wurde am 25. Oktober 1998 vom Ständigen Rat der [[OSZE]] beschlossen.<ref name="KVM">{{Webarchiv |url=http://www.osce.org/item/44552 |text=osce.org |wayback=20111204102306}} − Erläuterung der OSZE Oktober 1998.</ref> Einzelheiten der Mission wurden vorher im Abkommen zwischen der OSZE und Jugoslawien vom 16. Oktober 1998 geregelt. Die KVM sollte maximal 2000 unbewaffnete Beobachter umfassen.
Unter diesem Druck stimmte am 13. Oktober die serbische Staatsführung einem faktischen Waffenstillstand zu und signalisierte, der UN-Resolution 1199 Folge zu leisten, welche einen Rückzug der schweren Waffen und eines großen Teils der paramilitärischen Polizeikräfte vorsah. Weiterhin sollten die Flüchtlinge heimkehren können und der Prozess von einer 2000 Mann starken internationalen Beobachterkommission der [[OSZE]] überwacht werden.<ref name="witb" /> Die Vereinbarung wurde zwischen dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević und dem US-amerikanischen Sondergesandten [[Richard Holbrooke]] getroffen (Holbrooke-Milošević-Vereinbarung).<ref name="RF" />
 
Die Ziele waren folgende:<ref name="KVM" />
Die Einrichtung und Entsendung der internationalen Beobachterkommission wird als ''Kosovo Verification Mission (KVM)'' bezeichnet und wurde am 25. Oktober 1998 vom Ständigen Rat der [[OSZE]] beschlossen.<ref name="KVM">[http://www.osce.org/item/44552] − Erläuterung der OSZE Oktober 1998</ref> Einzelheiten der Mission wurden vorher im Abkommen zwischen der OSZE und Jugoslawien vom 16. Oktober 1998 geregelt. Die KVM sollte maximal 2000 unbewaffnete Beobachter umfassen.
 
* Überwachung aller Konfliktparteien im Kosovo zur Einhaltung der UN-Resolution 1199.
Die Ziele waren folgende:<ref name="KVM" />
* Überwachung aller Konfliktparteien im Kosovo zur Einhaltung der UN-Resolution 1199
* Verbesserung der Kommunikation zwischen allen Konfliktparteien und humanitären Organisationen
* Überwachung der Bewegungsfreiheit humanitärer Organisationen
Zeile 236 ⟶ 174:
* Erarbeitung von Berichten an die OSZE und den Weltsicherheitsrat, wie in der Resolution 1199 vorgesehen
 
Der Deutsche Bundestag stimmte am 16. Oktober 1998, drei Wochen nach der [[Bundestagswahl 1998|Bundestagswahl]], in einer Sondersitzung mit großer Mehrheit demdiesem Vorgehen der NATO gegen Jugoslawien und einer Beteiligung der Bundeswehr an möglichen Luftschlägen zu. Von den 584 anwesenden Abgeordneten stimmten 503 für den Kosovo-Einsatz. Die PDS lehnte als einzige Fraktion den Antrag geschlossen ab.<ref>{{Literatur |Autor=Roland Friedrich |Titel=Die deutsche Außenpolitik im Kosovo-Konflikt |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden |Datum=2005 |ISBN=3-531-14317-4 |Seiten=55 ff. |Online={{Google Buch |BuchID=Rrd3v6D1cDcC |Seite=55 |Linktext=online}}}}</ref>
<!--- SPD und Grüne vereinbarten in ihrer Koalitionsvereinbarung (20. Oktober 1998) unter anderem: „Die Beteiligung deutscher Streitkräfte an Maßnahmen zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit ist an die Beachtung des Völkerrechts und des deutschen Verfassungsrechts gebunden. Die neue Bundesregierung wird sich aktiv dafür einsetzen, das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen zu bewahren und die Rolle des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zu stärken.“<ref>{{Webarchiv |url=https://www.gruene.de/fileadmin/user_upload/Bilder/Redaktion/30_Jahre_-_Serie/Teil_21_Joschka_Fischer/Rot-Gruener_Koalitionsvertrag1998.pdf#page=38 |wayback=20160304045835 |text=Koalitionsvertrag |archiv-bot=2019-04-23 21:50:26 InternetArchiveBot}}</ref><ref>Timm Schöneberger (Diss. 2013): ''Vom Zweiten Golfkrieg zum Kampfeinsatz im Kosovo: Eine Zwei-Ebenen-Analyse'' </ref> --->
|Titel=Die deutsche Außenpolitik im Kosovo-Konflikt
|Autor=Roland Friedrich
|Jahr=2005
|Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden
|Seiten=55 ff.
|ISBN=3-531-14317-4
|Online =
{{Google Buch
| BuchID=Rrd3v6D1cDcC
| Seite=55
| Linktext=online
}}
}}</ref>
 
Aus den Erfahrungen der Geiselnahme französischer [[BlauhelmsoldatenBlauhelmsoldat]]en durch bosnische Serben im [[Bosnienkrieg]] im Jahr 1995 lag ein Hauptaugenmerk der Entsendestaaten auf der Sicherheit der Beobachter. Daher ordnete der NATO-Rat Planungen für eine Eingreiftruppe an, durchdie welchein einem Notfall die KVM-Abgesandten im Notfall schnell aus dem Kosovo evakuiert werdenevakuieren solltensollte. Am 13. November wurde der Operationsplan beschlossen.; Die Durchführung oblag einerdie Eingreiftruppe, welche alswurde ''Extraction Force'' (EXFOR) bezeichnet wurdegenannt. Der Deutsche Bundestag stimmte am 19. November der deutschen Beteiligung an der EXFOR zu. Dafür war eine verstärkte Kompanie der Bundeswehr vorgesehen, welchedie in [[Tetovo]] (Mazedonien) stationiert war. Am 12. Dezember 1998 meldete die gesamte Truppe Einsatzbereitschaft.<ref>{{Literatur |Autor=Roland Friedrich |Titel=Die deutsche Außenpolitik im Kosovo-Konflikt |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden |Datum=2005 |ISBN=3-531-14317-4 |Seiten=63 ff. |Online={{Google Buch |BuchID=Rrd3v6D1cDcC |Seite=63 |Linktext=online}}}}</ref>
|Titel=Die deutsche Außenpolitik im Kosovo-Konflikt
|Autor=Roland Friedrich
|Jahr=2005
|Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden
|Seiten=63 ff.
|ISBN=3-531-14317-4
|Online =
{{Google Buch
| BuchID=Rrd3v6D1cDcC
| Seite=63
| Linktext=online
}}
}}</ref>
 
Die Holbrooke-Milošević-Vereinbarung enthielt eine weitere Komponente, in der sich Jugoslawien bereit erklärte, unbewaffnete Luftfahrzeuge, bemannt oder unbemannt, in seinem Luftraum zuzulassen. {{Anker|Drohne}}In diesem Rahmen stimmte der Deutsche Bundestag im November 1998 der Entsendung einer Drohnenbatterie mit der [[Canadair CL-289|Aufklärungsdrohne CL-289]] zu (ebenfalls in [[Tetovo]] stationiert).<ref name="RF">{{Literatur |Autor=Roland Friedrich |Titel=Die deutsche Außenpolitik im Kosovo-Konflikt |Verlag=[[VS Verlag für Sozialwissenschaften]] |Datum=2005 |ISBN=3-531-14317-4 |Seiten=61 |Online={{Google Buch |BuchID=Rrd3v6D1cDcC |Seite=61 |Linktext=online}}}}</ref>
|Titel=Die deutsche Außenpolitik im Kosovo-Konflikt
|Autor=Roland Friedrich
|Jahr=2005
|Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden
|Seiten=61
|ISBN=3-531-14317-4
|Online =
{{Google Buch
| BuchID=Rrd3v6D1cDcC
| Seite=61
| Linktext=online
}}
}}</ref>
 
Die Holbrooke-Milošević-Vereinbarung führte erfolgreich zu einer Verminderung des Gewaltpegels, und die meisten Binnenflüchtlinge kehrten in der Folge wieder heim, doch zog; die UÇK ihrenbesetzte Vorteil auswährend der Kampfpause und errichtete erneut ihre Herrschaft über viele Stellungen, die von den im Zuge der Vereinbarung verlegten serbischen Truppen geräumt worden waren.<ref name="TIICOK_S2f">The Independent International Commission on Kosovo, ''The Kosovo Report - Conflict - International Response - Lessons Learned'', Oxford University Press 2000, 372 S. ISBN 0-19-924309-3, S. 2f.</ref> Nach Darstellung von General [[Klaus Naumann (General)|Klaus Naumann]] spielte die UÇK in dieser Phase eine unglückliche und provokante Rolle.<ref name="NaumannInGladitzEtWittenberg_BR1999_Teil1">Klaus Naumann, in: ''Balkan – Gewalt ohne Ende – Teil 1: Der Weg zum Krieg.'', [[Bayerischer Rundfunk|BR]], 1999, Autoren: Ralph Gladitz, Arndt Wittenberg, Ausstrahlung auf [[ARD]], 25. Oktober 1999; Transkription: „''Die UÇK spielte in dieser Zeit eine unglückliche Rolle. Die UÇK sah ein Vakuum und sie hat das Vakuum genutzt und sie ist rein und hat letztlich im Grunde genommen so was wie eine territoriale Teilsouveränität in ihren Zonen praktiziert und die auch sichtbar gemacht. Sie hat damit die serbische Seite ohne jeden Zweifel provoziert und die serbische Seite reagierte, wie eben kommunistische Diktaturen reagieren. Wir sehen das Gleiche ja jetzt in Tschetschenien. Wenn irgendeine terroristische Aktivität da ist, dann fällt denen nichts Besseres ein, als auf Dörfer und Städte mit Artillerie und Panzern zu schiessenschießen.''“.</ref>
 
Nach dem Nichtzustandekommen des Vertrags von Rambouillet wurde die Kosovo Verification Mission am 20. März 1999 nach Mazedonien evakuiert. Teile der Mission verblieben in Mazedonien und Albanien und wurden zur Flüchtlingsarbeit und zur Ermittlung von Menschenrechtsverstößen eingesetzt. Mit Beschluss vom 8. Juni 1999 wurde die Mission aufgelöst und durch die "OSZE„OSZE Task Force"Force“ ersetzt.
 
=== Verhandlungsstand Dezember 1998 ===
[[Datei:Plan zur Kantonisierung Kosovo und Metochien 1998.jpg|miniaturmini|Serbischer Vorschlag zur Kantonisierung des Kosovo von Dezember 1998<ref name="PetritschEtAl1999_S253">''Proposed Cantonization Of Kosovo And Metohija - Serbian Cantons - According To Ehnic Composition Of Population Of The 1981 Census''. Quelle: Institute of Geopolitical Studies, Belgrad 1998, Reg. No. VI Fi-10684/96. Karte und Zitat nach: Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 253, ''Plan zur Kantonalisierung Kosovos und Metohijas''.</ref><ref name="PetritschEtPichler2004_S153">''Proposed Cantonization Of Kosovo And Metohija - Serbian Cantons - According To EhnicEthnic Composition Of Population Of The 1981 Census''. Quelle: Institute of Geopolitical Studies, Belgrad 1998, Reg. No. VI fi-10684/96, {{Webarchiv |url=http://www.bglink.com/bgpersonal/batakovic/canton.html. |text=Archivierte Kopie |wayback=20140409074915}} Karte und Zitat nach: Wolfgang Petritsch, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova - Der lange Weg zum Frieden.'', Wieser, Klagenfurt (u. &nbsp;a.) 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 153.</ref>]]
 
Die Verhandlungsführung der kosovo-albanischen Seite blieb im Dezember uneinheitlich und unkoordiniert und wurde seitens der internationalen Verhandler als Problem für die Mitte Dezember 1998 festgefahrenen Verhandlungen angesehen. Nachdem die US-amerikanischen Bemühungen, entscheidende Personen der UÇK für die Aufnahme von Verhandlungen zu identifizieren, als gescheitert betrachtet wurden, wählte [[Wolfgang Petritsch]] den UÇK-Kommandeur [[Hashim Thaçi]] als Ansprechpartner aus, um die UÇK in die Verhandlungen einzubinden.<ref name="PetritschEtAl1999_S248-251">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 248-251248–251.</ref>
 
In dieser Phase löste ein Vorstoß von [[Zoran Đinđić]], dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei Serbiens (DS), zur [[Kantonisierung]] des Kosovo Diskussionen aus, der am 16. Dezember 1998 dem EU-Sondergesandten Petritsch vorgestellt wurde. Grundlage war ein von [[Dušan Bataković]] konzipierter und mit [[Kosta Cavoski|Kosta Čavoški]] und Milomir Stepić für das Belgrader Institut für Geopolitische Studien ausgearbeiteter Lösungsansatz einer nachhaltigen Gliederung der Provinz anstelle einer Teilung. Sämtliche serbisch besiedelten Gebiete sollten auf Basis der mit der [[Volkszählung]] von 1981 ermittelten ethnischen Zusammensetzung und Verteilung der Bevölkerung im Kosovo in fünf Kantonen zusammengefasst werden, ergänzt durch einige kleinere [[Exklave]]n. Für die größeren Städte war eine Verwaltung als multiethnische Einheiten vorgesehen.<ref name="PetritschEtAl1999_S252-254">Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova: Mythen, Daten, Fakten.'', 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 252-254252–254.</ref><ref name="PetritschEtPichler2004_S152-154">Wolfgang Petritsch, Robert Pichler,: ''Kosovo - Kosova - Der lange Weg zum Frieden.'', Wieser, Klagenfurt [u. &nbsp;a.] 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 152-154152–154.</ref>
 
Die albanische Seite wies den Vorschlag zur Kantonisierung ab, lehnte den im Plan ausdrücklich vorgesehenen Verbleib der Provinz innerhalb Serbiens ab und sah darin die Gefahr einer Teilung des Kosovo. Auch die Internationale Gemeinschaft bezeichnete den Plan als in dieser Form nicht zu verwirklichen.<ref name="PetritschEtAl1999_S252-254" /><ref name="PetritschEtPichler2004_S152-154" />
 
=== Konfliktverlauf 1999 ===
{{Hauptartikel|Massaker von Račak|Rogovo-Vorfall}}
 
Im Januar 1999 flammten die Kämpfe im Kosovo erneut auf. Am 8. Januar verübte die UÇK in [[Duhla|Dulje]] bei [[Shtime]] einen Überfall, bei dem drei serbische Polizisten getötet und
einer verwundet wurde. Am 10. Januar überfiel die UÇK eine Polizeistreife in Slivovo, wobei ein Polizist getötet wurde. BesondereDas Beachtung in den Medien fand das sogenannte [[Massaker von Račak]] vomam 15. Januar 1999. Untererlangte besondere mediale Aufmerksamkeit aufgrund der tragischen Tötung von über 40 Albanern unter bis heute ungeklärten Umständen. wurdenZusätzlich zu den Berichten über dieses Ereignis finden sich in einem wissenschaftlichen Abschlussbericht finnischer Gerichtsmediziner laut der „Berliner Zeitung“ keine Beweise für das angebliche serbische Massaker an albanischen Zivilisten in dem Kosovo-Dorf überRačak. 40William AlbanerWalker, getötetder damalige Leiter der Kosovo-Beobachtergruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), machte jedoch serbische Sicherheitskräfte für das Massaker an 45 Albanern verantwortlich. Dies führte zu internationalen Diskussionen und politischen Spannungen im Kontext des Kosovo-Konflikts.<ref>{{Internetquelle | url=httphttps://www.amnestyspiegel.orgde/enpolitik/libraryausland/asset/EUR70/080/1999/en/67793402kosovo-e1a6krieg-11ddkeine-9f8abeweise-a19d21ac1fa4/eur700801999enfuer-massaker-von-racak-a-112775.html | titel=Federal Republic of Yugoslavia (Kosovo)-Krieg |Keine titelerg=AfterBeweise tragedy,für justice?Massaker |von autor=Racak | hrsg=[[AmnestyDER International]]SPIEGEL |GmbH werk=Library& |Co. datum=Mai 1999KG | zugriffdatum=20112001-0401-1317 | sprache=englischde |abruf=2023-12-12}}</ref> Am 29. Januar kam es zu einem [[Rogovo-Vorfall|Vorfall in Rogovo]], bei dem ein Polizist und in der Folge 24 Männer albanischer Ethnie, und Mitglieder der UÇK, getötet wurden.<ref name="OSCE1999_S184f">OSCE: ''Kosovo/Kosova - As Seen, As Told - An analysis of the human rights findings of the OSCE Kosovo Verification Mission - October 1998 to June 1999.'', 1999, ISBN 883-391912750-275000-0;, S. 184f184&nbsp;f.</ref>
 
Flüchtlinge berichteten, dass am 25. März 1999 in Bela Crkva von serbischen Sicherheitskräften mehr als 60 Kosovoalbaner getötet wurden, inklusive 20 Angehörige des Popaj-Clans und 25 Mitglieder des Zhuniqi-Clans. Berichten zufolge sollen einen Tag später 40 Albaner in Velika Krusa getötet worden sein. Zwischen 1. und 4. April hätten Sicherheitskräfte zudem mindestens 47 Menschen während einer gewaltsamen Vertreibungsaktion in [[Djakovica]] getötet.<ref name="hrw" />
 
=== Vertrag von Rambouillet ===
{{Hauptartikel|Vertrag von Rambouillet}}
Die seit dem 6. Februar 1999 im [[Schloss Rambouillet]] unter Vermittlung einer von NATO-Mitgliedstaaten dominierten, internationalen Kontaktgruppe laufenden Vertragsgespräche, die über die Unterzeichnung des in engen Grenzen vorgegebenen Vertragsentwurfs durch die jugoslawische Führung und durch die Führung der Kosovo-Albaner geführt wurden, wurden am 19. März 1999 unterbrochen. Während die Delegation der Kosovo-Albaner das ihr vorgelegte Papier – wonach der Kosovo innerhalb von Serbien eine umfassende Autonomie erhalten, aber unter serbischer [[Hoheit (Staatsrecht)|Hoheit]] bleiben sollte, die UÇK entwaffnet und NATO-Truppen im Kosovo stationiert werden sollten – am 18. März 1999 letztendlich unterzeichnet, wird dies von der jugoslawischen Delegation verweigert, nachdem in die letzte Entwurfsfassung sehr kurzfristig, inhaltlich nicht veränderbar und ohne entsprechendes UN-Mandat die „Einladung“ zur Implementierung von NATO-Truppen in einer Stärke von 30.000 Mann, sowohl im Kosovo als auch in der gesamten BR Jugoslawien, unter Zuerkennung vollständiger zivilrechtlicher und strafrechtlicher Immunität von NATO und NATO-Personal, sowie unter kostenloser und uneingeschränkter Nutzung der gesamten jugoslawischen Infrastruktur durch die NATO, eingebracht wurde.<ref name="Loquai 2000_S90-94u152f">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 90-94, 152f.</ref>
 
Die seit dem 6. Februar 1999 im [[Schloss Rambouillet]] unter Vermittlung einer von NATO-Mitgliedstaaten dominierten, internationalen Kontaktgruppe laufenden Vertragsgespräche, die über die Unterzeichnung des in engen Grenzen vorgegebenen Vertragsentwurfs durch die jugoslawische Führung und durch die Führung der Kosovo-Albaner geführt wurden, wurden am 19. März 1999 unterbrochen. Während die Delegation der Kosovo-Albaner das ihr vorgelegte, unbefriedigend erscheinende, Papier am 18. März 1999 letztendlich unter Druck unterzeichnete – wonach der Kosovo innerhalb von Serbien eine umfassende Autonomie erhalten, aber unter serbischer [[Hoheit (Staatsrecht)|Hoheit]] bleiben sollte, die UÇK entwaffnet und NATO-Truppen im Kosovo stationiert werden sollten –, verweigerte die jugoslawische Delegation die Unterschrift, nachdem in die letzte Entwurfsfassung sehr kurzfristig, inhaltlich nicht veränderbar und ohne entsprechendes UN-Mandat die „Einladung“ eingebracht worden war, NATO-Truppen in einer Stärke von 30.000 Mann sowohl im Kosovo als auch in der gesamten BR Jugoslawien zu implementieren. Dabei sollte die vollständige zivilrechtliche und strafrechtliche Immunität von NATO und NATO-Personal sowie die kostenlose und uneingeschränkte Nutzung der gesamten jugoslawischen Infrastruktur durch die NATO zugestanden werden.<ref name="Loquai 2000_S90-94u152f">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 90–94, 152f.</ref>
''„Tendenzen zu ethnischen Säuberungen sind weiterhin nicht zu erkennen.“'' stand am 22. März 1999 in der Tagesmeldung des Amtes für Nachrichtenwesen der Bundeswehr.<ref name="Loquai 2000">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8.</ref> Laut OSZE-Beobachtern gab es im März 1999, vor den NATO-Angriffen, im gesamten Kosovo 39 Todesopfer auf beiden Seiten. Am 22. März 1999 wurden die OSZE-Beobachter wegen erwarteter NATO-Angriffe aus dem Kosovo abgezogen.
 
=== Lageberichte vor Beginn der Angriffe ===
Am 23. März wurde von jugoslawischer Seite nach Unterredung mit dem Sondergesandten Richard Holbrooke ein Teil des Rambouillet-Papiers akzeptiert, der Anhang B wurde aber weiterhin abgelehnt, der die Stationierung einer NATO-Friedenstruppe im Kosovo vorsah, sowie die Versorgung dieser Truppe über jugoslawisches [[Hoheitsgebiet]], dies unkontrolliert und ohne Mitwirkungsrecht der jugoslawischen Regierung, inklusive Nachschublieferungen auf jugoslawischem Staatsgebiet, oft als „Manöver“ missverstanden. Der entsprechende Anhang B sprach folgerichtig von „manövrieren“ (to maneuver).<ref>[http://jurist.law.pitt.edu/ramb.htm ''Rambouillet Accord - Interim Agreement for Peace and Self-Government in Kosovo'']</ref> Sowohl die NATO als auch die albanische Delegation bestanden auf einer Präsenz von NATO-Truppen im Kosovo, mit der Begründung, den Zusicherungen der jugoslawischen Regierung nicht zu trauen.
Am 22. März 1999 wurden die OSZE-Beobachter wegen erwarteter NATO-Angriffe aus dem Kosovo abgezogen.
 
=== Teilweise Vertragsannahme und schließliche Ablehnung durch Jugoslawien ===
Nach anderer Auslegung war die Ablehnung der Serben gegenüber der im Vertragsentwurf sogenannten „Einladung“ von 30.000 Mann NATO-Truppen auf jugoslawisches Territorium vorhersehbar und diente trotz bestehender Konfliktlösungsoptionen nach den tatsächlich als Ultimatum fungierenden „Verhandlungen“ von Rambouillet als Legitimation für die folgende Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO.<ref name="KissingerNAchcarInAli2000_S82">Henry Kissinger, ''New World Disorder'', Newsweek, 31. Mai 1999, zitiert nach: Gilbert Achcar, ''Rasputin Plays at Chess: How the West Blundered into a New Cold War'', in: Tariq Ali, ''Masters of the Universe: Nato's Balkan Crusade'', Verso, 2000, 429 S., ISBN 1-85984-752-8; S. 57-98, hier S. 82: Kissingers Zitat: ''Several fateful decisions were taken in those now seemingly far-off days in February, when other options were still open. The first was the demand that 30,000 NATO troops enter Yugoslavia, a country with which NATO was not at war ... The second was to use the foreseeable Serb refusal as justification for starting the bombing. Rambouillet was not a negotiation – as is often claimed – but an ultimatum. This marked an astounding departure for an administration that had entered office proclaiming its devotion to the U.N. Charter and multilateral procedures.''</ref>
Am 23. März wurde von jugoslawischer Seite nach Unterredung mit dem Sondergesandten Richard Holbrooke ein Teil des Rambouillet-Papiers akzeptiert, der Anhang B wurde aber weiterhin abgelehnt, der die Stationierung einer NATO-Friedenstruppe im Kosovo vorsah, sowie die Versorgung dieser Truppe über jugoslawisches [[Hoheitsgebiet]], dies unkontrolliert und ohne Mitwirkungsrecht der jugoslawischen Regierung, inklusive Nachschublieferungen auf jugoslawischem Staatsgebiet. Der entsprechende Anhang B sprach folgerichtig von „manövrieren“ (to maneuver).<ref>[https://web.archive.org/web/20140328115403/http://jurist.law.pitt.edu/ramb.htm ''Rambouillet Accord – Interim Agreement for Peace and Self-Government in Kosovo'']</ref> Sowohl die NATO als auch die albanische Delegation bestanden auf einer Präsenz von NATO-Truppen im Kosovo, mit der Begründung, den Zusicherungen der jugoslawischen Regierung nicht zu trauen.
 
Laut Henry Kissinger war die Ablehnung der Serben gegenüber der im Vertragsentwurf sogenannten „Einladung“ von 30.000 Mann NATO-Truppen auf jugoslawisches Territorium vorhersehbar und eine verhängnisvolle Forderung. Seiner Meinung hätte diese Ablehnung nicht als Legitimation für die folgende Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO verwendet werden dürfen, da noch weitere Optionen offen gestanden hätten – das sei keine Verhandlung gewesen, sondern ein Ultimatum.<ref name="KissingerNAchcarInAli2000_S82">Henry Kissinger, ''New World Disorder'', Newsweek, 31. Mai 1999, zitiert nach: Gilbert Achcar, ''Rasputin Plays at Chess: How the West Blundered into a New Cold War.'' In: Tariq Ali, ''Masters of the Universe: Nato’s Balkan Crusade'', Verso, 2000, ISBN 1-85984-752-8, S. 57–98, S. 82 Kissingers Zitat: ''Several fateful decisions were taken in those now seemingly far-off days in February, when other options were still open. The first was the demand that 30,000 NATO troops enter Yugoslavia, a country with which NATO was not at war […]. The second was to use the foreseeable Serb refusal as justification for starting the bombing. Rambouillet was not a negotiation – as is often claimed – but an ultimatum. This marked an astounding departure for an administration that had entered office proclaiming its devotion to the U.N. Charter and multilateral procedures.''</ref>
Mit der Veröffentlichung eines angeblichen [[Hufeisenplan]]s der Jugoslawischen Armee durch westliche Politiker sollte ein militärstrategischer Plan der jugoslawischen Regierung zur systematischen Vertreibung der [[Albaner]] aus dem Kosovo aufgezeigt werden. Er wurde im Frühjahr 1999, unter anderem durch die damaligen deutschen Minister [[Joschka Fischer]]<ref>{{internetquelle
 
|autor=Tino Moritz
=== Hufeisenplan ===
|url=http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2001/04/06/a0131
{{Hauptartikel|Hufeisenplan}}
|titel=Einsame Zweifler
 
|werk=taz.de
Der ''Hufeisenplan'' wurde im Frühjahr 1999 unter anderem durch die damaligen deutschen Minister [[Joschka Fischer]]<ref>{{Internetquelle |autor=Tino Moritz |url=http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2001/04/06/a0131 |titel=Einsame Zweifler |werk=taz.de |datum=2001-04-06 |abruf=2011-01-19}}</ref> und [[Rudolf Scharping]] zur Begründung des Kosovokriegs gegen das damalige [[Serbien und Montenegro|Rest-Jugoslawien]] angeführt. In einem Interview mit dem Spiegel berief sich Rudolf Scharping auf den angeblichen Operationsplan ''Hufeisen'', der beweise, dass eine „ethnische Säuberung“ des Kosovo im Falle des Nichteingreifens der NATO „''mit derselben Brutalität unter weniger internationaler Aufmerksamkeit, vielleicht etwas langsamer, aber dafür um so gründlicher''“ bevorgestanden hätte. Scharping behauptete, dass die Ausführung des angeblichen Operationsplans ''Hufeisen'' schon vor den Luftschlägen der NATO begonnen und im März 1999 bereits zu über einer halben Million Vertriebener geführt habe.<ref name="Scharping_Spiegel_26_04_1999">{{Der Spiegel |ID=12771176 |Titel=Wir kommen unserem Ziel näher |Jahr=1999 |Nr=17 |Seiten= |Kommentar=Spiegel-Gespräch von [[Stefan Aust]], Gerhard Spörl, Alexander Szandar}}</ref>
|datum=2001-04-06
|zugriff=19. Januar 2011
}}</ref> und [[Rudolf Scharping]], zur Begründung des Kosovokriegs gegen das damalige [[Serbien und Montenegro|Rest-Jugoslawien]] angeführt. Auch nachdem offenkundig geworden war, dass die NATO-Angriffe eine sehr weitgehende [[Ethnie|ethnische]] Homogenisierung im Kosovo und damit zusammenhängende humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes nicht nur nicht verhindert, sondern möglicherweise erst ausgelöst hatten, berief sich Rudolf Scharping allein auf den angeblichen Operationsplan ''Hufeisen'', der beweise, dass eine „ethnische Säuberung“ des Kosovo im Falle des Nichteingreifens der NATO „''mit derselben Brutalität unter weniger internationaler Aufmerksamkeit, vielleicht etwas langsamer, aber dafür um so gründlicher''“ bevorgestanden hätte. Scharping behauptete, dass die Ausführung des angeblichen Operationsplans ''Hufeisen'' schon vor den Luftschlägen der NATO begonnen und im März 1999 bereits zu über einer halben Million Vertriebener geführt habe.<ref name="Scharping_Spiegel_26_04_1999">[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-12771176.html ''SPIEGEL-Gespräch: Wir kommen unserem Ziel näher'' von Stefan Aust, Gerhard Spörl & Alexander Szandar, 26. April 1999], abgerufen am 14. November 2012.</ref> Die Existenz eines solchen Planes wird bis heute angezweifelt und konnte auch in Den Haag nicht bewiesen werden.
 
== NATO-Militärintervention in der Bundesrepublik Jugoslawien ==
 
=== Kriegsgeschehen ===
==== Vorgeschichte ====
Die Option, im Kosovo militärisch einzugreifen, verfolgte die NATO schon seit 1998. Vor dem Hintergrund von bis dahin bereits über 250 Getöteten in den Kämpfen seit Februar des Jahres, ordnete die NATO im Juni 1998 an, dass militärische Luftübungen über Albanien und Mazedonien abgehalten werden sollten.<ref name="CNN_1998-06-11">CNN, 11. Juni 1998 [http://www.cnn.com/WORLD/europe/9806/11/nato.kosovo/ NATO making plans for military action in Kosovo – Air exercises to start soon in Albania, Macedonia]</ref> Damit sollten laut offiziellen Aussagen aus den USA und Großbritannien die Fähigkeiten der NATO und der jugoslawischen Führung schwerwiegende Konsequenzen aufgezeigt werden, sollte das militärische Vorgehen gegen die ethnischen Albaner im Kosovo nicht enden.<ref name="CNN_1998-06-11" />
 
Die Planungen für die Luftangriffe waren im September 1998 unter den NATO-Mitgliedern abgeschlossen.<ref>[http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9A0CE4D81739F936A1575AC0A96E958260&n=Top/News/World/Countries%20and%20Territories/Serbia/Kosovo ''Allies Inch Toward Action Against Serbs''.] New York Times, 25. September 1998</ref>
==== Beginn der ''Operation Allied Force'' am 24. März 1999 ====
 
Am 13. Oktober 1998 autorisierte der [[Nordatlantikrat]] NATO-Generalsekretär [[Javier Solana]], den Aktivierungsbefehl für Luftschläge zu geben. Sie waren für ein Scheitern der Gespräche zwischen Milošević und Holbrooke vorgesehen. Gleichzeitig wurden für den Fall von Luftschlägen auf Serbien B-52-Bomber der US-Air Force nach Großbritannien verlegt.<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/192253.stm Countdown begins to Kosovo strikes.] BBC, 13. Oktober 1998</ref>
[[Datei:Clark briefs NATO May 9.JPEG|miniatur|Wesley Clark, Oberbefehlshaber der NATO im Kosovo-Krieg, auf einer Besprechung am 9. Mai 1999 in der Luftwaffenbasis Aviano]]
 
==== Beginn der ''Operation Allied Force'' am 24. März 1999 ====
[[Datei:Clark briefs NATO May 9.JPEG|mini|Wesley Clark, Oberbefehlshaber der NATO im Kosovokrieg, auf einer Besprechung am 9.&nbsp;Mai 1999 in der Luftwaffenbasis Aviano]]
{{Hauptartikel|Operation Allied Force}}
 
Im Verlauf des März 1999 verdichteten sich neuerlich Informationen zu einem bevorstehenden Luftschlag der NATO. Die Luft- und Seestreitkräfte der NATO hatten ihre Positionen eingenommen, der von der [[USS Theodore Roosevelt (CVN-71)|USS Theodore Roosevelt]] angeführte amerikanische Flottenträgerverband wurde aus dem Persischen Golf in die Adria beordert und die Beobachter der OSZE an der KVM-Mission am 20. März aus dem Kosovo abgezogen. Ein Angriff auf die Bundesrepublik Jugoslawien war damit jetzt imminent.<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/302337.stm ''B-52 bombers head off''.] BBC, 24. März 1999</ref> Russland, das bis zuletzt an einer friedlichen Beilegung gearbeitet hatte und wichtigster Verbündeter Serbiens war, wurde über die bevorstehenden Luftschläge noch am 24. März informiert. Der amerikanische Präsident [[Bill Clinton]] benachrichtigte [[Boris Nikolajewitsch Jelzin|Boris Jelzin]] dabei in einem Brief und einem längeren Telefongespräch über den Beginn und die Ziele des Krieges.<ref>Vreme, Sondernummer 1. 27. März 1999 [http://www.vreme.com/arhiva_html/vb1/1.html Agresija i odbrana]</ref> Der am 24. März auf dem Weg nach Washington befindliche Ministerpräsident Russlands, [[Jewgeni Maximowitsch Primakow|Jewgeni Primakow]], kehrte umgehend nach Moskau zurück, als US-[[Vizepräsident der Vereinigten Staaten|Vizepräsident]] [[Al Gore]] ihm telefonisch mitteilte, dass Luftschläge auf Jugoslawien auch während Primakows Besuchs stattfinden könnten.<ref>Los Angeles Times, 24. März 1999 [http://articles.latimes.com/1999/mar/24/news/mn-20482 Primakov Does U-Turn Over Atlantic, Heads Home]</ref>
Die Option, im Kosovo militärisch einzugreifen, verfolgte die NATO seit 1998. Vorbereitend wurden schon im Juni 1998 militärische Luftübungen über Albanien und Mazedonien abgehalten und Einheiten der [[United States Marine Corps|Marines]] zu Übungen nach Albanien gebracht.<ref>CNN, 11. Juni 1998 [http://www.cnn.com/WORLD/europe/9806/11/nato.kosovo/ NATO making plans for military action in Kosovo - Air exercises to start soon in Albania, Macedonia]</ref> Die Planungen für die Luftangriffe waren im September 1998 unter den NATO-Mitgliedern abgeschlossen.<ref>New York Times, 25. September 1998 [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9A0CE4D81739F936A1575AC0A96E958260&n=Top/News/World/Countries%20and%20Territories/Serbia/Kosovo Allies Inch Toward Action Against Serbs]</ref> Am 13. Oktober 1998 autorisierte der [[Nordatlantikrat]] NATO-Generalsekretär [[Javier Solana]], den Aktivierungsbefehl für Luftschläge zu geben. Sie waren für ein Scheitern der Gespräche zwischen Milošević und Holbrooke vorgesehen. Die schon in der Luft auf den Angriffsbefehl wartenden B-52-Bomber der US-Air Force wurden noch am 13. Oktober 1998 in letzter Sekunde zurückbeordert.<ref>BBC, 13. Oktober 1998 [http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/192253.stm Countdown begins to Kosovo strikes]</ref>
 
Am Abend des 24. März 1999 gaben NATO-Generalsekretär Javier Solana und NATO-Oberbefehlshaber US-General [[Wesley Clark]] Luftangriffe gegen die Bundesrepublik Jugoslawien bekannt. Die NATO-Luftstreitkräfte begannen ab ca. 20 Uhr mit Angriffen auf Ziele der serbischen Luftverteidigung in [[Pančevo]], [[Belgrad]], [[Priština]], [[Novi Sad]] und [[Podgorica]].<ref>Royal Air Force History {{Webarchiv |url=http://www.raf.mod.uk/history_old/kosovo1.html |text=Operation Allied Force 1999 |wayback=20081112111421}}</ref> An diesem Angriff waren von U-Booten in der [[Adriatisches Meer|Adria]] sowie von [[Boeing B-52|B-52]]-Bombern abgefeuerte [[Marschflugkörper]] und von verschiedenen Basen gestartete Kampfflugzeuge beteiligt.<ref>CNN, 30. März 1990 [http://www.cnn.com/US/9903/30/b.52.ride/ Go along on a B-52 mission]</ref>
Im Verlauf des März 1999 verdichteten sich neuerlich Informationen zu einem bevorstehenden Luftschlag der NATO. Die Luft- und Seestreitkräfte der NATO hatten ihre Positionen eingenommen, der von der [[USS Theodore Roosevelt (CVN-71)|USS Theodore Roosevelt]] angeführte amerikanische Flottenträgerverband wurde aus dem Persischen Golf in die Adria beordert und die Beobachter der OSZE an der KVM-Mission am 20. März aus dem Kosovo abgezogen. Ein Angriff auf die Bundesrepublik Jugoslawien war damit jetzt imminent.<ref>BBC, 24. März 1999 [http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/302337.stm B-52 bombers head off]</ref> Russland, das bis zuletzt an einer friedlichen Beilegung gearbeitet hatte und wichtigster Verbündeter Serbiens war, wurde über die bevorstehenden Luftschläge noch am 24. März informiert. Der amerikanische Präsident [[Bill Clinton]] benachrichtigte [[Boris Jelzin]] dabei in einem Brief und einem längeren Telefongespräch über den Beginn und die Ziele des Krieges.<ref>Vreme, Sondernummer 1. 27. März 1999 [http://www.vreme.com/arhiva_html/vb1/1.html Agresija i odbrana]</ref> In einem in der Diplomatie einzigartigen Vorfall ließ der am 24. März gerade auf dem Weg nach Washington befindliche Außenminister Russlands, [[Jewgeni Maximowitsch Primakow|Jewgeni Primakow]], nach einer telefonischen Auseinandersetzung mit dem US-amerikanischen Vizepräsidenten [[Al Gore]], der ihm mitteilte, dass die Luftschläge nicht mehr aufzuhalten seien, sein Flugzeug über dem Atlantik wenden und kehrte nach Moskau zurück.<ref>Los Angeles Times, 24. März 1999 [http://articles.latimes.com/1999/mar/24/news/mn-20482 Primakov Does U-Turn Over Atlantic, Heads Home]</ref>
 
Auch die Bundeswehr beteiligte sich vom ersten Tag an an den Luftschlägen. Für sie stellte der Kosovokrieg den ersten Kampfeinsatz seit der Gründung 1955 dar. Die [[Luftwaffe (Bundeswehr)|deutsche Luftwaffe]] beteiligte sich mit 14 Aufklärungs- und Elektronischen Kampfaufklärungsflugzeugen vom Typ [[Panavia Tornado#Tornado ECR|Tornado ECR]] (10 Stück) und [[Panavia Tornado#Tornado Recce|Tornado Recce]] (4 Stück) des [[Einsatzgeschwader 1|Einsatzgeschwaders 1]] von den italienischen Luftwaffenstützpunkten [[Piacenza]] und [[Aviano Air Base|Aviano]]. Die ECR-Tornados flogen 428 [[Suppression of Enemy Air Defences|SEAD-Einsätze]]. Unter anderem wurden über 200 Raketen des Typs [[AGM-88 HARM]] gegen feindliche Radarstellungen eingesetzt. Die Luftwaffe hatte dabei keine eigenen Verluste hinzunehmen. Vermutlich durch Beschuss feindlicher [[Flak]] gingen allerdings einige zu Aufklärungszwecken eingesetzte Drohnen des Typs [[CL 289]] verloren. In der Adria wurde die Fregatte ''[[Rheinland-Pfalz (Schiff, 1983)|Rheinland-Pfalz]]'' stationiert und später durch den Zerstörer ''[[Lütjens (Schiff)|Lütjens]]'' abgelöst.
Am Abend des 24. März 1999 gaben NATO-Generalsekretär Javier Solana und NATO-Oberbefehlshaber US-General [[Wesley Clark]] Luftangriffe gegen die Bundesrepublik Jugoslawien bekannt. Die NATO-Luftstreitkräfte begannen ab ca. 20 Uhr mit Angriffen auf Ziele der serbischen Luftverteidigung in [[Pančevo]], [[Belgrad]], [[Priština]], [[Novi Sad]] und [[Podgorica]].<ref>Royal Air Force History [http://www.raf.mod.uk/history_old/kosovo1.html Operation Allied Force 1999]</ref> An diesem Angriff waren von U-Booten in der [[Adriatisches Meer|Adria]] sowie von [[Boeing B-52|B-52]]-Bombern abgefeuerte [[Marschflugkörper]] und von verschiedenen Basen gestartete Kampfflugzeuge beteiligt.<ref>CNN, 30. März 1990 [http://www.cnn.com/US/9903/30/b.52.ride/ Go along on a B-52 mission]</ref>
 
[[Russland]] kritisierte die NATO-Luftangriffe sofort scharf und drohte bei einer Eskalation des Konfliktes mit militärischen Gegenmaßnahmen. Eine schon laufende militärische Unterstützung Russlands an Serbien durch mehrere Transportflugzeuge mit schwerem Kriegsgerät wurde durch die entzogenen [[Überflugrecht]]e über Rumänien und Bulgarien sowie einen Eingriff der Behörden in Aserbaidschan vereitelt.<ref>Asia Times online, 24. März 1999 {{Webarchiv |url=http://www.atimes.com/c-asia/AC25Ag01.html |text=Russian arms shipment signals worsening relations with West |wayback=20080517134627}}</ref>
Auch die Bundeswehr beteiligte sich vom ersten Tag an an den Luftschlägen. Für sie stellte der Kosovokrieg den ersten Kampfeinsatz seit der Gründung 1955 dar. Die [[Luftwaffe (Bundeswehr)|deutsche Luftwaffe]] beteiligte sich mit 14 Aufklärungs- und Elektronischen Kampfaufklärungsflugzeugen vom Typ [[Panavia Tornado#Tornado ECR|Tornado ECR]] (10 Stück) und [[Panavia Tornado#Tornado Recce|Tornado Recce]] (4 Stück) des [[Einsatzgeschwader 1|Einsatzgeschwaders 1]] von den italienischen Luftwaffenstützpunkten [[Piacenza]] und [[Aviano Air Base|Aviano]]. Die ECR-Tornados flogen 428 [[Suppression of Enemy Air Defences|SEAD-Einsätze]]. Unter anderem wurden über 200 Raketen des Typs [[AGM-88 HARM]] gegen feindliche Radarstellungen eingesetzt. Die Luftwaffe hatte dabei keine eigenen Verluste hinzunehmen. Vermutlich durch Beschuss feindlicher [[Flak]] gingen allerdings einige zu Aufklärungszwecken eingesetzte Drohnen des Typs [[CL 289]] verloren. In der Adria wurde die Fregatte „[[Rheinland-Pfalz (F 209)]]“ stationiert und später durch den Zerstörer „[[Lütjens (D 185)]]“ abgelöst.
 
[[Russland]] kritisierte die NATO-Luftangriffe sofort scharf und drohte bei einer Eskalation des Konfliktes mit militärischen Gegenmaßnahmen. Eine schon laufende militärische Unterstützung Russlands an Serbien durch mehrere Transportflugzeuge mit schwerem Kriegsgerät wurde durch die entzogenen [[Überflugrecht]]e über Rumänien und Bulgarien sowie einen Eingriff der Behörden in Aserbaidschan vereitelt.<ref>Asia Times online, 24. März 1999 [http://www.atimes.com/c-asia/AC25Ag01.html Russian arms shipment signals worsening relations with West]</ref>
 
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen [[Kofi Annan]] erklärte am 24. März, dass der Weltsicherheitsrat „die erste Verantwortung“ für die Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit habe. „Dies ist ausdrücklich anerkannt im Nordatlantischen Vertrag (NATO-Vertrag)“. Ohne die NATO-Luftangriffe auf Ziele im Kosovo und im übrigen Jugoslawien zu kritisieren, äußerte Annan sein „tiefes Bedauern“, dass trotz aller Bemühungen die jugoslawische Regierung auf der Ablehnung einer politischen Lösung bestanden habe. „Es ist in der Tat tragisch, dass die Diplomatie versagt hat. Aber es gibt Zeiten, in denen die Anwendung von Gewalt für die Bemühungen um den Frieden legitim sein könnte.“
 
==== Mobilisierung der Jugoslawischen Armee (VJ) ====
Aufgrund der Angriffe wurde die [[Jugoslawische Armee]] (''Vojska Jugoslavije'') am 24. März [[Mobilmachung|teilmobilisiert]] und der [[Ausnahmezustand]] noch am Abend ausgerufen. Insbesondere wurde die Luftverteidigung (RV - ''Ratno Vazduhoplovstvo'' und PVO - ''Protiv Vazdužna Odbrana'') auf eine Gegenwehr eingerichtet und die einzige relevante Jagdstaffel, das 127. LAE (Jagdfliegerstaffel) mit seinenihren zehn modernen Abfangjägern vom Typ [[MiG-29|MiG-29]] „Fulcrum“]] der praktisch obsoleten Luftwaffe in Einsatz gerufen und zu je einem Tandem auf die Militärflugplätze in [[Flughafen Batajnica|Batajnica]] (Belgrad), [[Golubinci]], [[Lađevci]] (Kraljevo), [[Niš]], [[Ponikve]] und die [[Flughafen Priština|Flugzeugkaverne in Slatina-Priština]] verteilt. Alle Einheiten der Jugoslawischen Armee und die militärische Ausrüstung wurden in sichere Militärobjekte verlegt oder auf das Territorium des Landes verteilt.<ref>Nebojša Pavković in der BBC Panorama Sendung, 3. Dezember 2000 [http://news.bbc.co.uk/hi/english/static/events/panorama/transcripts/transcript_12_03_00.txt MORAL COMBAT : NATO AT WAR]</ref> Nachdem Tito während des Kalten Krieges überall im ehemaligen Jugoslawien befestigte Militärobjekte hatte errichten lassen, verfügte die Jugoslawische Armee über zahlreiche bombensichere unterirdische [[Flugzeugkaverne|Kavernen]], Bunker und Depots. Die meisten der militärischen Basen, die im Verlauf der Luftschläge der NATO zerstört wurden, waren demnach schon lange von der VJ evakuiert, was das strategische Potential eines alleinigen Luftkrieges nachhaltig in Zweifel zog. Dennoch blieb dieser im Kosovo-KriegKosovokrieg die dominierende militärische Doktrin des westlichen Militärbündnisses, auch wenn insbesondere [[Tony Blair]] Ende April die Option zu einer Bodenoffensive gegen die VJ nicht mehr ausschloss.<ref>BBC News, 21. April 1999 [http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/politics/324877.stm ''Ground troops an option - Blair''], BBC News, 21. April 1999.</ref>
 
Um gegen die NATO und die verbündeten UÇK-Rebellen in dieser Situation eine strategische Verstärkung der Position im Kosovo zu erreichen und einen möglichen Bodenangriff abzuwehren, beschloss der Generalstab und der Kommandant der 3. Armee [[Nebojša Pavković]] am späten Abend des 28. März 1999, eine der stärksten Einheiten der 1. Armee, die 252. motorisierte Brigade, unter völliger Geheimhaltung aus [[Kraljevo]] in den Kosovo zu verlegen und die dortigen Einheiten des ''Priština Korpus'' unter [[Vladimir Lazarević]] zu unterstützen. Die Kolonne des Großkonvois von 60&nbsp;km Länge bestand aus schwerer Artillerie, Panzern und Truppentransportern. Die Brigade konnte von der Luftaufklärung der NATO unbemerkt über die Eisenbahnlinie (die Eisenbahnbrücken wurden erst Anfang April bombardiert) innerhalb von vier Tagen nach [[Kosovska Mitrovica]] und [[Lipljan]] verlegt werden. Die Tarnung des Konvois, der tagsüber in den zahlreichen Tunneln der Eisenbahnlinie versteckt lag, sowie schlechtes Wetter verhinderten seine Entdeckung. Damit gelang es der VJ, eine für sie strategisch günstige Ausgangslage am Boden einzunehmen und die NATO in einen nicht geplanten und unvorhergesehenen längeren Konflikt zu ziehen.<ref>The Independent, 2. April 1999 [http://www.independent.co.uk/news/war-in-the-balkans-nato-top-brass-put-on-the-defensive-1084547.html War In The Balkans: Nato top brass put on the defensive]</ref>
[[Datei:Kukes Refugee Camp.jpg|miniatur|Flüchtlingslager in Albanien im Juni 1999 östlich von Kukës.]]
Nach dem Beginn des Bombardements wurden mehrere hunderttausend Menschen (460.000 allein nach Albanien)<ref>[http://www.icrc.org/Web/Fre/sitefre0.nsf/htmlall/5FZJ43/$File/irrc_843_001_Ketri.pdf Revue internationale de la Croix-Rouge No. 843, p. 807-825; PDF 121 kb, S.5]</ref>, meist Kosovo-Albaner, von jugoslawischen Militär- und Polizeieinheiten aus dem Kosovo vertrieben oder flüchteten vor den Kriegseinwirkungen.<ref>[http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/51a43250d61caccfc1256aa1003d7d38/ddd82ecd2af74034c1256aa00042d062?OpenDocument amnesty international, Kosovo-Aktion, Hintergrundinformationen, Mai 1999]</ref> Sie suchten zumeist in den Nachbarländern Albanien und [[Mazedonien]] Zuflucht.<ref>[http://www.icrc.org/web/eng/siteeng0.nsf/htmlall/57jqcl?opendocument ''Conflict in the Balkans'', IKRK-Bericht, März 2000]</ref> Die vom damaligen deutschen Verteidigungsminister [[Rudolf Scharping]] vorgebrachte Begründung für die Bombardierung, es existiere ein serbischer Plan, der darauf abziele, die Albaner zu [[Vertreibung|vertreiben]] (von deutscher Seite [[Hufeisenplan]], von serbischer Seite laut westlicher Angabe „Potkova“ genannt), wurde nie öffentlich belegt und rief anhaltende Kontroversen über Aussagen zum Krieg innerhalb der NATO hervor.<ref>BBC, 10. April 1999 [http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/326864.stm Did Nato miscalculate]</ref> Auch für den [[Massaker von Račak|Zwischenfall in Račak]], der vom OSZE-Missionsleiter [[William G. Walker]] unvermittelt als „Massaker“ der Serben an unbewaffneten Kosovo-albanischen Zivilisten, somit als Beleg für eine „ethnische Säuberungs“-Absicht gemäß dem angeblichen Hufeisenplan dargestellt und für den Angriff der NATO als Begründung herangezogen worden war, sind starke Zweifel an der Objektivität der Vorwürfe gegen die Serben laut geworden, insbesondere durch die Aussagen von [[Helena Ranta]], der Leiterin eines mit der [[Forensik|forensischen]] Untersuchung betrauten Teams.<ref name="SpiegelOnline17-01-2001">SPIEGEL online, 17. Januar 2001, [http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,112775,00.html ''Kosovo-Krieg: Keine Beweise für Massaker von Racak'']</ref><ref name="Augstein2009">Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2009 [http://www.sueddeutsche.de/politik/kosovo-krieg-als-die-menschenrechte-schiessen-lernten-1.457678 Als die Menschenrechte schießen lernten]</ref><ref name="HelsinginSanomat_16-10-2008">Helsingin Sanomat, 16. Oktober 2008 {{Webarchiv |url=http://www.hs.fi/english/article/Helena+Ranta+Foreign+Ministry+tried+to+influence+Kosovo+reports/1135240292632 |webciteID=6Ddzl9EdC |text=Helena Ranta: Foreign Ministry tried to influence Kosovo reports – Biography published of world-famous forensic dentist}}</ref> Bis heute wird die Vertreibung der Albaner während des Krieges kontrovers diskutiert, doch sind die Auswirkungen der durch die NATO-Bombardierung hervorgerufenen Flüchtlingsströme nicht zu leugnen.<ref>Noam Chomsky im New Statesman, 14. Juni 1999 [http://www.newstatesman.com/node/134969 Is this really a grand Nato victory?]</ref>
 
[[Datei:Kukes Refugee Camp.jpg|mini|Flüchtlingslager in Albanien im Juni 1999 östlich von Kukës.]]
Am 31. März gerieten im Grenzgebiet zwischen dem Kosovo und Mazedonien drei US-Soldaten (Cpt. Peter Lamp, Airman Miles, AFC MC Grom) in die Gewalt der jugoslawischen Armee. Sie wurden wenige Tage später wieder freigelassen. Am 7. April schloss Jugoslawien seine Grenzen zu [[Albanien]] und [[Mazedonien]] und trieb die soeben vertriebenen Kosovaren zurück ins Landesinnere.
 
Nach dem Beginn des Bombardements wurden mehrere hunderttausend Menschen (460.000 allein nach Albanien),<ref>[http://www.icrc.org/Web/Fre/sitefre0.nsf/htmlall/5FZJ43/$File/irrc_843_001_Ketri.pdf Revue internationale de la Croix-Rouge No. 843, S. 807–825; PDF 121&nbsp;kB, S. 5.] (PDF)</ref> meist Kosovo-Albaner, von jugoslawischen Militär- und Polizeieinheiten aus dem Kosovo vertrieben oder flüchteten vor den Kriegseinwirkungen.<ref>[http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/51a43250d61caccfc1256aa1003d7d38/ddd82ecd2af74034c1256aa00042d062?OpenDocument amnesty international, Kosovo-Aktion, Hintergrundinformationen, Mai 1999]</ref> Sie suchten zumeist in den Nachbarländern Albanien und Mazedonien Zuflucht.<ref>[http://www.icrc.org/web/eng/siteeng0.nsf/htmlall/57jqcl?opendocument ''Conflict in the Balkans'', IKRK-Bericht, März 2000]</ref> Die vom damaligen deutschen Verteidigungsminister [[Rudolf Scharping]] vorgebrachte Begründung für die Bombardierung, es existiere ein serbischer Plan, der darauf abziele, die Albaner zu [[Vertreibung|vertreiben]] (von deutscher Seite [[Hufeisenplan]], von serbischer Seite laut westlicher Angabe „Potkova“ genannt), wurde nie öffentlich belegt und rief anhaltende Kontroversen über Aussagen zum Krieg innerhalb der NATO hervor.<ref>BBC, 10. April 1999 [http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/326864.stm Did Nato miscalculate]</ref> Auch für den [[Massaker von Račak|Zwischenfall in Račak]], der vom OSZE-Missionsleiter [[William Graham Walker|William G. Walkers]] als „Massaker“ der Serben an unbewaffneten Kosovo-albanischen Zivilisten, somit als Beleg für eine „ethnische Säuberungs“-Absicht gemäß dem angeblichen Hufeisenplan dargestellt und für den Angriff der NATO als Begründung herangezogen worden war, sind starke Zweifel an der Objektivität der Vorwürfe gegen die Serben laut geworden, insbesondere durch die Aussagen von [[Helena Ranta]], der Leiterin eines mit der [[Forensik|forensischen]] Untersuchung betrauten Teams.<ref name="SpiegelOnline17-01-2001">SPIEGEL online, 17. Januar 2001, [http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,112775,00.html ''Kosovo-Krieg: Keine Beweise für Massaker von Racak'']</ref><ref name="Augstein2009">Franziska Augstein: [http://www.sueddeutsche.de/politik/kosovo-krieg-als-die-menschenrechte-schiessen-lernten-1.457678 ''Als die Menschenrechte schießen lernten.''] In: ''Süddeutsche Zeitung.'' 19. Mai 2009.</ref><ref name="HelsinginSanomat_16-10-2008">{{Webarchiv |url=http://www.hs.fi/english/article/Helena+Ranta+Foreign+Ministry+tried+to+influence+Kosovo+reports/1135240292632 |text=Helena Ranta: Foreign Ministry tried to influence Kosovo reports – Biography published of world-famous forensic dentist |webciteID=6Ddzl9EdC}} In: ''Helsingin Sanomat.'' 16. Oktober 2008.</ref> Bis heute wird die Vertreibung der Albaner während des Krieges kontrovers diskutiert, doch sind die Auswirkungen der durch die NATO-Bombardierung hervorgerufenen Flüchtlingsströme nicht zu leugnen.<ref>Noam Chomsky im New Statesman, 14. Juni 1999 [http://www.newstatesman.com/node/134969 Is this really a grand Nato victory?]</ref>
 
Am 31. März gerieten im Grenzgebiet zwischen dem Kosovo und Mazedonien drei US-Soldaten (Cpt. Peter Lamp, Airman Miles, AFC MC Grom) in die Gewalt der jugoslawischen Armee. Sie wurden wenige Tage später wieder freigelassen. Am 7. April schloss Jugoslawien seine Grenzen zu Albanien und Mazedonien und trieb die soeben vertriebenen Kosovaren zurück ins Landesinnere.
 
==== Bodengefechte an den Grenzposten Morina und Košare ====
[[Datei:Morina ruins.jpg|miniaturmini|Ruinen im Tal des Weißen [[Drin]] bei [[Morina (Albanien)|Morina]], (2001)]]
Die UÇK war durch die VJ aus ihren Stellungen in die Nachbarländer vertrieben worden und plante ab dem 9. April aus Albanien kommend in den Kosovo einzudringen. Kämpfe zwischen der UÇK und der VJ fanden insbesondere an den in unübersichtlichem Bergland gelegenen Grenzposten [[Qafa e Morinës|Morina]] und Košare im Gebirgsgebiet der [[Prokletije]] statt. Die zwischen April und insbesondere im Mai geführten Kämpfe bildeten die schwersten Bodenkämpfe im Kosovo.
 
Die UÇK war durch die VJ aus ihren Stellungen in die Nachbarländer vertrieben worden und plante ab dem 9. April aus Albanien kommend in den Kosovo einzudringen. Kämpfe zwischen der UÇK und der VJ fanden insbesondere an den in unübersichtlichem Bergland gelegenen Grenzposten [[Qafa e Morinës|Morina]] und Košare im Gebirgsgebiet der [[Prokletije]] statt. Die zwischen April und insbesondere im Mai geführten Kämpfe bildeten die schwersten Bodenkämpfe im Kosovo.
Eine zahlenmäßig bedeutende Einheit der Infanterie der UÇK, Schätzungen gehen von ca. 9000 Kämpfern aus, nahmen an den Kämpfen teil, die dadurch ca. maximal 500 Meter in das Territorium des Kosovo eindringen konnten und den Grenzposten Košare (''Karaula Košare'') ({{Coordinate|text=ICON0|NS=42/19/23.88/N|EW=20/15/31.32/E|type=landmark|elevation=700|dim=30|name=Karaula Košare|region=RS-00}}) einnahmen. Die NATO unterstützte die UÇK durch Bombardierung der VJ und nahm am 10. und 11. Mai insbesondere Flächenbombardierungen gegen Truppenmassierungen der VJ mit [[Streumunition|Clusterbomben]] auf.
 
Die Planung der [[Schlacht von Košare|UÇK-Košare-Offensive]] war eng mit NATO-Stäben abgesprochen und hatte sowohl die logistische als auch taktische Unterstützung der in Albanien stationierten amerikanischen Einheiten sowie der Luftwaffe der NATO zum Ziel. Durch die Eröffnung, dass ein versehentlicher NATO-Angriff auf vermeintlich noch von der VJ gehaltene Positionen bei Košare hohe Verluste der UÇK verursachte,<ref>CNN, 22. Mai 1999 [http://www.cnn.com/WORLD/europe/9905/22/kosovo.03/ NATO confirms that KLA outpost hit]</ref> wurde die Koordinierung der Offensive durch die NATO weitläufig bekannt.<ref>New York Times, 23. Mai 1999 [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9C00E0D71431F930A15756C0A96F958260&n=Top/News/World/Countries%20and%20Territories/Serbia/Kosovo ''NATO Mistakenly Hits Rebel Base in Kosovo, Killing 7''.] New York Times, 23. Mai 1999</ref>
 
Die VJ hatte bei den Gefechten ihre schwersten Verluste des Krieges zu beklagen,<ref>Guardian, 20. Juni 1999 [httphttps://www.guardiantheguardian.co.ukcom/world/1999/jun/20/balkans3 A conscript'sconscript’s war 'I'mI’m not right in the head now' Milos took KLA bullets and Nato bombs. Now he wants to be alone]</ref> erlaubte der UÇK aber durch eine fortlaufende Verstärkung, mehrere Gegenoffensiven und schwerste Abwehrgefechte nicht, tiefer über die Grenzlinie in den Kosovo einzudringen. Da die Bergregion nicht mit schwerem Gerät erreichbar war, wurden die Kämpfe überwiegend von der Infanterie geführt. Ein Versuch der VJ, mit Panzern in den dichten Bergwäldern zu operieren, sollte vor allem demoralisierende Wirkung haben, blieb aber militärisch weitgehend wirkungslos.
 
Insgesamt wehrte die VJ ein weiteres Vordringen als über die eigentlichen Grenzposten hinaus erfolgreich ab und kontrollierte damit bis zum 10. Juni auch das komplette Territorium des Kosovo.
 
==== Strategischer Luftkrieg der NATO ====
Der Luftkrieg der NATO war ursprünglich nur für wenige Tage vorgesehen und die Ziele für die Angriffe waren nach einem bestimmten Schema organisiert. Es gab erste, zweite und dritte Kategorien je nach Zieltyp und geplantem Eskalationsverlauf der Luftschläge. Dabei entsprachen die Typen eins und zwei den militärischen Zielen, die dritte Kategorie den Zielen der zivilen Infrastruktur. Anfangs zielten die Luftangriffe der NATO nur auf Ziele der ersten und zweiten Kategorie. Da Milošević aber früh zu verstehen gab, dass er sich der Gewalt der Luftstreitmacht nicht ohne weiteres beugen würde und seine Armee vorzeitig in Deckung beordert wurde, entschied die NATO relativ bald, eine Eskalation herbeizuführen und auch Ziele der zivilen Infrastruktur anzugreifen. Im weiteren Verlauf setzten die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] "einen größeren Prozentsatz ihrer verkleinerten [[Luftstreitkräfte der Vereinigten Staaten|Luftstreitkräfte]]" gegen die Bundesrepublik Jugoslawien ein als während des gesamten [[Vietnam-Krieg]]es und der [[Operation Desert Storm]].<ref>Mitteilung des Stabschefs der Amerikanischen Luftwaffe für Europa General John P. Jumper während der Anhörung im Amerikanischen Kongress, 26. Oktober 1999 [{{Webarchiv |url=http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/congress/99-10-26jumper.htm |text=STATEMENT OF: GENERAL JOHN P. JUMPER COMMANDER, UNITED STATES AIR FORCES IN EUROPE] |wayback=20120415091347}}</ref>
 
Innerhalb der NATO-Befehlskette gab es von Anfang an große Differenzen, die nicht nur unter den einzelnen NATO-Mitgliedern beträchtlich waren, sondern auch innerhalb der militärischen Strukturen und auch auf persönlicher Ebene zu schweren Zerwürfnissen führten. So war die Kommunikation zwischen dem Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten [[William Cohen]] und dem Oberkommandierenden der Operation, [[Wesley Clark]], durch ein schlechtes persönliches Verhältnis geprägt, und Clark hatte innerhalb seiner eigenen Befehlskette in seinem Luftwaffenchef [[Michael Short]] sowie dem britischen Kommandanten Sir [[Mike Jackson (General)|Mike Jackson]] erhebliche Widersacher in Bezug auf [[Strategie (Militär)|Strategie]] und [[Taktik (Militär)|Taktik]], was sogar zu Befehlsverweigerungen führte und in den kritischsten Situationen des Krieges nur durch wiederholte Intervention auf höchster politischer Ebene zu lösen war.<ref>AIR UNIVERSITY RESEARCH PAPER By Michael D. Phillips, Lt Col, USAF, 2003 [http://www.dtic.mil/cgi-bin/GetTRDoc?AD=ADA424572&Location=U2&doc=GetTRDoc.pdf VICTORY BY ACCIDENT: AN ASSESSMENT OF THE POLITICAL AND MILITARY DIMENSIONS IN KOSOVO] (PDF; 882&nbsp;kB)</ref>
 
==== Integrierte Luftverteidigung der VJ ====
[[Datei:Neva 2.jpg|miniaturmini|Flugabwehrrakete SA[[S-3125 Newa (S-125)]] der serbischen Armee]]
Die integrierte Luftverteidigung (PVO) der Vojska Jugoslavije bestand aus der 250.&nbsp;Raketenbrigade sowie dem Jagdgeschwader der Jugoslawischen Luftwaffe. Der VJ standen nur militärtechnisch veraltete Geräte zur Verfügung, diese aber in großer Zahl. Darunter waren 24 [[S-75|SA-2]]-, 16 [[S-125 Newa|SA-3]]- und 60–80 [[SA-6 Gainful|SA-6]]-Einheiten.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness">Center for Strategic and International Studies [http://www.csis.org/media/csis/pubs/kosovotactical%5B1%5D.pdf The Effectiveness of the NATO Tactical Air and Missile Campaign Against Serbian Air and Ground Forces in Kosovo] (PDF; 1,1&nbsp;MB)</ref> Die operativ bedeutendsten Raketendivisionen bestanden aus sechs mobilen Divisionen mit SA-6-Lafetten sowie den als Ring um Belgrad (Batajnica, Jakovo, Mala Vrbica (Mladenovac), Zuce und Pančevo) angeordneten fünf Divisionen mit SA-3-Batterien (S-125 Newa).
 
Die integrierte Luftverteidigung (PVO) der Vojska Jugoslavije bestand aus der 250.&nbsp;Raketenbrigade sowie dem Jagdgeschwader der Jugoslawischen Luftwaffe. Der VJ standen nur militärtechnisch veraltete Geräte zur Verfügung, diese aber in großer Zahl. Darunter waren 24 [[S-75]]-, 16 [[S-125 Newa|S-125]]- und 60–80 [[2K12 Kub|2K12-Kub]]-Einheiten.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness">Center for Strategic and International Studies {{Webarchiv |url=http://www.csis.org/media/csis/pubs/kosovotactical%5B1%5D.pdf |text=The Effectiveness of the NATO Tactical Air and Missile Campaign Against Serbian Air and Ground Forces in Kosovo |wayback=20090212052359}} (PDF; 1,1&nbsp;MB)</ref> Die operativ bedeutendsten Raketendivisionen bestanden aus sechs mobilen Divisionen mit mobilen 2K12-Kub sowie den als Ring um Belgrad (Batajnica, Jakovo, Mala Vrbica (Mladenovac), Zuce und Pančevo) angeordneten fünf Divisionen mit halbstationären S-125-Batterien.
Die Luftverteidigung der VJ operierte nach den Lehren, die man aus den taktischen Fehlern bei der schlagartigen Eliminierung der Luftverteidigung der irakischen Armee im [[Operation Desert Storm|ersten Golfkrieg]] gezogen hatte.<ref>Richard J. Newman , Air Force Magazine, June 2000 [http://www.airforce-magazine.com/MagazineArchive/Pages/2000/June%202000/0600silver.aspx Silver Stars - Ten airmen were awarded the Silver Star for their heroic efforts in the Kosovo campaign.]</ref> Diese waren mit ähnlichen Waffensystemen ausgestattet gewesen. Um die Radaranlagen und Raketenbatterien nicht wie bei Desert Storm durch spezielle [[HARM]]-Raketen schon nach sechs Tagen zu verlieren, wurden alle Luftverteidigungsbatterien aus den bekannten Garnisonen evakuiert und über das Land verteilt.<ref>Intervju des Online Magazins Pecat mit dem Kommandanten der Raketendivision Mala Vrbica [http://www.pecat.info/sh/527/selo/1068/?tpl=22 Bombardovanje 1999. Dragan Bacetić Komandant raketnog diviziona u Maloj Vrbici]</ref> Zudem vermied die VJ, die Radaranlagen länger als nötig einzuschalten und die Boden-Luft-Raketen in Reaktionszeiten von unter einer Minute zu aktivieren. Dank einer konzentrierten Kommandostruktur, die über gehärtete unterirdische Objekte vernetzt war und über mehrere verteilte Frühwarnsysteme verfügte, gelang dies auch. Der begrenzte Einsatz der Radaranlagen führte zu einem ständigen Wettlauf bei der Aktivierung der eigenen Waffensysteme zwischen der PVO und den [[SEAD]]-Missionen der NATO und damit zu einer sehr hohen Belastung der Besatzungen.
 
Die Luftverteidigung der VJ operierte nach den Lehren, die man aus den taktischen Fehlern bei der schlagartigen Eliminierung der Luftverteidigung der irakischen Armee im [[Operation Desert Storm|ersten Golfkrieg]] gezogen hatte.<ref>Richard J. Newman, Air Force Magazine, June 2000 {{Webarchiv |url=http://www.airforce-magazine.com/MagazineArchive/Pages/2000/June%202000/0600silver.aspx |text=Silver Stars – Ten airmen were awarded the Silver Star for their heroic efforts in the Kosovo campaign. |wayback=20121116222054}}</ref> Diese waren mit ähnlichen Waffensystemen ausgestattet gewesen. Um die Radaranlagen und Raketenbatterien nicht wie bei Desert Storm durch [[AGM-88 HARM]]-Raketen schon in den ersten Tagen zu verlieren, wurden alle Luftverteidigungsbatterien aus den bekannten Garnisonen evakuiert und über das Land verteilt.<ref>Interview des Online-Magazins Pecat mit dem Kommandanten der Raketendivision Mala Vrbica {{Webarchiv |url=http://www.pecat.info/sh/527/selo/1068/?tpl=22 |text=Bombardovanje 1999. Dragan Bacetić Komandant raketnog diviziona u Maloj Vrbici |wayback=20090304024622}}</ref> Zudem schaltete die VJ die Radaranlagen nur unregelmäßig und nur für kurze Zeit ein. Hierdurch war es allerdings für den VJ schwierig, einen Überblick über die Luftlage zu bekommen. Der begrenzte Einsatz der Radaranlagen führte zu einem ständigen Wettlauf bei der Aktivierung der eigenen Waffensysteme zwischen der PVO und den [[SEAD]]-Missionen der NATO.
Die Aufgabe, die divers verteilten Raketenbatterien und die selektiv agierende Luftverteidigung der VJ auszuschalten, kam, wie Admiral [[Leighton W. Smith]] betonte, dem Versuch gleich, „Kartoffeln einzeln nacheinander auszugraben“.<ref>Aerospace power Journal, Summer 2002 {{Webarchiv | url=http://findarticles.com/p/articles/mi_m0ICK/is_2_16/ai_90529723 | archive-is=20120711232931 | text=Kosovo and the continuing SEAD challenge}}</ref> Dass dies nicht gelang, bestätigte auch der Vizeadmiral der 6.&nbsp;Flotte, Daniel Murphy: „Wir haben nie ihre integrierte Luftverteidigung (IADS) neutralisiert. Wir waren am 78.&nbsp;Tag nicht sicherer als am ersten.“<ref>Air force magazine, Vol. 82, Nr. 12 [http://www.airforce-magazine.com/MagazineArchive/Pages/1999/December%201999/1299navy.aspx The Navy in the Balkans. Vice Adm. Daniel J. Murphy Jr., the Sixth Fleet commander, says carrier air did more of the job than has been recognized.]</ref> Andererseits konnten die Verteidiger infolge dieser Taktik nur zwei NATO-Flugzeuge abschießen.
 
Die Aufgabe, die verteilten Raketenbatterien und die selektiv agierende Luftverteidigung der VJ auszuschalten, kam, wie Admiral [[Leighton W. Smith]] betonte, dem Versuch gleich, „Kartoffeln einzeln nacheinander auszugraben“.<ref>Aerospace power Journal, Summer 2002 {{Webarchiv |url=http://findarticles.com/p/articles/mi_m0ICK/is_2_16/ai_90529723 |text=Kosovo and the continuing SEAD challenge |archive-is=20120711232931}}</ref> Dass dies nicht gelang, bestätigte auch Daniel J. Murphy (1922–2001), ein ehemaliger Vizeadmiral der 6.&nbsp;Flotte: „Wir haben nie ihre integrierte Luftverteidigung (IADS) neutralisiert. Wir waren am 78.&nbsp;Tag nicht sicherer als am ersten.“<ref>Air Force Magazine, Vol. 82, Nr. 12 {{Webarchiv |url=http://www.airforce-magazine.com/MagazineArchive/Pages/1999/December%201999/1299navy.aspx |text=The Navy in the Balkans. Vice Adm. Daniel J. Murphy Jr., the Sixth Fleet commander, says carrier air did more of the job than has been recognized. |wayback=20090305032024}}</ref>
Am ersten Tag der Luftschläge blieb die Luftverteidigung der VJ praktisch inaktiv, am zweiten Tag wurden nur zehn SA-6-Raketen abgefeuert, doch in späteren Phasen wurden auch dutzende Salven von SA-6 über dem ganzen Territorium abgefeuert, was die NATO-Flugzeuge zu schwierigen Manövern und zur Meidung von Flugrouten, die näher als 5&nbsp;km von Straßen lagen, zwang. Vorrangig wurden zudem konventionelle [[Flugabwehrkanone]]n als [[Sperrfeuer]] eingesetzt.
Andererseits konnten die Verteidiger infolge dieser Taktik nur zwei NATO-Flugzeuge abschießen.
 
Am ersten Tag der Luftschläge blieb die Luftverteidigung der VJ praktisch inaktiv, am zweiten Tag wurden zehn Kub-Raketen abgefeuert. In den späteren Phasen wurden von den über das ganze Territorium verteilten 2K12 Kub-Systemen immer wieder Raketen auf NATO-Flugzeuge gestartet. Dies führte dazu, dass die NATO-Flugzeuge ihre Flugrouten so wählten, dass diese außerhalb des Wirkungsbereiches der 2K12 Kub-Systeme lagen. Zur Verteidigung einzelner Ziele wurde vorrangig [[Sperrfeuer]] mit [[Flugabwehrkanone]]n eingesetzt.
Das integrierte Luftverteidigungssystem der Vojska Jugoslavije (VJ) konnte so die 78 Tage des Luftkrieges trotz der täglichen Angriffe gut überstehen. Von 25 SA-6-Batterien waren bis zum Schluss der Kampfhandlungen nur drei ausgeschaltet worden. Dadurch behinderte die andauernde Gefahr von Boden-Luft-Raketen der VJ die Operationen der NATO, auch wenn die veralteten Raketensysteme aus den 1970er Jahren keine ernsthafte Bedrohung für die modernen Jagdflugzeuge darstellten.<ref>Aerospace power journal, Summer 2002 {{Webarchiv | url=http://findarticles.com/p/articles/mi_m0ICK/is_2_16/ai_90529723 | archive-is=20120711232931 | text=Kosovo and the continuing SEAD challenge}}</ref>
Insgesamt wurden bis zum 2. Juni 1999 266 SA-6 sowie 175 SA-3 von der PVO der VJ abgefeuert.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" /> Letztlich wurde fast ein Drittel aller Missionen der NATO zur Unterdrückung der Luftverteidigung aufgebracht. Von insgesamt 38.000 Angriffsflügen galten 12.200 der PVO.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" />
 
Während der 78 Tage des Luftkrieges wurden 75 % der halbmobilen [[S-125 Newa|S-125]] und [[S-75]] Flugabwehrraketensysteme der Vojska Jugoslavije (VJ) zerstört.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" /> Weiter wurden 40 von 52 Führungs- und Kommunikationseinrichtungen der Vojska Jugoslavije entweder zerstört oder schwer beschädigt.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" /> Somit hatte die Luftverteidigung der VJ als vernetzte Luftverteidigung aufgehört zu existieren und die einzelnen Luftverteidigungs-[[Batterie (Militär)|Batterien]] verfügten über keine Frühwarnung mehr und mussten autonom agieren. Von den mobilen 25 Kub-Batterien wurden bis zum Ende der Kampfhandlungen nur drei ausgeschaltet.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" /> Das Vorhandensein von Boden-Luft-Raketen der VJ behinderte die Operationen der NATO, auch wenn die veralteten Raketensysteme aus den 1970er-Jahren keine ernsthafte Bedrohung für die modernen Kampfflugzeuge darstellten.<ref>Aerospace power journal, Summer 2002 {{Webarchiv |url=http://findarticles.com/p/articles/mi_m0ICK/is_2_16/ai_90529723 |text=Kosovo and the continuing SEAD challenge |archive-is=20120711232931}}</ref>
Belgrad als Hauptangriffsziel der NATO wurde hauptsächlich von mit S-125 Newa-M bestückten Divisionen verteidigt. Dabei konnten die für mittlere Strecken geeigneten Raketen auch noch 15&nbsp;km entfernte sowie hoch fliegende Flugzeuge der NATO bedrohen. Durch eine Modifikation am sowjetischen P-12-Radar wurden auch erstmals die Flugrouten der Tarnkappenbomber ausgespäht.<ref>Air Serbia Online Magazine [http://www.airserbia.com/magazin/bozinovski/250rbr/ Serbia promotes reorganized air defence system]</ref> Aufgrund der während der gesamten Operation intakt gebliebenen Luftverteidigung um Belgrad war die NATO gezwungen, die SEAD-Missionen ständig aufrechtzuerhalten und einen Abstand von 15&nbsp;km zu S-125-Newa-Batterien einzuhalten.
Insgesamt wurden bis zum 2. Juni 1999 266 2K12 Kub sowie 175 S-125 von der PVO der VJ abgefeuert.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" /> Letztlich wurde fast ein Drittel aller Missionen der NATO zur Unterdrückung der Luftverteidigung aufgebracht. Von insgesamt 38.000 Angriffsflügen galten 12.200 der PVO.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" />
 
Belgrad wurde hauptsächlich von mit S-125 Newa-M ausgerüsteten Divisionen verteidigt. Diese Flugabwehrraketen hatten eine Reichweite von rund 15&nbsp;km und eine maximale Bekämpfungshöhe von rund 18&nbsp;km.<ref>[http://www.airserbia.com/magazin/bozinovski/250rbr/ ''Serbia promotes reorganized air defence system''.] ''Air Serbia'' Online Magazine</ref> Aufgrund der während der gesamten Operation teilweise intakt gebliebenen Luftverteidigung um Belgrad war die NATO gezwungen, die SEAD-Missionen ständig aufrechtzuerhalten und Abstandswaffen einzusetzen, welche außerhalb des Wirkungsbereiches der S-125-Newa-Batterien gestartet wurden.
Als am 27. März über dem Dorf [[Buđanovci]] 50&nbsp;km nordwestlich von Belgrad – zum ersten Mal überhaupt – ein Tarnkappenbomber vom Typ [[Lockheed F-117|F-117 „Nighthawk“]] von der dritten Division der 250.&nbsp;Raketenbrigade in Jakovo mit einer sowjetischen Boden-Luft Rakete [[S-125 Newa]] abgeschossen wurde, gelang der Luftverteidigung der VJ damit ein weitreichender taktischer Erfolg, der das operative Vorgehen der NATO-Luftwaffe nachhaltig änderte und die Sicherheitsregeln für die Angriffe dauerhaft verschärfte. Tarnkappenbomber konnten von nun an nur noch mit Begleitschutz fliegen, und die SEAD-Einsätze zum Zerstören gegnerischer Raketen- und Radarstellungen machten fortan einen großen Teil der gesamten Luftoperation aus, was die Flugzeuge daran hinderte, ihre eigentlichen Ziele zu bekämpfen. Der Pilot der abgeschossenen F-117A wurde noch in der Abschussnacht von Spezialeinheiten der [[United States Air Force|US Air Force]] gerettet. Das Flugzeugwrack steht heute im Flugmuseum der Stadt Belgrad.<ref>Stars and Stripes, 3. Juni 2001 [http://www.stripes.com/01/jun01/ed060301h.html For sale: Revered piece of Yugoslav past; downed U.S. jets are source of pride]</ref> Die F-117 A wurde nach Analysen der Luftgefechte in Jugoslawien letztlich eingemottet, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass sie keine GPS-gesteuerten Waffensysteme nutzen kann.
 
Als am 27. März über dem Dorf [[Buđanovci]] 50&nbsp;km nordwestlich von Belgrad –&nbsp;zum ersten Mal überhaupt&nbsp;– ein Tarnkappenbomber vom Typ [[Lockheed F-117|F-117 „Nighthawk“]] von der dritten Division der 250.&nbsp;Raketenbrigade in Jakovo mit einer sowjetischen Boden-Luft Rakete [[S-125 Newa]] abgeschossen wurde, gelang der Luftverteidigung der VJ damit ein weitreichender taktischer Erfolg, der das operative Vorgehen der NATO-Luftwaffe nachhaltig änderte und die Sicherheitsregeln für die Angriffe dauerhaft verschärfte. Tarnkappenbomber konnten von nun an nur noch mit Begleitschutz fliegen, und die SEAD-Einsätze zum Zerstören gegnerischer Raketen- und Radarstellungen machten fortan einen großen Teil der gesamten Luftoperation aus, was die Flugzeuge daran hinderte, ihre eigentlichen Ziele zu bekämpfen. Der Pilot der abgeschossenen F-117A wurde noch in der Abschussnacht von Spezialeinheiten der [[United States Air Force|US Air Force]] gerettet. Das Flugzeugwrack steht heute im Flugmuseum der Stadt Belgrad.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.stripes.com/01/jun01/ed060301h.html |text=''For sale: Revered piece of Yugoslav past; downed U.S. jets are source of pride''. |wayback=20090304032641}} Stars and Stripes, 3. Juni 2001</ref> Die F-117A wurde nach Analysen der Luftgefechte in Jugoslawien letztlich eingemottet, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass sie keine GPS-gesteuerten Waffensysteme einsetzen kann.
Der höchstrangige Offizier der VJ, der im Krieg starb, war Ljubiša Veličković, ehemaliger Kommandant der Luftstreitkräfte der VJ. Er starb bei einem Angriff auf eine Stellung der PVO am 30. Mai 1999.<ref>New York Times, 2. Juni 1999 [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=950DE4D61030F931A35755C0A96F958260 Yugoslav General Dies]</ref> Gerüchte, dies sei im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Aufstellung einer modernen Batterie der russischen [[S-300P]] (SA-10 Grumble) passiert, wurden offiziell nie bestätigt.<ref>Jane's Defence News, 4. August 1999 [http://www.janes.com/defence/news/kosovo/jdw990804_01_n.shtml Kosovo: Russian S-300 SAMs 'in Serbia']</ref>
 
Der höchstrangige Offizier der VJ, der im Krieg starb, war Ljubiša Veličković, ehemaliger Kommandant der Luftstreitkräfte der VJ. Er starb bei einem Angriff auf eine Stellung der PVO am 30. Mai 1999.<ref>[http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=950DE4D61030F931A35755C0A96F958260 ''Yugoslav General Dies''.] New York Times, 2. Juni 1999</ref> Gerüchte, dies sei im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Aufstellung einer modernen Batterie der russischen [[S-300P]] (SA-10 Grumble) passiert, wurden offiziell nie bestätigt.<ref>[http://www.janes.com/defence/news/kosovo/jdw990804_01_n.shtml ''Kosovo: Russian S-300 SAMs ‘in Serbia’''.] Jane’s Defence News, 4. August 1999</ref>
 
==== Diplomatische Bemühungen ====
Am 27. März endeten die Vermittlungsbemühungen des ukrainischen Außenministers [[Borys Tarasjuk]] und seines Amtskollegen, Verteidigungsminister Olexandr Kusmuk in Belgrad.
 
Am 22. April führte der russische Sondergesandte [[Wiktor Stepanowitsch Tschernomyrdin]] ergebnislose Gespräche mit Slobodan Milošević.
Am 22. April führte der russische Sondergesandte [[Wiktor Stepanowitsch Tschernomyrdin]] ergebnislose Gespräche mit [[Slobodan Milošević]].
Am 6. Mai legten die Außenminister der [[Gruppe der Acht|G-8-Staaten]] einen Friedensplan vor.
 
Am 6. Mai legten die Außenminister der [[Gruppe der Acht|G-8-Staaten]] einen Friedensplan vor.
 
Am 14. Mai begann der finnische Präsident [[Martti Ahtisaari]] im Auftrag der Europäischen Union mit Verhandlungen.
 
==== Luftschläge auf zivile Infrastruktureinrichtungen ====
[[Datei:Nato Bombing of Yugoslavia 1999 - Fruska Gora.jpg|mini|130px|links|Zerstörter Sendemast bei Novi Sad]]
 
Während zu Anfang der NATO-Luft-Kampagne die Luftverteidigung sowie die Kommando-, Kontroll- und Kommunikationszentren der VJ vorrangig Ziel der Luftschläge waren,<ref>NATO HQ Brüssel, Presse Konferenz, 1. Juni 1999 [http://www.nato.int/kosovo/press/p990601a.htm Press Conference by Mr Jamie Shea, NATO Spokesman and Major General Walter Jertz, SHAPE]</ref> änderte die NATO auch durch den politischen Druck innerhalb des gespannten Bündnisses, ein schnelles Ende herbeizuführen, die Taktik und griff auch Ziele innerhalb der Zentren der Großstädte an, obwohl es den Flugzeugen nicht gelungen war, die serbischen Kommando- und Kontrollzentren auszuschalten, und die Luftverteidigung bis Ende des Krieges aktiv blieb. Dies zwang die Bomber der NATO zum paradoxen Vorgehen, nicht unter 5000 Meter zu operieren und damit einen Großteil der Präzision der eingesetzten Waffensysteme einzubüßen.<ref>Jane’s Defence News, 7. Juli 1999 [http://www.janes.com/defence/news/kosovo/jdw990707_01_n.shtml Kosovo: War of extremes]</ref> Ein besonderes Problem stellte zudem das notorisch schlechte Wetter im Frühjahr dar, was den Erfolg vieler Missionen verhinderte.<ref>[http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9B04E2DA1639F932A05750C0A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=all ''Bad Weather Hampers Bombers’ Effectiveness, U.S. Says''.] New York Times, 31. März 1999</ref> Die VJ setzte zur Täuschung der NATO zudem Attrappen von Artilleriegeschützen und Panzern ein und hatte aus Holz „[[Potemkinsches Dorf|Potemkinsche]] Brücken“ errichtet, um die echten Übergänge zu verschleiern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/zeitung-nato-traf-nur-13-serbische-panzer-603067.html |titel=Nato traf nur 13 serbische Panzer |werk=Tagesspiegel |datum=1999-06-24 |abruf=2022-12-13}}</ref>
[[Datei:Nato Bombing of Yugoslavia 1999 - Fruska Gora.jpg|miniatur|130px|left|Zerstörter Fernsehturm bei Novi Sad]]
Während zu Anfang der NATO-Luft-Kampagne die Luftverteidigung sowie die Kommando-, Kontroll- und Kommunikationszentren der VJ vorrangig Ziel der Luftschläge waren,<ref>NATO HQ Brüssel, Presse Konferenz, 1. Juni 1999 [http://www.nato.int/kosovo/press/p990601a.htm Press Conference by Mr Jamie Shea, NATO Spokesman and Major General Walter Jertz, SHAPE]</ref> änderte die NATO auch durch den politischen Druck innerhalb des gespannten Bündnisses, ein schnelles Ende herbeizuführen, die Taktik und griff auch innerhalb der Zentren der Großstädte an, obwohl es den Flugzeugen nicht gelungen war, die serbischen Kommando- und Kontrollzentren auszuschalten, und die Luftverteidigung bis Ende des Krieges aktiv blieb. Dies zwang die Bomber der NATO zum paradoxen Vorgehen, nicht unter 5000 Meter zu operieren und damit einen Großteil der Präzision der eingesetzten Waffensysteme einzubüßen.<ref>Jane's Defance News, 7. Juli 1999 [http://www.janes.com/defence/news/kosovo/jdw990707_01_n.shtml Kosovo: War of extremes]</ref> Ein besonderes Problem stellte zudem das notorisch schlechte Wetter im Frühjahr dar, was den Erfolg vieler Missionen verhinderte.<ref>New York Times, 31. März 1999 [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9B04E2DA1639F932A05750C0A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=all Bad Weather Hampers Bombers' Effectiveness, U.S. Says]</ref> Die VJ setzte zur Täuschung der NATO zudem Attrappen von Artilleriegeschützen und Panzern ein und hatte aus Holz „[[Potemkinsches Dorf|Potemkinsche]] Brücken“ errichtet, um die echten Übergänge zu verschleiern.
 
Die NATO bombardierte in der ersten Kriegsnacht mehrere serbische [[Chemiefabrik|Chemie-]]- und [[Petrochemie]]werke im Chemie-Großkombinat [[Pancevo]], einem Vorort von [[Belgrad]]. Große Mengen an giftigen und krebserregenden Stoffen traten dabei in Wasser und Luft aus. Die Schwaden aus den brennenden Fabriken hüllten Pancevo in eine Giftwolke. Sie bestand aus einer ätzenden und giftigen Mischung von [[Chlorwasserstoff]], [[Vinylchlorid]], [[Schwefeldioxid]] und [[Phosgen]], das vor allem für seinen Einsatz als [[Lungenkampfstoff]] im Ersten Weltkrieg bekannt ist (''siehe auch [[Grünkreuz]]''). Ärzte sollen schwangeren Frauen zur Abtreibung und für zwei Jahre zur Vermeidung von Schwangerschaften geraten haben, weil sie Fehlbildungen bei Kindern befürchteten. Während der Bombennächte waren die Giftkonzentrationen teilweise derart hoch, dass Ursula Stephan (damalige StörfallexpertinVorsitzende der deutschen[[Störfallkommission]] der Bundesregierung<ref>{{cite web |url=https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/im-kosovo-bedrohen-gifte-mensch-und-natur-wenn-nicht-bald-gehandelt-wird-ist-das-trinkwasser-von-10-millionen-menschen-in-gefahr/92134.html |title=Im Kosovo bedrohen Gifte Mensch und Natur. Wenn nicht bald gehandelt wird, ist das Trinkwasser von 10 Millionen Menschen in Gefahr |work=Tagesspiegel |date=1999-09-14 |accessdate=2018-04-18}}</ref>) von „chemischer Kriegführung mit konventionellen Waffen“ sprach.<ref name="pancevo">[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id{{Literatur |Titel=4164 Chirugische <!-- (sic!) --> Schläge mit giftigen Folgen] |Sammelwerk=Greenpeace Magazin 6.99 |Datum= |Online=http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=4164}}</ref><ref name="pancev">Die{{cite Zeitweb Online:[|author=Gero von Randow |url=http://www.zeit.de/2001/05/Verseuchte_Gebiete |title=Verseuchte Gebiete: Warum|work=Zeit die|date=2001-01-25 Krebsgefahr in Serbien wirklich steigt]|accessdate=2018-04-18}}</ref>
 
Der erste große Angriff auf ein bedeutendes innerstädtisches Objekt galt in der Nacht vom 22. zum 23. April dem Gebäude des [[Serbischer Rundfunk|Serbischen Rundfunks]] (RTS) in der Aberdareva-Straße in Belgrad. Durch16 den AngriffZivilisten wurden 16 Zivilistendabei getötet und der Sendebetrieb des Fernsehens für wenige Stunden unterbrochen. Der nächste große Angriff in Belgrad erfolgte in der Nacht vom 29. zum 30. April auf die Gebäude des Generalstabs der Streitkräfte Jugoslawiens und das bereits beschädigte Gebäude der Bundespolizei. Bei diesem Angriff wurde auch der [[Fernsehturm Avala|Belgrader Fernsehturm]] zerstört, da er der „gegnerischen Unterdrückungsmaschinerie diente“.<ref>[[Dieter S. Lutz]]: ''Die Kalkulation ist falsch, der Preis zu hoch''. In: Dieter S. Lutz (Hrsg.): ''Der Krieg im Kosovo und das Versagen der Politik. Beiträge aus dem IFSH.'' [[Nomos Verlag]] 2000 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 128); 468 S., ISBN 3-7890-6698-2, S. 289.</ref> Bei dem Angriff starben laut amnesty international 19 Menschen; der Angriff war auch innerhalb der NATO rechtlich umstritten.<ref name="amnesty.de">{{Internetquelle |url=http://www.amnesty.de/umleitung/2000/deu05/259 |titel=Amnesty International Deutschland |werk=www.amnesty.de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160414051932/http://www.amnesty.de/umleitung/2000/deu05/259 |archiv-datum=2016-04-14 |abruf=2016-04-01}}</ref>
 
Im Mai und Juni eskalierten die Angriffe der NATO, die nun nicht mehr durch bessereschlechtes WitterungsbedingungenWetter begünstigtbehindert wurden.<ref>Jane's Defence News, 2. Juni 1999 [http://www.janes.com/defence/news/kosovo/jdw990602_04_n.shtml ''Kosovo: Embassy bombing report to revel targeting flaws -'Serbs– ‘Serbs running out of SAMs'SAMs’, says USA''.] Jane’s Defence News, 2. Juni 1999</ref> Die NATO zielte mittlerweile auch vorrangig auf die Stromversorgung in Serbien. In der Nacht vom 2. zum 3. Mai setzten US-Kampfflugzeuge erstmals auch lasergelenkte [[Graphitbombe]]n vom Typ BLU-144/B gegen die Kondensatoren dervon Umspannwerke[[Umspannwerk]]en in Serbien ein, die im Hochspannungsnetz einen Kurzschluss hervorriefen. Weitere Einsätze erfolgten gegen die [[Wärmekraftwerke Nikola Tesla]] in [[Obrenovac]] sowie in [[Kostolac]]. Der Angriff in Kostolac verursachte den Zusammenbruch des elektroenergetischen Systems Serbiens. Ohne Strom blieben Belgrad, die ganze [[Vojvodina]], alle Städte der [[Morava (Fluss)|Morava]]-Region, [[Niš]], [[Kragujevac]], [[Smederevo]], [[Valjevo]] und andere Städte sowie Teile der [[Republika Srpska]]. Wegen Havarien hatten viele Städte auch kein Wasser.
 
[[Datei:NATO damage in Belgrade.jpg|miniaturmini|Beschädigtes Verteidigungsministerium in [[Belgrad]]]]
In der Nacht vom 7. zum 8. Mai erfolgte ein heftiger Angriff auf Belgrad. Die Gebäude des Generalstabs der Streitkräfte Jugoslawiens und das Bundesinnenministerium wurden erneut bombardiert. Vier [[Global Positioning System|GPS]]-gesteuerte Bomben eines [[Northrop B-2|B2-Bombers]] [[Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad|trafen die Botschaft Chinas]] in [[Neu-Belgrad]]. Dabei wurden vier Botschaftsangehörige getötet und vier schwer verletzt, was zu einer schweren Krise im Verhältnis der USA und China führte. Das Hotel „Jugoslavija“ wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, ein Gast kam ums Leben. Beim abermaligen Angriff mit Graphitbomben auf das Wärmekraftwerk in Obrenovac und mehrere Umschaltstationen wurde das Stromversorgungsystem beschädigt und die ganze Stadt blieb ohne Strom.
 
In der Nacht vom 7. zum 8. Mai wurden die Gebäude des Generalstabs der Streitkräfte Jugoslawiens und das Bundesinnenministerium erneut bombardiert. Dabei trafen vier [[Global Positioning System|GPS]]-gesteuerte Bomben eines [[Northrop B-2|B2-Bombers]] [[Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad|die Botschaft Chinas]] in [[Neu-Belgrad]]. Vier Botschaftsangehörige wurden getötet und vier schwer verletzt, was zu einer schweren Krise im Verhältnis der USA und China führte. Das Hotel „Jugoslavija“ wurde beschädigt, ein Gast starb. Beim abermaligen Angriff mit Graphitbomben auf das Wärmekraftwerk in Obrenovac und mehrere Umschaltstationen wurde das Stromversorgungssystem beschädigt und die ganze Stadt blieb ohne Strom.<ref name="Csis-Campaign Air and Missile Effictivness" />
==== Arrow-Offensive der UÇK ====
Zudem änderte die NATO ihre Waffentaktik beim eigentlichen Ziel, dem Kampf gegen die VJ im Kosovo, da schon Anfang März die Zahl der Marschflugkörper am unteren Limit angekommen war und daher die F-117 A vermehrt Einsätze übernehmen mussten.<ref>Softwar News, 28. März 1999 [http://www.softwar.net/xf117a.html Was F-117 A pushed into Serb mission by low missile stocks]</ref> Als absehbar war, dass die Vorräte an Präzisionswaffen und Marschflugkörpern Ende Mai zu Ende gehen würden,<ref>The Guardian, 7. Mai 1999 [http://www.guardian.co.uk/world/1999/may/07/richardnortontaylor US running out of smart bombs]</ref> nahmen die schweren Einheiten der NATO im Mai und Juni auch konventionelle [[Flächenbombardement|Flächenbombardierungen]] mit strategischen B-52-Bombern im Kosovo auf, die durch die Öffentlichkeitsarbeit des NATO-Sprechers [[Jamie Shea]] über angebliche erhebliche Verluste der Jugoslawischen Armee während des konzentrierten Angriffes einer B-52-Staffel auf Positionen der serbischen Sicherheitskräfte am Berg [[Paštrik]] bei Prizren erstmals der Presse präsentiert wurden.<ref>Washington Post, 12. Juni 1999 [http://www.washingtonpost.com/wp-srv/inatl/longterm/balkans/stories/nato060999.htm Yugoslav Troops Devastated by Attack]</ref>
 
==== Schlacht am Paštrik ====
Zu schweren Bombardements am Paštrik entschloss sich die NATO, als sie die ''Arrow''-Offensive der UÇK vor dem Scheitern bewahren wollte. Die UÇK versuchte am 26. Mai den Durchbruch über die Grenze Albaniens nach [[Prizren]]. Schwere Artilleriegefechte, die über die Grenze von Albanien und Kosovo geführt wurden, begleiteten die Gefechte.<ref>Guardian, 7. Juni 1999 [http://www.guardian.co.uk/world/1999/jun/07/johnhooper Defiant Serbs rain shells on border villages Last battles: Refugees' terror as Yugoslav forces bombard advancing KLA]</ref> Die UÇK-Offensive stand am 2. Juni vor dem Scheitern und man wandte sich direkt an die NATO mit der Bitte um Luftunterstützung.<ref>Vladimir Lazarević, Kommandant des Pristinakorpuses zur Zeit des Kosovo Krieges, Interview mit der Zeitung Reporter, 5. März 2000 [http://www.medijaklub.cg.yu/izjave/05-00/03-1.htm VRATICEMO SE DA ZASTITITMO SRBE]</ref>
{{Redundanztext
|3=Schlacht von Paštrik
|4=Kosovokrieg#Schlacht am Paštrik
|2=Oktober 2021|1=[[Benutzer:Qcomp|Qcomp]] ([[Benutzer Diskussion:Qcomp|Diskussion]]) 18:19, 23. Okt. 2021 (CEST)}}
[[Datei:Albanian army deploys T-59 tanks near Kosovo border, May 1999 (Robert Wright).jpg|mini|Die Albanische Armee mobilisierte im Mai 1999 eigene Panzer, die als Ablenkungsmanöver einen Scheinangriff gegen das Drimtal führten]]
[[Datei:Defense.gov News Photo 990506-O-9999M-001.jpg|mini|Die NATO hatte in Vorbereitung der Operation den vorgeschobenen Grenzposten der VJ in Gorožup schon Anfang Mai mit A-10 sowie AC-130 Bodenkampfflugzeugen dem Erdboden gleichgemacht.]]
[[Datei:Defense.gov News Photo 990526-F-7910D-514.jpg|mini|Zwei US-amerikanische B-52 am 26. Mai 1999 auf einer Kampfmission von Fairford in Großbritannien aus gegen die Bundesrepublik Jugoslawien]]
[[Datei:Defense.gov News Photo 990619-D-2987S-166.jpg|mini|General Wesley C. Clark und General John W. Hendrix in Lagebesprechung am 19. Juni 1999. Hendrix kommandierte die ''Task Force Hawk'', die nach Unterzeichnung des Abkommens von Kumanovo aus Albanien nach Skopje verlegt wurde.]]
 
Im Kampf gegen die VJ im Kosovo änderte die NATO ihre Taktik. Da zu dieser Zeit nur noch wenige [[Marschflugkörper]] in Europa vorhanden waren, setzte die NATO vorrangig die F-117A zur Bekämpfung von Punktzielen ein.<ref>Software News, 28. März 1999 {{Webarchiv |url=http://www.softwar.net/xf117a.html |text=Was F-117 A pushed into Serb mission by low missile stocks |wayback=20081119154620}}</ref> Gemäß General Richard Hawley der United States Air Force wurden zu diesem Zeitpunkt auch die [[Joint Direct Attack Munition|JDAM-Bomben]] knapp, so dass vermehrt konventionelle Freifallbomben zum Einsatz kamen.<ref>The Guardian, 7. Mai 1999 [https://www.theguardian.com/world/1999/may/07/richardnortontaylor US running out of smart bombs]</ref> Zwischen Mai und Juni griffen B-52-Bomber Ziele im Kosovo mit konventionellen Freifallbomben und JDAM-Bomben an. Bei einem konzentrierten Angriff einer B-52-Staffel auf Positionen der serbischen Sicherheitskräfte am Berg [[Paštrik]] bei Prizren, soll es gemäß dem NATO-Sprecher [[Jamie Shea]] zu erheblichen Verlusten gekommen sein.<ref>Washington Post, 12. Juni 1999 [https://www.washingtonpost.com/wp-srv/inatl/longterm/balkans/stories/nato060999.htm Yugoslav Troops Devastated by Attack]</ref>
Die anfänglich mitgeteilten hohen Opferzahlen vom 7. Juni 1999 bei der Bombardierung der VJ durch B-52- und B-1-Bomber konnten nach dem Krieg nicht mehr bestätigt werden,<ref>Washington Post, 26. Juni 1999 [http://www.washingtonpost.com/wp-srv/inatl/longterm/balkans/stories/pastrik062699.htm Biggest Airstrike Ended a Battle, Perhaps a War]</ref> Nachkriegsanalysen konnten die geschätzten Opferzahlen der VJ von 400 bis 800 nicht belegen.<ref>New York Times, [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9B03E2DA173AF937A15755C0A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=all RUBBLE; Even in Towns NATO Hit, Albanians Fault Serbs]</ref> Das Missverhältnis zwischen der Propaganda und den Nachkriegsanalysen wurde dabei mehrfach bestätigt, die Flächenbombardierung blieb militärisch ohne Wirkung, hatte aber diplomatischen Nutzen.<ref>Newsweek, 26. Juli 1999 [http://www.newsweek.com/id/89013 Nato's Game Of Chicken Victory Over Milosevic--Never Really In Doubt--Was Actually A Pretty Close Call]</ref>
 
Die Offensive der UÇK wurde anderthalb Monate vor ihrem Beginn von Spezialkräften der US-Army und der British Army vorbereitet. Die UÇK wurde hierfür mit Waffen ausgerüstet und von den US-Amerikanern und Briten sowie von Geheimdiensten der beiden Länder wie privaten Firmen für die Offensive ausgebildet.<ref name="PaFp60">Paul C. Forage 2001: The battle for mount Pastrik: A preliminary study. Slavic Journal of military studies, 14(4):57-80 [[doi:10.1080/13518040108430498]]. Hier S. 60</ref> Ebenfalls unterstützt wurde sie durch die 2. Albanische Armee, die in Camps in Heshlan und anderen nahe der Grenze Ausbildungszentren bereitgestellt hatte.<ref name="PaFp60" /> Die Koordination der Offensive wurde von der 2. Albanischen Armee aus ihrem operativen Zentrum in Kukës geleitet.<ref name="PaFp60" /> [[John W. Hendrix]], kommandierender General der US-Spezialbrigade ''[[Task Force Hawk]]'' in Albanien, beurteilte die UÇK als unter den gegebenen Umständen kampfstarke Formation, die durch Veteranen aus dem [[Kroatienkrieg|Kroatien-]] und [[Bosnienkrieg]] verstärkt, erfahrene Befehlshaber bekommen hatte.<ref name="PaFp60" /> Um den Paštrik wurden auf albanischer Seite Depots und Basen für die Offensive vorbereitet, die norwegische Armee baute hier ebenfalls ein Feldlazarett auf, das durch norwegische Kräfte geführt wurde.<ref name="PaFp60" /> Basen für die Operation waren die Dörfer Pogaj, Kishaj und Cahan.
Die notwendig gewordene Konzentration der VJ an den Grenzübergängen nach Albanien bei den Gefechten gegen die UÇK machte es der NATO leichter, die Truppen der Serben zu treffen. Gefechtsanalysen ergaben, dass Serbien 60 Prozent seiner Verluste im Kosovo in den letzten zwei Wochen hinnehmen musste.
 
Die VJ war über die Vorbereitungen im Bilde. Leitender Offizier auf jugoslawischer Seite war Generalmajor [[Vladimir Lazarević]], Kommandant des Prištinakorps. Ihm unterstellt war Oberst [[Božidar Delić]], Kommandant der 549. Motorisierten Infanteriebrigade in der Region Prizren. Lazarević hatte die Brigade verstärken lassen, um die Routen der UÇK gezielt mit weitreichender Artillerie decken zu können. Darunter befanden sich auch einige [[M-87 Orkan|M-87-Orkan]]-Mehrfachraketenwerfer. Diese verwenden Raketen mit [[Streumunition]] und eignen sich zur Bekämpfung von Flächenzielen.<ref name="PaFp60" /> Die VJ hatte die albanischen Dörfer Gorožup, Planeja, Šeh mahala, Milaj, Djonaj und Binaj zu Frontbasen verstärkt und richtete dort die vorderen Befehlsstände zur Kontrolle der Grenzlinie ein.<ref name="PaFp61">Paul C. Forage 2001: The battle for mount Pastrik: A preliminary study. Slavic Journal of military studies, 14(4):57-80 [[doi:10.1080/13518040108430498]]. Hier S. 61</ref> Über diese Dörfer hatte die VJ daher stark ausgebaute Stellungen gegenüber der albanischen Grenze bezogen, die das Hinterland gegen [[Prizren]] als nächstgelegenen Großstadt abschirmte. Die VJ konnte sich aufgrund der Topographie – die Grenze verläuft in unwegsamem Gebiet – auf die Verteidigung dieser wenigen Grenzübergänge konzentrieren. Diese Stellungen waren zum Teil bombensicher ausgebaut.<ref name="PaFp61" /> Das Drim-Tal wurde von beiden Seiten durch Artillerie der VJ gedeckt. Eine Woche vor Start der Operation verlegte die Albanische Armee Feldartillerie und Raketenwerfer nach Kukës, die NATO bereitete den Angriff durch schwere [[AC-130 Spectre|AC-130-Spectre]]-Gunship vor. Befestigte Grenzstellungen am Paštrik wurden durch AC-130 Spectre unter Beschuss genommen.<ref name="PaFp61" /> Ziel der UÇK war Prizren, die zweitgrößte Stadt des Kosovo.<ref name="PaFp61" /> General Hendrix verlegte eine Batterie selbstfahrender 155-mm-[[M109 (Panzerhaubitze)|M109-Panzerhaubitzen]] sowie eine Brigade mit Mehrfachraketenwerfer vom Typ [[Multiple Launch Rocket System|M270 MLRS]] der ''Task Force Hawk'' in Stellungen am Paštrik.
 
Die Offensive startete in den Morgenstunden des 26. Mai. Panzer und Feldartillerie der 2. Albanischen Armee unterstützten den Vorstoß durch einen fingierten Vormarsch im Drim-Tal. Drei Panzer der albanischen Armee wurden durch die VJ direkt zu Beginn auf albanischem Territorium ausgeschaltet, die weiteren Panzer drehten danach um.<ref>Nedeljnik, 26. Mai 1999 [https://www.nedeljnik.rs/nema-nazad-iza-je-srbija-20-godina-od-borbi-za-pastrik/ “Nema nazad, iza je Srbija…”: 20 godina od borbi za Paštrik]</ref> Das Ablenkungsmanöver zeigte jedoch keine Wirkung: Die VJ hatte den eigentlichen Angriff auf Gorožup schon erwartet, da sie über die Bewegungen und Vorbereitungen der UÇK informiert war. Die VJ erwiderte die Artilleriesalven der Albanischen Armee ihrerseits mit schwerer Artillerie aus ihren Stellungen um Prizren, Dobruste, Zur und Vrbnica.<ref name="PaFp61" /> Vier Brigaden der UÇK mit insgesamt 6.000 Mann standen auf albanischer Seite bereit, um über den Paštrik vorzudringen. Durch 14.000 Soldaten der regulären Albanischen Armee verstärkt, hatten sie eine volle logistische Unterstützung der regulären Streitkräfte Albaniens.
 
Zum 26. Mai 1999 hatte die VJ am Paštrik 400 Soldaten an vorderster Front. Es waren das 53. und 55. Grenzbataillon der 549. Motorisierten Brigade der VJ, dessen Kommandant Božidar Delić über insgesamt 14.000 Soldaten für den Grenzabschnitt zwischen Nord-Makedonien und Albanien verfügte. Bis zum Morgen des 27. Mai konnte die 549. Motorisierte Brigade die vorderste Linie auf 1.200 Soldaten aufstocken. Drei Keile von zwei mal 500 m und einmal 1.000 m Tiefe hatte der Vorstoß der UÇK in die Grenzlinie vorgetrieben. Die Keile im gebirgigen Terrain hatten jedoch große Zwischenräume freigelassen. Nach dem gescheiterten Versuch, über Košare in serbisches Staatsgebiet vorzudringen, war die Jugoslawische Armee für ein Vordringen über die strategisch wichtige Kerbe im Drim-Tal gut vorbereitet. Die Grenze war hier vollständig vermint; zwei Bataillone mit Mehrfachraketenwerfern des [[Oganj M-77]] standen der 549. Brigade zur Verstärkung bereit. Auch hatte die 549. Motorisierte Brigade zwei Raketenabteilungen mit [[SA-6 Gainful]] für Einsätze gegen die A-10 bekommen. Zwischen die Keile der UÇK brachte die 549. Motorisierte Brigade 70&nbsp;kg schwere Minen in Stellung. Durch ihre Reichweite von 300 m hätten sie jegliches weitere Vordringen der UÇK im Folgenden unterbunden.<ref>[http://www.politika.rs/sr/clanak/425830/Juris-vojske-na-granicu-sa-Albanijom ''Juriš vojske na granicu sa Albanijom''] – Interview mit dem Kommandanten der 549. motorisierten Brigade Božidar Delić zu den Kämpfen am Paštrik. In: ''[[Politika (Zeitung)|Politika]]'', 25. März 2019.</ref> Die Offensive der UÇK blieb somit in den Wäldern und dem Gebirgsterrain stecken, keines der Dörfer konnte erreicht werden. Die Artillerie der VJ blieb, trotz ständiger Bemühungen der NATO deren Stellungen durch A-10-Bodenkampfflugzeuge zu attackieren, für die Vorstöße der UÇK ein unüberwindliches Hindernis.<ref>Paul C. Forage: ''The battle for mount Pastrik. A preliminary study''. In: ''The Journal of Slavic Military Studies'', 14(4), 2001, [[doi:10.1080/13518040108430498]], S. 57–80, hier S. 65–66.</ref> Nur der Gipfel des Paštrik blieb in Händen der UÇK. Zwar hatte General Wesley Clark seinen Offizieren die strategische Order ausgegeben („Dieser Berg wird nicht aufgegeben. Ich werde es nicht zulassen, dass die Serben auf dem Berg sind. Wir werden für diesen Hügel mit amerikanischem Blut bezahlen, wenn wir der UÇK nicht helfen diesen zu halten.“<ref name="PaFo66">Paul C. Forage: ''The battle for mount Pastrik. A preliminary study''. In: ''The Journal of Slavic Military Studies'', 14(4), 2001, [[doi:10.1080/13518040108430498]], S. 57–80, hier S. 66.</ref>) – die VJ stand vor der Rückeroberung des Gipfels –; aufgrund seiner ausgesetzten Position wäre dessen Halten jedoch unsinnig gewesen: Dortige Stellungen hätten von der NATO jederzeit bombardiert werden können. Ein taktischer Vorteil aus seinem Besitz bestand für die VJ damit nicht.
 
Delić entschied, Positionen unterhalb des Gipfels zu verteidigen. Aus der Präsenz der UÇK auf dem Gipfel war zudem eine Bombardierung benachbarter Positionen der VJ durch strategische Bomber unmöglich, ohne die Verbündeten selbst zu treffen. Die Position der UÇK auf dem ausgesetzten Gipfel bildete außerdem ein leichtes Ziel für die Artillerie der VJ. Der Gipfel war dadurch bald mit Leichen übersät, Verwesungsgeruch machte den Aufenthalt in Nähe des Gipfels bald unmöglich, und die VJ bezog weiter entfernte Stellungen.<ref name="rts.rs">RTS, 23. Mai 2019 [http://www.rts.rs/page/stories/sr/78%D0%B4%D0%B0%D0%BD%D0%B0/story/2855/svedocanstva/3531755/komandant-delic-znam-kako-je-poginuo-svaki-vojnik-na-pastriku.html Komandant Delić: Znam kako je poginuo svaki vojnik na Paštriku]</ref> Wie erbittert der Widerstand der VJ am Paštrik war, ist durch die emblematisch gewordene Parole von Božidar Delić zum Ausdruck gekommen, der beim heftigsten Infanterieangriff am 31. einem Kommandanten das Zurücknehmen der vordersten Stellungen mit der Antwort untersagte: ''Es gibt kein Zurückweichen, dahinter ist Serbien''. Diese Parole verbreitete sich zu allen beteiligten Truppen der VJ am Paštrik und bildete bis heute den allgemeinen Ausdruck der Schlacht im öffentlichen Bewusstsein der Serben.<ref name="rts.rs"/><ref>Nedeljnik, 26. Mai 2019 [https://www.nedeljnik.rs/nema-nazad-iza-je-srbija-20-godina-od-borbi-za-pastrik/ “Nema nazad, iza je Srbija…”: 20 godina od borbi za Paštrik]</ref>
 
Zu schweren Bombardements am Paštrik entschloss sich die NATO, als sie die ''Arrow''-Offensive der UÇK vor dem kompletten Scheitern bewahren wollte. Insgesamt wurden 24 Einsätze der strategischen Bomberflotte geflogen. Sechs B-52 und zwei B-1B wurden eingesetzt.<ref name="PaFo66" /> Diese hatten 1.300 Bomben mit 350 Tonnen [[Sprengstoff]] abgeworfen. Zugleich führten A-10 zwischen dem 26. Mai und 10. Juni 56 Angriffe gegen grenznahe Stellungen der VJ. A-10 warfen 220 Bomben und feuerten etwa 20.000 mit abgereichertem Uran versehene Projektile ab. AH-64-Apache-Helikopter flogen insgesamt acht Einsätze gegen die Grenzbefestigungen am Paštrik, flogen jedoch nie in serbisches Territorium.<ref name="RTSZi">RTS, 26. Mai 2019 [http://www.rts.rs/page/stories/sr/78%D0%B4%D0%B0%D0%BD%D0%B0/story/2855/svedocanstva/3534784/kad-se-otadzbina-branila-na-pastriku.html Kad se otadžbina branila na Paštriku] - Interview mit der Regisseurin Slađana Zarić anlässlich des 2ten Teils ihrer Kriegsdokumentation</ref> 5.100 amerikanische Soldaten der ''Task Force Hawk'' hatte Wesley Clark aus [[Grafenwöhr]] in Deutschland nach Kirres in Albanien abkommandiert. Diese galt als Vorhut einer möglichen Bodenoperation, die von Clark vorbereitet, vom Pentagon jedoch abgelehnt wurde. Damit hatte die ''Task Force Hawk'', die aus einer Grundstreitkraft von 24 AH-64 Apache bestand und von schwerer Artillerie, darunter 24 [[Multiple Launch Rocket System|M270 MLRS]]-Mehrfachraketenwerfern, acht [[Kaliber 155 mm|155-mm]]-Haubitzen und Panzerverbänden mit [[M1 Abrams|M1-Abrams]]-Panzern unterstützt werden sollte,<ref>The Operational Challenges of Task Force Hawk [https://apps.dtic.mil/dtic/tr/fulltext/u2/a403513.pdf (PDF9)]</ref> keinen einzigen Schuss abgegeben.<ref>NYT, 3. Oktober 2003 [https://www.nytimes.com/2003/10/03/politics/wes-clarks-war.html Wes Clark’s War]</ref><ref>Paul C. Forage 2001: The battle for mount Pastrik: A preliminary study. Slavic Journal of military studies, 14(4):57-80 [[doi:10.1080/13518040108430498]]. Hier S. 61–62</ref> Der Hauptgrund, dass die ''Task Force Hawk'' zwischen April und Juni 1999 nicht eingesetzt werden durfte, lag in der schlechten Vorbereitung der Einheit, die, weil sie nicht genügend auf die topographischen und logistischen Herausforderungen im Kampfgebiet eingestellt war, keine effektive Streitmacht gegen gut ausgebaute Stellungen im gebirgigen Umfeld bot.<ref>Air Force Magazine, February 2002 [http://www.airforcemag.com/MagazineArchive/Pages/2002/February%202002/0202hawk.aspx Air Force Hawk]</ref> Dennoch unterstützte die ''Task Force Hawk'' mit ihrem Artillerie-Radar die Aufdeckung der Artillerie-Stellungen der VJ, in deren Ergebnis zwar die Stellungen entdeckt wurden, durch ständige Stellungswechsel jedoch kein aktuelles Bild zur Bekämpfung der Positionen hergestellt werden konnte.<ref name="PaFo62">Paul C. Forage 2001: The battle for mount Pastrik: A preliminary study. Slavic Journal of military studies, 14(4):57-80 [[doi:10.1080/13518040108430498]]. Hier S. 62</ref> Auch eine Woche nach Beginn der Schlacht blieb die Artillerie der VJ aktiv und zerstörte am 31. Mai den albanischen Grenzposten Pogaj und am 3. Juni die albanischen Dörfer Pogaj und Pergolaj.<ref name="PaFo62" />
 
Schwere Artilleriegefechte, die über die Grenze von Albanien und Kosovo geführt wurden, begleiteten die Kämpfe am Paštrik.<ref>Guardian, 7. Juni 1999 [https://www.theguardian.com/world/1999/jun/07/johnhooper Defiant Serbs rain shells on border villages Last battles: Refugees’ terror as Yugoslav forces bombard advancing KLA]</ref> Nachdem sich die Situation für die VJ am 28. Mai stabilisiert hatte, begann die NATO ab dem 30. Mai mit Teppichbombardements, die insbesondere den beiden albanischen Dörfern Planeja und Šeh mahala unmittelbar unterhalb des Grenzpostens Gorožup galten. Die Bombenabwürfe der schweren strategischen Bomber B-52 und B-1 bildeten auch ein Signal an die Soldaten der UÇK, die zum 31. Mai ihren Hauptvorstoß gegen die Grenzlinie starteten. Nach schwerem Sperrfeuer der Oganj-Mehrfachraketenwerfer und Feldartillerie der VJ auf albanisches Territorium wurde der Vorstoß noch am Nachmittag des 31. Mai völlig gestoppt. Die UÇK-Offensive stand nach heftigen Verlusten vor dem Scheitern, die VJ hatte inzwischen alle Keile, die über die Grenzlinie reichten, beseitigt und die Kampfstellung auf die Ausgangssituation vom 26. Mai 1999 wiederhergestellt. Somit wandte sich die UÇK im Weiteren direkt an die NATO mit der Bitte um weitere Luftunterstützung.<ref>Vladimir Lazarević, Kommandant des Pristinakorpuses zur Zeit des Kosovokrieges, Interview mit der Zeitung Reporter, 5. März 2000 {{Webarchiv |url=http://www.medijaklub.cg.yu/izjave/05-00/03-1.htm |text=Vraticemo Se Da Zastititmo Srbe |wayback=20070901093243}}</ref>
 
Die anfänglich mitgeteilten hohen Opferzahlen vom 6. und 7. Juni 1999 bei der Bombardierung der VJ durch B-52-Bomber konnten nach dem Krieg nicht mehr bestätigt werden,<ref>Washington Post, 26. Juni 1999 [https://www.washingtonpost.com/wp-srv/inatl/longterm/balkans/stories/pastrik062699.htm Biggest Airstrike Ended a Battle, Perhaps a War]</ref> Nachkriegsanalysen bestätigten, dass die geschätzten Opferzahlen der VJ von 400 bis 800 übertrieben waren und die Bombardierungen der VJ keine nennenswerten Verluste bereitet hatten.<ref>[http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9B03E2DA173AF937A15755C0A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=all ''RUBBLE; Even in Towns NATO Hit, Albanians Fault Serbs''.] New York Times</ref><ref>Newsweek, 25. Juli 1999 [https://www.newsweek.com/natos-game-chicken-168728 NATO' Game of Chicken]</ref> Gemäß Nachkriegsanalysen hatten die B-52-Angriffe eine geringe militärische Wirkung aber vielmehr einen diplomatischen Nutzen.<ref>[http://www.newsweek.com/id/89013 ''Nato’s Game Of Chicken Victory Over Milosevic--Never Really In Doubt – Was Actually A Pretty Close Call''.] Newsweek, 26. Juli 1999</ref> Gemäß serbischen Angaben hatte die Bombardierung von Planeja am 6. Juni nur zehn Soldaten der VJ das Leben gekostet. Es war dennoch der größte Verlust während der gesamten Schlacht am Paštrik für die VJ. Insbesondere zeigten aber Analysen der NATO, dass in Planeja überhaupt keine schweren Waffen standen, der Ort diente als vorgeschobener Kommandoposten der Infanterie.<ref name="PaFo66" /> Der Vorgang der Bombardierung von Planeja wurde jedoch von den Stäben der NATO und innerhalb von Briefings für die Weltmedien als durchschlagender Erfolg gegen die VJ dargestellt und bildete selbst in späteren Analysen des Kriegsausgangs häufig eine vermeintliche Kehrtwende.<ref name="PaFo66" /> In Wahrheit hatte die VJ die Schlacht am Paštrik für sich gewinnen können und der UÇK die größten Verluste im Verlauf des Krieges bereitet. So hatte die UÇK mit 453 offiziell angegebenen Toten und 700 Verwundeten zwanzigmal mehr Tote als die VJ, die insgesamt nur 26 Tote zu beklagen hatte. Die UÇK hatte ein Viertel der in der Offensive bereitgestellten Truppen während der Kämpfe am Paštrik eingebüßt und die Schlacht damit auch unter sehr hohen Opfern verloren.<ref>[http://www.rts.rs/page/stories/sr/78%D0%B4%D0%B0%D0%BD%D0%B0/story/2855/svedocanstva/3534784/kad-se-otadzbina-branila-na-pastriku.html Kad se otadžbina branila na Paštriku]</ref> Ein leitender amerikanischer Geheimdienstoffizier beschrieb das Versagen der auch durch die Air Force unterstützten Operation damit, dass die UÇK in den Kämpfen „fertiggemacht“ worden sei, wobei die Luftunterstützung der NATO hier nicht hätte helfen können.<ref name="PaFo71">Paul C. Forage 2001: The battle for mount Pastrik: A preliminary study. Slavic Journal of military studies, 14(4):57-80 [[doi:10.1080/13518040108430498]]. Hier S. 71</ref> Die Verluste der VJ an schwerem Gerät waren ebenso vernachlässigbar, offizielle Angaben der 549. Brigade geben als Verluste zwei schwere 120-mm-Mörser, drei LKWs sowie ein Krankentransporter und zwei Transporter mit Wasserzisternen für den gesamten Zeitraum der Schlacht an.<ref name="RTSZi" /> Die NATO konnte während der gesamten Operation nicht einen einzigen Panzer oder Truppentransporter der VJ ausschalten, die 549. Motorisierte Brigade war nach der Schlacht in ihrer Kampfkraft nicht beeinträchtigt.<ref name="PaFo71" /> Die massiven Luftschläge der NATO während der Schlacht hatten damit im Endergebnis die völlige Niederlage der UÇK am Paštrik nur verzögert, die VJ aber nie gefährden können.<ref>Paul C. Forage 2001: The battle for mount Pastrik: A preliminary study. Slavic Journal of military studies, 14(4):57-80 [[doi:10.1080/13518040108430498]]. HierS. 72</ref>
 
Insgesamt bildete die Schlacht am Paštrik den Schlüsselpunkt im Krieg der VJ gegen die UÇK,<ref>[https://archive.defense.gov/transcripts/transcript.aspx?transcriptid=408 News Briefing Secretary of Defense William S. Cohen and Gen Wesley K. Clark Presenters: Secretary of Defense William S. Cohen and General Wesley K. Clark, CINC, July 01, 1999 3:50 PM EDT]</ref> die hier bedeutende Verluste und sich in der direkten Gegenüberstellung mit der weit überlegenen VJ in einer Feldschlacht gegen eine reguläre Armee als unbrauchbar erwiesen hatte. Die UÇK besaß als militärischen Faktor kein Gewicht, um irgendwelche militärischen Operationen über längere Zeiträume gegen die VJ durchhalten oder eine Entscheidungsschlacht zu ihren Gunsten entscheiden zu können.<ref>R. Craig Nation 2016: A History of War in the Balkans. Perennial Press, ISBN 978-1-5312-6334-8</ref>
 
Gegenüber der NATO bedeutete der Erfolg der VJ in der Schlacht am Paštrik, dass der Krieg aus der Luft zu keinen greifbaren Ergebnissen hinsichtlich der Kampfkraft der im Kosovo mobilisierten Armeeverbände der VJ führte; eine durch Clark Anfang Juni vorgeschlagene Bodenoffensive mit 175.000 bis 200.000 Soldaten aus Albanien und Nordmazedonien, die zum 1. September im Einsatz hätte sein sollen, bildete eine äußerst ambitionierte Idee, die in der Realität aufgrund des spät angesetzten Termins mit dem bevorstehenden Wintereinbruch, den logistischen Problemen durch die unterentwickelte Infrastruktur und fehlender Priorität im Vergleich zu Konfliktgebieten im Persischen Golf und der Koreanischen Halbinsel bei Vorgesetzten Clarks im Pentagon ohne Rückhalt blieb.<ref>R. Craig Nation 2016</ref>
 
Die VJ hatte in den insgesamt zwanzig Tagen, die als schwerste Gefechte des Krieges gelten, durch Bombardierung, Artillerie- und Infanteriefeuer nur 26 Tote zu beklagen. Zwanzig Soldaten der 549. Motorisierten Brigade wurde dabei durch die Bomben der NATO, sechs bei Gefechten mit der UÇK getötet. Die Schlacht hatte alle Pläne, nur mit Kräften der UÇK eine Bodenoffensive in den Kosovo zu führen, vereitelt. Einer Verhandlungslösung stand dadurch der weitere Weg offen, da innerhalb der NATO kein Konsens über die Ausrichtung einer Bodenoffensive bestand. Der 549. Motorisierten Brigade wurde noch am 16. Juni 1999 der [[Orden des Volkshelden]] verliehen.<ref>Fond za humaniterno pravo [http://www.hlc-rdc.org/wp-content/uploads/2013/03/Dosijea-549.-Motorizovana-brigada-Vojske-Jugoslavije.pdf Dosije 549. Motorizovana Brigada Vojske Jugoslavije]</ref>
 
Die notwendig gewordene Konzentration der VJ an den Grenzübergängen nach Albanien bei den Gefechten gegen die UÇK vereinfachte es für die NATO, die Truppen der Serben zu treffen. Gefechtsanalysen ergaben, dass die VJ sechzig Prozent ihrer Verluste im Kosovo in den letzten zwei Wochen hinnehmen musste.
 
Bis Ende Mai 1999 waren über 750.000 Kosovaren auf der Flucht, davon 570.000 innerhalb der Provinz. Systematisch nutzte die VJ die Vertreibung dazu, die Nachbarländer Mazedonien und Albanien zu destabilisieren. Bis Ende Mai waren über 230.000 Menschen nach Mazedonien geflohen, und das ethnische Gefüge des Landes geriet in Gefahr. Zahlreiche Hilfsflüge nach Tirana und Skopje und die Errichtung von Flüchtlingslagern verhinderten eine Störung des Gleichgewichts.
 
==== Angriffe auf zivile Ziele als Kriegsverbrechen ====
[[Datei:Kosovo uranium NATO bombing1999.png|mini|Orte innerhalb des Kosovo und Südserbiens, wo die NATO [[Uranmunition|Uran-ummantelte Munition]] einsetzte]]
 
Nach dem humanitären Völkerrecht, der [[Haager Landkriegsordnung]], dem Genfer Rotkreuz-Abkommen, der Kulturgutkonvention von 1954 und der UN-Waffenverbotskonvention dürfen zivile Ziele weder angegriffen noch zum Gegenstand von Repressalien gemacht werden.<ref>Dieter S. Lutz: Die Kalkulation ist falsch, der Preis zu hoch. In: Dieter S. Lutz (Hrsg.): Der Krieg im Kosovo und das Versagen der Politik. Beiträge aus dem IFSH. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2000 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 128); 468 S., ISBN 3-7890-6698-2, S. 288.</ref> [[Amnesty International]] forderte in einem 65-seitigen Bericht die Untersuchung der Verstöße und die Bestrafung der Verantwortlichen. Amnesty bezog sich unter anderem auf den Angriff auf den serbischen Fernsehsender RTS und auf den Einsatz von Uran-ummantelter Munition. Nach Darstellung von AI habe die NATO auf die Vorwürfe mit der pauschalen Behauptung reagiert, diese seien „haltlos“ und „schlecht belegt“. Man habe im Verlauf des Krieges lediglich „einige Fehler“ gemacht. Amnesty kritisierte auch die Chefanklägerin del Ponte: „Wer angesichts dieser starken Indizien nicht einmal Ermittlungen gegen die NATO aufnehmen will, wirkt parteiisch.“<ref name="amnesty.de" />
 
==== Planungen einer Nato-Bodenoffensive ====
[[Datei:AlbanienAH-64KosovoKriegTask Force Hawk, Rinas Airport in Tirana, Albania, April 25, 1999.jpg|miniaturmini|In Albanien stationierte US-amerikanische Kampfhubschrauber vom Typ [[Hughes AH-64|AH-64 Apache]] und Transporthubschrauber vom Typ [[Sikorsky UH-60|UH-60 Black Hawk]] im April 1999.]]
 
Die zunehmende Kritik an der Ineffektivität, die serbischen Truppen durch beschränkte Luftschläge aus dem Kosovo zu drängen, ließen Ende Mai Überlegungen einer Bodenoffensive erneut aufkommen. Am 28. Mai flog deshalb Tony Blair zu Beratungen mit Bill Clinton nach Washington. Größtes Hindernis für eine Bodenoffensive war aber, dass es Monate gebraucht hätte, um eine zahlenmäßig überlegene Armee aufzustellen.<ref>The Independent, 28. Mai 1999 [http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/ever-so-carefully-mr-blair-clears-the-way-for-a-ground-invasion-1096289.html Ever so carefully, Mr Blair clears the way for a ground invasion]</ref> Nach dem Krieg wurde bekannt, dass der britische Premierminister Anfang Juni mit dem US-amerikanischen Präsidenten übereingekommen war, eine zum Sieg über die VJ tatsächlich notwendige Bodenoffensive am 10. Juni 1999 auszurufen; sie hätte frühestens im September 1999 begonnen werden können.<ref>New York Times, 7. November 1999 [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9C0CE3D6173AF934A35752C1A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=all NATO Was Closer to Ground War in Kosovo Than Is Widely Realized]</ref>
Die zunehmende Kritik an der Ineffektivität, die serbischen Truppen durch beschränkte Luftschläge aus dem Kosovo zu drängen, ließen Ende Mai Überlegungen einer Bodenoffensive erneut aufkommen. Am 28. Mai flog deshalb Tony Blair zu Beratungen mit Bill Clinton nach Washington. Größtes Hindernis für eine Bodenoffensive war aber, dass es Monate gebraucht hätte, um eine zahlenmäßig überlegene Armee aufzustellen.<ref>The Independent, 28. Mai 1999 [http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/ever-so-carefully-mr-blair-clears-the-way-for-a-ground-invasion-1096289.html Ever so carefully, Mr Blair clears the way for a ground invasion]</ref> Nach dem Krieg wurde bekannt, dass der britische Premierminister Anfang Juni mit dem US-amerikanischen Präsidenten übereingekommen war, eine zum Sieg über die VJ tatsächlich notwendige Bodenoffensive am 10. Juni 1999 auszurufen; sie hätte frühestens im September 1999 begonnen werden können.<ref>[http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9C0CE3D6173AF934A35752C1A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=all ''NATO Was Closer to Ground War in Kosovo Than Is Widely Realized''.] New York Times, 7. November 1999</ref>
 
==== Abkommen von Kumanovo und UN-Resolution 1244 ====
{{Hauptartikel|Abkommen von Kumanovo}}
{{Hauptartikel|Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates}}
 
==== Ende der Kampfhandlungen und Rückzug der VJ aus dem Kosovo ====
Am 3. Juni billigte das serbische Parlament den von den G-8-Staaten am 6. Mai vorgelegten Friedensplan und auch Präsident Milošević stimmte diesem zu. Die nachfolgenden Verhandlungen über die militärische Umsetzung gestalteten sich durch neue Forderungen der serbischen Seite zunächst schwierig.
 
Am 9. Juni einigten sich die NATO und Jugoslawien bei Militärverhandlungen in [[Kumanovo]] auf einen Abzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo und die Stationierung einer NATO-geführten Friedenstruppe ([[KFOR]]) unter UN-Mandat.<ref>Military Technical Agreement, 9. Juni 1999 [httphttps://wwwpeacemaker.mfaun.gov.rsorg/Foreinframe1.htmkosovoserbia-militarytechnicalagreement99 Military Technical Agreement between the International Security Force ("KFOR"„KFOR“) and the Governments of the Federal Republic of Yugoslavia and the Republic of Serbia]</ref> Die NATO beendete daraufhin das Bombardement. Ein großer Teil der serbischen Bevölkerung verließ den Kosovo aus Angst vor Racheakten von albanischer Seite.
 
Am 10. Juni billigte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der [[Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates|UN-Resolution 1244]] sowohl den Friedensplan als auch das militärische Abkommen.
 
==== Russischer Vorstoß nach Priština ====
Am 12. Juni rückte die KFOR im Rahmen der ''Operation Joint Guardian'' in den Kosovo ein. Dabei stießen sie am [[Flughafen Priština]] auf knapp 200 [[Luftlandetruppen (Russland)|russische Fallschirmjäger]], die ihn in einer [[Vorstoß nach Priština|handstreichartigen Aktion]] am 11. Juni von Bosnien aus in den frühen Morgenstunden eingenommen hatten und durch sechs in einer Geheimoperation aufgestellte [[Iljuschin Il-76|Iljuschin-Il-76]]-Transportflugzeuge mit 2000 regulären Fallschirmjägern Verstärkung erwarteten, die jedoch durch die Blockade der Überflugrechte über Ungarn am 11. Juni aufgehalten wurden.<ref>Washington Post, 25. Juni 1999 [http://www.washingtonpost.com/wp-srv/inatl/longterm/balkans/stories/russians062599.htm Secret Russian Troop Deployment Thwarted]</ref> Auf die Nachricht, dass die Russen vor den NATO-Truppen eintreffen würden, reagierte der Oberbefehlshaber der NATO Wesley Clark ungewöhnlich scharf und befahl dem britischen Truppenkommandanten Mike Jackson, diese um jeden erdenklichen Preis – auch mit militärischen Mitteln – zu stoppen. Jackson verweigerte den Befehl mit den Worten ''Ich werde Ihretwegen nicht den Dritten Weltkrieg auslösen'' mehrmals.<ref>The Guardian, 7. August 1999 [http://www.guardian.co.uk/world/1999/aug/02/balkans3 "I'm not going to start Third World War for you," Jackson told Clark - Behind the scenes battle over Pristina airport between British and US genereals comes to light]</ref> Nach Angaben von Generaloberst [[Leonid Grigorjewitsch Iwaschow]], der die russischen Fallschirmjäger bei der Aktion befehligte, wurde der Befehl Clarks aber durch den fehlenden Konsensus innerhalb der NATO unterbunden, da nach Iwaschows Angaben bei der Abstimmung im [[Nordatlantikrat]] drei ungenannte Länder der Allianz energisch gegen ein militärisches Vorgehen gestimmt hatten.<ref>Politika, 11. Nov. 2012 [http://www.politika.rs/rubrike/Svet/Jastreb-sam-ponosim-se-tim.sr.html Interview Miroslav Lazanskis mit Leonid Iwaschow in der Politika]</ref> Nach Iwaschow bestand zwischen der Russischen Armee und der VJ zudem eine Abmachung, dass bei einem Angriff der NATO die noch im Kosovo befindlichen Einheiten der VJ mit den russischen Fallschirmjägern militärisch zurückschlagen sollten.<ref>ibid. Politika, 12. Nov. 2012</ref> Die Frage eines deutschen Generals, was dieser Vorfall hätte herbeiführen können, beantwortete Iwashow nach eigenem Bezeugen mit: ''Falls Sie die russische Armee angreifen, dann bereiten Sie sich vor, Brüssel zu verteidigen''.<ref>ibid. Politika</ref>
{{Hauptartikel|Vorstoß nach Priština}}
 
Am 12. Juni rückte die KFOR im Rahmen der ''Operation Joint Guardian'' in den Kosovo ein. Dabei stießen sie am [[Flughafen Priština]] auf knapp 200 [[Luftlandetruppen (Russland)|russische Fallschirmjäger]], die diesen in einer [[Vorstoß nach Priština|handstreichartigen Aktion]] am 11. Juni von Bosnien aus in den frühen Morgenstunden eingenommen hatten und Verstärkung durch sechs in einer Geheimoperation aufgestellte [[Iljuschin Il-76|Iljuschin-Il-76]]-Transportflugzeuge mit 2000 regulären Fallschirmjägern erwarteten, die jedoch durch die Blockade der Überflugrechte über Ungarn am 11. Juni aufgehalten wurden.<ref>Washington Post, 25. Juni 1999 [https://www.washingtonpost.com/wp-srv/inatl/longterm/balkans/stories/russians062599.htm Secret Russian Troop Deployment Thwarted]</ref> Auf die Nachricht, dass die Russen vor den NATO-Truppen eintreffen würden, reagierte der Oberbefehlshaber der NATO Wesley Clark ungewöhnlich scharf und befahl dem britischen Truppenkommandanten [[Mike Jackson (General)|Mike Jackson]], diese um jeden erdenklichen Preis – auch mit militärischen Mitteln – zu stoppen. Jackson verweigerte den Befehl mit den Worten ''Ich werde Ihretwegen nicht den Dritten Weltkrieg auslösen'' mehrmals.<ref>The Guardian, 7. August 1999 [https://www.theguardian.com/world/1999/aug/02/balkans3 „I’m not going to start Third World War for you,“ Jackson told Clark – Behind the scenes battle over Pristina airport between British and US genereals comes to light]</ref> Nach Angaben von Generaloberst [[Leonid Grigorjewitsch Iwaschow]], der die russischen Fallschirmjäger bei der Aktion befehligte, wurde der Befehl Clarks aber durch den fehlenden Konsensus innerhalb der NATO unterbunden, da nach Iwaschows Angaben bei der Abstimmung im [[Nordatlantikrat]] drei ungenannte Länder der Allianz energisch gegen ein militärisches Vorgehen gestimmt hatten.<ref name="PoliZi">Politika, 11. Nov. 2012 [http://www.politika.rs/rubrike/Svet/Jastreb-sam-ponosim-se-tim.sr.html Interview Miroslav Lazanskis mit Leonid Iwaschow in der Politika]</ref> Nach Iwaschow bestand zwischen der Russischen Armee und der VJ zudem eine Abmachung, dass bei einem Angriff der NATO die noch im Kosovo befindlichen Einheiten der VJ mit den russischen Fallschirmjägern militärisch zurückschlagen sollten.<ref name="PoliZi" /> Die Frage eines deutschen Generals, was dieser Vorfall hätte herbeiführen können, beantwortete Iwaschow nach eigenem Bezeugen mit: ''Falls Sie die russische Armee angreifen, dann bereiten Sie sich vor, Brüssel zu verteidigen''.<ref name="PoliZi" />
 
Eine [[Demarche]] der obersten Befehlshaber in Washington ging zudem an Clark, der nach dem Krieg wegen seiner Eigenwilligkeit und seiner auch auf privaten Motiven basierenden Entscheidung zum Krieg in Bosnien und Kosovo im Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten schnell in Ungnade fiel und trotz seines militärischen Erfolges als NATO-Oberkommandierender Südost zwei Jahre früher als geplant von seinem Posten abberufen wurde. Die NATO-Truppen interpretierten die russische Einheit als Vorhut größerer Kontingente, was zu Spannungen zwischen beiden Parteien führte, da die NATO-Verbände den Flughafen Slatina bei PristinaPriština hermetisch abriegelten und zu verstehen gaben, dass die russischen Truppen völlig isoliert sindseien. In Verhandlungen billigte die NATO Russland die Teilnahme an der KFOR in vier von fünf Sektoren schließlich zu, verweigerte ihnen jedoch einen eigenen Sektor.<ref>Benjamin Bidder, Benjamin: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,535801,00.html ''Showdown in Pristina – Russischer Einmarsch 1999'']. „SPIEGELSpiegel Online“ vomOnline, 17. Februar 2008.; Abgerufenabgerufen am 17. Februar 2008.</ref>
 
Unverzüglich zogen die NATO-Truppen nach. Als erste Einheit des gepanzerten Einsatzverbandes der Bundeswehr unter Führung von Brigadegeneral [[Fritz von Korff]] und der von ihr geführten multinationalen Brigade Süd (MNB-S) rückte am 12. Juni eine verstärkte Panzerkompanie im Gefolge britischer Truppen von Mazedonien in den Kosovo ein.
 
Am 21. Juni erklärte NATO-Generalsekretär Javier Solana die NATO-Luftangriffe für beendet, und am 24. Juni beschloss das serbische Parlament die Aufhebung des Kriegszustandes.
 
==== Spionagevorfall in der NATO ====
Am 13. Dezember 2001 befand ein [[Militärgericht]] in Paris den französischen [[Major|Commandant]] [[Pierre-Henri Bunel]] des [[Verrat]]s für schuldig und verurteilte ihn zu einer von fünf auf zwei Jahre verkürzten Haftstrafe. Bunel war der Weitergabe streng geheimer Zielkoordinaten und operativer Daten der NATO an den serbischen Agenten und OberstObersten Jovan MilanovicMilanović<ref name="HenleyGuardian">Vgl. Jon Henley: [httphttps://www.guardiantheguardian.co.ukcom/world/2001/dec/12/balkans ''Former major denies treason''.], inIn: ''[[The Guardian]]'', 12. Dezember 2001.; Abgerufenabgerufen am 22. Mai 2009.</ref> in Brüssel im Jahre 1998 angeklagt worden. Als Motiv für die Tat,durch derenihn ereingestandene geständig war,Tat gab er an, er habe Serbien von der Authentizität der Drohungen der NATO überzeugen und damit eine humanitäre Katastrophe im Land abwenden zu wollen.<ref>Vgl.Suzanne Daley, Suzanne: [http://www.nytimes.com/2001/12/13/world/in-embarrassing-episode-french-officer-is-guilty-of-aiding-serbs.html ''In Embarrassing Episode, French Officer Is Guilty of Aiding Serbs''.], inIn: ''[[New York Times]]'', 13. Dezember 2001.; Abgerufenabgerufen am 22. Mai 2009.</ref><ref>Vgl. o.&nbsp;V.: [http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/europe/1706341.stm ''French major jailed as Serb spy''.], in: [[BBC|BBC]] News Online]], 12. Dezember 2001.; Abgerufenabgerufen am 22. Mai 2009.</ref> Der [[The Guardian|Guardian]] sah Bunels Antrieb in seiner schleppend verlaufenden Militärkarriere.<ref name="HenleyGuardian" /> Der BBC zufolge beschuldigten andere NATO-Mitglieder Frankreich aufgrund seiner historisch bedingten Sympathien für Serbien, die im französischen Offizierskorps besonders stark anzutreffen gewesen seien, die Luftangriffe zu erschweren.<ref>Vgl. o.&nbsp;V.: [http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/europe/1703487.stm ''French army spy trial begins''.], in: [[BBC|BBC]] Online]], 11. Dezember 2001.; Abgerufenabgerufen am 22. Mai 2009.</ref><ref>Vgl. Stephen Jessel: [http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/206625.stm ''French officer ‘spied for Serbs’''.], in: [[BBC|BBC]] Online]], 2. November 1998.; Abgerufenabgerufen am 22. Mai 2009.</ref>
 
Das tatsächlich von Bunel verursachte Risiko für Soldaten des Nordatlantikbündnisses stellte sich als gering heraus, da die von ihm herausgegebenen Informationen vorläufiger Natur waren.<ref>Vgl.Christopher Dickey, Christopher;Rod Nordland, Rod: [http://www.newsweek.com/id/93825/ ''A Spy In The Ranks''],. inIn: ''[[Newsweek]]'', 18. November 1998. Abgerufen am 22. Mai 2009.</ref>
Der Demgegenüber bezichtigte der ''[[The Independent|Independent]]'' bezichtigte Bunel des „[[Antiamerikanismus]]“<ref>Jon Lichfield, Jon: ''French spy detested US alliance.'', inIn: ''[[The Independent]]'', 17. November 1998.; Abgerufenabgerufen am 22. Mai 2009.</ref> anstelle bestimmter Sympathien.
 
===Unmittelbare Kriegsfolgen===
 
=== Unmittelbare Kriegsfolgen ===
==== Militärische Verluste und zivile Opfer ====
[[Datei:UCKmartyrsofks1999.JPG|miniaturmini|Grabstein für vier als Märtyrer bezeichnete UÇK-Kämpfer in Smirë]]
 
Sowohl zu den Opfern auf albanischer als auch auf serbischer Seite gibt es bis heute nur unterschiedliche und widersprüchliche Angaben. In einem Bericht für das UN-Kriegsverbrechertribunal von 2002 wurde die Zahl der albanischen Kriegsopfer auf über 10.000 geschätzt.<ref name="AAAS ICTY report">[http://shr.aaas.org/kosovo/icty_report.pdf ''Killings and Refugee Flow in Kosovo''] (PDF; 485&nbsp;kB), Bericht für das [[ICTY]], 3. Januar 2002.</ref> Bis Ende 2001 wurden im Kosovo 4.2114211 Leichen exhumiert.<ref name="AAAS ICTY report" /> Im gleichen Jahr schätzte die serbische Regierung die Zahl der serbischen und anderen nicht-albanischen Opfer auf 2.0002000 bis 3.0003000.<ref>[{{Webarchiv |url=http://www.arhiva.serbia.sr.gov.yu/news/2002-07/08/325076.html |text=Schätzung der serbischen Regierung] |wayback=20050306052601}}, Juli 2002.</ref> Die bestätigte Gesamtzahl der Toten und Vermissten beträgt nach umfangreichen Recherchen des NGO'sNGOs HLC 13.526 (Albaner, Serben und andere). <ref> [http://www.hlc-rdc.org/?cat=218&lang=de Dokumentation HLC], Oktober 2014 .</ref>
 
[[Datei:Sheshi Skenderbej Bashkia Kukes gjate Eksodit te kosovareve 1999.JPG|mini|Flüchtlinge und internationale Medien in Kukës, Albanien]]
 
Nach dem Report der internationalen Kommission „The Independent International Commission on Kosovo“<ref name="TIICOK_S333">The Independent International Commission on Kosovo, ''The Kosovo Report - Conflict - International Response - Lessons Learned'', Oxford University Press 2000, 372 S. ISBN 0-19-924309-3, S. 333; Anmerkung: Erstellt wurde dieser Bericht von neun der insgesamt elf Kommisionsmitgliedern, von denen zwei aus den USA und je eines aus Benin, Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und der Tschechischen Republik bestellt wurden, während die beiden Mitglieder aus Palästina und Russland nicht an dem Report beteiligt waren. Die BRJ trat jedoch nicht mit dieser Kommission in Gespräche ein, da dem Vorsitzenden der Kommission, [[Richard Goldstone]] aus Südafrika, als dem für die Zeit vom August 1994 bis zum September 1996 amtierenden Chefankläger des [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien]] anti-serbische Befangenheit vorgeworfen wurde.</ref> war die Zahl der Opfer in der ersten Konfliktphase, also von Februar 1998 bis zum März 1999, verhältnismäßig gering: bis zum September 1998 wurden dabei etwa 1.000 Zivilisten getötet, allerdings ohne gesicherten Nachweis. Die Anzahl der Opfer von September 1998 bis März 1999 wurde dagegen als unbekannt bezeichnet, müsse aber niedriger gewesen sein. Während dieser ersten Phase habe es mehr als 400.000 Menschen zum Verlassen ihrer Häuser getrieben, etwa die Hälfte davon wurde als „internally displaced“ eingestuft. Die meisten Binnenflüchtlinge seien aber nach der Holbrooke-Milošević-Vereinbarung wieder zurückgekehrt. Für die zweite Phase des Konflikts nach dem Beginn der NATO-Luftangriffe, vom 24. März bis zum 19. Juni 1999, schätzt der Report die Anzahl der Getöteten als in der Nähe von 10.000 befindlich ein, wovon bei weitem die meisten Kosovo-Albaner gewesen seien, die durch Kräfte der BRJ getötet wurden. Annähernd 863.000 Zivilisten suchten laut dem Bericht in diesem Zeitraum außerhalb des Kosovos Zuflucht oder wurden aus dem Kosovo vertrieben. Und weitere 590.000 waren innerhalb des Kosovo „internally displaced“<ref name="Loquai2000_S16">Heinz Loquai (''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 16) vertritt die Meinung, dass die Verwendung der deutschen Begriffe „Flüchtlinge“ und „Vertriebene“ in der Sprache der Medien und Politiker während des Kosovo-Konflikts oft in meinungsprägender Weise erfolgt sei. Während der Begriff „displaced persons“ im Hinblick auf die betroffenen Kosovo-Albaner sehr bald in der deutschen Verwendung als „Vertriebene“ übersetzt wurde, wurden die Serben, die nach Kriegsende den Kosovo verließen, lediglich als „Flüchtlinge“ bezeichnet. Nach der UN-Sprachregelung bezeichne der Begriff „displaced persons“, für den es keine adäquate Übersetzung ins Deutsche gebe, aber alle Menschen, „die sich innerhalb der BRJ an einer anderen als ihrer normalen, üblichen Wohnstatt aufhalten. Dies kann auch im eigenen Dorf, beim Nachbarn sein“, ohne ein Urteil über die Gründe zum Verlassen der Wohnstatt zu treffen. Im Zeitraum bis zum März 1999 gab es nach Loquai noch keine massenhaften Vertreibungen durch Deportationen.</ref>, lebten also außerhalb ihrer eigenen Wohnstatt.<ref name="TIICOK_S2">The Independent International Commission on Kosovo, ''The Kosovo Report - Conflict - International Response - Lessons Learned'', Oxford University Press 2000, 372 S. ISBN 0-19-924309-3, S. 2</ref>
Nach dem Report der internationalen Kommission „The Independent International Commission on Kosovo“<ref name="TIICOK_S333">The Independent International Commission on Kosovo, ''The Kosovo Report – Conflict – International Response – Lessons Learned'', Oxford University Press 2000, ISBN 0-19-924309-3, S. 333. Erstellt wurde dieser Bericht von neun der insgesamt elf Kommissionsmitgliedern, von denen zwei aus den USA und je eines aus Benin, Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und der Tschechischen Republik bestellt wurden, während die beiden Mitglieder aus Palästina und Russland nicht an dem Report beteiligt waren. Die Bundesrepublik Jugoslawien trat jedoch nicht mit dieser Kommission in Gespräche ein, da dem Vorsitzenden der Kommission, [[Richard Goldstone]] aus Südafrika, als dem für die Zeit vom August 1994 bis zum September 1996 amtierenden Chefankläger des [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien]] anti-serbische Befangenheit vorgeworfen wurde.</ref> war die Zahl der Opfer in der ersten Konfliktphase, also von Februar 1998 bis zum März 1999, verhältnismäßig gering: bis zum September 1998 wurden dabei etwa 1000 Zivilisten getötet, allerdings ohne gesicherten Nachweis. Die Anzahl der Opfer von September 1998 bis März 1999 wurde dagegen als unbekannt bezeichnet, müsse aber niedriger gewesen sein. Während dieser ersten Phase habe es mehr als 400.000 Menschen zum Verlassen ihrer Häuser getrieben, etwa die Hälfte davon wurde als „internally displaced“ eingestuft. Die meisten Binnenflüchtlinge seien aber nach der Holbrooke-Milošević-Vereinbarung wieder zurückgekehrt. Für die zweite Phase des Konflikts nach dem Beginn der NATO-Luftangriffe, vom 24. März bis zum 19. Juni 1999, schätzt der Report die Anzahl der Getöteten als in der Nähe von 10.000 befindlich ein, wovon bei weitem die meisten Kosovo-Albaner gewesen seien, die durch Kräfte der Bundesrepublik Jugoslawien getötet wurden. Annähernd 863.000 Zivilisten suchten laut dem Bericht in diesem Zeitraum außerhalb des Kosovos Zuflucht oder wurden aus dem Kosovo vertrieben. Weitere 590.000 waren innerhalb des Kosovo „internally displaced“<ref name="Loquai2000_S16">Heinz Loquai (''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, S. 16) vertritt die Meinung, dass die Verwendung der deutschen Begriffe „Flüchtlinge“ und „Vertriebene“ in der Sprache der Medien und Politiker während des Kosovo-Konflikts oft in meinungsprägender Weise erfolgt sei. Während der Begriff „displaced persons“ im Hinblick auf die betroffenen Kosovo-Albaner sehr bald in der deutschen Verwendung als „Vertriebene“ übersetzt wurde, wurden die Serben, die nach Kriegsende den Kosovo verließen, lediglich als „Flüchtlinge“ bezeichnet. Nach der UN-Sprachregelung bezeichne der Begriff „displaced persons“, für den es keine adäquate Übersetzung ins Deutsche gebe, aber alle Menschen, „die sich innerhalb der Bundesrepublik Jugoslawien an einer anderen als ihrer normalen, üblichen Wohnstatt aufhalten. Dies kann auch im eigenen Dorf, beim Nachbarn sein“, ohne ein Urteil über die Gründe zum Verlassen der Wohnstatt zu treffen. Im Zeitraum bis zum März 1999 gab es nach Loquai noch keine massenhaften Vertreibungen durch Deportationen.</ref>, lebten also außerhalb ihrer eigenen Wohnstatt.<ref name="TIICOK_S2">The Independent International Commission on Kosovo, ''The Kosovo Report – Conflict – International Response – Lessons Learned'', Oxford University Press, 2000, ISBN 0-19-924309-3, S. 2.</ref>
 
Die VJ hatte im Konflikt 514 Tote, bei NATO-Luftangriffen starben 164, in Gefechten mit der UÇK 291 und durch Unglücksfälle ohne Kampfeinwirkung 59 Soldaten. Dazu kommen noch Opfer unter den Einheiten des MUP (Polizei) sowie Freischärler und zivile Opfer.
Die NATO hatte nach offiziellen Darstellungen keine Opfer. Informationen legen aber nahe, dass bei verdeckten Operationen durch [[1st Special Forces Operational Detachment-Delta (Airborne)|Delta Forces]] und weitere Spezialeinheiten, die während des Krieges im Kosovo operierten (so die britische [[Special Air Service|SAS]]),<ref>Online SeiteWebsite der Forschungsinstitut für Friedenspolitik e.&nbsp;V.: [http://www.geheimdienste.info/texte/Kosovo.pdf Kosovo-Krieg und Interesse - einseitige Anmerkungen zur Geopolitik] (PDF; 94&nbsp;kB)</ref>, und insbesondere bei den schweren und mehrere Wochen dauernden Gefechten am Grenzposten Košare, auch Soldaten aus Spezialeinheiten des westlichen Bündnisses umgekommen sind.<ref>MATTHEWMatthew JOHNSONJohnson (Missouri State University): [{{Webarchiv |url=http://www.citadel.edu/smll/Seminar/Additional%20Resources/Johnson,%20The%20Growing%20Relevance%20of%20Special%20Operations%20Forces%20in%20US%20Military%20Strategy,%202006.pdf |text=The Growing Relevance of Special Operations Forces in U.S. Military Strategy] |wayback=20100528072601}} (PDF, englisch)</ref>
 
Bei einem weiteren NATO-Luftangriff in zwei Angriffswellen auf die [[Morava (Fluss)|Morava]]-Brücke der zentralserbischen Kleinstadt [[Varvarin]] kamen zehn Zivilisten ums Leben, die meisten von ihnen beim zweiten Angriff, als sie versuchten, sich um die bereits bei der ersten Angriffswelle Getöteten und Verletzten zu kümmern.<ref name="Brücke">Rainer Luyken: ''Die Brücke'' In: ''[[Die Zeit]].'' 16. Dezember 1999 ([http://www.zeit.de/1999/51/199951.kl._geschichte_b.xml/komplettansicht zeit.de]).</ref>
Die NATO-Bombenangriffe töteten auch viele Zivilisten, unter anderem durch versehentliche Bombardements von [[Treck|Flüchtlingstrecks]]. Die Bombardierung mehrerer Chemieanlagen führte zu einer teilweise starken Schädigung der Umwelt. Große Mengen von giftigen Chemikalien verschmutzten Flüsse und das Erdreich. Mehrfach kam es durch NATO-Flugzeuge zur Verletzung des Luftraumes in [[Bulgarien]], auf dessen Hoheitsgebiet auch mehrere Raketen niedergingen. So wurde bei einem Vorfall am 29. April 1999&nbsp;um 21:45 das Obergeschoss eines zweistöckigen Wohnhauses im [[Sofia|Sofioter]] Vorort [[Gorna Banja]] von einer Rakete der NATO zerstört, laut NATO-Sprecher durch eine [[Luft-Boden-Rakete]], die in Verteidigungseinsatz gegen serbisches Luftverteidigungsradar abgefeuert wurde, ihr Ziel aber verfehlt habe.<ref name="">BBC News, 29. April 1999, [http://news.bbc.co.uk/2/hi/331127.stm "Sofia hit by Nato missile"]</ref> Die Regierung versuchte unmittelbar nach dem Geschehnis die Rakete auf ein angebliches serbisches Flugzeug zurückzuführen. In einem darauffolgenden Interview erklärte der Vorsitzende der [[Eurolinke]]n [[Alexandar Tomow (Politiker)|Alexandar Tomow]], die NATO verwende Bulgarien als einen Mülleimer.<ref>в-к Дума, С., год. Х, бр. 99, петък, 30 април 1999, ''Удариха София'', ''Ракета на НАТО разруши къща в „Горна Баня“'', с. 1, 2</ref>
 
Nach einem Bericht des [[IKRK]] waren Ende 2000 2900 Personen als vermisst gemeldet, davon 2400 Kosovo-Albaner, 400 Serben, 100 anderer Nationalität.<ref>[http://www.icrc.org/web/eng/siteeng0.nsf/htmlall/57jqcl?opendocument Conflict in the Balkans], IKRK-Bericht, Fn. 5.</ref>
Bei einem weiteren NATO-Luftangriff in zwei Angriffswellen auf die [[Morava (Fluss)|Morava]]-Brücke der zentralserbischen Kleinstadt [[Varvarin]] kamen zehn Zivilisten ums Leben, die meisten von ihnen beim zweiten Angriff, als sie versuchten, sich um die bereits bei der ersten Angriffswelle Getöteten und Verletzten zu kümmern.<ref name="Brücke">[http://www.zeit.de/1999/51/199951.kl._geschichte_b.xml/komplettansicht Rainer Luyken: „Die Brücke“], Artikel in der [[Die ZEIT|ZEIT]] vom 16. Dezember 1999.</ref>
 
Mehrfach kam es durch NATO-Flugzeuge zur Verletzung des Luftraumes in [[Bulgarien]], auf dessen Hoheitsgebiet auch mehrere Raketen niedergingen. So wurde bei einem Vorfall am 29. April 1999&nbsp;um 21:45 das Obergeschoss eines zweistöckigen Wohnhauses im [[Sofia|Sofioter]] Vorort [[Gorna Banja]] von einer Rakete der NATO zerstört, laut NATO-Sprecher durch eine [[Luft-Boden-Rakete]], die in Verteidigungseinsatz gegen serbisches Luftverteidigungsradar abgefeuert worden sei, ihr Ziel aber verfehlt habe.<ref>BBC News, 29. April 1999, [http://news.bbc.co.uk/2/hi/331127.stm „Sofia hit by Nato missile“]</ref> Die Regierung versuchte unmittelbar nach dem Geschehnis die Rakete auf ein angebliches serbisches Flugzeug zurückzuführen. In einem darauffolgenden Interview erklärte der Vorsitzende der [[Eurolinke]]n [[Alexandar Tomow (Politiker)|Alexandar Tomow]], die NATO verwende Bulgarien als einen Mülleimer.<ref>в-к Дума, С., год. Х, бр. 99, петък, 30 април 1999, ''Удариха София'', ''Ракета на НАТО разруши къща в „Горна Баня“'', с. 1, 2</ref>
Nach einem Bericht des [[IKRK]] waren Ende 2000 2900 Personen als vermisst gemeldet, davon 2400 Kosovo-Albaner, 400 Serben, 100 anderer Nationalität.<ref>[http://www.icrc.org/web/eng/siteeng0.nsf/htmlall/57jqcl?opendocument Conflict in the Balkans], IKRK-Bericht, Fussnote 5</ref>
 
In Nordostalbanien starben 34 Zivilisten durch [[Landmine]]n und [[Blindgänger]], die zum Teil bis zu 20 Kilometer jenseits der Grenze eingeschlagen waren; mehr als 200 weitere wurden verletzt.<ref>{{Literatur |Autor=Melanie Reimer |Titel=The Reintegration of Landmine Survivors in Mine-affected Northeast Albania |Sammelwerk=Journal of Conventional Weapons Destruction |Band=12 |Nummer=2 |Datum=2015-01-01 |ISSN=1533-9440 |Online=[http://commons.lib.jmu.edu/cisr-journal/vol12/iss2/27/ Online] |Abruf=2016-11-02}}</ref>
[[Carla Del Ponte]], ehemalige Chefanklägerin am [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien]] in [[Den Haag]], warf im April 2008 der UÇK vor, nach dem Ende des Kriegs serbische Zivilisten und Gefangene getötet zu haben, um deren [[Organhandel im Kosovo|Organe zu verkaufen]].<ref>http://www.guardian.co.uk/world/2008/apr/12/warcrimes.kosovo</ref> Sie sei bei ihren Ermittlungen sowohl von kosovo-albanischer als auch von westlicher Seite auf eine „Mauer des Schweigens“ gestoßen, so dass sie ihre Ermittlungen nicht erfolgreich habe abschließen können.<ref name="po-ch_13-03-2011">''{{Webarchiv | url=http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1696 | webciteID=6DtVGEjhH | text=Kosovo: Ein privilegierter Partner}}'', 13. März 2011, archiviert von der [http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1696 Internetversion auf www.politonline.ch] am 23. Januar 2013, ursprüngliche Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58025, vom 11. März 2011; mit Verweis auf: Carla del Ponte, ''La Caccia. Io e i Criminali di Guerra'', Meiland 2008.</ref> Da aber nur schwache Indizien vorgelegen haben sollen, fanden keine weiteren Ermittlungen in diese Richtung statt. Neue Nahrung erhielten diese Gerüchte jedoch im Dezember 2010 durch einen Bericht des Schweizer Europaratsabgeordneten [[Dick Marty]], in dem der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK Verwicklungen in illegale [[Organhandel]]sgeschäfte vorgeworfen werden. In einem Krankenhaus seien Gefangenen Organe entnommen und anschließend auf dem internationalen Schwarzmarkt an ausländische Kliniken verkauft worden.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,734741,00.html Kosovo-Premier Thaçi soll an Organmafia beteiligt sein] in: [[Spiegel Online]] vom 15. Dezember 2010</ref><ref>[http://assembly.coe.int/CommitteeDocs/2010/20101218_ajdoc462010provamended.pdf Inhuman treatment of people and illicit trafficking in organs in Kosovo (provisional version)] in: [[Europarat]], Entschließungsentwurf und erläuterndes Memorandum von [[Dick Marty]], (englisch, PDF; 396&nbsp;kB) vom 12. Dezember 2010, abgerufen am 19. Dezember 2010</ref> Der Bericht stützt sich auf nachrichtendienstliche Erkenntnisse und wurde vom kosovarischen Kabinett zurückgewiesen.<ref>[http://derstandard.at/1291455136853/Kosovos-Premier-belastet-EU-fordert-Beweise-fuer-Organhandels-Vorwuerfe?seite=5 EU fordert Beweise für Organhandelsvorwürfe], Der Standard, abgerufen am 15. Dezember 2010</ref> Unterlagen der UN-Kosovo-Mission UNMIK von 2003 nennen als Ausgangspunkte der illegalen Gefangenentransporte von 1999 und 2000 unter anderem die Orte [[Prizren]], [[Suva Reka]] und [[Rahovec|Orahovac]]. Für die Kontrolle dieser Orte und des Grenzübergangs von ihnen nach Albanien war damals das deutsche Bundeswehr-Kontingent der NATO-Truppe KFOR verantwortlich.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ndr.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemeldungndr8011.html |webciteID=6GJwK7rzb|text=Illegaler Organhandel: Wurden Kosovo-Serben unter den Augen von Bundeswehrsoldaten nach Albanien entführt?}}</ref> Bislang wurde weder im Kosovo noch von Seiten internationaler Jurisdiktion ein [[Ermittlungsverfahren|Ermittlungs]]- oder [[Gerichtsverfahren]] angestrengt. Mit der Klärung mutmaßlicher Verbrechen seitens der UÇK wird sich ein Sondergericht im Kosovo befassen. <ref>[http://www.dw.de/neues-kriegsverbrechertribunal-im-kosovo/a-17590527] abgerufen am 23. Oktober 2014</ref>
 
[[Carla Del Ponte]], ehemalige Chefanklägerin am [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien]] in [[Den Haag]], warf im April 2008 der UÇK vor, nach dem Ende des Kriegs serbische Zivilisten und Gefangene getötet zu haben, um deren [[Organhandel im Kosovo|Organe zu verkaufen]].<ref>[https://www.theguardian.com/world/2008/apr/12/warcrimes.kosovo guardian.co.uk]</ref> Sie sei bei ihren Ermittlungen sowohl von kosovo-albanischer als auch von westlicher Seite auf eine „Mauer des Schweigens“ gestoßen, so dass sie ihre Ermittlungen nicht erfolgreich habe abschließen können.<ref name="po-ch_13-03-2011">''{{Webarchiv |url=http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1696 |text=Kosovo: Ein privilegierter Partner |webciteID=6DtVGEjhH}}'', 13. März 2011, archiviert von der [http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1696 Internetversion auf www.politonline.ch] am 23. Januar 2013, ursprüngliche Quelle: [http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58025 german-foreign-policy.com] vom 11. März 2011; mit Verweis auf: Carla del Ponte, ''La Caccia. Io e i Criminali di Guerra'', Meiland 2008.</ref> Da aber nur schwache Indizien vorgelegen haben sollen, fanden keine weiteren Ermittlungen in diese Richtung statt. Neue Nahrung erhielten diese Gerüchte jedoch im Dezember 2010 durch einen Bericht des Schweizer Europaratsabgeordneten [[Dick Marty]], in dem der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK Verwicklungen in illegale [[Organhandel]]sgeschäfte vorgeworfen werden. In einem Krankenhaus seien Gefangenen Organe entnommen und anschließend auf dem internationalen Schwarzmarkt an ausländische Kliniken verkauft worden.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,734741,00.html Kosovo-Premier Thaçi soll an Organmafia beteiligt sein] in: [[Spiegel Online]] vom 15. Dezember 2010.</ref><ref>[http://assembly.coe.int/CommitteeDocs/2010/20101218_ajdoc462010provamended.pdf Inhuman treatment of people and illicit trafficking in organs in Kosovo (provisional version)] (PDF; 454&nbsp;kB) in: [[Europarat]], Entschließungsentwurf und erläuterndes Memorandum von [[Dick Marty]], (englisch, PDF; 396&nbsp;kB) vom 12. Dezember 2010, abgerufen am 19. Dezember 2010.</ref> Der Bericht stützt sich auf nachrichtendienstliche Erkenntnisse; er wurde vom kosovarischen Kabinett zurückgewiesen.<ref>{{Webarchiv |url=http://derstandard.at/1291455136853/Kosovos-Premier-belastet-EU-fordert-Beweise-fuer-Organhandels-Vorwuerfe?seite=5 |text=EU fordert Beweise für Organhandelsvorwürfe |wayback=20101220143241}}, Der Standard, abgerufen am 15. Dezember 2010.</ref> Unterlagen der UN-Kosovo-Mission UNMIK von 2003 nennen als Ausgangspunkte der illegalen Gefangenentransporte von 1999 und 2000 unter anderem die Orte [[Prizren]], [[Suva Reka]] und [[Rahovec|Orahovac]]. Für die Kontrolle dieser Orte und des Grenzübergangs von ihnen nach Albanien war damals das deutsche Bundeswehr-Kontingent der NATO-Truppe KFOR verantwortlich.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.ndr.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemeldungndr8011.html |text=Illegaler Organhandel: Wurden Kosovo-Serben unter den Augen von Bundeswehrsoldaten nach Albanien entführt? |webciteID=6GJwK7rzb}}</ref> Bislang wurde weder im Kosovo noch von Seiten internationaler Jurisdiktion ein [[Ermittlungsverfahren|Ermittlungs-]] oder [[Gerichtsverfahren]] angestrengt. Mit der Klärung mutmaßlicher Verbrechen seitens der UÇK wird sich ein Sondergericht im Kosovo befassen.<ref>[http://www.dw.de/neues-kriegsverbrechertribunal-im-kosovo/a-17590527 dw.de], abgerufen am 23. Oktober 2014.</ref>
==== Sachschäden und Zerstörung von Kulturdenkmälern durch NATO-Luftangriffe in Jugoslawien ====
 
[[Datei:Nacionalni automobil Yugo 1999.jpg|miniatur|Straßenszene in Belgrad 1999]]
==== Sachschäden und Zerstörung von Kulturdenkmälern durch NATO-Luftangriffe in Serbien ====
Durch die Bombardierung der [[Offene Stadt|offenen Städte]] von Belgrad, [[Niš]] und Novi Sad
[[Datei:Nacionalni automobil Yugo 1999.jpg|mini|Straßenszene in Belgrad (1999)]]
<ref name="HS">{{Internetquelle
 
|url=http://www.zeit.de/2008/45/Intervention
Durch die Bombardierung der [[Offene Stadt|offenen Städte]] von Belgrad, [[Niš]] und Novi Sad<ref name="HS">{{Internetquelle |autor=Helmut Schmidt |url=http://www.zeit.de/2008/45/Intervention |titel=Was uns wirklich angeht – und was nicht. Afghanistan, Balkan, Afrika: Die militärischen Interventionen des Westens sind fragwürdig |werk=[[Die Zeit]] |datum=2008-11-04 |abruf=2011-03-30}}</ref> wurden von NATO-Bombern und Marschflugkörpern insgesamt neben 54 Objekten der Verkehrsinfrastruktur 148 Gebäude, 300 Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungseinrichtungen sowie 176 Kulturdenkmäler, darunter 23 mittelalterliche Klöster, beschädigt.
|autor=Helmut Schmidt
|werk=[[Die Zeit]]
|titel= Was uns wirklich angeht – und was nicht. Afghanistan, Balkan, Afrika: Die militärischen Interventionen des Westens sind fragwürdig
|datum=4. November 2008
|zugriff=30. März 2011
}}</ref> wurden von NATO-Bombern und Marschflugkörpern insgesamt neben 54 Objekten der Verkehrsinfrastruktur 148 Gebäude, 300 Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungseinrichtungen sowie 176 Kulturdenkmäler, darunter 23 mittelalterliche Klöster, beschädigt.
 
Zu den größten kulturellen Verlusten zählt die Vernichtung eines Teils des Depots der weltweit einzigartigen und zu den fünf größten [[Filmarchiv]]en zählenden Sammlung der Jugoslawischen Kinemathek (''Jugoslovenska kinoteka'') im Belgrader Vorort Bubanj potok, bei der 80.000 Bänder verloren gingen.<ref>NIN, 27. November 2008 [http://www.nin.co.rs/pages/issue.php?id=41433 Ozbiljan brend u svetu Filma, NIN 3022, 70-72].</ref>
Zeile 484 ⟶ 429:
Auch die nach Angaben der NATO versehentlich erfolgte Bombardierung der chinesischen Botschaft zählt zu den sogenannten „[[Begleitschaden|Kollateralschäden]]“ der Bombardierung Jugoslawiens.
 
Als Erinnerung an die Bombennächte entstanden in vielen Gemeinden in Serbien Erinnerungsstätten für die zivilen und militärischen Opfer.<ref>Vreme 623, 12. Dezember 2002 [http://www.vreme.com/cms/view.php?id=329092 ''Spomenici NATO intervencije: Skrušeno dostojanstvo''.] Vreme 623, 12. Dezember 2002</ref>
 
==== Sachschäden, Zerstörung von Kulturdenkmälern und Kriegsfolgen im Kosovo ====
Nach Darstellung der UNHCR waren im Kosovo nach dem Rückzug der jugoslawischen Armee etwa 30 % der Wohnungen unbewohnbar, mehr als fünfzig Prozent des landwirtschaftlichen Vermögens vernichtet, Eigentum war geplündert worden, wesentliche Infrastruktur- und Telekommunikationseinrichtungen zerstört. Das Wirtschaftsleben war zum Erliegen gekommen, die Verwaltung musste neu aufgebaut werden. Minen und nicht detonierte Sprengkörper machten weite Landstriche unsicher.<ref name="fluechtlingsrat.org" />
 
Die UNESCO sah das [[Liste der Kulturdenkmäler im Kosovo|architektonische Erbe]] des Kosovos in Gefahr. Sehr viele Bauwerke&nbsp;– vor allem serbisch-orthodoxe und muslimische Sakralbauten&nbsp;– wurden durch Sprengung, Brandstiftung und Plünderung zerstört. Nach Angaben des&nbsp;''Kosovo Cultural Heritage Survey''&nbsp;der Universität Harvard wurden 1998/1999 über 200 Moscheen oder andere islamische Bauwerke von serbischen Einheiten zerstört. Die serbisch-orthodoxe Kirche gibt die Zahl der von Albanern schwer beschädigten oder zerstörten Kirchen zwischen Mai und Oktober 1999 mit 76 an.
 
==== Militärische Effizienz der NATO-Luftangriffe ====
Erst nach Ende des Konfliktes erhellte sich das Bild über die Opferzahlen bei den Angriffen auf die serbischen Truppen und die VJ. Diese hatten wesentlich geringere Verluste erlitten, als es die täglichen NATO-Briefings nahelegten, was dem NATO-Oberbefehlshaber für Europa ernste Vorwürfe einbrachte und die Fähigkeit der NATO, in der Kampagne militärische Ziele auszuschalten, in Zweifel zog.<ref>New York Times, 28. Juni 1999 [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9C0CE6DE113AF93BA15755C0A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=all CRISIS''Crisis INIn THEThe BALKANSBalkans: THEThe TOLLToll; Damage to Serb Military Less Than Expected''.] New York Times, 28. Juni 1999</ref> Die jugoslawische 3. &nbsp;Armee unter Führung von Nebojša Pavković blieb trotz der erheblichen Luftüberlegenheit der NATO intakt und war zu keinem Zeitpunkt ernsthaft bedroht.<ref>BBC Special, 12. März 2000 [http://news.bbc.co.uk/hi/english/static/events/panorama/transcripts/transcript_12_03_00.txt MORAL COMBAT''Moral Combat: NATONato ATAt WARWar''.] BBC Special, 12. März 2000</ref>
 
Gründliche militärische Analysen nach Ende der Kampfhandlungen in den Zielgebieten der Luftschläge und die Zählung des zerstörten militärischen Gerätes der VJ erhärteten die Kritik an der US Air Force und General Wesley Clark, der militärische Erfolgsmeldungen und die Zahl zerstörter serbischer Panzer überzeichnet dargestellt hatte, während die Einheiten der serbischen Armee den Kosovo praktisch unbeschadet verlassen konnten.<ref>Newsweek, 15. Mai 2000 [http://www.newsweek.com/id/84044?tid=relatedcl The Kosovo cover up]</ref> Die Luftkampagne des Kosovokrieges wurde insbesondere auf den täglichen NATO-Briefings als erfolgreichste Militäraktion der Geschichte gepriesen, in der die NATO nicht einen einzigen Toten zu beklagen hatte. Dennoch wurde im Nachhinein fraglich, ob dies nicht nur prinzipielle Militärpropaganda war, da auch die offiziellen Analysen der Royal Air Force ein vernichtendes Bild der Erfolge des Luftkrieges zeichneten.<ref>The Independent, 15. August 2000 [http://www.independent.co.uk/news/world/europe/ministers-tried-to-cover-up-report-on-kosovo-bombs-711500.html Ministers 'tried to cover up report on Kosovo bombs']</ref> Insbesondere wurde dabei die bekannte geringe Präzision beim Einsatz von [[Streumunition]]Munition kritisiert und wurden die starken [[Begleitschaden|Begleitschäden]] bei den Bombenabwürfen beklagt.
 
Zum weiteren Imageschaden der NATO trug zudem auch der [[Beschuss des D 393 bei Grdelica|Angriff einer US-amerikanischen F-15-E auf deneinen Personenzug bei [[Grdelica]] bei, der durch die Zielkamera erfasst wurde. Ein bei einer NATO-Pressekonferenz dreimalwesentlich schneller als normal abgespieltes Band des Zielvideos sorgte für Manipulationsvorwürfe und ließ Zweifel an der UnabsichtlichkeitErklärung desaufkommen, Angriffsder einesPilot [[F-15#F-15Ehätte Strikeden Eagle|F-15-E]]-PilotenZug aufkommennicht rechtzeitig erkennen können.<ref>BBC, 7. Januar 2000 [http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/594800.stm ''Nato missile video „no distortion“''. BBC, 7. Januar 2000]</ref>
 
Auf einer Pressekonferenz am 14. September 1999 zog Wesley Clark eine erste Bilanz des Luftkriegs und gab bekannt, dass die NATO im Kosovo in 78 Tagen 112 Panzer, 179 gepanzerte Fahrzeuge, 376 sonstige Militärfahrzeuge und 435 Artilleriegeschütze der VJ zerstörte.
 
Während des Krieges wurden von der NATO mindestens 35.000 Geschosse (etwa zehn Tonnen) mit [[Uranmunition|abgereichertem Uran]] verschossen. Auch Streu-Clusterbomben und [[Splitterbombe]]nLandminen wurden eingesetzt. Im Kosovo blieben zahlreiche Landminen der serbischen Armee sowie nicht explodierte Munition von Streubomben der NATO zurück.<ref>[http://www.icrc.org/Web/eng/siteeng0.nsf/htmlall/explosive-remnants-of-war-brochure-311201/$File/ICRC_002_0780.pdf Cluster Bombs and Land Mines, Bericht des IKRK 2001, pdf 851 kb&nbsp;kB] (PDF)</ref>
Der Europarat hat die Bombardierung wegen der ökologischen Konsequenzen als Verletzung der Genfer Konvention gerügt.<ref>''Höhere Sterblichkeit in Jugoslawien erwartet. Europarat rügt Verstoss gegen Genfer Konvention.'' [[Frankfurter Rundschau]] vom 25. Januar 2001", [http://fr-aktuell.gbi.de/suche.ein Archiv der Tageszeitung "Frankfurter Rundschau"], abgerufen am 8. Juli 2011.</ref>
 
== Nachhaltige Folgen des Kosovo-Konflikts ==
=== Serbien und Kosovo ===
Am 17. Februar 2008 erklärte das Parlament des Kosovo die Unabhängigkeit der ''[[Republik Kosovo]]''. {{Internationale Anerkennung des Kosovo}} der 193 UN-Mitgliedstaaten [[Internationale Anerkennung des Kosovo|erkennen den Kosovo bisher als unabhängigen Staat an]], darunter die Mehrzahl der EU-Staaten und die USA. Nicht anerkannt wird die Loslösung von Serbien, Russland, vielen Staaten Afrikas und der Mehrzahl der südamerikanischen und asiatischen Länder.
 
Fünf hohe serbische Beamte wurden im Februar 2009 vor dem [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|internationalen Tribunal]] in Den Haag wegen ihrer Beteiligung an Kriegsverbrechen gegen die albanische Zivilbevölkerung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7911761.stm ''Kosovo trial clears Serbia leader''], BBC News, 27. Februar 2009.</ref>
 
Es dauerte viele Jahre, bis die wichtigsten Infrastrukturbauwerke in Serbien wieder aufgebaut waren. Mitunter wurde nur das NotwendigesNotwendigste wiederaufgebaut, da die Schäden so substanziell waren, dass nur noch ein vollständiger Abriss und Neubau in Frage kam, wie etwa bei vielen zerstörten Brücken. Der [[Fernsehturm Avala|Belgrader Fernsehturm]] ging erst wieder 2010 in Betrieb. Ruinen und bauliche Reste von Brücken, Bürogebäuden und Fabriken sind bis heute noch im ganzen Land präsent.
 
=== NATO-Militärintervention: Folgen und Bewertung ===
Die NATO führte ihre militärische Intervention ohne [[UN-Mandat]] aus, wobei zu berücksichtigen ist, dass [[Jugoslawien]] zu der Zeit kein Mitglied der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] war. Zur [[Legitimation (Politikwissenschaft)|Legitimation]] des Einsatzes wurden Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch jugoslawische Sicherheitskräfte gegen die Zivilbevölkerung in der mehrheitlich von [[Albaner]]n besiedelten serbischen Provinz Kosovo vorgebracht. Jugoslawien beklagte anderseits [[sezession]]istische Tendenzen bei großen Teilen der albanischen Bevölkerung des Kosovo und berief sich auf das Recht, die seit 1997 mit [[Guerilla]]-Methoden operierende UÇK zu bekämpfen.
 
Die NATO führte ihre militärische Intervention ohne [[UN-Mandat]] aus, trug jedoch zur [[Legitimation (Politikwissenschaft)|Legitimation]] Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch jugoslawische Sicherheitskräfte gegen die Zivilbevölkerung in der mehrheitlich von [[Albaner]]n besiedelten serbischen Provinz Kosovo vor. Jugoslawien beklagte anderseits [[sezession]]istische Tendenzen bei großen Teilen der albanischen Bevölkerung des Kosovo und berief sich auf das Recht, die seit 1997 mit [[Guerilla]]-Methoden operierende UÇK zu bekämpfen.
 
An dem von NATO-Luftstreitkräften ohne Einsatz von Bodentruppen geführten Luftkrieg ([[Operation Allied Force]]) waren anfänglich 430 Flugzeuge beteiligt. Wegen der unvorhergesehen langen Kriegsdauer mussten aber bis Kriegsende insgesamt 1200 Kampfflugzeuge von 14 NATO-Mitgliedstaaten mobilisiert werden.
 
Eine über die operationelle Strategie und humanitäre Gründe ausgebrochene politische Krise innerhalb der NATO, die in die Lager der Parteigänger einer militärischen Eskalation in der Gruppierung um die USA und Großbritannien sowie der gegen die Ausweitung des Krieges bemühten Länder um Deutschland, Frankreich, Italien und Griechenland zerfiel, verschärfte mit der fortwährenden internen strategischen Auseinandersetzung innerhalb der amerikanischen Militärführungsebene die Brüchigkeit des NATO-Konsenses während der Operation.<ref>C, Walter L. Perry, Bruce Pirnie John Gordon IV, John G. McGinn, ''Disjointed War - Military Operations in Kosovo, 1999''. Rand Arroyo Center, Unclassified Study Prepared for the United States Army. RAND, Santa Monica, 2002. [http://www.rand.org/pubs/monograph_reports/2007/MR1406.pdf Disjointed War - Military Operations in Kosovo, 1999] (englisch; PDF; 1,98&nbsp;MB).</ref>
 
Der Streit der Militärführungsebene über die strategische Linie zwischen Wesley Clark, [[SACEUR]] der NATO-Streitkräfte in Europa, der den vornehmlichen Einsatz und die Eskalation der Kriegsführung gegen die VJ im Kosovo befürwortete, und Michael C. Short, Luftwaffenchef der NATO (''Joint Air Force Component Commander'') und damit Planer der Luftangriffe, der für eine Ausweitung oberhalb des 44. Breitengrades auf die zivile Infrastruktur Serbiens optierte,<ref>ibid. Brucename="BrNaal" R. Nardulli et al.</ref><ref>Kent Harris, Stars and Stripes, 24. März 2009 [http://www.stripes.com/article.asp?section=104&article=61540 Experts divided on overall success of Allied Force] (englisch).</ref>, beschädigte die Führungsposition Clarks nachhaltig. Der Widerstand der operativen militärischen Leitung gegen politische Vorgaben zur Kriegsführung trug zu einer Neubewertung militärischer Operationen der US-Armee innerhalb von Koalitionsbündnissen bei, die wesentliche Teile wie die strategische B2-Bomberflotte außerhalb des NATO-Kontrollgremiums operieren ließ.<ref>Air Forces Monthly, December 1999 [{{Webarchiv |url=http://www.gertkromhout.com/web-content/Articles/artikelenAFM/AFM%20Allied%20Force%20Planning.htm |text=Allied Force Planning NATO Attacks] |archive-is=20120910051358}}</ref>
 
Die während der Feier anlässlich des 50-jährigen Bestehens der NATO am 23. und 24. April in Washington D.C. ausgerufene Devise ''We will prevail'' (''Wir werden die Oberhand behaltenobsiegen''), die für einen Sieg der NATO letztlich alle militärischen Optionen offen hielt, stellte einen Strategiewechsel dar.<ref name="BrNaal">Bruce R. Nardulli, Walter L. Perry, Bruce Pirnie John Gordon IV, John G. McGinn, ''Disjointed War - Military Operations in Kosovo, 1999''. Rand Arroyo Center, Unclassified Study Prepared for the United States Army. RAND, Santa Monica, 2002.</ref> Nachdem Shorts Konzept unter dem Generalstabschef der US-Armee angenommen wurde, nahm die NATO ab Ende April 1999 überwiegend die ökonomische und infrastrukturelle Basis der Bundesrepublik Jugoslawien ins Visier.<ref>Michael C. Short, NATO's Joint Air Force Component Commander, Frontline online Publication, ''War in Europe'' [http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/kosovo/interviews/short.html Kosovo]</ref><ref>M. Aguumlera, ''Air power paradox.''. In: Small wars and insurgencies, vol 12, 3, 115-135, 2001. [http://www.informaworld.com/smpp/content~content=a714005404&db=all informaworld.com]</ref> Wichtigste Konsequenz war die nachhaltige Zerstörung der Infrastruktur Serbiens, die auch die Anzahl ziviler Opfer über die unter den Sicherheitskräften steigen ließ.<ref>Kent Harris, Stars and Stripes, 24. März 2009 [http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_09/LP07409_310309.pdf Experten sind über den Gesamterfolg der NATO-Streitkräfte geteilter Meinung] (PDF; 135&nbsp;kB)</ref> Dagegen führte die weitgehende Ineffektivität bei der Bekämpfung der Bodentruppen der VJ zu vernachlässigbaren Verlusten von 9 von 1025 Panzern sowie 36 von 1246 Artilleriewaffen.<ref>Agreement on Sub-Regional Arms Control, Information on the Army of Yugoslavia, Annual Data Exchange, Valid as of January 01, 1999, unclassified; Federal Republic of Yugoslavia, Information on Armaments Limited by the Agreement on Sub-Regional Arms Control in Federal Republic of Yugoslavia, Entry into Force January 01, 2000, unclassified. In: ibid. Bruce R. Nardulli, etWalter alL. Perry, Bruce Pirnie John Gordon IV, John G. McGinn, ''Disjointed War – Military Operations in Kosovo, 1999''. Rand Arroyo Center, Unclassified Study Prepared for the United States Army. RAND, Santa Monica, 2002, S. 55.</ref>
 
Im Ergebnis des Krieges wurde, basierend auf der [[Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates]], eine UN-Verwaltung in der Provinz eingerichtet, gleichzeitig aber auch die Zugehörigkeit des Gebietes zur Bundesrepublik Jugoslawien bestätigt.<ref>Resolution 1244, 10. Juni 1999 [httphttps://wwwdigitallibrary.mfaun.gov.rsorg/Foreinframe1.htmrecord/274488 Resolution 1244 Adopted by the Security Council at its 4011th meeting, on 10 June 1999]</ref>
 
Im Jahresrückblick 1999 bewertete die Tagesschau den NATO-Einsatz als verfehlt: Der Krieg sei in seiner Dauer unterschätzt worden, hätte das serbische Regime gestärkt und die Bevölkerung zusammengeschweißt. Der Kampf gegen militärische Ziele sei immer mehr zu einem Krieg gegen die Bevölkerung geworden und habe eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. „Bilanz des Krieges: Serbien ist wirtschaftlich um 40 Jahre zurückgebombt. Der Balkan ist nicht stabiler. Das Kosovo ist ein UN-[[Protektorat]] und Slobodan Milošević ist weiter an der Macht.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/jahresrueckblick/meldung125906.html |titel=Der Kosovo-Krieg |werk=tagesschau.de |hrsg=ARD |abruf=2016-04-10}}</ref>
 
[[Die Zeit]] bilanzierte 2009, dass Serbien trotz des anhaltenden Luftkriegs letztlich nur deshalb nachgegeben habe, weil es der Koalition gelungen war, Russland davon zu überzeugen, Serbien die Unterstützung zu entziehen. Das Ziel eines multiethnischen Kosovo sei nicht erreicht worden.<ref>{{Literatur |Titel=Kosovo: Der linke Krieg |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum= |ISSN=0044-2070 |Online=[http://www.zeit.de/2009/13/10-Jahre-Kosovo Online] |Abruf=2016-04-10}}</ref>
 
==== Rechtliche Beurteilung ====
[[Datei:Bosnia mig29.jpg|miniaturmini|Abgeschossene [[MiG-29]] der [[Jugoslawische Volksarmee|JNA]]]]
Nach den Regelungen der [[Charta der Vereinten Nationen]] ist ausschließlich der Sicherheitsrat befugt, militärische Zwangsmaßnahmen gegen einen Staat zu verhängen. Allerdings lag für den NATO-Einsatz kein Beschluss der Vereinten Nationen vor, da Russland einer militärischen Intervention nicht zustimmte. Viele Völkerrechtler sind der Ansicht, dass die NATO dem in Artikel 2 Abs. 4 der UN-Charta formulierten Gewaltverbot zuwidergehandelt habe und der [[Angriffskrieg]] gegen Jugoslawien völkerrechtswidrig gewesen sei.<ref><span style=color:red>Jahr? Titel? </span> Simma S. 22, Cassese S. 23–24, Hilpold S. 437–442, Joyner S. 597</ref>
 
Nach den Regelungen der [[Charta der Vereinten Nationen]] (UN) ist ausschließlich der UN-Sicherheitsrat befugt, militärische Zwangsmaßnahmen gegen einen Staat zu verhängen. Für den NATO-Einsatz lag kein UN-Beschluss vor, da Russland einer militärischen Intervention nicht zustimmte. Viele [[Völkerrecht]]ler ([[Bruno Simma|Simma]], [[Antonio Cassese|Cassese]], [[Peter Hilpold|Hilpold]]) sind der Ansicht, dass die NATO dem in Artikel&nbsp;2 Abs.&nbsp;4 der UN-Charta formulierten Gewaltverbot zuwidergehandelt habe und der [[Angriffskrieg]] gegen Jugoslawien somit völkerrechtswidrig gewesen sei,<ref>[[Bruno Simma]]: „NATO, the UN and the use of force: legal aspects“, [[European Journal of International Law|EJIL]] 10 (1999), Heft 1, [http://www.ejil.org/pdfs/10/1/567.pdf S. 22] (PDF; 208&nbsp;kB); [[Antonio Cassese]]: „Ex iniuria ius oritur: are we moving towards international legitimation of forcible humanitarian countermeasures in the world community?“ EJIL 10 (1999), Heft 1, [http://www.ejil.org/pdfs/10/1/575.pdf S. 23–24] (PDF; 122&nbsp;kB); [[Peter Hilpold]]: „Humanitarian Intervention: Is There a Need for a Legal Reappraisal?“ EJIL 12 (2001), Heft 3 [http://www.ejil.org/pdfs/12/3/1527.pdf S. 437–442] (PDF; 166&nbsp;kB); Daniel H. Joyner: „The Kosovo Intervention: Legal Analysis and a More Persuasive Paradigm“ EJIL 13 (2002) Heft 3, [http://www.ejil.org/pdfs/13/3/487.pdf S. 597] (PDF)</ref> wobei Simma argumentierte, dass die NATO sich so eng wie möglich an die Resolutionen des Weltsicherheitsrechtes und humanitäre Setzungen des Völkerrechtes gehalten habe. Lediglich eine dünne Linie („a thin red line“) hätte das Vorgehen der NATO von der Legalität getrennt. Das Dilemma, aus humanitären Gründen ohne Zustimmung des Sicherheitsrates zu handeln, sei hier ohne weiteres aufzeigbar und gut begründet gewesen; entsprechendes Handeln dürfe aber nicht zum Regelfall werden.<ref>Bruno Simma: „NATO, the UN and the use of force: legal aspects“, [[European Journal of International Law|EJIL]] 10 (1999), Heft 1, [http://www.ejil.org/pdfs/10/1/567.pdf S. 22] (PDF; 208&nbsp;kB)</ref>
Demgegenüber sehen Befürworter<sup>Wie zB. Namen?</sup> der Luftoperationen der NATO den Tatbestand der Vorbereitung eines Angriffskrieges nicht erfüllt und gehen ferner davon aus, dass auch der [[Zwei-plus-Vier-Vertrag]] nicht verletzt wurde, u.&nbsp;a. auch deswegen, weil bereits vor Beginn der Angriffe von einem „friedlichen Zusammenleben der Völker“ im Kosovo nicht die Rede habe sein können. Die NATO-Aktion sei sowohl völkerrechtlich als auch verfassungsrechtlich zulässig gewesen. Das ergebe sich aus einem notstandsähnlichen Recht auf [[humanitäre Intervention]], das es gestatte, zur Abwendung einer humanitären Katastrophe nach Ausschöpfung aller anderen Mittel militärische Gewalt anzuwenden. Dieses [[Notwehr#Nothilfe|Nothilferecht]] steht damit im direkten Gegensatz zur Ausschließlichkeit der Entscheidungen des Sicherheitsrats über Krieg und Frieden – seine Herleitung ist ungeklärt und äußerst umstritten, wobei allerdings teilweise auf Ableitungen aus dem humanitären Kriegsvölkerrecht der [[Genfer Konventionen]] und der allgemein gestiegenen Bedeutung der Menschenrechte im [[Völkergewohnheitsrecht]] seit 1945 verwiesen wurde. Der militärische Einsatz der NATO habe zur Schaffung des Friedens und zur Abwendung einer humanitären Katastrophe stattgefunden und sei notwendig und gerechtfertigt gewesen, weil der Weltsicherheitsrat – obwohl er am 23. September 1998 in der Resolution 1199 das serbische Vorgehen als „exzessiven Einsatz von Gewalt“ und ausdrücklich auch als „Bedrohung des Friedens“ verurteilt hatte – nicht wirksam handeln konnte oder wollte. Dagegen sind Völkerrechtler wie Hilpold (Jahr? Titel? S. 448–454) und Simma (Jahr? Titel? S. 5) bis heute der Meinung, dass der unscharfe Begriff einer „humanitären Katastrophe“ das Gewaltverbot der UN-Charta nicht außer Kraft setzen konnte.
 
Demgegenüber sehen Befürworter der Luftoperationen der NATO den Tatbestand der Vorbereitung eines Angriffskrieges nicht erfüllt und gehen ferner davon aus, dass auch der [[Zwei-plus-Vier-Vertrag]] nicht verletzt wurde, u.&nbsp;a. auch deswegen, weil bereits vor Beginn der Angriffe von einem „friedlichen Zusammenleben der Völker“ im Kosovo nicht die Rede habe sein können. Die NATO-Aktion sei sowohl völkerrechtlich als auch verfassungsrechtlich zulässig gewesen. Das ergebe sich aus einem notstandsähnlichen Recht auf [[humanitäre Intervention]], das es gestatte, zur Abwendung einer humanitären Katastrophe nach Ausschöpfung aller anderen Mittel militärische Gewalt anzuwenden. Dieses [[Notwehr#Nothilfe|Nothilferecht]] steht damit im direkten Gegensatz zur Ausschließlichkeit der Entscheidungen des Sicherheitsrats über Krieg und Frieden – seine Herleitung ist ungeklärt und äußerst umstritten, wobei allerdings teilweise auf Ableitungen aus dem humanitären Kriegsvölkerrecht der [[Genfer Konventionen]] und der allgemein gestiegenen Bedeutung der Menschenrechte im [[Völkergewohnheitsrecht]] seit 1945 verwiesen wurde. Der militärische Einsatz der NATO habe zur Schaffung des Friedens und zur Abwendung einer humanitären Katastrophe stattgefunden und sei notwendig und gerechtfertigt gewesen, weil der Weltsicherheitsrat – obwohl er am 23. September 1998 in der Resolution 1199 das serbische Vorgehen als „exzessiven Einsatz von Gewalt“ und ausdrücklich auch als „Bedrohung des Friedens“ verurteilt hatte – nicht wirksam handeln konnte oder wollte. [[Christian Tomuschat]] beispielsweise sah das Vorgehen der NATO mit Bedenken als gerechtfertigt an, da das Gewaltverbot gegenüber Staaten nicht „sklavisch“ zur Hinnahme schwerster Menschenrechtsverletzungen führen dürfe und das Verhalten der Bundesrepublik Jugoslawien zuvor im Weltsicherheitsrat scharf verurteilt und als dem humanitären Kriegsvölkerrecht unstreitig widersprechend gesehen wurde. Eine Güterabwägung führe zur Bejahung des Krieges, allerdings dürften auf gar keinen Fall solche Interventionen zur „Routineangelegenheit“ werden.<ref>Tomuschat, Christian. “Völkerrechtliche Aspekte Des Kosovo-Konflikts.” ''Die Friedens-Warte'', vol. 74, no. 1/2, Berliner Wissenschafts-Verlag, 1999, pp. 33–37, [http://www.jstor.org/stable/23778260, jstor.org] hier S. 35</ref> [[Heinrich Wilms]] wies auf einen seiner Ansicht nach bestehenden Denkfehler hin: Zwar gelte ein militärischer Einsatz dann „mit Sicherheit“ als völkerrechtskonform wenn er mit Zustimmung des Weltsicherheitsrates erfolge, jedoch könne daraus nicht geschlossen werden, dass darum bereits jeder Einsatz ohne Zustimmung rechtswidrig sei. Es gebe ein bereits vorstaatliches „Vernunftvölkerrecht“ das Hilfeleistungen seit jeher erlaubt hätte, eine zu starke Betonung staatlicher Souveränität bei schwersten Rechtsverletzungen würde zu oft jede Vertretung der Menschenrechte gegenüber Staaten verunmöglichen und deren Minderheiten der Willkür aussetzen. Die Setzungen der [[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]] könnten und sollten neben der UN-Charta zu einer Fortentwicklung des Völkergewohnheitsrechtes herangezogen werden. Die von den Serben begangenen Völkermordhandlungen könnten als gesichert angenommen werden, der Einsatz der NATO sei insofern darum nicht allein gerechtfertigt, sondern „rechtspolitisch geboten“.<ref>Wilms, Heinrich. “Der Kosovo-Einsatz und das Völkerrecht.” ''Zeitschrift Für Rechtspolitik'' 32, no. 6 (1999): 227–30. http://www.jstor.org/stable/23425681.</ref> Dagegen sind Völkerrechtler wie [[Peter Hilpold|Hilpold]] und Simma bis heute der Meinung, dass der unscharfe Begriff einer „humanitären Katastrophe“ das Gewaltverbot der UN-Charta nicht außer Kraft setzen konnte. [[Dieter Blumenwitz]] hielt militärische Eingriffe nur deutlich unterhalb der Schwelle eines regelrechten Krieges für vertretbar, da diese die Souveränität eines Staates nicht grundsätzlich in Frage stellten, jedes weitergehende Handeln sollte den in der UN-Charta vorgesehenen Rahmen nicht verlassen. Insofern ginge das allgemeine Sicherheitsinteresse an zwischenstaatlicher Kriegsverhinderung der Gerechtigkeit vor<ref>{{Literatur |Autor=Dieter Blumenwitz |Hrsg= |Titel=Souveränität – Gewaltverbot – Menschenrechte – Eine völkerrechtliche Bestandsaufnahme nach Abschluß des nicht mandatierten NATO-Einsatzes in Ex-Jugoslawien |Sammelwerk=Politische Studien - Sonderheft 4 |Verlag=Hanns-Seidel-Stiftung e.V |Datum=1999 |Seiten=23 ff.; 32 ff |Online=https://www.hss.de/fileadmin/migration/downloads/politische_studien_sonderheft_4_1999.pdf}}</ref>.
 
Nachdem alle politischen Bemühungen für eine Friedensregelung zwischen den Konfliktparteien erfolglos geblieben waren, beruhte die faktische Entscheidung zum Krieg auf dem Beschluss des [[NATO-Rat]]s vom 8. Oktober 1998 über begrenzte und in Phasen durchzuführende Luftoperationen zur Abwendung einer humanitären Katastrophe im Kosovo.
 
Laut der [[Parlamentarische Versammlung der NATO|parlamentarischen Versammlung der NATO]] – ein von der Allianz unabhängiges Gremium, das als Bindeglied zwischen dem Bündnis und den nationalen Parlamenten fungiert – habe die UÇK mit Provokationen auf eine Eskalation der Lage im Kosovo hingearbeitet und einen akuten Handlungsbedarf der NATO inszeniert.
 
Am 29. April 1999 reichte Jugoslawien beim [[Internationaler Gerichtshof|Internationalen Gerichtshof (IGH)]] in Den Haag Klage gegen zehn NATO-Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, die Niederlande, Portugal, Spanien und die USA) ein. Nicht beklagt wurden Dänemark, Griechenland, Island, Luxemburg, Norwegen, Polen, Tschechien, Türkei und Ungarn. Die Anklagepunkte der zehn Einzelverfahren beziehen sich in erster Linie auf Verstöße gegen völkerrechtliche Grundsätze wie das Gewaltverbot, [[Völkermord]], das [[Intervention (Politik)|Interventionsverbot]] sowie die Missachtung des [[Souveränität]]sprinzips. Da Jugoslawien während des Krieges kein Mitglied der UN war, wurde das Verfahren jedoch ohne Entscheidung in der Sache wegen Nichtzuständigkeit des Gerichtes wieder eingestellt.
 
==== Rechtliche Beurteilungund politische Positionen in Deutschland ====
Der deutsche [[Bundestag]] stimmte der Beteiligung von Streitkräften der [[Bundeswehr]] am 16. Oktober 1998 zu. Bereits zuvor beschloss das noch amtierende [[Kabinett Kohl V|Kabinett Kohl]] gemeinsam mit den Wahlsiegern der [[Bundestagswahl 1998]], [[Gerhard Schröder]] und [[Joschka Fischer]], den Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der NATO ohne UN-Mandat, den ersten Einsatz deutscher Soldaten in einem militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.<ref>[[Uwe Wesel]]: Rechtsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Besatzungszeit bis zur Gegenwart, München 2019, S. 182; Bundestagsdebatte über die Deutsche Beteiligung an den von der NATO geplanten begrenzten und in Phasen durchzuführenden Luftoperationen zur Abwendung einer humanitären Katastrophe im Kosovo-Konflikt, 248. Sitzung am 16. Oktober 1998, [[Plenarprotokoll]] 13/248, S. 23127ff. ([http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/13/13248.pdf PDF])</ref>
 
Der damals amtierende [[Bundesministerium der Justiz|Bundesjustizminister]] als das fachlich noch zuständige Kabinettsmitglied der scheidenden Regierung Kohl, [[Edzard Schmidt-Jortzig]], beteiligte sich nicht an der Abstimmung. Er hatte seinen Protest gegen die seiner Auffassung nach [[völkerrecht]]swidrige Kabinettsvorlage zu den Kabinettsakten gegeben.
 
Auch Staatsminister [[Ludger Volmer]] lehnte in der [[Debatte am 16. Oktober 1998 im Deutschen Bundestag|Debatte am 16. Oktober 1998]] den NATO-Einsatz ab und verwies auf die zu erwartenden weltpolitischen Konsequenzen:
 
{{Zitat
Der deutsche [[Bundestag]] stimmte der Beteiligung von Streitkräften der [[Bundeswehr]] am 16. Oktober 1998 zu. Der damals amtierende [[Bundesministerium der Justiz|Bundesjustizminister]] als das fachlich zuständige Kabinettsmitglied, [[Edzard Schmidt-Jortzig]], beteiligte sich nicht an der Abstimmung. Er hatte seinen Protest gegen die seiner Auffassung nach [[völkerrecht]]swidrige Kabinettsvorlage zu den Kabinettsakten gegeben.
|Text=Machen wir uns nichts vor: Die Argumentation, es handele sich um eine Ausnahme und nicht um einen Präzedenzfall, ist Augenwischerei. Jede beliebige Regionalmacht, die in Zukunft in ihrer Nachbarschaft Ordnung schaffen will und nur eine halbwegs zutreffende UNO-Resolution anführen kann, wird auf das Beispiel verweisen. Der Selbstmandatierung von Militärbündnissen ist Tür und Tor geöffnet; ein Sicherheitsrat, der immer dann umgangen wird, wenn ein Veto droht, ist als Garant des UNO-Gewaltmonopols außer Kraft gesetzt. Es ist ja kein Geheimnis, daß eine solche Entwicklung gerade dort Anhänger hat, wo die Verfügung über mächtige Militärapparate Anlass zu der Überlegung gibt, ob man denn die Macht mit zahlreichen anderen ärmeren, schwächeren Ländern im Rahmen internationaler Organisation teilen soll, wenn man stark genug ist, den eigenen Willen jederzeit überall durchsetzen zu können.
|ref=<ref>[http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/13/13248.asc dipbt.bundestag.de]</ref>}}
 
Die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland wurde<sup> von wem?</sup> u.&nbsp;a.Kritikern als Verstoß gegen Grundgesetz und auch gegen den [[Zwei-plus-Vier-Vertrag|2+4-Vertrag]] gesehen. Der Vertragstext lautet:
 
{{Zitat
''Nach der Verfassung des vereinten Deutschlands sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar. Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik erklären, daß<!--sic!--> das vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen''.
|Text=Nach der Verfassung des vereinten Deutschlands sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar. Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] erklären, dass das vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen.}}
 
Trotz zahlreicher beim [[Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof|Generalbundesanwalt]] eingereichter Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen {{§|80|stgb|juris}} [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Strafgesetzbuch]] (Vorbereitung eines [[Angriffskrieg]]es) wurden keine Ermittlungen aufgenommen. Laut Generalbundesanwalt sei von den Anzeigenden übersehen worden, dass {{§|80|stgb|juris}} StGB sich von {{Art.|26|gg|juris}} [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] herleitet, der ausdrücklich vorsieht, nur solche Handlungen unter Strafe zu stellen, „die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören“. Angesichts der bereits vorhandenen Störung des friedlichen Zusammenlebens im Kosovo und des friedenserzwingenden Motivs für ihr Handeln im Selbstverständnis der Bundesregierung fehle eine Absicht im Sinne des {{Art.|26|gg|juris}} Abs.&nbsp;1 GG und {{§|80|stgb|juris}} StGB laufe ins Leere.<ref>''Die deutsche Beteiligung am NATO-Einsatz in Jugoslawien erfüllt nicht den Straftatbestand des §80 StGB (Vorbereitung eines Angriffskrieges).'' Pressemitteilung Nr. 10 des Generalstaatsanwalts beim Bundesgerichtshof vom 22.04.1999. Abrufbar unter
http://www.glasnost.de/kosovo/urteilstrafanz.html</ref>
 
== Rezeption ==
=== Deutschland ===
==== Darstellung des Konflikts durch die Regierung ====
Zu Beginn der Bombardierung Serbiens am 24. März 1999 war die Opposition gegen den Krieg und gegen die Beteiligung der Bundeswehr marginal.<ref>Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung, 19. März 2009 [http://www.sueddeutsche.de/politik/969/469526/text/ Als die Menschenrechte schießen lernten]</ref> Der Fernsehansprache von Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]] wird zugeschrieben, sie habe das deutsche Volk auf den Einsatz der Bundeswehr eingestimmt. Danach gab es keine nennenswerten pazifistisch motivierten Proteste.<ref>Jan C. L. König: "Über die Wirkungsmacht der Rede. Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag." Göttingen 2011, S.&nbsp;298-321</ref> Äußerungen von deutschen Politikern wie Bundesaußenminister [[Joschka Fischer]] und Bundesverteidigungsminister [[Rudolf Scharping]], die die Handlungsweise der serbischen Truppen im Rahmen des angeblichen [[Hufeisenplan]]s als Teil eines [[Völkermord]]es bezeichneten, waren im öffentlichen Bewusstsein präsent. Bundesaußenminister Fischer appellierte (insbesondere an seine Partei ''Die Grünen'' gerichtet): „''Wir haben immer gesagt: ‚Nie wieder Krieg!‘ Aber wir haben auch immer gesagt: ‚Nie wieder Auschwitz!‘''“<ref>Rede Fischers am 7. April 1999, zitiert nach [http://www.sueddeutsche.de/politik/fischer-ich-habe-gelernt-nie-wieder-auschwitz-1.915701 SZ vom 25. Januar 2005]</ref> Scharping trat medienwirksam mit der Schilderung von Gräueltaten auf, die er als belegt bezeichnete. Dem Nachrichtenmagazin ''Der Spiegel'' gegenüber äußerte er als moralische Rechtfertigung für den Kriegseinsatz zum Beispiel die Behauptung: „''Auf dem Balkan geht es ja nicht um Öl oder um Rohstoffe. Was wir jetzt tun, geschieht wegen einer mit äußerster Brutalität vorgenommenen Verletzung von Menschen- und Lebensrechten.'' […] ''Schwangeren Frauen wurden nach ihrer Ermordung die Bäuche aufgeschlitzt und die Föten gegrillt.''“<ref name="Scharping_Spiegel_26_04_1999" />
Zu Beginn der Bombardierung Serbiens am 24. März 1999 war die Opposition gegen den Krieg und gegen die Beteiligung der Bundeswehr marginal.<ref>Franziska Augstein: {{Webarchiv |url=http://www.sueddeutsche.de/politik/969/469526/text/ |text=''Als die Menschenrechte schießen lernten.'' |wayback=20090528153307}} In: ''Süddeutsche Zeitung.'' 19. März 2009.</ref> Der Fernsehansprache von Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]] wird zugeschrieben, sie habe das deutsche Volk auf den Einsatz der Bundeswehr eingestimmt. Danach gab es keine nennenswerten pazifistisch motivierten Proteste.<ref>Jan C. L. König: „Über die Wirkungsmacht der Rede. Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag.“ Göttingen 2011, S.&nbsp;298–321.</ref> Äußerungen von deutschen Politikern wie Bundesaußenminister [[Joschka Fischer]] und Bundesverteidigungsminister [[Rudolf Scharping]], die die Handlungsweise der serbischen Truppen im Rahmen des angeblichen [[Hufeisenplan]]s als Teil eines [[Völkermord]]es bezeichneten, waren im öffentlichen Bewusstsein präsent. Bundesaußenminister Fischer appellierte (insbesondere an seine Partei ''Die Grünen'' gerichtet): „''Wir haben immer gesagt: ‚Nie wieder Krieg!‘ Aber wir haben auch immer gesagt: ‚Nie wieder Auschwitz!‘''“<ref>Rede Fischers am 7. April 1999, zitiert nach [http://www.sueddeutsche.de/politik/fischer-ich-habe-gelernt-nie-wieder-auschwitz-1.915701 SZ vom 25. Januar 2005]</ref> Scharping trat medienwirksam mit der Schilderung von Gräueltaten auf, die er als belegt bezeichnete. Dem Nachrichtenmagazin ''Der Spiegel'' gegenüber äußerte er als moralische Rechtfertigung für den Kriegseinsatz zum Beispiel die Behauptung: „''Auf dem Balkan geht es ja nicht um Öl oder um Rohstoffe. Was wir jetzt tun, geschieht wegen einer mit äußerster Brutalität vorgenommenen Verletzung von Menschen- und Lebensrechten.'' […] ''Schwangeren Frauen wurden nach ihrer Ermordung die Bäuche aufgeschlitzt und die Föten gegrillt.''“<ref name="Scharping_Spiegel_26_04_1999" />
 
Auch populärwissenschaftliche landeskundliche Werke nach dem Kosovo-KriegKosovokrieg enthielten Darstellungen einer bereits im Gang befindlichen und die NATO-Angriffe erst auslösenden systematischen Vertreibung der Kosovo-Albaner (Beispiel: „''Die„Die systematische Vertreibung der albanischen Bevölkerung aus dem Kosovo durch die serbische Armee mündete 1999 in den Kosovo-Krieg. Dabei sah sich Jugoslawien massiven Luftangriffen der NATO ausgesetzt.''“<ref name="GdE2000">''Geographie der Erde - Neue Enzyklopädie.'', Serges Medien, Verlagshaus Stuttgart im Bertelsmann Lexikon Verlag, 2000, 512{{Falsche S.ISBN|3-934519-296}}, ISBN 4028021801495; S. 114f114&nbsp;f., zur Landeskunde von Jugoslawien.</ref>)
 
==== Vorwurf der Völkerrechtswidrigkeit von Seiten prominenter Politiker ====
Gleichwohl gab es auch deutliche Proteste gegen die „Instrumentalisierung deutscher Geschichte“ für einen Krieg unter deutscher Beteiligung. Es wurde an die beiden Weltkriege erinnert und gefordert, dass vor diesem Hintergrund die Bundesrepublik sich aus dem kriegerischen Konflikt herauszuhalten habe. Der Spiegel-Herausgeber [[Rudolf Augstein]] warf bereits am 3. Mai den USA vor, sie hätten in Rambouillet militärische Bedingungen gestellt, die „kein Serbe mit Schulbildung“ hätte unterschreiben können.<ref>{{Der Spiegel|ID=12807460|Titel=Arroganz der Macht|Autor=Rudolf Augstein|Jahr=1999|Nr=18|Seiten=}}</ref>
Zu den prominenten deutschen Politikern, die gegen die Bombardierung Serbiens opponierten, zählten der damalige SPD-Politiker [[Oskar Lafontaine]], der damalige Vorsitzende der PDS-Bundestagsfraktion [[Gregor Gysi]], die ehemalige Bundesjustizministerin [[Sabine Leutheusser-Schnarrenberger]] (FDP) sowie der damalige OSZE-Vizepräsident und Bundestagsabgeordnete [[Willy Wimmer]] (CDU), der von einem „ordinären [[Angriffskrieg]]“ sprach und der damaligen Bundesregierung, insbesondere Außenminister Joschka Fischer und Verteidigungsminister Rudolf Scharping, „Manipulationen“ vorwarf. Auch Alt-Bundeskanzler [[Helmut Schmidt]] gehörte zu den Kriegsgegnern. Der CSU-Politiker [[Peter Gauweiler]] zog 2004 Parallelen zum [[Irak-Krieg]]: {{" |Text=Sowohl die Intervention der USA im Irak als auch die Bombardierung Jugoslawiens und seiner Hauptstadt Belgrad durch die NATO geschah ohne Mandat der Vereinten Nationen. Dies ist von der deutschen Völkerrechtslehre zutreffend und mit Nachdruck als völkerrechtswidrig bewertet worden.}} Gregor Gysi reiste auf dem Höhepunkt des Konfliktes zu Gesprächen mit Milosević nach Serbien. Wenig später bat er Milosević erneut, nach persönlichen Gesprächen mit Flüchtlingen, die Zustimmung zu einer UN-Friedenstruppe zu erteilen, und kritisierte gegenüber Milosević – ohne von seiner Kritik am NATO-Einsatz abzurücken –, dass dieser Menschenrechtsverletzungen durch die serbische Armee kleinrede.<ref>[http://www.infopartisan.net/archive/kosovo/ko19099.html Brief Gysis an Milosević, 14. April 1999].</ref> Gerhard Schröder, damaliger Bundeskanzler zur Zeit des Kosovokrieges, bezeichnete 2014 diesen, mit Bezug auf die [[Annexion der Krim 2014|Annexion der Krim]], ebenfalls als völkerrechtswidrig. Damit bezichtigte er sich selbst rückwirkend des Bruchs des Völkerrechts.<ref>Deutschlandfunk: [https://www.deutschlandfunk.de/krim-krise-vergleich-mit-kosovo-unzulaessig-100.html „Krim-Krise: Vergleich mit Kosovo unzulässig“, 19. März 2014].</ref>
 
==== Verteidigung der Motive des NATO-Vorgehens ====
Zu den prominenten deutschen Politikern, die gegen die Bombardierung Serbiens opponierten, zählten der damalige SPD-Politiker [[Oskar Lafontaine]], der PDS-Vorsitzende [[Gregor Gysi]], die Bundesjustizministerin [[Sabine Leutheusser-Schnarrenberger]] (FDP) sowie der damalige OSZE-Vizepräsident und Bundestagsabgeordnete [[Willy Wimmer]] (CDU), der von einem „ordinären [[Angriffskrieg]]“ sprach und der damaligen Bundesregierung, insbesondere Außenminister Joschka Fischer und Verteidigungsminister Rudolf Scharping, „Manipulationen“ vorwarf. Auch Alt-Bundeskanzler [[Helmut Schmidt]] gehörte zu den Kriegsgegnern. Der CSU-Politiker [[Peter Gauweiler]] zog 2004 Parallelen zum [[Irak-Krieg]]: ''„Sowohl die Intervention der USA im Irak als auch die Bombardierung Jugoslawiens und seiner Hauptstadt Belgrad durch die NATO geschah ohne Mandat der Vereinten Nationen. Dies ist von der deutschen Völkerrechtslehre zutreffend und mit Nachdruck als völkerrechtswidrig bewertet worden“.'' Gregor Gysi reiste auf dem Höhepunkt des Konfliktes zu Gesprächen mit Milosević nach Serbien. Wenig später bat er Milosević erneut, nach persönlichen Gesprächen mit Flüchtlingen, die Zustimmung zu einer UN-Friedenstruppe zu erteilen, und kritisierte gegenüber Milosević – ohne von seiner Kritik am NATO-Einsatz abzurücken –, dass dieser Menschenrechtsverletzungen durch die serbische Armee kleinrede.<ref>[http://www.infopartisan.net/archive/kosovo/ko19099.html Brief Gysis an Milosević, 14. April 1999]</ref>
Der Auslandskorrespondent der ''[[die tageszeitung|taz]]'' urteilte im Rückblick: {{" |Text=Wer die Zustände im Kosovo aus eigener Anschauung kannte, musste den Krieg gutheißen. |Quelle= |ref=<ref>[https://taz.de/Zehn-Jahre-Kosovokrieg/!5165844/ ''Es musste sein''.] In: ''[[Die Tageszeitung]].'' 23. März 2009.</ref>}}
 
Der Philosoph [[Jürgen Habermas]] führte in Verteidigung des Vorgehens der NATO aus, dass eingriffslegitimierende Mängel im Völkerrecht nicht zur Tatenlosigkeit gegenüber Völkermorden führen dürften: {{" |Text=Aus dem Dilemma, so handeln zu müssen, als gäbe es schon den voll institutionalisierten weltbürgerlichen Zustand, den zu befördern die Absicht ist, folgt jedoch nicht etwa die Maxime, die Opfer ihren Schergen zu überlassen. Die terroristische Zweckentfremdung staatlicher Gewalt verwandelt den klassischen Bürgerkrieg in ein Massenverbrechen. Wenn es gar nicht anders geht, müssen demokratische Nachbarn zur völkerrechtlich legitimierten Nothilfe eilen dürfen. |ref=<ref>Jürgen Habermas: ''Bestialität und Humanität.'' In: ''[[Die Zeit]].'' 1999 ([http://www.zeit.de/1999/18/199918.krieg_.xml?page=all zeit.de]).</ref>}}
Der Auslandskorrespondent der taz urteilte im Rückblick: {{"|Wer die Zustände im Kosovo aus eigener Anschauung kannte, musste den Krieg gutheißen.|Quelle=[http://www.taz.de/!32183/ Es musste sein] - 2009-03-23 |ref=ja}}
 
==== „Kollateralschaden“ Unwort des Jahres ====
Der Philosoph [[Jürgen Habermas]] führte in Verteidigung des Vorgehens der NATO aus, dass eingriffslegitimierende Mängel im Völkerrecht nicht zur Tatenlosigkeit gegenüber Völkermorden führen dürften: „''Aus dem Dilemma, so handeln zu müssen, als gäbe es schon den voll institutionalisierten weltbürgerlichen Zustand, den zu befördern die Absicht ist, folgt jedoch nicht etwa die Maxime, die Opfer ihren Schergen zu überlassen. Die terroristische Zweckentfremdung staatlicher Gewalt verwandelt den klassischen Bürgerkrieg in ein Massenverbrechen. Wenn es gar nicht anders geht, müssen demokratische Nachbarn zur völkerrechtlich legitimierten Nothilfe eilen dürfen.''“<ref>[http://www.zeit.de/1999/18/199918.krieg_.xml?page=all Jürgen Habermas: Bestialität und Humanität, in DIE ZEIT 1999]</ref>
Der während des Krieges vom zivilen NATO-Pressesprecher [[Jamie Shea]] verwendete Begriff ''Collateral Damage'' wurde von deutschsprachigen Medien als „[[Begleitschaden|Kollateralschaden]]“ halb übersetzt übernommen und wurde als [[Euphemismus|euphemistischer]] Ausdruck für die von der NATO zu verantwortenden zivilen Opfer und Sachschäden gewertet. Aufgrund vieler direkter Zusendungen<ref>Lutz Kinkel: [http://www.stern.de/politik/deutschland/sprache-der-politik-i-jamie-shea-und-der-kollateralschaden-555308.html ''Jamie Shea und der Kollateralschaden''] auf stern.de, 16. Februar 2006. Abgerufen am 13. Juni 2015.</ref> wurde er von der [[Gesellschaft für deutsche Sprache]] zum [[Unwort]] des Jahres 1999 gewählt.<ref name="Unwoerter">Übersicht {{Webarchiv |url=http://www.unwortdesjahres.net/index.php?id=4 |text=Unwörter des Jahres |wayback=20160312213602}}</ref> Als Begründung nannte die [[Jury (Wettbewerb)|Jury]] die „Verharmlosung der Tötung Unschuldiger als Nebensächlichkeit“.<ref name="Unwort1999">Eintrag auf {{Webarchiv |url=http://www.unwortdesjahres.net/index.php?id=33 |text=www.unwortdesjahres.net |wayback=20160325172140}}.</ref>
 
==== Vorwurf einseitiger Medienberichterstattung und der Bemäntelung der Interessenpolitik ====
Die während des Krieges von dem zivilen NATO-Pressesprecher [[Jamie Shea]] in gezielt [[Euphemismus|euphemistischer]] Absicht gebrauchte Wortwahl „Kollateralschaden“ für die von der NATO zu verantwortenden zivilen Opfer und Sachschäden wurde von der [[Gesellschaft für deutsche Sprache]] zum [[Unwort]] des Jahres 1999 gewählt.<ref name="GfdS">Übersicht [http://www.gfds.de/aktionen/wort-des-jahres/unwoerter-des-jahres/ Unwörter des Jahres] auf der Seite der Gesellschaft für deutsche Sprache</ref> Als Begründung nannte die [[Jury (Wettbewerb)|Jury]] die „Verharmlosung der Tötung Unschuldiger als Nebensächlichkeit“.<ref name="Unwort1999">Eintrag auf [http://www.unwortdesjahres.net/index.php?id=33 www.unwortdesjahres.de].</ref>
[[Heinz Loquai]], damals leitender General und militärischer Berater bei der deutschen OSZE-Vertretung in [[Wien]], dessen Beschäftigungsvertrag trotz vorangegangener Zustimmung durch das Bundesverteidigungsministerium nicht verlängert wurde, nachdem Loquai in einer TV-Sendung im Jahr 2000 schwere Vorwürfe gegenüber Rudolf Scharping erhoben hatte,<ref name="Panorama22-06-2000">''Scharping schasst General – Kritik am Kosovo-Krieg unerwünscht'', Bericht von Volker Steinhoff, Panorama-Sendung vom 22. Juni 2000, [http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2000/erste7388.html daserste.ndr.de] [http://daserste.ndr.de/panorama/media/scharping6.html Video-Stream]</ref><ref name="Becker2010_S235f">Peter Becker: ''Rechtsschutz gegen verfassungswidrige Kriegsführung.'' In: Peter Becker, [[Reiner Braun (Aktivist)|Reiner Braun]], [[Dieter Deiseroth]] (Hrsg.): ''Frieden durch Recht?'' BWV Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8305-1721-4, S. 223–248, hier S. 235&nbsp;f.</ref><ref name="Lutz2004_S367">Dieter S. Lutz: ''The Example of Kosovo: Didactics against Humanitarian Interventions.'' In: Georg Meggle (Hrsg.): ''Ethics of Humanitarian Interventions.'' ontos verlag, Heusenstamm 2004, ISBN 3-937202-58-7, S. 359–380, hier S. 367.</ref> bezeichnete die Darstellungen des Kosovo-Konflikts in den deutschen Medien als zumeist einseitig und eindimensional, indem sie den Konflikt bis hin zum Krieg der NATO allein als von der Belgrader Führung verschuldet betrachteten. Das Bild des Kosovo-Konflikts in der deutschen öffentlichen Meinung, in Politik und Wissenschaft werde von der jugoslawischen Unterdrückungspolitik von 1989 an bis zu den Verbrechen an den Kosovo-Albanern nach dem Beginn der NATO-Luftangriffe aus einem Blickwinkel betrachtet, der die Ereignisse als Folgen des serbischen Nationalismus reduziert einordne, nicht aber im Zusammenhang eines Bürgerkriegs bewerte.<ref name="Loquai2000_S11">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg – Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999.'' Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 11.</ref> Äußerungen wie zum Beispiel solchen von NATO-Generalsekretär Solana („Dieser Krieg wird um Werte und um die moralische Verfassung jenes Europa geführt, in dem wir im 21. Jahrhundert leben werden“), General [[Klaus Naumann (General)|Naumann]] (im Kosovo „wurde einer Idee wegen Krieg geführt, nicht wegen Interessen“) oder Außenminister Fischer (es kämpfe das „sogenannte Abendland […] für die Menschenrechte eines muslimischen Volkes“) hält Loquai entgegen, die deutsche Regierung hätte ihre eigene, reine Interessenpolitik mit der moralisierenden Anwendung des US-amerikanischen Konzepts des „[[Schurkenstaat]]es“ nur bemäntelt. Statt auf die somit verschleierte eigene Interessenhaltung sei der Blick der Öffentlichkeit auf die enorme Personalisierung der jugoslawischen Politik als einen „Schurken“, den jugoslawischen Präsidenten, gelenkt worden, dessen Handlungsmotive als niedrig und irrational dargestellt worden seien, so dass der Weg für eine diplomatische Lösung unnötig verbaut worden sei. Das derart verdeckte Hauptinteresse der neuen deutschen Regierung habe darin bestanden, außenpolitische Zuverlässigkeit und Kontinuität zu demonstrieren. Auch für die USA sei das nationale Interesse Kern ihrer Kosovo-Politik gewesen. Neben wirtschaftlichen Interessen hätte dabei das Prestige der USA als Weltmacht und die Position der von den USA dominierten NATO in der Hierarchie internationaler Organisationen im Vordergrund gestanden.<ref name="Loquai2000_S158-160">Heinz Loquai: ''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg – Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999.'' Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 158–160.</ref>
 
==== Kontroverse um die Dokumentation ''Es begann mit einer Lüge'' ====
[[Heinz Loquai]], damals leitender General und militärischer Berater bei der deutschen OSZE-Vertretung in [[Wien]], dessen Beschäftigungsvertrag trotz vorangegangener Zustimmung durch das Bundesverteidigungsministerium nicht verlängert wurde, nachdem Loquai in einer TV-Sendung im Jahr 2000 schwere Vorwürfe gegenüber Rudolf Scharping erhoben hatte, <ref name="Panorama22-06-2000">''Scharping schasst General - Kritik am Kosovo-Krieg unerwünscht'', Bericht von Volker Steinhoff, Panorama-Sendung vom 22. Juni 2000, URL: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2000/erste7388.html, URL des Video-Streams: http://daserste.ndr.de/panorama/media/scharping6.html</ref><ref name="Becker2010_S235f">Peter Becker, ''Rechtsschutz gegen verfassungswidrige Kriegsführung'', in: Peter Becker, Reiner Braun, Dieter Deiseroth (Hrsg.), ''Frieden durch Recht?'', BWV Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8305-1721-4, S. 223-248, hier S. 235f.</ref><ref name="Lutz2004_S367">Dieter S. Lutz, ''The Example of Kosovo: Didactics against Humanitarian Interventions'', in: Georg Meggle (Hrsg.), ''Ethics of Humanitarian Interventions'', ontos verlag, Heusenstamm 2004, S. 359-380, ISBN 3-937202-58-7, hier S. 367.</ref> bezeichnete die Darstellungen des Kosovo-Konflikts in den deutschen Medien als zumeist einseitig und eindimensional, indem sie den Konflikt bis hin zum Krieg der NATO allein als von der Belgrader Führung verschuldet betrachteten. Das Bild des Kosovo-Konflikts in der deutschen öffentlichen Meinung, in Politik und Wissenschaft werde von der jugoslawischen Unterdrückungspolitik von 1989 an bis zu den Verbrechen an den Kosovo-Albanern nach dem Beginn der NATO-Luftangriffe aus einem Blickwinkel betrachtet, der die Ereignisse als Folgen des serbischen Nationalismus reduziert einordne, nicht aber im Zusammenhang eines Bürgerkriegs bewerte.<ref name="Loquai2000_S11">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg - Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, 183 S., ISBN 3-7890-6681-8, S. 11</ref> Äußerungen wie zum Beispiel solchen von NATO-Generalsekretär Solana („''Dieser Krieg wird um Werte und um die moralische Verfassung jenes Europa geführt, in dem wir im 21. Jahrhundert leben werden''“), General [[Klaus Naumann|Naumann]] (im Kosovo „''wurde einer Idee wegen Krieg geführt, nicht wegen Interessen''“) oder Außenminister Fischer (es kämpfe das „''sogenannte Abendland ... für die Menschenrechte eines muslemischen Volkes''“) hält Loquai entgegen, die deutsche Regierung hätte ihre eigene, reine Interessenpolitik mit der moralisierenden Anwendung des US-amerikanischen Konzepts des „[[Schurkenstaat|Schurkenstaates]]” nur bemäntelt. Statt auf die somit verschleierte eigene Interessenhaltung sei der Blick der Öffentlichkeit auf die enorme Personalisierung der jugoslawischen Politik als einen „Schurken“, den jugoslawischen Präsidenten, gelenkt worden, dessen Handlungsmotive als niedrig und irrational dargestellt wurden, so dass der Weg für eine diplomatische Lösung unnötig verbaut worden sei. Das derart verdeckte Hauptinteresse der neuen deutschen Regierung habe darin bestanden, außenpolitische Zuverlässigkeit und Kontinuität zu demonstrieren. Auch für die USA sei das nationale Interesse Kern ihrer Kosovo-Politik gewesen. Neben wirtschaftlichen Interessen hätte dabei das Prestige der USA als Weltmacht und die Position der von den USA dominierten NATO in der Hierarchie internationaler Organisationen im Vordergrund gestanden.<ref name="Loquai2000_S158-160">Heinz Loquai, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg - Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, 183 S., ISBN 3-7890-6681-8, S. 158-160</ref>
In den Medien wurde der Kosovokrieg nach Ende der Kampfhandlungen erneut heftig diskutiert. In Deutschland spielte dabei die am 8. Februar 2001 gezeigte [[Westdeutscher Rundfunk|WDR]]-Dokumentation ''Es begann mit einer Lüge'' eine prominente Rolle, deren Inhalt darauf abzielte, nachzuweisen, die Begründung, mit den NATO-Luftschlägen „eine [[humanitäre Katastrophe]] im Kosovo verhindern“ zu wollen (Gerhard Schröder, 24. März 1999), beruhe auf Lügen und Manipulationen mit der Absicht zur bewussten Täuschung.<ref>[http://www.ag-friedensforschung.de/themen/NATO-Krieg/ard-sendung.html ''Es begann mit einer Lüge'', Manuskript des Films von Jo Angerer und Mathias Werth]</ref> Dieser Bericht wurde wiederum von der FAZ<ref name="FAZ-2001-03-01">Matthias Rüb: [https://fazarchiv.faz.net/faz-portal/document?uid=FAZ__FD120010301809702 ''Ein Fall von Bulldozer-Journalismus. Was der WDR-Film „Es begann mit einer Lüge“ über das Kosovo verschweigt.''] In: ''FAZ.'' 1. März 2001, S. 51.</ref> und dem Magazin Der Spiegel<ref name="DS-2001-11">Claus Christian Malzahn: [https://www.spiegel.de/politik/schoengeredete-apartheid-a-5c8700ca-0002-0001-0000-000018700449 ''Schöngeredete Apartheid.''] In: ''Der Spiegel.'' 11/2001, S. 157–159.</ref> massiv wegen selektiver Wiedergabe von Zeugenaussagen und „unsauberer“ Recherchemethoden kritisiert. Dieser Kritik schlossen sich [[Rupert Neudeck]] und [[Norbert Blüm]] an, die beide den WDR-Film durch eigene Recherche überprüften.<ref name="FAZ-2002-02-20_55">Michael Hanfeld: [https://fazarchiv.faz.net/faz-portal/document?uid=FAZ__FD1N200202201306833 ''Miloševićs Helfershelfer. Neudeck und Blüm rügen den WDR.''] In: ''FAZ.'' 20. Februar 2002, S. 55.</ref><ref name="FAY-2001-03-13_16">Norbert Blüm: [https://fazarchiv.faz.net/faz-portal/document?uid=FAZ__FD220010313826095 ''Versöhnung braucht Wahrheit.''] In: ''FAZ.'' 13. März 2001, S. 16.</ref> Der WDR-Redakteur [[Mathias Werth]], Mitautor der Dokumentation, erwiderte in einem Interview der „Stattzeitung für Südbaden“ auf die Kritik: „Sie sahen die Arbeit ihrer Korrespondenten vor Ort durch diesen Film diskreditiert. Dafür habe ich Verständnis, denn in dem Film mag mancher eine Kritik daran erkennen, wie über diesen Krieg berichtet worden ist. […] Die Frage ist, was bleibt am Ende an sachlichen Vorwürfen gegen den Film stehen. Und da ist bis heute kein einziger Vorwurf stehen geblieben.“<ref>{{Webarchiv |url=http://www.stattweb.de/baseportal/ArchivDetail%26db%3DArchiv%26Id%3D404 |text=Interview mit dem WDR-Redakteur Mathias Werth |wayback=20170701175900}}, 2001.</ref> Der WDR blieb bei seiner Darstellung.
 
Der Vorwurf der „Kriegslügen“ wurde auch von radikalen Linken wie [[Jürgen Elsässer]] erhoben, die sich mit dem serbischen Nationalismus und seinen Anhängern auf Demonstrationen solidarisierten. Die Solidarität mit Serbien vereinte auch ansonsten feindselige Strömungen in der Linken wie [[Antideutsche]] und [[Antiimperialismus|Antiimperialisten]]. Jürgen Elsässer blieb seiner proserbischen Position auch nach seinem Frontenwechsel zur politischen Rechten treu. Auch [[Peter Handke]] solidarisierte sich mit der serbischen Kriegspolitik, was auf nur wenig Widerspruch bei etablierten Linksliberalen stieß.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Thomas Schmidinger]] |url=https://www.derstandard.de/story/2000103137563/wie-vor-20-jahren-der-kosovo-krieg-die-linken-und |titel=Wie vor 20 Jahren der Kosovo-Krieg die Linken und die Grünen entzweite |titelerg=Der Nato-Einsatz führte zu Grundsatzdiskussionen innerhalb der Parteien: Ist der Krieg legitimiert? |werk=[[Der Standard]] |hrsg= |datum=2019-05-23 |sprache=de |abruf=2024-01-07 }}</ref>
In den Medien wurde der Kosovokrieg nach Ende der Kampfhandlungen erneut heftig diskutiert. In Deutschland spielte dabei die am 8. Februar 2001 gezeigte [[Westdeutscher Rundfunk|WDR]]-Dokumentation ''Es begann mit einer Lüge'' eine prominente Rolle, deren Inhalt darauf abzielte, nachzuweisen, die Begründung, mit den NATO-Luftschlägen „eine [[humanitäre Katastrophe]] im Kosovo verhindern“ zu wollen (Gerhard Schröder, 24. März 1999), beruhe auf Lügen und Manipulationen mit der Absicht zur bewussten Täuschung.<ref>[http://www.ag-friedensforschung.de/themen/NATO-Krieg/ard-sendung.html ''Es begann mit einer Lüge'', Manuskript des Films von Jo Angerer und Mathias Werth]</ref> Dieser Bericht wurde wiederum von der FAZ<ref name="FAZ-2001-03-01">Matthias Rüb: Ein Fall von Bulldozer-Journalismus. Was der WDR-Film "Es begann mit einer Lüge" über das Kosovo verschweigt, in: FAZ vom 1. März 2001, S. 51.</ref> und dem Magazin Der Spiegel<ref name="DS-2001-11">''Schöngeredete Apartheid'' Der Spiegel, 11/2001, S.157-159</ref> massiv wegen selektiver Wiedergabe von Zeugenaussagen und „unsauberer“ Recherchemethoden kritisiert. Dieser Kritik schlossen sich [[Rupert Neudeck]] und [[Norbert Blüm]] an, die beide den WDR-Film durch eigene Recherche überprüften.<ref name="FAZ-2002-02-20_55">Michael Hanfeld: Miloševićs Helfershelfer. Neudeck und Blüm rügen den WDR, in :FAZ vom 20. Februar 2002, S. 55</ref><ref name="FAY-2001-03-13_16">Norbert Blüm: Versöhnung braucht Wahrheit, in: FAZ vom 13. März 2001, S. 16.</ref> Der WDR-Redakteur Mathias Werth, Mitautor der Dokumentation, erwiderte in einem Interview der „Stattzeitung für Südbaden” auf die Kritik: „Sie sahen die Arbeit ihrer Korrespondenten vor Ort durch diesen Film diskreditiert. Dafür habe ich Verständnis, denn in dem Film mag mancher eine Kritik daran erkennen, wie über diesen Krieg berichtet worden ist. […] Die Frage ist, was bleibt am Ende an sachlichen Vorwürfen gegen den Film stehen. Und da ist bis heute kein einziger Vorwurf stehen geblieben.”<ref>[http://www.stattweb.de/baseportal/ArchivDetail&db=Archiv&Id=404 Interview mit dem WDR-Redakteur Mathias Werth], 2001</ref> Der WDR blieb bei seiner Darstellung.
 
==== Kritik des Auschwitz-Vergleichs Joschka Fischers ====
Der Kosovokrieg wurde erneut im Frühjahr 2010 in der Debatte um den [[Krieg in Afghanistan seit 2001|Afghanistan-Einsatz]] der Bundeswehr in die Diskussion eingebracht, da dieser die aktive militärische Präsenz deutscher Soldaten bei NATO-Einsätzen einleitete. Dass im Kosovokrieg Propaganda Mittel der Politik wurde, kritisierte die Journalistin [[Barbara Supp]] im ''Spiegel'' am Beispiel des Fischer'schen Auschwitz-Vergleichs: „''Und dann sprach Joschka Fischer von einem neuen Auschwitz, das der Serbe Milošević plane und das nur durch Krieg zu verhindern sei. Auschwitz - das äußerste Mittel. Der Kosovo-Krieg, obwohl das Völkerrecht dagegen sprach, sei also gerecht und ohne Alternative. Er hieß ‚humanitäre Intervention’. Wer dagegen war, würde Alliierter der serbischen Mörder sein.”'' Sie empfiehlt dagegen eine „''Kultur der Zurückhaltung”''.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,691318,00.html Barbara Supp: ''Die Schmutzige Wahrheit.'' Der Spiegel 17/2010, S. 25]</ref>
Der Kosovokrieg wurde erneut im Frühjahr 2010 in der Debatte um den [[Deutsche Beteiligung am Krieg in Afghanistan|Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr]] in die Diskussion eingebracht, da dieser die aktive militärische Präsenz deutscher Soldaten bei NATO-Einsätzen einleitete. Dass im Kosovokrieg Propaganda zu einem Mittel der Politik wurde, kritisierte die Journalistin [[Barbara Supp]] im ''Spiegel'' am Beispiel des Fischer’schen Auschwitz-Vergleichs: „Und dann sprach Joschka Fischer von einem neuen Auschwitz, das der Serbe Milošević plane und das nur durch Krieg zu verhindern sei. Auschwitz – das äußerste Mittel. Der Kosovo-Krieg, obwohl das Völkerrecht dagegen sprach, sei also gerecht und ohne Alternative. Er hieß ‚humanitäre Intervention’. Wer dagegen war, würde Alliierter der serbischen Mörder sein.“ Sie empfiehlt dagegen eine „Kultur der Zurückhaltung“.<ref>Barbara Supp: [http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,691318,00.html ''Die Schmutzige Wahrheit.''] In: ''Der Spiegel.'' 17/2010, S. 25.</ref>
 
==== Vergleich der medialen Darstellung intellektueller Standpunkte 2010 ====
===Frankreich===
In seiner Dissertation ''Inszenierung eines gerechten Krieges? Intellektuelle, Medien und der „Kosovo-Krieg“'' von 2010 stellt [[Kurt Gritsch]] nach einem Vergleich der feuilletonistischen Darstellungen in führenden Zeitungen zusammenfassend fest: „Der ‚Kosovo-Krieg‘ war&nbsp;[…] aus mehreren Gründen keine ‚humanitäre Intervention“, weil nämlich „die offiziellen Absichten durch Interessenpolitik unterminiert waren,&nbsp;[…] die gewählte Methode des Luftkriegs mehr Leid erzeugte als verhinderte, […]&nbsp;in der Vorbereitung humanitäre Güter ‚vergessen‘ worden waren, […]&nbsp;die finanzielle Ausstattung der UNO-Einrichtungen deutlich zu niedrig war“. Gritsch sieht einen Hauptfaktor der Medienwirkung darin, dass keine Fakten analysiert, sondern alternativlose Meinungen und Wertungen narrativ verbreitet worden seien, die einem Klischee von Gut und Böse und antiserbischen Ressentiments folgten.<ref>Jos Schnurer. Rezension vom 24. Juli 2012 zu: Kurt Gritsch: Inszenierung eines gerechten Krieges? Intellektuelle, Medien und der „Kosovo-Krieg“ 1999. Olms (Hildesheim) 2010, ISBN 978-3-487-14355-2. Reihe: Historische Europa-Studien - Band 3. In: socialnet Rezensionen, {{ISSN|2190-9245}}, http://www.socialnet.de/rezensionen/13691.php, Datum des Abrufs 2. April 2016.</ref>
 
=== Frankreich ===
Die Historikerin [[Anne Morelli]] stellte 2001 in ihrer Monografie "[[Die Prinzipien der Kriegspropaganda]]" detailliert dar, inwiefern Politiker und Medien im Irakkrieg den 10 Prinzipien der Kriegspropaganda folgten, die schon [[Arthur Ponsonby]] anhand der [[Propaganda im Ersten Weltkrieg]] herausgearbeitet hatte.
==== Analyse von Propagandatechniken in den Medien ====
===== Prinzipien der Kriegspropaganda und Manipulationstechniken =====
Der französische Schriftsteller [[Vladimir Volkoff]] arbeitete in seiner Schrift über Desinformation Manipulationstechniken heraus, die er im Kosovokrieg in allen Kriterien realisiert findet.<ref>Vladimir Volkoff: ''Désinformation, flagrant délit.'', Éditions du Rocher, Monaco 1999.</ref>
 
===== Verbreitung von Gerüchten und einseitigen Darstellungen durch die Medien =====
Der französische Schriftsteller [[Vladimir Volkoff]] arbeitete in seiner Schrift über Desinformation Manipulationstechniken heraus, die er im Kosovokrieg in allen Kriterien realisiert findet.<ref>Vladimir Volkoff, ''Désinformation, flagrant délit'', Monaco, Éditions du Rocher, 1999.</ref>.
Die Monatszeitschrift [[Le Monde diplomatique]] publizierte im März 2000 ein kritisches Dossier, in dem besonders die Rolle der Medien bei der Verbreitung von unbegründeten Gerüchten dargestellt wurde.<ref>[[Serge Halimi]], [[Dominique Vidal]] [http://www.monde-diplomatique.fr/2000/03/HALIMI/13425 Médias et désinformation], ''[[Le Monde diplomatique]]'', März 2000 (französisch).</ref> Die westlichen Staaten hätten sich einer diplomatischen Lösung verweigert.<ref>[[Noam Chomsky]]: [http://www.monde-diplomatique.fr/2000/03/CHOMSKY/13426 ''Au Kosovo, il y avait une autre solution.''] In: ''[[Le Monde diplomatique]].'', März 2000 (französisch).</ref>
 
In ihrem Werk „L’opinion, ça se travaille“ (2000), kritisieren [[Serge Halimi]], [[Dominique Vidal]] und [[Henri Maler]] das, was aus ihrer Sicht Propaganda der westlichen Medien zur Förderung einer militärischen Intervention ist. Besonders die Gerüchte über Völkermord und „ethnischer Säuberung“ werden analysiert, wie auch die fast allgemeine Abwesenheit öffentlicher Rechtfertigungen nach Aufdeckung ihrer nach dieser Sichtweise mangelnden Begründung, die wohlwollende Behandlung der Kriegsverbrechen der NATO und die systematische Denunzierung der Kriegsgegner als Unterstützer der serbischen Regierung.
Die Monatszeitschrift [[Le Monde diplomatique]] publizierte im März 2000 ein kritisches Dossier, in dem besonders die Rolle der Medien bei der Verbreitung von unbegründeten Gerüchten dargestellt wurde.<ref>[[Serge Halimi]] et [[Dominique Vidal]] [http://www.monde-diplomatique.fr/2000/03/HALIMI/13425 Médias et désinformation], ''[[Le Monde diplomatique]]'', mars 2000</ref> Die westlichen Staaten hätten sich einer diplomatischen Lösung verweigert.<ref>[[Noam Chomsky]] [http://www.monde-diplomatique.fr/2000/03/CHOMSKY/13426 Au Kosovo, il y avait une autre solution], ''[[Le Monde diplomatique]]'', mars 2000</ref>.
 
==== Vorwurf der Vertuschung von Menschenrechtsverstößen der Geheimdienste ====
In ihrem Werk "L’opinion, ça se travaille" (2000), kritisieren [[Serge Halimi]], [[Dominique Vidal]] und [[Henri Maler]] die Propaganda der westlichen Medien zur Förderung einer militärischen Intervention. Besonders die Gerüchte über Völkermord und ethnischer Säuberung werden analysiert, wie auch die fast allgemeine Abwesenheit öffentlicher Rechtfertigungen nach Aufdeckung ihrer mangelnden Begründung, die wohlwollende Behandlung der Kriegsverbrechen der NATO und die systematische Denunzierung der Kriegsgegner als Unterstützer der serbischen Regierung.
Der ehemaliger Fallschirmjäger der [[Légion étrangère|Fremdenlegion]] und Träger des Ordens der französischen [[Ehrenlegion]] [[Jacques Hogard]], der als befehlshabender Offizier französischer Spezialeinheiten mit der VJ den Einzug seiner Armee in den Kosovo verhandelt hatte, behauptete die Vertuschung von schweren Menschenrechtsverstößen der UÇK nach Abzug der VJ im Essay „L’Europe est Morte à Pristina“ (''Europa wurde in Priština beerdigt'').<ref>T. V. Libertés, Interview mit Jacques Hogard in der Sendung Grand Angle zum Essay „L’Europe est Morte à Pristina“ [https://www.youtube.com/watch?v=obqimqPUqZs Jacques Hogard: „L’Europe est morte à Pristina“: Chronique du Kosovo" (Youtube)]</ref> In einem Interview mit der serbischen Zeitung [[Večernje novosti]] beschuldigte er den amerikanischen, den britischen und den deutschen Geheimdienst, der UÇK direkte Unterstützung gegeben und selbst Angriffe auf Trecks von flüchtenden serbischen Zivilisten zugelassen zu haben.<ref>Žak Ogar: [http://www.novosti.rs/vesti/naslovna/politika/aktuelno.289.html:515397-Zak-Ogar-Evropa-je-pred-mojim-ocima-umrla-u-Pristini ''Evropa je pred mojim očima umrla u Prištini.''] In: ''Vecernje novosti.'' 19. Oktober 2014.</ref>
 
Als Hauptgrund der Intervention des westlichen Militärbündnisses in Jugoslawien nannte er die Zurückdrängung des russischen Einflusses im Balkan, der insbesondere über Serbien erfolgte.
Das Pipeline-Projekt von [[Burgas]] in Bulgarien nach [[Vlora]] in Albanien wurde von [[Michel Collon]] in seinem Buch ''Monopoly - l'Otan à la conquête du monde'' als wichtiges verdecktes Motiv des Konfliktes dargestellt. Auch der Aufbau des [[Camp Bondsteel]] im Kosovo wurde manchmal zur Stützung dieser These herangezogen.
 
Der französische Elitesoldat [[Jacques Hogard]], ehemaliger Fallschirmjäger der [[Légion étrangère]] und Träger des Ordens der [[Ehrenlegion]], der als befehlshabender Offizier französischer Spezialeinheiten mit der VJ den Einzug seiner Armee in den Kosovo verhandelte, schrieb über die Vertuschung von schweren Menschenrechtsverhältnissen der UCK nach Abzug der VJ im Essay "L'Europe est Morte à Pristina" (''Europa wurde in Priština beerdigt'').<ref>TV Libertés, Interview mit Jacques Hogard in der Sendung Grand Angle zum Essay "L'Europe est Morte à Pristina" [http://www.youtube.com/watch?v=obqimqPUqZs Jacques Hogard : "L'Europe est morte à Pristina" : Chronique du Kosovo" (Youtube)]</ref> In einem Interview mit der [[Večernje novosti]] beschuldigte er den amerikanischen-, britischen- und deutschen Geheimdienst, der UCK direkte Unterstützung gegeben und selbst Angriffe auf Trecks von flüchtenden serbischen Zivilisten zugelassen zu haben.<ref>Vecernje novosti, 19. Oktober 2014 [http://www.novosti.rs/vesti/naslovna/politika/aktuelno.289.html:515397-Zak-Ogar-Evropa-je-pred-mojim-ocima-umrla-u-Pristini Žak Ogar: Evropa je pred mojim očima umrla u Prištini]</ref>
Als Hauptgrund der Intervention des Westlichen Militärbündnisses in Jugoslawien nannte er die Zurückdrängung des russischen Einflusses im Balkan, der insbesondere über Serbien erfolgte.
 
=== USA ===
==== Meinungsverschiedenheiten in der Regierung ====
Der Kosovokrieg war in den USA überwiegend unpopulär. Bill Clinton beschwichtigte in seiner Ansprache die amerikanische Bevölkerung mit den Worten: ''„Habe nicht vor, unsere Truppen im Kosovo einen Krieg führen zu lassen.“''<ref name="Buckwalter-Madeleines War">David T. Buckwalter: [http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/navy/pmi/oaf.pdf ''Madeleine's war - Operation allied force''] (PDF; 200&nbsp;kB)</ref> Es gab erhebliche Meinungsverschiedenheiten über die Dringlichkeit der Militäroperation: Die politischen Falken um Außenministerin [[Madeleine Albright]] und ihren Militärberater [[Wesley Clark]] waren für schnelles militärisches Eingreifen, während der Generalstab im Verteidigungsministerium unter [[Henry H. Shelton]] und Sicherheitsberater [[Sandy Berger]] zur Vorsicht mahnten. Noch am 23. März beruhigte Albright die Amerikaner über die mögliche Dauer der Kampfhandlungen: ''„Ich sehe dies nicht als lang andauernde Operation. Ich denke, das ist etwas […] das innerhalb einer kurzen Zeit erreichbar ist. Aber […] ich bin nicht gewillt mich festlegen zu lassen.“''<ref name="Buckwalter-Madeleines War" />
Der Kosovokrieg war in den USA überwiegend unpopulär. Bill Clinton beschwichtigte in seiner Ansprache die amerikanische Bevölkerung mit den Worten: „Habe nicht vor, unsere Truppen im Kosovo einen Krieg führen zu lassen.“<ref name="Buckwalter-Madeleines War">David T. Buckwalter: {{Webarchiv |url=http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/navy/pmi/oaf.pdf |text=''Madeleine’s war – Operation allied force'' |wayback=20120131063732}} (PDF; 200&nbsp;kB)</ref> Es gab erhebliche Meinungsverschiedenheiten über die Dringlichkeit der Militäroperation: Die politischen Falken um Außenministerin [[Madeleine Albright]] und ihren Militärberater [[Wesley Clark]] waren für schnelles militärisches Eingreifen, während der Generalstab im Verteidigungsministerium unter [[Henry H. Shelton]] und Sicherheitsberater [[Sandy Berger]] zur Vorsicht mahnten. Noch am 23. März beruhigte Albright die Amerikaner über die mögliche Dauer der Kampfhandlungen: „Ich sehe dies nicht als lang andauernde Operation. Ich denke, das ist etwas […] das innerhalb einer kurzen Zeit erreichbar ist. Aber […] ich bin nicht gewillt mich festlegen zu lassen.“<ref name="Buckwalter-Madeleines War" />
 
==== „Madeleines Krieg“ ====
Wegen der maßgeblichen Rolle der Außenministerin galt der Kosovokrieg vielen in den USA als ''„Madeleines Krieg“''.<ref>Stanley Meisler, 11. April 1999 [http://www.stanleymeisler.com/news-commentary/madeleineswar.html Madeleine's war]</ref><ref name="Time17051999">Time Magazine, 17. Mai 1999 [http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,990971,00.html Madeleine's war]</ref> Das [[Time Magazine]] schrieb zu dieser Sichtweise: ''„Mehr als jeder andere verkörpert sie die außenpolitische Vision, die die Männer in den Krieg geführt hat. Und sie ist die am meisten Verantwortliche, um die Alliierten und die Administration geschlossen zum Sieg zusammenzuhalten.“''<ref name="Time17051999" /> Der Titel des Time-Magazines vom 10. Mai 1999 zeigte die Außenministerin mit der Schlagzeile ''„Albright at war“''.<ref>CNN, 10. Mai 1999 [http://www.cnn.com/ALLPOLITICS/time/1999/05/10/albright.html Madeleine's war]</ref> Albright äußerte sich zu diesem Vorwurf später: ''„Madeleines Krieg war damals, denke ich, abschätzig gemeint. Und ich bin froh, dass wir beharrlich geblieben sind.“''<ref>Online News hour, 28. Juni 2001 [http://www.pbs.org/newshour/bb/yugoslavia/jan-june01/milosevic_6-28.html Trying Milosevic]</ref> Als Betreiberin des unpopulären Krieges verlor sie in der Clinton-Administration nach Beendigung der Kampfhandlungen, trotz des Sieges gegen Milošević, rapide an politischem Einfluss. Kritiker, darunter ihr ehemaliger Mentor [[Peter F. Krogh]], bezweifelten ihre Fähigkeiten in außenpolitischen Angelegenheiten.<ref name="Buckwalter-Madeleines War" /><ref>Spiegel online, 26. Juli 1999 [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14010875.html Ohne uns läuft nichts]</ref>
Wegen der maßgeblichen Rolle der Außenministerin [[Madeleine Albright]] galt der Kosovokrieg vielen in den USA als „Madeleines Krieg“'.<ref>Stanley Meisler, [http://www.stanleymeisler.com/news-commentary/madeleineswar.html ''Madeleine’s war''], 11. April 1999.</ref><ref name="Time17051999">[https://content.time.com/time/magazine/article/0,9171,990971,00.html ''Madeleine’s war''], Time Magazine, 17. Mai 1999.</ref> Das [[Time Magazine]] schrieb zu dieser Sichtweise: „Mehr als jeder andere verkörpert sie die außenpolitische Vision, die die Männer in den Krieg geführt hat. Und sie ist die am meisten Verantwortliche, um die Alliierten und die Administration geschlossen zum Sieg zusammenzuhalten.“<ref name="Time17051999" /> Der Titel des Time-Magazines vom 10. Mai 1999 zeigte die Außenministerin mit der Schlagzeile „Albright at war“.<ref>CNN, 10. Mai 1999 [http://www.cnn.com/ALLPOLITICS/time/1999/05/10/albright.html Madeleine’s war]</ref> Albright äußerte sich zu diesem Vorwurf später: „Madeleines Krieg war damals, denke ich, abschätzig gemeint. Und ich bin froh, dass wir beharrlich geblieben sind.“<ref>Online News hour, 28. Juni 2001 [https://web.archive.org/web/20131016172251/http://www.pbs.org/newshour/bb/yugoslavia/jan-june01/milosevic_6-28.html Trying Milosevic]</ref>
 
==== Vorwurf des kurzsichtigen Aktionismus ====
In der kritischen Nachbearbeitung der Balkanpolitik der Bush- und der Clinton-Administration nimmt der Kosovokrieg neben dem Bosnienkrieg eine wesentliche Rolle ein. Die Auseinandersetzung ist dabei nach wie vor nicht beendet. Kritiker verweisen auf den dramatischen ökonomischen und gesellschaftlichen Verfall des Westbalkans in der Interventionsperiode<ref>Gordon N. Bardos, Columbia University, Serbian Studies: Journal of the North American Society for Serbian Studies 15(1): 77–102, 2001 [http://www.serbianstudies.org/publications/pdf/Vol15-1_Bardos.pdf Balkan History, Madeleine’s War, and NATO’s Kosovo] (PDF; 136&nbsp;kB)</ref> oder werfen den Politikern und Medienvertretern vor, vor allem kurzsichtige, egoistische Interessen verfolgt zu haben. [[Timothy Garton Ash]] sprach von einer ''„Man-muss-was-unternehmen-Brigade“'' („something-must-be-done brigade“), die die Unruhen auf dem Balkan so lange für ihre Zwecke missbraucht habe, bis ein neuer regionaler Unruheherd in den Fokus rückte.<ref>Timothy Garton Ash, [[New York Review of Books]], Vol, 47, Nr. 14, 21. September 2000 [http://www.nybooks.com/articles/article-preview?article_id=13811 Kosovo: Was It Worth It?]</ref>
In der kritischen Nachbearbeitung der Balkanpolitik der Bush- und der Clinton-Administration nimmt der Kosovokrieg neben dem Bosnienkrieg eine wesentliche Rolle ein. Die Auseinandersetzung ist dabei nach wie vor nicht beendet. Kritiker verweisen auf den dramatischen ökonomischen und gesellschaftlichen Verfall des Westbalkans in der Interventionsperiode<ref>Gordon N. Bardos, Columbia University, Serbian Studies: Journal of the North American Society for Serbian Studies 15(1): 77–102, 2001 {{Webarchiv |url=http://www.serbianstudies.org/publications/pdf/Vol15-1_Bardos.pdf |text=Balkan History, Madeleine’s War, and NATO’s Kosovo |wayback=20120131063739}} (PDF; 136&nbsp;kB)</ref> oder werfen den Politikern und Medienvertretern vor, vor allem kurzsichtige, egoistische Interessen verfolgt zu haben. [[Timothy Garton Ash]] sprach von einer „Man-muss-was-unternehmen-Brigade“ („something-must-be-done brigade“), die die Unruhen auf dem Balkan so lange für ihre Zwecke missbraucht habe, bis ein neuer regionaler Unruheherd in den Fokus rückte.<ref>[[Timothy Garton Ash]]: [https://web.archive.org/web/20100306023948/http://www.nybooks.com/articles/article-preview?article_id=13811 ''Kosovo: Was It Worth It?''] In: ''[[New York Review of Books]]'', Vol, 47, Nr. 14, 21. September 2000</ref>
 
=== Nach dem KriegGroßbritannien == =
Der Journalist [[Phillip Knightley]] analysierte die Mediendarstellung des Jugoslawienkonflikts und arbeitete Propagandatechniken heraus, die auch in anderen Konflikten sichtbar waren.<ref>{{Literatur |Autor=Phillip Knightley |Titel=The First Casualty: The War Correspondent as Hero and Myth-Maker from the Crimea to Iraq |Auflage=3. |Datum=2004 |ISBN=0-8018-8030-0}}</ref> Obwohl 2700 Medienleute die NATO-Truppen begleitet hätten, als sie das Kosovo am Ende des Bombenkrieges betraten, sei die Öffentlichkeit in Unmengen von Bildern ertrunken, die zusammengenommen nichts sagten. Der Journalist John Simpson, der einen Großteil der Berichterstattung für BBC übernahm,<ref name="books-cJB2Kb6RB3QC-157">{{Literatur |Autor=Tony Weymouth |Titel=The Kosovo Crisis |Verlag=Pearson Education |Datum=2001 |ISBN=978-0-273-65158-1 |Seiten=157 |Online={{Google Buch |BuchID=cJB2Kb6RB3QC |Seite=157}}}}</ref> wurde von der Regierung verdächtigt, Strohmann der Serben zu sein, als er von der offiziellen NATO-Version der Darstellung abwich.<ref name="books-BnU1qPRO-34C-70">{{Literatur |Autor=Philip Hammond |Titel=Degraded Capability |Verlag=Pluto Press |Datum=2000 |ISBN=978-0-7453-1631-4 |Seiten=70 |Online={{Google Buch |BuchID=BnU1qPRO-34C}}}}</ref> Nach [[Philip Hammond]]s Darstellung war neben der Gräuelgeschichten („atrocity stories“) die „Nazifizierung“ des serbischen Gegners Hauptmittel der Propaganda, indem Genozid- und Holocaust-Vergleiche und die Gleichsetzung serbischer Politiker mit Nazigrößen vorgenommen wurden.<ref name="books-BnU1qPRO-34C-70" />
Kosovo erklärte sich am 17. Februar 2008 für unabhängig. Etwas mehr als die Hälfte der UN-Staaten [[Internationale Anerkennung des Kosovo|erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo an]].<ref>www.auswaertiges-amt.de: [http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Europa/Erweiterung/Kosovo.html EU-Perspektive für Kosovo]</ref>
Zu den bekannten Problemen des Landes zählten in der Folge Korruption, Bandenkriminalität, Armut und Diskriminierung der Roma. Die Jugendarbeitslosigkeit lag nach Angaben aus dem Jahr 2015 bei 60 Prozent, während Gehälter rund 300 Euro betrugen und das Gesundheitssystem als kaum funktionierend beschrieben wurde.<ref name="zeit">zeit.de 12. Februar 2015: [http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-02/kosovo-asyl-fluechtlinge-sicheres-herkunftsland/komplettansicht Schon jetzt kaum Chancen auf Asyl]</ref>
Die staatlichen Strukturen des Kosovo funktionieren offenbar nur bedingt bzw. mangelhaft (siehe auch [[Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union im Kosovo]] = "EULEX Kosovo").
Das [[Parlamentswahl im Kosovo 2010/2011|2010/2011 gewählte Parlament]] löste sich am 7. Mai 2014 auf; am 8. Juni kam es zu einer [[Parlamentswahl im Kosovo 2014|vorgezogenen Parlamentswahl]].
Die langjährige Regierungspartei [[Demokratische Partei des Kosovo|PDK]] velor ihre Parlamentsmehrheit; die übrigen Fraktionen brachten ein halbes Jahr lang keine Koalition zustande. Am 9. Dezember wurde [[Isa Mustafa]] Präsident.
 
Der Journalist und Blogger Neil Clark interpretierte die Bombardierungen Jugoslawiens aus der Perspektive der wirtschaftlichen Interessen Großbritanniens und der westlichen Welt. In Jugoslawien hatten sich noch 75 % der Industrie im Staatsbesitz befunden, Privatisierungen konnten seit 1997 nur unter Entschädigung der Arbeiter für den Verlust ihres Anteils am Firmenkapital durchgeführt werden. Bei den Bombardierungen hätten staatliche Firmen im Vordergrund gestanden, weit vor militärischen Anlagen. Lediglich 14 Panzer&nbsp;– aber 372 Industrieanlagen&nbsp;– seien getroffen worden, einschließlich der [[Zastava|Automobilfabrik Zastava]], jedoch keine ausländische oder private Firma. Nach der Beseitigung von Slobodan Milošević sei das Privatisierungsgesetz aufgehoben und die finanzpolitische Unabhängigkeit beendet worden.<ref name="theguardian-com_2004-09-21_SAW">''{{Webarchiv |url=http://www.theguardian.com/world/2004/sep/21/kosovo.comment |text=Kosovo - The spoils of another war - Five years after Nato’s attack on Yugoslavia, its administration in Kosovo is pushing through mass privatisation |webciteID=6gMhPUpdg}}'' (englisch), [[The Guardian]], 21. September 2004, von Neil Clark.</ref>
Ein Kommentator der FAZ resümierte im Februar 2015: ''Viele hofften auf einen Neuanfang [...]. Doch Jetzt regieren die alten Gewalten weiter. Gerade die Mittelschicht hatte sich Hoffnungen gemacht, dass die Vetternwirtschaft endet und sie endlich Aufstiegschancen erhält. Diese Träume sind verflogen, weshalb die Desillusionierten auswandern.''<ref>FAZ.net 15. Februar 2015: [http://www.faz.net/-gqg-7zuqe Enttäuschte Kosovaren]</ref>
Im Juni 2014 beantragten 320 Kosovaren in der Bundesrepublik [[Asylrecht (Deutschland)|Asyl]]<ref>[http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2014/09/asylantraege-august-2014.html bund.de]</ref>, im Dezember 1.956 und im Januar 2015 3.630. Tausende weitere konnten noch keinen Asylantrag stellen, weil sich das Prozedere wegen des großen Ansturms verzögert.<ref name="zeit"/>
Die Flüchtlinge kommen über die 'grüne Grenze' zwischen Serbien und Ungarn.<ref>zeit.de 12. Februar 2015: [http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-02/kosovo-flucht-schengen-grenze-ungarn/komplettansicht "Im Kosovo ist es kein Leben mehr"]</ref><ref>FAZ.net: [http://www.faz.net/-gpf-7zr80 Die Mittelschicht flieht]</ref><ref>FAZ.net: [http://www.faz.net/-gpg-7ztma Wohin mit den Kosovo-Flüchtlingen?] (Kommentar)</ref>
 
== Siehe auch ==
Die EU vermittelt (Stand 9. Februar 2015) zwischen den zerstrittenen Nachbarländern Kosovo und Serbien. Dabei geht es um die Integration der serbischen Minderheit in das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo.<ref>spiegel.de: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/kosovo-gewaltsame-proteste-in-pristina-a-1015289.html Unruhen im Kosovo: Polizei und Demonstranten geraten in Pristina aneinander]</ref>
* [[Rede Joschka Fischers zum NATO-Einsatz im Kosovo]]
* [[Geschichte des Kosovo#Der Zerfall Jugoslawiens|Geschichte des Kosovo]]
 
== Literatur ==
* Kai Behrens, Kai,: "''Transatlantische Beziehungen: Europas strategische Emanzipation im Zerrspiegel,".'' inIn: Thomas Meyer, Johanna Eisenberg (HgHrsg.): ''Europäische Identität als Projekt. Wiesbaden:'' VS Verlag, Wiesbaden 2008, S.221-245 221–245.
* Daalder, Ivo H. /Daalder, Michael E. O’Hanlon,: ''Winning Ugly: NATO’s War to Save Kosovo.'' Brookings Institute, Washington, DC: Brookings Institute, 2000.
* Edelbauer, Gisela Edelbauer: [https://web.archive.org/web/20070928215928/http://137.193.200.177/ediss/edelbauer-gisela/inhalt.pdf ''Rechtsgrundlagen der humanitären Intervention unter besonderer Berücksichtigung des Kosovo-Konflikts.''], Diss.(PDF) an der[[Dissertation]]. Universität der Bundeswehr, Neubiberg 2005.
* Forschungsgesellschaft Flucht und Migration, Dietrich, Glöde (Hrsg.): FFM-Heft 7: ''Kosovo. Der Krieg gegen die Flüchtlinge.'' (= FFM-Heft 7), ISBN 3-922611-79-6.
* Kurt Gritsch: ''Krieg um Kosovo. Geschichte, Hintergründe, Folgen''. innsbruck university press, Innsbruck 2016, ISBN 978-3-902936-83-7
* König, Jan C. L.: ''Wir sind im Krieg: Rhetorische Diskursanalyse der Fernsehansprache Gerhard Schröders vom 24. März 1999''. In: Jan C. L. König: ''Über die Wirkungsmacht der Rede. Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag.'' Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht unipress 2011, ISBN 3-89971-862-3, S. 298–321
* Matthias Z. Karádi, Dieter S. Lutz: ''Der Preis der Krieges ist seine Legitimität. Zu den Kosten und Folgekosten des Kosovo-Krieges''. In: ''Vierteljahresschrift für Sicherheit und Frieden'' (S+F), Nr. 3/1999, S. 152–160.
* Loquai, Heinz, ''Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999'', Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8
* Jan C. L. König: ''Wir sind im Krieg: Rhetorische Diskursanalyse der Fernsehansprache Gerhard Schröders vom 24. März 1999.'' In: Jan C. L. König: ''Über die Wirkungsmacht der Rede. Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag.'' Vandenhoeck & Ruprecht unipress, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-862-1, S. 298–321.
* Mertus, Julie A., ''Kosovo: How Myths and Truths Started a War'', Berkeley: University of California Press, 1999.
* [[Hans-Peter Kriemann]]: ''Der Kosovokrieg 1999''. Reclam, Ditzingen 2019, ISBN 978-3-15-011212-0.
* Minear, Larry / van Baarda, Ted / Sommers, Marc, ''NATO and Humanitarian Action in the Kosovo Crisis''. Providence: Brown University, 2000.
* Hans-Peter Kriemann: ''Hineingerutscht? Deutschland und der Kosovo-Krieg'', Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2021 (Schriftenreihe ''Bundeswehr im Einsatz'' Band 2), ISBN 978-3-525-31135-6.
* Olschewski, Malte, ''Der Krieg um den Kosovo. Serbiens neue Schlacht am Amselfeld.'' Nidda-Verlag, 1999, ISBN 3-9806814-1-6
* Heinz Loquai: ''Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999.'' Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8.
* Papasotiriou, Harry. 2002. “The Kosovo War: Kosovar Insurrection, Serbian Retribution and NATO Intervention.” ''The Journal of Strategic Studies'' 25(1):39-62
* Dieter S. Lutz: ''Kosovo-Krieg – aufgedeckte Propagandalügen'' In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 15. Dezember 2000, S. 47
* Erich Rathfelder: ''Kosovo. Geschichte eines Konflikts'', Suhrkamp Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-12574-8
* Dieter S. Lutz: ''„Dirty Secrets“ oder: War der Kosovo-Krieg wirklich unabwendbar?'' In: ''Vierteljahresschrift für Sicherheit und Frieden'' (S F), Nr. 3/1999, S. 143–145.
* Reuter, Jens / Clewing, Konrad, ''Der Kosovo-Konflikt.'' Klagenfurt 2000, ISBN 3-85129-329-0
* Dieter S. Lutz (Hrsg.): '' Der Krieg im Kosovo und das Versagen der Politik Beiträge aus dem IFSH''. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 978-3-7890-6698-6
* Schütz, Cathrin, ''Die NATO-Intervention in Jugoslawien. Hintergründe, Nebenwirkungen und Folgen.'' WILHELM BRAUMÜLLER Universitäts- und Verlagsbuchhandlung, 2003, ISBN 3-7003-1440-X
* Julie A. Mertus: ''Kosovo: How Myths and Truths Started a War.'' University of California Press, Berkeley 1999.
* Smith, Martin und Latawski, Paul: ''[http://www.oapen.org/search?identifier=341388 The Kosovo Crisis: The Evolution of Post Cold War European Security]''. Manchester University Press, Manchester 2003, ISBN 9780719059797.
* Larry Minear, Ted van Baarda, Marc Sommers: ''NATO and Humanitarian Action in the Kosovo Crisis''. Brown University, Providence 2000.
* {{cite journal | author=Daniel H. Joyner | title=The Kosovo Intervention: Legal Analysis and a More Persuasive Paradigm | journal=European Journal of International Law | year=2002 | volume=13 | issue=3 | pages=597-619 | url=http://www.ejil.org/issue.php?issue=31}}
* Alexander Neu: ''Die Jugoslawien-Kriegsberichterstattung der Times und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung''. Nomos, 2004, ISBN 978-3-8329-0797-6<ref>Florian Weber, Rezension zu: Alexander S. Neu: Die Jugoslawien-Kriegsberichterstattung der Times und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Baden-Baden: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, [http://pw-portal.de/rezension/22657-die-jugoslawien-kriegsberichterstattung-der-times-und-der-frankfurter-allgemeinen-zeitung_25853 pw-portal.de] veröffentlicht am 1. Januar 2006.</ref>
* Malte Olschewski: ''Der Krieg um den Kosovo. Serbiens neue Schlacht am Amselfeld.'' Nidda-Verlag, 1999, ISBN 3-9806814-1-6.
* Harry Papasotiriou: ''The Kosovo War: Kosovar Insurrection, Serbian Retribution and NATO Intervention.'' In: ''The Journal of Strategic Studies.'' 25(1), 2002, S. 39–62.
* Erich Rathfelder: ''Kosovo. Geschichte eines Konflikts.'' Suhrkamp Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-12574-8.
* Jens Reuter, Konrad Clewing: ''Der Kosovo-Konflikt.'' Klagenfurt 2000, ISBN 3-85129-329-0.
* Cathrin Schütz: ''Die NATO-Intervention in Jugoslawien. Hintergründe, Nebenwirkungen und Folgen.'' Wilhelm Braumüller Universitäts- und Verlagsbuchhandlung, 2003, ISBN 3-7003-1440-X.
* Martin Smith, Paul Latawski: [http://www.oapen.org/search?identifier=341388 ''The Kosovo Crisis: The Evolution of Post Cold War European Security''.] Manchester University Press, Manchester 2003, ISBN 0-7190-5979-8.
* {{Literatur
|Autor=Daniel H. Joyner
|Titel=The Kosovo Intervention: Legal Analysis and a More Persuasive Paradigm
|Sammelwerk=European Journal of International Law
|Band=13
|Nummer=3
|Datum=2002
|Seiten=597–619
|Online=[http://www.ejil.org/issue.php?issue=31 ejil.org]}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Kosovo War|Kosovokrieg}}
* [https://web.archive.org/web/20111204111154/http://www.un.org/Depts/german/sr/sr_98/sr98.pdf Resolutionen und Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates für 1998] (PDF-Datei; 1,46 5&nbsp;MB)
* [http://peacemaker.un.org/kosovo-rambouilletagreement99 Text des Rambouillet-Abkommens vom 23. Februar 1999] (mehrsprachig)
* {{Webarchiv |url=http://jurist.law.pitt.edu/academic.htm |text=The Law Professors’ Network: Kosovo & Yugoslavia: Law In Crisis (Linksammlung) |wayback=20140409074128}}
* Kristian Zitzlaff/Christian Schmidt: [http://www.friwe.at/jugoslawien/krieg/tageb/tage.htm Chronologischer Leitfaden zum Kosovo-Konflikt]
* {{Webarchiv |url=http://balkan-archive.org.yu/kosovo_crisis/destruction/ |text=Linksammlung über „NATO-Massaker“ (sic) – aber nichts zu Srebrenica |wayback=20080821203219}}
* {{Webarchiv | url=http://jurist.law.pitt.edu/academic.htm | wayback=20140409074128 | text=The Law Professors' Network: KOSOVO & YUGOSLAVIA: LAW IN CRISIS (Linksammlung) }}
* {{Webarchiv | url=http://balkan-archive.org.yu/kosovo_crisis/destruction/ | wayback=20080821203219 |text=Linksammlung über "NATO-Massaker" (sic) - aber nichts zu Srebrenica}}
 
== Siehe auch ==
* [[Geschichte des Kosovo#Der Zerfall Jugoslawiens|Geschichte des Kosovo]]
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4547508-8}}
 
[[Kategorie:Konflikt 1999]]
[[Kategorie:Kosovokrieg| ]]
[[Kategorie:Krieg (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Krieg (Europa)]]
[[Kategorie:Krieg (Vereinigtes Königreich)]]
[[Kategorie:Krieg (Frankreich)]]
[[Kategorie:Krieg (Dänemark)]]
[[Kategorie:Krieg in der niederländischen Geschichte]]
[[Kategorie:Krieg (Spanien)]]
[[Kategorie:Krieg (Portugal)]]
[[Kategorie:Krieg der Vereinigten Staaten]]
[[Kategorie:Konflikt 1998]]
[[Kategorie:Konflikt 1999]]