„Weihnachtskämpfe“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1971-038-54, Revolution in Berlin, MG-Posten vor dem Schloss.jpg|mini|[[Maschinengewehr]]posten der [[Volksmarinedivision]] am [[Neptunbrunnen (Berlin)|Neptunsbrunnen]] beim [[Berliner Schloss]], Dezember 1918]]
Die '''Weihnachtskämpfe''' (teilweise auch '''Weihnachtsaufstand''' oder '''Weihnachtsunruhen''' genannt) waren militärische Auseinandersetzungen in [[Berlin]] während der [[Novemberrevolution]] zwischen der [[Volksmarinedivision]] und regulären Truppen, die am 24. Dezember 1918 ihren Höhepunkt erreichten. Die Auseinandersetzungen entzündeten sich an nicht ausgezahlter [[Sold|Löhnung]] und an [[Diebstahl (Deutschland)|Diebstählen]] der im [[Berliner Stadtschloss]] und im [[Neuer Marstall|Neuen Marstall]] einquartierten Matrosen. Sie bildeten den äußeren Anlass zum Zerbrechen der Koalition der beiden sozialdemokratischen Parteien [[Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands|MSPD]] und [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] im [[Rat der Volksbeauftragten]].
 
Die '''Weihnachtskämpfe''' (teilweise auch '''Weihnachtsaufstand''' oder '''Weihnachtsunruhen''' genannt) waren militärische Auseinandersetzungen in [[Berlin]] während der [[Novemberrevolution]] zwischen der [[Volksmarinedivision]] und regulären Truppen, die am 24. Dezember 1918 ihren Höhepunkt erreichten. Die Auseinandersetzungen entzündeten sich an nicht ausgezahlter [[Sold|Löhnung]] und an angeblichen [[Diebstahl (Deutschland)|Diebstählen]] der im [[Berliner Stadtschloss]] und im [[Neuer Marstall|Neuen Marstall]] einquartierten Matrosen. Sie bildeten den äußeren Anlass zum Zerbrechen der Koalition der beiden sozialdemokratischen Parteien [[Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands|MSPD]] und [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] im [[Rat der Volksbeauftragten]].
 
== Vorgeschichte ==
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== Besetzung der Reichskanzlei ==
Daraufhin marschierte die Volksmarinedivision am 23. Dezember zur Stadtkommandantur ([[Unter den Linden]] 1), um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Außerdem setzte eine Abteilung Matrosen, die eigentlich die [[Reichskanzlei]] bewachen sollte, die Regierung fest und brachte die Telefonzentrale unter ihre Kontrolle. Während der Verhandlungen in der Stadtkommandantur kam es vor dem Gebäude zu einem FeuerwechselSchusswechsel zwischen Angehörigen der Volksmarinedivision und der republikanischen Soldatenwehr. Dabei wurden zweiein MatrosenMatrose getötet, einer verletzt. Die Schüsse waren bis in die [[Staatsoper Unter den Linden]] zu hören, wo gerade eine Aufführung stattfand. Das Publikum floh, die Musiker spielten weiter. In der Folge nahm die Volksmarinedivision Wels gefangen und brachte ihn als [[Geisel]] in den Marstall, wo er misshandelt wurde. Er war den Matrosen der Division verhasst, weil sie ihn für den Verantwortlichen einer Schießerei hielten, zu der es am 6. Dezember an der Ecke [[Chausseestraße]]/[[Invalidenstraße (Berlin)|Invalidenstraße]] gekommen war.<ref>[[Mark Jones (Historiker)|Mark Jones]]: ''Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik''. Propyläen Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-549-07487-9, S. 117 ff.</ref> Ebert setzte zunächst auf eine Verhandlungslösung und versuchte noch am 23. Dezember ein Blutvergießen zwischen den meuternden Matrosen und den zum Schutz der Regierung anrückenden regulären Truppen unter General [[Arnold Lequis]] zu vermeiden.
 
Als er hörte, dass Wels in Lebensgefahr schwebe, sah Ebert keine andere Möglichkeit mehr und wandte sich am 24. Dezember über eine von den Matrosen nicht kontrollierte Telefonleitung an das preußische Kriegsministerium und bat um militärische Hilfe. Nach Darstellung des Historikers [[Ulrich Kluge]] verzichtete er auf die Unterstützung von 3.000 loyalen Soldaten, die der Potsdamer Arbeiter- und Soldatenrat zur Verfügung stellen wollte – möglicherweise, um durch nachgewiesene Schutzlosigkeit den Einsatz regulärer Truppen rechtfertigen zu können.<ref>Ulrich Kluge: ''Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/19''. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1975, S. 263</ref> Nach Walter Mühlhausens Ebert-Biographie bat er die bewaffneten Revolutionäre, die in und um Berlin sehr zahlreich waren, um Unterstützung; es hätten sich aber gerade einmal achtzig Mann eingefunden.<ref>Walter Mühlhausen: ''Friedrich Ebert 1871–1925. Reichspräsident der Weimarer Republik''. J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2006, S. 143.</ref> Generalquartiermeister Groener hatte Ebert bereits am Vortag von Kassel aus telefonisch zu einem entschiedenen Vorgehen gegen die Volksmarinedivision geraten und ließ sich seinerseits von ihm zu einem militärischen Vorgehen ermächtigen. Er hatte zugesagt, der Regierung vier Divisionen zur Verfügung stellen zu können, doch in der allgemeinen Auflösung des Heeres bekam er nur 1.800 Mann zusammen.<ref>[[Hans-Ulrich Wehler]]: ''Deutsche Gesellschaftsgeschichte''. Band 4: ''Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949''. C.H. Beck Verlag, München 2003, S. 217.</ref>
 
== Kämpfe um das Stadtschloss ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1976-067-30A, Revolution in Berlin, Soldaten im Kampf.jpg|mini|Weihnachtskämpfe im Pfeilersaal des Berliner Schlosses]]
[[Datei:Enemy Activities - German Revolution Continued - Revolutionary outbreaks in Berlin. The Imperial stables in Berlin set to blaze by the Revolutionists - NARA - 31478559 (cropped).jpg|mini|hochkant|Artillerie-Volltreffer im Marstall]]
Die drei mehrheitssozialdemokratischen Volksbeauftragten Ebert, [[Philipp Scheidemann]] und [[Otto Landsberg]] wiesen den preußischen Kriegsminister Schëuch am 24. Dezember an, „das Erforderliche zu veranlassen, um Wels zu befreien“. Irgendwelche Beschränkungen waren mit dieser Anweisung, die zudem ohne Rücksprache mit dem Koalitionspartner erfolgt war, nicht verbunden: Wie Ulrich Kluge schreibt, eine „Blankovollmacht“.<ref>Ulrich Kluge: ''Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/19''. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1975, S. 264</ref> General Lequis erteilte den Befehl, mit 1200 Mann Infanterie, zahlreichen [[Maschinengewehr]]en und viereinhalb [[Batterie (Militär)|Feldbatterien]] Schloss und Marstall zu erobern. Die Beschießung begann am Heiligabend 1918 gegen acht Uhr morgens und hätte den dort gefangenen Stadtkommandanten leicht das Leben kosten können.<ref name="Heinrich August Winkler 1933">Heinrich August Winkler: ''Weimar 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie'', Beck, München 1993, S. 54</ref> Auf dessen Rettung scheint es Lequis nicht mehr angekommen zu sein, er wollte vielmehr gegen die verhassten Revolutionäre vorgehen.<ref name="Ulrich Kluge 1975" /> Den zahlenmäßig unterlegenen Soldaten, die noch der OHL gehorchten, gelang es, das Schloss zu stürmen, und einige Zeit später war die Volksmarinedivision auch zur Übergabe des Marstalls bereit. Die Matrosen bekamen allerdings in einer Feuerpause Unterstützung durch die Sicherheitswehr, die dem Polizeipräsidenten [[Emil Eichhorn (Politiker)|Emil Eichhorn]] (USPD) unterstand. Hinzu kamen die „Rote Soldatenwehr“ und bewaffnete Arbeiter, die die Absperrungen durchbrachen, die regierungstreuen Soldaten in Diskussionen verwickelten, deren Offiziere misshandelten und Unruhe stifteten.<ref>[[Henning Köhler (Historiker)|Henning Köhler]]: ''Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte''. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S. 148.</ref> Die regierungstreuen Einheiten hatten unter erheblichem Schwund zu leiden, auch weil ihnen klar war, dass ihr Angriff das Leben der Matrosen in Schloss und Marstall gefährdete.<ref name="ReferenceAKluge 265">Ulrich Kluge: ''Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/19''. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1975, S. 265.</ref> Sie räumten das Schloss wieder, und Ebert gab den Befehl zur Einstellung der Kämpfe. Insgesamt wurden 56 Soldaten der Regierungstruppen und elf Matrosen, daneben aber auch Zivilisten, getötet.<ref> {{DHM-HdG |Kapitel=weimarer-republik/revolution/weihnachtskaempfe |Autor=Arnulf Scriba |Titel=Weihnachtskämpfe 1918}}</ref>
</ref>
 
In Zeitungsinterviews erklärten Lequis und Generalleutnant Heinrich von Hofmann die Niederlage ihrer Truppe damit, dass große Gruppen von Zivilisten zur Unterstützung der Volksmarinedivision aufgetaucht seien, darunter viele Frauen und Kinder, auf die man nicht habe schießen wollen. Der irische Historiker [[Mark Jones (Historiker)|Mark Jones]] bezweifelt, dass dies die einzige Ursache gewesen sei. Zwar habe die Anwesenheit von Zivilisten – Schaulustige, Unterstützer der Matrosen, aber auch deren Gegner – eine Rolle gespielt; mindestens ebenso wichtig sei aber die unzureichende Planung der Erstürmung des Schlosses gewesen, die geringe Zahl der eingesetzten Soldaten und deren unzureichende Taktik, die eher auf eine Machtdemonstration abgezielt habe als auf eine militärische Auseinandersetzung.<ref>Mark Jones: ''Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik''. Propyläen Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-549-07487-9, S. 123 f.</ref>
 
== Folgen ==
DieNun Weihnachtskämpfemusste endeten mit einer militärischen Niederlage des Generalkommandos und einer politischen Niederlage derdie Regierung. Nun musste sie mit den meuternden Matrosen neu verhandeln. Um die Räumung der besetzten Gebäude und die Freilassung von Wels zu erreichen, sagte der Rat zu, dass die ausstehende Löhnung ausbezahlt und die Volksmarinedivision in ihrer bisherigen Stärke in die republikanische Soldatenwehr eingegliedert würde. Zudem musste er der Entlassung von Wels als Stadtkommandant zustimmen.<ref name="Heinrich August Winkler 1933" />
Durch das buchstäbliche „Verschwinden“ der regulären regierungstreuen Soldaten zu Weihnachten 1918 hatte der Rat der Volksbeauftragten nun keine einzige einsatzfähige Armeeeinheit zu seiner Verfügung.<ref>Hans-Ulrich Wehler: ''Deutsche Gesellschaftsgeschichte''. Band 4: ''Vom Beginn des ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949''. C.H. Beck Verlag, München 2003, S. 217.</ref> Wären die Soldaten der Volksmarinedivision [[Spartakusbund|Spartakisten]] gewesen, hätten sie leicht die Macht an sich reißen können. Es ging ihnen aber nur um die ausstehende Löhnung.<ref>[[Sönke Neitzel]]: ''Weltkrieg und Revolution. 1914–1918/19''. be.bra-Verlag, Berlin 2008, S. 160 f.</ref> Als Angehörige des Spartakusbundes am folgenden Tag die Reichskanzlei besetzen wollten, wurden sie von einem großen Demonstrationszug aus Mehrheitssozialdemokraten daran gehindert, den Otto Wels organisiert hatte.<ref>Hagen Schulze: ''Weimar. Deutschland 1917–1933'' (=''Die Deutschen und ihre Nation'', Band 4), Siedler, Berlin 1994, S. 178.</ref>
 
Durch das buchstäbliche „Verschwinden“ der regulären regierungstreuen Soldaten zu Weihnachten 1918 hatte der Rat der Volksbeauftragten nun keine einzige einsatzfähige Armeeeinheit zu seiner Verfügung.<ref>Hans-Ulrich Wehler: ''Deutsche Gesellschaftsgeschichte''. Band 4: ''Vom Beginn des ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949''. C.H. Beck Verlag, München 2003, S. 217.</ref> Wären die Soldaten der Volksmarinedivision [[Spartakusbund|Spartakisten]] gewesen, hätten sie leicht die Macht an sich reißen können. Es ging ihnen aber nur um die ausstehende Löhnung.<ref>[[Sönke Neitzel]]: ''Weltkrieg und Revolution. 1914–1918/19''. be.bra-Verlag, Berlin 2008, S. 160 f.</ref> Als Angehörige des Spartakusbundes am folgenden Tag die Reichskanzlei besetzen wollten, wurden sie von einem großen Demonstrationszug aus Mehrheitssozialdemokraten daran gehindert, den Otto Wels organisiert hatte.<ref>Hagen Schulze: ''Weimar. Deutschland 1917–1933'' (=''Die Deutschen und ihre Nation'', Band 4), Siedler, Berlin 1994, S. 178.</ref>
Die Weihnachtskämpfe endeten mit einer militärischen Niederlage des Generalkommandos und einer politischen Niederlage der Regierung. Nun musste sie mit den meuternden Matrosen neu verhandeln. Um die Räumung der besetzten Gebäude und die Freilassung von Wels zu erreichen, sagte der Rat zu, dass die ausstehende Löhnung ausbezahlt und die Volksmarinedivision in ihrer bisherigen Stärke in die republikanische Soldatenwehr eingegliedert würde. Zudem musste er der Entlassung von Wels als Stadtkommandant zustimmen.<ref name="Heinrich August Winkler 1933" />
 
Die Spartakisten beantworteten den Einsatz militärischer Gewalt gegen die Volksmarinedivision mit Rachefantasien gegen die MSPD-Führung: Am 25. Dezember versuchten einige von ihnen die schutzlose Reichsregierung gefangenzunehmen, was der USPD-Politiker [[Ernst Däumig]] mit einem Hinweis auf das [[Weihnachten|Weihnachtsfest]] verhindern konnte: An diesem Tag die Regierung zu stürzen und womöglich Blut zu vergießen, würde das deutsche Volk nicht verstehen.<ref>Hagen Schulze: ''Weimar. Deutschland 1917–1933'' (=''Die Deutschen und ihre Nation'', Band 4), Siedler, Berlin 1994, S. 178.</ref> Auf dem Gründungsparteitag der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], der vom 30. Dezember 1918 bis zum 1. Januar 1919 tagte, bekannte [[Max Levien]], er werde als Erster Bravo rufen, „wenn ein Revolutionstribunal Scheidemann und Ebert zum [[Erhängen|Aufknüpfen]] verurteilt“.<ref>[[Benjamin Ziemann]]: ''Gewalt in der deutsche Revolution 1918–1919''. In: [[Martin Sabrow]] (Hrsg.): ''Gewalt gegen Weimar. Zerreißproben der frühen Republik 1918–1923'', ISBN 978-3-8353-5493-7, S. 43–62, hier S. 50.</ref> Wenige Tage später schrieb Liebknecht in einem Zeitungsartikel: {{Zitat|Die Verbrecher Ebert und Scheidemann müssen beseitigt werden […] Das Blut der Gefallenen vom 24. Dezember […] muss durch Gewalt gesühnt werden.|ref=<ref>[[Detlef Lehnert]]: ''Propaganda des Bürgerkriegs? Politische Feindbilder in der Novemberrevolution als mentale Destabilisierung der Weimarer Demokratie''. In: derselbe, [[Klaus Megerle]] (Hrsg.): ''Politische Teilkulturen zwischen Integration und Polarisierung. Zur politischen Kultur in der Weimarer Republik''. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 978-3-322-94187-9, S. 61–101, hier S. 83.</ref>}}
Obwohl die mehrheitssozialdemokratischen Mitglieder der Regierung sich in einer Notsituation befunden hatten und die Volksmarinedivision eigenmächtig gehandelt hatte, waren die Ereignisse für viele Arbeiter und Soldaten in Berlin ein Beweis, dass die MSPD sich mit [[Konterrevolution|gegenrevolutionären]] Kräften verbündet hätte. Die öffentliche Bestattung der getöteten Matrosen wurde zu einer Massendemonstration. Auf mitgeführten Plakaten war zu lesen: „Des Matrosenmordes klagen wir an Ebert, Landsberg und Scheidemann.“
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1977-074-08, Volksbeauftragte Landsberg, Scheidemann, Noske, Ebert, Wissell.jpg|mini|Der Rat der Volksbeauftragten nach dem Ausscheiden der USPD: Landsberg, Scheidemann, Noske, Ebert, [[Rudolf Wissell]].]]
 
NachAls LageEbert derdas Dinge war die BitteMilitär um Hilfe durchgebeten Mitgliederhatte, deshatte Rateser deres Volksbeauftragtennach anEinschätzung dasdes MilitärHistorikers ohne[[Ulrich Alternativen.Kluge]] Allerdings versäumte Ebertversäumt, die Aktion mit dem zuständigen preußischen Kriegsminister abzustimmen. Dadurch begabhabe sich die Regierung völlig in die Hand der Militärs begeben. Der Ebert-Groener-Pakt vom November 1918 wurde sosei gefestigt, nach Ansicht Ulrich Kluges wurde das politische Bündnis zwischen Mehrheitssozialdemokratie und Militärs während der Weihnachtskämpfe überhaupt erst geschlossen worden.<ref name="ReferenceA"Kluge 265"/> In einer gemeinsamen Sitzung des Rates der Volksbeauftragten und des [[Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik|Zentralrats der sozialistischen Republik]] kam es zu einer mehrstündigen Debatte, in der die USPD die Blankovollmacht für die Truppen und die Beschießung des Marstalls kritisierte. Der von der MSPD beherrschte Zentralrat billigte das Vorgehen der Volksbeauftragten Ebert, Landsberg und Scheidemann. Die Frage, ob die USPD-Volksbeauftragten bereit seien, für Ruhe notfalls auch gegen die Spartakusgruppe mit Unterstützung des Militärs vorzugehen, beantwortete Hugo Haase ausweichend. Die Position des Zentralrates war für die USPD der letzte Anstoß, um aus dem Rat der Volksbeauftragten auszutreten. Diese Entscheidung wurde in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember 1918 bekanntgegeben.
 
Mark Jones sieht als wichtige Folge der Weihnachtskämpfe eine weit verbreitete Panik vor Karl Liebknecht und den Spartakisten. Diese hatten am 25. Dezember zu einer Demonstration auf der [[Siegesallee]] im Berliner Tiergarten aufgerufen, zu der nach Angaben der Zeitung ''Die Republik'' nur 3000 bis 4500 Menschen gekommen waren. Gleichwohl verbreitete sich der Eindruck, Liebknecht hätte bereits die Macht übernommen oder ein [[Bürgerkrieg]] stünde unmittelbar bevor. [[Friedrich Stampfer]], der Chefredakteur des ''[[Vorwärts (Deutschland)|Vorwärts]]'', schrieb, nun stehe Deutschland vor der Wahl zwischen Volksherrschaft und Verbrecherherrschaft: Die Matrosen im Schloss würden „in der Aufrichtung einer asiatischen Hunger- und Schreckensherrschaft [[Oktoberrevolution|wie in Russland]] ihr Ziel erblicken.“ Gefährlicher als diese „Wirrköpfe“ seien die „Mitläufer“, die ihren Parolen besinnungslos folgen würden: „Wir müssen zu unserem Volk stehen und es davor schützen, dass es unter die Gewaltherrschaft einer verbrecherischen Minderheit gerät“.<ref>Mark Jones: ''Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik''. Propyläen Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-549-07487-9, S. 123 f.</ref>
 
Eine weitere Folge war, dass [[Gustav Noske]] als neuer Volksbeauftragter für Heer und [[Kaiserliche Marine|Marine]] nach der Niederlage der regulären Truppen verstärkt auf die Förderung von [[Freikorps]] setzte.
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Außenpolitisch bewirkten die Weihnachtskämpfe eine Verzögerung des Zusammentritts der [[Pariser Friedenskonferenz 1919]], denn, wie die ''[[New York Times]]'' schrieb, war es angesichts der chaotischen Ereignisse nicht absehbar, wann eine deutsche Regierung zusammentreten würde, die genügend Autorität und Durchsetzungsvermögen hätte, um einen Friedensvertrag abzuschließen.<ref>Marcus M. Payk: ''Frieden durch Recht? Der Aufstieg des modernen Völkerrechts und der Friedensschluss nach dem Ersten Weltkrieg.'' Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2018, ISBN 978-3-11-057845-4, S. 188 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref>
 
== Bewertung ==
Obwohl die mehrheitssozialdemokratischen Mitglieder der Regierung sich in einer Notsituation befunden hatten und die Volksmarinedivision eigenmächtig gehandelt hatte, waren die Ereignisse für viele Arbeiter und Soldaten in Berlin ein Beweis, dass die MSPD sich mit [[Konterrevolution|gegenrevolutionären]] Kräften verbündet hätte. Die öffentliche Bestattung der getöteten Matrosen wurde zu einer Massendemonstration. Auf mitgeführten Plakaten war zu lesen: „Des Matrosenmordes klagen wir an: Ebert, Landsberg und Scheidemann.“<ref>[[Arthur Rosenberg]]: ''Geschichte der deutschen Republik.'' Verlagsanstalt Graphia, Karlsbad 1935, S. 55</ref> Der Publizist [[Sebastian Haffner]] bewertet das Ergebnis der Weihnachtskämpfe als „entscheidende politische Niederlage“ der Novemberrevolution: {{Zitat|Alle politischen Kräfte, die die Revolution wirklich gewollt oder wenigstens mit ihr sympathisiert hatten, standen wieder draußen. Nicht ohne eigene Schuld: Sie hatten ihre Stunde versäumt und ihre Chance nicht wahrgenommen. Sie hatten sich ausmanövrieren lassen – oder sich selbst ausmanövriert.|ref=<ref>Sebastian Haffner: ''[[Der Verrat|Die verratene Revolution – Deutschland 1918/19]].'' Scherz, Bern/München/Wien 1969, S. 137.</ref>}}
In ähnlicher Weise schreibt auch Heinrich August Winkler von einer militärischen Niederlage des Generalkommandos und einer politischen Niederlage der Regierung.<ref name="Heinrich August Winkler 1933"/> Der irische Historiker Mark Jones sieht in der Tatsache, dass die Volksbeauftragten der MSPD auf das Generalkommando Lequis zurückgriffen, den „Gründungsakt für den Einsatz antirevolutionärer Gewalt“.<ref>Mark Jones: ''Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik''. Propyläen Verlag, Berlin 2017, S. 147.</ref> Dem widerspricht der deutsche Historiker [[Benjamin Ziemann]]: Die überwältigende Mehrheit, die Ebert und die anderen Volksbeauftragten auf dem Reichsrätekongress wenige Tage vor Ausbruch der Kämpfe erhalten hatte, belege deren [[Legitimität]]. Selbst innerhalb der USPD habe sich nur der radikal linke Flügel gegen die parlamentarische Demokratie ausgesprochen. Insofern sei die antirevolutionäre Gewalt nicht von der MSPD, sondern von den meuternden Matrosen ausgegangen.<ref>Benjamin Ziemann: ''Gewalt in der deutsche Revolution 1918–1919''. In: [[Michael Sabrow]] (Hrsg.): ''Gewalt gegen Weimar. Zerreißproben der frühen Republik 1918–1923'', ISBN 978-3-8353-5493-7, S. 43–62, hier S. 48 f.</ref>
 
== Literatur ==
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[[Kategorie:Novemberrevolution]]
[[Kategorie:Bewaffneter Konflikt]]
[[Kategorie:Ereignis in der Weimarer Republik]]