„Fürstengrab des Arpvar“ – Versionsunterschied
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Das '''Fürstengrab des Arpvar''' ist
== Gellep-Stratum / Gelduba ==
[[Datei:Altfränkische Sprache 600-700.png|mini|hochkant=1.45|Näherung des altfränkischen Sprachraums der [[Spätantike]], ohne kleinere Sprachinseln in [[Gallia Belgica]].<ref>Karte in Anlehnung an: P.A. Kerkhof: Language, law and loanwords in early medieval Gaul: language contact and studies in Gallo-Romance phonology, Leiden, 2018, S. 24 und H. Ryckeboer: Het Nederlands in Noord-Frankrijk. Sociolinguïstische, dialectologische en contactlinguïstische aspecten, Gent, 1997, S. 183–4.</ref><br />'''Legende:'''<br />{{Farblegende|#4ae57e|Altfränkische Varietäten (1.)}}{{Farblegende|#ffffd0|Nordsee- (2.) und Elbgermanische (3.) Varietäten}}{{Farblegende|#f7d3aa|Romanische Varietäten}}<br />{{Farblegende|#9e0b0f|Somme-Aisne-Linie, nördlich davon dominieren germanische Ortsnamen.}} {{Farblegende|#ffff00|Grenze der späteren, aus den elbgermanischen Gebieten verbreiteten, althochdeutschen Lautverschiebung im 7. Jh.<ref>Cowan, H.K.J: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde. Jahrgang 71. E.J. Brill, Leiden, 1953, S. 166–186. '''Note''': Die Linie ist nicht gleich an der späteren Benratherlinie, weil diese erst im Hochmittelalter ihre aktuelle Position erreicht hat.</ref>}}]]
== Das Fürstengrab ==
Gegen Ende einer langen, nicht sehr erfolgreichen Ausgrabungssaison, in der südlich des ehemaligen Römerkastells 200 nahezu beigabenlose Gräber freigelegt wurden, stieß das Team um Renate Pirling im September 1962 überraschend auf eine an der Oberfläche kaum erkennbare größere Grube, die auf einer Fläche von 4
[[Datei:ArpvarGrab.png|mini|Gräberfelder von Krefeld-Gellep – bei Nr. 5: Lage des Fürstengrabes ''Arpvar'' und einer Gruppe weiterer prominenter fränkischer Grabstätten]]
[[Datei:FrankFürstGrab.JPG|mini|Inhalt des Grabes „Arpvar“
In 180 cm Tiefe fand man als erstes einen großen Bratspieß von 126 cm Länge, darunter einen hölzernen Eimer mit Bronze-Henkel und verzierten Beschlägen. Alsbald stellte sich heraus, dass die auf einer Sohle von 280 cm Tiefe liegende Grabfläche auf 270
Die Lage des Toten war aus den Funden und Beigaben aber leicht zu erschließen. Der Sitte der Zeit entsprechend, lag er mit dem Kopf im Westen, den Blick nach Osten zur aufgehenden Sonne.
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Die drei Tage währende Aufdeckung erbrachte eine Fülle aufsehenerregender, zum Teil einmaliger Funde, die darauf deuteten, dass es sich um ein ''Männergrab'' handelte, und zwar das einer außerordentlich hochgestellten fränkischen Person ''fürstlichen Ranges''.<ref name="pir227f" />
Die Datierung wurde erleichtert durch den Fund der fränkischen Nachprägung einer Goldmünze nach einem [[Solidus]] des oströmischen Kaisers [[
Neben der Münze fand sich ein rostiger Klumpen, der sich später nach der Restaurierung als das prächtigste Stück der Ausgrabung herausstellen sollte:<ref name="pir50f">''Das Fürstengrab.'' In: Renate Pirling: ''Die römisch-fränkischen Gräberfelder von Krefeld-Gellep.'' Museums-Begleitschrift. Verlag Freunde der Museen Burg Linn e.V. Krefeld 2011, S. 50f.</ref>
[[Datei:FürstHelm.jpg|mini|Goldener [[Spangenhelm]] aus dem Fürstengrab von Krefeld-Gellep]]
* es handelt sich um einen sogenannten [[Spangenhelm]], bestehend aus einer eisernen Basis mit aufgelegten Bronzeplatten. Darüber genietete vergoldete Bronzespangen sind mit eingepunzten Ornamenten verziert. Der Stirnreif ist mit vergoldetem Bronzeblech belegt mit dreifach eingepresster Matrize: eine menschliche Maske zwischen löwenartigen Tieren, dazwischen Weinranken mit Trauben, an denen Vögelchen picken. Die Art des Spangenhelmes geht wahrscheinlich auf iranische Vorbilder zurück (von denen außer in Gellep weitere 32 in Europa gefunden wurden). Es war gewiss das Vorrecht hochgestellter Persönlichkeiten, derartige Helme zu tragen, eher zur Zierde und als Rangabzeichen denn als Schutzhelm im
Zu den weiteren herausragenden Beigaben zählen:<ref name="pir50f" />
* Ein Pferdezaumzeug mit Besatz aus Gold, Silber und Edelsteinen (zu dem es bislang keine gefundenen Parallelen gibt). Die Trensen sind mit Silber- und Goldblech überzogen, die – fast gänzlich vergangenen
* Riemenverteiler mit Bronzescheiben und goldenen kreuzförmig und gewölbt geschliffenen [[Almadin]]-Plättchen
* kunstvolle Beschläge eines hölzernen, mit Leder überzogenen Sattels (der allerdings nicht beigegeben war)
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* ein 164 cm langer Wurfspeer, genannt [[Ango]], der ursprünglich gewiss wesentlich länger war. Gewöhnliche Krieger führten keinen Ango, es muss sich um eine herausragende Persönlichkeit gehandelt haben
* ein einschneidiges Stichschwert, ein [[Sax (Waffe)|Sax]], wie er bei allen Germanen, aber auch im römischen Heer verbreitet war
* und für einen Franken selbstverständlich eine [[Franziska (Waffe)|Franziska]], die für den fränkischen Krieger typische Wurfaxt
* weitere Utensilien: ein Schildbuckel, Spitzen einer [[Flügellanze]], Ton- und Metallgefäße, ein Becken, ein Topf, wertvolle Glasbecher (wahrscheinlich überkommen aus römischer Zeit)
=== Inschrift ===
Als besonders interessant und aufschlussreich erwies sich ein kleines, 22 cm hohes Bronzekännchen am Fußende des Grabes. Auf dem Bauch trägt es ein aufgelötetes bronzenes Band, auf das ungelenk, aber gut lesbar, in lateinischen Buchstaben eine Inschrift eingeritzt ist, nach dem Heidelberger Epigraphiker Prof. [[Géza Alföldy]] wie folgt zu lesen:<ref name="pir227f" />
*
Es ist naheliegend, dass mit ''ARPVAR'' der bestattete Fürst gemeint ist. Der ihm gewidmete Spruch lautet demnach:
*
Somit ist zwar der Name des Fürsten bekannt, nichts aber über seine Person, sein Wirken in der Zeit der Merowinger. Es gibt auch keine eindeutigen Hinweise über seine Glaubensrichtung, ob christlich oder vorchristlich. Es ist vorstellbar, dass er vom fränkischen König als regionaler Statthalter mit der Verwaltung des
[[Datei:WendebeckGellep.png|mini|Wendebecken des Krefelder Rheinhafens, das heute Teile des römisch/fränkischen [[Bodendenkmal]]s von Gellep überdeckt
▲Somit ist zwar der Name des Fürsten bekannt, nichts aber über seine Person, sein Wirken in der Zeit der Merowinger. Es gibt auch keine eindeutigen Hinweise über seine Glaubensrichtung, ob christlich oder vorchristlich. Es ist vorstellbar, dass er vom fränkischen König als regionaler Statthalter mit der Verwaltung des Niederrheinischen Raumes beauftragt war. Möglicherweise residierte er im oder im Umfeld des von den Römern verlassenen ehemaligen Kastells.
▲[[Datei:WendebeckGellep.png|mini|Wendebecken des Krefelder Rheinhafens, das heute Teile des römisch/fränkischen [[Bodendenkmal]]s von Gellep überdeckt.]]
== Die anderen (ausgeraubten) Fürstengräber ==
Fünfundzwanzig bis sechzig Meter südwestlich des Arpvar-Grabes wurden fünf weitere Gräber entdeckt, die sich schon wegen ihrer Größe von der Umgebung abhoben. Datiert wurden sie in den Zeitraum zwischen 530 und 600 n. Chr., dienten demnach über drei Generationen der Grablegung hochgestellter Persönlichkeiten.<ref>Renate Pirling: ''Die ausgeraubten Fürstengräber.'' In: Reinhard Feinendegen, Hans Vogt (Hrsg.): ''Krefeld - die Geschichte der Stadt.'' Band 1: ''Von der Frühzeit bis zum Mittelalter.'' Verlag van Ackeren, Krefeld 1998, ISBN 3-9804181-6-2, S. 243f.</ref> Die vier größten werden nach ihrer Anlage und den noch gefundenen Beigaben und Resten der ehemaligen Ausstattung Personen fürstlichen Ranges zugeschrieben. Möglicherweise handelt es sich um ''Familiengruften'' von Verwandten des Frankenfürsten Arpvar. Alle vier Gräber wurden antik geplündert, eines war komplett ausgeraubt, bei den anderen fanden sich Beigabereste.<ref>''Die ausgeraubten „Fürstengräber“.'' In: Renate Pirling: ''Die römisch-fränkischen Gräberfelder von Krefeld-Gellep.'' Museums-Begleitschrift. Verlag Freunde der Museen Burg Linn e.V. Krefeld 2011, S. 66f.</ref>
Es handelt sich um Kammergräber mit Holzeinbauten. Im Gegensatz zum Grab des Arpvar waren die Gruben mit kleinen Hügeln versehen (weshalb sie von Grabräubern
* ''Grab 2528'': relativ nahe beim Grab des Arpvar, ist aufgrund der Befunde das älteste der Gruppe und das Grab eines Mannes. Von seiner Waffenausstattung war nur der Schildbuckel erhalten. Des Weiteren fanden sich Scherben von Glasgefäßen (u. a. einem Trinkhorn mit eingeschmolzenen Glasfäden und einem Rüsselbecher), sowie eine kleine Waage aus Bronze (die in der Merowingerzeit zum Nachwiegen von Münzen aus Edelmetall diente).
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* ''Grab 2613'': (das kleinste Grab, unter Vorbehalt dieser Gruppe zugehörig) knapp 10 Meter rechts vom Grab 2589. Im kleinsten Grab der Gruppe befanden sich noch: [[Riemenzunge]]n, Schmuck- oder Spiel-Steinchen, Reste des Langschwertes eines Kriegers.
* ''Grab 2268'': mit 60 Metern westlich am weitesten vom Grab des Arpvar entfernt, wurde im Frühjahr 1964 aufgedeckt. Es ist mit 355 cm Tiefe und 650
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Bei
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{{Commonscat|Fränkisches Fürstengrab Burg Linn|Fürstengrab des Arpvar}}
* [http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/museum/fuerstgelduba.htm Der fränkische Fürst von Krefeld-Gellep]
== Literatur ==
* [[Renate Pirling]]: ''Ein fränkisches Fürstengrab aus Krefeld-Gellep.'' In: ''[[Germania (Zeitschrift)|Germania]].'' 42, 1964, S. 188–216, [[doi:10.11588/ger.1964.98870]].▼
▲* ''Ein fränkisches Fürstengrab aus Krefeld-Gellep.'' In: ''[[Germania (Zeitschrift)|Germania]].'' 42, 1964, S. 188–216.
* Renate Pirling, [[Otto Doppelfeld]]: ''Fränkische Fürsten im Rheinland : Die Gräber aus dem Kölner Dom von Krefeld-Gellep und Morken.'' (= ''Schriften des Rheinischen Landesmuseums Bonn.'' Band 2). Düsseldorf 1966, {{DNB|456481001}}.
* {{RGA|10|636|646|Gelduba|
* Renate Pirling: ''Das römisch-fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep''. (= ''Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit.'' Serie B, Die fränkischen Altertümer des Rheinlandes. Band 8). Steiner, Berlin 1974, ISBN 3-7861-1062-X.
* Renate Pirling: ''Die Ausgrabungen in Krefeld-Gellep.'' In: ''Ausgrabungen im Rheinland ‘77.'' Rheinland-Verlag Köln, Bonn 1978, S. 136–140.
* Renate Pirling: ''Das römisch-fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep.'' (= ''Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit'' Serie B, Die fränkischen Altertümer des Rheinlandes. Band 10). de Gruyter, Berlin 1979.
* Renate Pirling: ''Römer und Franken in Krefeld-Gellep.'' Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0893-0.
== Einzelnachweise ==
<references />
{{SORTIERUNG:Arpvar Furstengrab Von}}
[[Kategorie:Franken|!]]▼
[[Kategorie:
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz (Germania inferior)]]
[[Kategorie:Geschichte (Krefeld)]]
[[Kategorie:Bodendenkmal in Nordrhein-Westfalen]]
[[Kategorie:Gräberfeld in Nordrhein-Westfalen]]
[[Kategorie:Elitegrab]]
[[Kategorie:Archäologischer Fund (Germanen)]]
[[Kategorie:Merowingerzeitlicher Fundplatz]]
[[Kategorie:Bauwerk in Krefeld]]
[[Kategorie:Grab (Frühgeschichte)]]
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