„Willi-Bredel-Gesellschaft“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K typo, form
 
(14 dazwischenliegende Versionen von 9 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 23:
 
Die '''Willi-Bredel-Gesellschaft [[Liste von Geschichtswerkstätten in Hamburg|Geschichtswerkstatt]]''' ist eine Organisation zur [[Hamburg]]er Regionalgeschichte, die im Jahr 1988 als Verein gegründet wurde.<ref>{{cite web|url=http://www.bredelgesellschaft.de/schoeps/wbg.html |title=Satzung der Willi-Bredel-Gesellschaft|accessdate=2014-01-17}}</ref> Anlass war die Einrichtung der Gedenkstätte [[KZ Fuhlsbüttel]]. Der aus Hamburg stammende, namensgebende Schriftsteller [[Willi Bredel]] war von 1933 bis 1934 für 13 Monate im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert.
[[Datei:Bredel Geschichtswerkstatt.jpg|mini|Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e. V., 2019]]
== Vereinszweck ==
Die Willi-Bredel-Gesellschaft unterstützt Naziopfer, Historiker und geschichtsinteressierte Personen mit Hilfe von Zeitzeugen, Experten und Laienforschern sowie durch Erinnerungsberichte, Lesungen, Diskussionen, Filmvorführungen, Rundgänge und Exkursionen bei der Entwicklung eines kritischen Geschichtsbewusstseins.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.welt.de/regionales/hamburg/article106199455/Ein-Denkmal-fuer-Deserteure-der-Wehrmacht.html| titel=Gegen den Strom | titelerg=Die Welt vom 18.04.2012| zugriff=2015-03-26}}</ref>
 
== Aktivitäten des Vereins ==
Die Willi-Bredel-Gesellschaft hat ein Archiv und eine Bibliothek mit über 4.000 Bänden aufgebaut, die öffentlich zugänglich sind. Sie richtet Veranstaltungen aus und unterstützt Publikationen, die sich auf die Geschichte der Hamburger Arbeiterbewegung, den antifaschistischen Widerstand und die Stadtteilgeschichte von [[Hamburg-Fuhlsbüttel|Fuhlsbüttel]], [[Hamburg-Ohlsdorf|Ohlsdorf]], [[Hamburg-Langenhorn|Langenhorn]] und [[Hamburg-Alsterdorf|Alsterdorf]] beziehen und veröffentlicht eigene Rundbriefe und Publikationen zu diesen Themen und Willi Bredel.<ref>{{cite web|url=http://www.bredelgesellschaft.de/schoeps/home.html |title=Verein: Satzung und Literatur: Rundbriefe und Publikationen der Willi-Bredel-Gesellschaft|accessdate=2018-05-17}}</ref>
 
Im Rahmen lokaler Erinnerungsprojekte initiierte und initiiert der Verein gemeinsam mit Partnern (Kirche, Schulen, Einzelpersonen) immer wieder die Verlegung von Stolpersteinen zur Erinnerung an Opfer des Faschismus und die Umbenennung von Verkehrsflächen in Hamburg Nord. Eine basisdemokratische Form der Umbenennungsbegehren gelang dem Verein im Jahr 1999, als für die Umbenennung des Peter-Mühlens-Wegs in Hamburg-Langenhorn Unterschriften aus mehr als 50 % der Anwohnerhaushalte gesammelt und der Bezirksversammlung Nord vorgelegt wurden (1999 umbenannt in [[Agnes Gierck|Agnes-Gierck]]-Weg). 2013 führte, nachdem die Partei [[Bündnis 90/Die Grünen]] die Umbenennung der Hindenburgstraße in Hamburg angeregt hatte, der Verein mehrere Veranstaltungen durch, um dieses in den Medien heftig diskutierte Anliegen voranzubringen (Teilumbenennung 2013 in Otto-Wels-Straße). Aktuell (2019 / 2020) liegen den lokalen Ausschüssen die Anträge des Vereins auf Umbenennung von drei nach NS-Medizinern benannte Straßen in Langenhorn und 2 nach Kolonialprofiteuren benannte Straßen in Ohlsdorf vor, die derzeit vom Senat geprüft werden. Da in Hamburg noch zahlreiche Straßen ihre Namen nach belasteten Personen der Zeitgeschichte tragen (z.&nbsp;B. Woderichweg in Fuhlsbüttel und Dannmeyerstraße in Groß Borstel), ist ein Ende der Umbenennungsanträge nicht absehbar. Auch der noch nicht umbenannte Teil der Hindenburgstraße steht abermals in der Diskussion. Der Verein unterstützt im zuletzt genannten Fall die Initiative einer studentischen Gruppierung der Universität Hamburg.
 
Auf Anregung des damaligen kommissarischen Ortsamtleiters (2006–2007) Karl-Heinz Dittmann (1948–2013) des [[Ortsamt (Hamburg)|Ortsamtes]] Fuhlsbüttel, entwarf René Senenko von der ''Willi-Bredel-Gesellschaft'' eine Gedenkstele, die an die Zwangsarbeiter der ''[[HanseatischeHanseatisches KettenwerkeKettenwerk|Hanseatischen Kettenwerke]]'' erinnert. Auf der Initiative der ''Willi-Bredel-Gesellschaft'' und des [[Bezirk Hamburg-Nord|Bezirksamt Hamburg-Nord]] wurde im ''Businesspark Essener Straße'' in Hamburg-Langenhorn am ''Essener Bogen'' eine Gedenkstätte mit der Gedenkstele errichtet. Die Texte stammen von dem Journalisten und Wirtschaftshistoriker Karl Heinrich Biehl (†). Sie wurde finanziert von der [[IVG Immobilien]] und am 21. Februar 2008 eingeweiht.<ref>[http{{Internetquelle|url=https://www.gedenkstaetten-in-hamburg.de/gedenkstaetten/gedenkortzeige/gedenksaeule-zur-erinnerung-an-die-zwangsarbeit-beim-hanseatischen-kettenwerk/ ''|titel=Gedenksäule zur Erinnerung an die Zwangsarbeit beim Hanseatischen Kettenwerk''] auf|abruf=2023-11-07|hrsg=Stiftung ''gedenkstaettenHamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-inVerbrechen|werk=Gedenkstätten zur Erinnerung an die NS-hamburg.de''Verbrechen }}</ref> Da die Stele 2018 zerkratzt und beschmiert war und zwei der drei Ringschrauben, die jeweils an einer Seite zur Befestigung für Blumen angebracht waren, fehlten, startete die ''Willi-Bredel-Gesellschaft'' am 1. September 2018 einen Spendenaufruf und ließ die Stele ab April 2019 sanieren. Am 14. Juni wurde sie neu enthüllt.<ref>[https://www.facebook.com/Bredelgesellschaft/photos/a.182955712159612/558545984600581/?type=3&theater Information] der ''Willi-Bredel-Gesellschaft'' bezüglich der Sanierung der Stele</ref> Um sie vor Vandalismus zu schützen, wurde Juni 2020 wurde die Stele auf einer Grünfläche neben dem Gebäude ''Langenhorner Chaussee'' 625 umgesetzt und am 9. Juni 2020 feierlich enthüllt und übergeben.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=k64lUH2wrPo Enthüllung 2020] auf youtube</ref>
 
Der Verein hat sich im Rahmen des von ihm initiierten "Bündnisses„Bündnisses für ein Hamburger Deserteurdenkmal"Deserteurdenkmal“ für die Errichtung des [[Deserteurdenkmal (Hamburg)|DeserteurdenkmalDeserteurdenkmals]]s in der Hansestadt eingesetzt.
Ziel war es, dem ''[[Kriegsklotz]]'' am Dammtor ein weiteres [[Dammtor#Kriegerdenkmal und Gegendenkmal|Gegendenkmal]] entgegenzustellen. Hierzu gab es Aktionen<ref>{{cite web|title=YouTube: Aktion Kriegsklotz Uwe Schmidt|url=https://www.youtube.com/watch?v=tbsSyu6Mztc| accessdate=2015-02-16| offlinelanguage=de }}</ref> und ein reges Presseecho.<ref>{{cite web|title=Hamburger Abendblatt: Denkmal für Deserteure geplant|url=http://www.niqel.de/bredel/20140405_abendblatt.jpg|accessdate=2015-02-16|offline=yes|archiveurl=https://web.archive.org/web/20150118153200/http://www.niqel.de/bredel/20140405_abendblatt.jpg|archivedate=2015-01-18}}</ref>
Im November 2015 wurde das von Volker Lang entworfene Deserteurdankmal am Dammtor der Öffentlichkeit übergeben.
Weiterhin richtet der Verein seit 1992 im November die ''Fuhlsbüttler Filmtage'' aus, die jedes Jahr einen anderen, politisch eher [[Linkspolitik|links]] verorteten, Themenschwerpunkt haben. Das 2013 Thema [[Fahnenflucht|Desertation]] sorgte für eine gewisse überregionale Beachtung.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ha&dig=2013%2F11%2F22%2Fa0162&cHash=0d90be12f91096053c88fee8c7e3d38d | titel=Ihr Schicksal ist ergreifend | titelerg=TAZ vom 22.11.2013| zugriff=2015-03-25 }}</ref>
Zeile 56:
 
== Willi-Bredel-Bibliothek ==
Die Bibliothek Willi Bredels erfuhr eine wechselvolle Geschichte, die bis in dessen Exiljahre in Moskau zurückreicht. Nach 1987 wurde sie im [[Schweriner Schloss]] gelagert. Seit 1992 ist die Willi-Bredel-Gesellschaft im Besitz der Bibliothek. Im Jahre 2009 wurde siedie Privatbibliothek mit ca. 6.000 Bänden von der Willi-Bredel-Gesellschaft dem [[Fritz-Hüser-Institut]] als Dauerleihgabe übergeben.<ref>[http{{Internetquelle|url=https://wwwwww2.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/bildungwissenschaft/fritz_hueser_institut/bibliothek_1bibliothek_fhi/willy_bredel_bibliothek/index.html|abruf=2023-11-07 |titel=Willi-Bredel-Bibliothek]|werk=Fritz-Hüser-Institut, aufBibliothek ''dortmund.de''|hrsg=Fritz-Hüser-Institut }}</ref>
 
== Publikationen als Herausgeber ==
* [[Herbert Diercks]]: ''[[Friedhof Ohlsdorf]] – Auf den Spuren von Naziherrschaft und Widerstand'', Ergebnisse Verlag, Hamburg 1992, ISBN 38791601203-87916-012-0
* Silke Kaiser, Hans Matthaei: ''Baden im Alsterwasser – Geschichte der Badeanstalt [[Hamburg-Ohlsdorf|Ohlsdorf]]'', Hamburg 1992 (zu beziehen über die Willi-Bredel-Gesellschaft)
* Karl-Heinz Zietlow: ''Unrecht nicht vergessen – Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in [[Hamburg-Langenhorn]] 1933–1945'' – In Zusammenarbeit mit der [[KZ-Gedenkstätte Neuengamme|Gedenkstätte Neuengamme]] und der Willi-Bredel-Gesellschaft, Hamburg 1995 (zu beziehen u. a. über die Willi-Bredel-Gesellschaft)
Zeile 71:
* [[Ursel Hochmuth]] und Ursula Suhling: ''Ehrenfeld für Verfolgte der NS-Herrschaft''. Eine Begräbnis- und Gedenkstätte der Geschwister-Scholl-Stiftung auf dem Ohlsdorfer Friedhof, [[VSA-Verlag]], Hamburg 2012, ISBN 978-3-89965-526-1
* Ursula Suhling: ''[[Strafdivision 999|999er-Strafsoldaten]] – deportiert vom Hannoverschen Bahnhof''. Hamburger Antifaschisten in Wehrmachts-Uniform, VSA-Verlag, Hamburg 2014, 80 S., ill., ISBN 978-3-89965-613-8
* Seit 1996 jährlich erscheinende Broschüren ''Rundbriefe'' (zu beziehen über die Willi-Bredel-Gesellschaft)<ref>[http://www.bredelgesellschaft.de/schoeps/rundbriefe.htmlphp Rundbriefe] auf der Webseite einsehbar</ref>
* Helmut Gewalt: Listen, die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Mitgliedschaft von unter anderen [[Deutscher Bundestag|Bundestags]]- und [[Landesparlament|Landtagsabgeordneten]], von Mitgliedern des [[Senat der Freien und Hansestadt Hamburg|Hamburger]] und [[Senat von Berlin|Berliner]] Senats, der [[Bremische Bürgerschaft|Bremischen]] und [[Hamburgische Bürgerschaft|Hamburgischen]] Bürgerschaft, der [[Volkskammer]] und des [[Europäisches Parlament|Europaparlaments]] betreffend ([http://www.niqel.de/bredel/news/news.htm#okt05 PDF-Dateien])
* ''Gedenkbuch für Gräberfeld sowjetischer Kriegsgefangener auf dem Friedhof Ohlsdorf'', 2014 ([http://www.niqel.de/bredel/news/news.htm#gedenkbuch PDF-Datei])
* Ursula Suhling: Wer waren die 999er? Strafsoldaten in Wehrmachtsuniform – deportiert vom Hannoverschen Bahnhof. VSA-Verlag Hamburg 2017, 224 S., ill., ISBN 978-3-89965-789-0
Zeile 80 ⟶ 79:
* René Senenko: ''Unterdrückte Völker, vereinigt Euch! Historische Postkarten gegen Kolonialismus 1918-1939''. Katalogheft zur Ausstellung [17.–29. Mai 2019 im AGDAZ Hamburg]. Hamburg 2019, 20 S., ill., ohne ISBN / ISSN
* René Senenko: ''Flucht aus dem Kettenwerk: Karl-Heinz Barthel und Otto Berger, strafgefangene Soldaten in der Rüstungsproduktion in Hamburg-Langenhorn. Herausgegeben am Tag der Stolpersteinverlegung für Barthel und Berger, 18. Mai 2019''. Hamburg 2019, 16 S., ill., ohne ISBN / ISSN
* Michael Holtmann: ''Wohnungsbau für die Rüstungsindustrie – Siedlungen für das Hanseatische Kettenwerk und die Messap – Langenhorn und seine Bauten'', Hamburg 2020, ISBN 978-3-9820559929820559-9-2
 
Hörbuch
 
* Willi Bredel: ''Der Opfergang. Eine zeitgenössische Chronik'', Hörbuch als Doppel-CD, gelesen von [[Rolf Becker (Schauspieler)|Rolf Becker]], Hörbuch Verlagsgesellschaft Dr. Dahms (Geerd Dahms), Hamburg 2013, ISBN 39402290753-940229-07-5
 
== Weblinks ==
Zeile 100 ⟶ 99:
{{Normdaten|TYP=k|GND=2145584-3|LCCN=n92085310|VIAF=133837360}}
 
[[Kategorie:VereinGeschichtsverein (Hamburg)]]
[[Kategorie:Gegründet 1988]]
[[Kategorie:Organisation (Regionalgeschichte)]]
[[Kategorie:Hamburg-Fuhlsbüttel]]
[[Kategorie:Literarische Organisation (Deutschland)]]