„Litauische Literatur“ – Versionsunterschied

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'''Litauische Literatur''' bezeichnet die in [[Litauische Sprache|litauischer Sprache]] verfasste Literatur, deren Entwicklung von der mündlichen Volksüberlieferung über die ersten Heldenmythen bis zur Gegenwart immer wieder durch die administrative Bevorzugung anderer Sprachen oder Druckverbote gehemmt wurde.
 
== Die mündliche Überlieferung ==
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== Frühe Schriftsprache ==
Den Anfang des Schrifttums im Gebiet des heutigen Litauens bildeten die in [[kirchenslawisch]]er Kanzleisprache verfassten Chroniken des [[Großfürstentum Litauen|Großfürstentums Litauen]] wie die [[Chronik von Bychowiec]] aus dem frühen 16. Jahrhundert. Das Kirchenslawische war Litauern, Slawen und einigen anderen Gruppen verständlich. Im religiösen Schrifttum herrschte die [[Latein|lateinische Sprache]], zuletzt noch im Werk des [[Jesuiten|jesuitischen]] Dichters [[Maciej Sarbiewski]]. Danach dominierte die [[ruthenische Sprache]] (meist in kyrillischer Schrift). Die unterworfenen Weißruthenen waren den Litauern zunächst kulturell überlegen. Ihre Sprache wurde – vermischt mit polnischen und litauischen Elementen – zunächst als Kanzleisprache verwendet, dieaber seit dem 17. Jahrhundert durch die [[polnische Sprache]] (in lateinischer Schrift) verdrängt wurde. Vor allem bei den Oberschichten ging so das Verständnis für die litauische Sprache im Laufe der Zeit daher stark zurück. Die ruthenisch sprechenden [[Lipka-Tataren]] benutzten noch lange ihre arabische Schrift, die [[Karäer]] wiederum sprachen Tatarisch, schrieben es aber in hebräischer Schrift. So stellte Litauen in sprachlicher Hinsicht – auch fehlender klarer Sprachgrenzen – einen sprachlichen Flickenteppich dar.<ref>ChristianeGregor SchillerWirschubski: ''Sprachgrenzen – Sprachen im Grenzraum[https://www. Sprachverhältnisse im Großfürstentum Litauenjstor.'' In:org/stable/44928056 ''GrenzräumeDie und Grenzüberschreitungen im Vergleich: Der Osten undEntwicklung der Westenlitauischen des mittelalterlichen LateineuropaLiteratur''], Hrsg.in: Klaus HerbersOsteuropa, NikolasVol. Jaspert4, AkademieNo. Verlag,9 Berlin(Juni 20071929), S. 279–289, hier: S. 279582.</ref>
 
Die ruthenisch sprechenden [[Lipka-Tataren]] benutzten noch lange ihre arabische Schrift, die [[Karäer]] wiederum sprachen Tatarisch, schrieben es aber in hebräischer Schrift. So stellte Litauen in sprachlicher Hinsicht – auch fehlender klarer Sprachgrenzen – einen sprachlichen Flickenteppich dar.<ref>Christiane Schiller: ''Sprachgrenzen – Sprachen im Grenzraum. Sprachverhältnisse im Großfürstentum Litauen.'' In: ''Grenzräume und Grenzüberschreitungen im Vergleich: Der Osten und der Westen des mittelalterlichen Lateineuropa'', Hrsg.: Klaus Herbers, Nikolas Jaspert, Akademie Verlag, Berlin 2007, S. 279–289, hier: S. 279.</ref>
Das [[Herzogtum Preußen]], der weltliche Nachfolger des [[Deutschordensstaat]]es, wurde 1525 als erstes europäisches Fürstentum protestantisch. Hier entstand ein Bedarf an religiösen Schriften in der Muttersprache der dort ansässigen [[Preußisch Litauen|preußischen Litauer]]. Basierend auf der polnischen Fassung von [[Martin Luther]]s [[Katechismus]] verfasste der evangelische Pfarrer [[Martynas Mažvydas]] (ca. 1510–1563) mit ''Catechismusa Prasty Szadei'' 1542 das erste Buch in litauischer Sprache, das jedoch im eigentlichen Litauen nicht benutzt werden durfte. Auch die anderen frühen Schriften der litauischen Sprache waren geistlichen Inhalts, darunter das Gesangbuch von Baltramiejus Willentas (ca. 1525–1587) und [[Johannes Bretke]]s (1536–1602) Bibelübersetzung, die jedoch nicht mehr gedruckt werden konnte. Der protestantische Pfarrer [[Stanislaus Rapagelanus|Stanislovas Rapalionis]] war der erste litauische [[Dichter]], der ein Passionslied in litauischer Sprache dichtete.<ref>Gertrud Bense: ''Zum regionalen und personalen Umfeld des früheren preußisch-litauischen Schrifttums.'' In: Annaberger Annalen 4 (1996), S. 55–67.</ref>
 
== Kampf zwischen Reformation und Gegenreformation (1570–1770) ==
Die [[Gegenreformation]] im eigentlichen Litauen wirkte seit 1570 jedoch hemmend auf die Herausbildung einer litauischen Schriftsprache. Die protestantischen Bücher wurden verbrannt, die Druckereien wurden geschlossen, und viele evangelische Litauer mussten nach Preußen fliehen. Im 17. Jahrhundert wurde das Litauische zunehmend durch das Polnische verdrängt, das die einheimischen Eliten nach der [[Lubliner Union|Union mit Polen]] übernahmen. Vilnius wurde zu einer polnischen Stadt, die Gelehrten der [[Universität Vilnius]] sprachen Latein, die Juden [[Jiddisch]].
 
Das [[Herzogtum Preußen]], der weltliche Nachfolger des [[Deutschordensstaat]]es, wurde 1525 als erstes europäisches Fürstentum protestantisch. Hier entstand ein Bedarf an religiösen Schriften in der Muttersprache der dort seit dem 15. und 16. Jahrhundert ansässigen [[Preußisch Litauen|preußischen Litauer]]. Basierend auf der polnischen Fassung von [[Martin Luther]]s [[Katechismus]] verfasste der evangelische Pfarrer [[Martynas Mažvydas]] (ca. 1510–15631510/20–1563) mit ''Catechismusa Prasty Szadei'' 1542 das erste Buch in litauischer Sprache, das jedoch im eigentlichen Litauen nicht benutzt werden durfte. Auch die anderen frühen Schriften der litauischen Sprache waren geistlichen Inhalts, darunter das Gesangbuch von Baltramiejus Willentas (Bartholomäus Willent, ca. 1525–1587) und die Übersetzung des Neuen Testaments von [[Johannes Bretke]]s (Jonas Bretkūnas, 1536–1602) Bibelübersetzung, die jedochwohl nichtwegen mehrBretkes gedrucktphilologischen werdenGenauigkeit konnte.und DerTausender protestantischeAnmerkungen Pfarrerlange [[StanislausZeit Rapagelanus|Stanislovasnicht Rapalionis]]gedruckt warwerden derkonnte ersteund litauischeschließlich [[Dichter]],verboten derwurde. einSein PassionsliedManuskript indiente litauischerjedoch Spracheals dichtete.<ref>GertrudGrundlage Bense:für ''Zumspätere regionalenEditionen. undSeine personalenPredigten, Umfelddie deser früherenin preußisch-litauischenLitauisch Schrifttums.''und In:[[Altpreußisch]] Annabergerhielt, Annalendruckte 4er (1996),in S.einer 55–67[[Postille]].</ref>
[[Datei:Postilla JB.jpg|220px|mini|Titelblatt der Postille von Johannes Bretke]]
Altlitauische Übersetzungen des Neuen Testaments und der gesamten Bibel erschienen zuerst 1701 bzw. 1735 in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]], litauische Grammatiken und Wörterbücher wurden im 18. Jahrhundert von den protestantischen Pastoren in Preußisch-Litauen herausgegeben. Der protestantische Pfarrer [[Stanislaus Rapagelanus|Stanislovas Rapalionis]] war der erste litauische [[Dichter]], der ein Passionslied in litauischer Sprache dichtete.<ref>Gertrud Bense: ''Zum regionalen und personalen Umfeld des früheren preußisch-litauischen Schrifttums'', in: Annaberger Annalen 4 (1996), S. 55–67.</ref> Mit der Ansiedlung von Deutschen, ÖSterreichern, Franzosen und Schweizern in das dünn besiedelte Preußisch-Litauen kam es auch zu „Kulturimporten“: 1706 erschienen die Fabeln des [[Äsop]] in litauischer Übersetzung. Um 1765/70 verfasste der Pfarrer [[Kristijonas Donelaitis]] das Epos ''Metai'' („Jahreszeiten“, dt. 1818), das als erstes belletristisches Werk eines Litauers zuerst in deutscher Sprache gedruckt wurde. Donelaitis kritisierte den Mangel an Frömmigkeit und die Untugenden, die die Zuwanderer aus dem Westen und Süden mitbrachten: Kneipenbesuch, Spiel, Tanz, Trunk, Zank und Streit.<ref>Anja Eberts: ''Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte''. Dissertation. Greifswald 2009, S. 41.</ref>
 
Die [[Gegenreformation]] im eigentlichen Litauen wirkte seit 1570 hemmend auf die Herausbildung einer litauischen Schriftsprache.<ref>Gregor Wirschubski: ''Die Entwicklung der litauischen Literatur'', in: Osteuropa, Vol. 4, No. 9 (Juni 1929), S. 582.</ref> Im 17. Jahrhundert wurden die Grundsätze des Humanismus, zu denen vor allem die religiöse Toleranz gehörte, praktisch vollständig verdrängt. Die protestantischen Bücher, die mit Ausnahme von Bretkūnas’ Bibelübersetzung im [[Schemaitisch|samogitischen]] westlitauischen Dialekt verfasst waren, wurden verbrannt, die Druckereien geschlossen, und viele evangelische Litauer mussten nach Preußen fliehen.
[[Datei:Konstanty Szyrwid.PNG|mini|hochkant|Konstantinas Sirvydas]]
Der Jesuit [[Konstantinas Sirvydas]] gab 1619 ein dreisprachiges litauisch-polnisch-lateinisches Wörterbuch heraus, da das Litauische immer weniger verstanden wurde. Es erlebte viele Neuauflagen. 1629 folgten seine Predigten (''Punktai Sakymų'') in litauischer Sprache; diese dienten auch als Lehrbuch zum Erlernen des Litauischen zu Missionszwecken. LitauischeSo Übersetzungenwurde desdas NeuenLitauische Testamentszunehmend unddurch derdas gesamtenPolnische Bibelverdrängt, erschienenwelches zuerstdie 1701einheimischen bzw.Eliten 1735nach inder [[KönigsbergLubliner (Preußen)Union|KönigsbergUnion mit Polen]], wieübernahmen. auchDie litauischebarocken GrammatikenPredigten und Wörterbücherdas imbarocke 18.Theater Jahrhundertwaren vonfür protestantischendieses Pastorenstädtische inPublikum Preußischbestimmt. LitauenVilnius herausgegebenwurde wurden.zu Dafüreiner erfolgtenpolnischen auchStadt, „Kulturimporte“die nachGelehrten Litauen:der 1706[[Universität erschienenVilnius]] diesprachen FabelnLatein, desdie Juden [[ÄsopJiddisch]]. Im späten 18. Jahrhunderts ging die litauische Sprache schließlich ganz unter. Die Lexik wurde polnisch, nur die inGrammatik litauischerblieb Übersetzunglitauisch.
 
Die aufgeklärten Reformen vor der [[Dritte Polnische Teilung|letzten polnischen Teilung]] kamen zu spät für die Entwicklung einer einheitlichen litauischen Schriftsprache und Literatur. 1794/95 fiel Litauen unter zaristische Herrschaft; viele Intellektuelle emigrierten nach Frankreich. Gleichzeitig zogen viele russische Juden in den ihnen vom Zaren zugewiesenen Ansiedlungs[[rayon]] im westlichen Zarenreich, vor allem nach Wilna, wo sich seit etwa 1770 – ausgehend von Preußen – eine eigene jüdische [[Aufklärung]] (''[[Haskala]]'') entwickelt hatte, deren Vertreter in jiddischer Sprache publizierten.
Die barocken Predigten und das barocke Theater verdrängten allmählich das Litauische als Schriftsprache. Im [[Polen-Litauen]] des späten 18. Jahrhunderts ging sie schließlich ganz unter. Die Lexik wurde polnisch, nur die Grammatik blieb litauisch. Die aufgeklärten Reformen vor der [[Dritte Polnische Teilung|letzten polnischen Teilung]] kamen zu spät. 1794/95 fiel Litauen unter zaristische Herrschaft.
 
== Das 19. Jahrhundert ==
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Der polnische Adlige [[Józef Ignacy Kraszewski]] (litauisch: Juozapas Ignotas Kraševskis) schuf mit ''Anafielas'' (1840–1845) eine auf mythologischen Quellen basierendes Epos in polnischer Sprache über [[Vytautas]] (Witold), den Großfürsten von Litauen, nach dem Vorbild des [[Kalevala]]. Dessen erster Teil, ''Witolorauda'' („Klage des Witold“), wurde von Andrius Vištelis-Višteliauskas, einem Teilnehmer des polnischen [[Januaraufstand]]s von 1863, ins Litauische übersetzt und hat den Rang eines litauischen Nationalepos. Vytautas, der Sieger der [[Schlacht bei Tannenberg (1410)]] (lit: Žalgirio) wurde über ethnische und Sprachgrenzen hinweg zu einer Integrationsfigur der litauischen Nationalbewegung.
 
Auch der Priester [[Antanas Baranauskas]] schrieb ursprünglich in polnischer Sprache, die von den gebildeten Schichten und vom Kleinadel gesprochen wurde. 1860/61 beschrieb er in seinem Gedicht ''Anykščių šilelis'' (Der Hain von Anykščiai) die Abholzung eines Waldes durch fremde Herren – eine Metapher, die sich wohl auf die Vernachlässigung der litauischen Sprache bezog. Baranauskas entwickelte unter dem Einfluss des polnischen Dichters [[Adam Mickiewicz]], der sich selbst auch als Litauer verstand, das als „Bauernsprache“ geltende Litauische zu einer Literatursprache. [[Simonas Daukantas]] reinigte das Litauische von polnischen Wortstämmen, die sich seit dem 17. Jahrhundert verbreitet hatten.
 
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Die litauische Literatur der ersten Zeit der Unabhängigkeit nach 1918 war vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen litauischen, polnischen und russischen durch die nationale Romantik des Maironis geprägt. Daneben entwickelte sich der litauische Symbolismus ([[Balys Sruoga]] und [[Vincas Mykolaitis-Putinas]], 1894–1967). Lange Zeit dominierte die Versdichtung; die Themen entstammten oft dem ländlichen Leben.
 
[[Datei:Ignas Šeinius in 1920.jpeg|mini|hochkant|Ignas Šeinius, eigentlich Ignas Jurkūnas (1920)]]
In französischer Sprache schrieb der Lyriker [[Oscar Milosz]] (1877–1939), der auch Volksmärchen sammelte. Bis 1927 nur in russischer, dann auch in litauischer Sprache schrieb der Symbolist [[Jurgis Baltrušaitis]] (1873–1944), der auch als Diplomat und Übersetzer skandinavischer Literatur arbeitete. Der Avantgardist [[Kasys Binkis]] (1893–1942) knüpfte an den europäischen [[Futurismus]] und [[Expressionismus]] an. Mit [[Antanas Rimydis]] und anderen wandte er sich einer Neugestaltung der litauischen Metrik zu.
Der hochgebildete [[Ignas Šeinius]] veröffentlichte vor dem und während des Ersten Weltkriegs sowie in der Zwischenkriegszeit Romane, eine Komödie und kunst- sowie kulturhistorische Schriften. Sein Hauptwerk ''Kuprelis'' (1913) nutzt die impressionistische Technik des [[Bewusstseinsstrom]]s; es handelt vom Trost der Philosophie, die ein Mensch mit Behinderung findet, dessen Angebetete durchgebrannt ist. In seinem satirischen Roman ''Siegfried Immerselbe atsijaunina'' (1934) karikiert er die nationalsozialistische Rassentheorie. Šeinius, der als litauischer Diplomat in den nordischen Ländern tätig war, flüchtete 1940 nach Schweden und schrieb dort in schwedischer Sprache.
 
InDer französischerlitauische SprachePutsch schriebnach faschistischem Vorbild 1926 vertrieb Šeinius und andere Intellektuelle zeitweise aus dem Land, doch wurde die Lyrikproduktion nicht nachhaltig behindert. Für seine Gedichte nutzte der Lyriker [[Oscar Milosz]] (1877–1939), der auch Volksmärchen sammelte., Bisdie 1927französische Sprache. Zunächst nur in russischer, dannseit 1927 auch in litauischer Sprache schrieb der Symbolist [[Jurgis Baltrušaitis]] (1873–1944), der auch als Diplomat und Übersetzer skandinavischer Literatur arbeitete. Der Avantgardist [[Kasys Binkis]] (1893–1942) knüpfte an den europäischen [[Futurismus]] und [[Expressionismus]] an. Mit [[Antanas Rimydis]] und anderen wandte er sich einer Neugestaltung der litauischen Metrik zu.
 
Ein eigentümlicher, teils katholisch-neoromantisch beeinflusster, teils avantgardistischer litauischer [[Existentialismus]] bildete sich um die Zeitschriften ''Granitas'' (1930) und ''Naujoji Romuva'' (1931) herum. Zu seinen Vertretern zählt die bedeutendste Lyrikerin ihrer Zeit, [[Salomėja Nėris]], der von RomantikNeoromantik und Expressionismus beeinflusste Jonas Kossu-Aleksandravičius (später unter dem Namen [[Jonas Aistis]] in den USA tätig) sowie [[Bernardas Brazdžionis]], der den symbolistischen Stil bis zur Perfektion weiter entwickelte.
 
Vilius Storosta ([[Vydūnas]]) und [[Kazys Puida]] (1883–1945) können als Vertreter des (neo-)romantischen bzw. impressionistischen Theaters vor und nach dem Ersten Weltkrieg gelten. [[Jurgis Savickis]] (1890–1952), Theaterdirektor und Diplomat, war ein bedeutender vom Modernismus geprägter Prosaautor der Zwischenkriegszeit.
 
== Exilliteratur ==
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Marius Ivaškevičius nimmt eine vermittelnde Position zwischen den Lagern ein; für ihn ist der von den Nationalisten zum Mythos erhobene Partisanenkrieg kein Kampf zwischen in sich homogenen ethnischen Gruppen, sondern ein Bürgerkrieg: Litauer und Russen kämpften auf beiden Seiten, die Juden gerieten dabei zwischen die Fronten. Für Ivaškevičius ist damit auch die Unterscheidung zwischen einem gerechten und einem ungerechten Krieg hinfällig.<ref>Parnell 2006, S. 232 ff.</ref> Das Werk von [[Markas Zingeris]] (* 1947) wird von den Problemen jüdischer Identität bestimmt, doch sieht er sich als litauischer Schriftsteller, der an eine lange Zeit des friedlichen Zusammenlebens erinnert und in seinem Roman „Vierhändig spielen“ (2003) an die Rettung von Juden aus dem Ghetto durch Litauer erinnert.<ref>Parnell 2006, S. 234 ff.</ref>
 
1994 wurde die Literaturzeitschrift ''Naujoji Romuva'' neu gegründet. 2002 war Litauen das Partnerland der [[Frankfurter Buchmesse]], 2017 das Schwerpunktland der [[Leipziger Buchmesse]]. Der starke Bevölkerungsrückgang, die verbreitete Armut und eine Reihe von Finanzkrisen haben den Buchmarkt stark in Mitleidenschaft gezogen.<ref>Holger Heimann: [https://www.srf.ch/audio/kontext/der-litauische-buchmarkt-zwischen-euphorie-und-depression?partId=11060187 ''Der litauische Buchmarkt zwischen Euphorie und Depression''], Audio auf srf.ch, 14. März 2017</ref>
 
== Literatur ==
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* ''Litauen lesen''. Trauner-Verlag, Linz 2009, ISBN 978-3-85499-586-9 (Die Rampe)
* Jürgen Joachimsthaler: ''Litauische Lieder und Geschichten.'' In: ders: ''Text-Ränder. Die kulturelle Vielfalt Mitteleuropas als Darstellungsproblem deutscher Literatur''. Bd. 2, Winter, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8253-5919-5, S. 1–145.
* Remigius Misiūnas, Susanne Pischel: ''Das Buch, der Buchmarkt und die Lesekultur: Litauen im Spiegel der Literatursoziologie'', in: Osteuropa, Vol. 52, 2002, No. 9/10: Litauen zu Gast: Vom Mythos der Mitte ins Zentrum des Interesses, S. 1143–1164.
* Friedrich Scholz: ''Die litauische Literatur.'' In: Walter Jens (Hrsg.): ''Kindlers neues Literatur-Lexikon.'' Bd. 20, S. 368 ff.
; Mythologie
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; Anthologie
* [[Cornelius Hell]] (Hrsg.): ''Meldung über Gespenster.'' Otto Müller Verlag, 2002.
* Cornelius Hell (Hrsg.): ''Litauen lesen.'' (= ''Die Rampe, Hefte für Literatur.'' 2/2009)., ISBN 978-3-85499-586-9.
 
== Einzelnachweise ==