„Orthodoxe Kirchenbauten“ – Versionsunterschied

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Datei:Katedra Chrystusa Zbawiciela w Moskwie 2.jpg|[[Christ-Erlöser-Kathedrale (Moskau)|Christ-Erlöser-Kathedrale]] in Moskau, 19.&nbsp;Jh.
Datei:Jovan Kaneo.jpg|Sveti Jovan Kaneo in [[Ohrid]] ([[Nordmazedonien|Mazedonien]]), 13.&nbsp;Jh.
Datei:Church in Bucharest, Romania.jpg|Kirche St. Anton in [[Bukarest]], [[Rumänien]]
Datei:Cerkiew Kwiaton.JPG|Orthodoxe oder unierte Dorfkirche in Kwiatoń ([[Polen]])
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=== Grundformen ===
In Griechenland, den slawischen [[Balkanhalbinsel|Ländern Südosteuropas]] und in Russland ist die [[Kreuzkuppelkirche]] Standardschema. Ein großer Teil der orthodoxen Kirchenbauten ist nicht viel länger als breit, denn man bevorzugte den Grundriss der höheren Teile des Gebäudes einem [[Griechisches Kreuz|Griechischen Kreuz]] anzunähern ([[Kreuzkirche (Architektur)|Kreuzkirche]] im engeren Sinne). In Russland, Ukraine, WeißrusslandBelarus und [[Ruthenen|ruthenisch]] geprägten Gegenden Polens bestehen orthodoxe und unierte Kirchenbauten nicht selten aus einer Aneinanderreihung mehrerer Bauteile von jeweils annähernd quadratischem Grundriss. Die Bauform der [[Basilika (Bautyp)|Basilika]], aus der auch die orthodoxen Kirchen hervorgingen, kommt in der Orthodoxie in der Variante der Kreuzbasilika mit zumeist sehr kurzen Kreuzarmen vor.
 
=== Landestypische Besonderheiten ===
Die zeitliche Entwicklung des orthodoxen Kirchenbaus zeichnet sich durch eine stärkere Verbundenheit an der spätrömischen Architektur und dem weniger häufigen Aufgreifen architektonischer Moden aus, als etwa bei den westkirchlichen ([[Römisch-katholische Kirche|katholisch]]en und [[protestantisch]]en). Nicht unbedeutend für diese Entwicklung ist die [[Hagia Sophia]] von Konstantinopel, heute [[Istanbul]] sowie deren Verlust für die Orthodoxie. Ebenso wie bei anderen Konfessionen finden sich jedoch auch bei Orthodoxie herausragende Beispiele aller Architekturepochen.
 
Es gibt auch regionale Unterschiede, begünstigt dadurch, dass ein großer Teil der ostkirchlichen Gemeinschaften [[Autokephalie (Kirche)|autokephal]] ist, andererseits durch regionale Baustoffe oder das Zusammenleben mit anderen religiösen Gemeinschaften.
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* [[Kloster Horezu]] (Rumänien)
* [[Kloster Rila|Rila-Kloster]] (Bulgarien), im 19. Jahrhundert großzügig ausgebaut
* [[Sveti Naum]] (MazedonienNordmazedonien), aus dem 9. Jahrhundert
* [[Kiewer Höhlenkloster]] (Ukraine), Beispiel des ukrainischen Barock
* [[Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad]] (Russland), bekannter unter dem sowjetischen Namen [[Sagorsk]]
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Wie bei jeglichen religiösen Gebäuden verbreitet, ist die Größe ostkirchlicher Kirchenbauten nicht zuletzt davon beeinflusst, ob jeweilige Kirchengemeinschaft eng mit dem Staat verbunden war, oder unter [[islam]]ischer oder katholischer Herrschaft nur geduldet. So wurden in Griechenland und den Balkanländern nach deren Loslösung vom [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] vielerorts Kirchen gebaut, die größer sind als die dort erhaltenen mittelalterlichen, so die [[Alexander-Newski-Kathedrale (Sofia)|Alexander-Newski-Kathedrale]] in [[Sofia]].
 
Das Äußere konfessionell umgewidmeter Gotteshäuser, zum Beispiel in früher zu [[Polen-Litauen]] gehörigen Orten Weißrusslandsin Belarus und der Ukraine oder in der [[Oblast Kaliningrad]], spiegelt wie überall die Konfession der ursprünglichen Bauherren wider.
 
== Ausstattung ==
Scheise
[[Datei:Cathedral Uglich inside 01.jpg|mini|Ikonostase der Kathedrale von [[Uglitsch]] ([[Russland]])]]
[[Datei:Interior of St Volodymyr's Cathedral in Kyiv (2).jpg|mini|Innenraum der St.&nbsp;Wladimir-Kirche, Kiew]]
Der Innenraum [[Orthodoxe Kirche|orthodoxer]] Kirchengebäude ist nach den Erfordernissen des ostkirchlichen Ritus, in Europa zumeist [[Byzantinischer Ritus|Byzantinischen Ritus]] gestaltet:
* Das Kirchengebäude ist in der Regel [[Ostung|geostet]] und folgt einer bestimmten dreiteiligen Raumaufteilung:<br>Der [[Altarraum (Orthodoxie)|Altarraum]] (''Allerheiligstes'') im Osten ist vom Gemeinderaum – dem ''[[Naos (Architektur)|Naos]]'', ''Viereck'' oder ''viereckiger Raum'' genannten Kirchenschiff ({{GrcS|ναός|naós}} ‚Tempel‘) – optisch durch eine mit Bildern bedeckte Trennwand geschieden, die [[Ikonostase]]. Diese Trennung kann als Rückgriff auf vorchristliche griechische Tradition verstanden werden; der wichtigste Teil altgriechischer und altrömischer Tempel war die [[Cella]], zu der nur Priester Zugang hatten. Im Mittelalter gab es auch in westlichen Kirchen eine Trennung, die aber den Blick in der Regel nicht ganz verstellte, den [[Lettner]]. Für die orthodoxe Theologie steht das Verbergen des Allerheiligsten hinter der Ikonostase dafür, dass Gott ohne Vermittlung durch Christus unerreichbar sei. Die Bildinhalte der Ikonostase vermitteln nach dieser Lehre zwischen der Gemeinde und dem Allerheiligsten. Die Ikonostase ist so angelegt, dass trotz dieser Raumteilung die hinter der Trennwand gesprochene und gesungene Liturgie im Gemeinderaum verstanden werden kann.<br>Der ''Naos'' wird betreten durch den [[Narthex]], eine Vorhalle in der Breite des Kirchengebäudes, auch [[Refektorium]] genannt; hier werden Kerzen, Ikonen und kirchliche Gegenstände verkauft, und von hier aus sind die Diensträume der Kirche erreichbar.<ref>Art. ''Der Vorraum (Refektorium)'' in: Andrej Lorgus, Michael Dudko: ''Orthodoxes Glaubensbuch.'' Würzburg 2001, S. 33f.[https://orthpedia.de/index.php/Vorraum]</ref>
* Die Gestaltung der Bilder ([[Ikone]]n) unterliegt traditionell strengen Regeln.
* Orthodoxe Kirchen haben in der Regel keine Kirchenbänke oder Bestuhlung, sondern nur für Alte und Schwache eine Sitzreihe an den Wänden des ''Naos''. Der Großteil der Gemeinde steht deswegen während der Liturgie.
* Orthodoxe Kirchen haben keine [[Orgel]], da die orthodoxe Christenheit die menschliche Stimme als einzig zulässiges Instrument betrachtet, um Gott Lobpreis darzubringen.
 
Auch über die Ikonostase hinaus sind nicht wenige orthodoxe Kirchen prächtig ausgemalt. Historisch ist dabei der [[Byzantinischer Bilderstreit|Byzantinische Bilderstreit]] des frühen Mittelalters bemerkenswert, in dem sich die [[Ikonoklasten]] gegen den Bilderschmuck der Kirchen wandten, Jahrhunderte vor den [[Bilderstürmer]]n zur Zeit der westkirchlichen Reformation. Auf dem [[Zweites Konzil von Nicäa|Zweiten Konzil von Nicäa]] (787) wurde dieser Streit beendet, indem unter Verweis auf die [[Inkarnation|Fleischwerdung]] Christi die bildliche Darstellung Christi, der Engel und der Heiligen ausdrücklich gebilligt wurde. Dies gilt jedoch nur für zweidimensionale (Ab-)Bilder. In dieser Erinnerung an das [[Zehn Gebote|biblische Bilderverbot]] sind Skulpturen in orthodoxen Kirchen nicht üblich und werden gemeinhin skeptisch gesehen. In Griechenland wie in Russland schmückte man die Innenwände und Gewölbe der Kirchen gerne mit Mosaiken. Während diese in der Frühzeit vorzugsweise aus einfachem Material waren ([[Glasmosaik]]en), geizte man später nicht mit Gold.
 
== Bilder ==
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== Literatur ==
* [[Florian Kluger]]: ''Der byzantinische Kirchenraum. Anmerkungen zu Geschichte, Struktur und Theologie.'' In: ''[[Heiliger Dienst]]'' Bd. 70 (2016), S.&nbsp;287–302 ([https://www.academia.edu/31308995/Kluger_Florian_Der_byzantinische_Kirchenraum_Anmerkungen_zu_Geschichte_Struktur_und_Theologie_In_Heiliger_Dienst_Bd_70_2016_S_287_302 online])
* {{Literatur |Autor=[[Hans-Dieter Döpmann]] |Titel=Die orthodoxen Kirchen in Geschichte und Gegenwart |Reihe=Trierer Abhandlungen zur Slavistik |BandReihe=9 |HrsgReihe=[[Gerhard Ressel]] |Verlag=Peter Lang |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2010 |ISBN=978-3-631-60449-6 |Seiten=118–127}}
 
== Weblinks ==