„Joseph Vogt (Althistoriker)“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt den Historiker Joseph Vogt. Für den Theologen und Bischof siehe [[Joseph Heinrich Peter Vogt]], für andere Personen siehe [[Josef Vogt]].}}
'''Joseph Vogt''' (* [[23. Juni]] [[1895]] in [[Schechingen]]; † [[14. Juli]] [[1986]] in [[Tübingen]]) war ein deutscher [[Alte Geschichte|Althistoriker]]. Er widmete sich jahrzehntelang der Erforschung der [[Sklaverei im Römischen Reich|Sklaverei in der antiken Gesellschaft]].
 
== Leben ==
Joseph Vogt entstammte einer katholischen Bauernfamilie. Nach dem Geschichtsstudium inan den Universitäten [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Tübingen]] und [[Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin|Berlin]] bei [[Wilhelm Weber (Historiker)|Wilhelm Weber]], [[Johannes Haller]] und [[Eduard Meyer]] wurde Vogt 1921 [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. Er [[Habilitation|habilitierte]] sich 1923 in Tübingen, wirkte dann dort als Privatdozent und war von 1926 bis 1929 Professor für Alte Geschichte an der Universität Tübingen. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Laufbahn waren die Universitäten [[Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Würzburg]] (1929), [[Universität Breslau|Breslau]] (1936), wieder Tübingen (1940) und [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau|Freiburg im Breisgau]] (1944). 1946 übernahm er wieder seinen Lehrstuhl in Tübingen, den er bis zu seiner Emeritierung 1962 innehatte. Vogt übernahm zahlreiche Ämter in der akademischen Selbstverwaltung. In Würzburg war er 1934/35 Dekan und 1935/36 Prorektor, dies ebenfalls in Breslau 1938/39. 1952/53 war er Dekan und 1958/59 Rektor in Tübingen<ref>Diemuth Königs: ''Joseph Vogt. Ein Althistoriker in der Weimarer Republik und im Dritten Reich'' (= ''Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft.'' Band 168). Helbing & Lichtenhahn, Basel 1995, ISBN 3-7190-1436-3, (S. 64.</ref>. Vogt war Mitglied der [[Historische Kommission für Schlesien|Historischen Kommission für Schlesien]].<ref>''BaslerFünfzig BeiträgeJahre zurHistorische GeschichtswissenschaftKommission für Schlesien''. In: ''Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau'', 168)Band 17, 1972, Mitgliederverzeichnis S. 64416.</ref> Er betreute insgesamt 39 Doktoranden, darunter [[Walter Beringer]], [[Karl Dietrich Bracher]], [[Karl Christ]], [[Jürgen Deininger]], [[Franz Georg Maier (Althistoriker)|Franz Georg Maier]], der Journalist [[Albert Wucher]], sowie fünf Habilitanden, darunter [[Alexander Schenk Graf von Stauffenberg]] und [[Karl Friedrich Stroheker]].<ref>Karl Christ: ''Joseph Vogt †.'' In: ''[[Gnomon (Zeitschrift)|Gnomon]].'' Band 59, 1987, S. 476–479 (zu den Schülern S. 478).</ref>
 
Ideologisch stand erVogt schon früh dem [[Nationalsozialismus]] nahe, zumal Vogter aus seiner rassistischen, antisemitischen und anti-demokratischen Grundhaltung auchbereits in der [[Weimarer Republik]] kaum einenkeinen Hehl gemacht hatte. 1933 trat er in die [[Sturmabteilung|SA]] und den [[Nationalsozialistischer Lehrerbund|NS-Lehrerbund]] ein, 1937, gleich nach der Lockerung der 1933 eingeführten [[Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP|Aufnahmesperre]], folgte der Eintritt in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] und in den [[Nationalsozialistischer Deutscher Dozentenbund|NS-Dozentenbund]]. Später wurde erVogt korrespondierendes Mitglied des 1941 gegründeten „[[Institut zur Erforschung der Judenfrage|Instituts zur Erforschung der Judenfrage]]“. Im September 1945 wurde er deshalb zunächst vom Dienst suspendiert, dann aber schon bald wieder in den akademischen Betrieb integriert.<ref name="Klee643">[[Ernst Klee]]: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.'' 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 643.</ref> Er1946 betreuteübernahm insgesamter 39wieder Doktoranden,seinen darunterLehrstuhl [[Karlin Christ]]Tübingen, [[Walterden Beringer]],er [[Franz Georg Maier]], [[Karl Dietrich Bracher]] und der Journalist [[Albert Wucher]], und fünf Habilitanden, darunter [[Alexander Schenk Graf von Stauffenberg]] und [[Karl Friedrich Stroheker]].<ref>Karl Christ: ''Joseph Vogt †.'' In: ''Gnomon.'' 59. Band, 1987, S. 476–479bis (zu denseiner SchülernEmeritierung S.1962 478)innehatte.</ref>
 
== Werk ==
Vogt beschäftigte sich überwiegend mit Themen der [[Römisches Reich|römischen Geschichte]]. Seine Darstellungen der [[Römische Republik|römischen Republik]] (zuerst 1932) und des Zeitalters [[Konstantin der Große|Konstantins]] (zuerst 1949) galten jahrzehntelang als Standardwerke. An der [[Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz|Akademie der Wissenschaften]] in Mainz begründete Vogt 1950 ein umfangreiches Forschungsprogramm zur [[Sklaverei]] im Römischen Reich|Sklaverei in der Antike]], das als rechtskonservative Antwort auf entsprechende Aktivitäten der Geschichtswissenschaft in den sozialistischen Ländern gedacht war.
 
Im Dritten Reich unterstützte Vogt Forschungsprogramme, die zur ideologischen Absicherung der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Politik dienten; hierzu zählte die (Herausgabe des berüchtigten Sammelbandes ''[[Rom und Karthago]]'' im Jahr 1943). Bereits 1939 erschien seine Abhandlung ''Kaiser Julian und die Juden''.<ref name="Klee643"/>
 
Sein Name ist in den Altertumswissenschaften bis heute mit dem Sammelwerk enzyklopädischen Ausmaßes ''[[Aufstieg und Niedergang der römischen Welt]]'' verbunden, das ursprünglich als [[Festschrift]] zu seinem 75. Geburtstag begann.
 
== Schriften (Auswahl) ==
* ''Die alexandrinischen Münzen.'' 2 Bände, Kohlhammer, Stuttgart 1924.
* ''Römische Politik in Ägypten'', J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1924 ([https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0011/bsb00113680/images/index.html online]).
* ''Römische Geschichte I: Die römische Republik''. Herder, Freiburg 1932. 6., überarbeitete Auflage: ''Die Römische Republik''. Karl Alber, Freiburg / München 1973. Taschenbuchausgabe Heyne, München 1979, ISBN 3-453-48059-7.
* ''Tacitus als Politiker'', Kohlhammer, Stuttgart 1924 ([https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0011/bsb00113560/images/index.html online]) (Antrittsrede, gehalten am 30. Oktober 1923 in Tübingen).
* ''Constantin der Große und sein Jahrhundert.'' Münchner Verlag, München 1949. 2. Auflage 1960. Taschenbuchausgabe König, München 1973, ISBN 3-8082-0046-4.
* ''Römische Geschichte I: Die römische Republik''. Herder, Freiburg 1932. 6., überarbeitete Auflage: ''Die Römische Republik.''. Karl Alber, Freiburg / München 1973. Taschenbuchausgabe Heyne, München 1979, ISBN 3-453-48059-7 (Auflage von 1962 [https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0011/bsb00110567/images/index.html online]).
* ''Sklaverei und Humanität im klassischen Griechentum.'' Steiner, Wiesbaden 1953.
* ''Rassenmischung im römischen Reich''. In: ''[[Vergangenheit und Gegenwart]]'' 26, 1936, Heft 1, S. 1–11.
* ''Gesetz und Handlungsfreiheit in der Geschichte'', 1955.
* ''Unsere Stellung zur Antike'' (= ''Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Cultur.'' Jahrgang 110. ''Geisteswissenschaftliche Reihe.'' Heft 3), Breslau 1937.
* ''Geschichte des Altertums und Universalgeschichte'', 1957.
* ''Vom Reichsgedanken der Römer'', Koehler & Amelang, Leipzig 1942 ([https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0014/bsb00148475/images/index.html online]).
* ''Von der Gleichwertigkeit der Geschlechter in der bürgerlichen Gesellschaft der Griechen'', 1960.
* ''Constantin der Große und sein Jahrhundert.'' Münchner Verlag, München 1949. 2. Auflage 1960. Taschenbuchausgabe König, München 1973, ISBN 3-8082-0046-4 ([https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0014/bsb00140088/images/index.html online]).
* ''Wege zum historischen Universum. Von Ranke bis Toynbee.'' W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 1961. (= ''Urban-Bücher. Die wissenschaftliche Taschenbuchreihe'', hrsg. von [[Fritz Ernst (Historiker) |Fritz Ernst]], Band 51)
* ''Sklaverei und Humanität im klassischen Griechentum'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse.'' Jahrgang 1953, Band 4). Steiner, Wiesbaden 1953 ([https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0014/bsb00140258/images/index.html online]).
* ''Gesetz und Handlungsfreiheit in der Geschichte.'' Kohlhammer, Stuttgart 1955.
* ''Geschichte des Altertums und Universalgeschichte.'' Steiner, Wiesbaden 1957.
* ''Struktur der antiken Sklavenkriege'' (= ''Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.'' Jahrgang 1957, Nr. 1). Steiner, Wiesbaden 1957.
* ''Von der Gleichwertigkeit der Geschlechter in der bürgerlichen Gesellschaft der Griechen'' (= ''Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.'' Jahrgang 1960, Nr. 2). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1960.
* ''Wege zum historischen Universum. Von Ranke bis Toynbee.'' W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 1961. (= ''Urban-Bücher. Die wissenschaftliche Taschenbuchreihe.'', hrsgBand 51). vonKohlhammer, [[FritzStuttgart Ernst1961 (Historiker)[https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0014/bsb00140257/images/index.html |Fritz Ernstonline]], Band 51).
* ''Ammianus Marcellinus als erzählender Geschichtsschreiber der Spätzeit'' (= ''Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.'' Jahrgang 1963, Nr. 8). Steiner, Wiesbaden 1963.
* ''Kulturwelt und Barbaren – Zum Menschheitsbild der spätantiken Gesellschaft'' (= ''Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.'' Jahrgang 1967, Nr. 1). Steiner, Wiesbaden 1967.
 
== Literatur ==
* [[Karl Christ]]: ''Joseph Vogt (1895–1986).'' In: Karl Christ: ''Neue Profile der Alten Geschichte.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, ISBN 3-534-10289-4, S. 63–124.
* Diemuth Königs: ''Joseph Vogt. Ein Althistoriker in der Weimarer Republik und im Dritten Reich'' (= ''Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft.'' Band 168). Helbing & Lichtenhahn, Basel 1995, ISBN 3-7190-1436-3.
* [[Jürgen Deininger]]: ''Nekrolog Joseph Vogt 23.6.1895–141895 – 14.7.1986.'' In: ''[[Historische Zeitschrift]].'' Band 246, 1988, S. 219–223.
* {{DNP|Suppl. 6|1272|1274|Vogt, Joseph|[[Volker Losemann]]}}
* {{NDB|27|54|55|Vogt, Joseph|[[Wolfgang Schuller]]|118627562}}
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118627562}}
* {{DDB|Person|118627562}}
 
== Anmerkungen ==
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{{SORTIERUNG:Vogt, Joseph}}
[[Kategorie:Althistoriker]]
[[Kategorie:Rektor (Eberhard Karls Universität Tübingen)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Eberhard Karls Universität Tübingen)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)]]
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