„Joseph Schildkraut“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-13226, Josef Schildkraut und Maria Olszewska.jpg|mini|200px|Joseph Schildkraut mit der Opernsängerin [[Maria Olszewska]], 1932]]
'''Joseph Schildkraut''' (* [[22. März]] [[1896]] in [[Wien]], [[Österreich]]; † [[21. Jänner]] [[1964]] in [[New York City|New York]], [[Vereinigte Staaten|USA]]) war ein österreichisch-US-amerikanischer [[Filmschauspieler|Film-]] und [[Theaterschauspieler]]. Er gewann 19371938 den [[Oscar]] als ''Bester Nebendarsteller'' für seinen Auftritt als [[Alfred Dreyfus]] in ''[[Das Leben des Emile Zola]]''.
 
== Leben ==
Joseph Schildkraut, der Sohn des bekannten Schauspielers [[Rudolph Schildkraut]], wurde bereits in jungen Jahren von [[Albert Bassermann]] unterrichtet. 1910 begleitete er seinen Vater auf dessen Tournee in die USA und kehrte 1913 nach [[Europa]] zurück. In Berlin wurde Schildkraut durch [[Max Reinhardt]] ausgebildet und bald darauf bekannt. Nach Filmen in Deutschland und Österreich, in denen er mitwirkte, zog Schildkraut 1920 in die USA. 1921 erfolgte sein Filmdebüt in den USA, in den folgenden Jahren spielte er Hauptrollen bei Film- und Theater. Im Jahre 1923 bezog er eine Tagesgage von 500&nbsp;US-Dollar,<ref>{{ANNO|tag|14|01|1923|7|Die Schildkrauts}}</ref> was heute ungefähr {{Inflation|US|500|1923|r=-2}}&nbsp;Dollar entspricht.<ref name="INFLATION-US-2">Diese Zahl wurde mit der [[Vorlage:Inflation]] ermittelt, ist auf volle 100&nbsp;US-Dollar gerundet und bezieht sich auf Januar {{JETZIGES_JAHR}}.</ref> Außerdem stand er 1923 in ''[[Peer Gynt]]'' und 1932 in ''[[Alice im Wunderland]]'' am [[Broadway (Theater)|Broadway]] auf der Bühne.
 
Joseph Schildkraut gewann 1938 den [[Oscar]] in der Kategorie [[Oscar/Bester Nebendarsteller|Bester Nebendarsteller]]. Diese Kategorie war nach 1937 erst zum zweiten Mal verliehen worden. Den Oscar erhielt er für seine Darstellung in der Filmbiografie ''[[Das Leben des Emile Zola]]'', in der er [[Alfred Dreyfus]] – das Opfer einer antisemitischen Intrige in der [[Dreyfus-Affäre]] – darstellte. Schildkraut, [[Paul Muni]] (der 1937 den Oscar als [[Oscar/Bester Hauptdarsteller|Bester Hauptdarsteller]] erhielt), [[Maximilian Schell]] (1962) und [[Christoph Waltz]] (2010 und 2012) sind die bislang einzigen Österreicher, die mit einem Schauspiel-Oscar ausgezeichnet wurden. In den folgenden Jahren nach seinem Oscar-Gewinn übernahm Schildkraut zahlreiche Charakterrollen in Hollywood, oftmals Schurken, unter anderem als [[Louis-Philippe II. Joseph de Bourbon, duc d’Orléans|Herzog von Orleans]] im Historienfilm ''[[Marie-Antoinette (1938)|Marie-Antoinette]]'' (1938) oder als selbstverliebter Ladenverkäufer in [[Ernst Lubitsch]]s Komödie ''[[Rendezvous nach Ladenschluß]]'' (1940).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.allmovie.com/artist/joseph-schildkraut-p63650 |titel=Joseph Schildkraut {{!}} Biography, Movie Highlights and Photos |sprache=en |abruf=2022-12-14}}</ref>
Joseph Schildkraut, der Sohn des bekannten Schauspielers [[Rudolph Schildkraut]], wurde bereits in jungen Jahren von [[Albert Bassermann]] unterrichtet. 1910 begleitete er seinen Vater auf dessen Tournee in die USA und kehrte 1913 nach [[Europa]] zurück. In Berlin wurde Schildkraut durch [[Max Reinhardt]] ausgebildet und bald darauf bekannt. Nach Filmen in Deutschland und Österreich, in denen er mitwirkte, zog Schildkraut 1920 in die USA. 1921 erfolgte sein Filmdebüt in den USA. Außerdem stand er 1923 in ''[[Peer Gynt]]'' und 1932 in ''[[Alice im Wunderland]]'' am [[Broadway (Theater)|Broadway]] auf der Bühne.
 
In den 1940er- und 1950er-Jahren widmete sich Schildkraut wieder verstärkt der Theaterarbeit und stand nur selten für Filme vor der Kamera. Einen späten Erfolg erzielte er mit seiner Darstellung des [[Otto Frank]] in dem Film ''[[Das Tagebuch der Anne Frank (1959)|Das Tagebuch der Anne Frank]]'' (1959) unter Regie von [[George Stevens]], der ersten Kinoverfilmung des [[Tagebuch der Anne Frank|Tagebuchs der Anne Frank]]. Er hatte die Rolle des Otto Frank zuvor bereits in dem Broadway-Stück gespielt und erhielt für seine Darstellung im Film eine Nominierung für den [[Golden Globe Award]] in der Kategorie [[Golden Globe Award/Bester Hauptdarsteller – Drama|Bester Hauptdarsteller (Drama)]]. Ab den 1950er-Jahren spielte er auch mehrfach im US-Fernsehen, unter anderem in den Serien ''[[Dr. Kildare]]'' und ''[[Twilight Zone]]''. Ein Gastauftritt als Rabbi in einer Folge der Serie ''Sam Benedict'' brachte ihm 1962 eine Nominierung für den [[Emmy Award]] ein. Kurz nach den Dreharbeiten zu ''[[Die größte Geschichte aller Zeiten]]'' starb er im Januar 1964 im Alter von 67 Jahren an einem [[Herzinfarkt]].
Joseph Schildkraut war ein überzeugender Charakterdarsteller, der 1938 – als zweiter Schauspieler überhaupt – mit dem [[Academy Award]] in der Kategorie [[Oscar/Bester Nebendarsteller|Bester Nebendarsteller]] ausgezeichnet wurde. Er, [[Paul Muni]] (der 1937 den Oscar als [[Oscar/Bester Hauptdarsteller|Bester Hauptdarsteller]] erhielt), [[Maximilian Schell]] (1962) und [[Christoph Waltz]] (2010 und 2012) sind die bislang einzigen Österreicher, die mit einem Schauspiel-Oscar ausgezeichnet wurden.
 
Kurz nach den Dreharbeiten zu ''[[Die größte Geschichte aller Zeiten]]'', starb er im Alter von 67 Jahren an einem [[Herzinfarkt]].
 
=== Privatleben ===
[[Datei:Liliom-Joseph-Schildkraut.jpg|mini|Joseph Schildkraut in seiner Bühnenrolle im Stück Liliom (1921)]]
 
Am 7. April 1923 heiratete Schildkraut zum ersten Mal. Die Ehe mit der Filmschauspielerin [[Elise Bartlett]] wurde am 9. Juni 1930 geschieden. Mit seiner zweiten Ehefrau, Marie McKay, die er am 27. Mai 1932 heiratete, war Schildkraut 29 Jahre verheiratet. Sie starb bei Dreharbeiten am 17. Februar 1962. Im Sommer 1963 heiratete Schildkraut Leonora Rogers, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet blieb. Jede der drei Ehen blieb kinderlos.
 
=== Schildkraut-Archiv ===
Joseph Schildkraut sammelte Briefe, Dokumente und Fotos der Familie von [[Anne Frank]]. Eine Reihe von Dokumenten stammt aus dem Besitz [[Otto Heinrich Frank]]s, ihres Vaters. Das Archiv wurde am 5. November 2012 im Auktionshaus Doyle in New York versteigert und vom [[Anne-Frank-Haus]] erworben.<ref>Jennifer Schuessler: [http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/anne-frank-das-schildkraut-archiv-wird-versteigert-a-850189.html ''Rare Otto Frank Archive to Be Auctioned in New York''] in: ''[[New York Times]]'' vom 14. August 2012.</ref><ref>''[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/anne-frank-das-schildkraut-archiv-wird-versteigert-a-850189.html Anne Frank. Das Schildkraut-Archiv wird versteigert]'' in ''[[Spiegel Online]]'' vom 14. August 2012.</ref><ref> [http://www.annefrank.org/de/Neu/Neu/2012/November/Otto-Frank-Sammlung/ ''Anne Frank Haus erwirbt wichtige Sammlung'']</ref> Ebenso versteigert wurde Schildkrauts nicht zum Archiv gehörender Nebenrollen-[[Oscar]], den er 1937 für seine Rolle als Dreyfus in ''[[TheDas LifeLeben ofdes Emile Zola]]'' erhielt.<ref>[http://www.finebooksmagazine.com/press/2012/08/doyle-ny-to-auction-rare-books-auotgraphs-and-maps-on-nov-5.phtml Auktionsmitteilung in ''finebooksmagazine.com''] s. „OTTO FRANK ARCHIVE“</ref> Der Zuschlag erfolgte bei $ 164.520.<ref>[http://natedsanders.com/lot-10439.aspx Zuschlagspreis auf natedsanders.com]</ref>
 
Joseph Schildkraut sammelte Briefe, Dokumente und Fotos der Familie von [[Anne Frank]]. Eine Reihe von Dokumenten stammt aus dem Besitz [[Otto Heinrich Frank]]s, ihres Vaters. Das Archiv wurde am 5. November 2012 im Auktionshaus Doyle in New York versteigert und vom [[Anne-Frank-Haus]] erworben.<ref>Jennifer Schuessler: [http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/anne-frank-das-schildkraut-archiv-wird-versteigert-a-850189.html ''Rare Otto Frank Archive to Be Auctioned in New York''] in: ''[[New York Times]]'' vom 14. August 2012.</ref><ref>''[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/anne-frank-das-schildkraut-archiv-wird-versteigert-a-850189.html Anne Frank. Das Schildkraut-Archiv wird versteigert]'' in ''[[Spiegel Online]]'' vom 14. August 2012.</ref><ref> [http://www.annefrank.org/de/Neu/Neu/2012/November/Otto-Frank-Sammlung/ ''Anne Frank Haus erwirbt wichtige Sammlung'']</ref> Ebenso versteigert wurde Schildkrauts nicht zum Archiv gehörender Nebenrollen-[[Oscar]], den er 1937 für seine Rolle als Dreyfus in ''[[The Life of Emile Zola]]'' erhielt.<ref>[http://www.finebooksmagazine.com/press/2012/08/doyle-ny-to-auction-rare-books-auotgraphs-and-maps-on-nov-5.phtml Auktionsmitteilung in ''finebooksmagazine.com''] s. „OTTO FRANK ARCHIVE“</ref> Der Zuschlag erfolgte bei $ 164.520.<ref>[http://natedsanders.com/lot-10439.aspx Zuschlagspreis auf natedsanders.com]</ref>
 
== Filmografie (Auswahl) ==
* 1915: [[Dämon und Mensch]]
* 1915: [[Schlemihl (1915)|Schlemihl]]
* 1916: [[Das Wiegenlied (1916)|Das Wiegenlied]]
* 1916: [[Der Glücksschneider]]
* 1916: [[Für den Ruhm des Geliebten]]
* 1917: [[Ein Blatt im Sturm … doch das Schicksal hat es verweht]]
* 1921: [[Theodor Herzl, der Bannerträger des jüdischen Volkes]]
* 1921: [[Zwei Waisen im Sturm]] ''(Orphans of the Storm)''
* 1927: [[König der Könige (1927)|König der Könige]] ''(The King of Kings)''
* 1928: [[Herzbub]] ''(Tenth Avenue)''
* 1929: [[Showboat ''(Show Boat]])''
* 1932: The Blue Danube
* 1934: [[Cleopatra (1934)|Cleopatra]]
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* 1935: [[Kreuzritter – Richard Löwenherz]] ''(The Crusades)''
* 1936: [[Der Garten Allahs]] ''(The Garden of Allah)''
* 1937: Das letzte Sklavenschiff ''(Slave Ship)''
* 1937: [[Das Leben des Emile Zola]] ''(The Life of Emile Zola)''
* 1937: [[Schiffbruch der Seelen]] ''(Souls at Sea)''
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* 1940: [[Rendezvous nach Ladenschluß]] ''(The Shop Around the Corner)''
* 1945: [[San Francisco Lilly]] ''(Flame of Barbary Coast)''
* 1946: MitKarten, PinselKugeln und DegenBanditen ''(MonsieurPlainsman Beaucaireand the Lady)''
* 19471946: Leise[[Mit spieltPinsel dieund BalalaikaDegen]] ''(NorthwestMonsieur OutpostBeaucaire)''
* 1947: [[Ich kann mein Herz nur einmal verschenken]] ''(Northwest Outpost)''
* 1948: [[Der Rächer von Los Angeles]] ''(Old Los Angeles)''
* 1948: [[Die rauhen Reiter der furchtlosen Legion]] ''(The Gallant Legion)''
* 1959: [[Das Tagebuch der Anne Frank (1959)|Das Tagebuch der Anne Frank]] ''(The Diary of Anne Frank)''
* 1961: King of the Roaring 20's: The Story of Arnold Rothstein
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== Auszeichnungen ==
* 1938: [[Oscar]] als ''[[Oscar/Bester Nebendarsteller|Bester Nebendarsteller]]'' für ''[[Das Leben des Emile Zola]]''
* 1960: [[Golden Globe|Golden-Globe]]-Nominierung als ''Bester Schauspieler – Drama'' für [[Das Tagebuch der Anne Frank (1959)|Das Tagebuch der Anne Frank]]
* Stern auf dem [[Hollywood Walk of Fame]].
 
== Literatur ==
* Andreas Ungerböck: ''Zwischen zwei Welten. Joseph Schildkraut: Porträt des Künstlers als schöner Mann.'' In: Christian Cargnelli, Michael Omasta (Hrsg.): ''Aufbruch ins Ungewisse.'' Band 1: ''Österreichische Filmschaffende in der Emigration vor 1945.'' Wespennest, Wien 1993, ISBN 3-85458-503-9, S. 143–154.
* Rudolf Ulrich: ''[http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_072.htm Joseph Schildkraut - Schauspieler.]'' Im Rahmen der Serie ''„Österreicher in Hollywood“''. In: ''Österreich Journal.'' Ausgabe 72, vom 31. Mai 2009, {{ZDB|2496115-2}}, S. 90–92.
* Joseph Schildkraut, ''My Father and I'', as told to Leo Lania, New York 1959.
* [[C. Bernd Sucher]] (Hrsg.): ''[[Theaterlexikon]]. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker.'' Von Christine Dössel und [[Marietta Piekenbrock]] unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.&nbsp;607 f.
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== Weblinks ==
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* {{IMDb|nm0771584}}
* {{VHy Name|797}}