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[[Datei:Double cowlick.jpg|mini|Menschliches Haar|234x234px]]'''Keratin''' (von [[Altgriechische Sprache|griechisch]] {{lang|grc|κέρας}} ''kéras'' „Horn“, Genitiv ''kératos'') ist ein Sammelbegriff für verschiedene wasserunlösliche Faser[[protein]]e, die von Tieren gebildet werden und die [[Hornsubstanz]] charakterisieren. Entsprechend ihrer molekularen [[Konformation]] als [[α-Helix]] oder [[β-Faltblatt]] unterscheidet man α- und β-KeratineKeratin.
[[Datei:Double cowlick.jpg|mini|Menschliches Haar]]
[[Datei:Fingernails2.jpg|mini|Fingernägel eines Menschen]]
[[Datei:Toes.jpg|mini|Zehennägel eines Menschen]]
[[Datei:Isländer-Mähne.jpg|mini|Mähne eines [[Islandpferd]]es]]
[[Datei:HighlandCow.01.jpg|mini|Ein [[Schottisches Hochlandrind]], zu dessen typischen Merkmalen die langen Hörner gehören]]
 
Keratine sind der Hauptbestandteil von Säugetier[[haar]]en, [[Nagel (Anatomie)|Finger- und Zehennägeln]], [[Kralle]]n, [[Klaue (Paarhufer)|Klauen]], [[Huf]]en, [[Horn|Hörnern]], Nasenhörnern der [[Nashörner]], Stacheln der [[Igel]], [[Barte (Wal)|Barten]] der [[Bartenwale|Wale]], [[Schnabel|Schnäbeln]] und [[Feder]]n der [[Vögel]], [[Hornschuppe]]n und äußereäußerer Panzerbedeckung der [[Reptilien]]. Sie bilden die [[Intermediärfilamente]] verschiedener Epithelgewebe, einschließlich der [[Epidermis (Wirbeltiere)|Epidermis]], und sorgen unter anderem für mechanische Widerstandsfähigkeit.<ref>{{Literatur |Autor=Justin T. Jacob, Pierre A. Coulombe, Raymond Kwan, M. Bishr Omary |Titel=Types I and II Keratin Intermediate Filaments |Sammelwerk=Cold Spring Harbor Perspectives in Biology |Band=10 |Nummer=4 |Datum=2018-04-02 |ISSN=1943-0264 |DOI=10.1101/cshperspect.a018275 |PMC=5880164 |PMID=29610398 |Seiten=a018275}}</ref>
'''Keratin''' (von [[Altgriechische Sprache|griechisch]] {{lang|grc|κέρας}} ''kéras'' „Horn“, Genitiv ''kératos'') ist ein Sammelbegriff für verschiedene wasserunlösliche Faser[[protein]]e, die von Tieren gebildet werden und die [[Hornsubstanz]] charakterisieren. Entsprechend ihrer molekularen [[Konformation]] als [[α-Helix]] oder [[β-Faltblatt]] unterscheidet man α- und β-Keratine.
 
Keratine sind der Hauptbestandteil von Säugetier[[haar]]en, [[Nagel (Anatomie)|Finger- und Zehennägeln]], [[Kralle]]n, [[Klaue (Paarhufer)|Klauen]], [[Huf]]en, [[Horn|Hörnern]], Nasenhörnern der [[Nashörner]], Stacheln der [[Igel]], [[Barte (Wal)|Barten]] der [[Bartenwale|Wale]], [[Schnabel|Schnäbeln]] und [[Feder]]n der [[Vögel]], [[Hornschuppe]]n und äußere Panzerbedeckung der [[Reptilien]].
 
== Struktur und Eigenschaften ==
 
Ihre Faserstruktur verstärkt die Festigkeit der Keratine: Die einzelnen [[Aminosäure]]ketten bilden eine rechtsgängige [[Alpha-Helix|α-Helix]]. Zwei dieser Helices lagern sich zu einer linksgängigen ''Superhelix'' und zwei dieser Superhelices beim α-Keratin zu einer Protofibrille zusammen. Mehrere Protofibrillen vereinigen sich zu einer Mikrofibrille, diese lagern sich zu Bündeln zusammen und bilden Makrofibrillen aus. Die Fasern sind umso steifer, je stärker ihre Komponenten durch [[Disulfidbrücke]]n der Aminosäure <small>[[Fischer-Projektion|L]]</small>-[[Cystein]] quervernetzt sind. So enthält das Keratin in Hörnern und Klauen mehr Disulfidbrücken als das in Wolle und Haaren. [[Leonor Michaelis]] entdeckte, dass Disulfidbrücken durch [[Thioglykolsäure]] [[Reduktion (Chemie)|reduziert]] werden. Dies war die biochemische Grundlage für die [[Dauerwelle]].
[[Datei:Aufbau eines Haars.png|mini|242x242px|Aufbau eines Haars aus Keratin]]
 
Vor der [[Verhornung]] sowie allgemein in [[Epithel]]ien der [[Wirbeltiere]] und anderer Tiergruppen liegen α-Keratine (oder Cytokeratine) in Form lose organisierter Keratinfilamente vor. Diese gehören zu den [[Intermediärfilament]]enIntermediärfilamenten, die zusammen mit [[Mikrotubulus|Mikrotubuli]] und [[Mikrofilamente]]n das [[Zytoskelett]] der [[Eukaryoten|eukaryotischen]] Zellen bilden. Derzeit sind 20 Cytokeratin-Proteine bekannt (siehe Tabelle), deren [[Molekülmasse]] zwischen 40 und 68&nbsp;kDa liegt. KRT1 bis KRT8 werden zur neutral-basischen Typ-A-Subfamilie, KRT9 bis KRT20 zur sauren Typ-B-Subfamilie gezählt. Diese bilden paarweise in den Intermediärfilamenten einen Heterodimer-Komplex aus einem Typ-A- und einem Typ-B-Cytokeratin. Die Verteilungsmuster dieser Komplexe unterscheidetunterscheiden sich in verschiedenen [[epithel]]ialen Zellen erheblich, sodass mit einem Antikörpernachweis gegen die Subtypen KRT1 bis KRT20 die Herkunft dieser Cytokeratine eingegrenzt werden kann. Dies macht man sich in der Medizin in der [[Pathologie|pathologischen]] [[Diagnostik]] zunutze, um die Herkunft von Tumor[[metastase]]n zu bestimmen. [[Mutation]]en in verschiedenen Keratin-[[Gen]]en sind für eine Reihe seltener [[Erbkrankheit]]en ([[Ichthyose]]) verantwortlich.
 
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|einschichtiges Epithel, luminale Drüsenzellen
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|}[[Datei:Fingernails2.jpg|mini|Fingernägel eines Menschen]]Ein Beispiel für ein β-Keratin ist das Fibroin oder Seidenprotein der [[Spinnennetz]]e und der [[Seide]]. Im Unterschied zu den α- oder Cytokeratinen ist es kein intrazelluläres Strukturprotein, sondern ein Ausscheidungsprodukt der [[Spinndrüse]]n. Wegen seiner Faltblattstruktur ist es sehr viel weniger dehnbar als die helikal gebauten α-Keratine.[[Datei:HighlandCow.01.jpg|mini|Ein [[Schottisches Hochlandrind]], zu dessen typischen Merkmalen die langen Hörner gehören]]
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Ein Beispiel für ein β-Keratin ist das Fibroin oder Seidenprotein der [[Spinnennetz]]e und der [[Seide]]. Im Unterschied zu den α- oder Cytokeratinen ist es kein intrazelluläres Strukturprotein, sondern ein Ausscheidungsprodukt der [[Spinndrüse]]n. Wegen seiner Faltblattstruktur ist es sehr viel weniger dehnbar als die helikal gebauten α-Keratine.
 
== Technische Verwendung ==
 
Aus keratinhaltigen [[Naturstoffe]]n werden <small>L</small>-Cystein, <small>L</small>-[[Tyrosin]] und andere proteinogene [[Aminosäure]]n im technischen Maßstab hergestellt. Dazu werden die Naturstoffe zuerst mit [[Salzsäure]] hydrolysiert. Das [[Hydrolysat]] wird mit [[Ammoniak]] neutralisiert. Die <small>L</small>-Aminosäuren werden dann aufgrund ihrer unterschiedlichen [[Löslichkeit]]en abgetrennt oder nach dem Prinzip der [[Ionenaustausch-Chromatographie]] isoliert.<ref name="Hoppe">Bernd Hoppe, [[Jürgen Martens (Chemiker)|Jürgen Martens]]: ''Aminosäuren – Herstellung und Gewinnung.'' In: ''[[Chemie in unserer Zeit]].'' 1984, Bd. 18, S. 73–86.</ref>
 
Verwendung finden Keratinprodukte (z.&nbsp;B. Schafwollvliese<ref>{{Webarchiv|url=http[https://www.wecobis.de/jahiabauproduktgruppen/Jahiadaemmstoffe/Home/Bauproduktgruppen/Daemmstoffeaus-nachwachsenden-rohstoffen/aus_nachwachsenden_Rohstoffen/Schafwolleschafwolle-Daemmstoffedaemmstoffe.html |wayback=20110218022230 |text=''Schafwolle-Dämmstoffe.''] |archiv-bot=2019''Wecobis''-04-22Portal 20:10:24des InternetArchiveBot[[Bundesministerium }}des wecobisInnern|BMI]], abgerufen am 4.&nbsp;Dezember 2020.de</ref>) beim Abbau von [[Formaldehyd]]. Hier hat das [[DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien|deutsche Wollforschungsinstitut]] an der [[RWTH Aachen]] zusammen mit dem eco Institut [[Köln]] in langfristiger Forschungsarbeit den Nachweis erbracht, dass solche Produkte in der Lage sind, Formaldehyd aus der Raumluft zu entfernen. Formaldehydbelastete Kindergärten, Schulen und Privathäuser (viele Fertighäuser der 1970er- und 1980er-Jahre) wurden inseit den letzten1990er Jahren auf diese Weise bereits saniert.<ref>Robert Sweredjuk, Gabriele Wortmann, Gerd Zwiener, Fritz Doppelmayer: [httphttps://www.oebag.de/fileadmin/downloads/Dateien_all_User/MORRIS_neu.pdf ''Schafwolle als reaktives Sorbens für Luftschadstoffe im Innenraum.''] (PDF; 201&nbsp;kB).</ref><ref> G. Wortmann, G. Zwiener, R. Sweredjiuk, F. Doppelmayer, F. J. Wortmann, 1999: ''Sorption of indoor air pollutants by sheep’s wool: Formaldehyde as an example.'' In: ''Proceedings of the International Wool Textile Organization,.'' Report CTF 3, Florence, ItalyFlorenz, JuneJuni 1999.</ref>
 
== Weblinks ==