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{{Begriffsklärungshinweis}}
[[Datei:Statue of Truth.jpg|mini|[[Walter Seymour Allward]], ''Veritas'' (lateinisch für „Wahrheit“), 1920]]
 
Der Begriff der '''Wahrheit''' wird in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht und unterschiedlich gefasst. Gemeinhin wird die Übereinstimmung von Aussagen oder Urteilen mit einem [[Sachverhalt]],<ref name="Wahrheit" /><ref name="Kosing" /> einer [[Tatsache]] oder der [[Wirklichkeit]] im Sinne einer korrekten Wiedergabe als ''Wahrheit'' bezeichnet. Im Weiteren wird unter „Wahrheit“ auch die Übereinstimmung einer Äußerung mit einer Absicht oder einem bestimmten Sinn beziehungsweise einer normativ als richtig ausgezeichneten Auffassung („[[Truismus|truism]]“ oder [[Gemeinplatz]]) oder mit den eigenen Erkenntnissen, Erfahrungen und Überzeugungen verstanden (auch „Wahrhaftigkeit“ genannt). Tiefergehende Betrachtungen sehen Wahrheit als Ergebnis eines offenbarenden, freilegenden oder entdeckenden Prozesses des Erkennens ursprünglicher Zusammenhänge oder wesenshafter Züge.
 
Das zugrundeliegende Adjektiv „wahr“ kann auch die [[Echtheit]], [[Richtigkeit]], Reinheit oder [[Authentizität]] einer Sache, einer Handlung oder einer Person, gemessen an einem bestimmten Begriff, beschreiben („Ein wahrer Freund“).<ref>[http://woerterbuchnetz.de/DWB/wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GW02698#XGW02698 Eintrag „Wahrheit“ im Deutschen Wörterbuch von Wilhelm Jacob Grimm]</ref> Alltagssprachlich kann man die „Wahrheit“ von der [[Lüge]] als absichtlicher Äußerung der Unwahrheit und dem [[Irrtum]] als dem fälschlichen Fürwahrhalten abgrenzen.
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=== Schematischer Überblick ===
{| class="wikitable zebra centered" style="width: 9095%; margin-left: 2em; text-align: center;"
!width="20%"|'' Position''
!width style="38max-width:30%"|''Wahrheitsdefinition''
!width="20%" |''Wahrheitsträger''
!width style="22max-width:30%"|''Wahrheitskriterium''
|-
|[[#Die Korrespondenztheorie der Wahrheit|Ontologisch-metaphysische Korrespondenztheorie]]
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==== Aristoteles ====
[[Datei:Busto di Aristotele conservato a Palazzo Altemps, Roma. Foto di Giovanni Dall'Orto.jpg|mini|Aristoteles formulierte das Grundprinzip der Korrespondenztheorie.]]
Als erster Korrespondenztheoretiker wird vielfach [[Aristoteles]] genannt, der in seiner ''[[Metaphysik (Aristoteles)|Metaphysik]]'' formulierte:
{{Zitat
{{Zitat|Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-Seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nichtseiende sei nicht, ist wahr. Wer also ein Sein oder Nicht-Sein prädiziert, muss Wahres oder Falsches aussprechen.<ref>Aristoteles: ''Metaphysik'' 1011b (Übers. H. Bonitz).</ref><br />[…] Nicht darum nämlich, weil unsere Meinung, du seiest weiß, wahr ist, bist du weiß, sondern darum, weil du weiß bist, sagen wir die Wahrheit, indem wir dies behaupten.<ref name="Aristoteles">Aristoteles: ''Metaphysik'' 1051b (Übers. H. Bonitz).</ref>}}
|Text=Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-Seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nichtseiende sei nicht, ist wahr. Wer also ein Sein oder Nicht-Sein prädiziert, muss Wahres oder Falsches aussprechen.<ref>Aristoteles: ''Metaphysik'' 1011b (Übers. H. Bonitz).</ref><br />[…] Nicht darum nämlich, weil unsere Meinung, du seiest weiß, wahr ist, bist du weiß, sondern darum, weil du weiß bist, sagen wir die Wahrheit, indem wir dies behaupten.<ref name="Aristoteles">Aristoteles: ''Metaphysik'' 1051b (Übers. H. Bonitz).</ref>}}
 
Aristoteles spricht in dieser berühmten Formulierung allerdings nicht von Korrespondenz oder Adäquation. Daher gibt es über die Zuordnung des Aristoteles zur Korrespondenztheorie keinen wissenschaftlichen Konsens.
 
==== Thomas von Aquin ====
Innerhalb der mittelalterlichen Philosophie<ref>Für einen Überblick zu einigen weiteren Positionen siehe z.&nbsp;B. Catarina Dutilh Novaes: {{Webarchiv |url=http://staff.science.uva.nl/~dutilh/articles/truth.pdf |wayback=20120201023132 |text=''Medieval Theories of Truth'' |wayback=20120201023132}} (PDF; 93&nbsp;kB), erscheint vorauss. in: H. Lagerlund (Hrsg.): ''Encyclopedia of Medieval Philosophy''.</ref> ist [[Thomas von Aquin]] einer der bekanntesten Vertreter einer Korrespondenz- oder Adäquationstheorie der Wahrheit.<ref>Vgl. z.&nbsp;B. {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/truth-correspondence/|The Correspondence Theory of Truth|Marian David}} Gegenüber heutigen Korrespondenztheorien bestehen allerdings auch Unterschiede, auf welche z.&nbsp;B. hinweisen: John Milbank, Catherine Pickstock: ''Truth in Aquinas'', Routledge 2001, z.&nbsp;B. S. 6ff. Eine systematische Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der thomasischen Adäquationstheorie der Wahrheit und heutigen Korrespondenztheorien der Wahrheit entwickelt z.&nbsp;B. Tobias Davids: ''Wahrheit als Korrespondenz und Adäquation'', Überlegungen zur Wahrheitskonzeption des Thomas von Aquin. In: ''Philosophisches Jahrbuch'', 113/1, 2006, S. 63–77. Dort findet sich auch weitere Literatur zum Thema.</ref> In den ''Quaestiones disputatae de veritate'' findet sich die klassische Formulierung der [[Ontologie|ontologischen]] Korrespondenztheorie der Wahrheit als „adaequatio rei et intellectus (Übereinstimmung der Sache mit dem [[Verstand]])“:<ref name="Thomas DeVer1">Vgl. Thomas von Aquin: ''Quaestiones disputatae de veritate'' q.1.a.1.</ref>
{| class="wikitable centered" style="padding: 5px 5px; width: 95%;"
{| align="center"
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|class="hintergrundfarbe5" style="width: 50%"|
„Respondeo dicendum quod veritas consistit in adaequatione intellectus et rei […]. Quando igitur res sunt mensura et regula intellectus, veritas consistit in hoc, quod intellectus adaequatur rei, ut in nobis accidit, ex eo enim quod res est vel non est, opinio nostra et oratio vera vel falsa est. Sed quando intellectus est regula vel mensura rerum, veritas consistit in hoc, quod res adaequantur intellectui, sicut dicitur artifex facere verum opus, quando concordat arti.“<ref name="Thomas STh">[http://www.corpusthomisticum.org/sth1015.html#29338 Thomas von Aquin: ''Summa theologiae'' I,q.21 a.2.] (lateinisches Original)</ref><ref>[http://www.newadvent.org/summa/1021.htm#article2 Thomas von Aquin: ''Summa theologiae'' I,q.21 a.2.] (englische Übersetzung)</ref>
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„Ich antworte, es sei zu sagen, dass Wahrheit in der Übereinstimmung von Verstand und Sache besteht […]. Wenn daher die Sachen Maß und Richtschnur des Verstandes sind, besteht Wahrheit darin, dass sich der Verstand der Sache angleicht, wie das bei uns der Fall ist; aufgrund dessen nämlich, dass die Sache ist oder nicht ist, ist unsere Meinung und unsere Rede davon wahr oder falsch. Wenn aber der Verstand Richtschnur und Maß der Dinge ist, besteht Wahrheit in der Übereinstimmung der Dinge mit dem Verstand; so sagt man, der Künstler verfertige ein wahres Kunstwerk, wenn es seiner Kunstvorstellung entspricht.“
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==== Neuzeit, Kant ====
Ein korrespondenztheoretischer Wahrheitsbegriff wurde bis ins 19. Jahrhundert sehr oft vertreten. So erklärt z.&nbsp;B. [[Immanuel Kant|Kant]] in der [[Kritik der reinen Vernunft]]: „Die Namenerklärung der Wahrheit, daß sie nämlich die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande sei, wird hier geschenkt, und vorausgesetzt“ (A 58 / B 82). Kant selbst vertritt jedoch eine differenziertere Theorie der Wahrheit, die von der Quelle der jeweiligen Erkenntnis abhängt. So vertritt er für Einzelurteile über Erfahrungsobjekte einen [[Verifikationismus]] (Korrespondenz zwischen Erfahrung und Denken), dieser kann jedoch durch die Bedingungen der Kohärenz der Erfahrungen eingeschränkt oder sogar aufgehoben werden. Für allgemeine Erfahrungsurteile und Naturgesetze vertritt er einen gemäßigten Fallibilismus.
 
==== Neuthomismus ====
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==== Dialektisch-materialistische Widerspiegelungstheorie ====
[[Karl Marx]] formuliert mit dem [[Dialektischer Materialismus|Dialektischen Materialismus]] eine [[Widerspiegelungstheorie]] für die Abbildung der objektiven Realität (Wirklichkeit) im Bewusstsein der Menschen. Wahrheit ist demnach eine Übereinstimmung des Bewusstseins mit der objektiven Realität. Sie steht im Dienst der [[Praxis (Philosophie)|Praxis]] und wird allein daran gemessen. Marx drückt dies in seiner zweiten These über [[Ludwig Feuerbach]] aus:
{{Zitat
{{Zitat|Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme – ist keine Frage der Theorie, sondern eine ''praktische'' Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i. e. Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens – das von der Praxis isoliert ist – ist eine rein ''[[Scholastik|scholastische]]'' Frage.<ref name="Marx">Karl Marx: ''Thesen über Feuerbach.'' MEW Bd. 3, S. 5.</ref>}}
|Text=Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme – ist keine Frage der Theorie, sondern eine ''praktische'' Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i. e. Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens – das von der Praxis isoliert ist – ist eine rein ''[[Scholastik|scholastische]]'' Frage.<ref name="Marx">Karl Marx: ''Thesen über Feuerbach.'' MEW Bd. 3, S. 5.</ref>}}
Während im orthodoxen [[Marxismus]] das Bewusstsein als „Abbild“ des Sachverhalts angenommen wird, gehen neuere Richtungen dazu über, diese Funktion sprachlichen Gebilden wie Aussagen zuzuschreiben:
{{Zitat
{{Zitat|Sie [die Wahrheit] wird definiert als Eigenschaft der Aussagen, mit dem widergespiegelten Sachverhalt übereinzustimmen.<ref name="Klaus_Buhr">Artikel „Wahrheit“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' 11. Aufl., Leipzig 1975.</ref>}}
|Text=Sie [die Wahrheit] wird definiert als Eigenschaft der Aussagen, mit dem widergespiegelten Sachverhalt übereinzustimmen.<ref name="Klaus_Buhr">Artikel „Wahrheit“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' 11. Aufl., Leipzig 1975.</ref>}}
Die Wahrheit stellt immer ein Verhältnis dar – nämlich das Verhältnis von dem abgebildeten Objekt im Bewusstsein und dem Objekt selbst. Falls die Widerspiegelung adäquat ist, spricht man hier von (relativer) Wahrheit. Das Kriterium hierfür ist die Praxis. Der dialektische Materialismus unterscheidet die ''relative Wahrheit'' von der ''absoluten Wahrheit''. Beide werden als dialektische Einheit angesehen: Eine absolute Wahrheit ist danach z.&nbsp;B. die Abstammung des Menschen von den Tieren. Die Relativität dieser Wahrheit ergibt sich z.&nbsp;B. aus der Entwicklung der Erkenntnis der Menschheit, welche die Naturprozesse immer vollkommener nachvollzieht und somit „neue“, genauere, höhere Wahrheiten herausfindet. [[Charles Darwin]] These gilt als absolut wahr, doch sie kann ergänzt und immer genauer bestimmt werden. Demzufolge erlangen die Menschen eine immer höhere relative Wahrheit auf der Basis absoluter Wahrheiten. Eine endgültige, ewige Wahrheit gibt es im dialektischen Materialismus nicht.
 
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Auch innerhalb des [[Logischer Empirismus|Logischen Empirismus]] findet sich eine Abbildtheorie der Wahrheit. Klassisch wird diese im Werk des frühen [[Ludwig Wittgenstein]] ausgearbeitet. Im ''[[Tractatus Logico-Philosophicus]]''<ref name="Tractatus">Ludwig Wittgenstein: ''Tractatus Logico-Philosophicus''.</ref> geht Wittgenstein zunächst davon aus, dass wir uns Bilder von der Wirklichkeit machen. Sie sind ein „Modell der Wirklichkeit“ (2.12). Bilder drücken sich in Gedanken aus, deren Gestalt „der sinnvolle Satz“ darstellt (4).
 
Wittgenstein definiert die Wirklichkeit als „die Gesamtheit der Tatsachen“ (1.1). Tatsachen[[Tatsache]]n sind bestehende Sachverhalte, die von bloßen, nicht bestehenden Sachverhalten zu unterscheiden sind (2.04–2.06). Sie bestehen aus Gegenständen oder Dingen und der Verbindung zwischen ihnen (2.01). Auch der Satz ist eine Tatsache (3.14). Eine Tatsache wird zum Bild durch die „Form der Abbildung“, die sie mit dem Abgebildeten gemeinsam hat. Wittgenstein versucht, dies an folgendem Beispiel deutlich zu machen:
{{Zitat
{{Zitat|Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden Beziehung zueinander, die zwischen Sprache und Welt besteht.|Ludwig Wittgenstein|''Tractatus Logico-Philosophicus''. 4.014.}}
|Text=Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden Beziehung zueinander, die zwischen Sprache und Welt besteht.
|Autor=Ludwig Wittgenstein
|Quelle=''Tractatus Logico-Philosophicus''. 4.014.}}
Ebenso wie die Notenschrift ein Bild der durch sie dargestellten Musik ist, stellt der Satz „ein Bild der Wirklichkeit“ dar (4.021). Ein Satz besteht aus Namen und den Beziehungen zwischen ihnen. Er ist wahr, wenn die in ihm enthaltenen Namen auf reale Gegenstände referieren und die Beziehung zwischen den Namen der zwischen den referierten Gegenständen entspricht.
 
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Auf der anderen Seite stellt sich die Frage nach dem [[Wahrmacher]] (''truthmaker''), nämlich von welcher Art dasjenige ist, womit Aussagen übereinstimmen müssen, um wahr zu sein. Es herrscht zwar unter den Korrespondenztheoretikern weitgehende Einigkeit darüber, dass es sich bei den ''Wahrmachern'' um [[Tatsache]]n handelt, allerdings besteht Uneinigkeit darüber, was Tatsachen eigentlich sind. So drückt [[Günther Patzig]] eine in der [[Analytische Philosophie|analytischen Philosophie]] weit verbreitete Ansicht aus, dass man weder den allgemeinen Begriff der Tatsache definieren noch einzelne Tatsachen identifizieren könne, ohne auf Aussagen zu rekurrieren. Tatsachen müssten daher als erfüllte Wahrheitsbedingungen von Sätzen angesehen werden.<ref>Günther Patzig: ''Sprache und Logik''. Göttingen 1970, S. 39–76.</ref> Für die Korrespondenztheorie ergibt sich daraus das Dilemma, dass sie in einen definitorischen Zirkel gerät, da der Begriff der Tatsache bereits den Begriff der Wahrheit enthält, den es eigentlich erst zu definieren gilt:
{{Zitat
{{Zitat|Dabei ist es wichtig zu sehen, daß es zunächst ganz unklar ist, ob das, was Tatsachen sind, über W.[ahrheit], oder ob W.[ahrheiten] über Tatsachen zu erläutern sind. Eben daher ist eine Definition, nach welcher wahr sei, was mit den Tatsachen übereinstimmt, ebenso richtig wie leer: Es handelt sich um eine [[Tautologie (Logik)|Tautologie]] […].<ref>Lothar Kreiser, [[Pirmin Stekeler-Weithofer]]: ''Wahrheit/Wahrheitstheorie''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie''. Bd. 2: O–Z, Meiner, Hamburg 1999, S. 1712–1722, hier S. 1714.</ref>}}
|Text=Dabei ist es wichtig zu sehen, daß es zunächst ganz unklar ist, ob das, was Tatsachen sind, über W.[ahrheit], oder ob W.[ahrheiten] über Tatsachen zu erläutern sind. Eben daher ist eine Definition, nach welcher wahr sei, was mit den Tatsachen übereinstimmt, ebenso richtig wie leer: Es handelt sich um eine [[Tautologie (Logik)|Tautologie]] […].<ref>Lothar Kreiser, [[Pirmin Stekeler-Weithofer]]: ''Wahrheit/Wahrheitstheorie''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie''. Bd. 2: O–Z, Meiner, Hamburg 1999, S. 1712–1722, hier S. 1714.</ref>}}
 
Das dritte Problem betrifft die Korrespondenzrelation selbst. Dies zeigt sich bereits daran, dass zu ihrer Beschreibung in den verschiedenen Theorien eine Vielzahl an Ausdrücken verwendet wurde: [[Korrespondenz]], Entsprechung, Übereinstimmung, Adäquation, [[Abbild]]ung oder [[Widerspiegelung]].
 
Gegen das Konzept einer echten bildlichen Beziehung gab es den Einwand, dass unklar bleibe, wie die Übereinstimmungsrelation von zwei so unterschiedlichen „Entitäten“ wie [[Wissen]] und [[Gegenstand]] überhaupt gedacht werden soll (z.&nbsp;B. zwischen meinem Wissen, dass der konkrete Gegenstand vor mir rot ist und dem Gegenstand selbst). Um diese Schwierigkeiten zu umgehen, versuchten Vertreter von sprachanalytisch orientierten Korrespondenztheorien, die Relation zwischen Aussagen und Tatsachen abstrakter als Strukturgleichheit oder [[Isomorphismus|Isomorphie]] zu fassen. Auch dieses Konzept erweist sich jedoch bereits bei einfachen Beispielen als problematisch, da in vielen Fällen eine eindeutige Zerlegung einer Tatsache in ihre Elemente nicht möglich zu sein scheint:
{{Zitat
{{Zitat|Nehmen wir das in der Wahrheitsdiskussion seit langem notorische Beispiel: Die Katze ist auf der Matte. Diese Aussage kann man vielleicht noch halbwegs plausibel in ihre Bestandteile zerlegen. Aber wie steht es mit der entsprechenden Tatsache? Kann man wirklich sagen, daß diese Tatsache aus den und den Bestandteilen besteht, etwa aus der Katze, der Matte und einer bestimmten räumlichen Relation?<ref>[[Winfried Franzen]]: ''Zur neueren Wahrheitsdiskussion: Redundanztheorie versus Korrespondenztheorie der Wahrheit''. In: [[Zeitschrift für philosophische Forschung]] 35, 1981, Heft 1, S. 78.</ref>}}
|Text=Nehmen wir das in der Wahrheitsdiskussion seit langem notorische Beispiel: Die Katze ist auf der Matte. Diese Aussage kann man vielleicht noch halbwegs plausibel in ihre Bestandteile zerlegen. Aber wie steht es mit der entsprechenden Tatsache? Kann man wirklich sagen, daß diese Tatsache aus den und den Bestandteilen besteht, etwa aus der Katze, der Matte und einer bestimmten räumlichen Relation?<ref>[[Winfried Franzen]]: ''Zur neueren Wahrheitsdiskussion: Redundanztheorie versus Korrespondenztheorie der Wahrheit''. In: [[Zeitschrift für philosophische Forschung]] 35, 1981, Heft 1, S. 78.</ref>}}
Auf noch größere Schwierigkeiten stößt man zum Beispiel bei negativen Aussagen und ihrem Pendant auf Seiten der Tatsachen. Worin besteht etwa die Übereinstimmung, wenn ich erkenne, dass ein bestimmter Gegenstand nicht vorhanden ist bzw. dass ihm bestimmte Eigenschaften nicht zukommen? Wie soll man sich eine Übereinstimmung mit etwas nicht Bestehendem denken? Noch schwieriger lassen sich irreale Konditionalsätze interpretieren wie: „Wenn ich dies nicht getan hätte, wäre jenes (vielleicht) nicht passiert.“
 
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Für Tarski bezieht sich der Begriff der Wahrheit stets auf eine bestimmte Sprache. Zur Vermeidung von [[Antinomie]]n schlägt Tarski vor, die semantischen Prädikate wie „wahr“ oder „falsch“ einer jeweiligen [[Metasprache]] vorzubehalten. In dieser Metasprache sollen mit „wahr“ oder „falsch“ Aussagen bezeichnet werden, die in einer von der Metasprache getrennten [[Objektsprache]] formuliert sind. Da für jede Sprache ''L'' das Prädikat „wahr in ''L''“ aus ''L'' selbst verbannt werden soll, kommt es zu einer Hierarchisierung der Sprachen, für die Wahrheitsprädikate widerspruchsfrei definiert werden können.
 
Auf der Basis des klassischen Wahrheitsbegriffs geht Tarski davon aus, dass aus einer adäquaten Wahrheitsdefinition Sätze des Typs folgen sollten:
{{Zitat
|Text=Die Aussage ‚Schnee ist weiß‘ ist wahr genau dann, wenn Schnee weiß ist.<ref name="Tarski143">Alfred Tarski: ''Die semantische Konzeption der Wahrheit und die Grundlagen der Semantik. (1944)''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 140–188, hier S. 143.</ref>}}
 
Oder zu einem Schema verallgemeinert:
 
{{Zitat
{{Zitat|'''(T)''' X ist wahr genau dann, wenn p.<ref name="Tarski145" />}}
|Text='''(T)''' X ist wahr genau dann, wenn p.<ref name="Tarski145" />}}
<!-- {{Zitat|'''(2)''' x ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p<ref name="Tarski 1, 268">Alfred Tarski: ''Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen.'' In: ''Studia Philosophica Commentarii Societatis philosophicae Polonorum''. Bd. I, Leopoli [Lemberg] 1935, S. 268. Neu abgedruckt in: K. Berka/L. Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986.</ref>}} -->
Bei dieser „''Äquivalenz der Form'' ([[Konvention T|T]])“ handelt es sich nach Tarski nicht um eine Definition der Wahrheit, da hier keine Aussage, sondern nur das Schema einer Aussage vorliegt:
{{Zitat
{{Zitat|Wir können nur sagen, daß jede Äquivalenz der Form (T), die wir nach Ersetzung von ‚p‘ durch eine partikuläre Aussage und von ‚X‘ durch den Namen dieser Aussage erhalten, als eine partielle Definition der Wahrheit betrachtet werden kann, die erklärt, worin die Wahrheit dieser einen individuellen Aussage besteht. Die allgemeine Definition muß in einem gewissen Sinne die logische Konjunktion all dieser partiellen Definitionen sein.<ref name="Tarski145">Alfred Tarski: ''Die semantische Konzeption der Wahrheit und die Grundlagen der Semantik. (1944)''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 140–188, hier S. 145.</ref>}}
|Text=Wir können nur sagen, daß jede Äquivalenz der Form (T), die wir nach Ersetzung von ‚p‘ durch eine partikuläre Aussage und von ‚X‘ durch den Namen dieser Aussage erhalten, als eine partielle Definition der Wahrheit betrachtet werden kann, die erklärt, worin die Wahrheit dieser einen individuellen Aussage besteht. Die allgemeine Definition muß in einem gewissen Sinne die logische Konjunktion all dieser partiellen Definitionen sein.<ref name="Tarski145">Alfred Tarski: ''Die semantische Konzeption der Wahrheit und die Grundlagen der Semantik. (1944)''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 140–188, hier S. 145.</ref>}}
 
Für seine formale Definition geht Tarski dann allerdings zunächst vom Begriff der ''[[Modelltheorie|Erfüllung]]'' aus. In der Logik erfüllt ein Subjekt eine Aussagefunktion, wenn die Funktion durch Einsetzen des Namens des Subjekts wahr wird. Hier wird also der Begriff „Erfüllung“ mittels des Begriffs „wahr“ definiert. Diese Definition kann man umdrehen und für Aussagenfunktionen mit nur einer freien Variablen sagen: Wahr ist eine Aussage, wenn ihr Subjekt die Aussagefunktion erfüllt. Der Begriff „Erfüllung“ muss jetzt aber zur Vermeidung eines Zirkels ohne Rekurs auf den Begriff „wahr“ definiert werden. Nach Tarski ist dies wiederum mit Hilfe eines Schemas möglich: Ein Subjekt erfüllt eine Aussagefunktion, wenn ihm die im Prädikat ausgedrückte Eigenschaft zukommt, also:
{{Zitat
{{Zitat|für jedes a – a erfüllt die Aussagefunktion x dann und nur dann, wenn p<ref name="Tarski 1, 308">Alfred Tarski: ''Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen.'' In: ''Studia Philosophica Commentarii Societatis philosophicae Polonorum''. Bd. I, Leopoli [Lemberg] 1935, S. 308. Neu abgedruckt in: K. Berka/L. Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986.</ref>}}
|Text=für jedes a – a erfüllt die Aussagefunktion x dann und nur dann, wenn p<ref name="Tarski 1, 308">Alfred Tarski: ''Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen.'' In: ''Studia Philosophica Commentarii Societatis philosophicae Polonorum''. Bd. I, Leopoli [Lemberg] 1935, S. 308. Neu abgedruckt in: K. Berka/L. Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986.</ref>}}
Durch entsprechende Einsetzungen entstehen Aussagen, die den Begriff des Erfülltseins verdeutlichen und als partielle Definitionen dieses Begriffs gelten können. Für ein auf die Umgangssprache bezogenes Beispiel können wir etwa für „x“ den Anführungsnahmen „„x ist weiss““ der Aussagenfunktion „x ist weiss“ und für „p“ die Aussagenfunktion „a ist weiss“, die durch Ersetzung von „x“ durch „a“ entsteht, einsetzen, um folgende Aussage zu erhalten:
{{Zitat
{{Zitat|für jedes a – a erfüllt die Aussagefunktion „x ist weiss“ dann und nur dann, wenn a weiss ist<ref name="Tarski 1, 308" />}}
|Text=für jedes a – a erfüllt die Aussagefunktion „x ist weiss“ dann und nur dann, wenn a weiss ist<ref name="Tarski 1, 308" />}}
Das angegebene Schema lässt sich für Aussagenfunktionen mit mehreren freien Variablen oder ohne freie Variablen verallgemeinern und für eine große Klasse formaler Sprachen so präzisieren, dass damit zunächst eine Definition des Erfülltseins und darauf aufbauend eine der Wahrheit erstellt werden können.
 
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Eine allgemeine Definition von Wahrheit ist für Tarski nur im Rahmen formaler Sprachen möglich. In der normalen Sprache kann immer nur geklärt werden, „worin die Wahrheit dieser einen individuellen Aussage besteht.“<ref name="Tarski145" /> So auch in seinem berühmt gewordenen Beispiel: „‚Es schneit‘ ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn es schneit“.<ref name="Tarski 1, 268">Alfred Tarski: ''Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen.'' In: ''Studia Philosophica Commentarii Societatis philosophicae Polonorum''. Bd. I, Leopoli [Lemberg] 1935, S. 268 f. Neu abgedruckt in: K. Berka/L. Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986.</ref> Er sagt jedoch:
{{Zitat
{{Zitat|Die für formalisierte Sprachen gewonnenen Ergebnisse haben auch in Bezug auf die Umgangssprache eine gewisse Geltung, und zwar dank des Universalismus der letzteren: indem wir eine beliebige Definition einer wahren Aussage […] in die Umgangssprache übersetzen, erhalten wir eine fragmentarische Definition der Wahrheit.<ref>Alfred Tarski: ''Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen''. In: K. Berka/L. Kreiser: ''Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik''. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986, §2 (Anm. 10), S. 458.</ref>}}
|Text=Die für formalisierte Sprachen gewonnenen Ergebnisse haben auch in Bezug auf die Umgangssprache eine gewisse Geltung, und zwar dank des Universalismus der letzteren: indem wir eine beliebige Definition einer wahren Aussage […] in die Umgangssprache übersetzen, erhalten wir eine fragmentarische Definition der Wahrheit.<ref>Alfred Tarski: ''Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen''. In: K. Berka/L. Kreiser: ''Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik''. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986, §2 (Anm. 10), S. 458.</ref>}}
 
Scheinbar bezieht sich diese Definition auf eine Korrespondenz zwischen Aussage („es schneit“) und Tatsache („wenn es schneit“), sodass häufig angenommen wird, der logisch-semantische Wahrheitsbegriff Tarskis gehe vom Gedanken der Korrespondenz aus. Mag dies auch Tarskis Ziel, einer Präzisierung der Korrespondenztheorie, entsprechen, so wurde doch eingewandt, Tarskis Theorie basiere systematisch auf der Annahme, dass „die Rahmentheorie, die axiomatische Mengenlehre konsistent ist, also keinen Widerspruch, keine Formel der Form ‚A und non-A‘ gemäß der Schlußregeln der klassischen Logik zu [[Deduktion|deduzieren]] erlaubt.“<ref name="Kreiser_Stekeler-Weithofer_1715">Lothar Kreiser, Pirmin Stekeler-Weithofer: ''Wahrheit/Wahrheitstheorie''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie''. Bd. 2: O–Z, Meiner, Hamburg 1999, S. 1712–1722, hier S. 1714.</ref> Daher beruhe die „oft so genannte ‚Korrespondenztheorie‘ der W.[ahrheit] der Tarski-Nachfolge auf einer reinen ''Kohärenztheorie''“.<ref name="Kreiser_Stekeler-Weithofer_1715" /> Dennoch ist Tarskis Einfluss nicht zu leugnen:
{{Zitat
{{Zitat|Wie kaum eine andere hat diese Wahrheitstheorie in der neueren Philosophie breite Resonanz gefunden und sich problemlos, nahezu von selbst, in die [[Wissenschaftstheorie]] wie in die [[Metamathematik]] […] eingefügt. Den tarskischen Wahrheitsbegriff benutzen heute alle modernen Wahrheitstheorien.<ref>Karen Gloy: ''Wahrheitstheorien. Eine Einführung''. Tübingen 2004, ISBN 3-8252-2531-3, S. 146.</ref>}}
|Text=Wie kaum eine andere hat diese Wahrheitstheorie in der neueren Philosophie breite Resonanz gefunden und sich problemlos, nahezu von selbst, in die [[Wissenschaftstheorie]] wie in die [[Metamathematik]] […] eingefügt. Den tarskischen Wahrheitsbegriff benutzen heute alle modernen Wahrheitstheorien.<ref>Karen Gloy: ''Wahrheitstheorien. Eine Einführung''. Tübingen 2004, ISBN 3-8252-2531-3, S. 146.</ref>}}
 
=== Deflationistische Wahrheitstheorien ===
==== Redundanztheorie ====
Die Redundanztheorie der Wahrheit besagt, dass Sätze, in denen das Wort „wahr“ vorkommt, in der Regel redundant sind. Dieser Begriff kann danach ohne Informationsverlust aus der Sprache eliminiert werden; es ist in einem gewissen Sinne überflüssig. Als Hauptvertreter der Redundanztheorie werden gewöhnlich [[Frank Plumpton Ramsey]], [[Alfred Jules Ayer]] und Quine genannt. Dieser Ansatz kann gemäß Dummett bis auf [[Gottlob Frege]] zurückgeführt werden, der in seinem Werk ''[[Über Sinn und Bedeutung]]'' 1892 den Grundgedanken der Redundanztheorie formulierte:
{{Zitat
{{Zitat|Man kann ja geradezu sagen: ‚Der Gedanke, dass 5 eine Primzahl ist, ist wahr.‘ Wenn man aber genauer zusieht, so bemerkt man, dass damit eigentlich nicht mehr gesagt ist als in dem einfachen Satz ‚5 ist eine Primzahl‘. […] Daraus ist zu entnehmen, dass das Verhältnis des Gedankens zum Wahren doch mit dem des Subjekts zum Prädikate nicht verglichen werden darf.<ref>Gottlob Frege: ''Über Sinn und Bedeutung'' (1892). In: G. Patzig (Hrsg.): ''Frege. Funktion, Begriff, Bedeutung''. Göttingen 1980, S. 49.</ref>}}
|Text=Man kann ja geradezu sagen: ‚Der Gedanke, dass 5 eine Primzahl ist, ist wahr.‘ Wenn man aber genauer zusieht, so bemerkt man, dass damit eigentlich nicht mehr gesagt ist als in dem einfachen Satz ‚5 ist eine Primzahl‘. […] Daraus ist zu entnehmen, dass das Verhältnis des Gedankens zum Wahren doch mit dem des Subjekts zum Prädikate nicht verglichen werden darf.<ref>Gottlob Frege: ''Über Sinn und Bedeutung'' (1892). In: G. Patzig (Hrsg.): ''Frege. Funktion, Begriff, Bedeutung''. Göttingen 1980, S. 49.</ref>}}
 
Frege drückt hier bereits die zentrale Idee der Redundanztheorie aus, dass der Ausdruck „wahr“ im Grunde nichts zum Sinn der Sätze, in denen er vorkommt, beiträgt und daher inhaltlich redundant ist. In klassischer Form wird dieser Gedanke in Ramseys ''Facts and Propositions'' formuliert, wo es lapidar heißt, dass „es in Wirklichkeit kein gesondertes Wahrheitsproblem gibt, sondern lediglich eine sprachliche Verwirrung [''linguistic muddle'']“.<ref name="Ramsey">Frank Plumpton Ramsey: ''Facts and Propositions''. In: G. Pitcher: ''Truth''. Englewood Cliffs 1964, S. 16.</ref> Wahrheit oder Falschheit können primär Propositionen (''propositions'') zugeschrieben werden. Wenn einer sage, „''p'' ist wahr“, bejahe er damit nur ''p'', und wenn er sage, „''p'' ist falsch“, behaupte er damit ''nicht-p''. Damit würde aber der Inhalt der Proposition ''p'' nicht erweitert. So meine beispielsweise der Satz „Es ist wahr, dass Cäsar ermordet wurde“ nicht mehr als der Satz „Cäsar wurde ermordet“. Eine Satzform wie „es ist wahr“ werde nur aus stilistischen Gründen verwendet, oder um der eigenen Behauptung Nachdruck zu verleihen.
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=== Kohärenztheorie ===
Die ''[[Kohärenztheorie]] der Wahrheit'' tauchte Ende des 19. Jahrhunderts im [[Neuhegelianismus]] des angelsächsischen Raums auf, etwa bei [[Francis Herbert Bradley]] und [[Brand Blanshard]].<ref>Vgl. Lothar Kreiser, Pirmin Stekeler-Weithofer: ''Wahrheit/Wahrheitstheorie''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie''. Bd. 2: O–Z, Meiner, Hamburg 1999, S. 1712–1722, hier S. 1716.</ref> Sie spielte auch in den Diskussionen des [[Logischer Empirismus|logischen Empirismus]] und des [[Wiener Kreis]]es eine Rolle, wobei [[Otto Neurath]] eine Kohärenztheorie präferierte, während [[Moritz Schlick]] einer Theorie der Korrespondenz den Vorzug gab.<ref>Vgl. Gunnar Skirbekk: ''Einleitung''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 8–34, hier S. 16f.</ref> In ihrer einfachsten Form besagt die Kohärenztheorie, dass die Wahrheit oder Richtigkeit einer Aussage darin besteht, sich widerspruchslos in ein System von Aussagen einfügen zu lassen. So formuliert Otto Neurath:
{{Zitat
{{Zitat|Die Wissenschaft als ein System von Aussagen steht jeweils zur Diskussion. […] Jede neue Aussage wird mit der Gesamtheit der vorhandenen, bereits miteinander in Einklang gebrachten Aussagen konfrontiert. Richtig heißt eine Aussage dann, wenn man sie eingliedern kann. Was man nicht eingliedern kann, wird als unrichtig abgelehnt. Statt die neue Aussage abzulehnen, kann man auch, wozu man sich im allgemeinen schwer entschließt, das ganze bisherige Aussagensystem abändern, bis sich die neue Aussage eingliedern lässt […].<ref name="Neurath">Otto Neurath: ''Soziologie im Physikalismus.'' In: ''Erkenntnis'' 2, 1931, S. 403.</ref>}}
|Text=Die Wissenschaft als ein System von Aussagen steht jeweils zur Diskussion. […] Jede neue Aussage wird mit der Gesamtheit der vorhandenen, bereits miteinander in Einklang gebrachten Aussagen konfrontiert. Richtig heißt eine Aussage dann, wenn man sie eingliedern kann. Was man nicht eingliedern kann, wird als unrichtig abgelehnt. Statt die neue Aussage abzulehnen, kann man auch, wozu man sich im allgemeinen schwer entschließt, das ganze bisherige Aussagensystem abändern, bis sich die neue Aussage eingliedern lässt […].<ref name="Neurath">Otto Neurath: ''Soziologie im Physikalismus.'' In: ''Erkenntnis'' 2, 1931, S. 403.</ref>}}
 
Neuraths programmatischer Ansatz wurde von [[Nicholas Rescher]] zu einer umfassenden Theorie ausgearbeitet.<ref name="Rescher">Vgl. Nicholas Rescher: ''The Coherence Theory of Truth.'' Oxford 1973.</ref> Allerdings benutzt Rescher den Kohärenzbegriff explizit nur als Kriterium, aber nicht zur Definition von Wahrheit. Bei der Definition von „wahr“ schließt er sich der Korrespondenztheorie an: Wahrheit meine die Übereinstimmung einer Proposition mit einer Tatsache.<ref>Vgl. Lothar Kreiser, Pirmin Stekeler-Weithofer: ''Wahrheit/Wahrheitstheorie''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie''. Bd. 2: O–Z, Meiner, Hamburg 1999, S. 1712–1722, hier S. 1716f.</ref>
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=== Pragmatismus und Intersubjektivitätstheorien ===
Der Gedanke der [[Intersubjektivität]] wurde bereits stark im [[Deutscher Idealismus|Deutschen Idealismus]] herausgearbeitet. Die Verbindung zum Wahrheitsproblem erkannte aber erst [[Charles S. Peirce]]. Intersubjektivität wird von Peirce als Resultat einer unbegrenzten Forschergemeinschaft aufgefasst.
{{Zitat
{{Zitat|Andererseits sind alle Vertreter der Wissenschaft von der frohen Hoffnung getragen, dass die Prozesse der Forschung, wenn sie nur weit genug voran getrieben werden, zu jeder Frage, auf die sie angewendet werden, eine sichere Lösung ergeben werden. […] Sie mögen zuerst unterschiedliche Ergebnisse erhalten, aber wenn jeder seine Methoden und Prozesse perfektioniert, wird man feststellen, dass die Ergebnisse sich stetig auf ein vorbestimmtes Zentrum hinbewegen. […] Die Meinung, der alle Forscher schicksalhaft am Ende zustimmen müssen, ist das, was wir mit Wahrheit meinen, und der Gegenstand, der durch diese Meinung repräsentiert wird, ist das Reale.|Charles S. Peirce<ref>Charles S. Peirce: ''Collected Papers''. Bd. 5, Abschnitt 407. Siehe Charles Hartshorne/Paul Weiss/Arthur W. Burks (Hrsg.): ''Collected Papers of Charles Sanders Peirce''. Bd. 5: ''Pragmatism and Pragmaticism''. 58. Aufl., Thoemmes u.&nbsp;a., Bristol u.&nbsp;a. 1998 [1931]. Übersetzung von Lutz Hartmann.</ref>}}
|Text=Andererseits sind alle Vertreter der Wissenschaft von der frohen Hoffnung getragen, dass die Prozesse der Forschung, wenn sie nur weit genug voran getrieben werden, zu jeder Frage, auf die sie angewendet werden, eine sichere Lösung ergeben werden. […] Sie mögen zuerst unterschiedliche Ergebnisse erhalten, aber wenn jeder seine Methoden und Prozesse perfektioniert, wird man feststellen, dass die Ergebnisse sich stetig auf ein vorbestimmtes Zentrum hinbewegen. […] Die Meinung, der alle Forscher schicksalhaft am Ende zustimmen müssen, ist das, was wir mit Wahrheit meinen, und der Gegenstand, der durch diese Meinung repräsentiert wird, ist das Reale.
|Autor=Charles S. Peirce<ref>Charles S. Peirce: ''Collected Papers''. Bd. 5, Abschnitt 407. Siehe Charles Hartshorne/Paul Weiss/Arthur W. Burks (Hrsg.): ''Collected Papers of Charles Sanders Peirce''. Bd. 5: ''Pragmatism and Pragmaticism''. 58. Aufl., Thoemmes u.&nbsp;a., Bristol u.&nbsp;a. 1998 [1931]. Übersetzung von Lutz Hartmann.</ref>}}
Während Peirce hier sowohl Intersubjektivität als auch Korrespondenz mit Tatsachen als Aspekte der Wahrheit andeutet, vertritt er an anderer Stelle Grundsätze einer ''pragmatischen Theorie der Wahrheit'':
{{Zitat
{{Zitat-en|For truth is neither more nor less than that character of a proposition which consists in this, that belief in the proposition would, with sufficient experience and reflection, lead us to such conduct as would tend to satisfy the desires we should then have. To say that truth means more than this is to say that it has no meaning at all.|Übersetzung=Denn die Wahrheit ist weder mehr noch weniger als der Charakter eines Satzes, der darin besteht, dass die Überzeugung von diesem Satz uns bei genügender Erfahrung und Reflexion zu einem Verhalten führen würde, das darauf zielen würde, die Wünsche, die wir dann haben würden, zu befriedigen. Sagt man, dass Wahrheit mehr bedeutet als das, so heißt das, dass sie überhaupt keinen Sinn hat.|Autor=Charles S. Peirce<ref>Charles S. Peirce: ''Collected Papers''. Bd. 5, Abschnitt 375, Anm. 2. Siehe Charles Hartshorne/Paul Weiss/Arthur W. Burks (Hrsg.): ''Collected Papers of Charles Sanders Peirce''. Bd. 5: ''Pragmatism and Pragmaticism''. 58. Aufl., Thoemmes u.&nbsp;a., Bristol u.&nbsp;a. 1998 [1931]. Zur Übersetzung von Gert Wartenberg vgl. Karl-Otto Apel (Hrsg.): ''Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-518-06029-5, S. 175.</ref>}}
|Text=For truth is neither more nor less than that character of a proposition which consists in this, that belief in the proposition would, with sufficient experience and reflection, lead us to such conduct as would tend to satisfy the desires we should then have. To say that truth means more than this is to say that it has no meaning at all.
|Sprache=en
|Autor=Charles S. Peirce<ref>Charles S. Peirce: ''Collected Papers''. Bd. 5, Abschnitt 375, Anm. 2. Siehe Charles Hartshorne/Paul Weiss/Arthur W. Burks (Hrsg.): ''Collected Papers of Charles Sanders Peirce''. Bd. 5: ''Pragmatism and Pragmaticism''. 58. Aufl., Thoemmes u.&nbsp;a., Bristol u.&nbsp;a. 1998 [1931]. Zur Übersetzung von Gert Wartenberg vgl. Karl-Otto Apel (Hrsg.): ''Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-518-06029-5, S. 175.</ref>
|Übersetzung=Denn die Wahrheit ist weder mehr noch weniger als der Charakter eines Satzes, der darin besteht, dass die Überzeugung von diesem Satz uns bei genügender Erfahrung und Reflexion zu einem Verhalten führen würde, das darauf zielen würde, die Wünsche, die wir dann haben würden, zu befriedigen. Sagt man, dass Wahrheit mehr bedeutet als das, so heißt das, dass sie überhaupt keinen Sinn hat.}}
Auf Peirce beriefen sich [[William James]] und [[John Dewey]], die Hauptvertreter der Wahrheitstheorie des [[Pragmatismus]].<ref>Lothar Kreiser, Pirmin Stekeler-Weithofer: ''Wahrheit/Wahrheitstheorie''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie''. Bd. 2: O–Z, Meiner, Hamburg 1999, S. 1712–1722, hier S. 1717. Vgl. William James: ''Der Wahrheitsbegriff des Pragmatismus. (1907)''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 35–58; sowie John Dewey: ''Essays in Experimental Logic''. Chicago 1916.</ref> Der Sinn von Wahrheit besteht demnach im praktischen Unterschied zwischen wahren und unwahren Ideen. Nach James „besteht ein interner Zusammenhang zwischen der Frage, ''was'' Wahrheit ''ist'', und der Frage, ''wie wir'' Wahrheit ''erreichen''.“<ref name="Skirbekk13">Gunnar Skirbekk: ''Einleitung''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 8–34, hier S. 13.</ref> Mit Blick auf den [[Verifikation]]s<nowiki />prozess lässt sich sagen:
{{Zitat
{{Zitat|[D]ie ''Definition'' von Wahrheit hängt mit dem Wahrheits''kriterium'' zusammen.<ref name="Skirbekk13" />}}
|Text=[D]ie ''Definition'' von Wahrheit hängt mit dem Wahrheits''kriterium'' zusammen.<ref name="Skirbekk13" />}}
 
Für das Wahrheitskriterium der ''Nützlichkeit in der Praxis'' wurde auf eine mögliche Verbindung zu den Wahrheitstheorien von [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] und [[Karl Marx|Marx]] hingewiesen.<ref>Lothar Kreiser, Pirmin Stekeler-Weithofer: ''Wahrheit/Wahrheitstheorie''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie''. Bd. 2: O–Z, Meiner, Hamburg 1999, S. 1712–1722, hier S. 1717.</ref>
 
[[Bertrand Russell]] kritisierte diese Vermischung von Definition und Kriterium der Wahrheit. Festzustellen, ob die Wirkungen eines Glaubens (auf lange Sicht) gut seien, könne noch schwieriger sein als andere Formen der Verifikation. Andere Menschen könnten zudem solche Wirkungen für schädlich halten, die wir als positiv erachten. „Intersubjektive Wahrheit setzt daher voraus, daß alle Einzelinteressen harmonieren.“<ref>Gunnar Skirbekk: ''Einleitung''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 8–34, hier S. 14. Vgl. Bertrand RusselRussell: ''William James. (Auszug –1946)''. In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): ''Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 59–62 (ursprünglich aus Bertrand Russels ''History of Western Philosophy'').</ref> Für [[Herbert Keuth]] stellt die pragmatistische Wahrheitstheorie im Grunde eine Theorie des Fürwahrhaltens dar; auch kommen wir, um den Erfolg einer Aussage beurteilen zu können, nicht darum herum, die Übereinstimmung mit den Tatsachen zu überprüfen.<ref>Herbert Keuth: ''Wissenschaft und Werturteil. Zu Werturteilsdiskussion und Positivismusstreit.'' J. C. B. Mohr (Paul Siebeck): Tübingen 1989. ISBN 3-16-345453-4. S. 130ff.</ref>
 
Ausgehend von den Überlegungen des Pragmatismus und der Sprachphilosophie Wittgensteins entwickelte sich im deutschsprachigen Raum die ''Intersubjektivitätstheorie der Wahrheit'' vor allem als [[Konsenstheorie der Wahrheit|Konsensustheorie]] ([[Jürgen Habermas]], [[Karl-Otto Apel]]<ref>Vgl. dazu, insbesondere mit Blick auf eine resultierende Kritik an der Konsensustheorie der Wahrheit, [[Vittorio Hösle]]: ''Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie. Transzendentalpragmatik, Letztbegründung, Ethik''. Beck, München 1990, S. 179ff.</ref>) und als dialogische Theorie ([[Erlanger Konstruktivismus|Erlanger Schule]]).
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==== Konsenstheorie der Wahrheit (Habermas) ====
Für die ''[[Konsenstheorie der Wahrheit|Konsenstheorie]]'' (auch ''Diskurstheorie'') von [[Jürgen Habermas]] ist eine Aussage dann wahr, wenn sie Anerkennung von allen vernünftigen Gesprächspartnern verdient und über sie ein – prinzipiell unbegrenzter – Konsens hergestellt werden kann. Jürgen Habermas legte 1973 in seinem Aufsatz ''Wahrheitstheorien''<ref name="Habermas Wahrheitstheorien">Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, ISBN 3-7885-0037-9, S. 211–265.</ref> den wohl bislang präzisesten Entwurf einer solchen Theorie vor. Er definiert darin „Wahrheit“ wie folgt:
{{Zitat
{{Zitat|Wahrheit nennen wir den Geltungsanspruch, den wir mit konstativen Sprechakten verbinden. Eine Aussage ist wahr, wenn der Geltungsanspruch der Sprechakte, mit denen wir, unter Verwendung von Sätzen, jene Aussage behaupten, berechtigt ist.|Jürgen Habermas<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 218.</ref>}}
|Text=Wahrheit nennen wir den Geltungsanspruch, den wir mit konstativen Sprechakten verbinden. Eine Aussage ist wahr, wenn der Geltungsanspruch der Sprechakte, mit denen wir, unter Verwendung von Sätzen, jene Aussage behaupten, berechtigt ist.
|Autor=Jürgen Habermas<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 218.</ref>}}
Träger der Wahrheit ist die Aussage, sofern deren Gehalt in der Standardform der Behauptung einer Tatsache (sog. konstativer [[Sprechakt]]) formuliert werden kann. Wenn eine solche Formulierung als Tatsachenaussage möglich ist, wird mit der Aussage ein Geltungsanspruch erhoben, der berechtigt oder unberechtigt sein kann. Ein Geltungsanspruch ist nach Habermas dann berechtigt, wenn er [[diskursiv]] eingelöst werden kann.
 
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Habermas unterscheidet vier Arten von Geltungsansprüchen, die weder aufeinander noch auf ein gemeinsames Fundament zurückgeführt werden können.<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 236.</ref> Ihre Erfüllung müssen die Sprecher im [[Kommunikatives Handeln|kommunikativen Handeln]] unterstellen. Solange die Verständigung gelingt, bleiben die wechselseitigen Ansprüche unthematisiert; scheitert sie, sind die Unterstellungen daraufhin zu überprüfen, welche von ihnen unerfüllt blieb. Je nach Geltungsanspruch existieren unterschiedliche Reparaturstrategien:
 
* ''[[Verständlichkeit]]'': Der Sprecher unterstellt das Verständnis der gebrauchten Ausdrücke. Bei Unverständnis wird zur Explikation durch den Sprecher aufgefordert.
* ''[[Wahrhaftigkeit]]'': Die Sprecher unterstellen sich gegenseitig Wahrhaftigkeit. Wird diese angezweifelt, können die Zweifel kaum durch den der Unwahrhaftigkeit verdächtigten Sprecher selbst zerstreut werden.
* ''Wahrheit'': Bezüglich des propositionalen Gehalts der Sprechakte wird Wahrheit unterstellt. Wird diese bezweifelt, muss ein Diskurs klären, ob der Anspruch des Sprechers zu Recht besteht.
* ''Richtigkeit'': Die Richtigkeit der Norm, die mit dem Sprechakt behauptet wird, muss anerkannt werden. Auch dieser Geltungsanspruch ist nur diskursiv einlösbar.<ref>Vgl. Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 220f.</ref>
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Der Geltungsanspruch der Wahrheit einer Aussage wird im [[Diskurs]] eingelöst. Die Einlösung erfolgt im [[Konsens]], der aber kein zufälliger, sondern ein begründeter Konsens sein muss, sodass „jeder andere, der in ein Gespräch mit mir eintreten könnte, demselben Gegenstand das gleiche Prädikat zusprechen würde“. Voraussetzung für einen solchen begründeten Konsens ist eine „ideale Sprechsituation“.
{{Zitat
{{Zitat|Die ideale Sprechsituation ist weder ein empirisches Phänomen noch bloßes Konstrukt, sondern eine in Diskursen unvermeidliche [[Reziprozität (Soziologie)|reziprok]] vorgenommene Unterstellung.<ref name="Habermas258">Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 258.</ref>}}
|Text=Die ideale Sprechsituation ist weder ein empirisches Phänomen noch bloßes Konstrukt, sondern eine in Diskursen unvermeidliche [[Reziprozität (Soziologie)|reziprok]] vorgenommene Unterstellung.<ref name="Habermas258">Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 258.</ref>}}
Damit eine ideale Sprechsituation nicht bloße Fiktion bleibt, müssen vier Bedingungen der Chancengleichheit aller Diskursteilnehmer erfüllt sein, zunächst zwei triviale, dann zwei nicht triviale:
# Chancengleichheit bezüglich der ''Verwendung kommunikativer Sprechakte'', sodass jeder „jederzeit Diskurse eröffnen sowie durch Rede und Gegenrede, Frage und Antwort“ fortsetzen kann;
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# Chancengleichheit bezüglich der ''Verwendung regulativer Sprechakte'', sodass alle „die gleiche Chance haben, […] zu befehlen und sich zu widersetzen, zu erlauben und zu verbieten, […] usf.“, damit „Privilegierungen im Sinne einseitig verpflichtender Handlungs- und Bewertungsnormen“ ausgeschlossen sind.<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 255f.</ref>
Zur Unterscheidung zwischen Wahrheit und Falschheit nach der Konsenstheorie ist es wichtig, vernünftige Konsense zu identifizieren:
{{Zitat
{{Zitat|Ein vernünftiger Konsensus kann von einem trügerischen in letzter Instanz allein durch Bezugnahme auf eine ideale Sprechsituation unterschieden werden. […] Die Bedingungen der empirischen Rede sind [jedoch] auch dann, wenn wir der erklärten Absicht, einen Diskurs aufzunehmen, folgen, sehr oft nicht mit denen einer idealen Sprechsituation identisch.<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 257.</ref>}}
|Text=Ein vernünftiger Konsensus kann von einem trügerischen in letzter Instanz allein durch Bezugnahme auf eine ideale Sprechsituation unterschieden werden. […] Die Bedingungen der empirischen Rede sind [jedoch] auch dann, wenn wir der erklärten Absicht, einen Diskurs aufzunehmen, folgen, sehr oft nicht mit denen einer idealen Sprechsituation identisch.<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 257.</ref>}}
Doch um „den vernünftigen Charakter von Rede“ nicht preisgeben zu müssen, setzen wir voraus, dass ein erzielter Konsens ein vernünftiger Konsens sei, solange „jeder faktisch erzielte Konsensus auch in Frage gestellt und daraufhin überprüft werden kann, ob er ein hinreichender Indikator für einen begründeten Konsensus ist.“<ref name="Habermas258" />
 
==== Dialogische Theorie der Wahrheit (Erlanger Schule) ====
Die Grundlage der ''dialogischen Theorie der Wahrheit'' (auch ''Dialogtheorie'') stellt die Schrift ''Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens'' dar. [[Wilhelm Kamlah]] und [[Paul Lorenzen]] entwickeln darin die Grundtermini der Lehre vom vernünftigen Reden, wozu sie auch die Wörter „wahr“ und „falsch“ zählen. Sie betonen die Bedeutung der „Homologie“„[[Homolog (Linguistik)|Homologie]]“, also des Konsenses der Gesprächsteilnehmer:
{{Zitat
{{Zitat|Da wir bei […] Beurteilung der Wahrheit von Aussagen auf das Urteil anderer rekurrieren, die mit uns dieselbe Sprache sprechen, können wir dieses Verfahren interpersonale Verifizierung nennen. Wir stellen auf diesem Wege, durch diese ‚Methode‘, Übereinstimmung zwischen dem Sprecher und seinen Gesprächspartnern her, eine Übereinstimmung, die in der Sokratischen Dialogik ‚Homologie‘ genannt wurde.<ref>Wilhelm Kamlah/Paul Lorenzen: ''Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens''. Bibliographisches Institut, Mannheim 1967. 2. Auflage 1973 (''BI-HTB 227''). 3. Auflage Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01371-5, S. 120.</ref>}}
|Text=Da wir bei […] Beurteilung der Wahrheit von Aussagen auf das Urteil anderer rekurrieren, die mit uns dieselbe Sprache sprechen, können wir dieses Verfahren interpersonale Verifizierung nennen. Wir stellen auf diesem Wege, durch diese ‚Methode‘, Übereinstimmung zwischen dem Sprecher und seinen Gesprächspartnern her, eine Übereinstimmung, die in der Sokratischen Dialogik ‚Homologie‘ genannt wurde.<ref>Wilhelm Kamlah/Paul Lorenzen: ''Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens''. Bibliographisches Institut, Mannheim 1967. 2. Auflage 1973 (''BI-HTB 227''). 3. Auflage Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01371-5, S. 120.</ref>}}
„Wahr“ und „falsch“ sind für Kamlah und Lorenzen Beurteilungsprädikatoren. Was diese Termini bedeuten, kann in der natürlichen Sprache rekonstruiert werden. Anhand eines Aufsatzes von Lorenzens Schüler [[Kuno Lorenz]]<ref>Kuno Lorenz: ''Der dialogische Wahrheitsbegriff''. In: ''Neue Hefte für Philosophie'' 1972, Heft 2/3, S. 111–123.</ref> erläutert Jürgen Habermas den Unterschied zwischen Konsenstheorie und dialogischer Theorie der Wahrheit: Die Festlegung der „Wahrheitsbedingungen einer Aussage mit den Verwendungsregeln der in dieser Aussage auftretenden sprachlichen Ausdrücke“ bedeute eine Verwechslung von Verständlichkeit und Wahrheit.<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 238.</ref> Wegen dieser „analytische[n] Wahrheitstheorie“<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 231 und S. 238.</ref> trage der Erlanger Ansatz „zur Begründung einer von der Konsensustheorie der Wahrheit geforderten Logik des Diskurses […] Wesentliches nicht bei.“<ref>Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 264, Anm. 30.</ref>
 
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Bezeichnend für den veränderten Status der Wahrheit ist die Position [[Friedrich Schlegel]]s:
{{Zitat
{{Zitat|Es gibt keine wahre Aussage, denn die Position des Menschen ist die Unsicherheit des Schwebens. Wahrheit wird nicht gefunden, sondern produziert. Sie ist relativ.<ref>Nach ''Philosophische Lehrjahre'' (Bd. 18 der Kritischen Schlegel-Ausgabe), Nr. 1149, formuliert in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Idealismus''. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02118-2, S. 350.</ref>}}
|Text=Es gibt keine wahre Aussage, denn die Position des Menschen ist die Unsicherheit des Schwebens. Wahrheit wird nicht gefunden, sondern produziert. Sie ist relativ.<ref>Nach ''Philosophische Lehrjahre'' (Bd. 18 der Kritischen Schlegel-Ausgabe), Nr. 1149, formuliert in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Idealismus''. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02118-2, S. 350.</ref>}}
 
Siehe zu dieser Auffassung, die die Wahrheit stets von etwas anderem bedingt ansieht und absolute Wahrheiten verneint: [[Relativismus]].
 
==== Fichte ====
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Dennoch wird Wahrheit von Fichte als etwas Überindividuelles verstanden. Es gibt nicht viele, psychologistisch verstandene Wahrheiten, sondern nur eine unteilbare Wahrheit. Sie hängt nicht vom Individualwillen der einzelnen Subjekte ab, sondern von den allgemeinen Strukturen eines immer schon vorausgesetzten vernünftigen Subjekts:
{{Zitat
{{Zitat|[D]as Wesen der Vernunft ist in allen vernünftigen Wesen Eins und ebendasselbe. Wie andere denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftigen Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von außen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie andere denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch andere. – Mit denen übereinstimmend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?|Johann Gottlieb Fichte<ref>Johann Gottlieb Fichte: ''Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit''. In: Johann Gottlieb Fichte: ''Werke''. Bd. 8, S. 351.</ref>}}
|Text=[D]as Wesen der [[Vernunft]] ist in allen vernünftigen Wesen Eins und ebendasselbe. Wie andere denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftigen Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von außen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie andere denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch andere. – Mit denen übereinstimmend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?
|Autor=Johann Gottlieb Fichte<ref>Johann Gottlieb Fichte: ''Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit''. In: Johann Gottlieb Fichte: ''Werke''. Bd. 8, S. 351.</ref>}}
Wahrheit hat so einen [[An sich|An-sich]]-Charakter: aus der Perspektive des individuellen Subjekts erschafft sie sich scheinbar von selbst; die [[transzendental]]e, allgemeine Subjektivität weiß dagegen um sich selbst als den Konstitutionsgrund der einheitlichen Wahrheit. Absolute Wahrheit besteht in völliger Selbstidentität und erweist sich für das endliche Ich als eine unendliche Aufgabe, ein letztlich nie zu erreichendes [[Ideal (Philosophie)|Ideal]].
 
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„Wahrheit“ ist damit bei Hegel ein „immanenter“ Prozess „der Sache selbst“. Hegel unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen dem „gewöhnlichen“ und dem „philosophischen oder spekulativen“ Satz. Der gewöhnliche Satz hat die Form eines Urteils. Es werden seine Komponenten, Subjekt und Prädikat, zuerst als voneinander getrennt verstanden und als solche in eine Beziehung zueinander gesetzt.<ref>Vgl. Georg Wilhelm Friedrich Hegel: ''Wissenschaft der Logik I.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, S. 93ff.</ref> Diese ist dann wahr oder falsch. Im ''positiv-vernünftigen'' oder ''spekulativen'' Satz wird dagegen die dialektische Bewegung der Sache selbst festgehalten.
 
Der „Begriff“ stellt im hegelschen Sinne die substantielle Verfasstheit aller „Dinge“ (Sachen) und des „Ganzen“ dar. Der Begriff einer Sache übertrifft prinzipiell und notwendigerweise diese Sache selbst, und zwar wegen des endlichen Momentes der Sache. Die absolute Wahrheit ist [[Gott]] als [[Geist]]. Er allein stellt die absolute Übereinstimmung des Begriffs und der Realität dar:
{{Zitat
{{Zitat|Gott allein ist die wahrhafte Übereinstimmung des Begriffs und der Realität; alle endlichen Dinge aber haben eine Unwahrheit an sich, sie haben einen Begriff und eine Existenz, die aber ihrem Begriff unangemessen ist […].<ref name="Hegel.P24.S2">Georg Wilhelm Friedrich Hegel: ''Enzyklopädie''. §&nbsp;24, Zusatz 2.</ref>}}
|Text=Gott allein ist die wahrhafte Übereinstimmung des Begriffs und der Realität; alle endlichen Dinge aber haben eine Unwahrheit an sich, sie haben einen Begriff und eine Existenz, die aber ihrem Begriff unangemessen ist […].<ref name="Hegel.P24.S2">Georg Wilhelm Friedrich Hegel: ''Enzyklopädie''. §&nbsp;24, Zusatz 2.</ref>}}
Der Grund für eine Nichtübereinstimmung von Begriff und Sache liegt für Hegel darin, dass die Dinge eine „Unwahrheit“ in sich haben. Diese ist darin begründet, dass sie endlich sind, während der sie fassende Begriff selbst unendlich ist. „Deshalb müssen sie [die endlichen Dinge] zu Grunde gehen, wodurch die Unangemessenheit ihres Begriffs und ihrer Existenz manifestiert wird. Das Tier als Einzelnes hat seinen Begriff in seiner Gattung, und die Gattung befreit sich von der Einzelheit durch den Tod“.<ref name="Hegel.P24.S2" /> Die „ontologische Verfasstheit“ eines endlichen Dinges besteht nach Hegel also darin, dass es sich [[Dialektische Aufhebung|aufhebt]]; das Zugrundegehen ist das Resultat der Dialektik, die deswegen einsetzt, weil das Sein der endlichen Dinge seinem eigenen Begriff nicht angemessen ist. Entsprechendes gilt von der „Wahrheit“ der endlichen Dinge: Diese „Wahrheiten“ sind „endliche Wahrheiten“, die zugrunde gehen müssen. Dabei werden sie nicht vernichtet, dies kann dem Geistigen im Gegensatz zum Materiellen nicht passieren, sondern sie bilden zusammen mit dem Fassen ihrer Entwicklung das Resultat. Hier zeigt sich Wahrheit im eigentlichen Sinne – als Zusammenkommen, Übereinstimmung (Identität) von Verschiedenen in einem gemeinsamen Medium. Hegel meint es wörtlich, wenn er sagt:
Der Grund für eine Nichtübereinstimmung von Begriff und Sache liegt für Hegel darin, dass die Dinge eine „Unwahrheit“ in sich haben. Diese ist darin begründet, dass sie endlich sind, während der sie fassende Begriff selbst unendlich ist. „Deshalb müssen sie [die endlichen Dinge] zu Grunde gehen, wodurch die Unangemessenheit ihres Begriffs und ihrer Existenz manifestiert wird. Das Tier als Einzelnes hat seinen Begriff in seiner Gattung, und die Gattung befreit sich von der Einzelheit durch den Tod“.<ref name="Hegel.P24.S2" /> Die „ontologische Verfasstheit“ eines endlichen Dinges besteht nach Hegel also darin, dass es sich [[Dialektische Aufhebung|aufhebt]]; das Zugrundegehen ist das Resultat der [[Dialektik]], die deswegen einsetzt, weil das Sein der endlichen Dinge seinem eigenen Begriff nicht angemessen ist. Entsprechendes gilt von der „Wahrheit“ der endlichen Dinge: Diese „Wahrheiten“ sind „endliche Wahrheiten“, die zugrunde gehen müssen. Dabei werden sie nicht vernichtet, dies kann dem Geistigen im Gegensatz zum Materiellen nicht passieren, sondern sie bilden zusammen mit dem Fassen ihrer Entwicklung das Resultat. Hier zeigt sich Wahrheit im eigentlichen Sinne – als Zusammenkommen, Übereinstimmung (Identität) von Verschiedenen in einem gemeinsamen Medium. Hegel meint es wörtlich, wenn er sagt:
{{Zitat|Die Wahrheit des Seins sowie des Nichts ist daher die ''Einheit'' beider; diese Einheit ist das ''Werden''.<ref>Georg Wilhelm Friedrich Hegel: ''Enzyklopädie''. §&nbsp;88.</ref>}}
{{Zitat
|Text=Die Wahrheit des Seins sowie des [[Nichts]] ist daher die ''Einheit'' beider; diese Einheit ist das ''Werden''.<ref>Georg Wilhelm Friedrich Hegel: ''Enzyklopädie''. §&nbsp;88.</ref>}}
 
=== Einwände gegen den Begriff der Wahrheit ===
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; Konstruktivismus
 
Der [[Radikaler Konstruktivismus|Radikale Konstruktivismus]] (RK) nimmt für sich in Anspruch, das Wahrheitsproblem gelöst zu haben, indem er aus dieser Zirkularität heraustritt. Da alle [[Wahrnehmung]] subjektiv ist, ist auch die Sicht der Welt oder die Sicht von Dingen ausschließlich subjektiv. Es gibt daher nur miteinander konkurrierende subjektive Wahrheiten. Ein Vergleich mit der Sache selbst ist aus systematischen Gründen nicht möglich. Ernst von Glasersfeld bezieht sich dabei unter anderem auf die [[Sapir-Whorf-Hypothese]], die besagt, dass man mit der [[Muttersprache]] die in dieser enthaltenen und ausgedrückten Wahrheiten erlernt. Verschiedene Muttersprachen stehen somit auch für verschiedene Wahrheiten. Der RK gibt daher konsequent den Begriff der einen Wahrheit und damit der Wahrheit selbst aus systematischen Gründen auf.
 
; Kritischer Rationalismus
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== Wahrheit in den Wissenschaften ==
Wahrheit, [[Wissenschaft]] und Wirklichkeit stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Ziel jeder [[Erkenntnis]] (Wissenschaft) ist die Wahrheit. Wissenschaft als Form des gesellschaftlichen Bewusstseins „widerspiegelt“ (beschreibt) die objektive [[Realität]].<ref name="Klaus_Buhr" /> Dabei wird mit dem Begriff der Wahrheit die Genauigkeit der Widerspiegelung der Wirklichkeit charakterisiert. Mit absoluter Wahrheit (Genauigkeit) ist eine „perfekte, exakte“ Wiedergabe gemeint, die nur für numerische Sachverhalte gelingt, wie z.&nbsp;B. bei der richtigen Angabe der Anzahl von Gegenständen. Im Allgemeinen sind jedoch wissenschaftliche Aussagen wie jegliches Wissen mit einer mehr oder weniger großen [[Unsicherheit]] verbunden, so dass dann von relativer Wahrheit gesprochen wird.
 
=== Wahrheit in den Natur- und technischen Wissenschaften ===
Für die Natur- und technischen Wissenschaften ist die Praxis (z.&nbsp;B. das Experiment) als praktischer Beweis das primäre und hinreichende Kriterium der Wahrheit. Die Natur- und technischen Wissenschaften haben wie die Wahrheit objektiven Charakter (siehe oben: Materialistische Widerspiegelungstheorie), andere Wahrheitstheorien werden nicht benötigt.<ref name="Klaus_Buhr" /><ref>„Was ist Wahrheit?“ – Überblick zu aktuellen Wahrheitstheorien. In: Aufklärung und Kritik (2002). S. 96–103</ref> In den Natur- und technischen Wissenschaften ist mit dem Geltungsanspruch eines Ergebnisses meistens auch ein Genauigkeitsanspruch verbunden. Wie mit dem dialektischen Verhältnis von absoluter und relativer Wahrheit in Wissenschaft und Technik umgegangen wird, macht die [[Metrologie]] deutlich. Der Messunsicherheit, die den wahren Wert verdeckt, wird nicht nur durch genauere Messungen[[Messung]]en begegnet, sondern auch mit statistischen Methoden bei der Auswertung von Wiederholungsmessungen ([[DIN 1319]]). Die Wahrheit in Gestalt [[wahrer Wert]]e ist zwar nicht direkt messbar, doch kann sie eingegrenzt werden. Eine Bestätigung von Naturgesetzen gelingt im Rahmen der [[Messunsicherheit]]. Die Metrologie zeigt, wie der Begriff der Wahrheit in Naturwissenschaft und Technik durch Messungen enger determiniert wird.
 
=== Wahrheit in den Sozial- und Geisteswissenschaften ===
In den Sozial- und Geisteswissenschaften kann das [[Experiment]] als Kriterium der Wahrheit kaum angewendet werden. So [[Oswald Schwemmer|O. Schwemmer]]: „Eine methodische Konstruktion der Wirklichkeit, wie sie im Experiment vorgenommen wird, ist in den Geistes- und Sozialwissenschaften nicht möglich. Und wo dort dennoch von Experimenten die Rede ist, unterscheiden diese sich grundlegend von den Experimenten der Naturwissenschaften. Dies schon darum, weil wir keine isolierten Systeme mit Menschen aufbauen, weil wir die prägenden Einflüsse aus den physischen, sozialen und semantischen Umgebungen der Menschen nicht zu einer ‚idealen‘ Modellsituation rückbauen können.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.philosophie.hu-berlin.de/de/forschung/drittmittelprojekte/ernst-cassirer-nachlassedition/lehre |hrsg=Humboldt-Universität zu Berlin |titel=Wahrheit und Wissenschaft von Oswald Schwemmer, Downloadseite |datumhrsg=Humboldt-Universität zu Berlin |zugriffformat=DOC |abruf=2017-02-06 |format=DOC}}</ref> Es bleiben nur „sekundäre Wahrheitskriterien“, die nur von notwendigem, aber nicht von hinreichendem Charakter sind. Der subjektive Einfluss des Erkennenden lässt sich nicht völlig eliminieren. Die Folge ist, dass die Sozial- und Geisteswissenschaften den Anspruch einer Wissenschaft auf [[Objektivität]] und Allgemeingültigkeit nur bedingt erfüllen können.<ref>O. Bollnow: Die Objektivität der Geisteswissenschaften und die Frage nach dem Wesen der Wahrheit.- Zeitschrift für philosophische Forschung, 16. Jahrgang.- 1962.- S. 3–25</ref> Allerdings ist auch im Bereich der Physik, speziell der [[Quantenphysik]], die unvermeidliche Beeinflussung des Beobachteten durch die Beobachtung bzw. den Beobachter bekannt.
 
== Wahrheit in den Religionen ==
=== Judentum und Christentum ===
==== Altes Testament ====
Dem Ausdruck „Wahrheit“ entspricht im Hebräischen das Wort אֱמֶת ''(ʾ<sup>æ</sup>mæṯ)''. Es ist stammverwandt mit [[amen]] (Verb אָמַן ''(ʾāman)'') und bedeutet so viel wie Verlässlichkeit, die unverbrüchliche Tragfähigkeit einer Sache oder eines Wortes, die [[Treue]] von Personen. Dieser hebräische Begriff ist damit stärker prozess- und handlungsorientiert als das griechische ''aletheia'' (objekt- und zustandsbezogen, vgl. Heideggers Verdeutschung zu „Ent-Bergung“). Im zwischenmenschlichen Bereich hat der Begriff der Wahrheit eine enge Beziehung zum Recht. Im religiösen Sinne ist Gott selbst die Quelle aller Wahrheit: ''„Ja, mein Herr und Gott, du bist der einzige Gott, und deine Worte sind wahr“'' {{Bibel|2 Sam|7|28}}. Seine Worte und sein Tun sind die Gewähr unbedingter Verlässlichkeit: ''„Denn das Wort des Herrn ist wahrhaftig, all sein Tun ist verlässlich“'' {{Bibel|Ps|33|4}}. Auch die in der [[Tora]] niedergelegten göttlichen Gebote werden als „Wahrheit“ bezeichnet: ''„Deine Gerechtigkeit bleibt ewig Gerechtigkeit, deine Weisung ist Wahrheit“'' {{Bibel|Ps|119|142}}. Der Mensch soll sich an diese Wahrheit halten&nbsp;– schon im Interesse seines eigenen Lebens: ''„Denn wenn du dich an die Wahrheit hältst, wirst du bei allem, was du tust, erfolgreich sein“'' {{Bibel|Tob|4|6}}.
 
==== Neues Testament ====
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Im Neuen Testament wird der Wahrheitsbegriff vor allem bei Paulus und im Johannesevangelium theologisch bedeutsam.
 
[[Paulus von Tarsus|Paulus]] tritt mit dem Anspruch auf, die Wahrheit zu verkündigen ({{B|2 Kor|4|2}}). Wahrheit und [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] werden bei ihm gleichgesetzt. Die Wahrheit ist „Jesus“ ({{B|Eph|4|21}}); es gilt, ihr zu gehorchen ({{B|Gal|5|7}}). Liebe zur Wahrheit bedeutet gleichzeitig eine Absage an Ungerechtigkeit und Bosheit ([[2. Brief des Paulus an die Thessalonicher|2. Thess]] 2,10 ff {{Bpur|2 Thess|2|10}}). Paulus spricht in den [[Pastoralbrief]]en auch von einer „Erkenntnis der Wahrheit“. Wahrheit wird bei ihm zum Synonym für die [[Orthodoxie]], die gegen falsche „Irrlehren“ verteidigt werden muss.
 
Im [[Johannesevangelium]] ist der Wahrheitsbegriff stark christologisch konnotiert. [[Jesus]] spricht von sich als der „Wahrheit“. Er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ ({{B|Joh|14|6}}). Auch alle Worte, die Jesus gesprochen hat, sind Wahrheit. Die Erkenntnis dieser Wahrheit, das Annehmen und Bleiben in dieser Wahrheit führt zu „Freiheit“ und „Leben“ {{Bibel|Joh|8|31-32}}. Diese Wahrheit setzt eine Empfänglichkeit der Menschen voraus, verlangt aber auch, dass sie sich im Tun bewährt ({{B|1 Joh|1|6}}; {{BB|1 Joh|2|4}}; {{BB|1 Joh|3|18}}). Der Geist der Wahrheit (auch [[Heiliger Geist]] genannt) ({{B|Joh|14|17}}; {{B|1 Joh|5|7}}) setzt das Heilswerk Christi fort {{Bibel|Joh|16|13}}; er wirkt in den Jüngern weiter und führt sie, um gegenüber der Welt Zeugnis für Jesus Christus abzugeben {{Bibel|Joh|15|26-27}}.
 
Das Johannesevangelium {{Bibel|Joh|18|}} berichtet, wie Jesus von [[Pontius Pilatus|Pilatus]] verhört wurde. Pilatus: „So bist du dennoch ein König?“, Jesus: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ Pilatus winkt ab: „[[Was ist Wahrheit?]]“ – Das Zitat wird auch als Hinweis auf die Beschränktheit der menschlichen Erkenntnis gedeutet, die nur durch [[Glaube (Religion)|Glauben]] oder [[Offenbarung]] überwunden werden kann.
 
==== Christliche Theologie ====
===== Allgemein =====
In der Geschichte der christlichen Theologie stand die Wahrheit des christlichen Glaubens immer wieder im Zentrum heftiger Kontroversen. Schon im Mittelalter wurde versucht, den Streit so zu schlichten, dass man eine Theorie der „[[Doppelte Wahrheit|doppelten Wahrheit]]“ entwarf, nach der im subjektiven religiösen Glauben oder auch in der wissenschaftlichen Theologie durchaus wahr sein kann, was in der Philosophie falsch ist. Diese Auffassung wurde zwar auf dem [[Fünftes Laterankonzil|5. Laterankonzil]] 1513 als Irrlehre verurteilt. Aber
In der Zeit der [[Scholastik]] wurde durch Philosophen wie Thomas von Aquin für die Vernünftigkeit des [[Christentum]]s bzw. die Vereinbarkeit von Glaube und Vernunft argumentiert; siehe auch [[Apologetik]]. Die Frage nach der Einheit und Allgemeingültigkeit der religiösen Wahrheit wurde in der [[Reformation]] und [[Aufklärung]] wieder aufgenommen. Die konfessionelle Glaubensspaltung, die Emanzipation der Einzelwissenschaften von der traditionell beanspruchten sachlichen Priorität der Theologie, die neuzeitliche Religionskritik und die Konfrontation mit den Wahrheitsansprüchen anderer Religionen sind die wichtigsten Faktoren, die in der Neuzeit zur Entstehung und Erhaltung dieser Krise beigetragen haben.
 
In der modernen [[Religionsphilosophie]] wurde der Wahrheitsbegriff christlicher Theologien in unterschiedlichster Weise angegriffen, darunter:
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* Falls religiöse Aussagen einen genuinen Wahrheitsanspruch erheben, können sie dann in irgendeiner Form als wahr erkannt bzw. als wahr erwiesen werden ([[Verifikation]]s<nowiki />problem)?
 
Letzterer Einwand setzt einen Verifikationismus voraus, wie er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts teilweise populär war, inzwischen aber von vielen Wissenschaftstheoretikern abgelehnt wird. Beide Einwände setzen voraus, dass religiöse Wahrheit nach dem Modell von Aussagenwahrheit verstehbar sei. Diese Voraussetzung wurde in der Theologie des 20. Jahrhunderts vielfach kritisiert. Unter Rückgriff auf die alttestamentliche Bedeutung von „Wahrheit“ (אמת, ''emet'') wurde religiöse Wahrheit stattdessen beispielsweise als personale Begegnung interpretiert oder (meist von Seiten lutherisch oder dialektisch geprägter Theologie) als Ereignis verstanden, das geschieht, wenn das [[Wort Gottes]] den Menschen im Glauben wahr macht. In der neueren Religionsphilosophie wird die metaphilosophische Debatte über realistische Interpretationen religiöser Überzeugungen und Aussagen intensiv und kontrovers geführt. (sog. [[Theologischer Realismus]] oder Kritischer Realismus in der Religionsphilosophie).
 
===== Römisch-Katholische Kirche =====
[[Datei:Wahrheitszuordnung der kath-Kirche de.svg|mini|Visualisierung der Wahrheitszuordnung nach [[Lumen Gentium]]<ref name="Lumen Gentium">{{Internetquelle |url=http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_19641121_lumen-gentium_ge.html |titel=Dogmatische Konstitution Lumen Gentium |hrsg=[[Römisch-katholische Kirche]] |datum=1964-11-21 |zugriffabruf=2014-01-08 |kommentar=Nr. 13 und Nr. 16 |zitat=Zu dieser katholischen Einheit des Gottesvolkes, die den allumfassenden Frieden bezeichnet und fördert, sind alle Menschen berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind.}}</ref> ]]
 
Die [[römisch-katholische Kirche]] erhob lange Zeit einen [[Absolutheitsanspruch]] für die eigene religiöse Wahrheit und Heilsvermittlung. Diese Position hat v.&nbsp;a. in der [[Fundamentaltheologie|fundamentaltheologischen]] Diskussion der 2. Hälfte des 20. Jh. unterschiedliche Präzisierungen und Modifikationen erfahren. Seit dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] wird von offizieller Seite ein moderater [[Inklusivismus]] vertreten. Besonders in [[Nostra Aetate]], der Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, wird erklärt, dass die Menschen einzig in Christus, „der Weg, Wahrheit und Leben“ {{Bibel|Joh|14,6}} ist, die Fülle des religiösen Lebens finden. Doch auch andere Religionen haben Anteil am durch Christus unüberbietbar vermittelten [[Heil]], denn ihre Handlungs- und Lebensweisen können „nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet“.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651028_nostra-aetate_ge.html |titel=Nostra Aetate |titelerg=Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen |hrsg=[[Römisch-katholische Kirche]] |datum=1965-10-02 |zugriffabruf=2014-01-08 |kommentar=Kapitel 2}}</ref> Die Kirche sieht die Menschen auf verschiedene Weise der Wahrheit hin zugehörend und zugeordnet: Zuerst „die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind.“<ref name="Lumen Gentium" />
 
Einen wesentlichen Beitrag zur Klärung des Verhaltnisses von Glaube und Wahrheit lieferte auch die [[Enzyklika]] ''[[Fides et ratio]]'' (Glaube und Vernunft).
Der aktuelle [[Papst]] [[Franziskus (Papst)|Franziskus]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.repubblica.it/cultura/2013/09/12/news/lettera_papa_traduzione_tedesco-66358598/ |titel=Papst Franziskus schreibt an “la Repubblica” |titelerg=“Offener Dialog mit den Nichtgläubigen” |hrsg=[[La Repubblica]] |datum=2013-09-12 |zugriff=2014-01-07 |zitat=Sie fragen mich auch, ob es ein Irrtum oder eine Sünde sei zu glauben, dass es keine absolute Wahrheit gebe. Ich würde zunächst auch für einen Glaubenden nicht von ,absoluter‘ Wahrheit sprechen – für den Christen ist die Wahrheit die Liebe Gottes zu uns in Jesus Christus, also eine Beziehung! Und jeder von uns geht von sich selbst aus, wenn er die Wahrheit aufnimmt und ausdrückt: von seiner Geschichte, Kultur, seiner Lage usw. Das heißt nicht, dass Wahrheit subjektiv oder veränderlich wäre, im Gegenteil. Aber sie gibt sich uns immer nur als Weg und als Leben. Hat nicht Jesus selbst gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben?}}</ref> und sein Vorgänger, Papst [[Benedikt&nbsp;XVI.]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/homilies/2012/documents/hf_ben-xvi_hom_20120902_ratzinger-schuelerkreis_ge.html |titel=Predigt von Papst Benedikt XVI. |titelerg=Heilige Messe zum Abschluss der Begegnung mit dem “[[Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung|Ratzinger-Schülerkreis]]” |hrsg=[[Römisch-katholische Kirche]] |datum=2012-09-02 |zugriff=2014-01-07 |zitat=Niemand kann die Wahrheit haben, die Wahrheit hat uns, sie ist etwas Lebendiges! Wir sind nicht ihre Besitzer, sondern wir sind von ihr ergriffen; nur wenn wir uns von ihr führen und treiben lassen, bleiben wir in ihr; nur wenn wir mit ihr und in ihr Pilger der Wahrheit sind, dann ist sie in uns und durch uns da.}}</ref>, beschrieben Wahrheit als Beziehung der Menschen zu Gott, über die jedoch niemand absolut verfügt, sondern die im Rahmen eines Weges immer neu erschlossen werden muss.
 
Der aktuelle [[Papst]] [[Franziskus (Papst)|Franziskus]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.repubblica.it/cultura/2013/09/12/news/lettera_papa_traduzione_tedesco-66358598/ |titel=Papst Franziskus schreibt an “la Repubblica” |titelerg=“Offener Dialog mit den Nichtgläubigen” |hrsg=[[La Repubblica]] |datum=2013-09-12 |abruf=2014-01-07 |zitat=Sie fragen mich auch, ob es ein Irrtum oder eine Sünde sei zu glauben, dass es keine absolute Wahrheit gebe. Ich würde zunächst auch für einen Glaubenden nicht von ,absoluter‘ Wahrheit sprechen – für den Christen ist die Wahrheit die Liebe Gottes zu uns in Jesus Christus, also eine Beziehung! Und jeder von uns geht von sich selbst aus, wenn er die Wahrheit aufnimmt und ausdrückt: von seiner Geschichte, Kultur, seiner Lage usw. Das heißt nicht, dass Wahrheit subjektiv oder veränderlich wäre, im Gegenteil. Aber sie gibt sich uns immer nur als Weg und als Leben. Hat nicht Jesus selbst gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben?}}</ref> und sein Vorgänger, Papst [[Benedikt&nbsp;XVI.]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/homilies/2012/documents/hf_ben-xvi_hom_20120902_ratzinger-schuelerkreis_ge.html |titel=Predigt von Papst Benedikt XVI. |titelerg=Heilige Messe zum Abschluss der Begegnung mit dem “[[Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung|Ratzinger-Schülerkreis]]” |hrsg=[[Römisch-katholische Kirche]] |datum=2012-09-02 |abruf=2014-01-07 |zitat=Niemand kann die Wahrheit haben, die Wahrheit hat uns, sie ist etwas Lebendiges! Wir sind nicht ihre Besitzer, sondern wir sind von ihr ergriffen; nur wenn wir uns von ihr führen und treiben lassen, bleiben wir in ihr; nur wenn wir mit ihr und in ihr Pilger der Wahrheit sind, dann ist sie in uns und durch uns da.}}</ref>, beschrieben Wahrheit als Beziehung der Menschen zu Gott, über die jedoch niemand absolut verfügt, sondern die im Rahmen eines Weges immer neu erschlossen werden muss.
 
=== Buddhismus ===
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[[Buddha Shakyamuni]] hat im Kalama-Sutta zur Wahl einer persönlichen Wahrheit gesagt:
{{Zitat
|Text=Glauben Sie an nichts, nur weil Sie es gehört haben.
Glauben Sie nicht einfach an Traditionen, weil sie von Generationen akzeptiert wurden.
Glauben Sie an nichts, nur auf Grund der Verbreitung durch Gerüchte.
Glauben Sie nie etwas, nur weil es in [[Heilige Schriften|Heiligen Schriften]] steht.
Glauben Sie an nichts, nur wegen der Autorität der Lehrer oder älterer Menschen.
 
Aber wenn Sie selber erkennen, dass etwas heilsam ist und dass es dem Einzelnen und Allen zugute kommt und förderlich ist, dann mögen Sie es annehmen und stets danach leben.
|Autor=Kālāma Sutta Anguttara-Nikāya III, 66<ref>Vol. 1, S. 167–171 Aurum Ed.</ref>}}
 
In einer Lehrrede für seinen Sohn Rahula hat er ebenfalls auf die Bedeutung von Wahrheit hingewiesen.<ref>[http://www.accesstoinsight.org/tipitaka/mn/mn.061.than.html Ambalatthika-rahulovada Sutta Instructions to Rahula at Mango Stone] Translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu, (englisch)</ref>
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Über die Definition und die Bedeutung der in der [[Islam|islamischen]] Welt verwendeten, mehrdeutigen Wahrheitsbegriffe, Haqq ([[Arabische Sprache|arabisch]] , Al-Haqq الحق) bzw. Haqqiqah ([[Arabische Sprache|arabisch]] , الحقيقه), diskutieren seit Jahrhunderten die [[Islamische Schule|Islamischen Schulen]], Koran-Exegeten und [[Ashāb al-hadīth|Traditionarier]], z. T. sehr kontrovers und mit Anfeindungen und [[Apostasie im Islam|Apostasie]]-Vorwürfen ([[Takfīr]], [[Arabische Sprache|arabisch]] تكفير).
 
Im Koran kommt der Begriff <nowiki>''</nowiki>Al-Haqq<nowiki>''</nowiki> insgesamt 227-mal vor. In vier Versen im Koran wird der Gott (Allah) als Haqq (Al-Haqq), die Wahrheit, bezeichnet.<ref>Koran, Sure 22, Vers 6; Sure 22, Vers 62; Sure 24, Verse 25; Sure 31, Vers 30.</ref> (Auch in den Überlieferungen erscheint Al-Haqq unter den 99 Namen,<ref>Bentley, David (September 1999). ''The 99 Beautiful Names for God for All the People of the Book''. William Carey Library. ISBN 0-87808-299-9</ref> die dem Gott zugeordnet werden.) Im Koran werden die Religion,<ref>Koran, Sure 8, Vers 8.</ref> die Lehren und die Worte Gottes<ref>Koran, Sure 28, Vers 48.</ref> als Al-Haqq beschrieben. Die Koran-Exegeten beanspruchen diese Wahrheitsdefinition für den Islam bzsbzw. für den Koran. Nach Definition dieser islamischen Theologen ist Gott und alles von ihm stammende die Wahrheit (Al-Haqq).<ref>[[Allameh Tabatabai|Tabataba'i, Muhammad Husayn]], Al-Mizan fi Tafsir al-Qur'an (Arabic: الميزان في تفسير القرآن, "The balance in interpretation of Quran"), Exegese von Sure 9, Vers 33 (in arabischArabisch und persischPersisch).</ref><ref>{{Literatur |Autor=Muḥammad Ibn Aḥmad Ibn Rassoul |Hrsg= |Titel=Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=41. |Verlag=Islamische Bibliothek |Ort= |Datum=2008 |Sprache=de |ISBN=9783821702339978-3-8217-0233-9 |Seiten=39 |FormatSprache=de}}</ref>
 
== Wahrheit in der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Moderne ==
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Bleibt die Wahrheit offen ([[non liquet]]), wird nach der (objektiven) Beweislast (in der freiwilligen Gerichtsbarkeit: [[Feststellungslast]]) entscheiden. Im Strafprozess wird der Angeklagte freigesprochen ([[in dubio pro reo]]), sofern nicht, weil jede denkbare Wahrheit eine Straftat darstellt, ausnahmsweise [[Wahlfeststellung]] möglich ist. Im Zivilprozess richtet sich die Beweislast nach dem materiellen Recht; kann der Kläger die Tatbestandsvoraussetzungen der geltend gemachten Anspruchsgrundlage nicht beweisen, wird die Klage abgewiesen; kann er das, der Beklagte aber nicht die Voraussetzungen der erheblichen Einwendungen beweisen, wird ihr stattgegeben.
 
Die Parteien im Zivilprozess stehen unter Wahrheitspflicht, ebenso [[Zeuge]]n und [[Sachverständiger|Sachverständige]]; unwahre Angaben können als [[Vermögensdelikt|Betrug]] bzw. [[Aussagedelikt]] strafbar sein, siehe auch [[Meineid]]. Der Angeklagte darf dagegen im Strafprozess nicht nur [[Schweigen (Recht)|schweigen]], sondern auch lügen ([[Nemo tenetur se ipsum accusare]]).
 
== Literatur ==
=== Wahrheit in der Philosophie ===
==== Klassiker (chronologisch geordnet) ====
* [[Thomas von Aquin]]: ''Von der Wahrheit'' (''De veritate'', [[Quaestio (Literaturgattung)|Quaestio]] I), Lateinisch – Deutsch, ausgewählt, übersetzt und herausgegeben von [[Albert Zimmermann (Philosophiehistoriker)|Albert Zimmermann]], Hamburg 1986, ISBN 3-7873-0669-2 [http://www.corpusthomisticum.org/qdv01.html (Online im ''Corpus Thomisticum'')]; deutsche Übertragung (von [[Edith Stein]]): [https://www.karmelitinnen-koeln.de/wp-content/uploads/2014/10/23_24_EdithSteinGesamtausgabe_UntersuchungenUeberDieWahrheit.pdf Untersuchungen über die Wahrheit].
* [[Friedrich Nietzsche]]: ''[[Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne]]''. [1872].
* [[Kurt Gödel]]: ''Über formal unentscheidbare Sätze''. In: ''Monatshefte für Mathematik und Physik'', 38, 1931, S. 173–198.
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==== Vertiefung ====
* William P. Alston: ''A Realist Conception of Truth''. Cornell Press, Ithaca 1996.
* Karen Gloy: Wahrheit und Lüge, Würzburg 22019, ISBN 978-3-8260-6874-4.
* Wolfgang Becker: ''Wahrheit und sprachliche Handlung. Untersuchungen zur sprachphilosophischen Wahrheitstheorie.'' Verlag Karl Alber, Freiburg i. Br. / München 1988, ISBN 3-495-47651-2. <small>Wie ein Wahrheitsanspruch intersubjektiv eingelöst werden kann, wird durch ein integratives Wahrheitskriterium geklärt.</small>
* [[Pascal Engel]]: ''Truth''. McGill-Queen’s, Montreal 2002.
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=== Wahrheit in der Erzählforschung ===
* JürgenArtikel Beyer: Wahrheit,„Wahrheit“ in: ''Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung,'' Bd.{{Literatur 14,|Autor=(Autor: Lfg.Jürgen 1,Beyer) Berlin|Titel=Band u.14 NewVergeltung York:- WalterZypern, deNachträge |Verlag=De Gruyter 2011,|Datum=2015 |ISBN=978-3-11-040828-7 |Seiten=412–418 Sp|Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110408287/html 412–418|Abruf=2023-04-19 |DOI=10.1515/9783110408287}}
 
=== Wahrheit im Verfassungsstaat ===
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* Maarten J.F.M. Hoenen: [http://www3.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=3143 ''Theorien der Wahrheit''.] Podcast, Lehrveranstaltung der Universität Freiburg, WS 2008/09
* [[Stanford Encyclopedia of Philosophy]]:
** {{Literatur
** {{Literatur|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-axiomatic/|Titel=Axiomatic Theories of Truth|Autor=Volker Halbach, Graham E.Leigh|Datum=2020}}
|Autor=Volker Halbach, Graham E.Leigh
** {{Literatur|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-coherence/|Titel=The Coherence Theory of Truth|Autor=James O.Young|Datum=2018}}
|Titel=Axiomatic Theories of Truth
** {{Literatur|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-correspondence/|Titel=The Correspondence Theory of Truth|Autor=Marian David|Datum=2020}}
|Datum=2020
** {{Literatur|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-deflationary/|Titel=The Deflationary Theory of Truth}|Autor=Daniel Stoljar, Nic Damnjanovic |Datum=2014}}
** {{Literatur |Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-identityaxiomatic/|Titel=The Identity Theory of Truth|Autor=Richard Gaskin|Datum=2021}}
** {{Literatur
** {{Literatur|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-pluralist/|Titel=Pluralist Theories of Truth|Autor=Nikolaj Jang Lee Pedersen Linding, Cory Wright|Datum=2018}}
|Autor=James O.Young
** {{Literatur|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-pragmatic/|Titel=The Pragmatic Theory of Truth|Autor=John Capps|Datum=2019}}
|Titel=The Coherence Theory of Truth
** {{Literatur|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-revision/|Titel=The Revision Theory of Truth|Autor=Philip Kremer|Datum=2016}}
|Datum=2018
|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-coherence/}}
** {{Literatur
|Autor=Marian David
|Titel=The Correspondence Theory of Truth
|Datum=2020
|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-correspondence/}}
** {{Literatur
|Autor=Daniel Stoljar, Nic Damnjanovic
|Titel=The Deflationary Theory of Truth}
|Datum=2014
|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-deflationary/}}
** {{Literatur
|Autor=Richard Gaskin
|Titel=The Identity Theory of Truth
|Datum=2021
|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-identity/}}
** {{Literatur
|Autor=Nikolaj Jang Lee Pedersen Linding, Cory Wright
|Titel=Pluralist Theories of Truth
|Datum=2018
|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-pluralist/}}
** {{Literatur
|Autor=John Capps
|Titel=The Pragmatic Theory of Truth
|Datum=2019
|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-pragmatic/}}
** {{Literatur
|Autor=Philip Kremer
|Titel=The Revision Theory of Truth
|Datum=2016
|Online=https://plato.stanford.edu/entries/truth-revision/}}
* [[Internet Encyclopedia of Philosophy]]:
** {{Literatur
** {{Literatur|Online=https://iep.utm.edu/plur-tru/|Titel=Pluralist Theories of Truth|Autor=Douglas Edwards}}
|Autor=Douglas Edwards
** {{Literatur|Online=https://iep.utm.edu/truthpro/|Titel=Prosentential Theory of Truth|Autor=James R. Beebe}}
|Titel=Pluralist Theories of Truth
** {{Literatur|Online=https://iep.utm.edu/s-truth/|Titel=The Semantic Theory of Truth|Autor=Jan Woleński}}
|Datum=
** {{Literatur|Online=https://iep.utm.edu/truth-ma/|Titel=Truthmaker Theory|Autor=Jamin Asay}}
|Online=https://iep.utm.edu/plur-tru/}}
** {{Literatur
|Autor=James R. Beebe
|Titel=Prosentential Theory of Truth
|Datum=
|Online=https://iep.utm.edu/truthpro/}}
** {{Literatur
|Autor=Jan Woleński
|Titel=The Semantic Theory of Truth
|Datum=
|Online=https://iep.utm.edu/s-truth/}}
** {{Literatur
|Autor=Jamin Asay
|Titel=Truthmaker Theory
|Datum=
|Online=https://iep.utm.edu/truth-ma/}}
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive>
 
<ref name="Kosing">
Kosing, A.: ''Marxistisches Wörterbuch der Philosophie.'' Verlag am Park, Berlin. 2015
</ref>
 
<ref name="Wahrheit">
Artikel „Wahrheit“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' 11. Aufl., Leipzig 1975.
</ref>
 
</references>